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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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ten sie das Anständige und Nutzbare für
uns
suchen?

Jch berechnete noch über dieß den Ge-
winn, den selbst das Genie des Gelehrten
durch die Fragen der lehrbegierigen Un-
wissenheit erhält, die ihn oft auf Betrach-
tung und Nachdenken über eine neue Sei-
te gewisser Gegenstände führt, die er als
gering übersah, oder die, weil sie allein
an das Reich der Empfindungen gränzte,
von einem Frauenzimmer eher bemerkt
wurde, als von Männern. Gewiß ist es,
daß die Bemühung, andre in einer Kunst
oder Wissenschaft zu unterrichten, unsere
Begriffe feiner, deutlicher und vollkomme-
ner macht. Ja, sogar des Schülers
verkehrte Art etwas zu fassen, die einfäl-
tigsten Fragen desselben, können der An-
laß zu großen und nützlichen Entdeckun-
gen werden; wie diese von dem Gärtner
zu Florenz, über die bey abwechselnder
Witterung bemerkte Erhöhung oder Er-
niedrigung des Wassers in seinem Brun-
nen, die vortreffliche Erfindung des Ba-
ronets veranlaßte. Aber ich komme zu

weit

ten ſie das Anſtaͤndige und Nutzbare fuͤr
uns
ſuchen?

Jch berechnete noch uͤber dieß den Ge-
winn, den ſelbſt das Genie des Gelehrten
durch die Fragen der lehrbegierigen Un-
wiſſenheit erhaͤlt, die ihn oft auf Betrach-
tung und Nachdenken uͤber eine neue Sei-
te gewiſſer Gegenſtaͤnde fuͤhrt, die er als
gering uͤberſah, oder die, weil ſie allein
an das Reich der Empfindungen graͤnzte,
von einem Frauenzimmer eher bemerkt
wurde, als von Maͤnnern. Gewiß iſt es,
daß die Bemuͤhung, andre in einer Kunſt
oder Wiſſenſchaft zu unterrichten, unſere
Begriffe feiner, deutlicher und vollkomme-
ner macht. Ja, ſogar des Schuͤlers
verkehrte Art etwas zu faſſen, die einfaͤl-
tigſten Fragen deſſelben, koͤnnen der An-
laß zu großen und nuͤtzlichen Entdeckun-
gen werden; wie dieſe von dem Gaͤrtner
zu Florenz, uͤber die bey abwechſelnder
Witterung bemerkte Erhoͤhung oder Er-
niedrigung des Waſſers in ſeinem Brun-
nen, die vortreffliche Erfindung des Ba-
ronets veranlaßte. Aber ich komme zu

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[230/0256] ten ſie das Anſtaͤndige und Nutzbare fuͤr uns ſuchen? Jch berechnete noch uͤber dieß den Ge- winn, den ſelbſt das Genie des Gelehrten durch die Fragen der lehrbegierigen Un- wiſſenheit erhaͤlt, die ihn oft auf Betrach- tung und Nachdenken uͤber eine neue Sei- te gewiſſer Gegenſtaͤnde fuͤhrt, die er als gering uͤberſah, oder die, weil ſie allein an das Reich der Empfindungen graͤnzte, von einem Frauenzimmer eher bemerkt wurde, als von Maͤnnern. Gewiß iſt es, daß die Bemuͤhung, andre in einer Kunſt oder Wiſſenſchaft zu unterrichten, unſere Begriffe feiner, deutlicher und vollkomme- ner macht. Ja, ſogar des Schuͤlers verkehrte Art etwas zu faſſen, die einfaͤl- tigſten Fragen deſſelben, koͤnnen der An- laß zu großen und nuͤtzlichen Entdeckun- gen werden; wie dieſe von dem Gaͤrtner zu Florenz, uͤber die bey abwechſelnder Witterung bemerkte Erhoͤhung oder Er- niedrigung des Waſſers in ſeinem Brun- nen, die vortreffliche Erfindung des Ba- ronets veranlaßte. Aber ich komme zu weit

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/256>, abgerufen am 22.11.2024.