te; das Gezier, die Selbstzufriedenheit, womit der Franzose sich als den Autor sehr artiger und beliebter Büchergen an- preisen hörte, würde meine Emilia, wie mich, geärgert haben.
Aber wie schön leuchtete die Bescheiden- heit unsers weisen Landmanns hervor, der mit der Menschenfreundlichkeit, womit der ächte Philosoph die Thoren zu ertra- gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den der fade bel-esprit auf ihn machen mußte, ja sogar sich mit wahrer Herablassung erinnerte, eines von seinen Schriftchen ge- lefen zu haben.
Mir schien der ganze Vorgang, als ob ein armer Prahler mit lächerlichem Stolze den edeln Besitzer einer Goldmine ein Stückgen zackigt ausgeschnittenes Flit- tergold zeigte, es zwischen seinen Fingern hin und her wendete, und sich viel mit dem Geräusche zu gute thäte, so er da- mit machen könnte, und wozu freylich der Vorrath gediegenen Goldes des edelmüthi- gen Reichen nicht tauglich ist; aber dieser lächelte den Thoren mit seinem Spielwerk
leutselig
te; das Gezier, die Selbſtzufriedenheit, womit der Franzoſe ſich als den Autor ſehr artiger und beliebter Buͤchergen an- preiſen hoͤrte, wuͤrde meine Emilia, wie mich, geaͤrgert haben.
Aber wie ſchoͤn leuchtete die Beſcheiden- heit unſers weiſen Landmanns hervor, der mit der Menſchenfreundlichkeit, womit der aͤchte Philoſoph die Thoren zu ertra- gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den der fade bel-eſprit auf ihn machen mußte, ja ſogar ſich mit wahrer Herablaſſung erinnerte, eines von ſeinen Schriftchen ge- lefen zu haben.
Mir ſchien der ganze Vorgang, als ob ein armer Prahler mit laͤcherlichem Stolze den edeln Beſitzer einer Goldmine ein Stuͤckgen zackigt ausgeſchnittenes Flit- tergold zeigte, es zwiſchen ſeinen Fingern hin und her wendete, und ſich viel mit dem Geraͤuſche zu gute thaͤte, ſo er da- mit machen koͤnnte, und wozu freylich der Vorrath gediegenen Goldes des edelmuͤthi- gen Reichen nicht tauglich iſt; aber dieſer laͤchelte den Thoren mit ſeinem Spielwerk
leutſelig
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te; das Gezier, die Selbſtzufriedenheit,
womit der Franzoſe ſich als den Autor
ſehr artiger und beliebter Buͤchergen an-
preiſen hoͤrte, wuͤrde meine Emilia, wie
mich, geaͤrgert haben.
Aber wie ſchoͤn leuchtete die Beſcheiden-
heit unſers weiſen Landmanns hervor,
der mit der Menſchenfreundlichkeit, womit
der aͤchte Philoſoph die Thoren zu ertra-
gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den
der fade bel-eſprit auf ihn machen mußte,
ja ſogar ſich mit wahrer Herablaſſung
erinnerte, eines von ſeinen Schriftchen ge-
lefen zu haben.
Mir ſchien der ganze Vorgang, als
ob ein armer Prahler mit laͤcherlichem
Stolze den edeln Beſitzer einer Goldmine
ein Stuͤckgen zackigt ausgeſchnittenes Flit-
tergold zeigte, es zwiſchen ſeinen Fingern
hin und her wendete, und ſich viel mit
dem Geraͤuſche zu gute thaͤte, ſo er da-
mit machen koͤnnte, und wozu freylich der
Vorrath gediegenen Goldes des edelmuͤthi-
gen Reichen nicht tauglich iſt; aber dieſer
laͤchelte den Thoren mit ſeinem Spielwerk
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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