war mir desto angenehmer, weil es mich an einen Entwurf denken ließ, dieser gan- zen Familie so viel mir möglich aufzuhelfen, und dieß, meine Emilia, ist das Stück urbaren Erdreichs so ich angetroffen: wo ich Sorgen, Freundschaft und Dienste aussäen will. Die Erndte und der Nu- tzen soll den drey armen Kindern zu gute kommen. Denn ich hoffe, daß die Ael- tern der Pflichten der Natur getreu genug seyn werden, um davon keinen andern Gebrauch, als zum Besten ihrer unschul- digen und unglücklichen Kinder zu machen. Gelingt mir alles was ich thun will, und was mir mein Herz angiebt, so will ich meinen Aufenthalt segnen; dann nun ach- te ich die Zeit, die ich hier bin, nicht mehr für verlohren. Jch soll in wenigen Ta- gen von den Ursachen des Unglücks die- ser Familie Nachricht erhalten, nach dem werde ich erst eigentlich wissen, was ich zu thun habe. Der Rath T* ist sehr krank, deswegen konnte die Frau noch nicht schreiben. Vorgestern kamen wir zurück.
Milord
war mir deſto angenehmer, weil es mich an einen Entwurf denken ließ, dieſer gan- zen Familie ſo viel mir moͤglich aufzuhelfen, und dieß, meine Emilia, iſt das Stuͤck urbaren Erdreichs ſo ich angetroffen: wo ich Sorgen, Freundſchaft und Dienſte ausſaͤen will. Die Erndte und der Nu- tzen ſoll den drey armen Kindern zu gute kommen. Denn ich hoffe, daß die Ael- tern der Pflichten der Natur getreu genug ſeyn werden, um davon keinen andern Gebrauch, als zum Beſten ihrer unſchul- digen und ungluͤcklichen Kinder zu machen. Gelingt mir alles was ich thun will, und was mir mein Herz angiebt, ſo will ich meinen Aufenthalt ſegnen; dann nun ach- te ich die Zeit, die ich hier bin, nicht mehr fuͤr verlohren. Jch ſoll in wenigen Ta- gen von den Urſachen des Ungluͤcks die- ſer Familie Nachricht erhalten, nach dem werde ich erſt eigentlich wiſſen, was ich zu thun habe. Der Rath T* iſt ſehr krank, deswegen konnte die Frau noch nicht ſchreiben. Vorgeſtern kamen wir zuruͤck.
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war mir deſto angenehmer, weil es mich
an einen Entwurf denken ließ, dieſer gan-
zen Familie ſo viel mir moͤglich aufzuhelfen,
und dieß, meine Emilia, iſt das Stuͤck
urbaren Erdreichs ſo ich angetroffen: wo
ich Sorgen, Freundſchaft und Dienſte
ausſaͤen will. Die Erndte und der Nu-
tzen ſoll den drey armen Kindern zu gute
kommen. Denn ich hoffe, daß die Ael-
tern der Pflichten der Natur getreu genug
ſeyn werden, um davon keinen andern
Gebrauch, als zum Beſten ihrer unſchul-
digen und ungluͤcklichen Kinder zu machen.
Gelingt mir alles was ich thun will, und
was mir mein Herz angiebt, ſo will ich
meinen Aufenthalt ſegnen; dann nun ach-
te ich die Zeit, die ich hier bin, nicht mehr
fuͤr verlohren. Jch ſoll in wenigen Ta-
gen von den Urſachen des Ungluͤcks die-
ſer Familie Nachricht erhalten, nach dem
werde ich erſt eigentlich wiſſen, was ich
zu thun habe. Der Rath T* iſt ſehr
krank, deswegen konnte die Frau noch
nicht ſchreiben. Vorgeſtern kamen wir
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/228>, abgerufen am 03.12.2024.
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