Der Theil, den ich davon genieße, ist allein die Freude, die ein edles Herz in der Zu- friedenheit seiner Freunde und in der Be- trachtung der guten Eigenschaften seiner Nebenmenschen findt.
Noch eins, meine Emilia, ist für mich dabey: Weil ich von der Würklichkeit ei- nes vollkommenen edeln, gütigen und wei- sen liebenswürdigen Mannes überzeugt bin, so wird der Niederträchtige, oder der bloße Witzling und der nur allein ar- tige Mann niemals, niemals keine Ge- walt über mein Herz erhalten; und dieß ist viel Vortheil, den ich von der Bekannt- schaft des Milords habe.
Jch bedaure, daß die Krankheit des rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu- läßt selbst an mich zu schreiben; nicht weil ich mit ihren Briefen unzufrieden bin, sondern weil er mir mehr von seinen eignen Gedanken über mich sagen würde, als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt sich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.
Gestern waren wir bey einer großen Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F.
kam
Der Theil, den ich davon genieße, iſt allein die Freude, die ein edles Herz in der Zu- friedenheit ſeiner Freunde und in der Be- trachtung der guten Eigenſchaften ſeiner Nebenmenſchen findt.
Noch eins, meine Emilia, iſt fuͤr mich dabey: Weil ich von der Wuͤrklichkeit ei- nes vollkommenen edeln, guͤtigen und wei- ſen liebenswuͤrdigen Mannes uͤberzeugt bin, ſo wird der Niedertraͤchtige, oder der bloße Witzling und der nur allein ar- tige Mann niemals, niemals keine Ge- walt uͤber mein Herz erhalten; und dieß iſt viel Vortheil, den ich von der Bekannt- ſchaft des Milords habe.
Jch bedaure, daß die Krankheit des rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu- laͤßt ſelbſt an mich zu ſchreiben; nicht weil ich mit ihren Briefen unzufrieden bin, ſondern weil er mir mehr von ſeinen eignen Gedanken uͤber mich ſagen wuͤrde, als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt ſich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.
Geſtern waren wir bey einer großen Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F.
kam
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Der Theil, den ich davon genieße, iſt allein
die Freude, die ein edles Herz in der Zu-
friedenheit ſeiner Freunde und in der Be-
trachtung der guten Eigenſchaften ſeiner
Nebenmenſchen findt.
Noch eins, meine Emilia, iſt fuͤr mich
dabey: Weil ich von der Wuͤrklichkeit ei-
nes vollkommenen edeln, guͤtigen und wei-
ſen liebenswuͤrdigen Mannes uͤberzeugt
bin, ſo wird der Niedertraͤchtige, oder der
bloße Witzling und der nur allein ar-
tige Mann niemals, niemals keine Ge-
walt uͤber mein Herz erhalten; und dieß
iſt viel Vortheil, den ich von der Bekannt-
ſchaft des Milords habe.
Jch bedaure, daß die Krankheit des
rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu-
laͤßt ſelbſt an mich zu ſchreiben; nicht
weil ich mit ihren Briefen unzufrieden
bin, ſondern weil er mir mehr von ſeinen
eignen Gedanken uͤber mich ſagen wuͤrde,
als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt
ſich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.
Geſtern waren wir bey einer großen
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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