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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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seinen sind, und daß das von der Jntelligenz erworbene
und in Tätigkeit gesetzte Privatkapital, das schon im
Frieden auch seine Existenz und die der Millionen seiner
Genossen erst ermöglicht hat, jetzt in schwerer Zeit das
wichtigste Rüstzeug für den Existenzkampf aller bildet
und auch für ihn der unentbehrliche Notgroschen ist.
Die nur auf den einseitigen Konsumentenstandpunkt
eingestellte Zollpolitik erweist sich als durchaus unrichtig.
Wie stände es heute um die Ernährung des deutschen
Volkes, wenn wir nach englischem Muster unsere Land-
wirtschaft leistungsunfähig gemacht und uns von der Zufuhr
von außen abhängig gemacht hätten? - Wir würden
unseren Feinden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert
sein. - Wie der Kampf gegen das Privatkapital und
seine Besitzer schließlich das Kapital selbst aus dem Lande
treibt und die wirtschaftliche Lage aller gleichmäßig ver-
schlechtert, dafür sind Australien und Neuseeland zur Zeit
klassische Beispiele. Dort ist die demokratische Gleichheit
erreicht, damit ist aber den Tüchtigen der Unternehmungs-
geist vergangen, das Kapital flieht aus dem Lande, Dis-
ziplin und Ordnung sind untergraben; die Kraft zur
militärischen Selbstbehauptung und zum kräftigen natio-
nalen Wachstum erlischt, die Proletarisierung - und
vielleicht weiterhin der Verlust der Freiheit - sind
das Ende.

Die andere große Gefahr, die neben dem Demo-
kratismus die Zukunft Deutschlands bedroht, ist der art-
verwandte Feminismus, der heute im Bündnis mit jenem
das Frauenstimmrecht erkämpfen und die Frauenherrschaft
begründen will. Das heutige törichte Gerede einiger

seinen sind, und daß das von der Jntelligenz erworbene
und in Tätigkeit gesetzte Privatkapital, das schon im
Frieden auch seine Existenz und die der Millionen seiner
Genossen erst ermöglicht hat, jetzt in schwerer Zeit das
wichtigste Rüstzeug für den Existenzkampf aller bildet
und auch für ihn der unentbehrliche Notgroschen ist.
Die nur auf den einseitigen Konsumentenstandpunkt
eingestellte Zollpolitik erweist sich als durchaus unrichtig.
Wie stände es heute um die Ernährung des deutschen
Volkes, wenn wir nach englischem Muster unsere Land-
wirtschaft leistungsunfähig gemacht und uns von der Zufuhr
von außen abhängig gemacht hätten? – Wir würden
unseren Feinden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert
sein. – Wie der Kampf gegen das Privatkapital und
seine Besitzer schließlich das Kapital selbst aus dem Lande
treibt und die wirtschaftliche Lage aller gleichmäßig ver-
schlechtert, dafür sind Australien und Neuseeland zur Zeit
klassische Beispiele. Dort ist die demokratische Gleichheit
erreicht, damit ist aber den Tüchtigen der Unternehmungs-
geist vergangen, das Kapital flieht aus dem Lande, Dis-
ziplin und Ordnung sind untergraben; die Kraft zur
militärischen Selbstbehauptung und zum kräftigen natio-
nalen Wachstum erlischt, die Proletarisierung – und
vielleicht weiterhin der Verlust der Freiheit – sind
das Ende.

Die andere große Gefahr, die neben dem Demo-
kratismus die Zukunft Deutschlands bedroht, ist der art-
verwandte Feminismus, der heute im Bündnis mit jenem
das Frauenstimmrecht erkämpfen und die Frauenherrschaft
begründen will. Das heutige törichte Gerede einiger

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[92/0094] seinen sind, und daß das von der Jntelligenz erworbene und in Tätigkeit gesetzte Privatkapital, das schon im Frieden auch seine Existenz und die der Millionen seiner Genossen erst ermöglicht hat, jetzt in schwerer Zeit das wichtigste Rüstzeug für den Existenzkampf aller bildet und auch für ihn der unentbehrliche Notgroschen ist. Die nur auf den einseitigen Konsumentenstandpunkt eingestellte Zollpolitik erweist sich als durchaus unrichtig. Wie stände es heute um die Ernährung des deutschen Volkes, wenn wir nach englischem Muster unsere Land- wirtschaft leistungsunfähig gemacht und uns von der Zufuhr von außen abhängig gemacht hätten? – Wir würden unseren Feinden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sein. – Wie der Kampf gegen das Privatkapital und seine Besitzer schließlich das Kapital selbst aus dem Lande treibt und die wirtschaftliche Lage aller gleichmäßig ver- schlechtert, dafür sind Australien und Neuseeland zur Zeit klassische Beispiele. Dort ist die demokratische Gleichheit erreicht, damit ist aber den Tüchtigen der Unternehmungs- geist vergangen, das Kapital flieht aus dem Lande, Dis- ziplin und Ordnung sind untergraben; die Kraft zur militärischen Selbstbehauptung und zum kräftigen natio- nalen Wachstum erlischt, die Proletarisierung – und vielleicht weiterhin der Verlust der Freiheit – sind das Ende. Die andere große Gefahr, die neben dem Demo- kratismus die Zukunft Deutschlands bedroht, ist der art- verwandte Feminismus, der heute im Bündnis mit jenem das Frauenstimmrecht erkämpfen und die Frauenherrschaft begründen will. Das heutige törichte Gerede einiger

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/94>, abgerufen am 24.11.2024.