Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.Beruf hineintreiben. Es gibt Hunderttausende von Fällen,
Bis ins späte Lebensalter hinein hat sich das Ver- Beruf hineintreiben. Es gibt Hunderttausende von Fällen,
Bis ins späte Lebensalter hinein hat sich das Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="140"/> Beruf hineintreiben. Es gibt Hunderttausende von Fällen,<lb/> wo das nicht nötig wäre, und der Schaden, der der<lb/> Volksgesundheit dadurch zugefügt wird, ist groß. Der oft<lb/> angeführte Frauenüberschuß, der viele Mädchen zum Ledig-<lb/> bleiben verdammt, und der für die Mädchen einen Erwerb<lb/> dringend nötig macht, ist nicht vorhanden. Wir haben im<lb/> Deutschen Reich einen ziemlich starken männlichen Geburten-<lb/> überschuß, der durch eine größere Knabensterblichkeit im<lb/> Säuglings- und Kindesalter verringert wird. Der Frauen-<lb/> überschuß, den wir haben, fällt zu 10/11 auf die Zeit<lb/> nach dem 40. Lebensjahre, also in eine Zeit, die für das<lb/> Heiraten wenig in Betracht kommt und eine Folge längerer<lb/> Lebensdauer der Frauen ist. Einen Frauenüberschuß gibt<lb/> es in dem Alter von 20–40 Jahren bei uns nicht. Die<lb/> Frauensterblichkeit in dem Alter zwischen 20 und 30 Jahren<lb/> ist in der Zeit der immer mehr um sich greifenden Frauen-<lb/> erwerbsarbeit aber bedeutend gestiegen. So starben durch-<lb/> schnittlich:</p><lb/> <table> <row> <cell>im Alter von</cell> <cell> <hi rendition="#c">1891–1901</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#c">1901–1910</hi> </cell> </row><lb/> <row> <cell>20–25 Jahre</cell> <cell>auf 100 Frauen, 114 Männer</cell> <cell>100 Frauen, 102,9 Männer</cell> </row><lb/> <row> <cell>25–30 〃</cell> <cell>〃 〃 〃 96 〃</cell> <cell>〃 〃 89,4 〃</cell> </row><lb/> </table> <p>Bis ins späte Lebensalter hinein hat sich das Ver-<lb/> hältnis in der Sterblichkeitsziffer der beiden Geschlechter<lb/> zugunsten des Mannes verschoben. Es liegt auf der<lb/> Hand, daß diese Tatsache in einer Beziehung zu der<lb/> wachsenden Erwerbsarbeit der Frau stehen muß. Frau<lb/> Gnauck-Kühne sagt: „Der ungesunden Fabrikarbeit und<lb/> ihren direkten oder indirekten durch Nervenerschöpfung<lb/> schädlichen Folgen ist der weibliche Körper nicht ge-<lb/> wachsen.“ E. Hell in München hebt in ihren Ausfüh-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0142]
Beruf hineintreiben. Es gibt Hunderttausende von Fällen,
wo das nicht nötig wäre, und der Schaden, der der
Volksgesundheit dadurch zugefügt wird, ist groß. Der oft
angeführte Frauenüberschuß, der viele Mädchen zum Ledig-
bleiben verdammt, und der für die Mädchen einen Erwerb
dringend nötig macht, ist nicht vorhanden. Wir haben im
Deutschen Reich einen ziemlich starken männlichen Geburten-
überschuß, der durch eine größere Knabensterblichkeit im
Säuglings- und Kindesalter verringert wird. Der Frauen-
überschuß, den wir haben, fällt zu 10/11 auf die Zeit
nach dem 40. Lebensjahre, also in eine Zeit, die für das
Heiraten wenig in Betracht kommt und eine Folge längerer
Lebensdauer der Frauen ist. Einen Frauenüberschuß gibt
es in dem Alter von 20–40 Jahren bei uns nicht. Die
Frauensterblichkeit in dem Alter zwischen 20 und 30 Jahren
ist in der Zeit der immer mehr um sich greifenden Frauen-
erwerbsarbeit aber bedeutend gestiegen. So starben durch-
schnittlich:
im Alter von 1891–1901 1901–1910
20–25 Jahre auf 100 Frauen, 114 Männer 100 Frauen, 102,9 Männer
25–30 〃 〃 〃 〃 96 〃 〃 〃 89,4 〃
Bis ins späte Lebensalter hinein hat sich das Ver-
hältnis in der Sterblichkeitsziffer der beiden Geschlechter
zugunsten des Mannes verschoben. Es liegt auf der
Hand, daß diese Tatsache in einer Beziehung zu der
wachsenden Erwerbsarbeit der Frau stehen muß. Frau
Gnauck-Kühne sagt: „Der ungesunden Fabrikarbeit und
ihren direkten oder indirekten durch Nervenerschöpfung
schädlichen Folgen ist der weibliche Körper nicht ge-
wachsen.“ E. Hell in München hebt in ihren Ausfüh-
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(2017-04-13T13:51:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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