Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4).

Bild:
<< vorherige Seite

die Zusage, daß wir die Bestrebungen einer gesunden unpolitischen
Frauenbewegung unterstützen wollen. Aber man versteht unter
den positiven Leistungen noch etwas Besonderes, das in den
Worten des Programms nicht ausdrücklich enthalten ist, nämlich
die Verstärkung des guten, berechtigten Fraueneinflusses
im Staatsleben, etwa durch kommissarische Heranziehung der Frauen-
organisationen zu Gutachten bei solchen Gesetzesvorlagen, welche
die Frauen besonders nahe angehen. Wir würden gerne bereit
sein, einer solchen Verwendung der Frauenkraft im Staatsleben
das Wort zu reden, wenn man uns die Sicherheit gäbe, daß diese
Arbeit solchen Frauenorganisationen anvertraut würde, die in der
Tat ganz frei von stimmrechtlerischen Elementen sind. Andern-
falls würde bei einem solchen Entgegenkommen der Bock zum
Gärtner gemacht; wir würden unsere eigenen Totengräber
werden und der Frauenemanzipation zu einem raschen Siege
verhelfen.

Noch ein Wort über unsern Bund. Zwar sind wir noch eine
verhältnismäßig kleine Schar, und die Gegnerinnen prophezeien
uns mit anmaßlicher Sicherheit den baldigen Untergang, oder
was sie noch lieber tun, sie begrüßen unser Erscheinen als ein
freudiges Ereignis, nur geeignet, die Zahl ihrer Anhänger zu ver-
stärken. Aber einen wie großen Ansporn zu verdoppelten An-
strengungen unser Bund den Gegnerinnen auch gegeben haben
mag, weite Kreise sind auch in unserem Sinne erweckt worden
und fangen an, die Lage zu überdenken, die Gefahr zu erkennen
und sich am Kampfe zu beteiligen. Jn diesem Sinne ist es auch
ein Vorteil für den Bund, daß sich eine christlich-nationale Gruppe
dem Bunde angegliedert hat. Während der Bund seine Ziele
unter religiös-neutraler Flagge, auf ethisch-nationaler Grund-
lage erstrebt, verfolgt die christlich-nationale Gruppe denselben
Zweck unter stärkerer Betonung der christlichen Weltanschauung.
Auf diese Weise ist es dem Bunde möglich, alle Kreise an sich her-
anzuziehen und in gemeinsamer Arbeit, so Gott will, den Feind
niederzuringen. - Wir hoffen in diesem schweren Kampfe vor
allem auf die Umsicht und Voraussicht der Regierungen. Für eine
Regierung, welche die radikale Frauenbewegung wirklich erkannt
hat in ihrem Wesen und ihren Konsequenzen, welche sich davon
überzeugt hat, daß diese ultrademokratische Entwicklung geeignet
ist, unser Volksleben an der Wurzel zu treffen, Deutschlands
Groß- und Weltmachtsstellung und damit seine Zukunft zu ver-
nichten, für diese gibt es heute kaum eine wichtigere Aufgabe als
hier energisch einzugreifen und der Bewegung ein kategorisches
Halt zuzurufen. - Das Schicksal der englischen Regierung, die

die Zusage, daß wir die Bestrebungen einer gesunden unpolitischen
Frauenbewegung unterstützen wollen. Aber man versteht unter
den positiven Leistungen noch etwas Besonderes, das in den
Worten des Programms nicht ausdrücklich enthalten ist, nämlich
die Verstärkung des guten, berechtigten Fraueneinflusses
im Staatsleben, etwa durch kommissarische Heranziehung der Frauen-
organisationen zu Gutachten bei solchen Gesetzesvorlagen, welche
die Frauen besonders nahe angehen. Wir würden gerne bereit
sein, einer solchen Verwendung der Frauenkraft im Staatsleben
das Wort zu reden, wenn man uns die Sicherheit gäbe, daß diese
Arbeit solchen Frauenorganisationen anvertraut würde, die in der
Tat ganz frei von stimmrechtlerischen Elementen sind. Andern-
falls würde bei einem solchen Entgegenkommen der Bock zum
Gärtner gemacht; wir würden unsere eigenen Totengräber
werden und der Frauenemanzipation zu einem raschen Siege
verhelfen.

Noch ein Wort über unsern Bund. Zwar sind wir noch eine
verhältnismäßig kleine Schar, und die Gegnerinnen prophezeien
uns mit anmaßlicher Sicherheit den baldigen Untergang, oder
was sie noch lieber tun, sie begrüßen unser Erscheinen als ein
freudiges Ereignis, nur geeignet, die Zahl ihrer Anhänger zu ver-
stärken. Aber einen wie großen Ansporn zu verdoppelten An-
strengungen unser Bund den Gegnerinnen auch gegeben haben
mag, weite Kreise sind auch in unserem Sinne erweckt worden
und fangen an, die Lage zu überdenken, die Gefahr zu erkennen
und sich am Kampfe zu beteiligen. Jn diesem Sinne ist es auch
ein Vorteil für den Bund, daß sich eine christlich-nationale Gruppe
dem Bunde angegliedert hat. Während der Bund seine Ziele
unter religiös-neutraler Flagge, auf ethisch-nationaler Grund-
lage erstrebt, verfolgt die christlich-nationale Gruppe denselben
Zweck unter stärkerer Betonung der christlichen Weltanschauung.
Auf diese Weise ist es dem Bunde möglich, alle Kreise an sich her-
anzuziehen und in gemeinsamer Arbeit, so Gott will, den Feind
niederzuringen. – Wir hoffen in diesem schweren Kampfe vor
allem auf die Umsicht und Voraussicht der Regierungen. Für eine
Regierung, welche die radikale Frauenbewegung wirklich erkannt
hat in ihrem Wesen und ihren Konsequenzen, welche sich davon
überzeugt hat, daß diese ultrademokratische Entwicklung geeignet
ist, unser Volksleben an der Wurzel zu treffen, Deutschlands
Groß- und Weltmachtsstellung und damit seine Zukunft zu ver-
nichten, für diese gibt es heute kaum eine wichtigere Aufgabe als
hier energisch einzugreifen und der Bewegung ein kategorisches
Halt zuzurufen. – Das Schicksal der englischen Regierung, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="27"/>
die Zusage, daß wir die Bestrebungen einer gesunden unpolitischen<lb/>
Frauenbewegung unterstützen wollen. Aber man versteht unter<lb/>
den positiven Leistungen noch etwas Besonderes, das in den<lb/>
Worten des Programms nicht ausdrücklich enthalten ist, nämlich<lb/>
die Verstärkung des guten, berechtigten Fraueneinflusses<lb/>
im Staatsleben, etwa durch kommissarische Heranziehung der Frauen-<lb/>
organisationen zu Gutachten bei solchen Gesetzesvorlagen, welche<lb/>
die Frauen besonders nahe angehen. Wir würden gerne bereit<lb/>
sein, einer solchen Verwendung der Frauenkraft im Staatsleben<lb/>
das Wort zu reden, wenn man uns die Sicherheit gäbe, daß diese<lb/>
Arbeit solchen Frauenorganisationen anvertraut würde, die in der<lb/>
Tat ganz frei von stimmrechtlerischen Elementen sind. Andern-<lb/>
falls würde bei einem solchen Entgegenkommen der Bock zum<lb/>
Gärtner gemacht; wir würden unsere eigenen Totengräber<lb/>
werden und der Frauenemanzipation zu einem raschen Siege<lb/>
verhelfen.</p><lb/>
        <p>Noch ein Wort über unsern Bund. Zwar sind wir noch eine<lb/>
verhältnismäßig kleine Schar, und die Gegnerinnen prophezeien<lb/>
uns mit anmaßlicher Sicherheit den baldigen Untergang, oder<lb/>
was sie noch lieber tun, sie begrüßen unser Erscheinen als ein<lb/>
freudiges Ereignis, nur geeignet, die Zahl ihrer Anhänger zu ver-<lb/>
stärken. Aber einen wie großen Ansporn zu verdoppelten An-<lb/>
strengungen unser Bund den Gegnerinnen auch gegeben haben<lb/>
mag, weite Kreise sind auch in unserem Sinne erweckt worden<lb/>
und fangen an, die Lage zu überdenken, die Gefahr zu erkennen<lb/>
und sich am Kampfe zu beteiligen. Jn diesem Sinne ist es auch<lb/>
ein Vorteil für den Bund, daß sich eine christlich-nationale Gruppe<lb/>
dem Bunde angegliedert hat. Während der Bund seine Ziele<lb/>
unter religiös-neutraler Flagge, auf ethisch-nationaler Grund-<lb/>
lage erstrebt, verfolgt die christlich-nationale Gruppe denselben<lb/>
Zweck unter stärkerer Betonung der christlichen Weltanschauung.<lb/>
Auf diese Weise ist es dem Bunde möglich, alle Kreise an sich her-<lb/>
anzuziehen und in gemeinsamer Arbeit, so Gott will, den Feind<lb/>
niederzuringen. &#x2013; Wir hoffen in diesem schweren Kampfe vor<lb/>
allem auf die Umsicht und Voraussicht der Regierungen. Für eine<lb/>
Regierung, welche die radikale Frauenbewegung wirklich erkannt<lb/>
hat in ihrem Wesen und ihren Konsequenzen, welche sich davon<lb/>
überzeugt hat, daß diese ultrademokratische Entwicklung geeignet<lb/>
ist, unser Volksleben an der Wurzel zu treffen, Deutschlands<lb/>
Groß- und Weltmachtsstellung und damit seine Zukunft zu ver-<lb/>
nichten, für diese gibt es heute kaum eine wichtigere Aufgabe als<lb/>
hier energisch einzugreifen und der Bewegung ein kategorisches<lb/>
Halt zuzurufen. &#x2013; Das Schicksal der englischen Regierung, die<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0027] die Zusage, daß wir die Bestrebungen einer gesunden unpolitischen Frauenbewegung unterstützen wollen. Aber man versteht unter den positiven Leistungen noch etwas Besonderes, das in den Worten des Programms nicht ausdrücklich enthalten ist, nämlich die Verstärkung des guten, berechtigten Fraueneinflusses im Staatsleben, etwa durch kommissarische Heranziehung der Frauen- organisationen zu Gutachten bei solchen Gesetzesvorlagen, welche die Frauen besonders nahe angehen. Wir würden gerne bereit sein, einer solchen Verwendung der Frauenkraft im Staatsleben das Wort zu reden, wenn man uns die Sicherheit gäbe, daß diese Arbeit solchen Frauenorganisationen anvertraut würde, die in der Tat ganz frei von stimmrechtlerischen Elementen sind. Andern- falls würde bei einem solchen Entgegenkommen der Bock zum Gärtner gemacht; wir würden unsere eigenen Totengräber werden und der Frauenemanzipation zu einem raschen Siege verhelfen. Noch ein Wort über unsern Bund. Zwar sind wir noch eine verhältnismäßig kleine Schar, und die Gegnerinnen prophezeien uns mit anmaßlicher Sicherheit den baldigen Untergang, oder was sie noch lieber tun, sie begrüßen unser Erscheinen als ein freudiges Ereignis, nur geeignet, die Zahl ihrer Anhänger zu ver- stärken. Aber einen wie großen Ansporn zu verdoppelten An- strengungen unser Bund den Gegnerinnen auch gegeben haben mag, weite Kreise sind auch in unserem Sinne erweckt worden und fangen an, die Lage zu überdenken, die Gefahr zu erkennen und sich am Kampfe zu beteiligen. Jn diesem Sinne ist es auch ein Vorteil für den Bund, daß sich eine christlich-nationale Gruppe dem Bunde angegliedert hat. Während der Bund seine Ziele unter religiös-neutraler Flagge, auf ethisch-nationaler Grund- lage erstrebt, verfolgt die christlich-nationale Gruppe denselben Zweck unter stärkerer Betonung der christlichen Weltanschauung. Auf diese Weise ist es dem Bunde möglich, alle Kreise an sich her- anzuziehen und in gemeinsamer Arbeit, so Gott will, den Feind niederzuringen. – Wir hoffen in diesem schweren Kampfe vor allem auf die Umsicht und Voraussicht der Regierungen. Für eine Regierung, welche die radikale Frauenbewegung wirklich erkannt hat in ihrem Wesen und ihren Konsequenzen, welche sich davon überzeugt hat, daß diese ultrademokratische Entwicklung geeignet ist, unser Volksleben an der Wurzel zu treffen, Deutschlands Groß- und Weltmachtsstellung und damit seine Zukunft zu ver- nichten, für diese gibt es heute kaum eine wichtigere Aufgabe als hier energisch einzugreifen und der Bewegung ein kategorisches Halt zuzurufen. – Das Schicksal der englischen Regierung, die  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2018-02-05T14:39:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-02-05T14:39:49Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1913/27
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4), S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1913/27>, abgerufen am 16.04.2024.