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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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fänge, wie des Ruy-Lopezspieles und des Evans Gambits,
mitunter als beste Fortsetzung den Sturm des Damenbauers
erheischen. Zuweilen wird auch der Königsbauer durch
Schlagen auf das Feld d 5 gebracht, dadurch z. B., dass
auf den Zug des Laufers c 8--e 6 der Springer c 3--d 5
geht und nun L e 6--d 5: nebst e 4--d 5: erfolgt. Hiebei
entscheidet der Vortheil, welchen die offene Königslinie für
einen Thurmangriff gewährt. In den meisten Fällen wird
aber der Königsbauer zum wirksamen Angriff auf die Punkte
d 6 und f 6 vorgezogen; bei Unterstützung durch beide
Springer wird diese Attake, namentlich wenn der Gegner
nicht schleunigst rochirt, sehr häufig von Entscheidung.

§. 178. Der Angriff des Damenspringers auf d 5 er-
hält, nachdem die feindliche Dame ihr Standfeld verlassen
hat, eine besondere Kraft; er verspricht nicht selten wirk-
samen Erfolg, wenn die Dame auf e 7 oder f 6 gegangen ist.
Auch auf e 4 steht der Springer nicht selten gut, nachdem
der Königsbauer vorgeschoben ist. Er beherrscht von dort
aus die Punkte d 6, f 6, g 5 und verstärkt zu gleicher Zeit
die Attake auf Centrum und Rochadeflügel.

Besonders stark wirkt aber die Bewegung des Laufer-
bauers f 2--f 4, welcher durch den Rochadethurm auf f 1
unterstützt wird. Gewöhnlich muss zu diesem Zwecke erst
der Springer auf f 3 Platz machen und dies Manoeuvre wo
möglich ohne Tempoverlust zu Wege bringen, gehört zu
den schwierigeren Aufgaben des Angriffs. Mitunter bietet
sich der Angriffszug f 3--g 5, doch kann später nicht selten
der Springer zurückgetrieben werden. Wenigstens muss
dann inzwischen der f-Bauer gestossen werden. Seltener
gewährt das Feld am Rande h 5 dem Springer einen siche-
ren Standpunkt und gar häufig sieht man ihn nach e 1 zu-
rückgehen, von wo aus er auch später leicht wieder über
d 3 ins Spiel geführt werden kann. Manche Spieler ziehen
auch den Thurmbauer, um dem Springer das Feld h 2 zu
öffnen, von wo aus er sogar über g 4 den Angriff auf die
feindliche Rochade zuweilen fördert. Aus der jedesmaligen
Lage des Spiels folgt hier die Entscheidung für das eine
oder andere Feld; überhaupt nothwendig wird es aber in

fänge, wie des Ruy-Lopezspieles und des Evans Gambits,
mitunter als beste Fortsetzung den Sturm des Damenbauers
erheischen. Zuweilen wird auch der Königsbauer durch
Schlagen auf das Feld d 5 gebracht, dadurch z. B., dass
auf den Zug des Laufers c 8—e 6 der Springer c 3—d 5
geht und nun L e 6—d 5: nebst e 4—d 5: erfolgt. Hiebei
entscheidet der Vortheil, welchen die offene Königslinie für
einen Thurmangriff gewährt. In den meisten Fällen wird
aber der Königsbauer zum wirksamen Angriff auf die Punkte
d 6 und f 6 vorgezogen; bei Unterstützung durch beide
Springer wird diese Attake, namentlich wenn der Gegner
nicht schleunigst rochirt, sehr häufig von Entscheidung.

§. 178. Der Angriff des Damenspringers auf d 5 er-
hält, nachdem die feindliche Dame ihr Standfeld verlassen
hat, eine besondere Kraft; er verspricht nicht selten wirk-
samen Erfolg, wenn die Dame auf e 7 oder f 6 gegangen ist.
Auch auf e 4 steht der Springer nicht selten gut, nachdem
der Königsbauer vorgeschoben ist. Er beherrscht von dort
aus die Punkte d 6, f 6, g 5 und verstärkt zu gleicher Zeit
die Attake auf Centrum und Rochadeflügel.

Besonders stark wirkt aber die Bewegung des Laufer-
bauers f 2—f 4, welcher durch den Rochadethurm auf f 1
unterstützt wird. Gewöhnlich muss zu diesem Zwecke erst
der Springer auf f 3 Platz machen und dies Manoeuvre wo
möglich ohne Tempoverlust zu Wege bringen, gehört zu
den schwierigeren Aufgaben des Angriffs. Mitunter bietet
sich der Angriffszug f 3—g 5, doch kann später nicht selten
der Springer zurückgetrieben werden. Wenigstens muss
dann inzwischen der f-Bauer gestossen werden. Seltener
gewährt das Feld am Rande h 5 dem Springer einen siche-
ren Standpunkt und gar häufig sieht man ihn nach e 1 zu-
rückgehen, von wo aus er auch später leicht wieder über
d 3 ins Spiel geführt werden kann. Manche Spieler ziehen
auch den Thurmbauer, um dem Springer das Feld h 2 zu
öffnen, von wo aus er sogar über g 4 den Angriff auf die
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Lage des Spiels folgt hier die Entscheidung für das eine
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[114/0126] fänge, wie des Ruy-Lopezspieles und des Evans Gambits, mitunter als beste Fortsetzung den Sturm des Damenbauers erheischen. Zuweilen wird auch der Königsbauer durch Schlagen auf das Feld d 5 gebracht, dadurch z. B., dass auf den Zug des Laufers c 8—e 6 der Springer c 3—d 5 geht und nun L e 6—d 5: nebst e 4—d 5: erfolgt. Hiebei entscheidet der Vortheil, welchen die offene Königslinie für einen Thurmangriff gewährt. In den meisten Fällen wird aber der Königsbauer zum wirksamen Angriff auf die Punkte d 6 und f 6 vorgezogen; bei Unterstützung durch beide Springer wird diese Attake, namentlich wenn der Gegner nicht schleunigst rochirt, sehr häufig von Entscheidung. §. 178. Der Angriff des Damenspringers auf d 5 er- hält, nachdem die feindliche Dame ihr Standfeld verlassen hat, eine besondere Kraft; er verspricht nicht selten wirk- samen Erfolg, wenn die Dame auf e 7 oder f 6 gegangen ist. Auch auf e 4 steht der Springer nicht selten gut, nachdem der Königsbauer vorgeschoben ist. Er beherrscht von dort aus die Punkte d 6, f 6, g 5 und verstärkt zu gleicher Zeit die Attake auf Centrum und Rochadeflügel. Besonders stark wirkt aber die Bewegung des Laufer- bauers f 2—f 4, welcher durch den Rochadethurm auf f 1 unterstützt wird. Gewöhnlich muss zu diesem Zwecke erst der Springer auf f 3 Platz machen und dies Manoeuvre wo möglich ohne Tempoverlust zu Wege bringen, gehört zu den schwierigeren Aufgaben des Angriffs. Mitunter bietet sich der Angriffszug f 3—g 5, doch kann später nicht selten der Springer zurückgetrieben werden. Wenigstens muss dann inzwischen der f-Bauer gestossen werden. Seltener gewährt das Feld am Rande h 5 dem Springer einen siche- ren Standpunkt und gar häufig sieht man ihn nach e 1 zu- rückgehen, von wo aus er auch später leicht wieder über d 3 ins Spiel geführt werden kann. Manche Spieler ziehen auch den Thurmbauer, um dem Springer das Feld h 2 zu öffnen, von wo aus er sogar über g 4 den Angriff auf die feindliche Rochade zuweilen fördert. Aus der jedesmaligen Lage des Spiels folgt hier die Entscheidung für das eine oder andere Feld; überhaupt nothwendig wird es aber in

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/126>, abgerufen am 01.05.2024.