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Lange, Helene: Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung. Berlin, 1887.

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und sich doch ohne Schaden für unsere Mädchen sehr
weit
vom philologischen Examen entfernen dürfen1).

Wir kommen zu dem zweiten Einwurf gegen das2) ihre Gesundheit be-
treffend.

Studium der Frauen, ihre Gesundheit betreffend. Er ent-
behrt nicht einer leisen Komik. Wir sind, seit die Welt
steht, so wenig daran gewöhnt, daß man die Arbeit, die
man uns zuweist, nach Gesundheitsrücksichten aussucht,
wir sind gewohnt so mancherlei Lasten zu tragen, daß wir
diese Sorge um unsere Gesundheit, die sich so rührend
geltend macht, nun es sich zum ersten Mal um eine
äußerlich lohnende und einflußgebende Stellung
handelt
, auch wohl noch auf unsere eigenen Schultern
nehmen wollen. Erhebt doch auch niemand Protest, wenn
Frauen lebenslang über die Nähmaschine gebückt sitzen,
oder wenn junge Elementarlehrerinnen Klassen von 60 bis
70 Kindern unterrichten, nicht eben zum Vorteil ihrer
physischen Constitution; warum plötzlich dieser Protest gegen
eine weit geringere Anstrengung? Und nehmen wir selbst
den schlimmsten Fall an, was haben wir zu befürchten?
Deutschland weist einen beängstigenden Überschuß an
Frauen auf, die, wie die Verhältnisse liegen, zum weit-
aus größten Teil erwerbsbedürftig sind, von denen so wie
so ein großer Procentsatz aus Mangel an Erwerb zu
Grunde geht und zwar im schlimmsten Sinne des Worts.
Wäre es nicht besser, die Fähigeren setzten ihre Kraft und

1) Es ist da auch das Wort Cauers zu beherzigen (a. a. D. S. 25):
"Lehrerinnen, die auf diesem Wege (durch Gymnasium und Universität)
gebildet wären, würden im besten Falle nichts anderes sein, als eine ab-
geschwächte Kopie ihrer männlichen Kollegen, und ich würde einer solchen,
wenn ich die Wahl hätte, unter allen Umständen das Original vorziehen.
Wenn wir neben den Lehrern Lehrerinnen für die oberen Klassen suchen,
so sollen sie nicht dasselbe sein, wie jene, sondern etwas anderes. Der
weiblichen Natur wird immer ein anderer Bildungsgang gemäß sein, als
der männlichen, ein anderer nicht sowohl in Betreff der Unter-
richtsstoffe, -- eine Frau, die lateinisch oder griechisch treibt,
erregt mir kein Entsetzen, -- als in Betreff der Methode
und des innezuhaltenden Tempos.
"

und sich doch ohne Schaden für unsere Mädchen sehr
weit
vom philologischen Examen entfernen dürfen1).

Wir kommen zu dem zweiten Einwurf gegen das2) ihre Gesundheit be-
treffend.

Studium der Frauen, ihre Gesundheit betreffend. Er ent-
behrt nicht einer leisen Komik. Wir sind, seit die Welt
steht, so wenig daran gewöhnt, daß man die Arbeit, die
man uns zuweist, nach Gesundheitsrücksichten aussucht,
wir sind gewohnt so mancherlei Lasten zu tragen, daß wir
diese Sorge um unsere Gesundheit, die sich so rührend
geltend macht, nun es sich zum ersten Mal um eine
äußerlich lohnende und einflußgebende Stellung
handelt
, auch wohl noch auf unsere eigenen Schultern
nehmen wollen. Erhebt doch auch niemand Protest, wenn
Frauen lebenslang über die Nähmaschine gebückt sitzen,
oder wenn junge Elementarlehrerinnen Klassen von 60 bis
70 Kindern unterrichten, nicht eben zum Vorteil ihrer
physischen Constitution; warum plötzlich dieser Protest gegen
eine weit geringere Anstrengung? Und nehmen wir selbst
den schlimmsten Fall an, was haben wir zu befürchten?
Deutschland weist einen beängstigenden Überschuß an
Frauen auf, die, wie die Verhältnisse liegen, zum weit-
aus größten Teil erwerbsbedürftig sind, von denen so wie
so ein großer Procentsatz aus Mangel an Erwerb zu
Grunde geht und zwar im schlimmsten Sinne des Worts.
Wäre es nicht besser, die Fähigeren setzten ihre Kraft und

1) Es ist da auch das Wort Cauers zu beherzigen (a. a. D. S. 25):
„Lehrerinnen, die auf diesem Wege (durch Gymnasium und Universität)
gebildet wären, würden im besten Falle nichts anderes sein, als eine ab-
geschwächte Kopie ihrer männlichen Kollegen, und ich würde einer solchen,
wenn ich die Wahl hätte, unter allen Umständen das Original vorziehen.
Wenn wir neben den Lehrern Lehrerinnen für die oberen Klassen suchen,
so sollen sie nicht dasselbe sein, wie jene, sondern etwas anderes. Der
weiblichen Natur wird immer ein anderer Bildungsgang gemäß sein, als
der männlichen, ein anderer nicht sowohl in Betreff der Unter-
richtsstoffe, — eine Frau, die lateinisch oder griechisch treibt,
erregt mir kein Entsetzen, — als in Betreff der Methode
und des innezuhaltenden Tempos.
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[51/0052] und sich doch ohne Schaden für unsere Mädchen sehr weit vom philologischen Examen entfernen dürfen 1). Wir kommen zu dem zweiten Einwurf gegen das Studium der Frauen, ihre Gesundheit betreffend. Er ent- behrt nicht einer leisen Komik. Wir sind, seit die Welt steht, so wenig daran gewöhnt, daß man die Arbeit, die man uns zuweist, nach Gesundheitsrücksichten aussucht, wir sind gewohnt so mancherlei Lasten zu tragen, daß wir diese Sorge um unsere Gesundheit, die sich so rührend geltend macht, nun es sich zum ersten Mal um eine äußerlich lohnende und einflußgebende Stellung handelt, auch wohl noch auf unsere eigenen Schultern nehmen wollen. Erhebt doch auch niemand Protest, wenn Frauen lebenslang über die Nähmaschine gebückt sitzen, oder wenn junge Elementarlehrerinnen Klassen von 60 bis 70 Kindern unterrichten, nicht eben zum Vorteil ihrer physischen Constitution; warum plötzlich dieser Protest gegen eine weit geringere Anstrengung? Und nehmen wir selbst den schlimmsten Fall an, was haben wir zu befürchten? Deutschland weist einen beängstigenden Überschuß an Frauen auf, die, wie die Verhältnisse liegen, zum weit- aus größten Teil erwerbsbedürftig sind, von denen so wie so ein großer Procentsatz aus Mangel an Erwerb zu Grunde geht und zwar im schlimmsten Sinne des Worts. Wäre es nicht besser, die Fähigeren setzten ihre Kraft und 2) ihre Gesundheit be- treffend. 1) Es ist da auch das Wort Cauers zu beherzigen (a. a. D. S. 25): „Lehrerinnen, die auf diesem Wege (durch Gymnasium und Universität) gebildet wären, würden im besten Falle nichts anderes sein, als eine ab- geschwächte Kopie ihrer männlichen Kollegen, und ich würde einer solchen, wenn ich die Wahl hätte, unter allen Umständen das Original vorziehen. Wenn wir neben den Lehrern Lehrerinnen für die oberen Klassen suchen, so sollen sie nicht dasselbe sein, wie jene, sondern etwas anderes. Der weiblichen Natur wird immer ein anderer Bildungsgang gemäß sein, als der männlichen, ein anderer nicht sowohl in Betreff der Unter- richtsstoffe, — eine Frau, die lateinisch oder griechisch treibt, erregt mir kein Entsetzen, — als in Betreff der Methode und des innezuhaltenden Tempos.“

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Zitationshilfe: Lange, Helene: Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung. Berlin, 1887, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_maedchenschule_1887/52>, abgerufen am 22.11.2024.