Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 1. v. 8-10. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]

11. Es giebt das Gesetz auch einen beständi-
gen Antrieb, dem Willen GOttes gemäß zu
leben, welcher Trieb denn so viel gesegneter ist,
so viel mehr er von einer Evangelischen Kraft zur
würcklichen Ausübung begleitet wird. Und also
ist das Gesetz recht gut wie an sich selbst, also
auch in seinem Gebrauche.

12. Was nun die Jüdischen Gesetz-Leh-
rer
betrifft, so erkannten dieselbe die rechte Gü-
te des Gesetzes nicht einmal, sonderlich diejeni-
ge, welche es in seiner höchsten Vollkommenheit
hat; sondern dagegen sahen sie das Gesetz nur
oben hin an. Und daher entstunde ein solcher
Gebrauch, welchen sie dem Evangelio entgegen
setzten, und damit sie Christum verleugneten;
denn da sie weder des Gesetzes Tiese und Weite
noch ihre grosse Unvollkommenheit und geistliche
Armuth erkannten, so meyneten sie, es stehe in
ihren Kräften, dasselbe zu erfüllen, und dadurch
vor GOTT gerecht und selig zu werden: wo-
durch denn das Evangelium und Christus selbst
wo nicht gar verleugnet, doch verdunckelt wur-
de. So wurde denn weder das Evangelium
recht angenommen, noch auch das Gesetz selbst
dazu gebrauchet, wozu es gedachter massen ge-
brauchet werden solte und konte.

V. 9. 10.

Und weiß solches (eidos tou~to, da er
solches weiß, nemlich der des Gesetzes recht ge-
brauchet,) daß dem Gerechten (der ein solcher
durch den Glauben an Christum ist,) kein Ge-
setz gegeben,
(ou' kei~tai, nicht wie ein uner-
trägliches Joch auf dem Halse liege, Ap. Gesch.
15, 10. Gal. 5, 1. noch ihn ängstige und verdam-
me) sondern den Ungerechten (anomois,
denen, welche gantz ungebunden seyn, und nach
ihrem bösen Willen leben wollen,) und Unge-
horsamen,
(anupotaktois, die sich so gar nicht
dem Gesetze GOttes unterwerfen, daß sie noch
dazu rechte antinomoi sind, welche muthwillig
in ihren Lüsten und Handlungen wider das Ge-
setz streiten oder handeln,) den Gottlosen und
Sündern,
(welche, weil sie sich vom Gesetze
GOttes also loßmachen, damit auch alle Furcht
vor GOTT selbst aus den Augen setzen, und
daher amartoloi, recht freche und grobe Sün-
der sind,) den Unheiligen (anosiois, denen
die alle Religion aus den Augen setzen,) und
Ungeistlichen
(bebelois, Frechen und Ruch-
losen, wie sie dadurch werden,) den Vater-
Mördern und Mutter-Mördern,
(pa-
traloais kai metraloais den Vaterschlägern
und Mutterschlägern, welche sich mit bösen
Worten und Wercken an die Eltern vergreiffen,
wenn es auch schon nicht zum Todtschlage
kömmt) den Todtschlägern, (es geschehe nun
der Todtschlag mit der äusserlichen That, oder
auch nur mit der Zungen und mit dem tödtlichen
Hasse des Hertzens 1 Joh. 3, 12. 15.) den Hu-
rern
(und Ehebrechern,) den Knabenschän-
dern,
(Sodomitischen Sündern, dero Ab-
scheulichkeit so beschaffen ist, daß es gut, wenn
man, worinne sie bestehet, nicht einmal weiß
und forschet. Siehe davon und von dergleichen
Sünden mehr 3 B. Mos. 18, 22. 23. cap. 20, 13.
[Spaltenumbruch] Röm. 1, 26. 27. 1 Cor. 6, 9. Gal. 5, 18.) Men-
schen-Dieben,
(welche Menschen, sie mögen
Knechte oder Freye seyn, andern in ihre eigne
Knechtschaft entfuhren, oder dazu an Fremde
verkaufen, wider 2 B. Mos. 21, 16. 5 B. Mos.
24, 7.) den Lügnern, (und unter ihnen son-
derlich solchen, welche ausser dem an sich schon
schändlichen lügenhaften Wesen im Umgange
mit andern, auch keine Bündnisse, Verspre-
chungen und Contracte halten: welche, und die
übrigen Lügner vom Eingange in das himmli-
sche Jerusalem ausgeschlossen werden, Offenb.
22, 15.) den Meineidigen, (welche ausser dem,
daß sie Menschen lügen, auch GOTT mitten
bey dessen Anrufung zu teuschen suchen, und in
der That verleugnen, 3 B. Mos. 6, 1. seqq. cap.
19, 12.) und so etwas mehr der heylsamen
Lehre zuwider ist,
(wie es die Sache selbst
nebst vielen andern Oertern der heiligen Schrift
an die Hand giebet, sonderlich Röm. 1, 29. u. f.
und Gal. 5, 19. u. f.)

Anmerckungen.

1. Das Wort eidos, und weiß, läßt sich
gar füglich construiren mit den nächst vorher-
gehenden Worten: so sein iemand recht ge-
brauchet;
wie denn? eidas, also, daß er weiß
u. s. w. wie nemlich das Joch des Gesetzes nicht
mehr den Gerechten, sondern den Ungerechten
zu ihrer Verdammniß, auf dem Halse liege.

2. Man siehet demnach aus der Sache selbst,
daß das Wort kei~tai, welches Lutherus durch
gegeben übersetzet hat, eigentlich durch lieget
zu übersetzen sey; da denn angezeiget wird, es lie-
ge allen denen, welche ausser Christo sind und
bleiben, wie ein schweres Joch und wie eine uner-
trägliche Last auf dem Halse; wie es ihnen denn
auch den ewigen Tod ankündiget. Apost Gesch.
15, 10. Gal. 3, 10. 13. Und ob auch gleich die
Gottlosen es nicht erkennen, so gar daß sie sagen:
Lasset uns zerreissen ihre Bande und von
uns werfen ihre Seile!
Ps. 2, 3. so ruhet doch,
nach dem Ausspruche des Gesetzes, der Zorn,
oder das Straf-Gerichte GOttes über ihnen
Joh. 3, 36. und wird frühe genug an ihnen vollzo-
gen werden.

3. Was alhier für ein Gerechter verstan-
den werde, das siehet man aus dem, daß ihm das
Gesetz nicht mehr, als ein unerträgliches Joch
auf dem Halse lieget. Es ist nemlich ein solcher
Gerechter, der zwar von Natur der Sünden we-
gen sich mühsam und beladen gefunden hat
Matth. 11, 18. aber deme durch die ergriffene Ge-
rechtigkeit Christi die Last seiner Sünden abge-
nommen, und daher auch dem Fluche des Gesetzes
entgangen ist, sich auch durch des Gesetzes Drau-
en nicht mehr zum guten (darinn es doch auch nur
bey dem äusserlichen geblieben war) zwingen und
treiben läßt, sondern aus dem Evangelischen
Triebe des Geistes GOttes dem Gesetze einen ob
zwar unvollkommenen doch willigen Gehorsam
leistet. Röm. 6, 14. Gal. 5, 18. 23. Diesen Ge-
rechten nennet der Apostel Röm. 1, 17. ton dikai-
on ek piseos, einen Glaubens-Gerechten der
da hat ten dikaiosunen ek pisteos, die Gerechtig-
keit aus dem Glauben, davon er Cap. 3. und 4.

mit
L 3
Cap. 1. v. 8-10. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]

11. Es giebt das Geſetz auch einen beſtaͤndi-
gen Antrieb, dem Willen GOttes gemaͤß zu
leben, welcher Trieb denn ſo viel geſegneter iſt,
ſo viel mehr er von einer Evangeliſchen Kraft zur
wuͤrcklichen Ausuͤbung begleitet wird. Und alſo
iſt das Geſetz recht gut wie an ſich ſelbſt, alſo
auch in ſeinem Gebrauche.

12. Was nun die Juͤdiſchen Geſetz-Leh-
rer
betrifft, ſo erkannten dieſelbe die rechte Guͤ-
te des Geſetzes nicht einmal, ſonderlich diejeni-
ge, welche es in ſeiner hoͤchſten Vollkommenheit
hat; ſondern dagegen ſahen ſie das Geſetz nur
oben hin an. Und daher entſtunde ein ſolcher
Gebrauch, welchen ſie dem Evangelio entgegen
ſetzten, und damit ſie Chriſtum verleugneten;
denn da ſie weder des Geſetzes Tieſe und Weite
noch ihre groſſe Unvollkommenheit und geiſtliche
Armuth erkannten, ſo meyneten ſie, es ſtehe in
ihren Kraͤften, daſſelbe zu erfuͤllen, und dadurch
vor GOTT gerecht und ſelig zu werden: wo-
durch denn das Evangelium und Chriſtus ſelbſt
wo nicht gar verleugnet, doch verdunckelt wur-
de. So wurde denn weder das Evangelium
recht angenommen, noch auch das Geſetz ſelbſt
dazu gebrauchet, wozu es gedachter maſſen ge-
brauchet werden ſolte und konte.

V. 9. 10.

Und weiß ſolches (είδὼς του῀το, da er
ſolches weiß, nemlich der des Geſetzes recht ge-
brauchet,) daß dem Gerechten (der ein ſolcher
durch den Glauben an Chriſtum iſt,) kein Ge-
ſetz gegeben,
(ου᾽ κει῀ται, nicht wie ein uner-
traͤgliches Joch auf dem Halſe liege, Ap. Geſch.
15, 10. Gal. 5, 1. noch ihn aͤngſtige und verdam-
me) ſondern den Ungerechten (ἀνόμοις,
denen, welche gantz ungebunden ſeyn, und nach
ihrem boͤſen Willen leben wollen,) und Unge-
horſamen,
(ἀνυποτάκτοις, die ſich ſo gar nicht
dem Geſetze GOttes unterwerfen, daß ſie noch
dazu rechte ἀντίνομοι ſind, welche muthwillig
in ihren Luͤſten und Handlungen wider das Ge-
ſetz ſtreiten oder handeln,) den Gottloſen und
Suͤndern,
(welche, weil ſie ſich vom Geſetze
GOttes alſo loßmachen, damit auch alle Furcht
vor GOTT ſelbſt aus den Augen ſetzen, und
daher ἁμαρτωλοὶ, recht freche und grobe Suͤn-
der ſind,) den Unheiligen (ἀνοσίοις, denen
die alle Religion aus den Augen ſetzen,) und
Ungeiſtlichen
(βεβηλοις, Frechen und Ruch-
loſen, wie ſie dadurch werden,) den Vater-
Moͤrdern und Mutter-Moͤrdern,
(ϖα-
τραλῲαις καὶ μητραλῴαις den Vaterſchlaͤgern
und Mutterſchlaͤgern, welche ſich mit boͤſen
Worten und Wercken an die Eltern vergreiffen,
wenn es auch ſchon nicht zum Todtſchlage
koͤmmt) den Todtſchlaͤgern, (es geſchehe nun
der Todtſchlag mit der aͤuſſerlichen That, oder
auch nur mit der Zungen und mit dem toͤdtlichen
Haſſe des Hertzens 1 Joh. 3, 12. 15.) den Hu-
rern
(und Ehebrechern,) den Knabenſchaͤn-
dern,
(Sodomitiſchen Suͤndern, dero Ab-
ſcheulichkeit ſo beſchaffen iſt, daß es gut, wenn
man, worinne ſie beſtehet, nicht einmal weiß
und forſchet. Siehe davon und von dergleichen
Suͤnden mehr 3 B. Moſ. 18, 22. 23. cap. 20, 13.
[Spaltenumbruch] Roͤm. 1, 26. 27. 1 Cor. 6, 9. Gal. 5, 18.) Men-
ſchen-Dieben,
(welche Menſchen, ſie moͤgen
Knechte oder Freye ſeyn, andern in ihre eigne
Knechtſchaft entfuhren, oder dazu an Fremde
verkaufen, wider 2 B. Moſ. 21, 16. 5 B. Moſ.
24, 7.) den Luͤgnern, (und unter ihnen ſon-
derlich ſolchen, welche auſſer dem an ſich ſchon
ſchaͤndlichen luͤgenhaften Weſen im Umgange
mit andern, auch keine Buͤndniſſe, Verſpre-
chungen und Contracte halten: welche, und die
uͤbrigen Luͤgner vom Eingange in das himmli-
ſche Jeruſalem ausgeſchloſſen werden, Offenb.
22, 15.) den Meineidigen, (welche auſſer dem,
daß ſie Menſchen luͤgen, auch GOTT mitten
bey deſſen Anrufung zu teuſchen ſuchen, und in
der That verleugnen, 3 B. Moſ. 6, 1. ſeqq. cap.
19, 12.) und ſo etwas mehr der heylſamen
Lehre zuwider iſt,
(wie es die Sache ſelbſt
nebſt vielen andern Oertern der heiligen Schrift
an die Hand giebet, ſonderlich Roͤm. 1, 29. u. f.
und Gal. 5, 19. u. f.)

Anmerckungen.

1. Das Wort ειδὼς, und weiß, laͤßt ſich
gar fuͤglich conſtruiren mit den naͤchſt vorher-
gehenden Worten: ſo ſein iemand recht ge-
brauchet;
wie denn? εἰδὰς, alſo, daß er weiß
u. ſ. w. wie nemlich das Joch des Geſetzes nicht
mehr den Gerechten, ſondern den Ungerechten
zu ihrer Verdammniß, auf dem Halſe liege.

2. Man ſiehet demnach aus der Sache ſelbſt,
daß das Wort κει῀ται, welches Lutherus durch
gegeben uͤberſetzet hat, eigentlich durch lieget
zu uͤberſetzen ſey; da denn angezeiget wird, es lie-
ge allen denen, welche auſſer Chriſto ſind und
bleiben, wie ein ſchweres Joch und wie eine uner-
traͤgliche Laſt auf dem Halſe; wie es ihnen denn
auch den ewigen Tod ankuͤndiget. Apoſt Geſch.
15, 10. Gal. 3, 10. 13. Und ob auch gleich die
Gottloſen es nicht erkennen, ſo gar daß ſie ſagen:
Laſſet uns zerreiſſen ihre Bande und von
uns werfen ihre Seile!
Pſ. 2, 3. ſo ruhet doch,
nach dem Ausſpruche des Geſetzes, der Zorn,
oder das Straf-Gerichte GOttes uͤber ihnen
Joh. 3, 36. und wird fruͤhe genug an ihnen vollzo-
gen werden.

3. Was alhier fuͤr ein Gerechter verſtan-
den werde, das ſiehet man aus dem, daß ihm das
Geſetz nicht mehr, als ein unertraͤgliches Joch
auf dem Halſe lieget. Es iſt nemlich ein ſolcher
Gerechter, der zwar von Natur der Suͤnden we-
gen ſich muͤhſam und beladen gefunden hat
Matth. 11, 18. aber deme durch die ergriffene Ge-
rechtigkeit Chriſti die Laſt ſeiner Suͤnden abge-
nommen, und daher auch dem Fluche des Geſetzes
entgangen iſt, ſich auch durch des Geſetzes Drau-
en nicht mehr zum guten (darinn es doch auch nur
bey dem aͤuſſerlichen geblieben war) zwingen und
treiben laͤßt, ſondern aus dem Evangeliſchen
Triebe des Geiſtes GOttes dem Geſetze einen ob
zwar unvollkommenen doch willigen Gehorſam
leiſtet. Roͤm. 6, 14. Gal. 5, 18. 23. Dieſen Ge-
rechten nennet der Apoſtel Roͤm. 1, 17. τον δίκαι-
ον ἐκ ϖίςεως, einen Glaubens-Gerechten der
da hat τὴν δικαιοσύνην ἐκ πίστεως, die Gerechtig-
keit aus dem Glauben, davon er Cap. 3. und 4.

mit
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0087" n="85"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 1. v. 8-10. an den Timotheum.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <p>11. Es giebt das Ge&#x017F;etz auch einen be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen <hi rendition="#fr">Antrieb,</hi> dem Willen GOttes gema&#x0364;ß zu<lb/>
leben, welcher Trieb denn &#x017F;o viel ge&#x017F;egneter i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o viel mehr er von einer Evangeli&#x017F;chen Kraft zur<lb/>
wu&#x0364;rcklichen Ausu&#x0364;bung begleitet wird. Und al&#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t das Ge&#x017F;etz recht gut wie an <hi rendition="#fr">&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,</hi> al&#x017F;o<lb/>
auch in &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Gebrauche.</hi></p><lb/>
              <p>12. Was nun die Ju&#x0364;di&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz-Leh-<lb/>
rer</hi> betrifft, &#x017F;o erkannten die&#x017F;elbe die rechte Gu&#x0364;-<lb/>
te des Ge&#x017F;etzes nicht einmal, &#x017F;onderlich diejeni-<lb/>
ge, welche es in &#x017F;einer ho&#x0364;ch&#x017F;ten Vollkommenheit<lb/>
hat; &#x017F;ondern dagegen &#x017F;ahen &#x017F;ie das Ge&#x017F;etz nur<lb/>
oben hin an. Und daher ent&#x017F;tunde ein &#x017F;olcher<lb/>
Gebrauch, welchen &#x017F;ie dem Evangelio entgegen<lb/>
&#x017F;etzten, und damit &#x017F;ie Chri&#x017F;tum verleugneten;<lb/>
denn da &#x017F;ie weder des Ge&#x017F;etzes Tie&#x017F;e und Weite<lb/>
noch ihre gro&#x017F;&#x017F;e Unvollkommenheit und gei&#x017F;tliche<lb/>
Armuth erkannten, &#x017F;o meyneten &#x017F;ie, es &#x017F;tehe in<lb/>
ihren Kra&#x0364;ften, da&#x017F;&#x017F;elbe zu erfu&#x0364;llen, und dadurch<lb/>
vor GOTT gerecht und &#x017F;elig zu werden: wo-<lb/>
durch denn das Evangelium und Chri&#x017F;tus &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wo nicht gar verleugnet, doch verdunckelt wur-<lb/>
de. So wurde denn weder das Evangelium<lb/>
recht angenommen, noch auch das Ge&#x017F;etz &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dazu gebrauchet, wozu es gedachter ma&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
brauchet werden &#x017F;olte und konte.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 9. 10.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und weiß &#x017F;olches</hi> (&#x03B5;&#x03AF;&#x03B4;&#x1F7C;&#x03C2; &#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x1FC0;&#x03C4;&#x03BF;, da er<lb/>
&#x017F;olches weiß, nemlich der des Ge&#x017F;etzes recht ge-<lb/>
brauchet,) <hi rendition="#fr">daß dem Gerechten</hi> (der ein &#x017F;olcher<lb/>
durch den Glauben an Chri&#x017F;tum i&#x017F;t,) <hi rendition="#fr">kein Ge-<lb/>
&#x017F;etz gegeben,</hi> (&#x03BF;&#x03C5;&#x1FBD; &#x03BA;&#x03B5;&#x03B9;&#x1FC0;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;, nicht wie ein uner-<lb/>
tra&#x0364;gliches Joch auf dem Hal&#x017F;e liege, Ap. Ge&#x017F;ch.<lb/>
15, 10. Gal. 5, 1. noch ihn a&#x0364;ng&#x017F;tige und verdam-<lb/>
me) <hi rendition="#fr">&#x017F;ondern den Ungerechten</hi> (&#x1F00;&#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;,<lb/>
denen, welche gantz ungebunden &#x017F;eyn, und nach<lb/>
ihrem bo&#x0364;&#x017F;en Willen leben wollen,) <hi rendition="#fr">und Unge-<lb/>
hor&#x017F;amen,</hi> (&#x1F00;&#x03BD;&#x03C5;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C4;&#x03AC;&#x03BA;&#x03C4;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;, die &#x017F;ich &#x017F;o gar nicht<lb/>
dem Ge&#x017F;etze GOttes unterwerfen, daß &#x017F;ie noch<lb/>
dazu rechte &#x1F00;&#x03BD;&#x03C4;&#x03AF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9; &#x017F;ind, welche muthwillig<lb/>
in ihren Lu&#x0364;&#x017F;ten und Handlungen wider das Ge-<lb/>
&#x017F;etz &#x017F;treiten oder handeln,) <hi rendition="#fr">den Gottlo&#x017F;en und<lb/>
Su&#x0364;ndern,</hi> (welche, weil &#x017F;ie &#x017F;ich vom Ge&#x017F;etze<lb/>
GOttes al&#x017F;o loßmachen, damit auch alle Furcht<lb/>
vor GOTT &#x017F;elb&#x017F;t aus den Augen &#x017F;etzen, und<lb/>
daher &#x1F01;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C1;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BB;&#x03BF;&#x1F76;, recht freche und grobe Su&#x0364;n-<lb/>
der &#x017F;ind,) <hi rendition="#fr">den Unheiligen</hi> (&#x1F00;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C3;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;, denen<lb/>
die alle Religion aus den Augen &#x017F;etzen,) <hi rendition="#fr">und<lb/>
Ungei&#x017F;tlichen</hi> (&#x03B2;&#x03B5;&#x03B2;&#x03B7;&#x03BB;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;, Frechen und Ruch-<lb/>
lo&#x017F;en, wie &#x017F;ie dadurch werden,) <hi rendition="#fr">den Vater-<lb/>
Mo&#x0364;rdern und Mutter-Mo&#x0364;rdern,</hi> (&#x03D6;&#x03B1;-<lb/>
&#x03C4;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BB;&#x1FF2;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03BC;&#x03B7;&#x03C4;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BB;&#x1FF4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; den Vater&#x017F;chla&#x0364;gern<lb/>
und Mutter&#x017F;chla&#x0364;gern, welche &#x017F;ich mit bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Worten und Wercken an die Eltern vergreiffen,<lb/>
wenn es auch &#x017F;chon nicht zum Todt&#x017F;chlage<lb/>
ko&#x0364;mmt) <hi rendition="#fr">den Todt&#x017F;chla&#x0364;gern,</hi> (es ge&#x017F;chehe nun<lb/>
der Todt&#x017F;chlag mit der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen That, oder<lb/>
auch nur mit der Zungen und mit dem to&#x0364;dtlichen<lb/>
Ha&#x017F;&#x017F;e des Hertzens 1 Joh. 3, 12. 15.) <hi rendition="#fr">den Hu-<lb/>
rern</hi> (und Ehebrechern,) <hi rendition="#fr">den Knaben&#x017F;cha&#x0364;n-<lb/>
dern,</hi> (Sodomiti&#x017F;chen Su&#x0364;ndern, dero Ab-<lb/>
&#x017F;cheulichkeit &#x017F;o be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, daß es gut, wenn<lb/>
man, worinne &#x017F;ie be&#x017F;tehet, nicht einmal weiß<lb/>
und for&#x017F;chet. Siehe davon und von dergleichen<lb/>
Su&#x0364;nden mehr 3 B. Mo&#x017F;. 18, 22. 23. cap. 20, 13.<lb/><cb/>
Ro&#x0364;m. 1, 26. 27. 1 Cor. 6, 9. Gal. 5, 18.) <hi rendition="#fr">Men-<lb/>
&#x017F;chen-Dieben,</hi> (welche Men&#x017F;chen, &#x017F;ie mo&#x0364;gen<lb/>
Knechte oder Freye &#x017F;eyn, andern in ihre eigne<lb/>
Knecht&#x017F;chaft entfuhren, oder dazu an Fremde<lb/>
verkaufen, wider 2 B. Mo&#x017F;. 21, 16. 5 B. Mo&#x017F;.<lb/>
24, 7.) <hi rendition="#fr">den Lu&#x0364;gnern,</hi> (und unter ihnen &#x017F;on-<lb/>
derlich &#x017F;olchen, welche au&#x017F;&#x017F;er dem an &#x017F;ich &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlichen lu&#x0364;genhaften We&#x017F;en im Umgange<lb/>
mit andern, auch keine Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, Ver&#x017F;pre-<lb/>
chungen und <hi rendition="#aq">Contract</hi>e halten: welche, und die<lb/>
u&#x0364;brigen Lu&#x0364;gner vom Eingange in das himmli-<lb/>
&#x017F;che Jeru&#x017F;alem ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden, Offenb.<lb/>
22, 15.) <hi rendition="#fr">den Meineidigen,</hi> (welche au&#x017F;&#x017F;er dem,<lb/>
daß &#x017F;ie Men&#x017F;chen lu&#x0364;gen, auch GOTT mitten<lb/>
bey de&#x017F;&#x017F;en Anrufung zu teu&#x017F;chen &#x017F;uchen, und in<lb/>
der That verleugnen, 3 B. Mo&#x017F;. 6, 1. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> cap.<lb/>
19, 12.) <hi rendition="#fr">und &#x017F;o etwas mehr der heyl&#x017F;amen<lb/>
Lehre zuwider i&#x017F;t,</hi> (wie es die Sache &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
neb&#x017F;t vielen andern Oertern der heiligen Schrift<lb/>
an die Hand giebet, &#x017F;onderlich Ro&#x0364;m. 1, 29. u. f.<lb/>
und Gal. 5, 19. u. f.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Das Wort &#x03B5;&#x03B9;&#x03B4;&#x1F7C;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">und weiß,</hi> la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
gar fu&#x0364;glich <hi rendition="#aq">con&#x017F;truir</hi>en mit den na&#x0364;ch&#x017F;t vorher-<lb/>
gehenden Worten: <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ein iemand recht ge-<lb/>
brauchet;</hi> wie denn? &#x03B5;&#x1F30;&#x03B4;&#x1F70;&#x03C2;, al&#x017F;o, daß er weiß<lb/>
u. &#x017F;. w. wie nemlich das Joch des Ge&#x017F;etzes nicht<lb/>
mehr den Gerechten, &#x017F;ondern den Ungerechten<lb/>
zu ihrer Verdammniß, auf dem Hal&#x017F;e liege.</p><lb/>
              <p>2. Man &#x017F;iehet demnach aus der Sache &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
daß das Wort &#x03BA;&#x03B5;&#x03B9;&#x1FC0;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;, welches <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> durch<lb/><hi rendition="#fr">gegeben</hi> u&#x0364;ber&#x017F;etzet hat, eigentlich durch <hi rendition="#fr">lieget</hi><lb/>
zu u&#x0364;ber&#x017F;etzen &#x017F;ey; da denn angezeiget wird, es lie-<lb/>
ge allen denen, welche au&#x017F;&#x017F;er Chri&#x017F;to &#x017F;ind und<lb/>
bleiben, wie ein &#x017F;chweres Joch und wie eine uner-<lb/>
tra&#x0364;gliche La&#x017F;t auf dem Hal&#x017F;e; wie es ihnen denn<lb/>
auch den ewigen Tod anku&#x0364;ndiget. Apo&#x017F;t Ge&#x017F;ch.<lb/>
15, 10. Gal. 3, 10. 13. Und ob auch gleich die<lb/>
Gottlo&#x017F;en es nicht erkennen, &#x017F;o gar daß &#x017F;ie &#x017F;agen:<lb/><hi rendition="#fr">La&#x017F;&#x017F;et uns zerrei&#x017F;&#x017F;en ihre Bande und von<lb/>
uns werfen ihre Seile!</hi> P&#x017F;. 2, 3. &#x017F;o ruhet doch,<lb/>
nach dem Aus&#x017F;pruche des Ge&#x017F;etzes, der Zorn,<lb/>
oder das Straf-Gerichte GOttes u&#x0364;ber ihnen<lb/>
Joh. 3, 36. und wird fru&#x0364;he genug an ihnen vollzo-<lb/>
gen werden.</p><lb/>
              <p>3. Was alhier fu&#x0364;r ein <hi rendition="#fr">Gerechter</hi> ver&#x017F;tan-<lb/>
den werde, das &#x017F;iehet man aus dem, daß ihm das<lb/>
Ge&#x017F;etz nicht mehr, als ein unertra&#x0364;gliches Joch<lb/>
auf dem Hal&#x017F;e lieget. Es i&#x017F;t nemlich ein &#x017F;olcher<lb/>
Gerechter, der zwar von Natur der Su&#x0364;nden we-<lb/>
gen &#x017F;ich mu&#x0364;h&#x017F;am und beladen gefunden hat<lb/>
Matth. 11, 18. aber deme durch die ergriffene Ge-<lb/>
rechtigkeit Chri&#x017F;ti die La&#x017F;t &#x017F;einer Su&#x0364;nden abge-<lb/>
nommen, und daher auch dem Fluche des Ge&#x017F;etzes<lb/>
entgangen i&#x017F;t, &#x017F;ich auch durch des Ge&#x017F;etzes Drau-<lb/>
en nicht mehr zum guten (darinn es doch auch nur<lb/>
bey dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen geblieben war) zwingen und<lb/>
treiben la&#x0364;ßt, &#x017F;ondern aus dem Evangeli&#x017F;chen<lb/>
Triebe des Gei&#x017F;tes GOttes dem Ge&#x017F;etze einen ob<lb/>
zwar unvollkommenen doch willigen Gehor&#x017F;am<lb/>
lei&#x017F;tet. Ro&#x0364;m. 6, 14. Gal. 5, 18. 23. Die&#x017F;en Ge-<lb/>
rechten nennet der Apo&#x017F;tel Ro&#x0364;m. 1, 17. &#x03C4;&#x03BF;&#x03BD; &#x03B4;&#x03AF;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B9;-<lb/>
&#x03BF;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BA; &#x03D6;&#x03AF;&#x03C2;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2;, einen <hi rendition="#fr">Glaubens-Gerechten</hi> der<lb/>
da hat &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03B4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C3;&#x03CD;&#x03BD;&#x03B7;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BA; &#x03C0;&#x03AF;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2;, die Gerechtig-<lb/>
keit aus dem Glauben, davon er Cap. 3. und 4.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0087] Cap. 1. v. 8-10. an den Timotheum. 11. Es giebt das Geſetz auch einen beſtaͤndi- gen Antrieb, dem Willen GOttes gemaͤß zu leben, welcher Trieb denn ſo viel geſegneter iſt, ſo viel mehr er von einer Evangeliſchen Kraft zur wuͤrcklichen Ausuͤbung begleitet wird. Und alſo iſt das Geſetz recht gut wie an ſich ſelbſt, alſo auch in ſeinem Gebrauche. 12. Was nun die Juͤdiſchen Geſetz-Leh- rer betrifft, ſo erkannten dieſelbe die rechte Guͤ- te des Geſetzes nicht einmal, ſonderlich diejeni- ge, welche es in ſeiner hoͤchſten Vollkommenheit hat; ſondern dagegen ſahen ſie das Geſetz nur oben hin an. Und daher entſtunde ein ſolcher Gebrauch, welchen ſie dem Evangelio entgegen ſetzten, und damit ſie Chriſtum verleugneten; denn da ſie weder des Geſetzes Tieſe und Weite noch ihre groſſe Unvollkommenheit und geiſtliche Armuth erkannten, ſo meyneten ſie, es ſtehe in ihren Kraͤften, daſſelbe zu erfuͤllen, und dadurch vor GOTT gerecht und ſelig zu werden: wo- durch denn das Evangelium und Chriſtus ſelbſt wo nicht gar verleugnet, doch verdunckelt wur- de. So wurde denn weder das Evangelium recht angenommen, noch auch das Geſetz ſelbſt dazu gebrauchet, wozu es gedachter maſſen ge- brauchet werden ſolte und konte. V. 9. 10. Und weiß ſolches (είδὼς του῀το, da er ſolches weiß, nemlich der des Geſetzes recht ge- brauchet,) daß dem Gerechten (der ein ſolcher durch den Glauben an Chriſtum iſt,) kein Ge- ſetz gegeben, (ου᾽ κει῀ται, nicht wie ein uner- traͤgliches Joch auf dem Halſe liege, Ap. Geſch. 15, 10. Gal. 5, 1. noch ihn aͤngſtige und verdam- me) ſondern den Ungerechten (ἀνόμοις, denen, welche gantz ungebunden ſeyn, und nach ihrem boͤſen Willen leben wollen,) und Unge- horſamen, (ἀνυποτάκτοις, die ſich ſo gar nicht dem Geſetze GOttes unterwerfen, daß ſie noch dazu rechte ἀντίνομοι ſind, welche muthwillig in ihren Luͤſten und Handlungen wider das Ge- ſetz ſtreiten oder handeln,) den Gottloſen und Suͤndern, (welche, weil ſie ſich vom Geſetze GOttes alſo loßmachen, damit auch alle Furcht vor GOTT ſelbſt aus den Augen ſetzen, und daher ἁμαρτωλοὶ, recht freche und grobe Suͤn- der ſind,) den Unheiligen (ἀνοσίοις, denen die alle Religion aus den Augen ſetzen,) und Ungeiſtlichen (βεβηλοις, Frechen und Ruch- loſen, wie ſie dadurch werden,) den Vater- Moͤrdern und Mutter-Moͤrdern, (ϖα- τραλῲαις καὶ μητραλῴαις den Vaterſchlaͤgern und Mutterſchlaͤgern, welche ſich mit boͤſen Worten und Wercken an die Eltern vergreiffen, wenn es auch ſchon nicht zum Todtſchlage koͤmmt) den Todtſchlaͤgern, (es geſchehe nun der Todtſchlag mit der aͤuſſerlichen That, oder auch nur mit der Zungen und mit dem toͤdtlichen Haſſe des Hertzens 1 Joh. 3, 12. 15.) den Hu- rern (und Ehebrechern,) den Knabenſchaͤn- dern, (Sodomitiſchen Suͤndern, dero Ab- ſcheulichkeit ſo beſchaffen iſt, daß es gut, wenn man, worinne ſie beſtehet, nicht einmal weiß und forſchet. Siehe davon und von dergleichen Suͤnden mehr 3 B. Moſ. 18, 22. 23. cap. 20, 13. Roͤm. 1, 26. 27. 1 Cor. 6, 9. Gal. 5, 18.) Men- ſchen-Dieben, (welche Menſchen, ſie moͤgen Knechte oder Freye ſeyn, andern in ihre eigne Knechtſchaft entfuhren, oder dazu an Fremde verkaufen, wider 2 B. Moſ. 21, 16. 5 B. Moſ. 24, 7.) den Luͤgnern, (und unter ihnen ſon- derlich ſolchen, welche auſſer dem an ſich ſchon ſchaͤndlichen luͤgenhaften Weſen im Umgange mit andern, auch keine Buͤndniſſe, Verſpre- chungen und Contracte halten: welche, und die uͤbrigen Luͤgner vom Eingange in das himmli- ſche Jeruſalem ausgeſchloſſen werden, Offenb. 22, 15.) den Meineidigen, (welche auſſer dem, daß ſie Menſchen luͤgen, auch GOTT mitten bey deſſen Anrufung zu teuſchen ſuchen, und in der That verleugnen, 3 B. Moſ. 6, 1. ſeqq. cap. 19, 12.) und ſo etwas mehr der heylſamen Lehre zuwider iſt, (wie es die Sache ſelbſt nebſt vielen andern Oertern der heiligen Schrift an die Hand giebet, ſonderlich Roͤm. 1, 29. u. f. und Gal. 5, 19. u. f.) Anmerckungen. 1. Das Wort ειδὼς, und weiß, laͤßt ſich gar fuͤglich conſtruiren mit den naͤchſt vorher- gehenden Worten: ſo ſein iemand recht ge- brauchet; wie denn? εἰδὰς, alſo, daß er weiß u. ſ. w. wie nemlich das Joch des Geſetzes nicht mehr den Gerechten, ſondern den Ungerechten zu ihrer Verdammniß, auf dem Halſe liege. 2. Man ſiehet demnach aus der Sache ſelbſt, daß das Wort κει῀ται, welches Lutherus durch gegeben uͤberſetzet hat, eigentlich durch lieget zu uͤberſetzen ſey; da denn angezeiget wird, es lie- ge allen denen, welche auſſer Chriſto ſind und bleiben, wie ein ſchweres Joch und wie eine uner- traͤgliche Laſt auf dem Halſe; wie es ihnen denn auch den ewigen Tod ankuͤndiget. Apoſt Geſch. 15, 10. Gal. 3, 10. 13. Und ob auch gleich die Gottloſen es nicht erkennen, ſo gar daß ſie ſagen: Laſſet uns zerreiſſen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile! Pſ. 2, 3. ſo ruhet doch, nach dem Ausſpruche des Geſetzes, der Zorn, oder das Straf-Gerichte GOttes uͤber ihnen Joh. 3, 36. und wird fruͤhe genug an ihnen vollzo- gen werden. 3. Was alhier fuͤr ein Gerechter verſtan- den werde, das ſiehet man aus dem, daß ihm das Geſetz nicht mehr, als ein unertraͤgliches Joch auf dem Halſe lieget. Es iſt nemlich ein ſolcher Gerechter, der zwar von Natur der Suͤnden we- gen ſich muͤhſam und beladen gefunden hat Matth. 11, 18. aber deme durch die ergriffene Ge- rechtigkeit Chriſti die Laſt ſeiner Suͤnden abge- nommen, und daher auch dem Fluche des Geſetzes entgangen iſt, ſich auch durch des Geſetzes Drau- en nicht mehr zum guten (darinn es doch auch nur bey dem aͤuſſerlichen geblieben war) zwingen und treiben laͤßt, ſondern aus dem Evangeliſchen Triebe des Geiſtes GOttes dem Geſetze einen ob zwar unvollkommenen doch willigen Gehorſam leiſtet. Roͤm. 6, 14. Gal. 5, 18. 23. Dieſen Ge- rechten nennet der Apoſtel Roͤm. 1, 17. τον δίκαι- ον ἐκ ϖίςεως, einen Glaubens-Gerechten der da hat τὴν δικαιοσύνην ἐκ πίστεως, die Gerechtig- keit aus dem Glauben, davon er Cap. 3. und 4. mit L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/87
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/87>, abgerufen am 11.05.2024.