Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.V. 14-19. des Briefes Judä. [Spaltenumbruch]
gen werden. Daher der Apostel das Wortalle von den Personen gebrauchet, und es auch von ihren Worten, und Wercken zwey- mal wiederhohlet. b. Nach ihren bösen Wercken ihres Gottlo- sen Wandels, damit sie gottlos gewesen sind; welches vorher mit mehrern beschrieben ist, und alhier mit gar nachdrücklichen Worten seiner Abscheuligkeit wegen bezeichnet wird. c. Nach ihren bösen, oder harten Worten, das ist, nach ihren Lästerungen wider ihn, seine Knechte, seine Glieder und sein Reich, nemlich des Sohnes GOttes, JEsu Christi, und all- gemeinen Welt-Richters. 5. Das Gericht selbst wird ausgedrucket V. 16. Diese murmelen und klagen immerdar, Anmerckungen. 1. Nachdem der Apostel die Beschreibung 2. Gleichwie ihr Zweck sonderlich war ei- 3. Da Affecten und Wercke, auch Wor- 4. Weil sie dabey auch dem Geitze sind er- V. 17. 18. 19. Jhr aber, meine Lieben, erinnert euch Anmerckungen. 1. Die Apostel des HErrn hatten die 2. Da die verba memoriae, die Worte, 3. Was die Apostel von der letzten Zeit die F f f f f
V. 14-19. des Briefes Judaͤ. [Spaltenumbruch]
gen werden. Daher der Apoſtel das Wortalle von den Perſonen gebrauchet, und es auch von ihren Worten, und Wercken zwey- mal wiederhohlet. b. Nach ihren boͤſen Wercken ihres Gottlo- ſen Wandels, damit ſie gottlos geweſen ſind; welches vorher mit mehrern beſchrieben iſt, und alhier mit gar nachdruͤcklichen Worten ſeiner Abſcheuligkeit wegen bezeichnet wird. c. Nach ihren boͤſen, oder harten Worten, das iſt, nach ihren Laͤſterungen wider ihn, ſeine Knechte, ſeine Glieder und ſein Reich, nemlich des Sohnes GOttes, JEſu Chriſti, und all- gemeinen Welt-Richters. 5. Das Gericht ſelbſt wird ausgedrucket V. 16. Dieſe murmelen und klagen immerdar, Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel die Beſchreibung 2. Gleichwie ihr Zweck ſonderlich war ei- 3. Da Affecten und Wercke, auch Wor- 4. Weil ſie dabey auch dem Geitze ſind er- V. 17. 18. 19. Jhr aber, meine Lieben, erinnert euch Anmerckungen. 1. Die Apoſtel des HErrn hatten die 2. Da die verba memoriæ, die Worte, 3. Was die Apoſtel von der letzten Zeit die F f f f f
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V. 14-19. des Briefes Judaͤ.
gen werden. Daher der Apoſtel das Wort
alle von den Perſonen gebrauchet, und es
auch von ihren Worten, und Wercken zwey-
mal wiederhohlet.
b. Nach ihren boͤſen Wercken ihres Gottlo-
ſen Wandels, damit ſie gottlos geweſen ſind;
welches vorher mit mehrern beſchrieben iſt, und
alhier mit gar nachdruͤcklichen Worten ſeiner
Abſcheuligkeit wegen bezeichnet wird.
c. Nach ihren boͤſen, oder harten Worten,
das iſt, nach ihren Laͤſterungen wider ihn, ſeine
Knechte, ſeine Glieder und ſein Reich, nemlich
des Sohnes GOttes, JEſu Chriſti, und all-
gemeinen Welt-Richters.
5. Das Gericht ſelbſt wird ausgedrucket
mit den Worten: Gericht zu halten und zu
ſtrafen: Welches letztere Wort, ἐξελέγχειν auf
eine ſolche Beſtrafung gehet, welche eine ſcharfe
und genaue Uberzeugung mit ſich fuͤhret. Und
alſo wird es bey dem juͤngſten Gerichte keiner In-
quiſition gebrauchen, da einem ieglichen ſo fort
ſein vorhin ſchlafendes, nunmehro aber erwecktes
und nagendes Gewiſſen mehr als hundert Zeu-
gen ſeyn wird. Wohl dem, der der Ermahnung
Johannis nachkommet, da er Epiſt. 1. c. 2, 28
ſpricht: Nun, Kindlein, bleibet bey ihm,
auf daß wir Freudigkeit haben, und nicht
zuſchanden werden vor ihm in ſeiner Zu-
kunft.
V. 16.
Dieſe murmelen und klagen immerdar,
die nach ihren Luͤſten wandelen, und ihr
Mund redet ſtoltze Worte, und achten das
Anſehen der Perſon um Nutzes Willen.
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel die Beſchreibung
der Gottloſen aus Veranlaſſung der Worte von
dem daß ihnen das dunckele der Finſterniß behal-
ten werde, durch die Anzeigung des kuͤnftigen Ge
richts unterbrochen hatte, ſo faͤhret er damit fort,
und bezeichnet ſie erſtlich von ihrem Murmelen,
das iſt von ihrer Unzufriedenheit mit allen, da es
ihnen weder GOTT, noch Menſchen recht ma-
chen koͤnnen, und ie weniger ſie ſelbſt getauget,
ie mehr und frecher haben ſie andere getadelt.
Welches denn mit dem dazu geſetzten Worte alſo
erlaͤutert wird, daß es anzeiget, wie daß ſie, nach
der groſſen Eigenliebe, darinnen ſie ſtunden, auch
mit ihrem eigenen Zuſtande nicht ſind zu frieden
geweſen, und zwar ſoviel weniger, ſo viel mehr ſie
merckten, daß andere, von denen ſie doch hochge-
halten ſeyn wolten, mit ihnen nicht zufrieden
waren.
2. Gleichwie ihr Zweck ſonderlich war ei-
gene Ehr, ſo war das darauf gerichtete prin-
cipium agendi, daher ſie allen Trieb zu ihren
Worten und Wercken nahmen, die eitele Luſt.
Die denn bey ihnen alſo herrſchete, daß ſie ſich
derſelben in allen ihren beſondern Gattungen nach
1 Joh. 2, 10, 16. gleichſam zu leibeigenen Knech-
ten ergaben: welches iſt, nach ſeinen eigenen
Luͤſten wandelen. Da es denn hieß: ſi libet,
licet. Davor Paulus Roͤm. 6, 12. u. f. c. 8 1.
und Petrus Epiſt. 2. c. 2, 19. 20. 21 die Glaͤubi-
gen getreulich warnet.
3. Da Affecten und Wercke, auch Wor-
te pflegen bey einander zu ſeyn, ſo gab ſich die
Fuͤlle des aufgeblaſenen Hertzens durch ſtoltze
Worte zu erkennen, als damit ſie hochher-
fuhren, ſich ſelbſt erhuben, und andern, die ſie ge-
gen ſich verachteten, vorzogen, und ſonderlich ſich
in goͤttlichen Dingen hoher Erkenntniß der Ge-
heimniße ruͤhmeten, davon auch den Namen der
Gnoſticorum bekamen. Man ſehe von ihrem
Vorgaͤnger, Simon dem Zauberer, Apoſt.
Geſch. 8, 9. 10 als von dem es heißt: er habe vor-
gegeben, er ſey etwas groſſes: und ſie ha-
ben alle auf ihn geſehen, beyde klein und
groß, und geſprochen: der iſt die Kraft
GOttes, die da groß iſt.
4. Weil ſie dabey auch dem Geitze ſind er-
geben geweſen, und daher v. 11. mit Bileam ver-
glichen werden, ſo haben ſie es um ihres Bau-
ches und Nutzens Willen auch an vieler Schmei-
cheley bey den Reichen und Vornehmen dieſer
Welt nicht ermangeln laſſen, ſondern dieſelbe er-
hoben und ins Geſicht gelobet, hingegen aber an-
dere, von welchen ſie nichts zu hoffen hatten, nichts
geachtet: wie der Bauch-Diener und Menſchen-
Knechte ihre boͤſe Art iſt.
V. 17. 18. 19.
Jhr aber, meine Lieben, erinnert euch
der Worte; die zuvor geſaget ſind von
den Apoſteln unſers HErrn JEſu Chri-
ſti, da ſie euch ſagten (Apoſt. Geſch. 20, 29.
1 Tim. 4, 1. u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. c. 4, 3. 4. 2 Pet.
2, 1. u. f. c. 3, 3.) daß zu der letzten Zeit wer-
den Spoͤtter ſeyn, die nach ihren eignen
Luͤſten des Gottloſen Weſens wandelen.
Dieſe ſind, die da Rotten machen, fleiſchli-
che, die keinen Geiſt haben.
Anmerckungen.
1. Die Apoſtel des HErrn hatten die
Glaͤubigen zuvorderſt muͤndlich, und denn auch
zum theil ſchriftlich, vor allen Anſtoͤſſen in der Leh-
re und im Leben getreulich gewarnet. Da nun
Judas alhier auf beydes ſiehet, ſo erkennet man
daraus, daß er ſeinen Brief gar ſpaͤte geſchrieben
habe, nachdem die Briefe Pauli und Petri den
Gemeinen ſchon uͤberall ſind bekannt geweſen.
2. Da die verba memoriæ, die Worte,
welche auf ein Gedaͤchtniß gehen, von dem
affecte des Hertzens und von aller thaͤtigen Aus-
uͤbung zu verſtehen ſind, ſo fodert der Apoſtel al-
hier eine ſolche Erinnerung,, welche ſich in einer
getreuen Anwendung zur Verwahrung ihrer
ſelbſt ſolte erweiſen. Denn auſſer dem bringet
das Andencken nur deſto mehr Verantwor-
tung.
3. Was die Apoſtel von der letzten Zeit
uͤberhaupt geſaget haben, und ſchon theils zu,
theils auch bald nach ihrer Zeit eingetroffen iſt,
davon haben wir itzo leider ſoviel mehrere Erfah-
rung, ſo viel weiter wir in die letztern Zeiten fort-
geruͤcket ſind. Denn wem iſt unbekannt, was
es heute zu tage fuͤr Religions-Spoͤtter giebet,
die
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