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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 9. 8. des dritten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] dienet, der ist GOtt gefällig und den
Menschen werth.
Das Gegentheil von
denen, welche GOtt nicht gefallen, und daher
auch allen Menschen active und passive zu-
wider sind, siehe 1 Thess. 2, 15. Es ist gar löb-
lich, wenn bey einem das rechtschaffne Wesen
des Christenthmus sich also characterisiret,
und legitimiret, daß es von keinem rechten
Kenner desselben kan in den geringsten Zweifel
gezogen werden: als welches sich bey vielen
nicht findet; da es nur bey der Hoffnung blei-
bet, oder die Versicherung doch noch immer
mit einiger Furcht verknüpfet ist.
b. Dieses allgemeine Zeugniß kam her von der
Wahrheit
selbst, welche den andern und den
rechten Haupt-Zeugen abgab: da denn die
Wahrheit alhier soviel ist, als die wirckliche
und dabey offenbare That, oder der Erweis
im gantzen Leben mit allem Wandel, welches
billig das beste Zeugniß ist, damit man gegen
allen Widerspruch bestehen kan.
c. Hierzu kam nun das Zeugniß Johannis zu
nicht geringer Recommendation des De-
metrii.
Dabey man zugleich siehet, daß, ob-
gleich seine apostolische Auctorität bey dem
stoltzen Diotrephe verächtlich gehalten wur-
de, sie doch bey den rechtschaffnen Gliedern der
Kirche ihr rechtes Gewicht gehabt und behal-
ten habe. Und da sich der Apostel auch ander-
wärtig dieser Redens-Art von dem Zeugnisse
bedienet, nemlich im Evangelio c. 5, 31. c. 8,
13. 14. c. 19, 35. c. 21, 24. so erkennet man dar-
aus die Ubereinstimmung seines stili.
V. 13. 14.

Jch hatte viel zu schreiben (vom Zustan-
de der Kirche überhaupt, und insonderheit von
dem, was alhier und bey euch vorgehet, und wie
man sich dabey klüglich zu verhalten habe) aber
ich wolte nicht mit Dinten und Federn
(und
Feder) zu dir (Gr. dir, oder an dich) schreiben:
ich hoffe aber dich bald zu sehen, so wollen
wir mündlich mit einander reden.

Anmerckungen.

1. Daß es dem Willen GOttes gemäß sey,
daß die Erbauung in der Kirche, nebst dem münd-
lichen Vortrage, auch schriftlich geschehe, das
hat er uns mit seinem eigenen in Schriften ver-
fasseten Worte, welches vor allen menschlichen
Schriften seinen gehörigen Vorzug behält, ge-
nugsam bezeuget. Und daß dieses Mittel, so
sehr es auch leider von so vielen gemißbrauchet
wird, von so langen Zeiten her zu vielem Segen
gedienet habe, das weiß man aus beständiger Er-
fahrung. Es wird aber manchen so viel mehr
Verantwortung bringen, so viel mehrere und
nachdrücklichere Zeugnisse der Wahrheit er aus-
ser der Heil. Schrift in seinen Büchern gehabt,
ihnen aber kein Gehör gegeben hat.

2. Da GOtt vorher gesehen hat, daß dem
menschlichen Geschlechte zu einem rechten Wohl-
stande, und feiner Kirche zur Erbauung die
Schreib-Federn unentbehrlich seyn würden, so
hat er die Natur der Gänse also eingerichtet, daß
sie uns dieselbe im grossen Uberflusse darreichen
[Spaltenumbruch] müssen. Welch eine gütige Vorsorge ist das
nicht, woraus man auch gewißlich die Existentz
des göttlichen Wesens gar deutlich erkennen kan,
und zwar um so viel mehr, so viel offenbarer es ist,
daß weder die Gänse von Ewigkeit her gewesen
sind, noch von sich selbst haben entstehen können,
und dannenhero von einem verständigen, weisen
und gütigen höchsten Wesen, welches GOtt ist,
zum Dienst des menschlichen Geschlechts, auch in
Ansehung ihrer übrigen demselben so nützlichen
Federn, erschaffen seyn müssen.

3. Wenn rechtschaffne Christen einander
besuchen und sehen, so gehet das sehen und er-
kennen
mehr auf den innerlichen und neuen
Menschen, als auf den äusserlichen: da hingen
unbekehrte Leute nur alles auf den äusserlichen
und alten Menschen bey ihren Besuchungen füh-
ren. Auf jene Art wolte Paulus die Römer se-
hen: daher er c. 1, 11. 12. er spricht: Mich ver-
langet euch zu sehen, auf daß ich euch mit-
theile etwas geistlicher Gabe, euch zu stär-
cken, das ist, daß ich samt euch getröstet wer-
de durch euren und meinen Glauben, den
wir unter einander haben.
Siehe auch c. 15,
29. u. f. Denn wenn einer an dem andern den
Sinn Christi siehet, so giebt dieses eine gemein-
schaftliche Stärckung und Erquickung; zumal
da ein ieder aus dem Gefühl der Armuth des
Geistes das geistliche Gut eher an einem andern
erkennet, als an sich selbst.

V. 15.

Friede sey mit dir. Es grüssen dich die
Freunde. Grüsse die Freunde mit Namen.

Anmerckungen.

1. Wo Friede ist, da ist auch Gnade, wie
unter andern aus dem Segens-Grusse der aller-
meisten apostolischen Briefe zu ersehen ist. Und
da Gajus schon den Frieden in GOTT und mit
GOtt hatte: so wünschet er ihm die Vermehrung
und Bewahrung dieses geistlichen Haut-Guts,
samt desselben seligen Genuß: welchen sich denn
ein ieder Leser also zuzueignen hat, als hätte Jo-
hannes auch würcklich auf ihn gesehen, so wahr-
haftig, als ihm unter andern auch dieser Brief zu
Theil worden ist.

2. Gajus muß der Gemeine, darinn Johan-
nes war, gar wohl bekannt gewesen seyn, der Apo-
stel auch vielen sein Vorhaben an ihn zu schreiben
angezeiget haben; daher sie ihn zur Bezeugung ih-
rer Gemeinschaft in Christo haben grüssen lassen.

3. Keine bessere und beständigere Freund-
schaft
ist, als welche die Gnade und Wahrheit,
und die Kindschaft GOttes zum Grunde hat.
Wohl dem, der ein wahrer Freund GOttes ist;
als der alle Kinder GOttes zu Freunden hat, in
einer solchen Freundschaft, welche ewig bleibet.

4. Da Gajus von Johanne alle rechtschaff-
ne Christen mit Namen gegrüsset hat, so haben sie
ihn ohne Zweifel um die Communication des
Briefes gebeten, und, da er ihnen willigst damit
gedienet hat, sich daraus gemeinschaftlich er-
bauet: gleichwie wir uns daraus noch itzo zu er-
bauen haben. Dazu GOtt ein iedem Leser viel
Gnade und Friede gebe!

Erklä-
V. 9. 8. des dritten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] dienet, der iſt GOtt gefaͤllig und den
Menſchen werth.
Das Gegentheil von
denen, welche GOtt nicht gefallen, und daher
auch allen Menſchen active und paſſive zu-
wider ſind, ſiehe 1 Theſſ. 2, 15. Es iſt gar loͤb-
lich, wenn bey einem das rechtſchaffne Weſen
des Chriſtenthmus ſich alſo characteriſiret,
und legitimiret, daß es von keinem rechten
Kenner deſſelben kan in den geringſten Zweifel
gezogen werden: als welches ſich bey vielen
nicht findet; da es nur bey der Hoffnung blei-
bet, oder die Verſicherung doch noch immer
mit einiger Furcht verknuͤpfet iſt.
b. Dieſes allgemeine Zeugniß kam her von der
Wahrheit
ſelbſt, welche den andern und den
rechten Haupt-Zeugen abgab: da denn die
Wahrheit alhier ſoviel iſt, als die wirckliche
und dabey offenbare That, oder der Erweis
im gantzen Leben mit allem Wandel, welches
billig das beſte Zeugniß iſt, damit man gegen
allen Widerſpruch beſtehen kan.
c. Hierzu kam nun das Zeugniß Johannis zu
nicht geringer Recommendation des De-
metrii.
Dabey man zugleich ſiehet, daß, ob-
gleich ſeine apoſtoliſche Auctoritaͤt bey dem
ſtoltzen Diotrephe veraͤchtlich gehalten wur-
de, ſie doch bey den rechtſchaffnen Gliedern der
Kirche ihr rechtes Gewicht gehabt und behal-
ten habe. Und da ſich der Apoſtel auch ander-
waͤrtig dieſer Redens-Art von dem Zeugniſſe
bedienet, nemlich im Evangelio c. 5, 31. c. 8,
13. 14. c. 19, 35. c. 21, 24. ſo erkennet man dar-
aus die Ubereinſtimmung ſeines ſtili.
V. 13. 14.

Jch hatte viel zu ſchreiben (vom Zuſtan-
de der Kirche uͤberhaupt, und inſonderheit von
dem, was alhier und bey euch vorgehet, und wie
man ſich dabey kluͤglich zu verhalten habe) aber
ich wolte nicht mit Dinten und Federn
(und
Feder) zu dir (Gr. dir, oder an dich) ſchreiben:
ich hoffe aber dich bald zu ſehen, ſo wollen
wir muͤndlich mit einander reden.

Anmerckungen.

1. Daß es dem Willen GOttes gemaͤß ſey,
daß die Erbauung in der Kirche, nebſt dem muͤnd-
lichen Vortrage, auch ſchriftlich geſchehe, das
hat er uns mit ſeinem eigenen in Schriften ver-
faſſeten Worte, welches vor allen menſchlichen
Schriften ſeinen gehoͤrigen Vorzug behaͤlt, ge-
nugſam bezeuget. Und daß dieſes Mittel, ſo
ſehr es auch leider von ſo vielen gemißbrauchet
wird, von ſo langen Zeiten her zu vielem Segen
gedienet habe, das weiß man aus beſtaͤndiger Er-
fahrung. Es wird aber manchen ſo viel mehr
Verantwortung bringen, ſo viel mehrere und
nachdruͤcklichere Zeugniſſe der Wahrheit er auſ-
ſer der Heil. Schrift in ſeinen Buͤchern gehabt,
ihnen aber kein Gehoͤr gegeben hat.

2. Da GOtt vorher geſehen hat, daß dem
menſchlichen Geſchlechte zu einem rechten Wohl-
ſtande, und feiner Kirche zur Erbauung die
Schreib-Federn unentbehrlich ſeyn wuͤrden, ſo
hat er die Natur der Gaͤnſe alſo eingerichtet, daß
ſie uns dieſelbe im groſſen Uberfluſſe darreichen
[Spaltenumbruch] muͤſſen. Welch eine guͤtige Vorſorge iſt das
nicht, woraus man auch gewißlich die Exiſtentz
des goͤttlichen Weſens gar deutlich erkennen kan,
und zwar um ſo viel mehr, ſo viel offenbarer es iſt,
daß weder die Gaͤnſe von Ewigkeit her geweſen
ſind, noch von ſich ſelbſt haben entſtehen koͤnnen,
und dannenhero von einem verſtaͤndigen, weiſen
und guͤtigen hoͤchſten Weſen, welches GOtt iſt,
zum Dienſt des menſchlichen Geſchlechts, auch in
Anſehung ihrer uͤbrigen demſelben ſo nuͤtzlichen
Federn, erſchaffen ſeyn muͤſſen.

3. Wenn rechtſchaffne Chriſten einander
beſuchen und ſehen, ſo gehet das ſehen und er-
kennen
mehr auf den innerlichen und neuen
Menſchen, als auf den aͤuſſerlichen: da hingen
unbekehrte Leute nur alles auf den aͤuſſerlichen
und alten Menſchen bey ihren Beſuchungen fuͤh-
ren. Auf jene Art wolte Paulus die Roͤmer ſe-
hen: daher er c. 1, 11. 12. er ſpricht: Mich ver-
langet euch zu ſehen, auf daß ich euch mit-
theile etwas geiſtlicher Gabe, euch zu ſtaͤr-
cken, das iſt, daß ich ſamt euch getroͤſtet wer-
de durch euren und meinen Glauben, den
wir unter einander haben.
Siehe auch c. 15,
29. u. f. Denn wenn einer an dem andern den
Sinn Chriſti ſiehet, ſo giebt dieſes eine gemein-
ſchaftliche Staͤrckung und Erquickung; zumal
da ein ieder aus dem Gefuͤhl der Armuth des
Geiſtes das geiſtliche Gut eher an einem andern
erkennet, als an ſich ſelbſt.

V. 15.

Friede ſey mit dir. Es gruͤſſen dich die
Freunde. Gruͤſſe die Freunde mit Namen.

Anmerckungen.

1. Wo Friede iſt, da iſt auch Gnade, wie
unter andern aus dem Segens-Gruſſe der aller-
meiſten apoſtoliſchen Briefe zu erſehen iſt. Und
da Gajus ſchon den Frieden in GOTT und mit
GOtt hatte: ſo wuͤnſchet er ihm die Vermehrung
und Bewahrung dieſes geiſtlichen Haut-Guts,
ſamt deſſelben ſeligen Genuß: welchen ſich denn
ein ieder Leſer alſo zuzueignen hat, als haͤtte Jo-
hannes auch wuͤrcklich auf ihn geſehen, ſo wahr-
haftig, als ihm unter andern auch dieſer Brief zu
Theil worden iſt.

2. Gajus muß der Gemeine, darinn Johan-
nes war, gar wohl bekannt geweſen ſeyn, der Apo-
ſtel auch vielen ſein Vorhaben an ihn zu ſchreiben
angezeiget haben; daher ſie ihn zur Bezeugung ih-
rer Gemeinſchaft in Chriſto haben gruͤſſen laſſen.

3. Keine beſſere und beſtaͤndigere Freund-
ſchaft
iſt, als welche die Gnade und Wahrheit,
und die Kindſchaft GOttes zum Grunde hat.
Wohl dem, der ein wahrer Freund GOttes iſt;
als der alle Kinder GOttes zu Freunden hat, in
einer ſolchen Freundſchaft, welche ewig bleibet.

4. Da Gajus von Johanne alle rechtſchaff-
ne Chriſten mit Namen gegruͤſſet hat, ſo haben ſie
ihn ohne Zweifel um die Communication des
Briefes gebeten, und, da er ihnen willigſt damit
gedienet hat, ſich daraus gemeinſchaftlich er-
bauet: gleichwie wir uns daraus noch itzo zu er-
bauen haben. Dazu GOtt ein iedem Leſer viel
Gnade und Friede gebe!

Erklaͤ-
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[761/0761] V. 9. 8. des dritten Briefes Johannis. dienet, der iſt GOtt gefaͤllig und den Menſchen werth. Das Gegentheil von denen, welche GOtt nicht gefallen, und daher auch allen Menſchen active und paſſive zu- wider ſind, ſiehe 1 Theſſ. 2, 15. Es iſt gar loͤb- lich, wenn bey einem das rechtſchaffne Weſen des Chriſtenthmus ſich alſo characteriſiret, und legitimiret, daß es von keinem rechten Kenner deſſelben kan in den geringſten Zweifel gezogen werden: als welches ſich bey vielen nicht findet; da es nur bey der Hoffnung blei- bet, oder die Verſicherung doch noch immer mit einiger Furcht verknuͤpfet iſt. b. Dieſes allgemeine Zeugniß kam her von der Wahrheit ſelbſt, welche den andern und den rechten Haupt-Zeugen abgab: da denn die Wahrheit alhier ſoviel iſt, als die wirckliche und dabey offenbare That, oder der Erweis im gantzen Leben mit allem Wandel, welches billig das beſte Zeugniß iſt, damit man gegen allen Widerſpruch beſtehen kan. c. Hierzu kam nun das Zeugniß Johannis zu nicht geringer Recommendation des De- metrii. Dabey man zugleich ſiehet, daß, ob- gleich ſeine apoſtoliſche Auctoritaͤt bey dem ſtoltzen Diotrephe veraͤchtlich gehalten wur- de, ſie doch bey den rechtſchaffnen Gliedern der Kirche ihr rechtes Gewicht gehabt und behal- ten habe. Und da ſich der Apoſtel auch ander- waͤrtig dieſer Redens-Art von dem Zeugniſſe bedienet, nemlich im Evangelio c. 5, 31. c. 8, 13. 14. c. 19, 35. c. 21, 24. ſo erkennet man dar- aus die Ubereinſtimmung ſeines ſtili. V. 13. 14. Jch hatte viel zu ſchreiben (vom Zuſtan- de der Kirche uͤberhaupt, und inſonderheit von dem, was alhier und bey euch vorgehet, und wie man ſich dabey kluͤglich zu verhalten habe) aber ich wolte nicht mit Dinten und Federn (und Feder) zu dir (Gr. dir, oder an dich) ſchreiben: ich hoffe aber dich bald zu ſehen, ſo wollen wir muͤndlich mit einander reden. Anmerckungen. 1. Daß es dem Willen GOttes gemaͤß ſey, daß die Erbauung in der Kirche, nebſt dem muͤnd- lichen Vortrage, auch ſchriftlich geſchehe, das hat er uns mit ſeinem eigenen in Schriften ver- faſſeten Worte, welches vor allen menſchlichen Schriften ſeinen gehoͤrigen Vorzug behaͤlt, ge- nugſam bezeuget. Und daß dieſes Mittel, ſo ſehr es auch leider von ſo vielen gemißbrauchet wird, von ſo langen Zeiten her zu vielem Segen gedienet habe, das weiß man aus beſtaͤndiger Er- fahrung. Es wird aber manchen ſo viel mehr Verantwortung bringen, ſo viel mehrere und nachdruͤcklichere Zeugniſſe der Wahrheit er auſ- ſer der Heil. Schrift in ſeinen Buͤchern gehabt, ihnen aber kein Gehoͤr gegeben hat. 2. Da GOtt vorher geſehen hat, daß dem menſchlichen Geſchlechte zu einem rechten Wohl- ſtande, und feiner Kirche zur Erbauung die Schreib-Federn unentbehrlich ſeyn wuͤrden, ſo hat er die Natur der Gaͤnſe alſo eingerichtet, daß ſie uns dieſelbe im groſſen Uberfluſſe darreichen muͤſſen. Welch eine guͤtige Vorſorge iſt das nicht, woraus man auch gewißlich die Exiſtentz des goͤttlichen Weſens gar deutlich erkennen kan, und zwar um ſo viel mehr, ſo viel offenbarer es iſt, daß weder die Gaͤnſe von Ewigkeit her geweſen ſind, noch von ſich ſelbſt haben entſtehen koͤnnen, und dannenhero von einem verſtaͤndigen, weiſen und guͤtigen hoͤchſten Weſen, welches GOtt iſt, zum Dienſt des menſchlichen Geſchlechts, auch in Anſehung ihrer uͤbrigen demſelben ſo nuͤtzlichen Federn, erſchaffen ſeyn muͤſſen. 3. Wenn rechtſchaffne Chriſten einander beſuchen und ſehen, ſo gehet das ſehen und er- kennen mehr auf den innerlichen und neuen Menſchen, als auf den aͤuſſerlichen: da hingen unbekehrte Leute nur alles auf den aͤuſſerlichen und alten Menſchen bey ihren Beſuchungen fuͤh- ren. Auf jene Art wolte Paulus die Roͤmer ſe- hen: daher er c. 1, 11. 12. er ſpricht: Mich ver- langet euch zu ſehen, auf daß ich euch mit- theile etwas geiſtlicher Gabe, euch zu ſtaͤr- cken, das iſt, daß ich ſamt euch getroͤſtet wer- de durch euren und meinen Glauben, den wir unter einander haben. Siehe auch c. 15, 29. u. f. Denn wenn einer an dem andern den Sinn Chriſti ſiehet, ſo giebt dieſes eine gemein- ſchaftliche Staͤrckung und Erquickung; zumal da ein ieder aus dem Gefuͤhl der Armuth des Geiſtes das geiſtliche Gut eher an einem andern erkennet, als an ſich ſelbſt. V. 15. Friede ſey mit dir. Es gruͤſſen dich die Freunde. Gruͤſſe die Freunde mit Namen. Anmerckungen. 1. Wo Friede iſt, da iſt auch Gnade, wie unter andern aus dem Segens-Gruſſe der aller- meiſten apoſtoliſchen Briefe zu erſehen iſt. Und da Gajus ſchon den Frieden in GOTT und mit GOtt hatte: ſo wuͤnſchet er ihm die Vermehrung und Bewahrung dieſes geiſtlichen Haut-Guts, ſamt deſſelben ſeligen Genuß: welchen ſich denn ein ieder Leſer alſo zuzueignen hat, als haͤtte Jo- hannes auch wuͤrcklich auf ihn geſehen, ſo wahr- haftig, als ihm unter andern auch dieſer Brief zu Theil worden iſt. 2. Gajus muß der Gemeine, darinn Johan- nes war, gar wohl bekannt geweſen ſeyn, der Apo- ſtel auch vielen ſein Vorhaben an ihn zu ſchreiben angezeiget haben; daher ſie ihn zur Bezeugung ih- rer Gemeinſchaft in Chriſto haben gruͤſſen laſſen. 3. Keine beſſere und beſtaͤndigere Freund- ſchaft iſt, als welche die Gnade und Wahrheit, und die Kindſchaft GOttes zum Grunde hat. Wohl dem, der ein wahrer Freund GOttes iſt; als der alle Kinder GOttes zu Freunden hat, in einer ſolchen Freundſchaft, welche ewig bleibet. 4. Da Gajus von Johanne alle rechtſchaff- ne Chriſten mit Namen gegruͤſſet hat, ſo haben ſie ihn ohne Zweifel um die Communication des Briefes gebeten, und, da er ihnen willigſt damit gedienet hat, ſich daraus gemeinſchaftlich er- bauet: gleichwie wir uns daraus noch itzo zu er- bauen haben. Dazu GOtt ein iedem Leſer viel Gnade und Friede gebe! Erklaͤ-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/761>, abgerufen am 23.11.2024.