Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung V. 8. [Spaltenumbruch]
daß, wenn er offenbaret wird, wir eineFreudigkeit haben u. f. Siehe desgleichen Jac. 3, 1. 2. Von dem, was die wahren Christen er- a. Es kömmt zwar im Wercke unserer Selig- keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau- ben; als durch welchen wir alles von GOtt umsonst und ohne alles Verdienst empfangen: Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig sagen muß: Was hast dn, das du nicht em- pfangen hast? so du es aber empfangen hast, was rühmest du dich denn, als der es nicht empfangen hätte? So heißt un- ser Heyland auch daher der Anfänger und Vollender unsers Glaubens Hebr. 12, 2. von dem das Wollen und das Vollbrin- gen kömmt nach seinem Wohlgefallen Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es ist doch aber auch auf Seiten des Menschen von GOTT zur Se- ligkeit eine solche Ordnung gesetzet, in welcher er, nach dem er als ein geistlich Todter erwe- cket und zur geistlichen Gesundheit gebracht ist, aus den geschenckten Gnaden-Kräften kan und soll in aller Treue zu seinem Heyl arbeiten. b. Diese geistliche Arbeit fänget sich so fort durch die Gnaden-Berufung GOttes in der ersten Bekehrung an, und bestehet darinn, daß man die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft willig annehme und getreulich anwende. Wo dieses geschiehet, da bekömmt der Mensch nebst der zur Erneuerung nöthigen Gnaden- Kraft in dem ersten Buß- und Glaubens- Kampfe zuvorderst die Gerechtigkeit Christi und die Vergebung seiner Sünde, und darne- ben alle Heyls-Güter, als die Kindschaft GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die Freyheit seines Geistes und Gewissens, die Freude im Heiligen Geiste u. s. w. Und folg- lich gehöret zu dieser Arbeit ein rechter Ernst der Annehmung, eine rechte Treue der An- wendung, und sonderlich eine siegreiche U- berwindung aller geistlichen Feinde und al- ler vorkommenden Hinderungen. Da man denn durch solche Arbeit erfüllet wird mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch JE- sum Christum in uns geschehen zur Ehre und Lobe GOttes. Phil. 1, 11. auch reich wird an guten Wercken und ihm selbst Schätze sammlet aufs zukünftige 1 Tim. 6, 18. 19. und also zur guten Beylage kömmt am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13. c. Von dieser Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf- fet, daß ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. 2 Pet. 1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar- an, und reichet dar in eurem Glauben Tugend u. s. w. Daher auch der Liebe eine Arbeit zugeschrieben wird 1 Thess. 1, 3. Hebr. 6, 10. Hieher gehören alle übrige Oerter der heiligen Schrift, worinnen theils ein der Trägheit, Nachläßigkeit und Untreue entge- gen gesetzter rechter Ernst im Christenthum erfodert, theils auch mit Aussprüchen und [Spaltenumbruch] mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein Christe bey seinem rechten, oder Evangeli- schen, Ernste bringen, und was er an den Gü- tern des Heyls erlangen könne. 3. Dieses aber, was erarbeitet ist, kan wie- a. Entweder gantz und gar, also daß man mit den Galatern sich wider von Christo der Lehr und dem Glauben nach abführen läßt, und Christum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein gutes Gewissen, darinn man das Geheimniß des Glaubens hat, von sich stosset und also auch am Glauben völlig Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10. und durch die verführische Lock-Speise der vorgegebenen Indifferentz aller Lust-Hand- lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der fälsch- lich also genannten Mittel-Dinge, sich wie- der einflechten und also überwinden lässet, daß mit einem das letztere ärger wird, denn das erstere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21. b. Oder zum Theil, da man sich wieder am in- nern und neuen Menschen schwächen läßt, in allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich von der empfangenen theuren Beylage vieles verlieret, und daher keine freudige Darrei- chung zum Eingange ins Reich der Herrlich- keit findet 2 Pet. 1, 11. sondern endlich zwar noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er- littenem Schaden gleichsam als durchs Feuer, das die angenommenen Schlacken erst wieder hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15. 4. Diesem so gefährlichen Verlust, soll a. Eine Prüfung der Geister, ob sie aus GOtt sind. b. Eine Wachsamkeit über sich selbst, mit einer genauen Selbst-Prüfung. c. Eine öftere Sammlung von aller Zerstreu- ung, welche zur Selbstprüfung gehöret, und einen geistlichen Seelen-Sabbat erfordert. d. Eine genugsame Treue, die in der Selbst- Prüfung befundene Schlacken von sich abzu- thun, und die von aussen zustehende Versu- chungen zu überwinden, und das gute in sich zu bewahren. e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de- rer, zu welcher Erweckung und Erbauung GOtt unsern Dienst gebrauchet hat. Denn gleichwie man schuldig ist an sich selbst zum Heyl zu arbeiten, so hat man gleiche Treue auch dem Nächsten zu beweisen, nach dem Grunde, daß wir ihn lieben sollen, als uns selbst. 5. Was nun den von der Bewahrung ent- rer
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 8. [Spaltenumbruch]
daß, wenn er offenbaret wird, wir eineFreudigkeit haben u. f. Siehe desgleichen Jac. 3, 1. 2. Von dem, was die wahren Chriſten er- a. Es koͤmmt zwar im Wercke unſerer Selig- keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau- ben; als durch welchen wir alles von GOtt umſonſt und ohne alles Verdienſt empfangen: Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig ſagen muß: Was haſt dn, das du nicht em- pfangen haſt? ſo du es aber empfangen haſt, was ruͤhmeſt du dich denn, als der es nicht empfangen haͤtte? So heißt un- ſer Heyland auch daher der Anfaͤnger und Vollender unſers Glaubens Hebr. 12, 2. von dem das Wollen und das Vollbrin- gen koͤmmt nach ſeinem Wohlgefallen Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es iſt doch aber auch auf Seiten des Menſchen von GOTT zur Se- ligkeit eine ſolche Ordnung geſetzet, in welcher er, nach dem er als ein geiſtlich Todter erwe- cket und zur geiſtlichen Geſundheit gebracht iſt, aus den geſchenckten Gnaden-Kraͤften kan und ſoll in aller Treue zu ſeinem Heyl arbeiten. b. Dieſe geiſtliche Arbeit faͤnget ſich ſo fort durch die Gnaden-Berufung GOttes in der erſten Bekehrung an, und beſtehet darinn, daß man die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft willig annehme und getreulich anwende. Wo dieſes geſchiehet, da bekoͤmmt der Menſch nebſt der zur Erneuerung noͤthigen Gnaden- Kraft in dem erſten Buß- und Glaubens- Kampfe zuvorderſt die Gerechtigkeit Chriſti und die Vergebung ſeiner Suͤnde, und darne- ben alle Heyls-Guͤter, als die Kindſchaft GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die Freyheit ſeines Geiſtes und Gewiſſens, die Freude im Heiligen Geiſte u. ſ. w. Und folg- lich gehoͤret zu dieſer Arbeit ein rechter Ernſt der Annehmung, eine rechte Treue der An- wendung, und ſonderlich eine ſiegreiche U- berwindung aller geiſtlichen Feinde und al- ler vorkommenden Hinderungen. Da man denn durch ſolche Arbeit erfuͤllet wird mit Fruͤchten der Gerechtigkeit, die durch JE- ſum Chriſtum in uns geſchehen zur Ehre und Lobe GOttes. Phil. 1, 11. auch reich wird an guten Wercken und ihm ſelbſt Schaͤtze ſammlet aufs zukuͤnftige 1 Tim. 6, 18. 19. und alſo zur guten Beylage koͤmmt am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13. c. Von dieſer Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf- fet, daß ihr ſelig werdet mit Furcht und Zittern. Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. 2 Pet. 1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar- an, und reichet dar in eurem Glauben Tugend u. ſ. w. Daher auch der Liebe eine Arbeit zugeſchrieben wird 1 Theſſ. 1, 3. Hebr. 6, 10. Hieher gehoͤren alle uͤbrige Oerter der heiligen Schrift, worinnen theils ein der Traͤgheit, Nachlaͤßigkeit und Untreue entge- gen geſetzter rechter Ernſt im Chriſtenthum erfodert, theils auch mit Ausſpruͤchen und [Spaltenumbruch] mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein Chriſte bey ſeinem rechten, oder Evangeli- ſchen, Ernſte bringen, und was er an den Guͤ- tern des Heyls erlangen koͤnne. 3. Dieſes aber, was erarbeitet iſt, kan wie- a. Entweder gantz und gar, alſo daß man mit den Galatern ſich wider von Chriſto der Lehr und dem Glauben nach abfuͤhren laͤßt, und Chriſtum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein gutes Gewiſſen, darinn man das Geheimniß des Glaubens hat, von ſich ſtoſſet und alſo auch am Glauben voͤllig Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10. und durch die verfuͤhriſche Lock-Speiſe der vorgegebenen Indifferentz aller Luſt-Hand- lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der faͤlſch- lich alſo genannten Mittel-Dinge, ſich wie- der einflechten und alſo uͤberwinden laͤſſet, daß mit einem das letztere aͤrger wird, denn das erſtere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21. b. Oder zum Theil, da man ſich wieder am in- nern und neuen Menſchen ſchwaͤchen laͤßt, in allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich von der empfangenen theuren Beylage vieles verlieret, und daher keine freudige Darrei- chung zum Eingange ins Reich der Herrlich- keit findet 2 Pet. 1, 11. ſondern endlich zwar noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er- littenem Schaden gleichſam als durchs Feuer, das die angenommenen Schlacken erſt wieder hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15. 4. Dieſem ſo gefaͤhrlichen Verluſt, ſoll a. Eine Pruͤfung der Geiſter, ob ſie aus GOtt ſind. b. Eine Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt, mit einer genauen Selbſt-Pruͤfung. c. Eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu- ung, welche zur Selbſtpruͤfung gehoͤret, und einen geiſtlichen Seelen-Sabbat erfordert. d. Eine genugſame Treue, die in der Selbſt- Pruͤfung befundene Schlacken von ſich abzu- thun, und die von auſſen zuſtehende Verſu- chungen zu uͤberwinden, und das gute in ſich zu bewahren. e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de- rer, zu welcher Erweckung und Erbauung GOtt unſern Dienſt gebrauchet hat. Denn gleichwie man ſchuldig iſt an ſich ſelbſt zum Heyl zu arbeiten, ſo hat man gleiche Treue auch dem Naͤchſten zu beweiſen, nach dem Grunde, daß wir ihn lieben ſollen, als uns ſelbſt. 5. Was nun den von der Bewahrung ent- rer
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 8.
daß, wenn er offenbaret wird, wir eine
Freudigkeit haben u. f. Siehe desgleichen
Jac. 3, 1.
2. Von dem, was die wahren Chriſten er-
arbeitet hatten, iſt folgendes zu erwegen:
a. Es koͤmmt zwar im Wercke unſerer Selig-
keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau-
ben; als durch welchen wir alles von GOtt
umſonſt und ohne alles Verdienſt empfangen:
Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig
ſagen muß: Was haſt dn, das du nicht em-
pfangen haſt? ſo du es aber empfangen
haſt, was ruͤhmeſt du dich denn, als der
es nicht empfangen haͤtte? So heißt un-
ſer Heyland auch daher der Anfaͤnger und
Vollender unſers Glaubens Hebr. 12, 2.
von dem das Wollen und das Vollbrin-
gen koͤmmt nach ſeinem Wohlgefallen
Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es iſt doch aber auch auf
Seiten des Menſchen von GOTT zur Se-
ligkeit eine ſolche Ordnung geſetzet, in welcher
er, nach dem er als ein geiſtlich Todter erwe-
cket und zur geiſtlichen Geſundheit gebracht
iſt, aus den geſchenckten Gnaden-Kraͤften kan
und ſoll in aller Treue zu ſeinem Heyl arbeiten.
b. Dieſe geiſtliche Arbeit faͤnget ſich ſo fort durch
die Gnaden-Berufung GOttes in der erſten
Bekehrung an, und beſtehet darinn, daß man
die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft
willig annehme und getreulich anwende. Wo
dieſes geſchiehet, da bekoͤmmt der Menſch
nebſt der zur Erneuerung noͤthigen Gnaden-
Kraft in dem erſten Buß- und Glaubens-
Kampfe zuvorderſt die Gerechtigkeit Chriſti
und die Vergebung ſeiner Suͤnde, und darne-
ben alle Heyls-Guͤter, als die Kindſchaft
GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die
Freyheit ſeines Geiſtes und Gewiſſens, die
Freude im Heiligen Geiſte u. ſ. w. Und folg-
lich gehoͤret zu dieſer Arbeit ein rechter Ernſt
der Annehmung, eine rechte Treue der An-
wendung, und ſonderlich eine ſiegreiche U-
berwindung aller geiſtlichen Feinde und al-
ler vorkommenden Hinderungen. Da man
denn durch ſolche Arbeit erfuͤllet wird mit
Fruͤchten der Gerechtigkeit, die durch JE-
ſum Chriſtum in uns geſchehen zur Ehre
und Lobe GOttes. Phil. 1, 11. auch reich
wird an guten Wercken und ihm ſelbſt
Schaͤtze ſammlet aufs zukuͤnftige 1 Tim.
6, 18. 19. und alſo zur guten Beylage koͤmmt
am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13.
c. Von dieſer Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf-
fet, daß ihr ſelig werdet mit Furcht und
Zittern. Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß
ihr durch die enge Pforte eingehet. 2 Pet.
1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar-
an, und reichet dar in eurem Glauben
Tugend u. ſ. w. Daher auch der Liebe eine
Arbeit zugeſchrieben wird 1 Theſſ. 1, 3. Hebr.
6, 10. Hieher gehoͤren alle uͤbrige Oerter der
heiligen Schrift, worinnen theils ein der
Traͤgheit, Nachlaͤßigkeit und Untreue entge-
gen geſetzter rechter Ernſt im Chriſtenthum
erfodert, theils auch mit Ausſpruͤchen und
mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein
Chriſte bey ſeinem rechten, oder Evangeli-
ſchen, Ernſte bringen, und was er an den Guͤ-
tern des Heyls erlangen koͤnne.
3. Dieſes aber, was erarbeitet iſt, kan wie-
der verloren werden; und zwar
a. Entweder gantz und gar, alſo daß man mit
den Galatern ſich wider von Chriſto der Lehr
und dem Glauben nach abfuͤhren laͤßt, und
Chriſtum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein
gutes Gewiſſen, darinn man das Geheimniß
des Glaubens hat, von ſich ſtoſſet und alſo
auch am Glauben voͤllig Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema
die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10.
und durch die verfuͤhriſche Lock-Speiſe der
vorgegebenen Indifferentz aller Luſt-Hand-
lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der faͤlſch-
lich alſo genannten Mittel-Dinge, ſich wie-
der einflechten und alſo uͤberwinden laͤſſet, daß
mit einem das letztere aͤrger wird, denn das
erſtere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21.
b. Oder zum Theil, da man ſich wieder am in-
nern und neuen Menſchen ſchwaͤchen laͤßt, in
allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich
von der empfangenen theuren Beylage vieles
verlieret, und daher keine freudige Darrei-
chung zum Eingange ins Reich der Herrlich-
keit findet 2 Pet. 1, 11. ſondern endlich zwar
noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne
viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er-
littenem Schaden gleichſam als durchs Feuer,
das die angenommenen Schlacken erſt wieder
hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15.
4. Dieſem ſo gefaͤhrlichen Verluſt, ſoll
nun vorgebauet werden: davon heißt es: βλέ-
πετε ἑαυτου`ς, ſehet euch vor, ſehet auf euch
ſelbſt. Zu welcher Wahrnehmung, da die
verba ſenſus nach dem affectu und effectu,
das iſt, in ihrem rechten Nachdrucke zu verſtehen
ſind, gehoͤret:
a. Eine Pruͤfung der Geiſter, ob ſie aus GOtt
ſind.
b. Eine Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt, mit einer
genauen Selbſt-Pruͤfung.
c. Eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu-
ung, welche zur Selbſtpruͤfung gehoͤret, und
einen geiſtlichen Seelen-Sabbat erfordert.
d. Eine genugſame Treue, die in der Selbſt-
Pruͤfung befundene Schlacken von ſich abzu-
thun, und die von auſſen zuſtehende Verſu-
chungen zu uͤberwinden, und das gute in ſich
zu bewahren.
e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de-
rer, zu welcher Erweckung und Erbauung
GOtt unſern Dienſt gebrauchet hat. Denn
gleichwie man ſchuldig iſt an ſich ſelbſt zum
Heyl zu arbeiten, ſo hat man gleiche Treue
auch dem Naͤchſten zu beweiſen, nach dem
Grunde, daß wir ihn lieben ſollen, als uns
ſelbſt.
5. Was nun den von der Bewahrung ent-
ſtehenden Lohn betrift, ſo iſts ein Gnaden-
Lohn. Denn iſt die erwieſene Arbeit und dero-
ſelben Unterhaltung ein Werck nicht allein unſe-
rer
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