Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 5. v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
sey Danck, der uns den Sieg gegeben hatdurch unsern HErrn JEsum Christum! 1 Cor. 15, 58. Und da am Siege alles gelegen ist, so heißt es in allen Apocalyptischen Briefen: Wer überwindet! Wer überwindet! u. f. mit hinzugethanen theuersten Verheissungen. V. 6. Dieser ists, der da kömmt (o elthon ge- Anmerckungen. 1. Bey den ersten Worten: Dieser ist es a. Weil des Meßiä Zukunft verheissen war, so hieß er o erkhomenos, der da kommen wird. Matth. 11, 3. c. 21, 9. Joh. 1, 15. Siehe auch Offenb. 1, 8. b. Weil aber die Zukunft schon geschehen war, so wird er alhier genennet o elthon, der schon ge- kommen ist, doch aber nicht aufhörete zu kom- men, was seine geistliche Zukunft zu den Gläu- bigen betrift. Siehe Joh. 14, 23. 2. Bey den Worten vom Wasser und a. Bey dem Levitischen GOttes-Dienste waren im Vorbilde auf CHristum zwey Haupt- Stücke, dazu alle übrigen mit gezogen werden konten: nemlich die Reinigung durchs Wasser, und das viele Blut-vergiessen bey den Opfern. b. Diese beyde Stücke bildeten die zwey Haupt- Wolthaten vor, nemlich die Heiligung, oder die kräftige Wirckung des Heiligen Geistes zur Anzündung des Glaubens und würcklichen Befreyung von der Sünden-Herrschaft; und dabey der Sünden Vergebung. Jenes wurde durch die mit dem Wasser geschehene Reini- gung, dieses durch die Besprengung mit Blut bezeichnet. c. Nun ist zwar die durchs Blut Christi geschehe- ne Erlösung und die daher zur Rechtfertigung entstehende Besprengung die Haupt-Wohl- that, wie denn auch selbst die Reinigung mit dar- auf gehet. Weil doch aber die Application des Bluts Christi nicht geschehen kan, es sey denn, daß die unter dem Bilde der Reinigung durchs Wasser nebst der Rechtfertigung vorge- stellete Heiligung des Heiligen Geistes statt finde, so wird des Wassers alhier zu erst gedacht. Gleichwie es Jes. 1, 16-18 heißt: Waschet euch/ reiniget euch, thut euer böses Wesen von meinen Augen: lasset ab vom bösen, lernet gutes thun - - so kommet denn - - wenn eure Sünde gleich Blut roth ist, soll sie doch Schnee-weiß werden; und wenn sie gleich ist, wie Rosin-Farben, soll sie doch wie Wolle werden. Da wir beydes bey einander finden, nemlich die durchs Blut Christi erworbene Vergebung der Sün- [Spaltenumbruch] de in der Ordnung der Reinigung, oder Heiligung: auf welche die Verheissung gehet Jes. 44, 3. Jch will Wasser giessen auf die Dürstige und Ströme auf die Dürre: ich will meinen Geist auf deinen Sa- men giessen, und meinen Segen auf dei- ne Nachkommen. Siehe Ezech. 36, 25. d. Dazu kömmt, daß bereits im alten Testa- mente mit dem Wasser und Blute ist gesehen worden auf das Geheimniß der beyden Sa- cramente des neuen Testaments, auf die heili- ge Taufe und auf das heilige Abendmahl; Und weil denn die heilige Taufe im Gebrauche vorangehet vor dem heiligen Abendmahl, und Johannes darauf ohne Zweifel mit gesehen hat, so hat er auch wol deßhalb des Wassers zu erst gedacht. c. Und dabey hat er ohne Zweifel sein Absehen gerichtet gehabt auf das, was er von CHristo am Creutze in seinem Evangelio meldet: der c. 19, 34. 35 spricht: der Krieges-Knechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und also bald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugniß ist wahr. Und derselbe weiß, daß er die Wahrheit saget, aufdaß auch ihr gläu- bet. Mit welchen Worten der Evangelist nicht undeutlich zu verstehen gibt, daß dieses an dem heiligsten Cörper Christi etwas gantz aus- serordentliches gewesen und auf ein Geheimniß gegangen sey. f. Wenn es nun heißt, daß der HErr JEsus gekommen sey durch Wasser und Blut, so kan das kommen nicht von der Zukunft ins Fleisch verstanden werden, sondern von der Offenbarung und Darstellung in seinem Mitt- ler-Amte, nach welcher er alle die Vorbilder des Levitischen GOttesdienstes erfüllet habe, und nicht aufhöre sie in beständiger Applica- tion bey seinen Gliedern zu erfüllen; und daß er zu dem Ende auch die beyden heiligen Sa- cramente eingesetzet habe, zur beständigen Frucht der Rechtfertigung und Heiligung. g. Daß der Apostel dazu setzet: nicht mit Was- ser allein, sondern mit Wasser und Blut, damit zeiget er an, daß die beyden Sa- cramente zusammen gehören, und die beyden Haupt-Wohlthaten der Heiligung und der Rechtfertigung unzertrennlich bey einander seyn, und weder von CHristo eine ohne die andere ertheilet werde, noch eine ohne die an- dere erlanget werden könne. Was die heilige Taufe betrift, so gehet sie zwar auch allerdinge auf die Rechtfertigung, nach Apost. Gesch. 2, 38. Röm. 6, 3. Gal. 3, 27. sie ist aber auch zuvorderst ein Bad der Wiedergeburt, und Erneuerung des Heiligen Geistes, und muß uns dienen zum Bunde des guten Gewis- sens vor GOtt, und also zur Heiligung. Tit. 3, 5. 1 Pet. 3, 21. 3. Die letztern Worte: Denn der Geist a. Das
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
ſey Danck, der uns den Sieg gegeben hatdurch unſern HErrn JEſum Chriſtum! 1 Cor. 15, 58. Und da am Siege alles gelegen iſt, ſo heißt es in allen Apocalyptiſchen Briefen: Wer uͤberwindet! Wer uͤberwindet! u. f. mit hinzugethanen theuerſten Verheiſſungen. V. 6. Dieſer iſts, der da koͤmmt (ὁ ἐλϑὼν ge- Anmerckungen. 1. Bey den erſten Worten: Dieſer iſt es a. Weil des Meßiaͤ Zukunft verheiſſen war, ſo hieß er ὁ ἐρχόμενος, der da kommen wird. Matth. 11, 3. c. 21, 9. Joh. 1, 15. Siehe auch Offenb. 1, 8. b. Weil aber die Zukunft ſchon geſchehen war, ſo wird er alhier genennet ὁ ἐλϑὼν, der ſchon ge- kommen iſt, doch aber nicht aufhoͤrete zu kom- men, was ſeine geiſtliche Zukunft zu den Glaͤu- bigen betrift. Siehe Joh. 14, 23. 2. Bey den Worten vom Waſſer und a. Bey dem Levitiſchen GOttes-Dienſte waren im Vorbilde auf CHriſtum zwey Haupt- Stuͤcke, dazu alle uͤbrigen mit gezogen werden konten: nemlich die Reinigung durchs Waſſer, und das viele Blut-vergieſſen bey den Opfern. b. Dieſe beyde Stuͤcke bildeten die zwey Haupt- Wolthaten vor, nemlich die Heiligung, oder die kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes zur Anzuͤndung des Glaubens und wuͤrcklichen Befreyung von der Suͤnden-Herrſchaft; und dabey der Suͤnden Vergebung. Jenes wurde durch die mit dem Waſſer geſchehene Reini- gung, dieſes durch die Beſprengung mit Blut bezeichnet. c. Nun iſt zwar die durchs Blut Chriſti geſchehe- ne Erloͤſung und die daher zur Rechtfertigung entſtehende Beſprengung die Haupt-Wohl- that, wie denn auch ſelbſt die Reinigung mit daꝛ- auf gehet. Weil doch aber die Application des Bluts Chriſti nicht geſchehen kan, es ſey denn, daß die unter dem Bilde der Reinigung durchs Waſſer nebſt der Rechtfertigung vorge- ſtellete Heiligung des Heiligen Geiſtes ſtatt finde, ſo wird des Waſſers alhier zu erſt gedacht. Gleichwie es Jeſ. 1, 16-18 heißt: Waſchet euch/ reiniget euch, thut euer boͤſes Weſen von meinen Augen: laſſet ab vom boͤſen, lernet gutes thun ‒ ‒ ſo kommet denn ‒ ‒ wenn eure Suͤnde gleich Blut roth iſt, ſoll ſie doch Schnee-weiß werden; und wenn ſie gleich iſt, wie Roſin-Farben, ſoll ſie doch wie Wolle werden. Da wir beydes bey einander finden, nemlich die durchs Blut Chriſti erworbene Vergebung der Suͤn- [Spaltenumbruch] de in der Ordnung der Reinigung, oder Heiligung: auf welche die Verheiſſung gehet Jeſ. 44, 3. Jch will Waſſer gieſſen auf die Duͤrſtige und Stroͤme auf die Duͤrre: ich will meinen Geiſt auf deinen Sa- men gieſſen, und meinen Segen auf dei- ne Nachkommen. Siehe Ezech. 36, 25. d. Dazu koͤmmt, daß bereits im alten Teſta- mente mit dem Waſſer und Blute iſt geſehen worden auf das Geheimniß der beyden Sa- cramente des neuen Teſtaments, auf die heili- ge Taufe und auf das heilige Abendmahl; Und weil denn die heilige Taufe im Gebrauche vorangehet vor dem heiligen Abendmahl, und Johannes darauf ohne Zweifel mit geſehen hat, ſo hat er auch wol deßhalb des Waſſers zu erſt gedacht. c. Und dabey hat er ohne Zweifel ſein Abſehen gerichtet gehabt auf das, was er von CHriſto am Creutze in ſeinem Evangelio meldet: der c. 19, 34. 35 ſpricht: der Krieges-Knechte einer oͤffnete ſeine Seite mit einem Speer, und alſo bald ging Blut und Waſſer heraus. Und der das geſehen hat, der hat es bezeuget, und ſein Zeugniß iſt wahr. Und derſelbe weiß, daß er die Wahrheit ſaget, aufdaß auch ihr glaͤu- bet. Mit welchen Worten der Evangeliſt nicht undeutlich zu verſtehen gibt, daß dieſes an dem heiligſten Coͤrper Chriſti etwas gantz auſ- ſerordentliches geweſen und auf ein Geheimniß gegangen ſey. f. Wenn es nun heißt, daß der HErr JEſus gekommen ſey durch Waſſer und Blut, ſo kan das kommen nicht von der Zukunft ins Fleiſch verſtanden werden, ſondern von der Offenbarung und Darſtellung in ſeinem Mitt- ler-Amte, nach welcher er alle die Vorbilder des Levitiſchen GOttesdienſtes erfuͤllet habe, und nicht aufhoͤre ſie in beſtaͤndiger Applica- tion bey ſeinen Gliedern zu erfuͤllen; und daß er zu dem Ende auch die beyden heiligen Sa- cramente eingeſetzet habe, zur beſtaͤndigen Frucht der Rechtfertigung und Heiligung. g. Daß der Apoſtel dazu ſetzet: nicht mit Waſ- ſer allein, ſondern mit Waſſer und Blut, damit zeiget er an, daß die beyden Sa- cramente zuſammen gehoͤren, und die beyden Haupt-Wohlthaten der Heiligung und der Rechtfertigung unzertrennlich bey einander ſeyn, und weder von CHriſto eine ohne die andere ertheilet werde, noch eine ohne die an- dere erlanget werden koͤnne. Was die heilige Taufe betrift, ſo gehet ſie zwar auch allerdinge auf die Rechtfertigung, nach Apoſt. Geſch. 2, 38. Roͤm. 6, 3. Gal. 3, 27. ſie iſt aber auch zuvorderſt ein Bad der Wiedergeburt, und Erneuerung des Heiligen Geiſtes, und muß uns dienen zum Bunde des guten Gewiſ- ſens vor GOtt, und alſo zur Heiligung. Tit. 3, 5. 1 Pet. 3, 21. 3. Die letztern Worte: Denn der Geiſt a. Das
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 5. 6.
ſey Danck, der uns den Sieg gegeben hat
durch unſern HErrn JEſum Chriſtum!
1 Cor. 15, 58. Und da am Siege alles gelegen iſt,
ſo heißt es in allen Apocalyptiſchen Briefen: Wer
uͤberwindet! Wer uͤberwindet! u. f. mit
hinzugethanen theuerſten Verheiſſungen.
V. 6.
Dieſer iſts, der da koͤmmt (ὁ ἐλϑὼν ge-
kommen iſt) mit Waſſer und Blut, JEſus
CHriſtus, nicht mit Waſſer allein, ſon-
dern mit Waſſer und Blut, und der Geiſt
iſt es, der da zeuget, daß Geiſt Wahr-
heit iſt.
Anmerckungen.
1. Bey den erſten Worten: Dieſer iſt es
der da koͤmmt, oder iſt gekommen, iſt zuvorderſt
eines und das andere zuerinnern:
a. Weil des Meßiaͤ Zukunft verheiſſen war, ſo
hieß er ὁ ἐρχόμενος, der da kommen wird. Matth.
11, 3. c. 21, 9. Joh. 1, 15. Siehe auch Offenb.
1, 8.
b. Weil aber die Zukunft ſchon geſchehen war,
ſo wird er alhier genennet ὁ ἐλϑὼν, der ſchon ge-
kommen iſt, doch aber nicht aufhoͤrete zu kom-
men, was ſeine geiſtliche Zukunft zu den Glaͤu-
bigen betrift. Siehe Joh. 14, 23.
2. Bey den Worten vom Waſſer und
Blut iſt folgendes zu mercken.
a. Bey dem Levitiſchen GOttes-Dienſte waren
im Vorbilde auf CHriſtum zwey Haupt-
Stuͤcke, dazu alle uͤbrigen mit gezogen werden
konten: nemlich die Reinigung durchs
Waſſer, und das viele Blut-vergieſſen bey
den Opfern.
b. Dieſe beyde Stuͤcke bildeten die zwey Haupt-
Wolthaten vor, nemlich die Heiligung, oder
die kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes zur
Anzuͤndung des Glaubens und wuͤrcklichen
Befreyung von der Suͤnden-Herrſchaft; und
dabey der Suͤnden Vergebung. Jenes wurde
durch die mit dem Waſſer geſchehene Reini-
gung, dieſes durch die Beſprengung mit Blut
bezeichnet.
c. Nun iſt zwar die durchs Blut Chriſti geſchehe-
ne Erloͤſung und die daher zur Rechtfertigung
entſtehende Beſprengung die Haupt-Wohl-
that, wie denn auch ſelbſt die Reinigung mit daꝛ-
auf gehet. Weil doch aber die Application
des Bluts Chriſti nicht geſchehen kan, es ſey
denn, daß die unter dem Bilde der Reinigung
durchs Waſſer nebſt der Rechtfertigung vorge-
ſtellete Heiligung des Heiligen Geiſtes ſtatt
finde, ſo wird des Waſſers alhier zu erſt gedacht.
Gleichwie es Jeſ. 1, 16-18 heißt: Waſchet euch/
reiniget euch, thut euer boͤſes Weſen von
meinen Augen: laſſet ab vom boͤſen, lernet
gutes thun ‒ ‒ ſo kommet denn ‒ ‒ wenn
eure Suͤnde gleich Blut roth iſt, ſoll
ſie doch Schnee-weiß werden; und wenn
ſie gleich iſt, wie Roſin-Farben, ſoll ſie
doch wie Wolle werden. Da wir beydes
bey einander finden, nemlich die durchs Blut
Chriſti erworbene Vergebung der Suͤn-
de in der Ordnung der Reinigung, oder
Heiligung: auf welche die Verheiſſung gehet
Jeſ. 44, 3. Jch will Waſſer gieſſen auf die
Duͤrſtige und Stroͤme auf die Duͤrre:
ich will meinen Geiſt auf deinen Sa-
men gieſſen, und meinen Segen auf dei-
ne Nachkommen. Siehe Ezech. 36, 25.
d. Dazu koͤmmt, daß bereits im alten Teſta-
mente mit dem Waſſer und Blute iſt geſehen
worden auf das Geheimniß der beyden Sa-
cramente des neuen Teſtaments, auf die heili-
ge Taufe und auf das heilige Abendmahl;
Und weil denn die heilige Taufe im Gebrauche
vorangehet vor dem heiligen Abendmahl, und
Johannes darauf ohne Zweifel mit geſehen hat,
ſo hat er auch wol deßhalb des Waſſers zu erſt
gedacht.
c. Und dabey hat er ohne Zweifel ſein Abſehen
gerichtet gehabt auf das, was er von CHriſto
am Creutze in ſeinem Evangelio meldet: der
c. 19, 34. 35 ſpricht: der Krieges-Knechte
einer oͤffnete ſeine Seite mit einem Speer,
und alſo bald ging Blut und Waſſer
heraus. Und der das geſehen hat, der
hat es bezeuget, und ſein Zeugniß iſt
wahr. Und derſelbe weiß, daß er die
Wahrheit ſaget, aufdaß auch ihr glaͤu-
bet. Mit welchen Worten der Evangeliſt
nicht undeutlich zu verſtehen gibt, daß dieſes an
dem heiligſten Coͤrper Chriſti etwas gantz auſ-
ſerordentliches geweſen und auf ein Geheimniß
gegangen ſey.
f. Wenn es nun heißt, daß der HErr JEſus
gekommen ſey durch Waſſer und Blut, ſo
kan das kommen nicht von der Zukunft ins
Fleiſch verſtanden werden, ſondern von der
Offenbarung und Darſtellung in ſeinem Mitt-
ler-Amte, nach welcher er alle die Vorbilder
des Levitiſchen GOttesdienſtes erfuͤllet habe,
und nicht aufhoͤre ſie in beſtaͤndiger Applica-
tion bey ſeinen Gliedern zu erfuͤllen; und daß
er zu dem Ende auch die beyden heiligen Sa-
cramente eingeſetzet habe, zur beſtaͤndigen
Frucht der Rechtfertigung und Heiligung.
g. Daß der Apoſtel dazu ſetzet: nicht mit Waſ-
ſer allein, ſondern mit Waſſer und
Blut, damit zeiget er an, daß die beyden Sa-
cramente zuſammen gehoͤren, und die beyden
Haupt-Wohlthaten der Heiligung und der
Rechtfertigung unzertrennlich bey einander
ſeyn, und weder von CHriſto eine ohne die
andere ertheilet werde, noch eine ohne die an-
dere erlanget werden koͤnne. Was die heilige
Taufe betrift, ſo gehet ſie zwar auch allerdinge
auf die Rechtfertigung, nach Apoſt. Geſch. 2,
38. Roͤm. 6, 3. Gal. 3, 27. ſie iſt aber auch
zuvorderſt ein Bad der Wiedergeburt, und
Erneuerung des Heiligen Geiſtes, und
muß uns dienen zum Bunde des guten Gewiſ-
ſens vor GOtt, und alſo zur Heiligung. Tit. 3,
5. 1 Pet. 3, 21.
3. Die letztern Worte: Denn der Geiſt
zeuget, daß Geiſt Wahrheit iſt, haben ei-
nige Dunckelheit:
a. Das
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