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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 5. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch] guten, also auch in Ubernehmung des Creutzes,
und dieses der verderbten Natur schwer einge-
het, aber durch die Gnade leichte wird, so
spricht er davon Matth. 11, 30. Mein Joch ist
sanft, und meine Last ist leicht.
Was nun
bey einem aufrichtigen halten der Gebote GOt-
tes fehlet, das ersetzet der vollkommene Ge-
horsam Christi, damit er, zu unserer Gerechtig-
keit vor GOTT, das Gesetz erfüllet hat.

5. Es ist demnach ein offenbares Kennzei-
chen eines Unwiedergebornen und rohen Welt-
Sinnes bey Lehrern und Zuhörern, wenn man
die von den Propheten und Aposteln, auch von
Christo selbst eingeschärfte Lehre von Haltung
der Gebote GOttes, auch der Phraseologie
nach, für verdächtig hält, ja gar des Jrrthums
beschuldiget, und dabey immer von menschli-
cher Schwachheit und Christi Verdienst redet.
Da man dieses auf Muthwillen ziehet, und jene
in Frechheit und Bosheit verkehret, und Chri-
stum also in der That, wie seine Lehre zugleich
mit dem Munde, verleugnet, und damit deutlich
genug anzeiget, daß man kein Christe, das ist
kein Gesalbter, oder durch den Heiligen Geist zu
allem guten gestärckter sey. Ein mehrers sehe
der Leser hiervon oben c. 2, 3. 4.

V. 4.

Denn alles, was von GOtt geboren
ist, überwindet
(Kraft der Wiedergeburt)
die Welt (mit dem was dazu gehöret, und ihm
die Haltung der Gebote GOttes so schwer, ja
unmöglich machet:) Und unser Glaube ist
der Sieg, der die Welt überwunden hat

(noch überwindet, und auch noch ferner über-
winden und also sich in Haltung der Gebote, oder
in der Liebe, geschäftig erweisen wird.)

Anmerckungen.

1. Hiermit zeiget der Apostel die Ursache an,
woher es komme, daß den Gläubigen die Hal-
tung der Gebote nicht allein möglich, sondern
auch leicht werde, nemlich von ihrer Wieder-
geburt und der Kraft ihres darinn empfangenen
Glaubens. Wir finden alhier vier Stücke:
erstlich den Feind, der überwunden wird, her-
nach den Uberwinder, darauf die Uberwin-
dung
selbst, und denn endlich das vornehmste
Rüst-Zeug, dessen wir zur Uberwindung be-
dürfen, den Glauben.

2. Von dem ersten Stücke, dem zu über-
windenden geistlichen Feinde, haben wir fol-
gendes zu mercken:

a. Die Welt heißt alhier alles sündliche We-
sen theils in abstracto, theils in concreto,
wie es sich bey denjenigen Menschen befindet,
die von der Welt sind, und von der Welt re-
den c. 4, 5. in welchem Verstande die Welt
gantz im argen lieget v. 19. und sich äussert
nach der Augen-Lust, der Fleisches-Lust, und
dem hoffärtigen Wesen. c. 2, 15. Und also ge-
höret dazu auch der Satan, als der Fürst
und GOTT dieser Welt. Joh. 12, 31. c. 14,
30. c. 16, 11. 2 Cor. 3, 4.
b. Da die Welt in der Sünde bestehet, so ist
[Spaltenumbruch] sie nicht allein ausser uns, sondern auch in
uns selbst: und also ist ein ieder sein eigner
und dazu nächster, auch daher gefährlichster
Feind, der überwunden werden muß.
c. Bey vorgedachtem gedoppelten Verstande
der Welt ist, theils das gemeinste und ge-
fährlichste,
theils das scheinbarste, wohl
zu erkennen. Jenes ist in den gemeinen Vor-
urtheilen
und solchen Gewohnheiten, wel-
che gleichsam zum Gesetze worden sind. Die-
ses aber in dem vorgegebenen indifferenti-
smo morali,
oder in demienigen Mittel-
dings-Kram, da man allerhand Lust-Hand-
lungen und Welt-Eitelkeiten, wenn man
dabey sich nur vor groben Excessen hütet,
für indifferent und zuläßig hält. Wo-
durch mancher Mensch bestricket und beherr-
schet gehälten wird. Von welcher losen Lock-
Speise und Berückung Petrus handelt 2 Ep.
c. 2, 14. 15. u. f.

3. Der Uberwinder der Welt wird al-
hier gar nachdrücklich von seiner Wiedergeburt
benennet:

a. Die Wiedergeburt ist eine solche Verände-
rung des Sinnes nach Verstande und Wil-
len, dadurch der Mensch aus dem geistlichen
Tode zum Leben und aus der Finsterniß zum
Lichte kömmt. Der Apostel nennt sie c. 3, 14.
einen Ubergang aus dem Tode ins Leben. Ps.
51, 12. Eph. 2, 10. heißt sie eine neue Schöpf-
fung, dadurch der Mensch zur neuen Creatur
wird. Von welcher Veränderung Noth-
wendigkeit man sehe Joh. 3, 5. Matth. 18, 3.
b. Jn dieser Wiedergeburt empfähet der
Mensch den Glauben, der auch daher ein
geistliches Leben und Licht in der Seele ist.
c. Folglich gehöret zu der Wiedergeburt auch
die Rechtfertigung: sintemal der Glaube oh-
ne diese nicht ist, sondern, so bald er entstehet,
darinnen sein erstes Geschäfte erweiset. Und
solchergestalt ist
d. Die Wiedergeburt verknüpfet mit lauter
geistlicher Kraft und Gnade, mit der Gna-
de zur Heiligung und auch zur Freudigkeit
des Gemüths. Denn jene fliesset aus der
auf die geistliche Veränderung und Gesund-
machung fliessende Salbung; Diese aus der
damit unmittelbar verknüpften Rechtferti-
gung.
e. Es ist auch das Wort pan, alles, hierbey
merckwürdig. Denn damit wird angezei-
get:
a. Daß sich kein Wiedergeborner von der
Pflicht, welche in der Uberwindung der
Welt bestehet, ausnehmen solle und
könne.
b. Daß dasjenige, was in den Gläubigen
noch nicht wiedergeboren, oder von der
Sünde noch übrig ist, selbst in ihnen ein
Stücke der noch immer mehr zu überwin-
denden Welt sey.
f. Die Uberwinder der Welt nennet Johannes
c. 2, 14. solche Jünglinge, die da starck sind,
in welchen das Wort GOttes bleibet, und
welche den Bösewicht überwunden haben.
4. Bey

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 3. 4.
[Spaltenumbruch] guten, alſo auch in Ubernehmung des Creutzes,
und dieſes der verderbten Natur ſchwer einge-
het, aber durch die Gnade leichte wird, ſo
ſpricht er davon Matth. 11, 30. Mein Joch iſt
ſanft, und meine Laſt iſt leicht.
Was nun
bey einem aufrichtigen halten der Gebote GOt-
tes fehlet, das erſetzet der vollkommene Ge-
horſam Chriſti, damit er, zu unſerer Gerechtig-
keit vor GOTT, das Geſetz erfuͤllet hat.

5. Es iſt demnach ein offenbares Kennzei-
chen eines Unwiedergebornen und rohen Welt-
Sinnes bey Lehrern und Zuhoͤrern, wenn man
die von den Propheten und Apoſteln, auch von
Chriſto ſelbſt eingeſchaͤrfte Lehre von Haltung
der Gebote GOttes, auch der Phraſeologie
nach, fuͤr verdaͤchtig haͤlt, ja gar des Jrrthums
beſchuldiget, und dabey immer von menſchli-
cher Schwachheit und Chriſti Verdienſt redet.
Da man dieſes auf Muthwillen ziehet, und jene
in Frechheit und Bosheit verkehret, und Chri-
ſtum alſo in der That, wie ſeine Lehre zugleich
mit dem Munde, verleugnet, und damit deutlich
genug anzeiget, daß man kein Chriſte, das iſt
kein Geſalbter, oder durch den Heiligen Geiſt zu
allem guten geſtaͤrckter ſey. Ein mehrers ſehe
der Leſer hiervon oben c. 2, 3. 4.

V. 4.

Denn alles, was von GOtt geboren
iſt, uͤberwindet
(Kraft der Wiedergeburt)
die Welt (mit dem was dazu gehoͤret, und ihm
die Haltung der Gebote GOttes ſo ſchwer, ja
unmoͤglich machet:) Und unſer Glaube iſt
der Sieg, der die Welt uͤberwunden hat

(noch uͤberwindet, und auch noch ferner uͤber-
winden und alſo ſich in Haltung der Gebote, oder
in der Liebe, geſchaͤftig erweiſen wird.)

Anmerckungen.

1. Hiermit zeiget der Apoſtel die Urſache an,
woher es komme, daß den Glaͤubigen die Hal-
tung der Gebote nicht allein moͤglich, ſondern
auch leicht werde, nemlich von ihrer Wieder-
geburt und der Kraft ihres darinn empfangenen
Glaubens. Wir finden alhier vier Stuͤcke:
erſtlich den Feind, der uͤberwunden wird, her-
nach den Uberwinder, darauf die Uberwin-
dung
ſelbſt, und denn endlich das vornehmſte
Ruͤſt-Zeug, deſſen wir zur Uberwindung be-
duͤrfen, den Glauben.

2. Von dem erſten Stuͤcke, dem zu uͤber-
windenden geiſtlichen Feinde, haben wir fol-
gendes zu mercken:

a. Die Welt heißt alhier alles ſuͤndliche We-
ſen theils in abſtracto, theils in concreto,
wie es ſich bey denjenigen Menſchen befindet,
die von der Welt ſind, und von der Welt re-
den c. 4, 5. in welchem Verſtande die Welt
gantz im argen lieget v. 19. und ſich aͤuſſert
nach der Augen-Luſt, der Fleiſches-Luſt, und
dem hoffaͤrtigen Weſen. c. 2, 15. Und alſo ge-
hoͤret dazu auch der Satan, als der Fuͤrſt
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30. c. 16, 11. 2 Cor. 3, 4.
b. Da die Welt in der Suͤnde beſtehet, ſo iſt
[Spaltenumbruch] ſie nicht allein auſſer uns, ſondern auch in
uns ſelbſt: und alſo iſt ein ieder ſein eigner
und dazu naͤchſter, auch daher gefaͤhrlichſter
Feind, der uͤberwunden werden muß.
c. Bey vorgedachtem gedoppelten Verſtande
der Welt iſt, theils das gemeinſte und ge-
faͤhrlichſte,
theils das ſcheinbarſte, wohl
zu erkennen. Jenes iſt in den gemeinen Vor-
urtheilen
und ſolchen Gewohnheiten, wel-
che gleichſam zum Geſetze worden ſind. Die-
ſes aber in dem vorgegebenen indifferenti-
ſmo morali,
oder in demienigen Mittel-
dings-Kram, da man allerhand Luſt-Hand-
lungen und Welt-Eitelkeiten, wenn man
dabey ſich nur vor groben Exceſſen huͤtet,
fuͤr indifferent und zulaͤßig haͤlt. Wo-
durch mancher Menſch beſtricket und beherr-
ſchet gehaͤlten wird. Von welcher loſen Lock-
Speiſe und Beruͤckung Petrus handelt 2 Ep.
c. 2, 14. 15. u. f.

3. Der Uberwinder der Welt wird al-
hier gar nachdruͤcklich von ſeiner Wiedergeburt
benennet:

a. Die Wiedergeburt iſt eine ſolche Veraͤnde-
rung des Sinnes nach Verſtande und Wil-
len, dadurch der Menſch aus dem geiſtlichen
Tode zum Leben und aus der Finſterniß zum
Lichte koͤmmt. Der Apoſtel nennt ſie c. 3, 14.
einen Ubergang aus dem Tode ins Leben. Pſ.
51, 12. Eph. 2, 10. heißt ſie eine neue Schoͤpf-
fung, dadurch der Menſch zur neuen Creatur
wird. Von welcher Veraͤnderung Noth-
wendigkeit man ſehe Joh. 3, 5. Matth. 18, 3.
b. Jn dieſer Wiedergeburt empfaͤhet der
Menſch den Glauben, der auch daher ein
geiſtliches Leben und Licht in der Seele iſt.
c. Folglich gehoͤret zu der Wiedergeburt auch
die Rechtfertigung: ſintemal der Glaube oh-
ne dieſe nicht iſt, ſondern, ſo bald er entſtehet,
darinnen ſein erſtes Geſchaͤfte erweiſet. Und
ſolchergeſtalt iſt
d. Die Wiedergeburt verknuͤpfet mit lauter
geiſtlicher Kraft und Gnade, mit der Gna-
de zur Heiligung und auch zur Freudigkeit
des Gemuͤths. Denn jene flieſſet aus der
auf die geiſtliche Veraͤnderung und Geſund-
machung flieſſende Salbung; Dieſe aus der
damit unmittelbar verknuͤpften Rechtferti-
gung.
e. Es iſt auch das Wort πᾶν, alles, hierbey
merckwuͤrdig. Denn damit wird angezei-
get:
α. Daß ſich kein Wiedergeborner von der
Pflicht, welche in der Uberwindung der
Welt beſtehet, ausnehmen ſolle und
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β. Daß dasjenige, was in den Glaͤubigen
noch nicht wiedergeboren, oder von der
Suͤnde noch uͤbrig iſt, ſelbſt in ihnen ein
Stuͤcke der noch immer mehr zu uͤberwin-
denden Welt ſey.
f. Die Uberwinder der Welt nennet Johannes
c. 2, 14. ſolche Juͤnglinge, die da ſtarck ſind,
in welchen das Wort GOttes bleibet, und
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4. Bey
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[722/0722] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 3. 4. guten, alſo auch in Ubernehmung des Creutzes, und dieſes der verderbten Natur ſchwer einge- het, aber durch die Gnade leichte wird, ſo ſpricht er davon Matth. 11, 30. Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht. Was nun bey einem aufrichtigen halten der Gebote GOt- tes fehlet, das erſetzet der vollkommene Ge- horſam Chriſti, damit er, zu unſerer Gerechtig- keit vor GOTT, das Geſetz erfuͤllet hat. 5. Es iſt demnach ein offenbares Kennzei- chen eines Unwiedergebornen und rohen Welt- Sinnes bey Lehrern und Zuhoͤrern, wenn man die von den Propheten und Apoſteln, auch von Chriſto ſelbſt eingeſchaͤrfte Lehre von Haltung der Gebote GOttes, auch der Phraſeologie nach, fuͤr verdaͤchtig haͤlt, ja gar des Jrrthums beſchuldiget, und dabey immer von menſchli- cher Schwachheit und Chriſti Verdienſt redet. Da man dieſes auf Muthwillen ziehet, und jene in Frechheit und Bosheit verkehret, und Chri- ſtum alſo in der That, wie ſeine Lehre zugleich mit dem Munde, verleugnet, und damit deutlich genug anzeiget, daß man kein Chriſte, das iſt kein Geſalbter, oder durch den Heiligen Geiſt zu allem guten geſtaͤrckter ſey. Ein mehrers ſehe der Leſer hiervon oben c. 2, 3. 4. V. 4. Denn alles, was von GOtt geboren iſt, uͤberwindet (Kraft der Wiedergeburt) die Welt (mit dem was dazu gehoͤret, und ihm die Haltung der Gebote GOttes ſo ſchwer, ja unmoͤglich machet:) Und unſer Glaube iſt der Sieg, der die Welt uͤberwunden hat (noch uͤberwindet, und auch noch ferner uͤber- winden und alſo ſich in Haltung der Gebote, oder in der Liebe, geſchaͤftig erweiſen wird.) Anmerckungen. 1. Hiermit zeiget der Apoſtel die Urſache an, woher es komme, daß den Glaͤubigen die Hal- tung der Gebote nicht allein moͤglich, ſondern auch leicht werde, nemlich von ihrer Wieder- geburt und der Kraft ihres darinn empfangenen Glaubens. Wir finden alhier vier Stuͤcke: erſtlich den Feind, der uͤberwunden wird, her- nach den Uberwinder, darauf die Uberwin- dung ſelbſt, und denn endlich das vornehmſte Ruͤſt-Zeug, deſſen wir zur Uberwindung be- duͤrfen, den Glauben. 2. Von dem erſten Stuͤcke, dem zu uͤber- windenden geiſtlichen Feinde, haben wir fol- gendes zu mercken: a. Die Welt heißt alhier alles ſuͤndliche We- ſen theils in abſtracto, theils in concreto, wie es ſich bey denjenigen Menſchen befindet, die von der Welt ſind, und von der Welt re- den c. 4, 5. in welchem Verſtande die Welt gantz im argen lieget v. 19. und ſich aͤuſſert nach der Augen-Luſt, der Fleiſches-Luſt, und dem hoffaͤrtigen Weſen. c. 2, 15. Und alſo ge- hoͤret dazu auch der Satan, als der Fuͤrſt und GOTT dieſer Welt. Joh. 12, 31. c. 14, 30. c. 16, 11. 2 Cor. 3, 4. b. Da die Welt in der Suͤnde beſtehet, ſo iſt ſie nicht allein auſſer uns, ſondern auch in uns ſelbſt: und alſo iſt ein ieder ſein eigner und dazu naͤchſter, auch daher gefaͤhrlichſter Feind, der uͤberwunden werden muß. c. Bey vorgedachtem gedoppelten Verſtande der Welt iſt, theils das gemeinſte und ge- faͤhrlichſte, theils das ſcheinbarſte, wohl zu erkennen. Jenes iſt in den gemeinen Vor- urtheilen und ſolchen Gewohnheiten, wel- che gleichſam zum Geſetze worden ſind. Die- ſes aber in dem vorgegebenen indifferenti- ſmo morali, oder in demienigen Mittel- dings-Kram, da man allerhand Luſt-Hand- lungen und Welt-Eitelkeiten, wenn man dabey ſich nur vor groben Exceſſen huͤtet, fuͤr indifferent und zulaͤßig haͤlt. Wo- durch mancher Menſch beſtricket und beherr- ſchet gehaͤlten wird. Von welcher loſen Lock- Speiſe und Beruͤckung Petrus handelt 2 Ep. c. 2, 14. 15. u. f. 3. Der Uberwinder der Welt wird al- hier gar nachdruͤcklich von ſeiner Wiedergeburt benennet: a. Die Wiedergeburt iſt eine ſolche Veraͤnde- rung des Sinnes nach Verſtande und Wil- len, dadurch der Menſch aus dem geiſtlichen Tode zum Leben und aus der Finſterniß zum Lichte koͤmmt. Der Apoſtel nennt ſie c. 3, 14. einen Ubergang aus dem Tode ins Leben. Pſ. 51, 12. Eph. 2, 10. heißt ſie eine neue Schoͤpf- fung, dadurch der Menſch zur neuen Creatur wird. Von welcher Veraͤnderung Noth- wendigkeit man ſehe Joh. 3, 5. Matth. 18, 3. b. Jn dieſer Wiedergeburt empfaͤhet der Menſch den Glauben, der auch daher ein geiſtliches Leben und Licht in der Seele iſt. c. Folglich gehoͤret zu der Wiedergeburt auch die Rechtfertigung: ſintemal der Glaube oh- ne dieſe nicht iſt, ſondern, ſo bald er entſtehet, darinnen ſein erſtes Geſchaͤfte erweiſet. Und ſolchergeſtalt iſt d. Die Wiedergeburt verknuͤpfet mit lauter geiſtlicher Kraft und Gnade, mit der Gna- de zur Heiligung und auch zur Freudigkeit des Gemuͤths. Denn jene flieſſet aus der auf die geiſtliche Veraͤnderung und Geſund- machung flieſſende Salbung; Dieſe aus der damit unmittelbar verknuͤpften Rechtferti- gung. e. Es iſt auch das Wort πᾶν, alles, hierbey merckwuͤrdig. Denn damit wird angezei- get: α. Daß ſich kein Wiedergeborner von der Pflicht, welche in der Uberwindung der Welt beſtehet, ausnehmen ſolle und koͤnne. β. Daß dasjenige, was in den Glaͤubigen noch nicht wiedergeboren, oder von der Suͤnde noch uͤbrig iſt, ſelbſt in ihnen ein Stuͤcke der noch immer mehr zu uͤberwin- denden Welt ſey. f. Die Uberwinder der Welt nennet Johannes c. 2, 14. ſolche Juͤnglinge, die da ſtarck ſind, in welchen das Wort GOttes bleibet, und welche den Boͤſewicht uͤberwunden haben. 4. Bey

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/722>, abgerufen am 23.11.2024.