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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 1-3. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] Christ-ergebner Sinn mit einem ihm gleichför-
migen Leben: wenn nemlich die mündliche Be-
kenntniß eine Frucht des Glaubens im Hertzen
war.

3. Es ist wohl zu mercken, daß der Glaube
mit der Wiedergeburt aufs genaueste verknüpfet
wird, wenn es heißt: Wer da gläubet - - der
ist von GOtt geboren.
Welchen Satz man
seiner gäntzlichen Wahrheit wegen umkehren und
sagen kan: Wer von GOtt geboren ist, der
gläubet.
Denn gleichwie die Wiedergebärung,
welche von GOttes Seiten geschiehet, nichts an-
ders ist, als die Wirckung und Schenckung des
Glaubens, als eines geistlichen Lebens und geist-
lichen Lichts: also ist auch in dem Menschen die
Wiedergeburt nichts anders, als der Aufgang
des Glaubens, da er in uns wircklich entstehet.

4. Des Glaubens Haupt-Object, oder
der und das, womit er es am eigentlichsten zu thun
hat, ist JEsus Christus und alles das, was zur
Lehre von seiner Person und seinem Mittler-Amte
gehöret. Daher ein Wiedergeborner vermöge
seines Glaubens immer auf JEsum siehet, und in
ihm lebet, da er sich von seiner Liebe und Erlösung
versichert hält.

5. Hier sehen wir auch, wie die Liebe gegen
GOtt die Liebe gegen den Nächsten, und sonder-
lich gegen die Kinder GOttes, aus sich gebieret,
davon sich eine gedoppelte Ursache findet: erstlich
auf Seiten GOttes sein Exempel der Liebe, wel-
chem die Kinder gerne nachfolgen. Hernach auf
Seiten der Gläubigen unter einander, als welche
vermöge der Wiedergeburt in einer geistlichen
Zuneigung, welche ihnen auch natürlich worden
ist, oder zu ihrer neuen Natur gehöret, gegen ein-
ander, und demnach durch die Geburt aus GOtt
in einem Sinne stehen. Welches denn eine rechte
geistliche sorge ist, davon Paulus Röm. 12, 10.
saget: te philadelphia philosorgoi, die brüderliche
Liebe unter einander sey hertzlich.

6. Weil der, der GOtt liebet, auch seine
Kinder, die von ihm geboren sind, liebet, und die-
ser Satz von einer gantz ungezweifelten Wahr-
heit ist, so gilt er auch von dem Gegentheil, daß
man sagen kan: Wer GOttes Kinder nicht lie-
bet, sondern hasset, der liebet auch GOtt selbst
nicht, sondern er ist ein Feind GOttes. Dar-
um unser Heyland Joh. 16, 3. Solches (das
in den Bann thun und tödten) werden sie euch
darum thun, daß sie weder mich noch mei-
nen Vater erkennen.
Und eben dieses erläu-
tert der Apostel damit, wenn er also fortfäh-
ret:

V. 2.

Daran erkennen wir, daß wir GOt-
tes Kinder lieben, wenn wir GOtt lieben
und seine Gebote halten.

Anmerckungen.

1. Es hanget immer eine Wahrheit an der
andern. Darum wer eine hat, erweiset damit
auch die andere. Welches dazu dienen soll, daß
man ja an einer ieden Wahrheit, sonderlich einer
Haupt-Wahrheit, veste halte.

[Spaltenumbruch]

2. GOtt lieben wird mit dem halten sei-
ner Gebote erläutert, und damit angezeiget, daß
die Liebe GOttes thätig seyn müsse.

V. 3.

Denn das ist die Liebe zu GOtt (da-
durch erweiset sie sich, dahin ist sie gerichtet)
daß wir seine Gebote halten, und seine Ge-
bote sind nicht schwer
(daß wir davon abge-
schrecket würden, sondern leichte, nach dem uns
durch die Gnade GOttes zum halten nicht allein
das wollen, sondern auch das können und das
vollbringen geschencket ist.)

Anmerckungen.

1. Die Gebote GOttes halten in sich das
gantze Sitten-Gesetze, welches auf unsere in-
nerliche und äusserliche Pflichten gegen GOtt,
uns selbst und den Nächsten gehet, und ein rech-
tes Gesetz der Natur ist. Und also haben wir
am Gesetze GOttes, da dieses seine vollkom-
mene Erläuterung in der heiligen Schrift hat,
ein aufgeklärtes Systema vom Rechte der Na-
tur.

2. Die Gebote GOttes sind zu halten un-
möglich,
wenn man siehet theils auf ihren geist-
lichen Sinn, nach welchem sie auf die Vollkom-
menheit gehen, theils auf des Menschen geist-
liches Unvermögen, worinn er sich von Natur
befindet.

3. Die Gebote GOttes sind zu halten
schwer, theils den Unwiedergebornen, wenn sie
sich aus knechtischer Furcht dazu zwingen und
doch nur bey dem äusserlichen stehen bleiben, ein
mehrers aber nicht allein schwer, sondern auch
nnmöglich zu seyn finden: theils den Wieder-
gebornen, in sofern ihnen in der Ausübung der
Gebote, sonderlich der innerlichen und geistli-
chen, bey so manchem Gegenstande und bey so
vieler Hindernisse so mancher Kampf verursachet
wird, sie es auch damit so weit nicht bringen,
als sie selbst wünschen. Daher dem Christen
der Kampf und das Ringen anbefohlen wird,
wenn es heißt Luc. 12, 24. Ringet darnach,
daß ihr durch die enge Pforte einge-
het
u. f. Daher auch der Liebe kopos, eine sol-
che Arbeit, damit man durch alle Hindernis-
se hindurch fähret, zugeschrieben wird. 2 Thess.
1, 3.

4. Nicht weniger sind die Gebote GOttes
auch leichte zu halten, nemlich den Wiederge-
bornen, welche dazu nicht allein die Lust zu dem
Wollen, sondern auch zum Vollbringen das
geistliche Vermögen empfangen haben: sinte-
mal ihnen geschencket ist allerley göttliche
Kraft, welche zum Leben und göttlichen
Wandel dienet.
2 Pet. 1, 3. Ein Wiederge-
borner saget mit David Ps. 119. v. 32. Wenn
du mich tröstest, so laufe ich den Weg dei-
ner Gebote.
Jn welchen Worten die Pflich-
ten nach dem Gesetz aus dem Evangelischen
Grunde hergeleitet werden. Darauf uns auch
Johannes in diesem gantzen Briefe führet. Und
da zur Haltung der Gebote die Nachfolge Chri-
sti gehöret, und zwar wie in Ausübung des

guten,

Cap. 5. v. 1-3. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] Chriſt-ergebner Sinn mit einem ihm gleichfoͤr-
migen Leben: wenn nemlich die muͤndliche Be-
kenntniß eine Frucht des Glaubens im Hertzen
war.

3. Es iſt wohl zu mercken, daß der Glaube
mit der Wiedergeburt aufs genaueſte verknuͤpfet
wird, wenn es heißt: Wer da glaͤubet ‒ ‒ der
iſt von GOtt geboren.
Welchen Satz man
ſeiner gaͤntzlichen Wahrheit wegen umkehren und
ſagen kan: Wer von GOtt geboren iſt, der
glaͤubet.
Denn gleichwie die Wiedergebaͤrung,
welche von GOttes Seiten geſchiehet, nichts an-
ders iſt, als die Wirckung und Schenckung des
Glaubens, als eines geiſtlichen Lebens und geiſt-
lichen Lichts: alſo iſt auch in dem Menſchen die
Wiedergeburt nichts anders, als der Aufgang
des Glaubens, da er in uns wircklich entſtehet.

4. Des Glaubens Haupt-Object, oder
der und das, womit er es am eigentlichſten zu thun
hat, iſt JEſus Chriſtus und alles das, was zur
Lehre von ſeiner Perſon und ſeinem Mittler-Amte
gehoͤret. Daher ein Wiedergeborner vermoͤge
ſeines Glaubens immer auf JEſum ſiehet, und in
ihm lebet, da er ſich von ſeiner Liebe und Erloͤſung
verſichert haͤlt.

5. Hier ſehen wir auch, wie die Liebe gegen
GOtt die Liebe gegen den Naͤchſten, und ſonder-
lich gegen die Kinder GOttes, aus ſich gebieret,
davon ſich eine gedoppelte Urſache findet: erſtlich
auf Seiten GOttes ſein Exempel der Liebe, wel-
chem die Kinder gerne nachfolgen. Hernach auf
Seiten der Glaͤubigen unter einander, als welche
vermoͤge der Wiedergeburt in einer geiſtlichen
Zuneigung, welche ihnen auch natuͤrlich worden
iſt, oder zu ihrer neuen Natur gehoͤret, gegen ein-
ander, und demnach durch die Geburt aus GOtt
in einem Sinne ſtehen. Welches denn eine rechte
geiſtliche ςοργὴ iſt, davon Paulus Roͤm. 12, 10.
ſaget: τῇ φιλαδελφία φιλόςοργοι, die bruͤderliche
Liebe unter einander ſey hertzlich.

6. Weil der, der GOtt liebet, auch ſeine
Kinder, die von ihm geboren ſind, liebet, und die-
ſer Satz von einer gantz ungezweifelten Wahr-
heit iſt, ſo gilt er auch von dem Gegentheil, daß
man ſagen kan: Wer GOttes Kinder nicht lie-
bet, ſondern haſſet, der liebet auch GOtt ſelbſt
nicht, ſondern er iſt ein Feind GOttes. Dar-
um unſer Heyland Joh. 16, 3. Solches (das
in den Bann thun und toͤdten) werden ſie euch
darum thun, daß ſie weder mich noch mei-
nen Vater erkennen.
Und eben dieſes erlaͤu-
tert der Apoſtel damit, wenn er alſo fortfaͤh-
ret:

V. 2.

Daran erkennen wir, daß wir GOt-
tes Kinder lieben, wenn wir GOtt lieben
und ſeine Gebote halten.

Anmerckungen.

1. Es hanget immer eine Wahrheit an der
andern. Darum wer eine hat, erweiſet damit
auch die andere. Welches dazu dienen ſoll, daß
man ja an einer ieden Wahrheit, ſonderlich einer
Haupt-Wahrheit, veſte halte.

[Spaltenumbruch]

2. GOtt lieben wird mit dem halten ſei-
ner Gebote erlaͤutert, und damit angezeiget, daß
die Liebe GOttes thaͤtig ſeyn muͤſſe.

V. 3.

Denn das iſt die Liebe zu GOtt (da-
durch erweiſet ſie ſich, dahin iſt ſie gerichtet)
daß wir ſeine Gebote halten, und ſeine Ge-
bote ſind nicht ſchwer
(daß wir davon abge-
ſchrecket wuͤrden, ſondern leichte, nach dem uns
durch die Gnade GOttes zum halten nicht allein
das wollen, ſondern auch das koͤnnen und das
vollbringen geſchencket iſt.)

Anmerckungen.

1. Die Gebote GOttes halten in ſich das
gantze Sitten-Geſetze, welches auf unſere in-
nerliche und aͤuſſerliche Pflichten gegen GOtt,
uns ſelbſt und den Naͤchſten gehet, und ein rech-
tes Geſetz der Natur iſt. Und alſo haben wir
am Geſetze GOttes, da dieſes ſeine vollkom-
mene Erlaͤuterung in der heiligen Schrift hat,
ein aufgeklaͤrtes Syſtema vom Rechte der Na-
tur.

2. Die Gebote GOttes ſind zu halten un-
moͤglich,
wenn man ſiehet theils auf ihren geiſt-
lichen Sinn, nach welchem ſie auf die Vollkom-
menheit gehen, theils auf des Menſchen geiſt-
liches Unvermoͤgen, worinn er ſich von Natur
befindet.

3. Die Gebote GOttes ſind zu halten
ſchwer, theils den Unwiedergebornen, wenn ſie
ſich aus knechtiſcher Furcht dazu zwingen und
doch nur bey dem aͤuſſerlichen ſtehen bleiben, ein
mehrers aber nicht allein ſchwer, ſondern auch
nnmoͤglich zu ſeyn finden: theils den Wieder-
gebornen, in ſofern ihnen in der Ausuͤbung der
Gebote, ſonderlich der innerlichen und geiſtli-
chen, bey ſo manchem Gegenſtande und bey ſo
vieler Hinderniſſe ſo mancher Kampf verurſachet
wird, ſie es auch damit ſo weit nicht bringen,
als ſie ſelbſt wuͤnſchen. Daher dem Chriſten
der Kampf und das Ringen anbefohlen wird,
wenn es heißt Luc. 12, 24. Ringet darnach,
daß ihr durch die enge Pforte einge-
het
u. f. Daher auch der Liebe κόπος, eine ſol-
che Arbeit, damit man durch alle Hinderniſ-
ſe hindurch faͤhret, zugeſchrieben wird. 2 Theſſ.
1, 3.

4. Nicht weniger ſind die Gebote GOttes
auch leichte zu halten, nemlich den Wiederge-
bornen, welche dazu nicht allein die Luſt zu dem
Wollen, ſondern auch zum Vollbringen das
geiſtliche Vermoͤgen empfangen haben: ſinte-
mal ihnen geſchencket iſt allerley goͤttliche
Kraft, welche zum Leben und goͤttlichen
Wandel dienet.
2 Pet. 1, 3. Ein Wiederge-
borner ſaget mit David Pſ. 119. v. 32. Wenn
du mich troͤſteſt, ſo laufe ich den Weg dei-
ner Gebote.
Jn welchen Worten die Pflich-
ten nach dem Geſetz aus dem Evangeliſchen
Grunde hergeleitet werden. Darauf uns auch
Johannes in dieſem gantzen Briefe fuͤhret. Und
da zur Haltung der Gebote die Nachfolge Chri-
ſti gehoͤret, und zwar wie in Ausuͤbung des

guten,
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[721/0721] Cap. 5. v. 1-3. des erſten Briefes Johannis. Chriſt-ergebner Sinn mit einem ihm gleichfoͤr- migen Leben: wenn nemlich die muͤndliche Be- kenntniß eine Frucht des Glaubens im Hertzen war. 3. Es iſt wohl zu mercken, daß der Glaube mit der Wiedergeburt aufs genaueſte verknuͤpfet wird, wenn es heißt: Wer da glaͤubet ‒ ‒ der iſt von GOtt geboren. Welchen Satz man ſeiner gaͤntzlichen Wahrheit wegen umkehren und ſagen kan: Wer von GOtt geboren iſt, der glaͤubet. Denn gleichwie die Wiedergebaͤrung, welche von GOttes Seiten geſchiehet, nichts an- ders iſt, als die Wirckung und Schenckung des Glaubens, als eines geiſtlichen Lebens und geiſt- lichen Lichts: alſo iſt auch in dem Menſchen die Wiedergeburt nichts anders, als der Aufgang des Glaubens, da er in uns wircklich entſtehet. 4. Des Glaubens Haupt-Object, oder der und das, womit er es am eigentlichſten zu thun hat, iſt JEſus Chriſtus und alles das, was zur Lehre von ſeiner Perſon und ſeinem Mittler-Amte gehoͤret. Daher ein Wiedergeborner vermoͤge ſeines Glaubens immer auf JEſum ſiehet, und in ihm lebet, da er ſich von ſeiner Liebe und Erloͤſung verſichert haͤlt. 5. Hier ſehen wir auch, wie die Liebe gegen GOtt die Liebe gegen den Naͤchſten, und ſonder- lich gegen die Kinder GOttes, aus ſich gebieret, davon ſich eine gedoppelte Urſache findet: erſtlich auf Seiten GOttes ſein Exempel der Liebe, wel- chem die Kinder gerne nachfolgen. Hernach auf Seiten der Glaͤubigen unter einander, als welche vermoͤge der Wiedergeburt in einer geiſtlichen Zuneigung, welche ihnen auch natuͤrlich worden iſt, oder zu ihrer neuen Natur gehoͤret, gegen ein- ander, und demnach durch die Geburt aus GOtt in einem Sinne ſtehen. Welches denn eine rechte geiſtliche ςοργὴ iſt, davon Paulus Roͤm. 12, 10. ſaget: τῇ φιλαδελφία φιλόςοργοι, die bruͤderliche Liebe unter einander ſey hertzlich. 6. Weil der, der GOtt liebet, auch ſeine Kinder, die von ihm geboren ſind, liebet, und die- ſer Satz von einer gantz ungezweifelten Wahr- heit iſt, ſo gilt er auch von dem Gegentheil, daß man ſagen kan: Wer GOttes Kinder nicht lie- bet, ſondern haſſet, der liebet auch GOtt ſelbſt nicht, ſondern er iſt ein Feind GOttes. Dar- um unſer Heyland Joh. 16, 3. Solches (das in den Bann thun und toͤdten) werden ſie euch darum thun, daß ſie weder mich noch mei- nen Vater erkennen. Und eben dieſes erlaͤu- tert der Apoſtel damit, wenn er alſo fortfaͤh- ret: V. 2. Daran erkennen wir, daß wir GOt- tes Kinder lieben, wenn wir GOtt lieben und ſeine Gebote halten. Anmerckungen. 1. Es hanget immer eine Wahrheit an der andern. Darum wer eine hat, erweiſet damit auch die andere. Welches dazu dienen ſoll, daß man ja an einer ieden Wahrheit, ſonderlich einer Haupt-Wahrheit, veſte halte. 2. GOtt lieben wird mit dem halten ſei- ner Gebote erlaͤutert, und damit angezeiget, daß die Liebe GOttes thaͤtig ſeyn muͤſſe. V. 3. Denn das iſt die Liebe zu GOtt (da- durch erweiſet ſie ſich, dahin iſt ſie gerichtet) daß wir ſeine Gebote halten, und ſeine Ge- bote ſind nicht ſchwer (daß wir davon abge- ſchrecket wuͤrden, ſondern leichte, nach dem uns durch die Gnade GOttes zum halten nicht allein das wollen, ſondern auch das koͤnnen und das vollbringen geſchencket iſt.) Anmerckungen. 1. Die Gebote GOttes halten in ſich das gantze Sitten-Geſetze, welches auf unſere in- nerliche und aͤuſſerliche Pflichten gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten gehet, und ein rech- tes Geſetz der Natur iſt. Und alſo haben wir am Geſetze GOttes, da dieſes ſeine vollkom- mene Erlaͤuterung in der heiligen Schrift hat, ein aufgeklaͤrtes Syſtema vom Rechte der Na- tur. 2. Die Gebote GOttes ſind zu halten un- moͤglich, wenn man ſiehet theils auf ihren geiſt- lichen Sinn, nach welchem ſie auf die Vollkom- menheit gehen, theils auf des Menſchen geiſt- liches Unvermoͤgen, worinn er ſich von Natur befindet. 3. Die Gebote GOttes ſind zu halten ſchwer, theils den Unwiedergebornen, wenn ſie ſich aus knechtiſcher Furcht dazu zwingen und doch nur bey dem aͤuſſerlichen ſtehen bleiben, ein mehrers aber nicht allein ſchwer, ſondern auch nnmoͤglich zu ſeyn finden: theils den Wieder- gebornen, in ſofern ihnen in der Ausuͤbung der Gebote, ſonderlich der innerlichen und geiſtli- chen, bey ſo manchem Gegenſtande und bey ſo vieler Hinderniſſe ſo mancher Kampf verurſachet wird, ſie es auch damit ſo weit nicht bringen, als ſie ſelbſt wuͤnſchen. Daher dem Chriſten der Kampf und das Ringen anbefohlen wird, wenn es heißt Luc. 12, 24. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte einge- het u. f. Daher auch der Liebe κόπος, eine ſol- che Arbeit, damit man durch alle Hinderniſ- ſe hindurch faͤhret, zugeſchrieben wird. 2 Theſſ. 1, 3. 4. Nicht weniger ſind die Gebote GOttes auch leichte zu halten, nemlich den Wiederge- bornen, welche dazu nicht allein die Luſt zu dem Wollen, ſondern auch zum Vollbringen das geiſtliche Vermoͤgen empfangen haben: ſinte- mal ihnen geſchencket iſt allerley goͤttliche Kraft, welche zum Leben und goͤttlichen Wandel dienet. 2 Pet. 1, 3. Ein Wiederge- borner ſaget mit David Pſ. 119. v. 32. Wenn du mich troͤſteſt, ſo laufe ich den Weg dei- ner Gebote. Jn welchen Worten die Pflich- ten nach dem Geſetz aus dem Evangeliſchen Grunde hergeleitet werden. Darauf uns auch Johannes in dieſem gantzen Briefe fuͤhret. Und da zur Haltung der Gebote die Nachfolge Chri- ſti gehoͤret, und zwar wie in Ausuͤbung des guten,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/721>, abgerufen am 23.11.2024.