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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 17. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des
Vaters.
Welches unser Heyland selbst so
gar nachdrücklich bezeuget, daß er Matth. 6,
24. saget: Niemand kan zweyen Herren
dienen: entweder er wird einen hassen
und den andern lieben, oder er wird einem
anhangen und den andern verachten.

Siehe auch 1 Kön. 18, 21. 2 Cor. 6, 15. und son-
derlich Jac. 4, 4. Jhr Ehebrecher und Ehe-
brecherinnen, wisset ihr nicht, daß der
Welt Freundschaft GOttes Feinschaft
ist. Wer der Welt Freund seyn will, der
wird GOttes Feind seyn.
Und Gal. 1, 10.
Wenn ich den Menschen (in bösen Dingen)
gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht
nicht.
Nun sind zwar die Worte von der
Liebe des Vaters nach dem Contexte am
nechsten zu verstehen von unserer Liebe zum
Vater, sintemal sie im Gegensatze von unserer
Liebe zu der Welt, stehen; daß also angezei-
get wird, man könne bey dieser nicht in der
Liebe gegen GOtt bleiben. Es ist aber der
Verstand, welcher auf die Liebe des Vaters
gegen uns gehet, davon unzertrennlich. Denn
wie könte ein mit der unordentlichen und un-
reinen Welt-Liebe angefülletes Hertz von
GOTT also geliebet werden, daß es mit Pau-
lo sagen könte: Die Liebe GOttes ist aus-
gegossen in unser Hertz durch den Heili-
gen Geist, der uns gegeben ist.
Röm. 5, 5.
Und hierbey hat man die Oerter aus diesem
Briefe Johannis zu erwegen c. 2, 5. Wer
sein Wort hält
(und daher nicht die Welt,
sondern GOtt liebet) in dem ist wahrlich
die Liebe GOttes vollkommen.
Und c. 4,
16. Wir haben erkannt und gegläubet
die Liebe, die GOtt zu uns hat.
b. Daß das, was in der Welt ist, nemlich das
benennete dreyfache sündliche Wesen, nicht
von GOTT sondern von der Welt ist.

Das ist weder etwas gutes, noch auch an
sich ein solches Mittel-Ding, welches erst
durch gröbere Uberfahrungen zur Sünde wer-
de, oder doch sonst auch mit dem Christen-
thum wohl bestehen könne. Und also erläu-
tert und bekräftiget der Apostel damit, was
er mit den vorhergehenden Worten, daß in
dem Liebhaber der Welt die Liebe des Va-
ters nicht sey, gesaget hat.
c. Daß die Welt mit ihrer Lust vergehet.
Welche von der Unbeständigkeit der Welt
und ihrer Lust hergenommene Ursache sehr
wichtig und überzeugend ist. Da die Welt
selbst mit ihrem gantzen Schemate vergehet,
wer solte und wolte denn an dem vergängli-
chen sein unvergängliches Hertze, oder seine
unvergängliche Seele hengen? Und da das
gantze Welt-Gebäude selbst durchs Feuer
soll aus einander gelöset werden, wie vielwe-
niger bestehen die darinnen befindlichen Din-
ge! Denn es lehret es ja die Erfahrung, daß
der Mensch, das Haus, der Acker, das Geld
und Gut, so heute da ist, morgen, oder doch
bald, hinweggenommen wird. Hat man
nun das Hertz daran gehenget, so wird man
[Spaltenumbruch] durch solchen Verlust in die grösseste Unruhe
gesetzet. Sind nun aber die Geschöpfe selbst
so vergänglich, so ist leichtlich zu erachten,
daß die Lüste, welcher man in deroselben Miß-
brauche geniesset, noch viel vergänglicher
sind: wie es auch die tägliche Erfahrung be-
zeuget: sintemal die Menschen eben deßwe-
gen so vielerley Abwechselungen im Genuß ih-
rer Lüste suchen, weil sie derselben so bald müde
werden, ja auch ihre Leibes-Kräfte nicht von
der Beschaffenheit sind, daß sie dieser und
jener sündlichen Lust mehr und beständiger
nachhangen können. O wie manche Bestra-
fung haben die Lieblinge und Lüstlinge der
Welt nicht theils mitten bey, theils nach dem
Genuß ihrer Lüste in ihrem Gewissen, ja auch
wol gar an ihrem Leibe. Wie bald vergehet
derselbe nicht, sonderlich bey der groben und
viehischen Wollust, bey dem Fressen und
Saufen, bey dem Spielen und Tantzen und
bey allerhand Uppigkeit dieser Welt? Und
wie kurtz ist nicht des Menschen Leben selbst,
welches durch alles, was schon an sich selbst
voller Unbeständigkeit und Unlust ist, einen
Schnitt machet. Man hat hiebey sonderlich
zu erwegen die Oerter 1 Cor. 8, 31. Das sa-
ge ich aber, lieben Brüder - - die dieser
Welt brauchen, daß sie derselben nicht
mißbrauchen. Denn das Wesen
(Sche-
ma,
die gegenwärtige Gestalt in Sensu phy-
sico
und Morali) dieser Welt vergehet.
Und Hebr. 11, 24. 25. durch den Glauben
wolte Moses, da er groß ward, nicht ein
Sohn heissen der Tochter Pharao, und
erwehlte viel lieber mit dem Volcke
GOttes Ungemach zu leiden, als die zeit-
liche Ergötzung der Sünden zu haben.
d. Daß hingegen der, wer mit Verleugnung
der Welt den Willen GOttes thut, in
Ewigkeit bleibet.
Da denn den Willen
GOttes thun,
ist Glaube und Liebe gegen
GOTT und den Nächsten üben c. 3, 23. und
das bleiben ist nicht von dem Wesen selbst,
als nach welchem auch die Gottlosen nicht
vergehen, sondern von dem beständigen
Stande der Seligkeit zu verstehen. Davon
unser Heyland Joh. 8, 35. saget: Der Knecht
bleibet nicht ewiglich im Hause, der Sohn
bleibet ewiglich.
Wo nun der Gottlie-
bende bleibet, da bleiben auch seine Wercke
der Liebe GOttes, mit welchen er seinen
Willen
gethan hat. Denn sie folgen ihm
nach und haben ihre Gnaden-Belohnung
Off. 14, 13. Siehe auch Joh. 15, 16. 2 Cor. 5,
2. c. 9, 9. Hebr. 10, 34. u. s. w. Und dieser
selige Ausgang stimmet gar herrlich mit der
Beschaffenheit der Liebe GOttes schon im
Reiche der Gnaden überein; als bey wel-
cher, da sie beständig bleibet, und man ihrer
nimmer müde, sondern sie immer erfreulicher
wird, es billig heißt: ie länger ie lieber, ie
beständiger!

5. Jm übrigen haben wir zur genauen Zu-
eignung dieses Orts wohl zu mercken, was Pau-
lus saget vom Dema, daß er ihn verlassen,

und
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Cap. 2. v. 17. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] lieb hat, in dem iſt nicht die Liebe des
Vaters.
Welches unſer Heyland ſelbſt ſo
gar nachdruͤcklich bezeuget, daß er Matth. 6,
24. ſaget: Niemand kan zweyen Herren
dienen: entweder er wird einen haſſen
und den andeꝛn lieben, oder er wird einem
anhangen und den andern verachten.

Siehe auch 1 Koͤn. 18, 21. 2 Cor. 6, 15. und ſon-
derlich Jac. 4, 4. Jhr Ehebrecher und Ehe-
brecherinnen, wiſſet ihr nicht, daß der
Welt Freundſchaft GOttes Feinſchaft
iſt. Wer der Welt Freund ſeyn will, der
wird GOttes Feind ſeyn.
Und Gal. 1, 10.
Wenn ich den Menſchen (in boͤſen Dingen)
gefaͤllig waͤre, ſo waͤre ich Chriſti Knecht
nicht.
Nun ſind zwar die Worte von der
Liebe des Vaters nach dem Contexte am
nechſten zu verſtehen von unſerer Liebe zum
Vater, ſintemal ſie im Gegenſatze von unſerer
Liebe zu der Welt, ſtehen; daß alſo angezei-
get wird, man koͤnne bey dieſer nicht in der
Liebe gegen GOtt bleiben. Es iſt aber der
Verſtand, welcher auf die Liebe des Vaters
gegen uns gehet, davon unzertrennlich. Denn
wie koͤnte ein mit der unordentlichen und un-
reinen Welt-Liebe angefuͤlletes Hertz von
GOTT alſo geliebet werden, daß es mit Pau-
lo ſagen koͤnte: Die Liebe GOttes iſt aus-
gegoſſen in unſer Hertz durch den Heili-
gen Geiſt, der uns gegeben iſt.
Roͤm. 5, 5.
Und hierbey hat man die Oerter aus dieſem
Briefe Johannis zu erwegen c. 2, 5. Wer
ſein Wort haͤlt
(und daher nicht die Welt,
ſondern GOtt liebet) in dem iſt wahrlich
die Liebe GOttes vollkommen.
Und c. 4,
16. Wir haben erkannt und geglaͤubet
die Liebe, die GOtt zu uns hat.
b. Daß das, was in der Welt iſt, nemlich das
benennete dreyfache ſuͤndliche Weſen, nicht
von GOTT ſondern von der Welt iſt.

Das iſt weder etwas gutes, noch auch an
ſich ein ſolches Mittel-Ding, welches erſt
durch groͤbere Uberfahrungen zur Suͤnde wer-
de, oder doch ſonſt auch mit dem Chriſten-
thum wohl beſtehen koͤnne. Und alſo erlaͤu-
tert und bekraͤftiget der Apoſtel damit, was
er mit den vorhergehenden Worten, daß in
dem Liebhaber der Welt die Liebe des Va-
ters nicht ſey, geſaget hat.
c. Daß die Welt mit ihrer Luſt vergehet.
Welche von der Unbeſtaͤndigkeit der Welt
und ihrer Luſt hergenommene Urſache ſehr
wichtig und uͤberzeugend iſt. Da die Welt
ſelbſt mit ihrem gantzen Schemate vergehet,
wer ſolte und wolte denn an dem vergaͤngli-
chen ſein unvergaͤngliches Hertze, oder ſeine
unvergaͤngliche Seele hengen? Und da das
gantze Welt-Gebaͤude ſelbſt durchs Feuer
ſoll aus einander geloͤſet werden, wie vielwe-
niger beſtehen die darinnen befindlichen Din-
ge! Denn es lehret es ja die Erfahrung, daß
der Menſch, das Haus, der Acker, das Geld
und Gut, ſo heute da iſt, morgen, oder doch
bald, hinweggenommen wird. Hat man
nun das Hertz daran gehenget, ſo wird man
[Spaltenumbruch] durch ſolchen Verluſt in die groͤſſeſte Unruhe
geſetzet. Sind nun aber die Geſchoͤpfe ſelbſt
ſo vergaͤnglich, ſo iſt leichtlich zu erachten,
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brauche genieſſet, noch viel vergaͤnglicher
ſind: wie es auch die taͤgliche Erfahrung be-
zeuget: ſintemal die Menſchen eben deßwe-
gen ſo vielerley Abwechſelungen im Genuß ih-
rer Luͤſte ſuchen, weil ſie derſelben ſo bald muͤde
werden, ja auch ihre Leibes-Kraͤfte nicht von
der Beſchaffenheit ſind, daß ſie dieſer und
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nachhangen koͤnnen. O wie manche Beſtra-
fung haben die Lieblinge und Luͤſtlinge der
Welt nicht theils mitten bey, theils nach dem
Genuß ihrer Luͤſte in ihrem Gewiſſen, ja auch
wol gar an ihrem Leibe. Wie bald vergehet
derſelbe nicht, ſonderlich bey der groben und
viehiſchen Wolluſt, bey dem Freſſen und
Saufen, bey dem Spielen und Tantzen und
bey allerhand Uppigkeit dieſer Welt? Und
wie kurtz iſt nicht des Menſchen Leben ſelbſt,
welches durch alles, was ſchon an ſich ſelbſt
voller Unbeſtaͤndigkeit und Unluſt iſt, einen
Schnitt machet. Man hat hiebey ſonderlich
zu erwegen die Oerter 1 Cor. 8, 31. Das ſa-
ge ich aber, lieben Bruͤder ‒ ‒ die dieſer
Welt brauchen, daß ſie derſelben nicht
mißbrauchen. Denn das Weſen
(Sche-
ma,
die gegenwaͤrtige Geſtalt in Senſu phy-
ſico
und Morali) dieſer Welt vergehet.
Und Hebr. 11, 24. 25. durch den Glauben
wolte Moſes, da er groß ward, nicht ein
Sohn heiſſen der Tochter Pharao, und
erwehlte viel lieber mit dem Volcke
GOttes Ungemach zu leiden, als die zeit-
liche Ergoͤtzung der Suͤnden zu haben.
d. Daß hingegen der, wer mit Verleugnung
der Welt den Willen GOttes thut, in
Ewigkeit bleibet.
Da denn den Willen
GOttes thun,
iſt Glaube und Liebe gegen
GOTT und den Naͤchſten uͤben c. 3, 23. und
das bleiben iſt nicht von dem Weſen ſelbſt,
als nach welchem auch die Gottloſen nicht
vergehen, ſondern von dem beſtaͤndigen
Stande der Seligkeit zu verſtehen. Davon
unſer Heyland Joh. 8, 35. ſaget: Der Knecht
bleibet nicht ewiglich im Hauſe, der Sohn
bleibet ewiglich.
Wo nun der Gottlie-
bende bleibet, da bleiben auch ſeine Wercke
der Liebe GOttes, mit welchen er ſeinen
Willen
gethan hat. Denn ſie folgen ihm
nach und haben ihre Gnaden-Belohnung
Off. 14, 13. Siehe auch Joh. 15, 16. 2 Cor. 5,
2. c. 9, 9. Hebr. 10, 34. u. ſ. w. Und dieſer
ſelige Ausgang ſtimmet gar herrlich mit der
Beſchaffenheit der Liebe GOttes ſchon im
Reiche der Gnaden uͤberein; als bey wel-
cher, da ſie beſtaͤndig bleibet, und man ihrer
nimmer muͤde, ſondern ſie immer erfreulicher
wird, es billig heißt: ie laͤnger ie lieber, ie
beſtaͤndiger!

5. Jm uͤbrigen haben wir zur genauen Zu-
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und
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[669/0671] Cap. 2. v. 17. des erſten Briefes Johannis. lieb hat, in dem iſt nicht die Liebe des Vaters. Welches unſer Heyland ſelbſt ſo gar nachdruͤcklich bezeuget, daß er Matth. 6, 24. ſaget: Niemand kan zweyen Herren dienen: entweder er wird einen haſſen und den andeꝛn lieben, oder er wird einem anhangen und den andern verachten. Siehe auch 1 Koͤn. 18, 21. 2 Cor. 6, 15. und ſon- derlich Jac. 4, 4. Jhr Ehebrecher und Ehe- brecherinnen, wiſſet ihr nicht, daß der Welt Freundſchaft GOttes Feinſchaft iſt. Wer der Welt Freund ſeyn will, der wird GOttes Feind ſeyn. Und Gal. 1, 10. Wenn ich den Menſchen (in boͤſen Dingen) gefaͤllig waͤre, ſo waͤre ich Chriſti Knecht nicht. Nun ſind zwar die Worte von der Liebe des Vaters nach dem Contexte am nechſten zu verſtehen von unſerer Liebe zum Vater, ſintemal ſie im Gegenſatze von unſerer Liebe zu der Welt, ſtehen; daß alſo angezei- get wird, man koͤnne bey dieſer nicht in der Liebe gegen GOtt bleiben. Es iſt aber der Verſtand, welcher auf die Liebe des Vaters gegen uns gehet, davon unzertrennlich. Denn wie koͤnte ein mit der unordentlichen und un- reinen Welt-Liebe angefuͤlletes Hertz von GOTT alſo geliebet werden, daß es mit Pau- lo ſagen koͤnte: Die Liebe GOttes iſt aus- gegoſſen in unſer Hertz durch den Heili- gen Geiſt, der uns gegeben iſt. Roͤm. 5, 5. Und hierbey hat man die Oerter aus dieſem Briefe Johannis zu erwegen c. 2, 5. Wer ſein Wort haͤlt (und daher nicht die Welt, ſondern GOtt liebet) in dem iſt wahrlich die Liebe GOttes vollkommen. Und c. 4, 16. Wir haben erkannt und geglaͤubet die Liebe, die GOtt zu uns hat. b. Daß das, was in der Welt iſt, nemlich das benennete dreyfache ſuͤndliche Weſen, nicht von GOTT ſondern von der Welt iſt. Das iſt weder etwas gutes, noch auch an ſich ein ſolches Mittel-Ding, welches erſt durch groͤbere Uberfahrungen zur Suͤnde wer- de, oder doch ſonſt auch mit dem Chriſten- thum wohl beſtehen koͤnne. Und alſo erlaͤu- tert und bekraͤftiget der Apoſtel damit, was er mit den vorhergehenden Worten, daß in dem Liebhaber der Welt die Liebe des Va- ters nicht ſey, geſaget hat. c. Daß die Welt mit ihrer Luſt vergehet. Welche von der Unbeſtaͤndigkeit der Welt und ihrer Luſt hergenommene Urſache ſehr wichtig und uͤberzeugend iſt. Da die Welt ſelbſt mit ihrem gantzen Schemate vergehet, wer ſolte und wolte denn an dem vergaͤngli- chen ſein unvergaͤngliches Hertze, oder ſeine unvergaͤngliche Seele hengen? Und da das gantze Welt-Gebaͤude ſelbſt durchs Feuer ſoll aus einander geloͤſet werden, wie vielwe- niger beſtehen die darinnen befindlichen Din- ge! Denn es lehret es ja die Erfahrung, daß der Menſch, das Haus, der Acker, das Geld und Gut, ſo heute da iſt, morgen, oder doch bald, hinweggenommen wird. Hat man nun das Hertz daran gehenget, ſo wird man durch ſolchen Verluſt in die groͤſſeſte Unruhe geſetzet. Sind nun aber die Geſchoͤpfe ſelbſt ſo vergaͤnglich, ſo iſt leichtlich zu erachten, daß die Luͤſte, welcher man in deroſelben Miß- brauche genieſſet, noch viel vergaͤnglicher ſind: wie es auch die taͤgliche Erfahrung be- zeuget: ſintemal die Menſchen eben deßwe- gen ſo vielerley Abwechſelungen im Genuß ih- rer Luͤſte ſuchen, weil ſie derſelben ſo bald muͤde werden, ja auch ihre Leibes-Kraͤfte nicht von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie dieſer und jener ſuͤndlichen Luſt mehr und beſtaͤndiger nachhangen koͤnnen. O wie manche Beſtra- fung haben die Lieblinge und Luͤſtlinge der Welt nicht theils mitten bey, theils nach dem Genuß ihrer Luͤſte in ihrem Gewiſſen, ja auch wol gar an ihrem Leibe. Wie bald vergehet derſelbe nicht, ſonderlich bey der groben und viehiſchen Wolluſt, bey dem Freſſen und Saufen, bey dem Spielen und Tantzen und bey allerhand Uppigkeit dieſer Welt? Und wie kurtz iſt nicht des Menſchen Leben ſelbſt, welches durch alles, was ſchon an ſich ſelbſt voller Unbeſtaͤndigkeit und Unluſt iſt, einen Schnitt machet. Man hat hiebey ſonderlich zu erwegen die Oerter 1 Cor. 8, 31. Das ſa- ge ich aber, lieben Bruͤder ‒ ‒ die dieſer Welt brauchen, daß ſie derſelben nicht mißbrauchen. Denn das Weſen (Sche- ma, die gegenwaͤrtige Geſtalt in Senſu phy- ſico und Morali) dieſer Welt vergehet. Und Hebr. 11, 24. 25. durch den Glauben wolte Moſes, da er groß ward, nicht ein Sohn heiſſen der Tochter Pharao, und erwehlte viel lieber mit dem Volcke GOttes Ungemach zu leiden, als die zeit- liche Ergoͤtzung der Suͤnden zu haben. d. Daß hingegen der, wer mit Verleugnung der Welt den Willen GOttes thut, in Ewigkeit bleibet. Da denn den Willen GOttes thun, iſt Glaube und Liebe gegen GOTT und den Naͤchſten uͤben c. 3, 23. und das bleiben iſt nicht von dem Weſen ſelbſt, als nach welchem auch die Gottloſen nicht vergehen, ſondern von dem beſtaͤndigen Stande der Seligkeit zu verſtehen. Davon unſer Heyland Joh. 8, 35. ſaget: Der Knecht bleibet nicht ewiglich im Hauſe, der Sohn bleibet ewiglich. Wo nun der Gottlie- bende bleibet, da bleiben auch ſeine Wercke der Liebe GOttes, mit welchen er ſeinen Willen gethan hat. Denn ſie folgen ihm nach und haben ihre Gnaden-Belohnung Off. 14, 13. Siehe auch Joh. 15, 16. 2 Cor. 5, 2. c. 9, 9. Hebr. 10, 34. u. ſ. w. Und dieſer ſelige Ausgang ſtimmet gar herrlich mit der Beſchaffenheit der Liebe GOttes ſchon im Reiche der Gnaden uͤberein; als bey wel- cher, da ſie beſtaͤndig bleibet, und man ihrer nimmer muͤde, ſondern ſie immer erfreulicher wird, es billig heißt: ie laͤnger ie lieber, ie beſtaͤndiger! 5. Jm uͤbrigen haben wir zur genauen Zu- eignung dieſes Orts wohl zu mercken, was Pau- lus ſaget vom Dema, daß er ihn verlaſſen, und P p p p 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/671>, abgerufen am 01.09.2024.