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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 14-17.
[Spaltenumbruch] oder Christi c. 1, 1. ist alhier von einem solchen
reifen Masse der Erkenntniß zu verstehen, wel-
ches die lange Ubung und Erfahrung mit sich
bringet und die Gabe der Prüfung in sich hält.
Petrus leitet es Ep. 2, c. 1, 5-8 her aus der Ket-
tenweise an einander hangenden Ubung der Tu-
genden. Und Paulus nennet es Col. 2, 2 den
Reichthum des gewissen Verstandes zu
erkennen das Geheimniß GOttes, und
des Vaters und CHristi.
Und solchen
Vätern eignet er Hebr. 5, 14. durch ihre Ge-
wohnheit geübte Sinne zu zum Unter-
scheide des guten und des bösen.
e. Die Wiederhohlung der Worte von den Vä-
tern dienete dazu, daß sie wohl bedencken solten,
wozu sie bereits gelanget wären, um nicht wider
zu verlieren, was sie erarbeitet hatten, und des
Lichts ihrer Erkenntniß nicht wider beraubet zu
werden.

6. Was nun drittens das geistliche Alter
der geistlichen Jünglinge betrift, so ist davon fol-
gendes zu mercken:

a. Ein Jüngling ist alhier so viel, als ein jun-
ger Mann, oder einer, der aus dem schwächli-
chen Alter der Kindheit zu einer rechten Leibes-
Stärcke und Kraft, welche sich gegen das
zwantzigste Jahr anhebet, gekommen ist. Und
also ist ein geistlicher Jüngling ein solcher, der
im Geiste am innern Menschen von einem gu-
ten Wachsthum aus der Erfahrung weiß.
b. Der Bösewicht, den die Jünglinge über-
wunden haben, ist der Satan, welcher von
seiner Bosheit, die er durch den Abfall von
GOtt an sich genommen hat, auch anderwär-
tig also benennet wird. Siehe Matth. 13, 19. 38.
Eph. 6, 12. 16. 1 Joh. 3, 12. c. 5, 18. 19. Jst nun
iemand poneros, ein Bösewicht, so hat er des
Teufels Unart an sich, und ist von ihm über-
wunden.
c. Die Uberwindung des Bösewichts war ge-
schehen in ihrer ersten Bekehrung; als in wel-
cher der Sohn GOttes die herrschende Sün-
den, als Wercke des Teufels, in den geistlichen
Jünglingen zerstöret hatte nach c. 3, 8. Welche
Uberwindung nicht ohne grossen Streit abge-
gangen war: aber ihr Glaube hatte doch den
Sieg erhalten: 1 Joh. 5, 4. und zwar nicht et-
wa nur zum erstenmal, sondern beständig.
Wie dieser zum Siege hinausgeführet werden
müsse, zeiget Paulus mit mehrern an Eph. 4 10.
u. f. Siehe auch 1 Pet. 5, 8. Und wie viel an
der Uberwindung gelegen sey, können wir auch
daraus erkennen, daß es in allen apocalypti-
schen Briefen c. 2 und 3. immer heißt; wer
überwindet! wer überwindet!
d. Da nun dem natürlichen Alter der Jünglin-
ge, oder jungen Männer die Stärcke eigen ist,
so eignet Johannes auch die geistliche Stärcke
den jungen Männern in CHristo zu. Davon
man unter andern folgende Oerter zu confe-
rir
en hat Jes. 45, 24. Röm. 8, 37. 1 Cor. 15, 58.
c. 16, 13. Eph. 1, 19. c. 3, 16. 17, 18. c. 6, 10. u. f.
Phil. 4, 13. Col. 1, 10. 11. 2 Tim. 2, 1. 1 Pet. 5, 10.
e. Es ist aber wohl zumercken, daß die geistliche
Stärcke
verknüpfet wird mit dem Worte
[Spaltenumbruch] GOttes,
und zwar so fern es in uns ist und
bleibet. Denn damit wird bezeuget, daß GOt-
tes Wort, nemlich zuvorderst das Wort des
Evangelii, dasjenige in unserer Seele sey, was
die natürliche Speise mit dem Trancke un-
serm Leibe ist. Denn gleichwie wir alle Ge-
sundheit und Kraft unsers Leibes von der na-
türlichen Speise haben müssen, wenn diese an
sich gesund ist, und in gehöriger Masse einge-
nommen und wohl verdauet wird: also hat un-
sere Seele auch ihre geistliche Nahrung vom
Evangelio: als woraus der neue Mensch er-
zeuget, auch unterhalten und gestärcket wird.
1 Pet. 2, 2. Jn welcher Absicht Paulus das
Wort ugiainein, gesund seyn, oder eine gesund-
machende Kraft haben und geben, von dem
Evangelio gebrauchet. 1 Tim. 1, 10. c. 6, 3.
2 Tim. 1, 13. c. 4, 3. Tit. 1, 9. 13. c. 2, 1. 2. 8. wo
aber das Wort GOTTes reichlich in einem
wohnet, Col. 3, 16. da ist auch Christus selbst
Joh. 14, 21. 23. c. 15, 4. 5. 6. 7. und solcherge-
stalt kan es einem geistlichen Jünglinge an der
Stärcke des Geistes nicht fehlen. Darum
der Apostel c. 4, 4. spricht: Kindlein, ihr seyd
von GOTT und habet jene überwunden.
Denn der in euch ist, ist grösser, denn
der in der Welt ist.
f. Wer nun solchergestalt das Wort GOttes,
und mit demselben Christum selbst in sich woh-
nend hat, dem dienet GOttes Wort, um da-
mit überwinden zu können, auch zum rechten
Schwerdte des Geistes Eph. 6, 17. Hebr.
4, 12. Welches auch Christus selbst mit seinen
Aposteln dazu gebrauchet hat, wenn es so oft
in ihren Reden heißt: gegraptai, es stehet ge-
schrieben.
Das Gegentheil von denen, in
welchen GOttes Wort nicht wohnete, die auch
daher von dem Bösewicht und ihren eignen Lü-
sten überwunden wurden, sehe man an den
feindseligen Juden Joh. 5, 38.
V. 15. 16. 17.

Habt nicht lieb die Welt, noch was
in der Welt ist. So iemand die Welt
lieb hat
(dergestalt, daß die Weltliebe bey ihm
herrschet, es sey im Stande eines epicurischen,
oder pharisäischen Wesens) in dem ist nicht
die Liebe des Vaters
(weder daß er die Liebe
vom Vater geniesse, noch daß er in einer rechten
Gegen-Liebe gegen ihn stehe.) Denn alles was
in der Welt ist, nemlich des Fleisches-Lust
und der Augen-Lust
(die Güter dieser Welt,
welche nur eine blosse Augenweide sind, und die
Seele nicht sättigen können) und Hoffärtiges
Leben
(innerlicher Stoltz des Gemüths und äus-
serliche Erhebung über andere) ist nicht vom
Vater
(gleichwie überhaupt keine Sünde von
ihm ist) sondern von der Welt (als die,
nachdem die Sünde in sie gekommen ist Röm, 5,
12. gantz im argen lieget 1 Joh. 5, 19.) und die
Welt vergehet mit ihrer Lust
(als welche
soviel weniger bestehen kan, da die Dinge dieser
Welt, in deren Mißbrauch die bösen Lüste ausge-
übet werden, selbst vergänglich sind:) Wer aber
den Willen GOttes thut
(an CHristum

glau-
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 14-17.
[Spaltenumbruch] oder Chriſti c. 1, 1. iſt alhier von einem ſolchen
reifen Maſſe der Erkenntniß zu verſtehen, wel-
ches die lange Ubung und Erfahrung mit ſich
bringet und die Gabe der Pruͤfung in ſich haͤlt.
Petrus leitet es Ep. 2, c. 1, 5-8 her aus der Ket-
tenweiſe an einander hangenden Ubung der Tu-
genden. Und Paulus nennet es Col. 2, 2 den
Reichthum des gewiſſen Verſtandes zu
erkennen das Geheimniß GOttes, und
des Vaters und CHriſti.
Und ſolchen
Vaͤtern eignet er Hebr. 5, 14. durch ihre Ge-
wohnheit geuͤbte Sinne zu zum Unter-
ſcheide des guten und des boͤſen.
e. Die Wiederhohlung der Worte von den Vaͤ-
tern dienete dazu, daß ſie wohl bedencken ſolten,
wozu ſie bereits gelanget waͤren, um nicht wider
zu verlieren, was ſie erarbeitet hatten, und des
Lichts ihrer Erkenntniß nicht wider beraubet zu
werden.

6. Was nun drittens das geiſtliche Alter
der geiſtlichen Juͤnglinge betrift, ſo iſt davon fol-
gendes zu mercken:

a. Ein Juͤngling iſt alhier ſo viel, als ein jun-
ger Mann, oder einer, der aus dem ſchwaͤchli-
chen Alter der Kindheit zu einer rechten Leibes-
Staͤrcke und Kraft, welche ſich gegen das
zwantzigſte Jahr anhebet, gekommen iſt. Und
alſo iſt ein geiſtlicher Juͤngling ein ſolcher, der
im Geiſte am innern Menſchen von einem gu-
ten Wachsthum aus der Erfahrung weiß.
b. Der Boͤſewicht, den die Juͤnglinge uͤber-
wunden haben, iſt der Satan, welcher von
ſeiner Bosheit, die er durch den Abfall von
GOtt an ſich genommen hat, auch anderwaͤr-
tig alſo benennet wird. Siehe Matth. 13, 19. 38.
Eph. 6, 12. 16. 1 Joh. 3, 12. c. 5, 18. 19. Jſt nun
iemand πονηρὸς, ein Boͤſewicht, ſo hat er des
Teufels Unart an ſich, und iſt von ihm uͤber-
wunden.
c. Die Uberwindung des Boͤſewichts war ge-
ſchehen in ihrer erſten Bekehrung; als in wel-
cher der Sohn GOttes die herrſchende Suͤn-
den, als Wercke des Teufels, in den geiſtlichen
Juͤnglingen zerſtoͤret hatte nach c. 3, 8. Welche
Uberwindung nicht ohne groſſen Streit abge-
gangen war: aber ihr Glaube hatte doch den
Sieg erhalten: 1 Joh. 5, 4. und zwar nicht et-
wa nur zum erſtenmal, ſondern beſtaͤndig.
Wie dieſer zum Siege hinausgefuͤhret werden
muͤſſe, zeiget Paulus mit mehrern an Eph. 4 10.
u. f. Siehe auch 1 Pet. 5, 8. Und wie viel an
der Uberwindung gelegen ſey, koͤnnen wir auch
daraus erkennen, daß es in allen apocalypti-
ſchen Briefen c. 2 und 3. immer heißt; wer
uͤberwindet! wer uͤberwindet!
d. Da nun dem natuͤrlichen Alter der Juͤnglin-
ge, oder jungen Maͤnner die Staͤrcke eigen iſt,
ſo eignet Johannes auch die geiſtliche Staͤrcke
den jungen Maͤnnern in CHriſto zu. Davon
man unter andern folgende Oerter zu confe-
rir
en hat Jeſ. 45, 24. Roͤm. 8, 37. 1 Cor. 15, 58.
c. 16, 13. Eph. 1, 19. c. 3, 16. 17, 18. c. 6, 10. u. f.
Phil. 4, 13. Col. 1, 10. 11. 2 Tim. 2, 1. 1 Pet. 5, 10.
e. Es iſt aber wohl zumercken, daß die geiſtliche
Staͤrcke
verknuͤpfet wird mit dem Worte
[Spaltenumbruch] GOttes,
und zwar ſo fern es in uns iſt und
bleibet. Denn damit wird bezeuget, daß GOt-
tes Wort, nemlich zuvorderſt das Wort des
Evangelii, dasjenige in unſerer Seele ſey, was
die natuͤrliche Speiſe mit dem Trancke un-
ſerm Leibe iſt. Denn gleichwie wir alle Ge-
ſundheit und Kraft unſers Leibes von der na-
tuͤrlichen Speiſe haben muͤſſen, wenn dieſe an
ſich geſund iſt, und in gehoͤriger Maſſe einge-
nommen und wohl verdauet wird: alſo hat un-
ſere Seele auch ihre geiſtliche Nahrung vom
Evangelio: als woraus der neue Menſch er-
zeuget, auch unterhalten und geſtaͤrcket wird.
1 Pet. 2, 2. Jn welcher Abſicht Paulus das
Wort ὑγιαίνειν, geſund ſeyn, oder eine geſund-
machende Kraft haben und geben, von dem
Evangelio gebrauchet. 1 Tim. 1, 10. c. 6, 3.
2 Tim. 1, 13. c. 4, 3. Tit. 1, 9. 13. c. 2, 1. 2. 8. wo
aber das Wort GOTTes reichlich in einem
wohnet, Col. 3, 16. da iſt auch Chriſtus ſelbſt
Joh. 14, 21. 23. c. 15, 4. 5. 6. 7. und ſolcherge-
ſtalt kan es einem geiſtlichen Juͤnglinge an der
Staͤrcke des Geiſtes nicht fehlen. Darum
der Apoſtel c. 4, 4. ſpricht: Kindlein, ihr ſeyd
von GOTT und habet jene uͤberwunden.
Denn der in euch iſt, iſt groͤſſer, denn
der in der Welt iſt.
f. Wer nun ſolchergeſtalt das Wort GOttes,
und mit demſelben Chriſtum ſelbſt in ſich woh-
nend hat, dem dienet GOttes Wort, um da-
mit uͤberwinden zu koͤnnen, auch zum rechten
Schwerdte des Geiſtes Eph. 6, 17. Hebr.
4, 12. Welches auch Chriſtus ſelbſt mit ſeinen
Apoſteln dazu gebrauchet hat, wenn es ſo oft
in ihren Reden heißt: γέγραπται, es ſtehet ge-
ſchrieben.
Das Gegentheil von denen, in
welchen GOttes Wort nicht wohnete, die auch
daher von dem Boͤſewicht und ihren eignen Luͤ-
ſten uͤberwunden wurden, ſehe man an den
feindſeligen Juden Joh. 5, 38.
V. 15. 16. 17.

Habt nicht lieb die Welt, noch was
in der Welt iſt. So iemand die Welt
lieb hat
(dergeſtalt, daß die Weltliebe bey ihm
herrſchet, es ſey im Stande eines epicuriſchen,
oder phariſaͤiſchen Weſens) in dem iſt nicht
die Liebe des Vaters
(weder daß er die Liebe
vom Vater genieſſe, noch daß er in einer rechten
Gegen-Liebe gegen ihn ſtehe.) Denn alles was
in der Welt iſt, nemlich des Fleiſches-Luſt
und der Augen-Luſt
(die Guͤter dieſer Welt,
welche nur eine bloſſe Augenweide ſind, und die
Seele nicht ſaͤttigen koͤnnen) und Hoffaͤrtiges
Leben
(innerlicher Stoltz des Gemuͤths und aͤuſ-
ſerliche Erhebung uͤber andere) iſt nicht vom
Vater
(gleichwie uͤberhaupt keine Suͤnde von
ihm iſt) ſondern von der Welt (als die,
nachdem die Suͤnde in ſie gekommen iſt Roͤm, 5,
12. gantz im argen lieget 1 Joh. 5, 19.) und die
Welt vergehet mit ihrer Luſt
(als welche
ſoviel weniger beſtehen kan, da die Dinge dieſer
Welt, in deren Mißbrauch die boͤſen Luͤſte ausge-
uͤbet werden, ſelbſt vergaͤnglich ſind:) Wer aber
den Willen GOttes thut
(an CHriſtum

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[666/0668] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 14-17. oder Chriſti c. 1, 1. iſt alhier von einem ſolchen reifen Maſſe der Erkenntniß zu verſtehen, wel- ches die lange Ubung und Erfahrung mit ſich bringet und die Gabe der Pruͤfung in ſich haͤlt. Petrus leitet es Ep. 2, c. 1, 5-8 her aus der Ket- tenweiſe an einander hangenden Ubung der Tu- genden. Und Paulus nennet es Col. 2, 2 den Reichthum des gewiſſen Verſtandes zu erkennen das Geheimniß GOttes, und des Vaters und CHriſti. Und ſolchen Vaͤtern eignet er Hebr. 5, 14. durch ihre Ge- wohnheit geuͤbte Sinne zu zum Unter- ſcheide des guten und des boͤſen. e. Die Wiederhohlung der Worte von den Vaͤ- tern dienete dazu, daß ſie wohl bedencken ſolten, wozu ſie bereits gelanget waͤren, um nicht wider zu verlieren, was ſie erarbeitet hatten, und des Lichts ihrer Erkenntniß nicht wider beraubet zu werden. 6. Was nun drittens das geiſtliche Alter der geiſtlichen Juͤnglinge betrift, ſo iſt davon fol- gendes zu mercken: a. Ein Juͤngling iſt alhier ſo viel, als ein jun- ger Mann, oder einer, der aus dem ſchwaͤchli- chen Alter der Kindheit zu einer rechten Leibes- Staͤrcke und Kraft, welche ſich gegen das zwantzigſte Jahr anhebet, gekommen iſt. Und alſo iſt ein geiſtlicher Juͤngling ein ſolcher, der im Geiſte am innern Menſchen von einem gu- ten Wachsthum aus der Erfahrung weiß. b. Der Boͤſewicht, den die Juͤnglinge uͤber- wunden haben, iſt der Satan, welcher von ſeiner Bosheit, die er durch den Abfall von GOtt an ſich genommen hat, auch anderwaͤr- tig alſo benennet wird. Siehe Matth. 13, 19. 38. Eph. 6, 12. 16. 1 Joh. 3, 12. c. 5, 18. 19. Jſt nun iemand πονηρὸς, ein Boͤſewicht, ſo hat er des Teufels Unart an ſich, und iſt von ihm uͤber- wunden. c. Die Uberwindung des Boͤſewichts war ge- ſchehen in ihrer erſten Bekehrung; als in wel- cher der Sohn GOttes die herrſchende Suͤn- den, als Wercke des Teufels, in den geiſtlichen Juͤnglingen zerſtoͤret hatte nach c. 3, 8. Welche Uberwindung nicht ohne groſſen Streit abge- gangen war: aber ihr Glaube hatte doch den Sieg erhalten: 1 Joh. 5, 4. und zwar nicht et- wa nur zum erſtenmal, ſondern beſtaͤndig. Wie dieſer zum Siege hinausgefuͤhret werden muͤſſe, zeiget Paulus mit mehrern an Eph. 4 10. u. f. Siehe auch 1 Pet. 5, 8. Und wie viel an der Uberwindung gelegen ſey, koͤnnen wir auch daraus erkennen, daß es in allen apocalypti- ſchen Briefen c. 2 und 3. immer heißt; wer uͤberwindet! wer uͤberwindet! d. Da nun dem natuͤrlichen Alter der Juͤnglin- ge, oder jungen Maͤnner die Staͤrcke eigen iſt, ſo eignet Johannes auch die geiſtliche Staͤrcke den jungen Maͤnnern in CHriſto zu. Davon man unter andern folgende Oerter zu confe- riren hat Jeſ. 45, 24. Roͤm. 8, 37. 1 Cor. 15, 58. c. 16, 13. Eph. 1, 19. c. 3, 16. 17, 18. c. 6, 10. u. f. Phil. 4, 13. Col. 1, 10. 11. 2 Tim. 2, 1. 1 Pet. 5, 10. e. Es iſt aber wohl zumercken, daß die geiſtliche Staͤrcke verknuͤpfet wird mit dem Worte GOttes, und zwar ſo fern es in uns iſt und bleibet. Denn damit wird bezeuget, daß GOt- tes Wort, nemlich zuvorderſt das Wort des Evangelii, dasjenige in unſerer Seele ſey, was die natuͤrliche Speiſe mit dem Trancke un- ſerm Leibe iſt. Denn gleichwie wir alle Ge- ſundheit und Kraft unſers Leibes von der na- tuͤrlichen Speiſe haben muͤſſen, wenn dieſe an ſich geſund iſt, und in gehoͤriger Maſſe einge- nommen und wohl verdauet wird: alſo hat un- ſere Seele auch ihre geiſtliche Nahrung vom Evangelio: als woraus der neue Menſch er- zeuget, auch unterhalten und geſtaͤrcket wird. 1 Pet. 2, 2. Jn welcher Abſicht Paulus das Wort ὑγιαίνειν, geſund ſeyn, oder eine geſund- machende Kraft haben und geben, von dem Evangelio gebrauchet. 1 Tim. 1, 10. c. 6, 3. 2 Tim. 1, 13. c. 4, 3. Tit. 1, 9. 13. c. 2, 1. 2. 8. wo aber das Wort GOTTes reichlich in einem wohnet, Col. 3, 16. da iſt auch Chriſtus ſelbſt Joh. 14, 21. 23. c. 15, 4. 5. 6. 7. und ſolcherge- ſtalt kan es einem geiſtlichen Juͤnglinge an der Staͤrcke des Geiſtes nicht fehlen. Darum der Apoſtel c. 4, 4. ſpricht: Kindlein, ihr ſeyd von GOTT und habet jene uͤberwunden. Denn der in euch iſt, iſt groͤſſer, denn der in der Welt iſt. f. Wer nun ſolchergeſtalt das Wort GOttes, und mit demſelben Chriſtum ſelbſt in ſich woh- nend hat, dem dienet GOttes Wort, um da- mit uͤberwinden zu koͤnnen, auch zum rechten Schwerdte des Geiſtes Eph. 6, 17. Hebr. 4, 12. Welches auch Chriſtus ſelbſt mit ſeinen Apoſteln dazu gebrauchet hat, wenn es ſo oft in ihren Reden heißt: γέγραπται, es ſtehet ge- ſchrieben. Das Gegentheil von denen, in welchen GOttes Wort nicht wohnete, die auch daher von dem Boͤſewicht und ihren eignen Luͤ- ſten uͤberwunden wurden, ſehe man an den feindſeligen Juden Joh. 5, 38. V. 15. 16. 17. Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt iſt. So iemand die Welt lieb hat (dergeſtalt, daß die Weltliebe bey ihm herrſchet, es ſey im Stande eines epicuriſchen, oder phariſaͤiſchen Weſens) in dem iſt nicht die Liebe des Vaters (weder daß er die Liebe vom Vater genieſſe, noch daß er in einer rechten Gegen-Liebe gegen ihn ſtehe.) Denn alles was in der Welt iſt, nemlich des Fleiſches-Luſt und der Augen-Luſt (die Guͤter dieſer Welt, welche nur eine bloſſe Augenweide ſind, und die Seele nicht ſaͤttigen koͤnnen) und Hoffaͤrtiges Leben (innerlicher Stoltz des Gemuͤths und aͤuſ- ſerliche Erhebung uͤber andere) iſt nicht vom Vater (gleichwie uͤberhaupt keine Suͤnde von ihm iſt) ſondern von der Welt (als die, nachdem die Suͤnde in ſie gekommen iſt Roͤm, 5, 12. gantz im argen lieget 1 Joh. 5, 19.) und die Welt vergehet mit ihrer Luſt (als welche ſoviel weniger beſtehen kan, da die Dinge dieſer Welt, in deren Mißbrauch die boͤſen Luͤſte ausge- uͤbet werden, ſelbſt vergaͤnglich ſind:) Wer aber den Willen GOttes thut (an CHriſtum glau-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/668>, abgerufen am 23.11.2024.