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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 4. 5.
[Spaltenumbruch] Gläubigen und Gottseligen unter den Chri-
sten müsse zugeeignet werden: und daß, da der
Apostel ausser der wahren Erkenntniß, welche
sich durch das Halten der Gebote GOttes
characterisiren und legitimiren muß, von
einer solchen redet, welche man ohne jene fälsch-
lich vorgibt, diese keine andere sey, als ein bloß
buchstäbliches und historisches Wissen, wel-
ches man sich von GOtt und göttlichen Din-
gen, nach Anweisung der heiligen Schrift und
gewisser menschlichen Hülfs-Mittel selbst aus
natürlichen Kräften gemacht hat. Welche
denn, wie sie von aller göttlichen Kraft leer ist,
also auch, nach dem Begriffe selbst, viele Unrich-
tigkeit in sich zu haben pfleget. Daß aber alle
alte Theologi unserer Kirchen die Erkenntniß
GOttes nach diesem Grunde in eine wahre
und falsche, geistliche, oder übernatürliche,
und bloß buchstäbliche und in so fern na-
türliche, unterscheiden, ist aus ihren Schriften
bekannt, und wie von vielen andern, also auch
von mir in unterschiedlichen Scriptis ausführ-
lich vorgestellet worden.

5. Und da die wahre Lehre die ihr entgegen
stehende Jrrthümer mit entdecket, so haben wir
diesen Ort auch nicht weniger zur Widerle-
gung
der ihme entgegen stehenden Jrrthümer
folgender gestalt anzuwenden:

a. Daß es ein Zeichen eines sehr grossen Verfal-
les nicht allein im Christlichen Wandel, son-
dern auch in der evangelischen Lehre selbst bey
manchen Lehrern sey, wenn sie den Satz von
Haltung der Gebote GOttes nicht leiden wol-
len, daß man nemlich die Frage davon rund
heraus mit ja beantworte, da ja der richtige
verstand davon angezeigter massen, deutlich
genug ist: sondern den Satz dagegen theils
leugnen, und mit gehäßigen Beschuldigungen
belegen, auch mit spöttischen Worten einer
Gebots-Halterey davon reden; theils was sie
endlich davon zugeben, mit solchen Einschren-
ckungen vortragen, daß fast nichts gesundes
davon übrig bleibe. Was könte wol ärger
seyn, als daß man, bey würcklicher Unterlassung
des durch so vielfältige Einschärfung der Hal-
tung göttlicher Gebote geforderten Gehorsams
und bey Beweisung alles Ungehorsams,
auch die biblische Sprache des Heiligen Gei-
stes und der von ihm gesalbeten heiligen Apostel
selbst nicht leiden will. Verfolget nach Offenb.
12, 17. der Drache diejenigen, welche die Ge-
bote GOttes halten; so fraget es sich, ob
es nicht eine Drachen-Art sey, wenn von der
Lehre der zu haltenden Gebote also geurtheilet
wird?
b. Daß es nicht weniger ein sehr grosser und
gantz offenbarer Jrrthum sey, wenn man das
bloß buchstäbliche und historische Wis-
sen
von GOtt und göttlichen Dingen, wel-
ches sich bey unbekehrten Lehrern und Zuhörern
befindet, der Wirckung des heil. Geistes zuschrei-
bet, und für eine wahre, das ist, geistliche, über-
natürliche und lebendige Erkenntniß GOttes,
und solche Menschen für wahrhaftig erleuchtet
hält. Da doch, weil ein geistliches Licht
[Spaltenumbruch] unmöglich ohne ein geistliches Leben in der
Seele seyn kan, es unmöglich ist und bleibet,
daß auch durch ein Wunder-Werck ein geist-
licher Todter ein geistliches Licht zur habitua-
l
en Erleuchtung und Erkenntniß des gantzen
Raths GOttes solte in sich haben können:
sintemal es contradictorisch ist, contradi-
ctori
sche Dinge aber solche Undinge sind, mit
welchen es keine Wunder-Kraft GOttes zu
thun hat Und da wir nicht allein den Satz,
daß sich die wahre Erkenntniß GOttes durch
das halten der Gebote GOttes erweisen müsse,
sondern auch dabey den Gegensatz, daß der,
wer ohne solchen Erweis eine wahre Erkennt-
niß GOttes vorgiebet ein Lügner sey, und er
der Wahrheit ermangele, so deutlich und klar
alhier vor uns haben; so ist es nicht weniger
ein offenbares Kennzeichen, wie eines fleischli-
chen Sinnes, also auch eines noch gantz un-
erleuchteten Verstandes, wenn man sich un-
terstehet, auch die beharrlich Gottlosen und un-
bekehrten für wahrhaftig erleuchtet zu halten,
und solchergestalt dem Apostel Johanni und
GOtt selbst gleichsam ins Angesicht zu wider-
sprechen, und sich denn dabey mit allerhand
Blendwerck nichtiger Behelfe und Ausflüchte
zu schmücken. Ein mehrers findet der Leser
hievon bey dem andern Capitel des andern
Briefes Petri, insonderheit bey dem daselbst
angeführten Exempel Bileams.
V. 5.

Wer aber sein Wort hält, in solchem
ist wahrlich die Liebe GOttes vollkom-
men. Daran
(an der Haltung der Gebote,
dabey wir auch die Liebe GOttes in uns empfin-
den) erkennen wir, daß wir in ihm sind
(oder mit ihm Gemeinschaft haben nach c. 1,
3. 6.)

Anmerckungen.

1. Von dem Halten des Worts GOttes
ist ausser obigen Erinnerungen auch noch dieses
wohl zu mercken, daß, weil das Wort GOttes
nicht allein ist das Wort des Gesetzes, sondern
auch des Evangelii, zum halten zuvorderst der
Glaube erfordert werde. Welcher denn auch
in alle Wercke nach dem Gesetze einen solchen Ein-
fluß giebet, daß sie daher ihr rechtes Leben und
Wesen empfangen und GOtt um Christi willen
gefällig sind. Und eben dieses zeiget Johannes
selbst ausdrücklich an, wenn er c. 3, 23. spricht:
Das ist sein Gebot, daß wir gläuben an den
Namen seines Sohnes JEsu Christi, und
lieben uns unter einander, wie er uns ein
Gebot gegeben hat.
Doch wird nach dem
Contexte alhier eigentlich auf das letztere, die Liebe,
gesehen.

2. Durch die Liebe GOttes verstehet
man alhier am allerfüglichsten die Liebe, welche
GOtt zu uns träget. Denn der Apostel hat vor-
her das Halten der Gebote GOttes zum Kennzei-
chen wahrer Erkenntniß GOTTes, oder des
Glaubens und der Gemeinschaft mit GOtt gese-
tzet; und also davon unterschieden. Gleichwie

nun
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 4. 5.
[Spaltenumbruch] Glaͤubigen und Gottſeligen unter den Chri-
ſten muͤſſe zugeeignet werden: und daß, da der
Apoſtel auſſer der wahren Erkenntniß, welche
ſich durch das Halten der Gebote GOttes
characteriſiren und legitimiren muß, von
einer ſolchen redet, welche man ohne jene faͤlſch-
lich vorgibt, dieſe keine andere ſey, als ein bloß
buchſtaͤbliches und hiſtoriſches Wiſſen, wel-
ches man ſich von GOtt und goͤttlichen Din-
gen, nach Anweiſung der heiligen Schrift und
gewiſſer menſchlichen Huͤlfs-Mittel ſelbſt aus
natuͤrlichen Kraͤften gemacht hat. Welche
denn, wie ſie von aller goͤttlichen Kraft leer iſt,
alſo auch, nach dem Begriffe ſelbſt, viele Unrich-
tigkeit in ſich zu haben pfleget. Daß aber alle
alte Theologi unſerer Kirchen die Erkenntniß
GOttes nach dieſem Grunde in eine wahre
und falſche, geiſtliche, oder uͤbernatuͤrliche,
und bloß buchſtaͤbliche und in ſo fern na-
tuͤrliche, unterſcheiden, iſt aus ihren Schriften
bekannt, und wie von vielen andern, alſo auch
von mir in unterſchiedlichen Scriptis ausfuͤhr-
lich vorgeſtellet worden.

5. Und da die wahre Lehre die ihr entgegen
ſtehende Jrrthuͤmer mit entdecket, ſo haben wir
dieſen Ort auch nicht weniger zur Widerle-
gung
der ihme entgegen ſtehenden Jrrthuͤmer
folgender geſtalt anzuwenden:

a. Daß es ein Zeichen eines ſehr groſſen Verfal-
les nicht allein im Chriſtlichen Wandel, ſon-
dern auch in der evangeliſchen Lehre ſelbſt bey
manchen Lehrern ſey, wenn ſie den Satz von
Haltung der Gebote GOttes nicht leiden wol-
len, daß man nemlich die Frage davon rund
heraus mit ja beantworte, da ja der richtige
verſtand davon angezeigter maſſen, deutlich
genug iſt: ſondern den Satz dagegen theils
leugnen, und mit gehaͤßigen Beſchuldigungen
belegen, auch mit ſpoͤttiſchen Worten einer
Gebots-Halterey davon reden; theils was ſie
endlich davon zugeben, mit ſolchen Einſchren-
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tung goͤttlicher Gebote geforderten Gehorſams
und bey Beweiſung alles Ungehorſams,
auch die bibliſche Sprache des Heiligen Gei-
ſtes und der von ihm geſalbeten heiligen Apoſtel
ſelbſt nicht leiden will. Verfolget nach Offenb.
12, 17. der Drache diejenigen, welche die Ge-
bote GOttes halten; ſo fraget es ſich, ob
es nicht eine Drachen-Art ſey, wenn von der
Lehre der zu haltenden Gebote alſo geurtheilet
wird?
b. Daß es nicht weniger ein ſehr groſſer und
gantz offenbarer Jrrthum ſey, wenn man das
bloß buchſtaͤbliche und hiſtoriſche Wiſ-
ſen
von GOtt und goͤttlichen Dingen, wel-
ches ſich bey unbekehrten Lehrern und Zuhoͤrern
befindet, deꝛ Wiꝛckung des heil. Geiſtes zuſchrei-
bet, und fuͤr eine wahre, das iſt, geiſtliche, uͤber-
natuͤrliche und lebendige Erkenntniß GOttes,
und ſolche Menſchen fuͤr wahrhaftig erleuchtet
haͤlt. Da doch, weil ein geiſtliches Licht
[Spaltenumbruch] unmoͤglich ohne ein geiſtliches Leben in der
Seele ſeyn kan, es unmoͤglich iſt und bleibet,
daß auch durch ein Wunder-Werck ein geiſt-
licher Todter ein geiſtliches Licht zur habitua-
l
en Erleuchtung und Erkenntniß des gantzen
Raths GOttes ſolte in ſich haben koͤnnen:
ſintemal es contradictoriſch iſt, contradi-
ctori
ſche Dinge aber ſolche Undinge ſind, mit
welchen es keine Wunder-Kraft GOttes zu
thun hat Und da wir nicht allein den Satz,
daß ſich die wahre Erkenntniß GOttes durch
das halten der Gebote GOttes erweiſen muͤſſe,
ſondern auch dabey den Gegenſatz, daß der,
wer ohne ſolchen Erweis eine wahre Erkennt-
niß GOttes vorgiebet ein Luͤgner ſey, und er
der Wahrheit ermangele, ſo deutlich und klar
alhier vor uns haben; ſo iſt es nicht weniger
ein offenbares Kennzeichen, wie eines fleiſchli-
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bekehrten fuͤr wahrhaftig erleuchtet zu halten,
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GOtt ſelbſt gleichſam ins Angeſicht zu wider-
ſprechen, und ſich denn dabey mit allerhand
Blendwerck nichtiger Behelfe und Ausfluͤchte
zu ſchmuͤcken. Ein mehrers findet der Leſer
hievon bey dem andern Capitel des andern
Briefes Petri, inſonderheit bey dem daſelbſt
angefuͤhrten Exempel Bileams.
V. 5.

Wer aber ſein Wort haͤlt, in ſolchem
iſt wahrlich die Liebe GOttes vollkom-
men. Daran
(an der Haltung der Gebote,
dabey wir auch die Liebe GOttes in uns empfin-
den) erkennen wir, daß wir in ihm ſind
(oder mit ihm Gemeinſchaft haben nach c. 1,
3. 6.)

Anmerckungen.

1. Von dem Halten des Worts GOttes
iſt auſſer obigen Erinnerungen auch noch dieſes
wohl zu mercken, daß, weil das Wort GOttes
nicht allein iſt das Wort des Geſetzes, ſondern
auch des Evangelii, zum halten zuvorderſt der
Glaube erfordert werde. Welcher denn auch
in alle Wercke nach dem Geſetze einen ſolchen Ein-
fluß giebet, daß ſie daher ihr rechtes Leben und
Weſen empfangen und GOtt um Chriſti willen
gefaͤllig ſind. Und eben dieſes zeiget Johannes
ſelbſt ausdruͤcklich an, wenn er c. 3, 23. ſpricht:
Das iſt ſein Gebot, daß wir glaͤuben an den
Namen ſeines Sohnes JEſu Chriſti, und
lieben uns unter einander, wie er uns ein
Gebot gegeben hat.
Doch wird nach dem
Contexte alhier eigentlich auf das letztere, die Liebe,
geſehen.

2. Durch die Liebe GOttes verſtehet
man alhier am allerfuͤglichſten die Liebe, welche
GOtt zu uns traͤget. Denn der Apoſtel hat vor-
her das Halten der Gebote GOttes zum Kennzei-
chen wahrer Erkenntniß GOTTes, oder des
Glaubens und der Gemeinſchaft mit GOtt geſe-
tzet; und alſo davon unterſchieden. Gleichwie

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[660/0662] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 4. 5. Glaͤubigen und Gottſeligen unter den Chri- ſten muͤſſe zugeeignet werden: und daß, da der Apoſtel auſſer der wahren Erkenntniß, welche ſich durch das Halten der Gebote GOttes characteriſiren und legitimiren muß, von einer ſolchen redet, welche man ohne jene faͤlſch- lich vorgibt, dieſe keine andere ſey, als ein bloß buchſtaͤbliches und hiſtoriſches Wiſſen, wel- ches man ſich von GOtt und goͤttlichen Din- gen, nach Anweiſung der heiligen Schrift und gewiſſer menſchlichen Huͤlfs-Mittel ſelbſt aus natuͤrlichen Kraͤften gemacht hat. Welche denn, wie ſie von aller goͤttlichen Kraft leer iſt, alſo auch, nach dem Begriffe ſelbſt, viele Unrich- tigkeit in ſich zu haben pfleget. Daß aber alle alte Theologi unſerer Kirchen die Erkenntniß GOttes nach dieſem Grunde in eine wahre und falſche, geiſtliche, oder uͤbernatuͤrliche, und bloß buchſtaͤbliche und in ſo fern na- tuͤrliche, unterſcheiden, iſt aus ihren Schriften bekannt, und wie von vielen andern, alſo auch von mir in unterſchiedlichen Scriptis ausfuͤhr- lich vorgeſtellet worden. 5. Und da die wahre Lehre die ihr entgegen ſtehende Jrrthuͤmer mit entdecket, ſo haben wir dieſen Ort auch nicht weniger zur Widerle- gung der ihme entgegen ſtehenden Jrrthuͤmer folgender geſtalt anzuwenden: a. Daß es ein Zeichen eines ſehr groſſen Verfal- les nicht allein im Chriſtlichen Wandel, ſon- dern auch in der evangeliſchen Lehre ſelbſt bey manchen Lehrern ſey, wenn ſie den Satz von Haltung der Gebote GOttes nicht leiden wol- len, daß man nemlich die Frage davon rund heraus mit ja beantworte, da ja der richtige verſtand davon angezeigter maſſen, deutlich genug iſt: ſondern den Satz dagegen theils leugnen, und mit gehaͤßigen Beſchuldigungen belegen, auch mit ſpoͤttiſchen Worten einer Gebots-Halterey davon reden; theils was ſie endlich davon zugeben, mit ſolchen Einſchren- ckungen vortragen, daß faſt nichts geſundes davon uͤbrig bleibe. Was koͤnte wol aͤrger ſeyn, als daß man, bey wuͤrcklicher Unterlaſſung des durch ſo vielfaͤltige Einſchaͤrfung der Hal- tung goͤttlicher Gebote geforderten Gehorſams und bey Beweiſung alles Ungehorſams, auch die bibliſche Sprache des Heiligen Gei- ſtes und der von ihm geſalbeten heiligen Apoſtel ſelbſt nicht leiden will. Verfolget nach Offenb. 12, 17. der Drache diejenigen, welche die Ge- bote GOttes halten; ſo fraget es ſich, ob es nicht eine Drachen-Art ſey, wenn von der Lehre der zu haltenden Gebote alſo geurtheilet wird? b. Daß es nicht weniger ein ſehr groſſer und gantz offenbarer Jrrthum ſey, wenn man das bloß buchſtaͤbliche und hiſtoriſche Wiſ- ſen von GOtt und goͤttlichen Dingen, wel- ches ſich bey unbekehrten Lehrern und Zuhoͤrern befindet, deꝛ Wiꝛckung des heil. Geiſtes zuſchrei- bet, und fuͤr eine wahre, das iſt, geiſtliche, uͤber- natuͤrliche und lebendige Erkenntniß GOttes, und ſolche Menſchen fuͤr wahrhaftig erleuchtet haͤlt. Da doch, weil ein geiſtliches Licht unmoͤglich ohne ein geiſtliches Leben in der Seele ſeyn kan, es unmoͤglich iſt und bleibet, daß auch durch ein Wunder-Werck ein geiſt- licher Todter ein geiſtliches Licht zur habitua- len Erleuchtung und Erkenntniß des gantzen Raths GOttes ſolte in ſich haben koͤnnen: ſintemal es contradictoriſch iſt, contradi- ctoriſche Dinge aber ſolche Undinge ſind, mit welchen es keine Wunder-Kraft GOttes zu thun hat Und da wir nicht allein den Satz, daß ſich die wahre Erkenntniß GOttes durch das halten der Gebote GOttes erweiſen muͤſſe, ſondern auch dabey den Gegenſatz, daß der, wer ohne ſolchen Erweis eine wahre Erkennt- niß GOttes vorgiebet ein Luͤgner ſey, und er der Wahrheit ermangele, ſo deutlich und klar alhier vor uns haben; ſo iſt es nicht weniger ein offenbares Kennzeichen, wie eines fleiſchli- chen Sinnes, alſo auch eines noch gantz un- erleuchteten Verſtandes, wenn man ſich un- terſtehet, auch die beharrlich Gottloſen und un- bekehrten fuͤr wahrhaftig erleuchtet zu halten, und ſolchergeſtalt dem Apoſtel Johanni und GOtt ſelbſt gleichſam ins Angeſicht zu wider- ſprechen, und ſich denn dabey mit allerhand Blendwerck nichtiger Behelfe und Ausfluͤchte zu ſchmuͤcken. Ein mehrers findet der Leſer hievon bey dem andern Capitel des andern Briefes Petri, inſonderheit bey dem daſelbſt angefuͤhrten Exempel Bileams. V. 5. Wer aber ſein Wort haͤlt, in ſolchem iſt wahrlich die Liebe GOttes vollkom- men. Daran (an der Haltung der Gebote, dabey wir auch die Liebe GOttes in uns empfin- den) erkennen wir, daß wir in ihm ſind (oder mit ihm Gemeinſchaft haben nach c. 1, 3. 6.) Anmerckungen. 1. Von dem Halten des Worts GOttes iſt auſſer obigen Erinnerungen auch noch dieſes wohl zu mercken, daß, weil das Wort GOttes nicht allein iſt das Wort des Geſetzes, ſondern auch des Evangelii, zum halten zuvorderſt der Glaube erfordert werde. Welcher denn auch in alle Wercke nach dem Geſetze einen ſolchen Ein- fluß giebet, daß ſie daher ihr rechtes Leben und Weſen empfangen und GOtt um Chriſti willen gefaͤllig ſind. Und eben dieſes zeiget Johannes ſelbſt ausdruͤcklich an, wenn er c. 3, 23. ſpricht: Das iſt ſein Gebot, daß wir glaͤuben an den Namen ſeines Sohnes JEſu Chriſti, und lieben uns unter einander, wie er uns ein Gebot gegeben hat. Doch wird nach dem Contexte alhier eigentlich auf das letztere, die Liebe, geſehen. 2. Durch die Liebe GOttes verſtehet man alhier am allerfuͤglichſten die Liebe, welche GOtt zu uns traͤget. Denn der Apoſtel hat vor- her das Halten der Gebote GOttes zum Kennzei- chen wahrer Erkenntniß GOTTes, oder des Glaubens und der Gemeinſchaft mit GOtt geſe- tzet; und alſo davon unterſchieden. Gleichwie nun

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/662>, abgerufen am 23.11.2024.