Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 5. v. 2. 3. 4. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
ehemals gesaget hatte, das sagte er hiermitandern, nemlich: Simon Jona, hast du mich lieb so weide meine Schafe, weide meine Lämmer Joh. 21, 15. u. f. d. Die nöthige Aufsicht und Wachsamkeit, davon die Hirten auch Wächter heissen Ezech. 3, 17. u. f. c. 33, 7. u. f. Welche zur gehörigen Weide nöthig ist. Man siehet aus dem Beysatze des Worts episkopountes; daß ein Aeltester, ein Hirte und ein Episcopus, oder Bischof seyn, einerley sey. Daß aber ein ieder die Aufsicht zuvorderst auf sich selbst und auf die Seinigen führen soll, bezeuget der Apostel damit, daß er die Lehrer zu Für- bilder der Heerde haben will. Ap. Ges. 22, 28. stehet beydes bey einander, und die Aufsicht auf sich selbst voran: habet acht auf euch selbst und auf die gantze Heerde u. f. Siehe auch 1 Tim. 3, 2. u. f. c. 4, 16. 6. Was nun die Art und Weise, wie das a. Der Grund eines gezwungenen Wesens ist entweder die Ermangelung des rechten Gnaden-Standes, bey welcher es kein wunder ist, wenn es einem an dem rechten Triebe fehlet: denn sorget doch ein unbekehr- ter Lehrer für seine eigene Seele und Seligkeit nicht, wie solte er denn um die Seligkeit der Zuhörer sonderlich besorget seyn? oder der Grund davon ist die Untreue, in welche einer dergestalt eingehet, daß er auch seines eigenen Heyls dabey nicht mehr recht wahrnimmt. b. Die Gezwungenheit selbst bestehet darinnen, daß einer das, was er thut, ungerne thut, und guten theils gar unterlassen würde, wenn er sich dessen nicht auch vor Menschen entsehen müste: ferner daß es daher nur obenhin in vie- ler Kaltsinnigkeit verrichtet, manches auch gar unterlassen wird, theils aus Gemächlichkeit, theils aus dem Grunde, daß man mehr auf einigen Verdruß, der zubesorgen, als auf sein Gewissen vor GOtt siehet. c. Hingegen ist der Grund aller willigkeit der rechte Gnaden-Stand und die ernstliche Be- mühung um die Beharrung und den Wachs- thum. Jst dieser Grund recht geleget, so spricht man mit Paulo: Die Liebe Christi drin- get uns also. 2 Cor. 5, 14. d. Die Willigkeit selbst bestehet darinnen, daß man das, was man Gewissens-wegen zuthun hat, auch thun kan, thut aus einem evangeli- schen Triebe in der wahren Liebe zu GOtt und den Seelen, und folglich daß man es thut bald, ernstlich und fein beständig, sich auch keine Un- gelegenheit davon abhalten, und die Begierde, auch Arbeit, Christo Seelen zugewinnen sein rechtes Werck sein läßt. Auf welche Art man sich denn befleißiget einen rechtschaffnen und unsträflichen, oder unverdrossenen Arbeiter ab- zugeben 2 Tim. 2, 15. Wehe mir, saget Pau- lus 1 Cor. 9, 16. wenn ich das Evangelium [Spaltenumbruch] nicht predigte! Thue ichs gerne, so wird mir gelohnet. Thue ichs aber unger- ne, so ist mir das Amt doch befohlen. 7. Es wird die rechte Amts-Verwaltung a. Der Geitz da man alles nur aus Eigennutz thut, ist an sich selbst schon eine einem Chri- sten, und sonderlich einem Lehrer, sehr unan- ständige Sache. Und weil der Geitz sich sel- ten von solchen Mitteln und Wegen enthält, welche noch unanständiger, und anstößiger sind; so gebieret er eine schändliche Gewinn- sucht. Welche denn, wenn sie sich bey einem öffentlichen Lehrer hervor thut, so viel schänd- licher ist. Denn sie machet aus einem Hirten einen Mietling, und aus einen Knecht Chri- sti einen Bauch-Diener. Joh. 10, 12. Röm. 16, 18. Phil. 3, 19. daß die alten falschen Pro- pheten an dieser Sucht kranck gelegen haben, siehet man Jes. 56, 11. Jer. 6, 13. 8, 10. Ezech. 13, 18. 19. Mich. 3, 5. Mal. 1, 10. b. Daß aber solche Mietlinge in der christlichen Kirche sich bereits zur Zeit der Apostel hervor thaten, erkennet man aus 1 Tim. 6, 5. da der Apostel von solchen Leuten schreibet, die der Wahrheit beraubet waren, und meineten, die GOttseligkeit sey ein Gewerbe. Noch nach- drücklicher schreibet Petrus davon 2 Ep. 2, 3. 14. mit der Anzeige, daß solche unlautere Menschen noch erst nach seinen Zeiten in der Kirche entstehen würden: wie es leider mehr, als zuviel geschehen ist. Daher Paulus auch davor warnet 1 Tim. 3, 3, 8. Tit. 1, 7. c. Daß der Apostel dem Geitze die prothumian, die Bereitwilligkeit entgegen setzet, damit zeiget er zweyerley an: erstlich, daß ein geitziger Lehrer nichts gerne thue, als wovon er Nutzen hat, zu allen andern Verrichtungen aber ungerne und nur aus blosser Gewohnheit gehe: und denn daß diejenige Willigkeit, welche der Eigennutz verursachet, nicht rechter Art sey: und folglich, daß prothumos handelen, auch so viel sey als alles thun agnos, nicht allein willig, sondern auch dabey lauterlich. Phil. 1, 16. welches Pau- lus nennet reden aus Lauterkeit und als aus GOtt vor GOTT in Christo JEsu. 2 Cor. 2, 17. 8. Die dritte zum rechtem Weiden erfor- a. Mit dem Worte katakurieuein verbietet Pe- trus nicht allein den Mißbrauch der Herr- schaft, wie man etwa wegen der praeposition kata gedencken möchte, sondern auch die Herrschaft selbst; als welche den Lehrern gar nicht zukömmt. Und gleich wie dieses aus dem Amte selbst, welches ja mit keinen leiblichen und weltlichen Dingen es zuthun hat, erhel- let: also ists klar aus den Worten Christi, da er
Cap. 5. v. 2. 3. 4. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
ehemals geſaget hatte, das ſagte er hiermitandern, nemlich: Simon Jona, haſt du mich lieb ſo weide meine Schafe, weide meine Laͤmmer Joh. 21, 15. u. f. d. Die noͤthige Aufſicht und Wachſamkeit, davon die Hirten auch Waͤchter heiſſen Ezech. 3, 17. u. f. c. 33, 7. u. f. Welche zur gehoͤrigen Weide noͤthig iſt. Man ſiehet aus dem Beyſatze des Worts ἐπισκοποῦντες; daß ein Aelteſter, ein Hirte und ein Epiſcopus, oder Biſchof ſeyn, einerley ſey. Daß aber ein ieder die Aufſicht zuvorderſt auf ſich ſelbſt und auf die Seinigen fuͤhren ſoll, bezeuget der Apoſtel damit, daß er die Lehrer zu Fuͤr- bilder der Heerde haben will. Ap. Geſ. 22, 28. ſtehet beydes bey einander, und die Aufſicht auf ſich ſelbſt voran: habet acht auf euch ſelbſt und auf die gantze Heerde u. f. Siehe auch 1 Tim. 3, 2. u. f. c. 4, 16. 6. Was nun die Art und Weiſe, wie das a. Der Grund eines gezwungenen Weſens iſt entweder die Ermangelung des rechten Gnaden-Standes, bey welcher es kein wunder iſt, wenn es einem an dem rechten Triebe fehlet: denn ſorget doch ein unbekehr- ter Lehrer fuͤr ſeine eigene Seele und Seligkeit nicht, wie ſolte er denn um die Seligkeit der Zuhoͤrer ſonderlich beſorget ſeyn? oder der Grund davon iſt die Untreue, in welche einer dergeſtalt eingehet, daß er auch ſeines eigenen Heyls dabey nicht mehr recht wahrnimmt. b. Die Gezwungenheit ſelbſt beſtehet darinnen, daß einer das, was er thut, ungerne thut, und guten theils gar unterlaſſen wuͤrde, wenn er ſich deſſen nicht auch vor Menſchen entſehen muͤſte: ferner daß es daher nur obenhin in vie- ler Kaltſinnigkeit verrichtet, manches auch gar unterlaſſen wird, theils aus Gemaͤchlichkeit, theils aus dem Grunde, daß man mehr auf einigen Verdruß, der zubeſorgen, als auf ſein Gewiſſen vor GOtt ſiehet. c. Hingegen iſt der Grund aller willigkeit der rechte Gnaden-Stand und die ernſtliche Be- muͤhung um die Beharrung und den Wachs- thum. Jſt dieſer Grund recht geleget, ſo ſpricht man mit Paulo: Die Liebe Chriſti drin- get uns alſo. 2 Cor. 5, 14. d. Die Willigkeit ſelbſt beſtehet darinnen, daß man das, was man Gewiſſens-wegen zuthun hat, auch thun kan, thut aus einem evangeli- ſchen Triebe in der wahren Liebe zu GOtt und den Seelen, und folglich daß man es thut bald, ernſtlich und fein beſtaͤndig, ſich auch keine Un- gelegenheit davon abhalten, und die Begierde, auch Arbeit, Chriſto Seelen zugewinnen ſein rechtes Werck ſein laͤßt. Auf welche Art man ſich denn befleißiget einen rechtſchaffnen und unſtraͤflichen, oder unverdroſſenen Arbeiter ab- zugeben 2 Tim. 2, 15. Wehe mir, ſaget Pau- lus 1 Cor. 9, 16. wenn ich das Evangelium [Spaltenumbruch] nicht predigte! Thue ichs gerne, ſo wird mir gelohnet. Thue ichs aber unger- ne, ſo iſt mir das Amt doch befohlen. 7. Es wird die rechte Amts-Verwaltung a. Der Geitz da man alles nur aus Eigennutz thut, iſt an ſich ſelbſt ſchon eine einem Chri- ſten, und ſonderlich einem Lehrer, ſehr unan- ſtaͤndige Sache. Und weil der Geitz ſich ſel- ten von ſolchen Mitteln und Wegen enthaͤlt, welche noch unanſtaͤndiger, und anſtoͤßiger ſind; ſo gebieret er eine ſchaͤndliche Gewinn- ſucht. Welche denn, wenn ſie ſich bey einem oͤffentlichen Lehrer hervor thut, ſo viel ſchaͤnd- licher iſt. Denn ſie machet aus einem Hirten einen Mietling, und aus einen Knecht Chri- ſti einen Bauch-Diener. Joh. 10, 12. Roͤm. 16, 18. Phil. 3, 19. daß die alten falſchen Pro- pheten an dieſer Sucht kranck gelegen haben, ſiehet man Jeſ. 56, 11. Jer. 6, 13. 8, 10. Ezech. 13, 18. 19. Mich. 3, 5. Mal. 1, 10. b. Daß aber ſolche Mietlinge in der chriſtlichen Kirche ſich bereits zur Zeit der Apoſtel hervor thaten, erkennet man aus 1 Tim. 6, 5. da der Apoſtel von ſolchen Leuten ſchreibet, die der Wahrheit beraubet waren, und meineten, die GOttſeligkeit ſey ein Gewerbe. Noch nach- druͤcklicher ſchreibet Petrus davon 2 Ep. 2, 3. 14. mit der Anzeige, daß ſolche unlautere Menſchen noch erſt nach ſeinen Zeiten in der Kirche entſtehen wuͤrden: wie es leider mehr, als zuviel geſchehen iſt. Daher Paulus auch davor warnet 1 Tim. 3, 3, 8. Tit. 1, 7. c. Daß der Apoſtel dem Geitze die προϑυμίαν, die Bereitwilligkeit entgegen ſetzet, damit zeiget er zweyerley an: erſtlich, daß ein geitziger Lehrer nichts gerne thue, als wovon er Nutzen hat, zu allen andern Verrichtungen aber ungerne und nur aus bloſſer Gewohnheit gehe: und denn daß diejenige Willigkeit, welche der Eigennutz verurſachet, nicht rechter Art ſey: und folglich, daß προϑύμως handelen, auch ſo viel ſey als alles thun ἁγνῶς, nicht allein willig, ſondern auch dabey lauterlich. Phil. 1, 16. welches Pau- lus nennet reden aus Lauterkeit und als aus GOtt vor GOTT in Chriſto JEſu. 2 Cor. 2, 17. 8. Die dritte zum rechtem Weiden erfor- a. Mit dem Worte κατακυριεύειν verbietet Pe- trus nicht allein den Mißbrauch der Herr- ſchaft, wie man etwa wegen der præpoſition κατὰ gedencken moͤchte, ſondern auch die Herrſchaft ſelbſt; als welche den Lehrern gar nicht zukoͤmmt. Und gleich wie dieſes aus dem Amte ſelbſt, welches ja mit keinen leiblichen und weltlichen Dingen es zuthun hat, erhel- let: alſo iſts klar aus den Worten Chriſti, da er
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Cap. 5. v. 2. 3. 4. des erſten Briefes Petri.
ehemals geſaget hatte, das ſagte er hiermit
andern, nemlich: Simon Jona, haſt du
mich lieb ſo weide meine Schafe, weide
meine Laͤmmer Joh. 21, 15. u. f.
d. Die noͤthige Aufſicht und Wachſamkeit,
davon die Hirten auch Waͤchter heiſſen
Ezech. 3, 17. u. f. c. 33, 7. u. f. Welche zur
gehoͤrigen Weide noͤthig iſt. Man ſiehet aus
dem Beyſatze des Worts ἐπισκοποῦντες; daß
ein Aelteſter, ein Hirte und ein Epiſcopus,
oder Biſchof ſeyn, einerley ſey. Daß aber
ein ieder die Aufſicht zuvorderſt auf ſich ſelbſt
und auf die Seinigen fuͤhren ſoll, bezeuget
der Apoſtel damit, daß er die Lehrer zu Fuͤr-
bilder der Heerde haben will. Ap. Geſ. 22, 28.
ſtehet beydes bey einander, und die Aufſicht
auf ſich ſelbſt voran: habet acht auf
euch ſelbſt und auf die gantze Heerde u. f.
Siehe auch 1 Tim. 3, 2. u. f. c. 4, 16.
6. Was nun die Art und Weiſe, wie das
Weiden, es ſey das oͤffentliche und gemeine, oder
das beſondere, geſchehen ſoll, das zeiget der Apo-
ſtel erſtlich mit dieſen Worten an: nicht ge-
zwungen, ſondern williglich: dazu folgendes
gehoͤret:
a. Der Grund eines gezwungenen Weſens iſt
entweder die Ermangelung des rechten
Gnaden-Standes, bey welcher es kein
wunder iſt, wenn es einem an dem rechten
Triebe fehlet: denn ſorget doch ein unbekehr-
ter Lehrer fuͤr ſeine eigene Seele und Seligkeit
nicht, wie ſolte er denn um die Seligkeit der
Zuhoͤrer ſonderlich beſorget ſeyn? oder der
Grund davon iſt die Untreue, in welche einer
dergeſtalt eingehet, daß er auch ſeines eigenen
Heyls dabey nicht mehr recht wahrnimmt.
b. Die Gezwungenheit ſelbſt beſtehet darinnen,
daß einer das, was er thut, ungerne thut, und
guten theils gar unterlaſſen wuͤrde, wenn er
ſich deſſen nicht auch vor Menſchen entſehen
muͤſte: ferner daß es daher nur obenhin in vie-
ler Kaltſinnigkeit verrichtet, manches auch gar
unterlaſſen wird, theils aus Gemaͤchlichkeit,
theils aus dem Grunde, daß man mehr auf
einigen Verdruß, der zubeſorgen, als auf ſein
Gewiſſen vor GOtt ſiehet.
c. Hingegen iſt der Grund aller willigkeit der
rechte Gnaden-Stand und die ernſtliche Be-
muͤhung um die Beharrung und den Wachs-
thum. Jſt dieſer Grund recht geleget, ſo ſpricht
man mit Paulo: Die Liebe Chriſti drin-
get uns alſo. 2 Cor. 5, 14.
d. Die Willigkeit ſelbſt beſtehet darinnen, daß
man das, was man Gewiſſens-wegen zuthun
hat, auch thun kan, thut aus einem evangeli-
ſchen Triebe in der wahren Liebe zu GOtt und
den Seelen, und folglich daß man es thut bald,
ernſtlich und fein beſtaͤndig, ſich auch keine Un-
gelegenheit davon abhalten, und die Begierde,
auch Arbeit, Chriſto Seelen zugewinnen ſein
rechtes Werck ſein laͤßt. Auf welche Art man
ſich denn befleißiget einen rechtſchaffnen und
unſtraͤflichen, oder unverdroſſenen Arbeiter ab-
zugeben 2 Tim. 2, 15. Wehe mir, ſaget Pau-
lus 1 Cor. 9, 16. wenn ich das Evangelium
nicht predigte! Thue ichs gerne, ſo wird
mir gelohnet. Thue ichs aber unger-
ne, ſo iſt mir das Amt doch befohlen.
7. Es wird die rechte Amts-Verwaltung
noch ferner erlaͤutert mit dieſen Worten: nicht
um ſchaͤndliches Gewinns willen, ſon-
dern von Hertzens-Grunde, (προϑύμως, mit
geneigtem und lautern Gemuͤthe: dabey folgen-
des zu mercken iſt:
a. Der Geitz da man alles nur aus Eigennutz
thut, iſt an ſich ſelbſt ſchon eine einem Chri-
ſten, und ſonderlich einem Lehrer, ſehr unan-
ſtaͤndige Sache. Und weil der Geitz ſich ſel-
ten von ſolchen Mitteln und Wegen enthaͤlt,
welche noch unanſtaͤndiger, und anſtoͤßiger
ſind; ſo gebieret er eine ſchaͤndliche Gewinn-
ſucht. Welche denn, wenn ſie ſich bey einem
oͤffentlichen Lehrer hervor thut, ſo viel ſchaͤnd-
licher iſt. Denn ſie machet aus einem Hirten
einen Mietling, und aus einen Knecht Chri-
ſti einen Bauch-Diener. Joh. 10, 12. Roͤm.
16, 18. Phil. 3, 19. daß die alten falſchen Pro-
pheten an dieſer Sucht kranck gelegen haben,
ſiehet man Jeſ. 56, 11. Jer. 6, 13. 8, 10. Ezech.
13, 18. 19. Mich. 3, 5. Mal. 1, 10.
b. Daß aber ſolche Mietlinge in der chriſtlichen
Kirche ſich bereits zur Zeit der Apoſtel hervor
thaten, erkennet man aus 1 Tim. 6, 5. da der
Apoſtel von ſolchen Leuten ſchreibet, die der
Wahrheit beraubet waren, und meineten, die
GOttſeligkeit ſey ein Gewerbe. Noch nach-
druͤcklicher ſchreibet Petrus davon 2 Ep. 2, 3.
14. mit der Anzeige, daß ſolche unlautere
Menſchen noch erſt nach ſeinen Zeiten in der
Kirche entſtehen wuͤrden: wie es leider mehr,
als zuviel geſchehen iſt. Daher Paulus auch
davor warnet 1 Tim. 3, 3, 8. Tit. 1, 7.
c. Daß der Apoſtel dem Geitze die προϑυμίαν, die
Bereitwilligkeit entgegen ſetzet, damit zeiget er
zweyerley an: erſtlich, daß ein geitziger Lehrer
nichts gerne thue, als wovon er Nutzen hat, zu
allen andern Verrichtungen aber ungerne und
nur aus bloſſer Gewohnheit gehe: und denn
daß diejenige Willigkeit, welche der Eigennutz
verurſachet, nicht rechter Art ſey: und folglich,
daß προϑύμως handelen, auch ſo viel ſey als alles
thun ἁγνῶς, nicht allein willig, ſondern auch
dabey lauterlich. Phil. 1, 16. welches Pau-
lus nennet reden aus Lauterkeit und als
aus GOtt vor GOTT in Chriſto JEſu.
2 Cor. 2, 17.
8. Die dritte zum rechtem Weiden erfor-
derte Eigenſchaft lieget in dieſen Worten: Nicht
als die uͤbers Volck herrſchen, ſondern
werdet Vorbilder der Heerde: dabey fol-
gendes zu bemercken iſt.
a. Mit dem Worte κατακυριεύειν verbietet Pe-
trus nicht allein den Mißbrauch der Herr-
ſchaft, wie man etwa wegen der præpoſition
κατὰ gedencken moͤchte, ſondern auch die
Herrſchaft ſelbſt; als welche den Lehrern gar
nicht zukoͤmmt. Und gleich wie dieſes aus dem
Amte ſelbſt, welches ja mit keinen leiblichen
und weltlichen Dingen es zuthun hat, erhel-
let: alſo iſts klar aus den Worten Chriſti, da
er
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