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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 12-16. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ist er einem Schüler gleich, der im examine
viel besser bestanden ist, als er es selbst vermu-
thet hatte, und daher noch mehr zum Fleisse
aufgemuntert wird.

3. Aus der Erfahrung ist gut schreiben.
Petrus hatte beydes erfahren, nemlich was es
sey, sich die Hitze der Trübsal befremden lassen,
und sich im Leiden mit Christo freuen. Ehe er
das Geheimniß des Creutzes einsahe, und Chri-
stus ihm davon sagte, kam es ihm so gar fremde
vor, daß er Chistum darüber anfuhr und sprach:
HErr, schone dein selbst, das widerfahre
dir nur nicht!
Matth. 16, 21. Hingegen aber,
als er zu mehrern Kräften kommen war, da war
er nach der Auffahrt Christi am ersten Pfingst-
Tage und nachhero gleichsam der übrigen Apo-
stel ihr Mund, und als er mit ihnen in höchster
Unbilligkeit um Christi willen gepeitschet wor-
den war, so heißt es von ihnen allen: Sie gin-
gen frölich von des Raths Angesicht, daß
sie würdig gewesen wären, um seines Na-
mens willen, Schmach zu leiden.
Ap. Ges.
5, 41. Siehe Matth. 5, 10. u. f.

4. Es ist Grund-falsch, daß ein wahrer
Christ keine Freude in der Welt habe. Denn
hat er sie gleich nicht nach der Welt, also daß
es eine Welt-Freude sey; so hat er sie doch in
der Welt, ja gar unter dem grössesten Leiden.

5. Wir haben bey diesen Worten Petri
einen gedoppelten Character von der göttlichen
Wahrheit der Christlichen Religion zu mercken:
den einen darinn, daß sie mitten unter so vielen
Leiden als wahrhaftig erkannt, bekannt und be-
stätiget ist: und den andern darinnen, daß sie
den Menschen auf das höchste Gut führet, auf
die ewige Herrlichkeit. Die Grösse der künfti-
gen Freude zeiget der Apostel an mit den Wor-
ten kharete agalliomenoi, davon er im ersten Capi-
tel ein mehrers aus der Fälle seines Hertzens be-
zeuget hat. Man conferire hiebey Röm. 8, 17.
2 Tim. 2, 11. 12. Col. 3, 4. u. s. w.

V. 14.

Selig seyd ihr, wenn ihr geschmä-
het werdet über dem Namen Christi.
Denn der Geist, der ein Geist der Herr-
lichkeit und GOttes ist, ruhet auf euch.
Bey ihnen ist er verlästert, aber bey euch
ist er gepreiset.

Anmerckungen.

1. Wahre Christen sollen nicht allein selig
werden, sondern sind auch schon auf Erden se-
lig: sintemal sie in der Gemeinschaft Christi ste-
hen, und schon in einigem Vorschmack alle
Heyls-Güter geniessen. Nach den Erstlingen
kommt die volle Erndte.

2. An statt daß die Leiden um Christi wil-
len einen solten niederschlagen, so richten sie ei-
nen vielmehr auf. Denn sie sind ein unfehlba-
res Zeugniß, daß man Christum angehöre.
Welches mancher angefochtenen Seele wohl zu-
statten kommt, wenn sie wegen ihrer grossen
Unwürdigkeit und noch übrigen Unreinigkeit oh-
ne das ohne Grund an ihrem Gnaden-Stande
zweifelt.

[Spaltenumbruch]

3. Wir finden in diesem Orte ein schönes
Zeugniß von dem Geheimniß der Heiligen Drey-
einigkeit: nemlich Christum den Sohn GOt-
tes, den Heiligen Geist, als den Geist GOt-
tes, nemlich des Vaters und des Sohnes.

4. Der Heilige Geist heißt der Geist GOt-
tes,
nicht als wenn er nicht selbst wahrer GOtt
wäre, sondern eben deßwegen, weil er zu dem
göttlichen Wesen also gehöret, daß er als die
dritte Person auf eine uns unbegreifliche Art
vom Vater und Sohne von Ewigkeit her aus-
gehet. Joh. 15, 26. c. 16, 26.

5. Der Heilige Geist heißt ein Geist der
Herrlichkeit
im Gegensatze auf die unverdiente
Schmach der Christen, welche ihnen auf man-
cherley Art im Leiden angethan wird; sonderlich
heißt er also mit dem Nachdruck, daß er Chri-
stum in den Gläubigen verkläret, Joh. 16, 14.
also daß er in ihnen immer mehr doxan, die Herr-
lichkeit, das herrliche Ebenbild GOttes auf-
richtet: daher sie denn in das Bild Christi ver-
kläret werden, von einer Klarheit zur
andern, als vom Geiste des HERRN.

2 Cor. 3, 18. welches am allermeisten unter den
Leiden geschiehet.

6. Der Geist GOttes ruhet auf den Creutz-
trägern also, daß er ihre Hertzen salbet, durch
den Frieden in GOtt bewahret, wo einige Un-
zufriedenheit aufsteigen will, beruhiget, stärcket
und erqvicket, und Christum also in ihnen ver-
kläret, daß sie bey seinem übernommenen Joche
Ruhe finden für ihre Seelen, und auch mitten
im Tode getrost seyn können.

7. Und darinn, daß der Heilige Geist über
ihnen ruhet,
sind sie auch ihrem Haupte gleich;
als von dem solches in einem unendlichen Ver-
stande stehet. Jes. 11, 1. c. 61, 1. Siehe auch
Matth. 3, 16. 17. Joh. 1, 33. Wie sich der Hei-
lige Geist bey der Schöpfung mit seinem ruhen-
den Schweben über den Wassern geschäftig er-
wiesen habe, das sehe man 1 B. Mos. 1, 2.

8. Der Heilige Geist wird verherrlichet,
wenn man, bey der Erkenntniß von seiner göttli-
chen Person und Herrlichkeit, ihn so gar nicht
betrübet, Eph. 4, 30. daß man vielmehr seinem
Amte zur Verklärung Christi Platz lässet, und
ihn samt dem Vater und dem Sohne in der Ei-
nigkeit des Wesens göttlich verehret und anbe-
tet.

V. 15. 16.

Niemand aber unter euch leide, als
ein Mörder, oder Dieb, oder Ubelthäter,

(der eines andern Verbrechen schuldig wird,)
oder der in ein fremd Amt greifet. Lei-
det er aber als ein Christ, so schäme er
sich nicht, er ehre aber GOtt in solchem
Falle,
(wie auch sonst überhaupt im gantzen Le-
ben.)

Anmerckungen.

1. Es ist ein gar grosser Unterscheid nicht
allein unter den selbstgemachten Leiden, davon
David Ps. 32, 10. saget: der Gottlose hat
viel Plage:
und unter dem Creutze der Chri-
sten; sondern auch unter diesem und den gemei-

nen
C c c c

Cap. 4. v. 12-16. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] iſt er einem Schuͤler gleich, der im examine
viel beſſer beſtanden iſt, als er es ſelbſt vermu-
thet hatte, und daher noch mehr zum Fleiſſe
aufgemuntert wird.

3. Aus der Erfahrung iſt gut ſchreiben.
Petrus hatte beydes erfahren, nemlich was es
ſey, ſich die Hitze der Truͤbſal befremden laſſen,
und ſich im Leiden mit Chriſto freuen. Ehe er
das Geheimniß des Creutzes einſahe, und Chri-
ſtus ihm davon ſagte, kam es ihm ſo gar fremde
vor, daß er Chiſtum daruͤber anfuhr und ſprach:
HErr, ſchone dein ſelbſt, das widerfahre
dir nur nicht!
Matth. 16, 21. Hingegen aber,
als er zu mehrern Kraͤften kommen war, da war
er nach der Auffahrt Chriſti am erſten Pfingſt-
Tage und nachhero gleichſam der uͤbrigen Apo-
ſtel ihr Mund, und als er mit ihnen in hoͤchſter
Unbilligkeit um Chriſti willen gepeitſchet wor-
den war, ſo heißt es von ihnen allen: Sie gin-
gen froͤlich von des Raths Angeſicht, daß
ſie wuͤrdig geweſen waͤren, um ſeines Na-
mens willen, Schmach zu leiden.
Ap. Geſ.
5, 41. Siehe Matth. 5, 10. u. f.

4. Es iſt Grund-falſch, daß ein wahrer
Chriſt keine Freude in der Welt habe. Denn
hat er ſie gleich nicht nach der Welt, alſo daß
es eine Welt-Freude ſey; ſo hat er ſie doch in
der Welt, ja gar unter dem groͤſſeſten Leiden.

5. Wir haben bey dieſen Worten Petri
einen gedoppelten Character von der goͤttlichen
Wahrheit der Chriſtlichen Religion zu mercken:
den einen darinn, daß ſie mitten unter ſo vielen
Leiden als wahrhaftig erkannt, bekannt und be-
ſtaͤtiget iſt: und den andern darinnen, daß ſie
den Menſchen auf das hoͤchſte Gut fuͤhret, auf
die ewige Herrlichkeit. Die Groͤſſe der kuͤnfti-
gen Freude zeiget der Apoſtel an mit den Wor-
ten χαρῆτε ἀγαλλιώμενοι, davon er im erſten Capi-
tel ein mehrers aus der Faͤlle ſeines Hertzens be-
zeuget hat. Man conferire hiebey Roͤm. 8, 17.
2 Tim. 2, 11. 12. Col. 3, 4. u. ſ. w.

V. 14.

Selig ſeyd ihr, wenn ihr geſchmaͤ-
het werdet uͤber dem Namen Chriſti.
Denn der Geiſt, der ein Geiſt der Herr-
lichkeit und GOttes iſt, ruhet auf euch.
Bey ihnen iſt er verlaͤſtert, aber bey euch
iſt er gepreiſet.

Anmerckungen.

1. Wahre Chriſten ſollen nicht allein ſelig
werden, ſondern ſind auch ſchon auf Erden ſe-
lig: ſintemal ſie in der Gemeinſchaft Chriſti ſte-
hen, und ſchon in einigem Vorſchmack alle
Heyls-Guͤter genieſſen. Nach den Erſtlingen
kommt die volle Erndte.

2. An ſtatt daß die Leiden um Chriſti wil-
len einen ſolten niederſchlagen, ſo richten ſie ei-
nen vielmehr auf. Denn ſie ſind ein unfehlba-
res Zeugniß, daß man Chriſtum angehoͤre.
Welches mancher angefochtenen Seele wohl zu-
ſtatten kommt, wenn ſie wegen ihrer groſſen
Unwuͤrdigkeit und noch uͤbrigen Unreinigkeit oh-
ne das ohne Grund an ihrem Gnaden-Stande
zweifelt.

[Spaltenumbruch]

3. Wir finden in dieſem Orte ein ſchoͤnes
Zeugniß von dem Geheimniß der Heiligen Drey-
einigkeit: nemlich Chriſtum den Sohn GOt-
tes, den Heiligen Geiſt, als den Geiſt GOt-
tes, nemlich des Vaters und des Sohnes.

4. Der Heilige Geiſt heißt der Geiſt GOt-
tes,
nicht als wenn er nicht ſelbſt wahrer GOtt
waͤre, ſondern eben deßwegen, weil er zu dem
goͤttlichen Weſen alſo gehoͤret, daß er als die
dritte Perſon auf eine uns unbegreifliche Art
vom Vater und Sohne von Ewigkeit her aus-
gehet. Joh. 15, 26. c. 16, 26.

5. Der Heilige Geiſt heißt ein Geiſt der
Herrlichkeit
im Gegenſatze auf die unverdiente
Schmach der Chriſten, welche ihnen auf man-
cherley Art im Leiden angethan wird; ſonderlich
heißt er alſo mit dem Nachdruck, daß er Chri-
ſtum in den Glaͤubigen verklaͤret, Joh. 16, 14.
alſo daß er in ihnen immer mehr δόξαν, die Herr-
lichkeit, das herrliche Ebenbild GOttes auf-
richtet: daher ſie denn in das Bild Chriſti ver-
klaͤret werden, von einer Klarheit zur
andern, als vom Geiſte des HERRN.

2 Cor. 3, 18. welches am allermeiſten unter den
Leiden geſchiehet.

6. Der Geiſt GOttes ruhet auf den Creutz-
traͤgern alſo, daß er ihre Hertzen ſalbet, durch
den Frieden in GOtt bewahret, wo einige Un-
zufriedenheit aufſteigen will, beruhiget, ſtaͤrcket
und erqvicket, und Chriſtum alſo in ihnen ver-
klaͤret, daß ſie bey ſeinem uͤbernommenen Joche
Ruhe finden fuͤr ihre Seelen, und auch mitten
im Tode getroſt ſeyn koͤnnen.

7. Und darinn, daß der Heilige Geiſt uͤber
ihnen ruhet,
ſind ſie auch ihrem Haupte gleich;
als von dem ſolches in einem unendlichen Ver-
ſtande ſtehet. Jeſ. 11, 1. c. 61, 1. Siehe auch
Matth. 3, 16. 17. Joh. 1, 33. Wie ſich der Hei-
lige Geiſt bey der Schoͤpfung mit ſeinem ruhen-
den Schweben uͤber den Waſſern geſchaͤftig er-
wieſen habe, das ſehe man 1 B. Moſ. 1, 2.

8. Der Heilige Geiſt wird verherrlichet,
wenn man, bey der Erkenntniß von ſeiner goͤttli-
chen Perſon und Herrlichkeit, ihn ſo gar nicht
betruͤbet, Eph. 4, 30. daß man vielmehr ſeinem
Amte zur Verklaͤrung Chriſti Platz laͤſſet, und
ihn ſamt dem Vater und dem Sohne in der Ei-
nigkeit des Weſens goͤttlich verehret und anbe-
tet.

V. 15. 16.

Niemand aber unter euch leide, als
ein Moͤrder, oder Dieb, oder Ubelthaͤter,

(der eines andern Verbrechen ſchuldig wird,)
oder der in ein fremd Amt greifet. Lei-
det er aber als ein Chriſt, ſo ſchaͤme er
ſich nicht, er ehre aber GOtt in ſolchem
Falle,
(wie auch ſonſt uͤberhaupt im gantzen Le-
ben.)

Anmerckungen.

1. Es iſt ein gar groſſer Unterſcheid nicht
allein unter den ſelbſtgemachten Leiden, davon
David Pſ. 32, 10. ſaget: der Gottloſe hat
viel Plage:
und unter dem Creutze der Chri-
ſten; ſondern auch unter dieſem und den gemei-

nen
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[569/0571] Cap. 4. v. 12-16. des erſten Briefes Petri. iſt er einem Schuͤler gleich, der im examine viel beſſer beſtanden iſt, als er es ſelbſt vermu- thet hatte, und daher noch mehr zum Fleiſſe aufgemuntert wird. 3. Aus der Erfahrung iſt gut ſchreiben. Petrus hatte beydes erfahren, nemlich was es ſey, ſich die Hitze der Truͤbſal befremden laſſen, und ſich im Leiden mit Chriſto freuen. Ehe er das Geheimniß des Creutzes einſahe, und Chri- ſtus ihm davon ſagte, kam es ihm ſo gar fremde vor, daß er Chiſtum daruͤber anfuhr und ſprach: HErr, ſchone dein ſelbſt, das widerfahre dir nur nicht! Matth. 16, 21. Hingegen aber, als er zu mehrern Kraͤften kommen war, da war er nach der Auffahrt Chriſti am erſten Pfingſt- Tage und nachhero gleichſam der uͤbrigen Apo- ſtel ihr Mund, und als er mit ihnen in hoͤchſter Unbilligkeit um Chriſti willen gepeitſchet wor- den war, ſo heißt es von ihnen allen: Sie gin- gen froͤlich von des Raths Angeſicht, daß ſie wuͤrdig geweſen waͤren, um ſeines Na- mens willen, Schmach zu leiden. Ap. Geſ. 5, 41. Siehe Matth. 5, 10. u. f. 4. Es iſt Grund-falſch, daß ein wahrer Chriſt keine Freude in der Welt habe. Denn hat er ſie gleich nicht nach der Welt, alſo daß es eine Welt-Freude ſey; ſo hat er ſie doch in der Welt, ja gar unter dem groͤſſeſten Leiden. 5. Wir haben bey dieſen Worten Petri einen gedoppelten Character von der goͤttlichen Wahrheit der Chriſtlichen Religion zu mercken: den einen darinn, daß ſie mitten unter ſo vielen Leiden als wahrhaftig erkannt, bekannt und be- ſtaͤtiget iſt: und den andern darinnen, daß ſie den Menſchen auf das hoͤchſte Gut fuͤhret, auf die ewige Herrlichkeit. Die Groͤſſe der kuͤnfti- gen Freude zeiget der Apoſtel an mit den Wor- ten χαρῆτε ἀγαλλιώμενοι, davon er im erſten Capi- tel ein mehrers aus der Faͤlle ſeines Hertzens be- zeuget hat. Man conferire hiebey Roͤm. 8, 17. 2 Tim. 2, 11. 12. Col. 3, 4. u. ſ. w. V. 14. Selig ſeyd ihr, wenn ihr geſchmaͤ- het werdet uͤber dem Namen Chriſti. Denn der Geiſt, der ein Geiſt der Herr- lichkeit und GOttes iſt, ruhet auf euch. Bey ihnen iſt er verlaͤſtert, aber bey euch iſt er gepreiſet. Anmerckungen. 1. Wahre Chriſten ſollen nicht allein ſelig werden, ſondern ſind auch ſchon auf Erden ſe- lig: ſintemal ſie in der Gemeinſchaft Chriſti ſte- hen, und ſchon in einigem Vorſchmack alle Heyls-Guͤter genieſſen. Nach den Erſtlingen kommt die volle Erndte. 2. An ſtatt daß die Leiden um Chriſti wil- len einen ſolten niederſchlagen, ſo richten ſie ei- nen vielmehr auf. Denn ſie ſind ein unfehlba- res Zeugniß, daß man Chriſtum angehoͤre. Welches mancher angefochtenen Seele wohl zu- ſtatten kommt, wenn ſie wegen ihrer groſſen Unwuͤrdigkeit und noch uͤbrigen Unreinigkeit oh- ne das ohne Grund an ihrem Gnaden-Stande zweifelt. 3. Wir finden in dieſem Orte ein ſchoͤnes Zeugniß von dem Geheimniß der Heiligen Drey- einigkeit: nemlich Chriſtum den Sohn GOt- tes, den Heiligen Geiſt, als den Geiſt GOt- tes, nemlich des Vaters und des Sohnes. 4. Der Heilige Geiſt heißt der Geiſt GOt- tes, nicht als wenn er nicht ſelbſt wahrer GOtt waͤre, ſondern eben deßwegen, weil er zu dem goͤttlichen Weſen alſo gehoͤret, daß er als die dritte Perſon auf eine uns unbegreifliche Art vom Vater und Sohne von Ewigkeit her aus- gehet. Joh. 15, 26. c. 16, 26. 5. Der Heilige Geiſt heißt ein Geiſt der Herrlichkeit im Gegenſatze auf die unverdiente Schmach der Chriſten, welche ihnen auf man- cherley Art im Leiden angethan wird; ſonderlich heißt er alſo mit dem Nachdruck, daß er Chri- ſtum in den Glaͤubigen verklaͤret, Joh. 16, 14. alſo daß er in ihnen immer mehr δόξαν, die Herr- lichkeit, das herrliche Ebenbild GOttes auf- richtet: daher ſie denn in das Bild Chriſti ver- klaͤret werden, von einer Klarheit zur andern, als vom Geiſte des HERRN. 2 Cor. 3, 18. welches am allermeiſten unter den Leiden geſchiehet. 6. Der Geiſt GOttes ruhet auf den Creutz- traͤgern alſo, daß er ihre Hertzen ſalbet, durch den Frieden in GOtt bewahret, wo einige Un- zufriedenheit aufſteigen will, beruhiget, ſtaͤrcket und erqvicket, und Chriſtum alſo in ihnen ver- klaͤret, daß ſie bey ſeinem uͤbernommenen Joche Ruhe finden fuͤr ihre Seelen, und auch mitten im Tode getroſt ſeyn koͤnnen. 7. Und darinn, daß der Heilige Geiſt uͤber ihnen ruhet, ſind ſie auch ihrem Haupte gleich; als von dem ſolches in einem unendlichen Ver- ſtande ſtehet. Jeſ. 11, 1. c. 61, 1. Siehe auch Matth. 3, 16. 17. Joh. 1, 33. Wie ſich der Hei- lige Geiſt bey der Schoͤpfung mit ſeinem ruhen- den Schweben uͤber den Waſſern geſchaͤftig er- wieſen habe, das ſehe man 1 B. Moſ. 1, 2. 8. Der Heilige Geiſt wird verherrlichet, wenn man, bey der Erkenntniß von ſeiner goͤttli- chen Perſon und Herrlichkeit, ihn ſo gar nicht betruͤbet, Eph. 4, 30. daß man vielmehr ſeinem Amte zur Verklaͤrung Chriſti Platz laͤſſet, und ihn ſamt dem Vater und dem Sohne in der Ei- nigkeit des Weſens goͤttlich verehret und anbe- tet. V. 15. 16. Niemand aber unter euch leide, als ein Moͤrder, oder Dieb, oder Ubelthaͤter, (der eines andern Verbrechen ſchuldig wird,) oder der in ein fremd Amt greifet. Lei- det er aber als ein Chriſt, ſo ſchaͤme er ſich nicht, er ehre aber GOtt in ſolchem Falle, (wie auch ſonſt uͤberhaupt im gantzen Le- ben.) Anmerckungen. 1. Es iſt ein gar groſſer Unterſcheid nicht allein unter den ſelbſtgemachten Leiden, davon David Pſ. 32, 10. ſaget: der Gottloſe hat viel Plage: und unter dem Creutze der Chri- ſten; ſondern auch unter dieſem und den gemei- nen C c c c

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/571>, abgerufen am 22.11.2024.