Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 4. v. 11-13.
[Spaltenumbruch]
seine Gnade zum Amte in keiner andern Ord- nung darreichet, als er sie zum Christenthum insgemein schencket, nemlich in der Ordnung der Wiedergeburt und der Erneuerung, worauf der Apostel gleich anfangs, und hernach mit mehrern gewiesen hat.
11. Es ist demnach kein geringer Jrrthum, wenn einige den unbekehrten Lehrern, welche die Gnade zur Wiedergeburt und Erneuerung nicht annehmen, eine solche Amts-Gnade zugeei- gnet haben, dadurch sie zum Lehramte sowol tüch- tig würden, als die, welche im Stande der Gnaden stehen; Es ist ein Geticht, welches nicht allein wider die Heil. Schrift sondern auch wider die beständige Erfahrung streitet.
12. Es ist aber nicht genug, ein geistliches Vermögen von GOTT haben, sondern es muß auch, was man hat, wohl angeleget werden; darum Petrus saget: daß ers thue, als aus dem Vermögen, das GOtt darreichet. Und das ist eben die Treue, wenn man nicht allein eine gute Handlung auf eine gute und geistliche Art, sondern auch nach dem Grad der Güte, dazu die Gnade ist mitgetheilet worden, verrich- tet. Jn natürlichen Dingen kommet viele Ar- beit vor, darzu man seine Natur-Kräfte nicht alle gebrauchet: aber in geistlichen Sachen müs- sen sie ihrer Wichtigkeit wegen alle angewendet werden.
13. Daß GOTT alles zu seinen Ehren richten kan, auch die Menschen billig auf diesen Zweck in allem ihrem Thun führet, und er hin- gegen dem Menschen die Verleugnung der eige- nen Ehre anbefohlen hat, das kömmt aus dem grossen Unterscheide her, der sich zwischen GOtt und den Menschen befindet. Denn weil GOtt das Höchste Gut ist, so kan er alles zu seinen Ehren richten, und suchet er damit nichts an- ders, als daß die Menschen ihn nur als das Höchste Gut erkennen und verehren und in sol- cher ehrerbietigen Erkentniß ihre Seligkeit ha- ben mögen. Man conferire hierbey die Oer- ter 1 Cor. 10, 31. Col. 2, 17. 1 Petr. 2, 12.
14. Es muß aber alle Ehre GOtt gegeben werden durch Christum: das ist, die Men- schen, welche GOtt ehren wollen, müssen zu- vorderst in Christo seyn; sind sie in Christo, so ist alles ihr Thun, was sie im Namen Christi zu GOttes Ehre verrichten, GOtt um Christi wil- len, wenn es auch noch so unvollkommen ist, an- genehm. Und also wird alles gute mit Danck- sagung durch Christum auf GOtt wieder zurück geführet, gleichwie durch Christum uns alles von GOtt zufliesset. Siehe Col. 3, 17. Hebr. 13, 15. da es heißt: Lasset uns nun opfern, durch Christum das Lob-Opfer allezeit.
15. Die hinzugefügte doxologie: wel- chem sey Ehre u. f. gehet sowol auf den Sohn GOttes, als auf den Vater, nach der Einig- keit des göttlichen Wesens. Petrus aber zeiget damit an, aus welcher Fülle des zum Lobe GOt- tes gerichteten Hertzens er diesen gantzen Brief geschrieben habe: womit er denn zugleich alle Leser zu gleichem Affecte hat aufmuntern wol- len. Daher diesen Text billig niemand lesen [Spaltenumbruch]
soll, der nicht sein Hertz dabey zum Lobe GOttes erhebet, und zwar mit dem Vorsatze, daß das gantze Leben nichts anders, als ein wirckliches Lob GOttes seyn solle. Wer einen solchen Entschluß fasset, der kan auch mit Petro das Glaubens-Wort Amen dabey getrost ausspre- chen, und sich alles, was noch ferner in diesem Briefe folget, desto besser zu Nutze machen.
V. 12. 13.
Jhr Lieben, lasset euch die Hitze (das erhitzende und läuternde Feuer der Trübsal c. 1, 7.) so euch begegnet, nicht befremden, (als eine zum Christenthum nicht gehörige Sa- che vorkommen,) die euch widerfähret, daß ihr versuchet werdet, (ob euer Glaube werde dem Golde gleich seyn, welches durch das Feuer nicht verzehret, sondern nur gereiniget, und also bewähret wird,) als widerführe euch etwas seltzames, (als käme ein solcher frem- der Gast zu euch, vor dem euch ein Grauen an- kommen müste, und vor dem ihr gleichsam die Thüre zuzumachen hättet:) sondern freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf- daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne ha- ben möget.
Anmerckungen.
1. Es ist eine wunderbare Sache um das Creutz Christi. Denn wenn man das Chri- stenthum an sich selbst betrachtet, wie man nach demselben vom bösen abläßt und gutes thut, auch keinem Menschen zuwider ist, sondern ieder- man liebet, und nach Vermögen zu dienen sich befleißiget; so solte man nicht anders meynen, als es müsse es keiner auf der Welt besser haben, als ein frommer Christ, als der ja daher billig aller Gegenliebe werth sey. Aber die Erfah- rung lehret das Gegentheil. Und davon findet man auch leichtlich die Ursache: wie denn der Apostel solche bereits v. 4. angezeiget hat, wenn es heißt: Das befremdet sie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in dasselbige unordent- liche Wesen und lästern. Siehe Jac. 4, 4.
2. GOTT darf einen Christen nicht erst durch Feuer der Trübsal probiren, um zu er- fahren, wie er darinnen bestehen werde; als der alles vorher weiß. Es geschiehet demnach die Prüfung zuvorderst um des Leidenden selbst willen. Denn diesen will GOtt nicht allein noch immer mehr von den anklebenden Schla- cken reinigen und damit bewähren, sondern er will ihn auch sich selbst zu erkennen geben, daß er an sich selbst sehen soll, wie starck, oder schwach er sey. Findet der Mensch sich noch gar schwach, also, daß er über das Leiden in einen schweren Kampf gesetzet wird, so siehet er, wieviel ihm noch fehlet vom Sinne CHristi und von der Stärcke des Geistes. Findet er sich aber in den Leiden starck und muthig, daß er mit Paulo sa- gen kan: in dem allen überwinde ich weit, Röm. 8, 37. und ich vermag alles durch den, der mich mächtig machet, Christum, so so wird er billig getrost und freudig. Und da
ist
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 11-13.
[Spaltenumbruch]
ſeine Gnade zum Amte in keiner andern Ord- nung darreichet, als er ſie zum Chriſtenthum insgemein ſchencket, nemlich in der Ordnung der Wiedergeburt und der Erneuerung, worauf der Apoſtel gleich anfangs, und hernach mit mehrern gewieſen hat.
11. Es iſt demnach kein geringer Jrrthum, wenn einige den unbekehrten Lehrern, welche die Gnade zur Wiedergeburt und Erneuerung nicht annehmen, eine ſolche Amts-Gnade zugeei- gnet haben, dadurch ſie zum Lehramte ſowol tuͤch- tig wuͤrden, als die, welche im Stande der Gnaden ſtehen; Es iſt ein Geticht, welches nicht allein wider die Heil. Schrift ſondern auch wider die beſtaͤndige Erfahrung ſtreitet.
12. Es iſt aber nicht genug, ein geiſtliches Vermoͤgen von GOTT haben, ſondern es muß auch, was man hat, wohl angeleget werden; darum Petrus ſaget: daß ers thue, als aus dem Vermoͤgen, das GOtt darreichet. Und das iſt eben die Treue, wenn man nicht allein eine gute Handlung auf eine gute und geiſtliche Art, ſondern auch nach dem Grad der Guͤte, dazu die Gnade iſt mitgetheilet worden, verrich- tet. Jn natuͤrlichen Dingen kommet viele Ar- beit vor, darzu man ſeine Natur-Kraͤfte nicht alle gebrauchet: aber in geiſtlichen Sachen muͤſ- ſen ſie ihrer Wichtigkeit wegen alle angewendet werden.
13. Daß GOTT alles zu ſeinen Ehren richten kan, auch die Menſchen billig auf dieſen Zweck in allem ihrem Thun fuͤhret, und er hin- gegen dem Menſchen die Verleugnung der eige- nen Ehre anbefohlen hat, das koͤmmt aus dem groſſen Unterſcheide her, der ſich zwiſchen GOtt und den Menſchen befindet. Denn weil GOtt das Hoͤchſte Gut iſt, ſo kan er alles zu ſeinen Ehren richten, und ſuchet er damit nichts an- ders, als daß die Menſchen ihn nur als das Hoͤchſte Gut erkennen und verehren und in ſol- cher ehrerbietigen Erkentniß ihre Seligkeit ha- ben moͤgen. Man conferire hierbey die Oer- ter 1 Cor. 10, 31. Col. 2, 17. 1 Petr. 2, 12.
14. Es muß aber alle Ehre GOtt gegeben werden durch Chriſtum: das iſt, die Men- ſchen, welche GOtt ehren wollen, muͤſſen zu- vorderſt in Chriſto ſeyn; ſind ſie in Chriſto, ſo iſt alles ihr Thun, was ſie im Namen Chriſti zu GOttes Ehre verrichten, GOtt um Chriſti wil- len, wenn es auch noch ſo unvollkommen iſt, an- genehm. Und alſo wird alles gute mit Danck- ſagung durch Chriſtum auf GOtt wieder zuruͤck gefuͤhret, gleichwie durch Chriſtum uns alles von GOtt zuflieſſet. Siehe Col. 3, 17. Hebr. 13, 15. da es heißt: Laſſet uns nun opfern, durch Chriſtum das Lob-Opfer allezeit.
15. Die hinzugefuͤgte doxologie: wel- chem ſey Ehre u. f. gehet ſowol auf den Sohn GOttes, als auf den Vater, nach der Einig- keit des goͤttlichen Weſens. Petrus aber zeiget damit an, aus welcher Fuͤlle des zum Lobe GOt- tes gerichteten Hertzens er dieſen gantzen Brief geſchrieben habe: womit er denn zugleich alle Leſer zu gleichem Affecte hat aufmuntern wol- len. Daher dieſen Text billig niemand leſen [Spaltenumbruch]
ſoll, der nicht ſein Hertz dabey zum Lobe GOttes erhebet, und zwar mit dem Vorſatze, daß das gantze Leben nichts anders, als ein wirckliches Lob GOttes ſeyn ſolle. Wer einen ſolchen Entſchluß faſſet, der kan auch mit Petro das Glaubens-Wort Amen dabey getroſt ausſpre- chen, und ſich alles, was noch ferner in dieſem Briefe folget, deſto beſſer zu Nutze machen.
V. 12. 13.
Jhr Lieben, laſſet euch die Hitze (das erhitzende und laͤuternde Feuer der Truͤbſal c. 1, 7.) ſo euch begegnet, nicht befremden, (als eine zum Chriſtenthum nicht gehoͤrige Sa- che vorkommen,) die euch widerfaͤhret, daß ihr verſuchet werdet, (ob euer Glaube werde dem Golde gleich ſeyn, welches durch das Feuer nicht verzehret, ſondern nur gereiniget, und alſo bewaͤhret wird,) als widerfuͤhre euch etwas ſeltzames, (als kaͤme ein ſolcher frem- der Gaſt zu euch, vor dem euch ein Grauen an- kommen muͤſte, und vor dem ihr gleichſam die Thuͤre zuzumachen haͤttet:) ſondern freuet euch, daß ihr mit Chriſto leidet, auf- daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung ſeiner Herrlichkeit Freude und Wonne ha- ben moͤget.
Anmerckungen.
1. Es iſt eine wunderbare Sache um das Creutz Chriſti. Denn wenn man das Chri- ſtenthum an ſich ſelbſt betrachtet, wie man nach demſelben vom boͤſen ablaͤßt und gutes thut, auch keinem Menſchen zuwider iſt, ſondern ieder- man liebet, und nach Vermoͤgen zu dienen ſich befleißiget; ſo ſolte man nicht anders meynen, als es muͤſſe es keiner auf der Welt beſſer haben, als ein frommer Chriſt, als der ja daher billig aller Gegenliebe werth ſey. Aber die Erfah- rung lehret das Gegentheil. Und davon findet man auch leichtlich die Urſache: wie denn der Apoſtel ſolche bereits v. 4. angezeiget hat, wenn es heißt: Das befremdet ſie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in daſſelbige unordent- liche Weſen und laͤſtern. Siehe Jac. 4, 4.
2. GOTT darf einen Chriſten nicht erſt durch Feuer der Truͤbſal probiren, um zu er- fahren, wie er darinnen beſtehen werde; als der alles vorher weiß. Es geſchiehet demnach die Pruͤfung zuvorderſt um des Leidenden ſelbſt willen. Denn dieſen will GOtt nicht allein noch immer mehr von den anklebenden Schla- cken reinigen und damit bewaͤhren, ſondern er will ihn auch ſich ſelbſt zu erkennen geben, daß er an ſich ſelbſt ſehen ſoll, wie ſtarck, oder ſchwach er ſey. Findet der Menſch ſich noch gar ſchwach, alſo, daß er uͤber das Leiden in einen ſchweren Kampf geſetzet wird, ſo ſiehet er, wieviel ihm noch fehlet vom Sinne CHriſti und von der Staͤrcke des Geiſtes. Findet er ſich aber in den Leiden ſtarck und muthig, daß er mit Paulo ſa- gen kan: in dem allen uͤberwinde ich weit, Roͤm. 8, 37. und ich vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, Chriſtum, ſo ſo wird er billig getroſt und freudig. Und da
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[568/0570]
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 11-13.
ſeine Gnade zum Amte in keiner andern Ord-
nung darreichet, als er ſie zum Chriſtenthum
insgemein ſchencket, nemlich in der Ordnung der
Wiedergeburt und der Erneuerung, worauf
der Apoſtel gleich anfangs, und hernach mit
mehrern gewieſen hat.
11. Es iſt demnach kein geringer Jrrthum,
wenn einige den unbekehrten Lehrern, welche die
Gnade zur Wiedergeburt und Erneuerung nicht
annehmen, eine ſolche Amts-Gnade zugeei-
gnet haben, dadurch ſie zum Lehramte ſowol tuͤch-
tig wuͤrden, als die, welche im Stande der
Gnaden ſtehen; Es iſt ein Geticht, welches
nicht allein wider die Heil. Schrift ſondern auch
wider die beſtaͤndige Erfahrung ſtreitet.
12. Es iſt aber nicht genug, ein geiſtliches
Vermoͤgen von GOTT haben, ſondern es muß
auch, was man hat, wohl angeleget werden;
darum Petrus ſaget: daß ers thue, als aus
dem Vermoͤgen, das GOtt darreichet. Und
das iſt eben die Treue, wenn man nicht allein
eine gute Handlung auf eine gute und geiſtliche
Art, ſondern auch nach dem Grad der Guͤte,
dazu die Gnade iſt mitgetheilet worden, verrich-
tet. Jn natuͤrlichen Dingen kommet viele Ar-
beit vor, darzu man ſeine Natur-Kraͤfte nicht
alle gebrauchet: aber in geiſtlichen Sachen muͤſ-
ſen ſie ihrer Wichtigkeit wegen alle angewendet
werden.
13. Daß GOTT alles zu ſeinen Ehren
richten kan, auch die Menſchen billig auf dieſen
Zweck in allem ihrem Thun fuͤhret, und er hin-
gegen dem Menſchen die Verleugnung der eige-
nen Ehre anbefohlen hat, das koͤmmt aus dem
groſſen Unterſcheide her, der ſich zwiſchen GOtt
und den Menſchen befindet. Denn weil GOtt
das Hoͤchſte Gut iſt, ſo kan er alles zu ſeinen
Ehren richten, und ſuchet er damit nichts an-
ders, als daß die Menſchen ihn nur als das
Hoͤchſte Gut erkennen und verehren und in ſol-
cher ehrerbietigen Erkentniß ihre Seligkeit ha-
ben moͤgen. Man conferire hierbey die Oer-
ter 1 Cor. 10, 31. Col. 2, 17. 1 Petr. 2, 12.
14. Es muß aber alle Ehre GOtt gegeben
werden durch Chriſtum: das iſt, die Men-
ſchen, welche GOtt ehren wollen, muͤſſen zu-
vorderſt in Chriſto ſeyn; ſind ſie in Chriſto, ſo
iſt alles ihr Thun, was ſie im Namen Chriſti zu
GOttes Ehre verrichten, GOtt um Chriſti wil-
len, wenn es auch noch ſo unvollkommen iſt, an-
genehm. Und alſo wird alles gute mit Danck-
ſagung durch Chriſtum auf GOtt wieder zuruͤck
gefuͤhret, gleichwie durch Chriſtum uns alles
von GOtt zuflieſſet. Siehe Col. 3, 17. Hebr.
13, 15. da es heißt: Laſſet uns nun opfern,
durch Chriſtum das Lob-Opfer allezeit.
15. Die hinzugefuͤgte doxologie: wel-
chem ſey Ehre u. f. gehet ſowol auf den Sohn
GOttes, als auf den Vater, nach der Einig-
keit des goͤttlichen Weſens. Petrus aber zeiget
damit an, aus welcher Fuͤlle des zum Lobe GOt-
tes gerichteten Hertzens er dieſen gantzen Brief
geſchrieben habe: womit er denn zugleich alle
Leſer zu gleichem Affecte hat aufmuntern wol-
len. Daher dieſen Text billig niemand leſen
ſoll, der nicht ſein Hertz dabey zum Lobe GOttes
erhebet, und zwar mit dem Vorſatze, daß das
gantze Leben nichts anders, als ein wirckliches
Lob GOttes ſeyn ſolle. Wer einen ſolchen
Entſchluß faſſet, der kan auch mit Petro das
Glaubens-Wort Amen dabey getroſt ausſpre-
chen, und ſich alles, was noch ferner in dieſem
Briefe folget, deſto beſſer zu Nutze machen.
V. 12. 13.
Jhr Lieben, laſſet euch die Hitze
(das erhitzende und laͤuternde Feuer der Truͤbſal
c. 1, 7.) ſo euch begegnet, nicht befremden,
(als eine zum Chriſtenthum nicht gehoͤrige Sa-
che vorkommen,) die euch widerfaͤhret, daß
ihr verſuchet werdet, (ob euer Glaube werde
dem Golde gleich ſeyn, welches durch das Feuer
nicht verzehret, ſondern nur gereiniget, und
alſo bewaͤhret wird,) als widerfuͤhre euch
etwas ſeltzames, (als kaͤme ein ſolcher frem-
der Gaſt zu euch, vor dem euch ein Grauen an-
kommen muͤſte, und vor dem ihr gleichſam die
Thuͤre zuzumachen haͤttet:) ſondern freuet
euch, daß ihr mit Chriſto leidet, auf-
daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung
ſeiner Herrlichkeit Freude und Wonne ha-
ben moͤget.
Anmerckungen.
1. Es iſt eine wunderbare Sache um das
Creutz Chriſti. Denn wenn man das Chri-
ſtenthum an ſich ſelbſt betrachtet, wie man nach
demſelben vom boͤſen ablaͤßt und gutes thut, auch
keinem Menſchen zuwider iſt, ſondern ieder-
man liebet, und nach Vermoͤgen zu dienen ſich
befleißiget; ſo ſolte man nicht anders meynen,
als es muͤſſe es keiner auf der Welt beſſer haben,
als ein frommer Chriſt, als der ja daher billig
aller Gegenliebe werth ſey. Aber die Erfah-
rung lehret das Gegentheil. Und davon findet
man auch leichtlich die Urſache: wie denn der
Apoſtel ſolche bereits v. 4. angezeiget hat, wenn
es heißt: Das befremdet ſie, daß ihr nicht
mit ihnen laufet in daſſelbige unordent-
liche Weſen und laͤſtern. Siehe Jac. 4, 4.
2. GOTT darf einen Chriſten nicht erſt
durch Feuer der Truͤbſal probiren, um zu er-
fahren, wie er darinnen beſtehen werde; als
der alles vorher weiß. Es geſchiehet demnach
die Pruͤfung zuvorderſt um des Leidenden ſelbſt
willen. Denn dieſen will GOtt nicht allein
noch immer mehr von den anklebenden Schla-
cken reinigen und damit bewaͤhren, ſondern er
will ihn auch ſich ſelbſt zu erkennen geben, daß er
an ſich ſelbſt ſehen ſoll, wie ſtarck, oder ſchwach
er ſey. Findet der Menſch ſich noch gar ſchwach,
alſo, daß er uͤber das Leiden in einen ſchweren
Kampf geſetzet wird, ſo ſiehet er, wieviel ihm
noch fehlet vom Sinne CHriſti und von der
Staͤrcke des Geiſtes. Findet er ſich aber in den
Leiden ſtarck und muthig, daß er mit Paulo ſa-
gen kan: in dem allen uͤberwinde ich weit,
Roͤm. 8, 37. und ich vermag alles durch den,
der mich maͤchtig machet, Chriſtum, ſo
ſo wird er billig getroſt und freudig. Und da
iſt
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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