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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 6. 7. 8 des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ne geringe Probe ihrer Uberwindung und ihres
Gehorsams gegen GOtt und ihren Ehemann ge-
wesen, daß sie es im Glauben und in der Gelas-
senheit hat geschehen lassen.

4. Mit den Worten: hieß ihn Herr,
wird gesehen auf den Ort 1 B. Mos. 18, 12. Es
war bey ihr Wort und That zusammen, also
daß, wie sie den Abraham ihren Herrn genennet
hat, sie ihn auch dafür gehalten hat, und es mit
ihrer folgsamen Unterthänigkeit erwiesen hat,
woran es vielen Eheweibern fehlet; als die es
nur bey den Worten lassen, manche auch wohl
solche Benennung ihnen selbst für nachtheilig
halten.

5. Da eines Sohn und Tochter seyn, al-
hier soviel heißt, als einem im guten folgen, so
sind noch heute zu Tage alle gläubige Kinder
GOttes des männlichen und weiblichen Ge-
schlechts Söhne und Töchter Abrahams und der
Sarä. Siehe Gal. 3, 29. c. 4, 31.

6. Mit dem Worte Wohlthun wird wohl
insonderheit auf der Sara ihre Gast-Freyheit
und grosse Willigkeit, welche sie dabey bewiesen
hat, 1 B. Mos. 18, 1. u. f. gesehen: dergleichen
Proben auch in andern Fällen abzulegen, wohl
ohne Zweifel ihre beständige Gewohnheit wird
gewesen seyn. Wie denn dem weiblichen Ge-
schlechte es vor dem männlichen wohl anstehet,
daß, da sie von Natur eines gelindern und mitlei-
digern Wesens sind, sie solchen ihren natürlichen
Affect durch die Gnade GOttes heiligen lassen,
und zu allerhand Gutthätigkeit willigst an-
wenden.

6. Und da sie bey eben dieser ihrer natürli-
chen Beschaffenheit sehr geneiget waren zur
furchtsamen Blödigkeit, wenn ein Ungewitter
der Trübsal aufstieg, und dadurch auch ihren
Männern das Leiden so viel schwerer machten;
so warnet der Apostel davor. Welche Warnung
aber auch hingegen dahin gehet, daß sie im Glau-
ben einen getrosten Muth fassen, und damit dem
Leiden entgegen gehen, oder es übernehmen solten.
Man conferire hierbey 1 Pet. 3, 14. Ps. 53, 6.
Ps. 91, 5. Sprüchw. 3, 25. 26.

V. 7.

Desselbigen gleichen, ihr Männer,
wohnet bey ihnen mit Vernunft, und
gebet dem welbischen, als dem schwäch-
sten Werckzeuge, seine Ehre, als auch
Mit-Erben der Gnade des Lebens, auf
daß euer Gebet nicht verhindert werde.

Anmerckungen.

1. Der Apostel redet alhier von Ehe-Leu-
ten, welche die Christliche Religion mit einander
angenommen hatten. Welches, wo es geschahe,
eine recht gesegnete Sache war. Es mochte
auch wohl, nach dem v. 1. gegebenen Rathe schon
mehrmal das eine Theil von dem andern gewon-
nen seyn.

2. Die Beywohnung gehet überhaupt
auf den gantzen Umgang, welchen Ehe-Leute mit
einander haben, und in sonderheit auf den, welcher
der Ehe eigen ist, und von Paulo 1 Cor. 7, 3. die
schuldige Freundschaft genennet wird.

[Spaltenumbruch]

3. Alles soll geschehen kata gnosin, nach der
Erkenntniß: so wie es den Principiis, oder
den Lehren der erkannten und angenommenen
Christlichen Religion gemäß war. Folglich soll
alles viehische und unvernünftige Wesen eines
heydnischen Verfahrens davon ferne seyn.

4. Ein Werckzeug, oder Geväß, ist ein ie-
der Mensch, zuvorderst GOttes, der ihn zu seinen
Diensten gebrauchen will, auch bey andern.
Siehe Ap. Ges. 9, 15. Röm. 9, 21. 22. 2 Tim. 2,
21. Und also ist es auch in der Ehe ein Ehe-Weib,
zur Zeugung und Erziehung der Kinder, und zur
Verwaltung des Haus-Wesens.

5. Schwächer ist das weibliche Geschlecht
als das männliche von Natur, zu desto mehrer
Beforderung der Subordination unter den Ehe-
Leuten: So wird es noch dazu nach und nach sehr
geschwächet durch die Schwangerschaften und
Geburten. Und da bey der Schwachheit des
Leibes sich auch mehrere Schwachheit des Ge-
müths befindet, sowol am Verstande in der Er-
kenntniß, als am Willen, oder Affecten, so soll
von den Männern nicht alles so genaue genom-
men werden, wenn sie es hier und dar versehen;
zumal da das männliche Geschlecht doch auch
noch dabey vielen Schwachheiten unterworfen
bleibet.

6. Das Ehre geben ist dem Mißbrauche
der männlichen Herrschaft und der damit ver-
knüpften Vorzüge entgegen gesetzet. Denn da
die Unterthänigkeit der Ehe-Weiber eigentlich
nur auf eine rechte Subordination, und also auf
keine knechtische Unterwerfung und Dienstbar-
keit gehet, so sollen sie nicht verächtlich gehalten
werden. Und gleichwie man sie dagegen im
Hertzen lieb und werth zu halten hat, so soll man
solches auch sowol mit der That selbst, als mit
Worten und Geberden bezeugen. Das Gegen-
theil davon ist so arg, als wenn man sich von ih-
nen beherrschen läßt.

7. Der Bewegungs-Grund, dessen sich
der Apostel bey Einschärfung dieser Pflichten be-
dienet, ist nicht gering, wenn er die Ehe-Wei-
ber Mit-Erben der Gnade des Lebens nen-
net. Denn hat sie GOtt so werth geachtet, daß
sie sowol erlöset sind, und sowol zum ewigen Le-
ben berufen werden, als die Männer; so soll man
sie nicht gering achten, auch der häusliche und
eheliche Umgang mit ihnen nicht unheilig seyn,
sondern in der Furcht GOttes geführet werden.

8. Gnade und Leben stehet wohl bey ein-
ander. Denn auf das ewige Leben kömmt bey
der Christlichen Religion das allermeiste an. Und
dieses ist eine blosse Gnaden-Gabe. Und folg-
lich wird es nicht verdienet, sondern ererbet. Das
Erbe GOttes aber gehöret für Kinder und Freun-
de GOttes Gal. 3, 29. c. 4, 7.

V. 8.

Endlich aber (to de telos, die Summe,
wohin alle Erinnerungen gehen, ist) seyd alle-
samt gleich gesinnet, mittleidig, brüder-
lich, barmhertzig, freundlich.

Anmerckungen.

1. Es gehen alle diese fünf Pflichten auf die

Lie-

Cap. 3. v. 6. 7. 8 des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ne geringe Probe ihrer Uberwindung und ihres
Gehorſams gegen GOtt und ihren Ehemann ge-
weſen, daß ſie es im Glauben und in der Gelaſ-
ſenheit hat geſchehen laſſen.

4. Mit den Worten: hieß ihn Herr,
wird geſehen auf den Ort 1 B. Moſ. 18, 12. Es
war bey ihr Wort und That zuſammen, alſo
daß, wie ſie den Abraham ihren Herrn genennet
hat, ſie ihn auch dafuͤr gehalten hat, und es mit
ihrer folgſamen Unterthaͤnigkeit erwieſen hat,
woran es vielen Eheweibern fehlet; als die es
nur bey den Worten laſſen, manche auch wohl
ſolche Benennung ihnen ſelbſt fuͤr nachtheilig
halten.

5. Da eines Sohn und Tochter ſeyn, al-
hier ſoviel heißt, als einem im guten folgen, ſo
ſind noch heute zu Tage alle glaͤubige Kinder
GOttes des maͤnnlichen und weiblichen Ge-
ſchlechts Soͤhne und Toͤchter Abrahams und der
Saraͤ. Siehe Gal. 3, 29. c. 4, 31.

6. Mit dem Worte Wohlthun wird wohl
inſonderheit auf der Sara ihre Gaſt-Freyheit
und groſſe Willigkeit, welche ſie dabey bewieſen
hat, 1 B. Moſ. 18, 1. u. f. geſehen: dergleichen
Proben auch in andern Faͤllen abzulegen, wohl
ohne Zweifel ihre beſtaͤndige Gewohnheit wird
geweſen ſeyn. Wie denn dem weiblichen Ge-
ſchlechte es vor dem maͤnnlichen wohl anſtehet,
daß, da ſie von Natur eines gelindern und mitlei-
digern Weſens ſind, ſie ſolchen ihren natuͤrlichen
Affect durch die Gnade GOttes heiligen laſſen,
und zu allerhand Gutthaͤtigkeit willigſt an-
wenden.

6. Und da ſie bey eben dieſer ihrer natuͤrli-
chen Beſchaffenheit ſehr geneiget waren zur
furchtſamen Bloͤdigkeit, wenn ein Ungewitter
der Truͤbſal aufſtieg, und dadurch auch ihren
Maͤnnern das Leiden ſo viel ſchwerer machten;
ſo warnet der Apoſtel davor. Welche Warnung
aber auch hingegen dahin gehet, daß ſie im Glau-
ben einen getroſten Muth faſſen, und damit dem
Leiden entgegen gehen, oder es uͤbernehmen ſolten.
Man conferire hierbey 1 Pet. 3, 14. Pſ. 53, 6.
Pſ. 91, 5. Spruͤchw. 3, 25. 26.

V. 7.

Deſſelbigen gleichen, ihr Maͤnner,
wohnet bey ihnen mit Vernunft, und
gebet dem welbiſchen, als dem ſchwaͤch-
ſten Werckzeuge, ſeine Ehre, als auch
Mit-Erben der Gnade des Lebens, auf
daß euer Gebet nicht verhindert werde.

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel redet alhier von Ehe-Leu-
ten, welche die Chriſtliche Religion mit einander
angenommen hatten. Welches, wo es geſchahe,
eine recht geſegnete Sache war. Es mochte
auch wohl, nach dem v. 1. gegebenen Rathe ſchon
mehrmal das eine Theil von dem andern gewon-
nen ſeyn.

2. Die Beywohnung gehet uͤberhaupt
auf den gantzen Umgang, welchen Ehe-Leute mit
einander haben, und in ſonderheit auf den, welcher
der Ehe eigen iſt, und von Paulo 1 Cor. 7, 3. die
ſchuldige Freundſchaft genennet wird.

[Spaltenumbruch]

3. Alles ſoll geſchehen κατὰ γνῶσιν, nach der
Erkenntniß: ſo wie es den Principiis, oder
den Lehren der erkannten und angenommenen
Chriſtlichen Religion gemaͤß war. Folglich ſoll
alles viehiſche und unvernuͤnftige Weſen eines
heydniſchen Verfahrens davon ferne ſeyn.

4. Ein Werckzeug, oder Gevaͤß, iſt ein ie-
der Menſch, zuvorderſt GOttes, der ihn zu ſeinen
Dienſten gebrauchen will, auch bey andern.
Siehe Ap. Geſ. 9, 15. Roͤm. 9, 21. 22. 2 Tim. 2,
21. Und alſo iſt es auch in der Ehe ein Ehe-Weib,
zur Zeugung und Erziehung der Kinder, und zur
Verwaltung des Haus-Weſens.

5. Schwaͤcher iſt das weibliche Geſchlecht
als das maͤnnliche von Natur, zu deſto mehrer
Beforderung der Subordination unter den Ehe-
Leuten: So wird es noch dazu nach und nach ſehr
geſchwaͤchet durch die Schwangerſchaften und
Geburten. Und da bey der Schwachheit des
Leibes ſich auch mehrere Schwachheit des Ge-
muͤths befindet, ſowol am Verſtande in der Er-
kenntniß, als am Willen, oder Affecten, ſo ſoll
von den Maͤnnern nicht alles ſo genaue genom-
men werden, wenn ſie es hier und dar verſehen;
zumal da das maͤnnliche Geſchlecht doch auch
noch dabey vielen Schwachheiten unterworfen
bleibet.

6. Das Ehre geben iſt dem Mißbrauche
der maͤnnlichen Herrſchaft und der damit ver-
knuͤpften Vorzuͤge entgegen geſetzet. Denn da
die Unterthaͤnigkeit der Ehe-Weiber eigentlich
nur auf eine rechte Subordination, und alſo auf
keine knechtiſche Unterwerfung und Dienſtbar-
keit gehet, ſo ſollen ſie nicht veraͤchtlich gehalten
werden. Und gleichwie man ſie dagegen im
Hertzen lieb und werth zu halten hat, ſo ſoll man
ſolches auch ſowol mit der That ſelbſt, als mit
Worten und Geberden bezeugen. Das Gegen-
theil davon iſt ſo arg, als wenn man ſich von ih-
nen beherrſchen laͤßt.

7. Der Bewegungs-Grund, deſſen ſich
der Apoſtel bey Einſchaͤrfung dieſer Pflichten be-
dienet, iſt nicht gering, wenn er die Ehe-Wei-
ber Mit-Erben der Gnade des Lebens nen-
net. Denn hat ſie GOtt ſo werth geachtet, daß
ſie ſowol erloͤſet ſind, und ſowol zum ewigen Le-
ben berufen werden, als die Maͤnner; ſo ſoll man
ſie nicht gering achten, auch der haͤusliche und
eheliche Umgang mit ihnen nicht unheilig ſeyn,
ſondern in der Furcht GOttes gefuͤhret werden.

8. Gnade und Leben ſtehet wohl bey ein-
ander. Denn auf das ewige Leben koͤmmt bey
der Chriſtlichen Religion das allermeiſte an. Und
dieſes iſt eine bloſſe Gnaden-Gabe. Und folg-
lich wird es nicht verdienet, ſondern ererbet. Das
Erbe GOttes aber gehoͤret fuͤr Kinder und Freun-
de GOttes Gal. 3, 29. c. 4, 7.

V. 8.

Endlich aber (τὸ δὲ τέλος, die Summe,
wohin alle Erinnerungen gehen, iſt) ſeyd alle-
ſamt gleich geſinnet, mittleidig, bruͤder-
lich, barmhertzig, freundlich.

Anmerckungen.

1. Es gehen alle dieſe fuͤnf Pflichten auf die

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[551/0553] Cap. 3. v. 6. 7. 8 des erſten Briefes Petri. ne geringe Probe ihrer Uberwindung und ihres Gehorſams gegen GOtt und ihren Ehemann ge- weſen, daß ſie es im Glauben und in der Gelaſ- ſenheit hat geſchehen laſſen. 4. Mit den Worten: hieß ihn Herr, wird geſehen auf den Ort 1 B. Moſ. 18, 12. Es war bey ihr Wort und That zuſammen, alſo daß, wie ſie den Abraham ihren Herrn genennet hat, ſie ihn auch dafuͤr gehalten hat, und es mit ihrer folgſamen Unterthaͤnigkeit erwieſen hat, woran es vielen Eheweibern fehlet; als die es nur bey den Worten laſſen, manche auch wohl ſolche Benennung ihnen ſelbſt fuͤr nachtheilig halten. 5. Da eines Sohn und Tochter ſeyn, al- hier ſoviel heißt, als einem im guten folgen, ſo ſind noch heute zu Tage alle glaͤubige Kinder GOttes des maͤnnlichen und weiblichen Ge- ſchlechts Soͤhne und Toͤchter Abrahams und der Saraͤ. Siehe Gal. 3, 29. c. 4, 31. 6. Mit dem Worte Wohlthun wird wohl inſonderheit auf der Sara ihre Gaſt-Freyheit und groſſe Willigkeit, welche ſie dabey bewieſen hat, 1 B. Moſ. 18, 1. u. f. geſehen: dergleichen Proben auch in andern Faͤllen abzulegen, wohl ohne Zweifel ihre beſtaͤndige Gewohnheit wird geweſen ſeyn. Wie denn dem weiblichen Ge- ſchlechte es vor dem maͤnnlichen wohl anſtehet, daß, da ſie von Natur eines gelindern und mitlei- digern Weſens ſind, ſie ſolchen ihren natuͤrlichen Affect durch die Gnade GOttes heiligen laſſen, und zu allerhand Gutthaͤtigkeit willigſt an- wenden. 6. Und da ſie bey eben dieſer ihrer natuͤrli- chen Beſchaffenheit ſehr geneiget waren zur furchtſamen Bloͤdigkeit, wenn ein Ungewitter der Truͤbſal aufſtieg, und dadurch auch ihren Maͤnnern das Leiden ſo viel ſchwerer machten; ſo warnet der Apoſtel davor. Welche Warnung aber auch hingegen dahin gehet, daß ſie im Glau- ben einen getroſten Muth faſſen, und damit dem Leiden entgegen gehen, oder es uͤbernehmen ſolten. Man conferire hierbey 1 Pet. 3, 14. Pſ. 53, 6. Pſ. 91, 5. Spruͤchw. 3, 25. 26. V. 7. Deſſelbigen gleichen, ihr Maͤnner, wohnet bey ihnen mit Vernunft, und gebet dem welbiſchen, als dem ſchwaͤch- ſten Werckzeuge, ſeine Ehre, als auch Mit-Erben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht verhindert werde. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel redet alhier von Ehe-Leu- ten, welche die Chriſtliche Religion mit einander angenommen hatten. Welches, wo es geſchahe, eine recht geſegnete Sache war. Es mochte auch wohl, nach dem v. 1. gegebenen Rathe ſchon mehrmal das eine Theil von dem andern gewon- nen ſeyn. 2. Die Beywohnung gehet uͤberhaupt auf den gantzen Umgang, welchen Ehe-Leute mit einander haben, und in ſonderheit auf den, welcher der Ehe eigen iſt, und von Paulo 1 Cor. 7, 3. die ſchuldige Freundſchaft genennet wird. 3. Alles ſoll geſchehen κατὰ γνῶσιν, nach der Erkenntniß: ſo wie es den Principiis, oder den Lehren der erkannten und angenommenen Chriſtlichen Religion gemaͤß war. Folglich ſoll alles viehiſche und unvernuͤnftige Weſen eines heydniſchen Verfahrens davon ferne ſeyn. 4. Ein Werckzeug, oder Gevaͤß, iſt ein ie- der Menſch, zuvorderſt GOttes, der ihn zu ſeinen Dienſten gebrauchen will, auch bey andern. Siehe Ap. Geſ. 9, 15. Roͤm. 9, 21. 22. 2 Tim. 2, 21. Und alſo iſt es auch in der Ehe ein Ehe-Weib, zur Zeugung und Erziehung der Kinder, und zur Verwaltung des Haus-Weſens. 5. Schwaͤcher iſt das weibliche Geſchlecht als das maͤnnliche von Natur, zu deſto mehrer Beforderung der Subordination unter den Ehe- Leuten: So wird es noch dazu nach und nach ſehr geſchwaͤchet durch die Schwangerſchaften und Geburten. Und da bey der Schwachheit des Leibes ſich auch mehrere Schwachheit des Ge- muͤths befindet, ſowol am Verſtande in der Er- kenntniß, als am Willen, oder Affecten, ſo ſoll von den Maͤnnern nicht alles ſo genaue genom- men werden, wenn ſie es hier und dar verſehen; zumal da das maͤnnliche Geſchlecht doch auch noch dabey vielen Schwachheiten unterworfen bleibet. 6. Das Ehre geben iſt dem Mißbrauche der maͤnnlichen Herrſchaft und der damit ver- knuͤpften Vorzuͤge entgegen geſetzet. Denn da die Unterthaͤnigkeit der Ehe-Weiber eigentlich nur auf eine rechte Subordination, und alſo auf keine knechtiſche Unterwerfung und Dienſtbar- keit gehet, ſo ſollen ſie nicht veraͤchtlich gehalten werden. Und gleichwie man ſie dagegen im Hertzen lieb und werth zu halten hat, ſo ſoll man ſolches auch ſowol mit der That ſelbſt, als mit Worten und Geberden bezeugen. Das Gegen- theil davon iſt ſo arg, als wenn man ſich von ih- nen beherrſchen laͤßt. 7. Der Bewegungs-Grund, deſſen ſich der Apoſtel bey Einſchaͤrfung dieſer Pflichten be- dienet, iſt nicht gering, wenn er die Ehe-Wei- ber Mit-Erben der Gnade des Lebens nen- net. Denn hat ſie GOtt ſo werth geachtet, daß ſie ſowol erloͤſet ſind, und ſowol zum ewigen Le- ben berufen werden, als die Maͤnner; ſo ſoll man ſie nicht gering achten, auch der haͤusliche und eheliche Umgang mit ihnen nicht unheilig ſeyn, ſondern in der Furcht GOttes gefuͤhret werden. 8. Gnade und Leben ſtehet wohl bey ein- ander. Denn auf das ewige Leben koͤmmt bey der Chriſtlichen Religion das allermeiſte an. Und dieſes iſt eine bloſſe Gnaden-Gabe. Und folg- lich wird es nicht verdienet, ſondern ererbet. Das Erbe GOttes aber gehoͤret fuͤr Kinder und Freun- de GOttes Gal. 3, 29. c. 4, 7. V. 8. Endlich aber (τὸ δὲ τέλος, die Summe, wohin alle Erinnerungen gehen, iſt) ſeyd alle- ſamt gleich geſinnet, mittleidig, bruͤder- lich, barmhertzig, freundlich. Anmerckungen. 1. Es gehen alle dieſe fuͤnf Pflichten auf die Lie-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/553>, abgerufen am 22.11.2024.