Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 5-7. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
b. Eine gläubige Seele ist einem mit Rudern wohl versehenen Schiffe gleich; welches nebst dem guten Winde auch einen guten Steuer- mann vonnöthen hat, und die Arbeit am Ru- der erfordert. Hier heist es: ventis remis- que, beydes bey einander. Der Wind ist eine Figur des Heiligen Geistes mit der Zueig- nung der bewahrenden und zu mehrerm Wachsthum bringenden Gnade: der Glaube ist der Steuermann, und die Liebe leget die Hand an das Ruder. c. Die bewahrende Gnade führet keine Noth- wendigkeit und keinen Zwang mit sich: sinte- mal sonst Petrus sie durch diesen Brief nicht hätte zur Beharrung ermahnen dürfen; wenn sie aus einer Nothwendigkeit ohne das hätten beharren müssen. d. Es ist theils billig, theils auch möglich, daß ein wiedergeborner Christe sich von der Zeit seiner Bekehrung an bis an sein seliges Ende vor allen vorsetzlichen Sünden hüte, und also ohne allen Rückfall aus dem Stande der Gna- den bleibe. Denn wäre es nicht möglich, war- um solte denn der Apostel zu dem Ende diesen Brief geschrieben, und warum solte er den Gläubigen zur Beharrung die Macht und Kraft der bewahrenden Gnade angepriesen haben? e. Wenn man iemanden zur Beharrung im Stande der Gnaden ermahnet, so muß man zuvorderst von ihm versichert seyn, daß er in der Ordnung der Wiedergeburt zu solchem Stande gekommen sey: sonsten man von den Todten das Leben, von den Lahmen das Ge- hen fordert: wie leider oft zu geschehen pfle- get. 12. Zur Warnung, Prüfung und zum a. Wer die Apostolische Lehre von der gar wohl möglichen Beharrung der Gläubigen im Stande der Gnaden bestreitet, der irret und sündiget nicht weniger, als der, der die Be- harrung einer fatalen Nothwendigkeit zu- schreibet: und über das giebet er damit deut- lich genug zu verstehen, daß er nicht wisse, was Wiedergeburt sey, vielweniger selbst im Stande der Gnaden stehe. b. Da man die Macht der bewahrenden Gnade gleichsam zur Besatzung in sich hat, und doch auch noch dabey an der Erb-Sünde einen ar- gen innerlichen Feind behält, so muß man auf diesen ein wachsames Auge halten, daß er nicht mit dem von aussen anlaufenden Feinde, der Welt, conspirire; sintemal die Vestung sonst leicht übergehen, oder, wie Petrus Ep. 2. c. 3, 17. redet, man leicht aus seiner eignen Vestung entfallen kan. c. Jst iemand wegen seiner Beharrung im Stan- de der Gnaden bekümmert, der sehe nicht aufs künftige, da er seines Lebens so ungewiß ist, und ihm vom künftigen auch noch nichts ist befoh- len; sondern er sehe nur auf die gegenwärtige Zeit, und suche sich darinn treu zu beweisen, und bringe zu einem ieden Tag den Vorsatz der fernern Treue, und traue im übrigen der [Spaltenumbruch] Macht der bewahrenden Gnade GOttes, so wird es ihm an der Beständigkeit nicht fehlen. d. Erkennet dich die Welt für kein Kind GOt- tes, und du bist es doch; so ists kein Wunder, weil deine Seligkeit auch dir selbst, wieviel mehr denn ihr, noch so verborgen ist. Aber Trosts genug, daß sie gewiß soll offenbaret werden! Alsdenn wird der Gerechte ste- hen mit grosser Freudigkeit wider die, so ihn geängstet haben, und so seine Ar- beit verworfen haben! wenn dieselben denn solches sehen, werden sie grausam erschrecken vor solcher Seligkeit, der sie sich nicht versehen hätten, u. s. w. Weish. 5, 1. u. f. V. 6. 7. Jn welcher (letzten Zeit) ihr euch freu- Anmerckungen. 1. Wir finden in diesen Worten drey 2. Jm sechsten Verse gedencket der Apostel 3. Von der Freude gebrauchet der Apostel behut- S s s 2
Cap. 1. v. 5-7. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
b. Eine glaͤubige Seele iſt einem mit Rudern wohl verſehenen Schiffe gleich; welches nebſt dem guten Winde auch einen guten Steuer- mann vonnoͤthen hat, und die Arbeit am Ru- der erfordert. Hier heiſt es: ventis remis- que, beydes bey einander. Der Wind iſt eine Figur des Heiligen Geiſtes mit der Zueig- nung der bewahrenden und zu mehrerm Wachsthum bringenden Gnade: der Glaube iſt der Steuermann, und die Liebe leget die Hand an das Ruder. c. Die bewahrende Gnade fuͤhret keine Noth- wendigkeit und keinen Zwang mit ſich: ſinte- mal ſonſt Petrus ſie durch dieſen Brief nicht haͤtte zur Beharrung ermahnen duͤrfen; wenn ſie aus einer Nothwendigkeit ohne das haͤtten beharren muͤſſen. d. Es iſt theils billig, theils auch moͤglich, daß ein wiedergeborner Chriſte ſich von der Zeit ſeiner Bekehrung an bis an ſein ſeliges Ende vor allen vorſetzlichen Suͤnden huͤte, und alſo ohne allen Ruͤckfall aus dem Stande der Gna- den bleibe. Denn waͤre es nicht moͤglich, war- um ſolte denn der Apoſtel zu dem Ende dieſen Brief geſchrieben, und warum ſolte er den Glaͤubigen zur Beharrung die Macht und Kraft der bewahrenden Gnade angeprieſen haben? e. Wenn man iemanden zur Beharrung im Stande der Gnaden ermahnet, ſo muß man zuvorderſt von ihm verſichert ſeyn, daß er in der Ordnung der Wiedergeburt zu ſolchem Stande gekommen ſey: ſonſten man von den Todten das Leben, von den Lahmen das Ge- hen fordert: wie leider oft zu geſchehen pfle- get. 12. Zur Warnung, Pruͤfung und zum a. Wer die Apoſtoliſche Lehre von der gar wohl moͤglichen Beharrung der Glaͤubigen im Stande der Gnaden beſtreitet, der irret und ſuͤndiget nicht weniger, als der, der die Be- harrung einer fatalen Nothwendigkeit zu- ſchreibet: und uͤber das giebet er damit deut- lich genug zu verſtehen, daß er nicht wiſſe, was Wiedergeburt ſey, vielweniger ſelbſt im Stande der Gnaden ſtehe. b. Da man die Macht der bewahrenden Gnade gleichſam zur Beſatzung in ſich hat, und doch auch noch dabey an der Erb-Suͤnde einen ar- gen innerlichen Feind behaͤlt, ſo muß man auf dieſen ein wachſames Auge halten, daß er nicht mit dem von auſſen anlaufenden Feinde, der Welt, conſpirire; ſintemal die Veſtung ſonſt leicht uͤbergehen, oder, wie Petrus Ep. 2. c. 3, 17. redet, man leicht aus ſeiner eignen Veſtung entfallen kan. c. Jſt iemand wegen ſeiner Beharrung im Stan- de der Gnaden bekuͤmmert, der ſehe nicht aufs kuͤnftige, da er ſeines Lebens ſo ungewiß iſt, und ihm vom kuͤnftigen auch noch nichts iſt befoh- len; ſondern er ſehe nur auf die gegenwaͤrtige Zeit, und ſuche ſich darinn treu zu beweiſen, und bringe zu einem ieden Tag den Vorſatz der fernern Treue, und traue im uͤbrigen der [Spaltenumbruch] Macht der bewahrenden Gnade GOttes, ſo wird es ihm an der Beſtaͤndigkeit nicht fehlen. d. Erkennet dich die Welt fuͤr kein Kind GOt- tes, und du biſt es doch; ſo iſts kein Wunder, weil deine Seligkeit auch dir ſelbſt, wieviel mehr denn ihr, noch ſo verborgen iſt. Aber Troſts genug, daß ſie gewiß ſoll offenbaret werden! Alsdenn wird der Gerechte ſte- hen mit groſſer Freudigkeit wider die, ſo ihn geaͤngſtet haben, und ſo ſeine Ar- beit verworfen haben! wenn dieſelben denn ſolches ſehen, werden ſie grauſam erſchrecken vor ſolcher Seligkeit, der ſie ſich nicht verſehen haͤtten, u. ſ. w. Weish. 5, 1. u. f. V. 6. 7. Jn welcher (letzten Zeit) ihr euch freu- Anmerckungen. 1. Wir finden in dieſen Worten drey 2. Jm ſechſten Verſe gedencket der Apoſtel 3. Von der Freude gebrauchet der Apoſtel behut- S s s 2
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Cap. 1. v. 5-7. des erſten Briefes Petri.
b. Eine glaͤubige Seele iſt einem mit Rudern
wohl verſehenen Schiffe gleich; welches nebſt
dem guten Winde auch einen guten Steuer-
mann vonnoͤthen hat, und die Arbeit am Ru-
der erfordert. Hier heiſt es: ventis remis-
que, beydes bey einander. Der Wind iſt
eine Figur des Heiligen Geiſtes mit der Zueig-
nung der bewahrenden und zu mehrerm
Wachsthum bringenden Gnade: der Glaube
iſt der Steuermann, und die Liebe leget die
Hand an das Ruder.
c. Die bewahrende Gnade fuͤhret keine Noth-
wendigkeit und keinen Zwang mit ſich: ſinte-
mal ſonſt Petrus ſie durch dieſen Brief nicht
haͤtte zur Beharrung ermahnen duͤrfen; wenn
ſie aus einer Nothwendigkeit ohne das haͤtten
beharren muͤſſen.
d. Es iſt theils billig, theils auch moͤglich, daß
ein wiedergeborner Chriſte ſich von der Zeit
ſeiner Bekehrung an bis an ſein ſeliges Ende
vor allen vorſetzlichen Suͤnden huͤte, und alſo
ohne allen Ruͤckfall aus dem Stande der Gna-
den bleibe. Denn waͤre es nicht moͤglich, war-
um ſolte denn der Apoſtel zu dem Ende dieſen
Brief geſchrieben, und warum ſolte er den
Glaͤubigen zur Beharrung die Macht und
Kraft der bewahrenden Gnade angeprieſen
haben?
e. Wenn man iemanden zur Beharrung im
Stande der Gnaden ermahnet, ſo muß man
zuvorderſt von ihm verſichert ſeyn, daß er in
der Ordnung der Wiedergeburt zu ſolchem
Stande gekommen ſey: ſonſten man von den
Todten das Leben, von den Lahmen das Ge-
hen fordert: wie leider oft zu geſchehen pfle-
get.
12. Zur Warnung, Pruͤfung und zum
Troſte dienen folgende Erinnerungen:
a. Wer die Apoſtoliſche Lehre von der gar wohl
moͤglichen Beharrung der Glaͤubigen im
Stande der Gnaden beſtreitet, der irret und
ſuͤndiget nicht weniger, als der, der die Be-
harrung einer fatalen Nothwendigkeit zu-
ſchreibet: und uͤber das giebet er damit deut-
lich genug zu verſtehen, daß er nicht wiſſe, was
Wiedergeburt ſey, vielweniger ſelbſt im
Stande der Gnaden ſtehe.
b. Da man die Macht der bewahrenden Gnade
gleichſam zur Beſatzung in ſich hat, und doch
auch noch dabey an der Erb-Suͤnde einen ar-
gen innerlichen Feind behaͤlt, ſo muß man auf
dieſen ein wachſames Auge halten, daß er
nicht mit dem von auſſen anlaufenden Feinde,
der Welt, conſpirire; ſintemal die Veſtung
ſonſt leicht uͤbergehen, oder, wie Petrus Ep.
2. c. 3, 17. redet, man leicht aus ſeiner eignen
Veſtung entfallen kan.
c. Jſt iemand wegen ſeiner Beharrung im Stan-
de der Gnaden bekuͤmmert, der ſehe nicht aufs
kuͤnftige, da er ſeines Lebens ſo ungewiß iſt, und
ihm vom kuͤnftigen auch noch nichts iſt befoh-
len; ſondern er ſehe nur auf die gegenwaͤrtige
Zeit, und ſuche ſich darinn treu zu beweiſen,
und bringe zu einem ieden Tag den Vorſatz
der fernern Treue, und traue im uͤbrigen der
Macht der bewahrenden Gnade GOttes, ſo
wird es ihm an der Beſtaͤndigkeit nicht fehlen.
d. Erkennet dich die Welt fuͤr kein Kind GOt-
tes, und du biſt es doch; ſo iſts kein Wunder,
weil deine Seligkeit auch dir ſelbſt, wieviel
mehr denn ihr, noch ſo verborgen iſt. Aber
Troſts genug, daß ſie gewiß ſoll offenbaret
werden! Alsdenn wird der Gerechte ſte-
hen mit groſſer Freudigkeit wider die,
ſo ihn geaͤngſtet haben, und ſo ſeine Ar-
beit verworfen haben! wenn dieſelben
denn ſolches ſehen, werden ſie grauſam
erſchrecken vor ſolcher Seligkeit, der ſie
ſich nicht verſehen haͤtten, u. ſ. w. Weish.
5, 1. u. f.
V. 6. 7.
Jn welcher (letzten Zeit) ihr euch freu-
en werdet, die ihr itzt eine kleine Zeit, (wo
es ſeyn ſoll,) traurig ſeyd in mancherley An-
fechtungen: aufdaß euer Glaube recht-
ſchaffen und viel koͤſtlicher erfunden wer-
de, denn das vergaͤngliche Gold, das
durchs Feuer bewaͤhret wird, zu Lob,
Preiß und Ehren, (GOttes und der Be-
waͤhrten,) wenn nun offenbaret wird JE-
ſus Chriſtus.
Anmerckungen.
1. Wir finden in dieſen Worten drey
Stuͤcke: erſtlich die Zeit des Leidens: hernach
den herrlichen Nutzen, welchen der Glaube
davon hat: und denn das ſelige Ende, welches
darauf erfolget.
2. Jm ſechſten Verſe gedencket der Apoſtel
der Freuden und der Leiden zugleich: wie denn
gemeiniglich beydes bey einander iſt. Behaͤlt
man das Wort ἀγαλλιᾶσϑε, wie es ſtehet, im
præſenti indicativo, oder imperativo, ſo
heiſſet das ἐν ᾧ, daruͤber, wie Luc. 10, 20.
Phil. 1, 18. u. ſ. w. und gehen dieſe Woͤrtlein
auf den gantzen vorhergehenden Context, dar-
inn der Apoſtel die herrlichen Heyls-Guͤter an-
gefuͤhret hat, woruͤber die Glaͤubigen ſich zu
freuen billig Urſache hatten. Lutherus hat das
verbum dem Sinne nach im futuro angenom-
men, und daher die Woͤrter ἐν ᾧ von der letz-
tern Zeit verſtanden; welcher ſenſus auch gar
nicht unfuͤglich iſt.
3. Von der Freude gebrauchet der Apoſtel
ein ſolches Wort, welches auf eine ſolche Fuͤlle
der Freude des Hertzens gehet, die auch aͤuſſer-
lich in freudigen Worten, Geberden und Wer-
cken ausbricht. Unſer Heyland ſetzet bey dem
Matthaͤo beydes, das innere und aͤuſſere, zu-
ſammen, wenn er c. 5, 12. ſpricht: χαίρετε καὶ
ἀγαλλιᾶσϑε, ſeyd froͤlich und getroſt (huͤpfet
gleichſam vor Freuden,) es wird euch im Him-
mel wohl belohnet werden. Von ſolcher
Freude redet David, wenn er Pſ. 84, 3. ſaget:
Mein Leib und Seele freuen ſich in dem
lebendigen GOTT. Eine ſolche durch die
freudigſten Geberden ausbrechende Hertzens-
Freude bewieſe David an ſich, als er die Bun-
des-Lade in ſeine Stadt heimholete, 2 Sam. 6,
12-14. welches irdiſch-geſinnete Leute aus un-
behut-
S s s 2
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