Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Richtige und erbauliche Erklärung
II. Historische Nachricht von diesem
ersten Briefe Petri.

Jnnhalt:

Die Gemeinen, an welche er geschrieben ist. §. I.
Der Ort, wo? §. II.
Die Zeit, wenn er geschrieben. §. III.
Die Veranlassung zum Schreiben. §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Jnnhalt und Zweck. §. V.
Die fürnehmsten Lehren darinnen. §. VI.
Schwere Oerter. §. VII.
Die hinzugefügte Exegetische Eintheilung. §. VIII.

§. I.

DJe Gemeinen/ an welche der
Brief geschrieben: diese waren
sonderlich die aus der Judischen
Nation zu Christo bekehrete, und
in vielen Ländern Asiens, welcher
zum theil c. 1, 1. namentlich gedacht wird, unter
den Heyden zerstreuet-lebende gläubige Christen:
an welche auch Jacobus seinen Brief gestellet
hat. Weil aber die gläubigen Juden mit den
aus den Heyden Bekehrten allenthalben einerley
Gemeinen ausmachten; so ist denn auch zugleich
diesen der Brief gewidmet. Wie er denn auch
c. 4, 3. 4. seine Rede fürnemlich an die gläubigen
Heyden richtet.

§. II. Der Ort/ wo der Brief geschrie-
ben, ist Babylon, die grosse und ehemals sehr
berühmte Haupt-Stadt in Chaldäa: woselbst
nach der Babylonischen Gefängniß sehr viele Ju-
den geblieben waren, woselbst sie auch ihre be-
rühmtesten Synagogen und Schulen gehabt ha-
ben. Einige Alten haben mit Hieronymo die-
ses Wort von Rom verstanden, aus Anleitung
des Prophetischen stili in der Offenbarung Jo-
hannis c. 14, 8. c. 16, 19. c. 17, 5. c. 18, 2. 10. 21.
allein ohne allen Grund, sintemal man den
Brieflichen stilum mit dem Prophetischen nicht
confundiren muß.

§. III. Die Zeit dieses geschriebenen
Briefes kan nicht eigentlich gesetzet werden. Er
scheinet aber nicht lange vor dem andern Briefe
gestellet zu seyn. Und da der Apostel im andern sei-
nes instehenden Endes gedencket, c. 1, 14. dieses
aber im Jahr Christi 68. erfolget seyn soll; so
mag der erste Brief wol um das Jahr 60. ohn-
gefehr, das ist, kurtz vorher, oder nachher ge-
schrieben seyn: wie denn Petrus in den ersten
und mittlern Jahren seines Apostel-Amts nach
der Anweisung Lucä sich am meisten zu Jerusalem
aufgehalten hat. C. 10. 12. 15. So ist auch be-
kannt, daß die Gemeinen, an welche er schrei-
bet, vorher fürnemlich von Paulo in den Län-
dern Asiens sind gepflantzet worden. Daher man
aufs neue einige Anzeigung von der Zeit dieses
Briefes nehmen kan; daß er nemlich zu den letz-
tern Jahren Petri zu rechnen sey. Hierzu kömmt
auch die Erwehnung Silvani c. 4, 12. denn da
dieser eben der Silvanus, oder Silas gewesen
ist, der Pauli Collega und Gefährte auf vielen
Reisen war, Ap. Gesch. 15, 40. c. 16, 19. 25. 29.
17, 14. den er sich auch in den beyden Briefen
an die Thessalonicher mit dem Timotheo bey der
Zuschrift zur Seite setzet: und er sich zur Zeit die-
ses von Petro geschriebenen Briefes bey ihm
[Spaltenumbruch] aufgehalten hat; so erkennet man daraus aufs
neue, daß der Brief ziemlich späte geschrieben
seyn müsse.

§. IV. Die Veranlassung zu diesem
Briefe; welche war

1. Uberhaupt das sonderlich an die Judische Na-
tion
Petro anvertrauete Apostel-Amt. Gal.
2, 9. u. f. daher er sich vor andern Aposteln
verbunden erachtete, ihr auch schriftlich zu die-
nen.
2. Jnsonderheit die Leiden, darinnen sich die
Gläubigen theils unter den abgöttischen Hey-
den, theils unter den ungläubigen Juden be-
funden, und der übrige erkannte Zustand der
Gemeinen, wie sie theils nach der Lehre, theils
nach dem Leben eine mehrere Bevestigung und
Aufmunterung gebrauchten.

§. V. Der Jnnhalt und Zweck dieses
Briefes ist aus der Veranlassung leichtlich zu
erkennen: nemlich Petrus suchet, nach seinem
sonderlich auf die Judenschaft gerichteten Apo-
stolischen Amte, die gläubigen Juden unter ih-
rem vielen Leiden, welches sie um Christi willen
über sich zu nehmen hatten, zu stärcken, und sie
dabey im Glauben an Christum, und in den zum
Grunde und zur Ordnung des Heyls gehörigen
Lehr-Puncten immer mehr zu bevestigen, und
zu einem fernern rechtschaffnen, nicht allein un-
anstößigen, sondern auch rechtschaffnen Wan-
del im Christenthum zu erwecken.

§. VI. Die fürnehmsten Lehren/
nebst den darinn vorkommenden nachdrückli-
chen Redens-Arten
und Worten; welche
sind:

1. Die, von der Heiligen Dreyeinigkeit im Wer-
cke der Seligkeit. c. 1, 2.
2. Von der Wiedergeburt, c. 1, 3. 4. c. 2, 23.
3. Vom ewigen Leben, c. 1, 4. 5. 6. u. f.
4. Von der Art und dem Nutzen des Creutzes.
v. 6. 7. Siehe auch c. 4, 12. 13. 14. c. 5, 10.
5. Von der Herrlichkeit des Evangelii und der
davon entstehenden Seligkeit, v. 10. 11. 12.
6. Von dem dem Evangelio würdigen Wan-
del, v. 13-17. Siehe auch c. 2, 8. u. f.
7. Von der Erlösung Christi und deroselben
würdigen Anwendung, v. 18. u. f. Siehe
auch c. 2, 24. c. 3, 18.
8. Vom Wachsthum nach dem Evangelio. c.
2, 2. 3.
9. Vom geistlichen Priesterthum, v. 5. 9.
10. Von Christo, dem Grunde der Kirche und
alles Heyls, v. 6. 7. 8.
11. Von
Richtige und erbauliche Erklaͤrung
II. Hiſtoriſche Nachricht von dieſem
erſten Briefe Petri.

Jnnhalt:

Die Gemeinen, an welche er geſchrieben iſt. §. I.
Der Ort, wo? §. II.
Die Zeit, wenn er geſchrieben. §. III.
Die Veranlaſſung zum Schreiben. §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Jnnhalt und Zweck. §. V.
Die fuͤrnehmſten Lehren darinnen. §. VI.
Schwere Oerter. §. VII.
Die hinzugefuͤgte Exegetiſche Eintheilung. §. VIII.

§. I.

DJe Gemeinen/ an welche der
Brief geſchrieben: dieſe waren
ſonderlich die aus der Judiſchen
Nation zu Chriſto bekehrete, und
in vielen Laͤndern Aſiens, welcher
zum theil c. 1, 1. namentlich gedacht wird, unter
den Heyden zerſtreuet-lebende glaͤubige Chriſten:
an welche auch Jacobus ſeinen Brief geſtellet
hat. Weil aber die glaͤubigen Juden mit den
aus den Heyden Bekehrten allenthalben einerley
Gemeinen ausmachten; ſo iſt denn auch zugleich
dieſen der Brief gewidmet. Wie er denn auch
c. 4, 3. 4. ſeine Rede fuͤrnemlich an die glaͤubigen
Heyden richtet.

§. II. Der Ort/ wo der Brief geſchrie-
ben, iſt Babylon, die groſſe und ehemals ſehr
beruͤhmte Haupt-Stadt in Chaldaͤa: woſelbſt
nach der Babyloniſchen Gefaͤngniß ſehr viele Ju-
den geblieben waren, woſelbſt ſie auch ihre be-
ruͤhmteſten Synagogen und Schulen gehabt ha-
ben. Einige Alten haben mit Hieronymo die-
ſes Wort von Rom verſtanden, aus Anleitung
des Prophetiſchen ſtili in der Offenbarung Jo-
hannis c. 14, 8. c. 16, 19. c. 17, 5. c. 18, 2. 10. 21.
allein ohne allen Grund, ſintemal man den
Brieflichen ſtilum mit dem Prophetiſchen nicht
confundiren muß.

§. III. Die Zeit dieſes geſchriebenen
Briefes kan nicht eigentlich geſetzet werden. Er
ſcheinet aber nicht lange vor dem andern Briefe
geſtellet zu ſeyn. Und da der Apoſtel im andern ſei-
nes inſtehenden Endes gedencket, c. 1, 14. dieſes
aber im Jahr Chriſti 68. erfolget ſeyn ſoll; ſo
mag der erſte Brief wol um das Jahr 60. ohn-
gefehr, das iſt, kurtz vorher, oder nachher ge-
ſchrieben ſeyn: wie denn Petrus in den erſten
und mittlern Jahren ſeines Apoſtel-Amts nach
der Anweiſung Lucaͤ ſich am meiſten zu Jeruſalem
aufgehalten hat. C. 10. 12. 15. So iſt auch be-
kannt, daß die Gemeinen, an welche er ſchrei-
bet, vorher fuͤrnemlich von Paulo in den Laͤn-
dern Aſiens ſind gepflantzet worden. Daher man
aufs neue einige Anzeigung von der Zeit dieſes
Briefes nehmen kan; daß er nemlich zu den letz-
tern Jahren Petri zu rechnen ſey. Hierzu koͤmmt
auch die Erwehnung Silvani c. 4, 12. denn da
dieſer eben der Silvanus, oder Silas geweſen
iſt, der Pauli Collega und Gefaͤhrte auf vielen
Reiſen war, Ap. Geſch. 15, 40. c. 16, 19. 25. 29.
17, 14. den er ſich auch in den beyden Briefen
an die Theſſalonicher mit dem Timotheo bey der
Zuſchrift zur Seite ſetzet: und er ſich zur Zeit die-
ſes von Petro geſchriebenen Briefes bey ihm
[Spaltenumbruch] aufgehalten hat; ſo erkennet man daraus aufs
neue, daß der Brief ziemlich ſpaͤte geſchrieben
ſeyn muͤſſe.

§. IV. Die Veranlaſſung zu dieſem
Briefe; welche war

1. Uberhaupt das ſonderlich an die Judiſche Na-
tion
Petro anvertrauete Apoſtel-Amt. Gal.
2, 9. u. f. daher er ſich vor andern Apoſteln
verbunden erachtete, ihr auch ſchriftlich zu die-
nen.
2. Jnſonderheit die Leiden, darinnen ſich die
Glaͤubigen theils unter den abgoͤttiſchen Hey-
den, theils unter den unglaͤubigen Juden be-
funden, und der uͤbrige erkannte Zuſtand der
Gemeinen, wie ſie theils nach der Lehre, theils
nach dem Leben eine mehrere Beveſtigung und
Aufmunterung gebrauchten.

§. V. Der Jnnhalt und Zweck dieſes
Briefes iſt aus der Veranlaſſung leichtlich zu
erkennen: nemlich Petrus ſuchet, nach ſeinem
ſonderlich auf die Judenſchaft gerichteten Apo-
ſtoliſchen Amte, die glaͤubigen Juden unter ih-
rem vielen Leiden, welches ſie um Chriſti willen
uͤber ſich zu nehmen hatten, zu ſtaͤrcken, und ſie
dabey im Glauben an Chriſtum, und in den zum
Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤrigen
Lehr-Puncten immer mehr zu beveſtigen, und
zu einem fernern rechtſchaffnen, nicht allein un-
anſtoͤßigen, ſondern auch rechtſchaffnen Wan-
del im Chriſtenthum zu erwecken.

§. VI. Die fuͤrnehmſten Lehren/
nebſt den darinn vorkommenden nachdruͤckli-
chen Redens-Arten
und Worten; welche
ſind:

1. Die, von der Heiligen Dreyeinigkeit im Wer-
cke der Seligkeit. c. 1, 2.
2. Von der Wiedergeburt, c. 1, 3. 4. c. 2, 23.
3. Vom ewigen Leben, c. 1, 4. 5. 6. u. f.
4. Von der Art und dem Nutzen des Creutzes.
v. 6. 7. Siehe auch c. 4, 12. 13. 14. c. 5, 10.
5. Von der Herrlichkeit des Evangelii und der
davon entſtehenden Seligkeit, v. 10. 11. 12.
6. Von dem dem Evangelio wuͤrdigen Wan-
del, v. 13-17. Siehe auch c. 2, 8. u. f.
7. Von der Erloͤſung Chriſti und deroſelben
wuͤrdigen Anwendung, v. 18. u. f. Siehe
auch c. 2, 24. c. 3, 18.
8. Vom Wachsthum nach dem Evangelio. c.
2, 2. 3.
9. Vom geiſtlichen Prieſterthum, v. 5. 9.
10. Von Chriſto, dem Grunde der Kirche und
alles Heyls, v. 6. 7. 8.
11. Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0496" n="494"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Richtige und erbauliche Erkla&#x0364;rung</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Hi&#x017F;tori&#x017F;che Nachricht von die&#x017F;em<lb/>
er&#x017F;ten Briefe Petri.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jnnhalt:</hi> </hi><lb/>
              <list>
                <item>Die Gemeinen, an welche er ge&#x017F;chrieben i&#x017F;t. §. <hi rendition="#aq">I.</hi></item><lb/>
                <item>Der Ort, wo? §. <hi rendition="#aq">II.</hi></item><lb/>
                <item>Die Zeit, wenn er ge&#x017F;chrieben. §. <hi rendition="#aq">III.</hi></item><lb/>
                <item>Die Veranla&#x017F;&#x017F;ung zum Schreiben. §. <hi rendition="#aq">IV.</hi></item>
              </list><lb/>
              <cb/>
              <list>
                <item>Der Jnnhalt und Zweck. §. <hi rendition="#aq">V.</hi></item><lb/>
                <item>Die fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Lehren darinnen. §. <hi rendition="#aq">VI.</hi></item><lb/>
                <item>Schwere Oerter. §. <hi rendition="#aq">VII.</hi></item><lb/>
                <item>Die hinzugefu&#x0364;gte <hi rendition="#aq">Exegeti</hi>&#x017F;che Eintheilung. §. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></item>
              </list>
            </p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">§. <hi rendition="#aq">I.</hi></hi> </hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">Je Gemeinen/</hi> an welche der<lb/>
Brief ge&#x017F;chrieben: die&#x017F;e waren<lb/>
&#x017F;onderlich die aus der Judi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi> zu Chri&#x017F;to bekehrete, und<lb/>
in vielen La&#x0364;ndern A&#x017F;iens, welcher<lb/>
zum theil c. 1, 1. namentlich gedacht wird, unter<lb/>
den Heyden zer&#x017F;treuet-lebende gla&#x0364;ubige Chri&#x017F;ten:<lb/>
an welche auch Jacobus &#x017F;einen Brief ge&#x017F;tellet<lb/>
hat. Weil aber die gla&#x0364;ubigen Juden mit den<lb/>
aus den Heyden Bekehrten allenthalben einerley<lb/>
Gemeinen ausmachten; &#x017F;o i&#x017F;t denn auch zugleich<lb/>
die&#x017F;en der Brief gewidmet. Wie er denn auch<lb/>
c. 4, 3. 4. &#x017F;eine Rede fu&#x0364;rnemlich an die gla&#x0364;ubigen<lb/>
Heyden richtet.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">II.</hi> Der <hi rendition="#fr">Ort/</hi> wo der Brief ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Babylon,</hi> die gro&#x017F;&#x017F;e und ehemals &#x017F;ehr<lb/>
beru&#x0364;hmte Haupt-Stadt in Chalda&#x0364;a: wo&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nach der Babyloni&#x017F;chen Gefa&#x0364;ngniß &#x017F;ehr viele Ju-<lb/>
den geblieben waren, wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie auch ihre be-<lb/>
ru&#x0364;hmte&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Synagog</hi>en und Schulen gehabt ha-<lb/>
ben. Einige Alten haben mit <hi rendition="#aq">Hieronymo</hi> die-<lb/>
&#x017F;es Wort von Rom ver&#x017F;tanden, aus Anleitung<lb/>
des Propheti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">&#x017F;tili</hi> in der Offenbarung Jo-<lb/>
hannis c. 14, 8. c. 16, 19. c. 17, 5. c. 18, 2. 10. 21.<lb/>
allein ohne allen Grund, &#x017F;intemal man den<lb/>
Brieflichen <hi rendition="#aq">&#x017F;tilum</hi> mit dem Propheti&#x017F;chen nicht<lb/><hi rendition="#aq">confundir</hi>en muß.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">III.</hi> Die <hi rendition="#fr">Zeit</hi> die&#x017F;es ge&#x017F;chriebenen<lb/>
Briefes kan nicht eigentlich ge&#x017F;etzet werden. Er<lb/>
&#x017F;cheinet aber nicht lange vor dem andern Briefe<lb/>
ge&#x017F;tellet zu &#x017F;eyn. Und da der Apo&#x017F;tel im andern &#x017F;ei-<lb/>
nes in&#x017F;tehenden Endes gedencket, c. 1, 14. die&#x017F;es<lb/>
aber im Jahr Chri&#x017F;ti 68. erfolget &#x017F;eyn &#x017F;oll; &#x017F;o<lb/>
mag der er&#x017F;te Brief wol um das Jahr 60. ohn-<lb/>
gefehr, das i&#x017F;t, kurtz vorher, oder nachher ge-<lb/>
&#x017F;chrieben &#x017F;eyn: wie denn Petrus in den er&#x017F;ten<lb/>
und mittlern Jahren &#x017F;eines Apo&#x017F;tel-Amts nach<lb/>
der Anwei&#x017F;ung Luca&#x0364; &#x017F;ich am mei&#x017F;ten zu Jeru&#x017F;alem<lb/>
aufgehalten hat. C. 10. 12. 15. So i&#x017F;t auch be-<lb/>
kannt, daß die Gemeinen, an welche er &#x017F;chrei-<lb/>
bet, vorher fu&#x0364;rnemlich von Paulo in den La&#x0364;n-<lb/>
dern A&#x017F;iens &#x017F;ind gepflantzet worden. Daher man<lb/>
aufs neue einige Anzeigung von der Zeit die&#x017F;es<lb/>
Briefes nehmen kan; daß er nemlich zu den letz-<lb/>
tern Jahren Petri zu rechnen &#x017F;ey. Hierzu ko&#x0364;mmt<lb/>
auch die Erwehnung Silvani c. 4, 12. denn da<lb/>
die&#x017F;er eben der Silvanus, oder Silas gewe&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t, der Pauli <hi rendition="#aq">Collega</hi> und Gefa&#x0364;hrte auf vielen<lb/>
Rei&#x017F;en war, Ap. Ge&#x017F;ch. 15, 40. c. 16, 19. 25. 29.<lb/>
17, 14. den er &#x017F;ich auch in den beyden Briefen<lb/>
an die The&#x017F;&#x017F;alonicher mit dem Timotheo bey der<lb/>
Zu&#x017F;chrift zur Seite &#x017F;etzet: und er &#x017F;ich zur Zeit die-<lb/>
&#x017F;es von Petro ge&#x017F;chriebenen Briefes bey ihm<lb/><cb/>
aufgehalten hat; &#x017F;o erkennet man daraus aufs<lb/>
neue, daß der Brief ziemlich &#x017F;pa&#x0364;te ge&#x017F;chrieben<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Die <hi rendition="#fr">Veranla&#x017F;&#x017F;ung</hi> zu die&#x017F;em<lb/>
Briefe; welche war</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Uberhaupt das &#x017F;onderlich an die Judi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Na-<lb/>
tion</hi> Petro anvertrauete Apo&#x017F;tel-Amt. Gal.<lb/>
2, 9. u. f. daher er &#x017F;ich vor andern Apo&#x017F;teln<lb/>
verbunden erachtete, ihr auch &#x017F;chriftlich zu die-<lb/>
nen.</item><lb/>
            <item>2. Jn&#x017F;onderheit die Leiden, darinnen &#x017F;ich die<lb/>
Gla&#x0364;ubigen theils unter den abgo&#x0364;tti&#x017F;chen Hey-<lb/>
den, theils unter den ungla&#x0364;ubigen Juden be-<lb/>
funden, und der u&#x0364;brige erkannte Zu&#x017F;tand der<lb/>
Gemeinen, wie &#x017F;ie theils nach der Lehre, theils<lb/>
nach dem Leben eine mehrere Beve&#x017F;tigung und<lb/>
Aufmunterung gebrauchten.</item>
          </list><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">V.</hi> Der <hi rendition="#fr">Jnnhalt</hi> und <hi rendition="#fr">Zweck</hi> die&#x017F;es<lb/>
Briefes i&#x017F;t aus der Veranla&#x017F;&#x017F;ung leichtlich zu<lb/>
erkennen: nemlich Petrus &#x017F;uchet, nach &#x017F;einem<lb/>
&#x017F;onderlich auf die Juden&#x017F;chaft gerichteten Apo-<lb/>
&#x017F;toli&#x017F;chen Amte, die gla&#x0364;ubigen Juden unter ih-<lb/>
rem vielen Leiden, welches &#x017F;ie um Chri&#x017F;ti willen<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich zu nehmen hatten, zu &#x017F;ta&#x0364;rcken, und &#x017F;ie<lb/>
dabey im Glauben an Chri&#x017F;tum, und in den zum<lb/>
Grunde und zur Ordnung des Heyls geho&#x0364;rigen<lb/>
Lehr-Puncten immer mehr zu beve&#x017F;tigen, und<lb/>
zu einem fernern recht&#x017F;chaffnen, nicht allein un-<lb/>
an&#x017F;to&#x0364;ßigen, &#x017F;ondern auch recht&#x017F;chaffnen Wan-<lb/>
del im Chri&#x017F;tenthum zu erwecken.</p><lb/>
          <p>§. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Die <hi rendition="#fr">fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Lehren/</hi><lb/>
neb&#x017F;t den darinn vorkommenden <hi rendition="#fr">nachdru&#x0364;ckli-<lb/>
chen Redens-Arten</hi> und <hi rendition="#fr">Worten;</hi> welche<lb/>
&#x017F;ind:</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Die, von der Heiligen Dreyeinigkeit im Wer-<lb/>
cke der Seligkeit. c. 1, 2.</item><lb/>
            <item>2. Von der Wiedergeburt, c. 1, 3. 4. c. 2, 23.</item><lb/>
            <item>3. Vom ewigen Leben, c. 1, 4. 5. 6. u. f.</item><lb/>
            <item>4. Von der Art und dem Nutzen des Creutzes.<lb/>
v. 6. 7. Siehe auch c. 4, 12. 13. 14. c. 5, 10.</item><lb/>
            <item>5. Von der Herrlichkeit des Evangelii und der<lb/>
davon ent&#x017F;tehenden Seligkeit, v. 10. 11. 12.</item><lb/>
            <item>6. Von dem dem Evangelio wu&#x0364;rdigen Wan-<lb/>
del, v. 13-17. Siehe auch c. 2, 8. u. f.</item><lb/>
            <item>7. Von der Erlo&#x0364;&#x017F;ung Chri&#x017F;ti und dero&#x017F;elben<lb/>
wu&#x0364;rdigen Anwendung, v. 18. u. f. Siehe<lb/>
auch c. 2, 24. c. 3, 18.</item><lb/>
            <item>8. Vom Wachsthum nach dem Evangelio. c.<lb/>
2, 2. 3.</item><lb/>
            <item>9. Vom gei&#x017F;tlichen Prie&#x017F;terthum, v. 5. 9.</item><lb/>
            <item>10. Von Chri&#x017F;to, dem Grunde der Kirche und<lb/>
alles Heyls, v. 6. 7. 8.</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">11. Von</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[494/0496] Richtige und erbauliche Erklaͤrung II. Hiſtoriſche Nachricht von dieſem erſten Briefe Petri. Jnnhalt: Die Gemeinen, an welche er geſchrieben iſt. §. I. Der Ort, wo? §. II. Die Zeit, wenn er geſchrieben. §. III. Die Veranlaſſung zum Schreiben. §. IV. Der Jnnhalt und Zweck. §. V. Die fuͤrnehmſten Lehren darinnen. §. VI. Schwere Oerter. §. VII. Die hinzugefuͤgte Exegetiſche Eintheilung. §. VIII. §. I. DJe Gemeinen/ an welche der Brief geſchrieben: dieſe waren ſonderlich die aus der Judiſchen Nation zu Chriſto bekehrete, und in vielen Laͤndern Aſiens, welcher zum theil c. 1, 1. namentlich gedacht wird, unter den Heyden zerſtreuet-lebende glaͤubige Chriſten: an welche auch Jacobus ſeinen Brief geſtellet hat. Weil aber die glaͤubigen Juden mit den aus den Heyden Bekehrten allenthalben einerley Gemeinen ausmachten; ſo iſt denn auch zugleich dieſen der Brief gewidmet. Wie er denn auch c. 4, 3. 4. ſeine Rede fuͤrnemlich an die glaͤubigen Heyden richtet. §. II. Der Ort/ wo der Brief geſchrie- ben, iſt Babylon, die groſſe und ehemals ſehr beruͤhmte Haupt-Stadt in Chaldaͤa: woſelbſt nach der Babyloniſchen Gefaͤngniß ſehr viele Ju- den geblieben waren, woſelbſt ſie auch ihre be- ruͤhmteſten Synagogen und Schulen gehabt ha- ben. Einige Alten haben mit Hieronymo die- ſes Wort von Rom verſtanden, aus Anleitung des Prophetiſchen ſtili in der Offenbarung Jo- hannis c. 14, 8. c. 16, 19. c. 17, 5. c. 18, 2. 10. 21. allein ohne allen Grund, ſintemal man den Brieflichen ſtilum mit dem Prophetiſchen nicht confundiren muß. §. III. Die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes kan nicht eigentlich geſetzet werden. Er ſcheinet aber nicht lange vor dem andern Briefe geſtellet zu ſeyn. Und da der Apoſtel im andern ſei- nes inſtehenden Endes gedencket, c. 1, 14. dieſes aber im Jahr Chriſti 68. erfolget ſeyn ſoll; ſo mag der erſte Brief wol um das Jahr 60. ohn- gefehr, das iſt, kurtz vorher, oder nachher ge- ſchrieben ſeyn: wie denn Petrus in den erſten und mittlern Jahren ſeines Apoſtel-Amts nach der Anweiſung Lucaͤ ſich am meiſten zu Jeruſalem aufgehalten hat. C. 10. 12. 15. So iſt auch be- kannt, daß die Gemeinen, an welche er ſchrei- bet, vorher fuͤrnemlich von Paulo in den Laͤn- dern Aſiens ſind gepflantzet worden. Daher man aufs neue einige Anzeigung von der Zeit dieſes Briefes nehmen kan; daß er nemlich zu den letz- tern Jahren Petri zu rechnen ſey. Hierzu koͤmmt auch die Erwehnung Silvani c. 4, 12. denn da dieſer eben der Silvanus, oder Silas geweſen iſt, der Pauli Collega und Gefaͤhrte auf vielen Reiſen war, Ap. Geſch. 15, 40. c. 16, 19. 25. 29. 17, 14. den er ſich auch in den beyden Briefen an die Theſſalonicher mit dem Timotheo bey der Zuſchrift zur Seite ſetzet: und er ſich zur Zeit die- ſes von Petro geſchriebenen Briefes bey ihm aufgehalten hat; ſo erkennet man daraus aufs neue, daß der Brief ziemlich ſpaͤte geſchrieben ſeyn muͤſſe. §. IV. Die Veranlaſſung zu dieſem Briefe; welche war 1. Uberhaupt das ſonderlich an die Judiſche Na- tion Petro anvertrauete Apoſtel-Amt. Gal. 2, 9. u. f. daher er ſich vor andern Apoſteln verbunden erachtete, ihr auch ſchriftlich zu die- nen. 2. Jnſonderheit die Leiden, darinnen ſich die Glaͤubigen theils unter den abgoͤttiſchen Hey- den, theils unter den unglaͤubigen Juden be- funden, und der uͤbrige erkannte Zuſtand der Gemeinen, wie ſie theils nach der Lehre, theils nach dem Leben eine mehrere Beveſtigung und Aufmunterung gebrauchten. §. V. Der Jnnhalt und Zweck dieſes Briefes iſt aus der Veranlaſſung leichtlich zu erkennen: nemlich Petrus ſuchet, nach ſeinem ſonderlich auf die Judenſchaft gerichteten Apo- ſtoliſchen Amte, die glaͤubigen Juden unter ih- rem vielen Leiden, welches ſie um Chriſti willen uͤber ſich zu nehmen hatten, zu ſtaͤrcken, und ſie dabey im Glauben an Chriſtum, und in den zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤrigen Lehr-Puncten immer mehr zu beveſtigen, und zu einem fernern rechtſchaffnen, nicht allein un- anſtoͤßigen, ſondern auch rechtſchaffnen Wan- del im Chriſtenthum zu erwecken. §. VI. Die fuͤrnehmſten Lehren/ nebſt den darinn vorkommenden nachdruͤckli- chen Redens-Arten und Worten; welche ſind: 1. Die, von der Heiligen Dreyeinigkeit im Wer- cke der Seligkeit. c. 1, 2. 2. Von der Wiedergeburt, c. 1, 3. 4. c. 2, 23. 3. Vom ewigen Leben, c. 1, 4. 5. 6. u. f. 4. Von der Art und dem Nutzen des Creutzes. v. 6. 7. Siehe auch c. 4, 12. 13. 14. c. 5, 10. 5. Von der Herrlichkeit des Evangelii und der davon entſtehenden Seligkeit, v. 10. 11. 12. 6. Von dem dem Evangelio wuͤrdigen Wan- del, v. 13-17. Siehe auch c. 2, 8. u. f. 7. Von der Erloͤſung Chriſti und deroſelben wuͤrdigen Anwendung, v. 18. u. f. Siehe auch c. 2, 24. c. 3, 18. 8. Vom Wachsthum nach dem Evangelio. c. 2, 2. 3. 9. Vom geiſtlichen Prieſterthum, v. 5. 9. 10. Von Chriſto, dem Grunde der Kirche und alles Heyls, v. 6. 7. 8. 11. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/496
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/496>, abgerufen am 23.11.2024.