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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 16-18.
[Spaltenumbruch] Hertz auch ausser den eigentlichen Gebets-Ubun-
gen zu GOtt zuversichtlich gerichtet bleibet.

10. Die Versicherung vom Gebete, daß
es viel vermag, soll man sich billig oft vorstellen,
um sich dadurch fleißig dazu zu erwecken. Da-
bey man denn sonderlich die Betheurung unsers
Heylandes zu erwegen hat, da er Joh. 14, 24.
spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
so ihr den Vater etwas bitten werdet in
meinem Namen, so wird ers euch geben.

Siehe auch c. 14, 13. 14. c. 15, 7. 16. Matth.
18, 20.

11. Es ist aber auch wohl zu mercken, daß
das Gebet zwar viel, aber doch nicht alles und
allemal diß und das vermag. Denn oft findet
GOtt die Erhörung seinem Willen nicht gemäß,
noch dem Menschen heylsam. Es muß demnach
mit aller Gelassenheit gebetet werden. Es ist ofte
die grösseste, aber gemeiniglich unerkannte,
Wohlthat, daß GOTT ein Gebet nicht er-
höret.

V. 17. 18.

Elias war ein Mensch, gleich wie wir
(nicht allein sterblich, sondern auch von Natur
sündlich, und allerhand Schwachheiten des na-
türlichen Lebens unterworfen: siehe Apost. Ges.
14, 17.) und er betete ein Gebet (er betete im
Glauben ernstlich, nach dem Hebraismo) daß
es nicht regnen solte,
(nach dem GOtt selbst
solches Gebet durch einen besondern Glaubens-
Trieb in ihm gewircket hatte) und es regnete
nicht auf Erden
(epi tes ges, auf das Land,
nemlich das Judische, sonderlich der zehen Stäm-
me des Königreichs Jsrael, welches unter dem
gottlosen König Achab stunde) drey Jahr und
sechs Monden: Und er betete abermal, und
der Himmel gab den Regen, und die Erde
brachte ihre Frucht.
1 Kön. 17, 1. u. f. c. 18,
42. 45.

Anmerckungen.

1. Des Propheten Eliä Person und Gebet
hat zwar viel sonderbares und ausserordentliches
in sich, welches kein anderer Gläubiger, der nicht
eine ausserordentliche Führung von GOtt hat,
ohne Versuchung GOttes nachthun kan: man
siehet doch aber auch überhaupt so viel aus dem
Exempel Eliä, daß das Gebet des Gerechten,
wenn es ernstlich ist, viel vermag, und daß unsere
menschliche Schwachheit der Erhörung des Ge-
bets nicht entgegen stehet, sondern dieses alle seine
Kraft im Glauben von Christo hat.

2. Es wird zwar 1 Kön. 17, 1. bey der Ver-
kündigung von Zurückhaltung des Regens des
Gebets Eliä nicht ausdrücklich gedacht: aber es
ist leichtlich zu erachten, daß es Elias dabey zu-
vorderst mit GOtt im Gebete zu thun gehabt ha-
be. Welches Jacobus wie aus der Sache selbst,
also auch aus göttlicher Eingebung wissen
konte.

3. Wie Elias bey vollendeten viertehalb
Jahren das Gebet zur Schenckung des Regens
verrichtet habe, das sehe man 1 Kön. 18, 41. 42.
45. Da unter andern seiner demüthigen Geber-
[Spaltenumbruch] de, mit niederfallen auf die Erde, gedacht, und
damit die Jnbrünstigkeit seines Gebets bezeichnet
wird. Denn ob er gleich gewiß vorher wuste,
daß der Regen erfolgen würde, so unterließ er
doch das Gebet nicht. Daraus denn folget, daß
wir, da wir der Erhörung, sonderlich der Art und
Weise nach, nicht so gewiß seyn können, sondern
dieselbe dem göttlichen Willen anheim stellen
müssen, das Gebet so vielweniger unterlassen
sollen.

4. Man siehet aus der Kraft des Gebets
Eliä, wie daß GOtt ist ein HErr der Natur,
der zwar allen Geschöpfen, als den caussis se-
cundis,
eine gewisse Ordnung gesetzet hat, in
welcher sie ihre Wirckung thun sollen, aber doch
die ausserordentliche Einrichtung und Dispensa-
tion
davon sich vorbehalten hat, auch bey dem
ordentlichen Laufe der Natur sein allgemeines
und verborgenes, aber doch wahrhaftiges, oder
wirckliches, Regiment behält und auf mancher-
ley Art erweiset.

5. Wir haben aber bey diesem Exempel
Eliä, da er mit seinem Gebet den Himmel auf
viertehalb Jahr verschlossen, als bey einem
Vorbilde, das Gegenbild, welches wir Off. 11, 3.
u. f. an den zween Zeugen finden, wohl zu
mercken; und zwar sonderlich in folgenden
Puncten:

a. Achab, zu dessen Zeiten, und zu dessen Be-
strafung alles geschahe, war ein Bild des An-
tichrists,
wider welchen die beyden Apocalyp-
tischen Zeugen ihr Zeugniß mit vieler Wun-
der-Kraft ablegen.
b. Jesabel, des Achabs abgöttische und ehebre-
cherische Gemahlin, war eine Figur von der
grossen Babylonischen Hure, welche Off.
17. beschrieben wird, und mit dem Antichrist in
einem Geiste stehet, auch c. 2, 20. wircklich mit
dem Namen der Jesabel benennet wird.
c. Achab hatte mit der Jesabel das gantze Land
Jsrael durch Abgötterey verderbet, und daher
wurde er nebst seinem Lande mit der Plage der
Theurung heimgesucht. Noch grösser ist die
Sünde des Antichrists und der Babylonischen
Hure, aber auch noch grösser ihre Strafe.
d. Diese zu verkündigen, wurde der Prophet
Elias sonderbar erwecket und mit grosser
Wunder-Kraft ausgerüstet. Gegen die Ver-
derber des geistlichen Jsraels, oder der sichtba-
ren Christlichen Kirche auf Erden, erwecket
GOtt viele Zeugen der Wahrheit, und unter
ihnen sonderlich zween, welche in der Glau-
bens- und Wunder-Kraft Eliä hervor-
treten.
e. Elias hatte von GOtt unter andern die Macht,
den Himmel zu verschliessen, daß es nicht
regnete, und daher eine grosse Theurung ent-
stunde: eben dieses wird von den zween Apo-
calyptischen Zeugen gesaget Off. 11, 6. Elias
ließ Feuer vom Himmel fallen: diese auch
V. 5.
f. Elias wurde mit den andern Zeugen der
Wahrheit sehr verfolget, so gar, daß diese
auch guten theils getödtet wurden. Dieses
widerfähret in einem noch viel grössern Masse
den

Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 16-18.
[Spaltenumbruch] Hertz auch auſſer den eigentlichen Gebets-Ubun-
gen zu GOtt zuverſichtlich gerichtet bleibet.

10. Die Verſicherung vom Gebete, daß
es viel vermag, ſoll man ſich billig oft vorſtellen,
um ſich dadurch fleißig dazu zu erwecken. Da-
bey man denn ſonderlich die Betheurung unſers
Heylandes zu erwegen hat, da er Joh. 14, 24.
ſpricht: Wahrlich, wahrlich, ich ſage euch,
ſo ihr den Vater etwas bitten werdet in
meinem Namen, ſo wird ers euch geben.

Siehe auch c. 14, 13. 14. c. 15, 7. 16. Matth.
18, 20.

11. Es iſt aber auch wohl zu mercken, daß
das Gebet zwar viel, aber doch nicht alles und
allemal diß und das vermag. Denn oft findet
GOtt die Erhoͤrung ſeinem Willen nicht gemaͤß,
noch dem Menſchen heylſam. Es muß demnach
mit aller Gelaſſenheit gebetet werden. Es iſt ofte
die groͤſſeſte, aber gemeiniglich unerkannte,
Wohlthat, daß GOTT ein Gebet nicht er-
hoͤret.

V. 17. 18.

Elias war ein Menſch, gleich wie wir
(nicht allein ſterblich, ſondern auch von Natur
ſuͤndlich, und allerhand Schwachheiten des na-
tuͤrlichen Lebens unterworfen: ſiehe Apoſt. Geſ.
14, 17.) und er betete ein Gebet (er betete im
Glauben ernſtlich, nach dem Hebraiſmo) daß
es nicht regnen ſolte,
(nach dem GOtt ſelbſt
ſolches Gebet durch einen beſondern Glaubens-
Trieb in ihm gewircket hatte) und es regnete
nicht auf Erden
(ἐπὶ τῆς γῆς, auf das Land,
nemlich das Judiſche, ſonderlich der zehen Staͤm-
me des Koͤnigreichs Jſrael, welches unter dem
gottloſen Koͤnig Achab ſtunde) drey Jahr und
ſechs Monden: Und er betete abermal, und
der Himmel gab den Regen, und die Erde
brachte ihre Frucht.
1 Koͤn. 17, 1. u. f. c. 18,
42. 45.

Anmerckungen.

1. Des Propheten Eliaͤ Perſon und Gebet
hat zwar viel ſonderbares und auſſerordentliches
in ſich, welches kein anderer Glaͤubiger, der nicht
eine auſſerordentliche Fuͤhrung von GOtt hat,
ohne Verſuchung GOttes nachthun kan: man
ſiehet doch aber auch uͤberhaupt ſo viel aus dem
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wenn es ernſtlich iſt, viel vermag, und daß unſere
menſchliche Schwachheit der Erhoͤrung des Ge-
bets nicht entgegen ſtehet, ſondern dieſes alle ſeine
Kraft im Glauben von Chriſto hat.

2. Es wird zwar 1 Koͤn. 17, 1. bey der Ver-
kuͤndigung von Zuruͤckhaltung des Regens des
Gebets Eliaͤ nicht ausdruͤcklich gedacht: aber es
iſt leichtlich zu erachten, daß es Elias dabey zu-
vorderſt mit GOtt im Gebete zu thun gehabt ha-
be. Welches Jacobus wie aus der Sache ſelbſt,
alſo auch aus goͤttlicher Eingebung wiſſen
konte.

3. Wie Elias bey vollendeten viertehalb
Jahren das Gebet zur Schenckung des Regens
verrichtet habe, das ſehe man 1 Koͤn. 18, 41. 42.
45. Da unter andern ſeiner demuͤthigen Geber-
[Spaltenumbruch] de, mit niederfallen auf die Erde, gedacht, und
damit die Jnbruͤnſtigkeit ſeines Gebets bezeichnet
wird. Denn ob er gleich gewiß vorher wuſte,
daß der Regen erfolgen wuͤrde, ſo unterließ er
doch das Gebet nicht. Daraus denn folget, daß
wir, da wir der Erhoͤrung, ſonderlich der Art und
Weiſe nach, nicht ſo gewiß ſeyn koͤnnen, ſondern
dieſelbe dem goͤttlichen Willen anheim ſtellen
muͤſſen, das Gebet ſo vielweniger unterlaſſen
ſollen.

4. Man ſiehet aus der Kraft des Gebets
Eliaͤ, wie daß GOtt iſt ein HErr der Natur,
der zwar allen Geſchoͤpfen, als den cauſſis ſe-
cundis,
eine gewiſſe Ordnung geſetzet hat, in
welcher ſie ihre Wirckung thun ſollen, aber doch
die auſſerordentliche Einrichtung und Diſpenſa-
tion
davon ſich vorbehalten hat, auch bey dem
ordentlichen Laufe der Natur ſein allgemeines
und verborgenes, aber doch wahrhaftiges, oder
wirckliches, Regiment behaͤlt und auf mancher-
ley Art erweiſet.

5. Wir haben aber bey dieſem Exempel
Eliaͤ, da er mit ſeinem Gebet den Himmel auf
viertehalb Jahr verſchloſſen, als bey einem
Vorbilde, das Gegenbild, welches wir Off. 11, 3.
u. f. an den zween Zeugen finden, wohl zu
mercken; und zwar ſonderlich in folgenden
Puncten:

a. Achab, zu deſſen Zeiten, und zu deſſen Be-
ſtrafung alles geſchahe, war ein Bild des An-
tichriſts,
wider welchen die beyden Apocalyp-
tiſchen Zeugen ihr Zeugniß mit vieler Wun-
der-Kraft ablegen.
b. Jeſabel, des Achabs abgoͤttiſche und ehebre-
cheriſche Gemahlin, war eine Figur von der
groſſen Babyloniſchen Hure, welche Off.
17. beſchrieben wird, und mit dem Antichriſt in
einem Geiſte ſtehet, auch c. 2, 20. wircklich mit
dem Namen der Jeſabel benennet wird.
c. Achab hatte mit der Jeſabel das gantze Land
Jſrael durch Abgoͤtterey verderbet, und daher
wurde er nebſt ſeinem Lande mit der Plage der
Theurung heimgeſucht. Noch groͤſſer iſt die
Suͤnde des Antichriſts und der Babyloniſchen
Hure, aber auch noch groͤſſer ihre Strafe.
d. Dieſe zu verkuͤndigen, wurde der Prophet
Elias ſonderbar erwecket und mit groſſer
Wunder-Kraft ausgeruͤſtet. Gegen die Ver-
derber des geiſtlichen Jſraels, oder der ſichtba-
ren Chriſtlichen Kirche auf Erden, erwecket
GOtt viele Zeugen der Wahrheit, und unter
ihnen ſonderlich zween, welche in der Glau-
bens- und Wunder-Kraft Eliaͤ hervor-
treten.
e. Elias hatte von GOtt unter andern die Macht,
den Himmel zu verſchlieſſen, daß es nicht
regnete, und daher eine groſſe Theurung ent-
ſtunde: eben dieſes wird von den zween Apo-
calyptiſchen Zeugen geſaget Off. 11, 6. Elias
ließ Feuer vom Himmel fallen: dieſe auch
V. 5.
f. Elias wurde mit den andern Zeugen der
Wahrheit ſehr verfolget, ſo gar, daß dieſe
auch guten theils getoͤdtet wurden. Dieſes
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[490/0492] Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 16-18. Hertz auch auſſer den eigentlichen Gebets-Ubun- gen zu GOtt zuverſichtlich gerichtet bleibet. 10. Die Verſicherung vom Gebete, daß es viel vermag, ſoll man ſich billig oft vorſtellen, um ſich dadurch fleißig dazu zu erwecken. Da- bey man denn ſonderlich die Betheurung unſers Heylandes zu erwegen hat, da er Joh. 14, 24. ſpricht: Wahrlich, wahrlich, ich ſage euch, ſo ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, ſo wird ers euch geben. Siehe auch c. 14, 13. 14. c. 15, 7. 16. Matth. 18, 20. 11. Es iſt aber auch wohl zu mercken, daß das Gebet zwar viel, aber doch nicht alles und allemal diß und das vermag. Denn oft findet GOtt die Erhoͤrung ſeinem Willen nicht gemaͤß, noch dem Menſchen heylſam. Es muß demnach mit aller Gelaſſenheit gebetet werden. Es iſt ofte die groͤſſeſte, aber gemeiniglich unerkannte, Wohlthat, daß GOTT ein Gebet nicht er- hoͤret. V. 17. 18. Elias war ein Menſch, gleich wie wir (nicht allein ſterblich, ſondern auch von Natur ſuͤndlich, und allerhand Schwachheiten des na- tuͤrlichen Lebens unterworfen: ſiehe Apoſt. Geſ. 14, 17.) und er betete ein Gebet (er betete im Glauben ernſtlich, nach dem Hebraiſmo) daß es nicht regnen ſolte, (nach dem GOtt ſelbſt ſolches Gebet durch einen beſondern Glaubens- Trieb in ihm gewircket hatte) und es regnete nicht auf Erden (ἐπὶ τῆς γῆς, auf das Land, nemlich das Judiſche, ſonderlich der zehen Staͤm- me des Koͤnigreichs Jſrael, welches unter dem gottloſen Koͤnig Achab ſtunde) drey Jahr und ſechs Monden: Und er betete abermal, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. 1 Koͤn. 17, 1. u. f. c. 18, 42. 45. Anmerckungen. 1. Des Propheten Eliaͤ Perſon und Gebet hat zwar viel ſonderbares und auſſerordentliches in ſich, welches kein anderer Glaͤubiger, der nicht eine auſſerordentliche Fuͤhrung von GOtt hat, ohne Verſuchung GOttes nachthun kan: man ſiehet doch aber auch uͤberhaupt ſo viel aus dem Exempel Eliaͤ, daß das Gebet des Gerechten, wenn es ernſtlich iſt, viel vermag, und daß unſere menſchliche Schwachheit der Erhoͤrung des Ge- bets nicht entgegen ſtehet, ſondern dieſes alle ſeine Kraft im Glauben von Chriſto hat. 2. Es wird zwar 1 Koͤn. 17, 1. bey der Ver- kuͤndigung von Zuruͤckhaltung des Regens des Gebets Eliaͤ nicht ausdruͤcklich gedacht: aber es iſt leichtlich zu erachten, daß es Elias dabey zu- vorderſt mit GOtt im Gebete zu thun gehabt ha- be. Welches Jacobus wie aus der Sache ſelbſt, alſo auch aus goͤttlicher Eingebung wiſſen konte. 3. Wie Elias bey vollendeten viertehalb Jahren das Gebet zur Schenckung des Regens verrichtet habe, das ſehe man 1 Koͤn. 18, 41. 42. 45. Da unter andern ſeiner demuͤthigen Geber- de, mit niederfallen auf die Erde, gedacht, und damit die Jnbruͤnſtigkeit ſeines Gebets bezeichnet wird. Denn ob er gleich gewiß vorher wuſte, daß der Regen erfolgen wuͤrde, ſo unterließ er doch das Gebet nicht. Daraus denn folget, daß wir, da wir der Erhoͤrung, ſonderlich der Art und Weiſe nach, nicht ſo gewiß ſeyn koͤnnen, ſondern dieſelbe dem goͤttlichen Willen anheim ſtellen muͤſſen, das Gebet ſo vielweniger unterlaſſen ſollen. 4. Man ſiehet aus der Kraft des Gebets Eliaͤ, wie daß GOtt iſt ein HErr der Natur, der zwar allen Geſchoͤpfen, als den cauſſis ſe- cundis, eine gewiſſe Ordnung geſetzet hat, in welcher ſie ihre Wirckung thun ſollen, aber doch die auſſerordentliche Einrichtung und Diſpenſa- tion davon ſich vorbehalten hat, auch bey dem ordentlichen Laufe der Natur ſein allgemeines und verborgenes, aber doch wahrhaftiges, oder wirckliches, Regiment behaͤlt und auf mancher- ley Art erweiſet. 5. Wir haben aber bey dieſem Exempel Eliaͤ, da er mit ſeinem Gebet den Himmel auf viertehalb Jahr verſchloſſen, als bey einem Vorbilde, das Gegenbild, welches wir Off. 11, 3. u. f. an den zween Zeugen finden, wohl zu mercken; und zwar ſonderlich in folgenden Puncten: a. Achab, zu deſſen Zeiten, und zu deſſen Be- ſtrafung alles geſchahe, war ein Bild des An- tichriſts, wider welchen die beyden Apocalyp- tiſchen Zeugen ihr Zeugniß mit vieler Wun- der-Kraft ablegen. b. Jeſabel, des Achabs abgoͤttiſche und ehebre- cheriſche Gemahlin, war eine Figur von der groſſen Babyloniſchen Hure, welche Off. 17. beſchrieben wird, und mit dem Antichriſt in einem Geiſte ſtehet, auch c. 2, 20. wircklich mit dem Namen der Jeſabel benennet wird. c. Achab hatte mit der Jeſabel das gantze Land Jſrael durch Abgoͤtterey verderbet, und daher wurde er nebſt ſeinem Lande mit der Plage der Theurung heimgeſucht. Noch groͤſſer iſt die Suͤnde des Antichriſts und der Babyloniſchen Hure, aber auch noch groͤſſer ihre Strafe. d. Dieſe zu verkuͤndigen, wurde der Prophet Elias ſonderbar erwecket und mit groſſer Wunder-Kraft ausgeruͤſtet. Gegen die Ver- derber des geiſtlichen Jſraels, oder der ſichtba- ren Chriſtlichen Kirche auf Erden, erwecket GOtt viele Zeugen der Wahrheit, und unter ihnen ſonderlich zween, welche in der Glau- bens- und Wunder-Kraft Eliaͤ hervor- treten. e. Elias hatte von GOtt unter andern die Macht, den Himmel zu verſchlieſſen, daß es nicht regnete, und daher eine groſſe Theurung ent- ſtunde: eben dieſes wird von den zween Apo- calyptiſchen Zeugen geſaget Off. 11, 6. Elias ließ Feuer vom Himmel fallen: dieſe auch V. 5. f. Elias wurde mit den andern Zeugen der Wahrheit ſehr verfolget, ſo gar, daß dieſe auch guten theils getoͤdtet wurden. Dieſes widerfaͤhret in einem noch viel groͤſſern Maſſe den

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/492>, abgerufen am 26.06.2024.