Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Cap. 3. v. 13-16. [Spaltenumbruch]
nem guten Wandel seine Wercke zeigen.Und also stehet diese Ermahnung dem gemeinen Vorurtheil entgegen, da man vermeynet, es sey genug, wenn man nur äusserlich nicht ärgerlich lebe: wie denn fast nichts gemeiners ist, als daß, wenn man iemand von dem Mangel des recht- schaffnen Wesens zu überzeugen suchet, man sich mit der Entschuldigung behilft, und spricht: was thue ich denn böses? da doch auch das gute in seiner rechten Kraft solte erwiesen wer- den. 5. Weil der Apostel vorher von den Zun- 6. Und da diese Erinnerung auf alle gehet, V. 14. Habt ihr aber bittern Neid und Zanck V. 15. Denn das ist nicht die Weisheit, die Anmerckungen. 1. Das Wort psukhike gehet alhier auf 2. Daß der Apostel die falsche Weisheit 3. Es ist demnach grundfalsch, daß ein un- V. 16. Denn wo Neid und Zanck ist, da ist Un- Anmerckungen. 1. Man siehet hieraus, wie die Sünde sich 2. Das Wort akatasasia hat der selige sich
Richtige und erbauliche Cap. 3. v. 13-16. [Spaltenumbruch]
nem guten Wandel ſeine Wercke zeigen.Und alſo ſtehet dieſe Ermahnung dem gemeinen Vorurtheil entgegen, da man vermeynet, es ſey genug, wenn man nur aͤuſſerlich nicht aͤrgerlich lebe: wie denn faſt nichts gemeiners iſt, als daß, wenn man iemand von dem Mangel des recht- ſchaffnen Weſens zu uͤberzeugen ſuchet, man ſich mit der Entſchuldigung behilft, und ſpricht: was thue ich denn boͤſes? da doch auch das gute in ſeiner rechten Kraft ſolte erwieſen wer- den. 5. Weil der Apoſtel vorher von den Zun- 6. Und da dieſe Erinnerung auf alle gehet, V. 14. Habt ihr aber bittern Neid und Zanck V. 15. Denn das iſt nicht die Weisheit, die Anmerckungen. 1. Das Wort ψυχικὴ gehet alhier auf 2. Daß der Apoſtel die falſche Weisheit 3. Es iſt demnach grundfalſch, daß ein un- V. 16. Denn wo Neid und Zanck iſt, da iſt Un- Anmerckungen. 1. Man ſiehet hieraus, wie die Suͤnde ſich 2. Das Wort ἀκαταςασία hat der ſelige ſich
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Richtige und erbauliche Cap. 3. v. 13-16.
nem guten Wandel ſeine Wercke zeigen.
Und alſo ſtehet dieſe Ermahnung dem gemeinen
Vorurtheil entgegen, da man vermeynet, es ſey
genug, wenn man nur aͤuſſerlich nicht aͤrgerlich
lebe: wie denn faſt nichts gemeiners iſt, als daß,
wenn man iemand von dem Mangel des recht-
ſchaffnen Weſens zu uͤberzeugen ſuchet, man
ſich mit der Entſchuldigung behilft, und ſpricht:
was thue ich denn boͤſes? da doch auch das
gute in ſeiner rechten Kraft ſolte erwieſen wer-
den.
5. Weil der Apoſtel vorher von den Zun-
gen-Suͤnden, welche ſonderlich in Unmuth und
aus Zorn begangen werden, gehandelt hatte,
ſo fordert er zu dem guten Wandel inſonderheit
die Sanftmuth: und dieſe nennet er eine
Sanftmuth der Weisheit, weil die Weisheit
ſich eben damit am meiſten characteriſiren, oder
erweiſen ſoll.
6. Und da dieſe Erinnerung auf alle gehet,
ſo hat ſie inſonderheit ein Lehrer wohl zu mer-
cken; als auf welche der Apoſtel ſonderlich mit
ſiehet. Denen auch Paulus durch den Timo-
theum dieſe Lehre giebet: Ein Knecht des
HErrn ſoll nicht zaͤnckiſch ſeyn, ſondern
freundlich gegen iedermann, lehrhaftig,
der die Boͤſen tragen kan mit Sanftmuth,
u. ſ. w.
V. 14.
Habt ihr aber bittern Neid und Zanck
in euren Hertzen, (es mag in Worten und
Wercken ausbrechen, oder nicht,) ſo ruͤhmet
euch nicht, (daß ihr weiſe und klug ſeyd) und
luͤget nicht (ſintemal ein ſolches ruͤhmen nichts
anders ſeyn wuͤrde, als eine Luͤgen-Rede,) wi-
der die Wahrheit, (da ſich die That gantz an-
ders verhaͤlt.)
V. 15.
Denn das iſt nicht die Weisheit, die
von oben herab koͤmmt, (als eine himmli-
ſche Gabe von dem Vater des Lichts durch das
Gebet erlanget wird, c. 1. v. 5. 17.) ſondern ir-
diſch, (welche in einem irdiſch-geſinneten Ge-
muͤthe iſt, und nur aufs Jrdiſche gehet,) menſch-
lich, (ψυχικὴ, ſeeliſch, das iſt bloß natuͤrlich,
ohne den Geiſt GOttes aus natuͤrlichen Kraͤften
erlanget,) teufeliſch, (δαιμονιώδης, gleichſam
recht verteufelt boͤſe, dabey der Satan ſein
Werck hat, den Menſchen aufblaͤhet, und da-
durch ſoviel veſter in ſeinen Stricken haͤlt.
Anmerckungen.
1. Das Wort ψυχικὴ gehet alhier auf
diejenige Eigenſchaft der falſchen Weisheit, nach
welcher ſie nicht allein menſchlich, oder bloß na-
tuͤrlich, ſondern auch durch Luͤſte und Begier-
den, welche bey einem bloß natuͤrlichen Men-
ſchen herrſchen, gantz verderbet iſt. Daher
Paulus auch das Wort ψυχικὸς, von einem un-
bekehrten Menſchen gebrauchet, und einen ſol-
chen dem πνευματικῷ, dem geiſtlichen, oder
wiedergebornen, und nach dem Grunde der
Wiedergeburt geiſtlich-geſinneten entgegen ſe-
tzet, 1 Cor. 2, 14. und Judas diejenigen, welche
nach den Luͤſten des gottloſen Weſens
wandeln, nennet ψυχικου`ς, fleiſchliche, die kei-
nen Geiſt haben v. 19.
2. Daß der Apoſtel die falſche Weisheit
teufeliſch nennet, das thut er nicht allein im
Abſehen auf die bloſſe Wiſſenſchaft gewiſſer
goͤttlicher Dinge, welche ſolche irdiſch geſinnete
Menſchen nach c. 2, 19. mit den Teufeln gemein
haben, ſondern auch deßwegen, weil ſich der
Satan derſelben bey ihnen zum Mittel der Ver-
fuͤhrung gebrauchet, wie ſie ſelbſt aufzublaͤhen,
alſo auch andere durch dieſelbe, da ſie voller Jrr-
thuͤmer und Zanckſucht iſt, auf mancherley Art
zu verwirren.
3. Es iſt demnach grundfalſch, daß ein un-
bekehrter Lehrer, oder einiger anderer Menſch
wahrhaftig erleuchtet ſey, und eine wahre geiſt-
liche Erkenntniß GOttes habe, da der Apoſtel
ſolche Wiſſenſchaft nennet irdiſch, menſchlich
und teufeliſch. Denn ob ſie gleich von der
Wiſſenſchaft der Teufel in manchen Stuͤcken
unterſchieden iſt, auch, in ſo fern ſie eine buch-
ſtaͤbliche Richtigkeit in ſich hat, weder an ſich
ſelbſt irdiſch, noch teufeliſch iſt; ſo iſt ſie doch
nicht allein in ſo fern, als ſie aus bloß natuͤrli-
chen Kraͤften bey menſchlicher Ausfuͤhrung er-
langet iſt, nur bloß natuͤrlich, ſondern auch we-
gen der bey einem unbekehrten Menſchen herr-
ſchenden Erb-Suͤnde irdiſch und ihrer Verdor-
benheit wegen, welche ſie daher annimmt, und
wozu ſie auch angewendet wird, teufeliſch, und
alſo nicht goͤttlich, geiſtlich, rein und lauter, und
geheiliget.
V. 16.
Denn wo Neid und Zanck iſt, da iſt Un-
ordnung und eitel boͤſe Ding.
Anmerckungen.
1. Man ſiehet hieraus, wie die Suͤnde ſich
ſelbſt ſtrafet, auch ſchon in dieſer Welt, da der
Menſch bey dem Suͤnden-Dienſt ſeines Lebens
wegen der entſtehenden vielen Unruhe nicht froh
wird. Denn nach dieſem Verſe iſt Neid und
Zanck die Suͤnde: Unordnung und lauter boͤſe
Haͤndel ſind zwar auch Suͤnden, aber auch zu-
gleich ſolche Ungelegenheit und Straſe, wodurch
man die Bitterkeit der Suͤnden ſchon auf dieſer
Welt empfinden muß. Da hingegen bey dem
gottſeligen Leben Friede und Ruhe iſt, zum we-
nigſten innerlich; wie wir bald vernehmen
werden.
2. Das Wort ἀκαταςασία hat der ſelige
Lutherus alhier gar recht uͤberſetzet durch Un-
ordnung, als die eine Zerruͤttung iſt wie inner-
lich des Friedens mit GOtt, alſo aͤuſſerlich der
guten Ordnung. Und eben alſo iſt es auch gar
recht uͤberſetzet 1 Cor. 14, 33. da es heißt:
GOtt iſt nicht ein GOtt τῆς ἀκαταςασίας der
Unordnung, ſondern des Friedens. Und
auf gleiche Art iſt auch das Wort ἀκατάςατος
durch unbeſtaͤndig uͤberſetzet. Woraus man
denn urtheilen kan, daß das Wort ἀκαταςασία
aus 2 Cor. 12, 20. durch Unordnung, oder Zerruͤt-
tung muß uͤberſetzet werden: da es hingegen gege-
ben iſt durch das Wort Aufruhr: als welches
ſich
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