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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 5. v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] den bekehrten Juden und Heyden manches vor,
das einer an sich zwar mit gutem Gewissen thun
konte, aber dadurch dem andern doch ein An-
stoß gegeben wurde, und also zu unterlassen oder
zu ändern war. Wie man sonderlich siehet aus
Röm. 14. und 1 Cor. 8.

2. Es ist aber auch wohl zu mercken, daß
manches an sich selbst weder unrichtig und böse
ist, noch auch einen bösen Schein giebet, son-
dern nur von übelwollenden und leichtsinnigen
Gemüthern, die auch wol das beste verkehren,
also angesehen wird: daran man sich denn nicht
zu kehren hat. So machten es die Pharisäer
bey Christe; darum die Jünger einmal zu JEsu
traten, und sprachen: Weißt du auch, daß
sich die Pharisäer ärgerten, da sie das
Wort höreten?
Darauf der HErr JESUS
antwortete, und sprach: Alle Pflantzen, die
mein himmlischer Vater nicht gepflantzet
hat, die werden ausgereutet. Lasset sie
fahren, sie sind blind und blinde Leiter,

u. s. w. Matth. 15, 12. 13. 14.

V. 23.

Er aber (autos de, er selbst aber, wolle,
ausser eurer eigenen Treue der Bewahrung, das
beste, wie ich hertzlich wünsche, thun,) der GOtt
des Friedes
(der uns in Christo versöhnet, und
uns daher in innigster Liebe zu allem Segen zu-
gethan ist,) heilige euch (in dem Wege der
Erneuerung) durch und durch (olotelei~s,
gantz und gar, in allen Theilen und Stücken,
also, daß solche Kraft der Heiligung auf alle
Seelen-Kräfte gehe, alle Heyls-Güter mit sich
führe, und euch zu allen Stücken und Theilen
der Pflichten, in einem rechtschaffenen Wandel,
immer mehr und mehr fertig und tüchtig, auch
getreu und beständig mache:) und euer Geist,
(die höchste Kraft der Seele,) samt der Seele
(in so fern sie es mit dem Regimente des Leibes
sinnlich zu thun hat) und Leib (als das Haus,
oder die Hütte und das Geväß der Seelen c. 4, 4.
1 Cor. 5, 1.) müsse (in dem angefangenen guten
Laufe) behalten werden, unsträflich (also,
daß darüber keine Sünde wieder zur Herrschaft
komme, und euch das Ziel verrücke,) auf die
Zukunft unsers HErrn JESU Chri-
sti,
(um dermaleins vor ihm unsträflich erfun-
den zu werden, obgleich nicht in der Ordnung ei-
ner Verwandelung des durch den Tod unabge-
legten Leibes, doch nach der Auferstehung von
den Todten c. 4, 14. u. s. w.)

Anmerckungen.

1. Wohl dem, dem GOtt in Christo ist ein
GOtt des Friedens, und nicht ausser Christo ein
GOtt der Rache Ps. 94, 1. und der das Zeugniß
von der empfangenen Gnade der Rechtfertigung
an dem innern Frieden seiner Seele in GOTT,
und darinnen eines von den Haupt-Gütern des
Reichs GOttes hat Röm. 5, 1. c. 14, 17. Von der
Redens-Art, da GOtt ein GOtt des Friedens
genannt wird, sehe man auch Röm. 15, 33. c. 16,
20. 1 Cor. 14, 33. 2 Cor. 13, 11. Phil. 4, 9.

2. Es pflegen einige diesen Ort in den
Worten Geist, Seel und Leib also anzusehen,
[Spaltenumbruch] als wenn Paulus der menschlichen Natur drey
wesentliche Theile
zugeeignet, und die Seel
von dem Geiste, als ein besonders geistliches
Theil unterschieden hätte; dazu denn noch einige
andere Stellen der heiligen Schrift gezogen wer-
den, sonderlich der Luc. 1, 46. 47. da Maria
sagt: Meine Seele erhebet den HErrn,
und mein Geist freuet sich GOttes meines
Heylandes.
Allein diese Meynung hat keinen
Grund, sondern es sind nur zwey wesentliche
Theile des Menschen; eines das sichtbare der
Leib, das andere das unsichtbare die Seele,
welche ihrer Natur nach ein Geist ist, und daher
auch oft mit dem Namen des Geistes benennet
wird.

3. Dieses erhellet aus folgenden Gründen,
als da sind:

a. Die wesentliche Natur des Menschen:
welche nur aus der Materie, oder dem Cör-
per,
und einer Form bestehet; und zwar ei-
ner solchen, welche den Leib regieret. Und
daß dieses die Seele thue, welche ein Geist
ist, und Verstand und Willen hat, das leh-
ret die Erfahrung, da ein ieder weiß, daß
die willkührlichen Bewegungen seines Leibes
vom Verstande dirigiret und vom Willen
erreget werden, obgleich auf eine uns unbe-
greifliche Art. Da nun die mit Verstand und
Willen begabte Seele ein Geist ist, und wie
den Leib regieret, also auch das Vermögen
hat mit geistlichen Dingen umzugehen; so ist
dem Leibe und der gantzen menschlichen Na-
tur keine andere Form oder wesentliches Theil
nöthig.
b. Die Redens-Art der heiligen Schrift,
welche das unsichtbare Theil des Menschen
bald Seel bald Geist nennet, also, daß man
wohl siehet, daß nur von einem Theile, oder
einerley Substantz die Rede sey: und zwar
zuvorderst von Christo selbst; da es Joh. 13, 21.
heißt: JESUS ward betrübt im Geist.
Matth. 26, 38. Meine Seele ist betrübet
bis in den Tod.
Luc. 23, 46. Vater, ich
befehle meinen Geist in deine Hände.

Also auch von den Menschen, und zwar den
Gläubigen, als 1 Pet. 4, 6. am Fleische ge-
richtet werden, aber im Geiste GOtt
leben.
Cap. 1, 9. Das Ende des Glaubens
davon tragen, der Seelen Seligkeit:

v. 22. machet keusch eure Seelen. C. 2, 11.
enthaltet euch von den fleischlichen Lü-
sten, welche wider die Seele streiten:

v. 15. ihr seyd bekehret zu dem Hirten
und Bischof eurer Seelen. c. 4, 9. welche
leiden, sollen ihre Seelen GOtt befeh-
len.
Jn welchen Orten das Wort Geist
stehen müste, wofern der Geist als das edel-
ste Theil von der Seelen unterschieden wäre.
Vieler andern Oerter, daraus man eben die-
ses siehet, daß Seel und Geist einerley sey, zu
geschweigen. Hiezu kommen diejenigen
Oerter, da der Mensch nur als aus Leib
und Seele bestehend, beschrieben wird. Z. E.
Matth. 10, 28. Fürchtet euch nicht vor
denen, die den Leib tödten, aber die

Seele

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 5. v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] den bekehrten Juden und Heyden manches vor,
das einer an ſich zwar mit gutem Gewiſſen thun
konte, aber dadurch dem andern doch ein An-
ſtoß gegeben wurde, und alſo zu unterlaſſen oder
zu aͤndern war. Wie man ſonderlich ſiehet aus
Roͤm. 14. und 1 Cor. 8.

2. Es iſt aber auch wohl zu mercken, daß
manches an ſich ſelbſt weder unrichtig und boͤſe
iſt, noch auch einen boͤſen Schein giebet, ſon-
dern nur von uͤbelwollenden und leichtſinnigen
Gemuͤthern, die auch wol das beſte verkehren,
alſo angeſehen wird: daran man ſich denn nicht
zu kehren hat. So machten es die Phariſaͤer
bey Chriſte; darum die Juͤnger einmal zu JEſu
traten, und ſprachen: Weißt du auch, daß
ſich die Phariſaͤer aͤrgerten, da ſie das
Wort hoͤreten?
Darauf der HErr JESUS
antwortete, und ſprach: Alle Pflantzen, die
mein himmliſcher Vater nicht gepflantzet
hat, die werden ausgereutet. Laſſet ſie
fahren, ſie ſind blind und blinde Leiter,

u. ſ. w. Matth. 15, 12. 13. 14.

V. 23.

Er aber (ἀυτὸς δὲ, er ſelbſt aber, wolle,
auſſer eurer eigenen Treue der Bewahrung, das
beſte, wie ich hertzlich wuͤnſche, thun,) der GOtt
des Friedes
(der uns in Chriſto verſoͤhnet, und
uns daher in innigſter Liebe zu allem Segen zu-
gethan iſt,) heilige euch (in dem Wege der
Erneuerung) durch und durch (ὁλοτελει῀ς,
gantz und gar, in allen Theilen und Stuͤcken,
alſo, daß ſolche Kraft der Heiligung auf alle
Seelen-Kraͤfte gehe, alle Heyls-Guͤter mit ſich
fuͤhre, und euch zu allen Stuͤcken und Theilen
der Pflichten, in einem rechtſchaffenen Wandel,
immer mehr und mehr fertig und tuͤchtig, auch
getreu und beſtaͤndig mache:) und euer Geiſt,
(die hoͤchſte Kraft der Seele,) ſamt der Seele
(in ſo fern ſie es mit dem Regimente des Leibes
ſinnlich zu thun hat) und Leib (als das Haus,
oder die Huͤtte und das Gevaͤß der Seelen c. 4, 4.
1 Cor. 5, 1.) muͤſſe (in dem angefangenen guten
Laufe) behalten werden, unſtraͤflich (alſo,
daß daruͤber keine Suͤnde wieder zur Herrſchaft
komme, und euch das Ziel verruͤcke,) auf die
Zukunft unſers HErrn JESU Chri-
ſti,
(um dermaleins vor ihm unſtraͤflich erfun-
den zu werden, obgleich nicht in der Ordnung ei-
ner Verwandelung des durch den Tod unabge-
legten Leibes, doch nach der Auferſtehung von
den Todten c. 4, 14. u. ſ. w.)

Anmerckungen.

1. Wohl dem, dem GOtt in Chriſto iſt ein
GOtt des Friedens, und nicht auſſer Chriſto ein
GOtt der Rache Pſ. 94, 1. und der das Zeugniß
von der empfangenen Gnade der Rechtfertigung
an dem innern Frieden ſeiner Seele in GOTT,
und darinnen eines von den Haupt-Guͤtern des
Reichs GOttes hat Roͤm. 5, 1. c. 14, 17. Von der
Redens-Art, da GOtt ein GOtt des Friedens
genannt wird, ſehe man auch Roͤm. 15, 33. c. 16,
20. 1 Cor. 14, 33. 2 Cor. 13, 11. Phil. 4, 9.

2. Es pflegen einige dieſen Ort in den
Worten Geiſt, Seel und Leib alſo anzuſehen,
[Spaltenumbruch] als wenn Paulus der menſchlichen Natur drey
weſentliche Theile
zugeeignet, und die Seel
von dem Geiſte, als ein beſonders geiſtliches
Theil unterſchieden haͤtte; dazu denn noch einige
andere Stellen der heiligen Schrift gezogen wer-
den, ſonderlich der Luc. 1, 46. 47. da Maria
ſagt: Meine Seele erhebet den HErrn,
und mein Geiſt freuet ſich GOttes meines
Heylandes.
Allein dieſe Meynung hat keinen
Grund, ſondern es ſind nur zwey weſentliche
Theile des Menſchen; eines das ſichtbare der
Leib, das andere das unſichtbare die Seele,
welche ihrer Natur nach ein Geiſt iſt, und daher
auch oft mit dem Namen des Geiſtes benennet
wird.

3. Dieſes erhellet aus folgenden Gruͤnden,
als da ſind:

a. Die weſentliche Natur des Menſchen:
welche nur aus der Materie, oder dem Coͤr-
per,
und einer Form beſtehet; und zwar ei-
ner ſolchen, welche den Leib regieret. Und
daß dieſes die Seele thue, welche ein Geiſt
iſt, und Verſtand und Willen hat, das leh-
ret die Erfahrung, da ein ieder weiß, daß
die willkuͤhrlichen Bewegungen ſeines Leibes
vom Verſtande dirigiret und vom Willen
erreget werden, obgleich auf eine uns unbe-
greifliche Art. Da nun die mit Verſtand und
Willen begabte Seele ein Geiſt iſt, und wie
den Leib regieret, alſo auch das Vermoͤgen
hat mit geiſtlichen Dingen umzugehen; ſo iſt
dem Leibe und der gantzen menſchlichen Na-
tur keine andere Form oder weſentliches Theil
noͤthig.
b. Die Redens-Art der heiligen Schrift,
welche das unſichtbare Theil des Menſchen
bald Seel bald Geiſt nennet, alſo, daß man
wohl ſiehet, daß nur von einem Theile, oder
einerley Subſtantz die Rede ſey: und zwar
zuvorderſt von Chriſto ſelbſt; da es Joh. 13, 21.
heißt: JESUS ward betruͤbt im Geiſt.
Matth. 26, 38. Meine Seele iſt betruͤbet
bis in den Tod.
Luc. 23, 46. Vater, ich
befehle meinen Geiſt in deine Haͤnde.

Alſo auch von den Menſchen, und zwar den
Glaͤubigen, als 1 Pet. 4, 6. am Fleiſche ge-
richtet werden, aber im Geiſte GOtt
leben.
Cap. 1, 9. Das Ende des Glaubens
davon tragen, der Seelen Seligkeit:

v. 22. machet keuſch eure Seelen. C. 2, 11.
enthaltet euch von den fleiſchlichen Luͤ-
ſten, welche wider die Seele ſtreiten:

v. 15. ihr ſeyd bekehret zu dem Hirten
und Biſchof eurer Seelen. c. 4, 9. welche
leiden, ſollen ihre Seelen GOtt befeh-
len.
Jn welchen Orten das Wort Geiſt
ſtehen muͤſte, wofern der Geiſt als das edel-
ſte Theil von der Seelen unterſchieden waͤre.
Vieler andern Oerter, daraus man eben die-
ſes ſiehet, daß Seel und Geiſt einerley ſey, zu
geſchweigen. Hiezu kommen diejenigen
Oerter, da der Menſch nur als aus Leib
und Seele beſtehend, beſchrieben wird. Z. E.
Matth. 10, 28. Fuͤrchtet euch nicht vor
denen, die den Leib toͤdten, aber die

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[44/0046] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 5. v. 22. 23. den bekehrten Juden und Heyden manches vor, das einer an ſich zwar mit gutem Gewiſſen thun konte, aber dadurch dem andern doch ein An- ſtoß gegeben wurde, und alſo zu unterlaſſen oder zu aͤndern war. Wie man ſonderlich ſiehet aus Roͤm. 14. und 1 Cor. 8. 2. Es iſt aber auch wohl zu mercken, daß manches an ſich ſelbſt weder unrichtig und boͤſe iſt, noch auch einen boͤſen Schein giebet, ſon- dern nur von uͤbelwollenden und leichtſinnigen Gemuͤthern, die auch wol das beſte verkehren, alſo angeſehen wird: daran man ſich denn nicht zu kehren hat. So machten es die Phariſaͤer bey Chriſte; darum die Juͤnger einmal zu JEſu traten, und ſprachen: Weißt du auch, daß ſich die Phariſaͤer aͤrgerten, da ſie das Wort hoͤreten? Darauf der HErr JESUS antwortete, und ſprach: Alle Pflantzen, die mein himmliſcher Vater nicht gepflantzet hat, die werden ausgereutet. Laſſet ſie fahren, ſie ſind blind und blinde Leiter, u. ſ. w. Matth. 15, 12. 13. 14. V. 23. Er aber (ἀυτὸς δὲ, er ſelbſt aber, wolle, auſſer eurer eigenen Treue der Bewahrung, das beſte, wie ich hertzlich wuͤnſche, thun,) der GOtt des Friedes (der uns in Chriſto verſoͤhnet, und uns daher in innigſter Liebe zu allem Segen zu- gethan iſt,) heilige euch (in dem Wege der Erneuerung) durch und durch (ὁλοτελει῀ς, gantz und gar, in allen Theilen und Stuͤcken, alſo, daß ſolche Kraft der Heiligung auf alle Seelen-Kraͤfte gehe, alle Heyls-Guͤter mit ſich fuͤhre, und euch zu allen Stuͤcken und Theilen der Pflichten, in einem rechtſchaffenen Wandel, immer mehr und mehr fertig und tuͤchtig, auch getreu und beſtaͤndig mache:) und euer Geiſt, (die hoͤchſte Kraft der Seele,) ſamt der Seele (in ſo fern ſie es mit dem Regimente des Leibes ſinnlich zu thun hat) und Leib (als das Haus, oder die Huͤtte und das Gevaͤß der Seelen c. 4, 4. 1 Cor. 5, 1.) muͤſſe (in dem angefangenen guten Laufe) behalten werden, unſtraͤflich (alſo, daß daruͤber keine Suͤnde wieder zur Herrſchaft komme, und euch das Ziel verruͤcke,) auf die Zukunft unſers HErrn JESU Chri- ſti, (um dermaleins vor ihm unſtraͤflich erfun- den zu werden, obgleich nicht in der Ordnung ei- ner Verwandelung des durch den Tod unabge- legten Leibes, doch nach der Auferſtehung von den Todten c. 4, 14. u. ſ. w.) Anmerckungen. 1. Wohl dem, dem GOtt in Chriſto iſt ein GOtt des Friedens, und nicht auſſer Chriſto ein GOtt der Rache Pſ. 94, 1. und der das Zeugniß von der empfangenen Gnade der Rechtfertigung an dem innern Frieden ſeiner Seele in GOTT, und darinnen eines von den Haupt-Guͤtern des Reichs GOttes hat Roͤm. 5, 1. c. 14, 17. Von der Redens-Art, da GOtt ein GOtt des Friedens genannt wird, ſehe man auch Roͤm. 15, 33. c. 16, 20. 1 Cor. 14, 33. 2 Cor. 13, 11. Phil. 4, 9. 2. Es pflegen einige dieſen Ort in den Worten Geiſt, Seel und Leib alſo anzuſehen, als wenn Paulus der menſchlichen Natur drey weſentliche Theile zugeeignet, und die Seel von dem Geiſte, als ein beſonders geiſtliches Theil unterſchieden haͤtte; dazu denn noch einige andere Stellen der heiligen Schrift gezogen wer- den, ſonderlich der Luc. 1, 46. 47. da Maria ſagt: Meine Seele erhebet den HErrn, und mein Geiſt freuet ſich GOttes meines Heylandes. Allein dieſe Meynung hat keinen Grund, ſondern es ſind nur zwey weſentliche Theile des Menſchen; eines das ſichtbare der Leib, das andere das unſichtbare die Seele, welche ihrer Natur nach ein Geiſt iſt, und daher auch oft mit dem Namen des Geiſtes benennet wird. 3. Dieſes erhellet aus folgenden Gruͤnden, als da ſind: a. Die weſentliche Natur des Menſchen: welche nur aus der Materie, oder dem Coͤr- per, und einer Form beſtehet; und zwar ei- ner ſolchen, welche den Leib regieret. Und daß dieſes die Seele thue, welche ein Geiſt iſt, und Verſtand und Willen hat, das leh- ret die Erfahrung, da ein ieder weiß, daß die willkuͤhrlichen Bewegungen ſeines Leibes vom Verſtande dirigiret und vom Willen erreget werden, obgleich auf eine uns unbe- greifliche Art. Da nun die mit Verſtand und Willen begabte Seele ein Geiſt iſt, und wie den Leib regieret, alſo auch das Vermoͤgen hat mit geiſtlichen Dingen umzugehen; ſo iſt dem Leibe und der gantzen menſchlichen Na- tur keine andere Form oder weſentliches Theil noͤthig. b. Die Redens-Art der heiligen Schrift, welche das unſichtbare Theil des Menſchen bald Seel bald Geiſt nennet, alſo, daß man wohl ſiehet, daß nur von einem Theile, oder einerley Subſtantz die Rede ſey: und zwar zuvorderſt von Chriſto ſelbſt; da es Joh. 13, 21. heißt: JESUS ward betruͤbt im Geiſt. Matth. 26, 38. Meine Seele iſt betruͤbet bis in den Tod. Luc. 23, 46. Vater, ich befehle meinen Geiſt in deine Haͤnde. Alſo auch von den Menſchen, und zwar den Glaͤubigen, als 1 Pet. 4, 6. am Fleiſche ge- richtet werden, aber im Geiſte GOtt leben. Cap. 1, 9. Das Ende des Glaubens davon tragen, der Seelen Seligkeit: v. 22. machet keuſch eure Seelen. C. 2, 11. enthaltet euch von den fleiſchlichen Luͤ- ſten, welche wider die Seele ſtreiten: v. 15. ihr ſeyd bekehret zu dem Hirten und Biſchof eurer Seelen. c. 4, 9. welche leiden, ſollen ihre Seelen GOtt befeh- len. Jn welchen Orten das Wort Geiſt ſtehen muͤſte, wofern der Geiſt als das edel- ſte Theil von der Seelen unterſchieden waͤre. Vieler andern Oerter, daraus man eben die- ſes ſiehet, daß Seel und Geiſt einerley ſey, zu geſchweigen. Hiezu kommen diejenigen Oerter, da der Menſch nur als aus Leib und Seele beſtehend, beſchrieben wird. Z. E. Matth. 10, 28. Fuͤrchtet euch nicht vor denen, die den Leib toͤdten, aber die Seele

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/46>, abgerufen am 27.04.2024.