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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 16-18. Erklärung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] sterniß, wie der selige Lutherus die Griechi-
schen Worte nicht uneben gegeben hat, sind von
dem Lichte der Sonnen hergenommen, welches
zwar an sich auch unveränderlich ist, uns aber doch
bald den Tag bald die Nacht machet. Welches
sich aber im geistlichen Verstande bey GOtt gar
nicht findet. Es lassen sich auch die Griechischen
Worte gar wohl ohne alles Absehen auf das,
was wir vom Lichte und Finsterniß an den himm-
lischen Cörpern haben, verstehen: daß nemlich
damit gesaget werde, GOtt sey so gar unverän-
derlich,
daß sich auch nicht einmal eine Abschat-
tung,
oder die geringste Anzeigung, der
Veränderung bey ihm finde. Siehe Mal. 3,
6. da es nach dem Hebräischen heißt: ich bin der
HErr, der ich mich nicht verändere.
Son-
derlich gehöret hieher der Ort Johannis 1 Ep. 1,
5. GOTT ist ein Licht, und in ihm ist
keine Finsterniß.
Dazu die schöne Applica-
tion
kömmt: So wir sagen, daß wir Ge-
meinschaft mit ihm haben, und wandeln
im Finsterniß, so lügen wir und thun nicht
die Wahrheit. So wir aber im Licht
wandeln, wie er im Licht ist ist.
u. f.

V. 18.

Er hat uns gezeuget nach seinem
Willen durch das Wort der Wahrheit,
aufdaß wir wären Erstlinge seiner Crea-
turen.

Anmerckungen.

1. Was der Apostel von den guten und
vollkommenen Gaben insgemein gesaget hatte,
das erläutert er nun mit der Haupt-Gabe
der Wiedergeburt; als wodurch wir aller
übrigen Gaben zugleich mit theilhaftig werden.

2. Diesen kurtzen aber nachdrücklichen,
Text etwas genauer zu erwegen, so haben wir
darinnen folgende Stücke zu betrachten: erstlich
das Principium, oder was GOtt zu der alhier
gepriesenen Wohlthat bewogen habe: her-
nach was er dazu für ein Gnaden-Mittel ge-
brauchet: ferner worinnen gedachte Wohlthat
bestanden: und denn wozu sie gedien sey.

3. Was GOtt bewogen habe, das ist
sein freyer Wille, und darinnen sein gnädiges
Wohlgefallen.
Denn das Wort bouletheis
drucket Paulus sonst aus durch die Worte eudo-
kia tou thelematos, Wohlgefallen des Wil-
lens
Eph. 1, 8. auch durch die Worte boule tou
thelematos, Rath des Willens. Es führet
demnach Jacobus mit diesem Worte, auch mit
den übrigen Worten, seine Leser auf einen lau-
tern Evangelischen Glaubens-Grund, mit
Hindansetzung aller unserer eignen Verdienste.
Nach welchem Sinne man hernach auch Cap. 2.
die Worte von dem Glauben und von den Wer-
cken zu erklären hat. Da der Apostel alhier von
der Wiedergeburt, die eine neue Schöpfung
ist, redet, so mag er mit dem Worte roouletheis,
wol gesehen haben auf die Worte von der ersten
Schöpfung
des Menschen, da es nach dem He-
bräischen heißt: wir wollen Menschen ma-
chen.
1 B. Mos. 1, 26.

4. Das Gnaden-Mittel, das GOtt zur
[Spaltenumbruch] Erzeigung der in der Wiedergeburt bestehenden
Haupt-Wohlthat gebrauchet hat, ist logos ale-
theias, das Wort der Wahrheit, welches
ist der gantze Rath GOttes von unserer Se-
ligkeit,
was sowol unsers Heyls Gründung,
als auch dessen Ordnung und Vollendung anbe-
langet. Und also verstehet der Apostel zuvorderst
damit die in diesem Briefe sonderlich wiederhol-
te Lehre von Christi Person und Mittler-Amte,
wie wir die Gerechtigkeit aus seiner Erlösung
durch den Glauben an ihn allein aus Gnaden
erlangen. Welches uns denn aufs neue schon
zum voraus ein Licht giebet zu der Materie des
andern Capitels vom Glauben und den guten
Wercken, daß dieselbe nemlich keinesweges dem
Evangelio entgegen stehe. Und da das Evan-
gelium
von Christo ein Wort der Wahrheit
ist; so führet es auch solche Characteres seiner
von GOtt geschehenen Offenbarung mit sich,
wodurch zuvorderst die Vernunft, wenn sie sich
erleuchten lässet, kan zur völligen Uberzeugung
und zur ehrerbietigen Bewunderung, die gantze
Seele aber zum Glauben an Christum gebracht,
und darüber mit lauter Gnade und Wahrheit
erfüllet werden. Wenn Paulus dieses Worts
der Wahrheit
Eph. 1, 13. gedencket, so nen-
net er es zu mehrer Erläuterung das Evangeli-
um von unserer Seligkeit.

5. Das Werck, welches GOtt durch das
Wort der Wahrheit verrichtete, und die Wohl-
that,
welche es mit sich führete, war die Wie-
dergeburt:
dazu folgende Stücke gehöreten:

a. Die gnädige und kräftige Berufung, die
durch das Evangelium zum Reiche GOttes
geschehen war.
b. Die würckliche Bekehrung von der Fin-
sterniß zum Lichte, von der Gewalt des Teu-
fels zu dem lebendigen GOtt: und also die
wahre Wiedergeburt, dadurch die vorher
ungläubigen Juden waren zu gantz andern
Menschen worden, von Hertzen Muth, Sinn
und allen Kräften. Und also die Anzündung
des Glaubens,
als eines geistlichen Lebens
und geistlichen Lichts in der Seelen. Daher
in dieser Bekehrung auch die wahre Erleuch-
tung
entstanden war.
c. Die Rechtfertigung, da sie durch den an-
gezündeten Glauben an Christum Christi
Versöhnopfer, und die daher entstehende Ge-
rechtigkeit, hatten heylsamlich erkannt, be-
gierigst ergriffen, sich zuversichtlich zugeeig-
net, und also Vergebung der Sünden, Le-
ben und Seligkeit empfangen. Denn diese
Wohlthat der Rechtfertigung ist mit der
Bekehrung, oder Wiedergeburt so gar genau
verbunden, daß sie kaum in den Gedancken
davon kan unterschieden werden: sintemal es
bey der Bekehrung auf eine solche Aenderung
des Hertzens ankömmt, dadurch der Glau-
be
in dem Menschen gewircket wird, dieser
aber sich sofort an das Mittler-Amt Christi
und an seine uns erworbene Gerechtigkeit
hält, und sich dieselbe zueignet. Und solcher-
gestalt bekommen durch den Nachdruck dieses
Worts die etwas schweren Ausdrücke im
letztern
J i i 3

Cap. 1. v. 16-18. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] ſterniß, wie der ſelige Lutherus die Griechi-
ſchen Worte nicht uneben gegeben hat, ſind von
dem Lichte der Sonnen hergenommen, welches
zwar an ſich auch unveraͤnderlich iſt, uns aber doch
bald den Tag bald die Nacht machet. Welches
ſich aber im geiſtlichen Verſtande bey GOtt gar
nicht findet. Es laſſen ſich auch die Griechiſchen
Worte gar wohl ohne alles Abſehen auf das,
was wir vom Lichte und Finſterniß an den himm-
liſchen Coͤrpern haben, verſtehen: daß nemlich
damit geſaget werde, GOtt ſey ſo gar unveraͤn-
derlich,
daß ſich auch nicht einmal eine Abſchat-
tung,
oder die geringſte Anzeigung, der
Veraͤnderung bey ihm finde. Siehe Mal. 3,
6. da es nach dem Hebraͤiſchen heißt: ich bin der
HErr, der ich mich nicht veraͤndere.
Son-
derlich gehoͤret hieher der Ort Johannis 1 Ep. 1,
5. GOTT iſt ein Licht, und in ihm iſt
keine Finſterniß.
Dazu die ſchoͤne Applica-
tion
koͤmmt: So wir ſagen, daß wir Ge-
meinſchaft mit ihm haben, und wandeln
im Finſterniß, ſo luͤgen wir und thun nicht
die Wahrheit. So wir aber im Licht
wandeln, wie er im Licht iſt iſt.
u. f.

V. 18.

Er hat uns gezeuget nach ſeinem
Willen durch das Wort der Wahrheit,
aufdaß wir waͤren Erſtlinge ſeiner Crea-
turen.

Anmerckungen.

1. Was der Apoſtel von den guten und
vollkommenen Gaben insgemein geſaget hatte,
das erlaͤutert er nun mit der Haupt-Gabe
der Wiedergeburt; als wodurch wir aller
uͤbrigen Gaben zugleich mit theilhaftig werden.

2. Dieſen kurtzen aber nachdruͤcklichen,
Text etwas genauer zu erwegen, ſo haben wir
darinnen folgende Stuͤcke zu betrachten: erſtlich
das Principium, oder was GOtt zu der alhier
geprieſenen Wohlthat bewogen habe: her-
nach was er dazu fuͤr ein Gnaden-Mittel ge-
brauchet: ferner worinnen gedachte Wohlthat
beſtanden: und denn wozu ſie gedien ſey.

3. Was GOtt bewogen habe, das iſt
ſein freyer Wille, und darinnen ſein gnaͤdiges
Wohlgefallen.
Denn das Wort βουληϑεὶς
drucket Paulus ſonſt aus durch die Worte ἐυδο-
κία τοῦ ϑελήματος, Wohlgefallen des Wil-
lens
Eph. 1, 8. auch durch die Worte ϐουλὴ τοῦ
ϑελήματος, Rath des Willens. Es fuͤhret
demnach Jacobus mit dieſem Worte, auch mit
den uͤbrigen Worten, ſeine Leſer auf einen lau-
tern Evangeliſchen Glaubens-Grund, mit
Hindanſetzung aller unſerer eignen Verdienſte.
Nach welchem Sinne man hernach auch Cap. 2.
die Worte von dem Glauben und von den Wer-
cken zu erklaͤren hat. Da der Apoſtel alhier von
der Wiedergeburt, die eine neue Schoͤpfung
iſt, redet, ſo mag er mit dem Worte ροουληϑεὶς,
wol geſehen haben auf die Worte von der erſten
Schoͤpfung
des Menſchen, da es nach dem He-
braͤiſchen heißt: wir wollen Menſchen ma-
chen.
1 B. Moſ. 1, 26.

4. Das Gnaden-Mittel, das GOtt zur
[Spaltenumbruch] Erzeigung der in der Wiedergeburt beſtehenden
Haupt-Wohlthat gebrauchet hat, iſt λόγος ἀλη-
ϑείας, das Wort der Wahrheit, welches
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ligkeit,
was ſowol unſers Heyls Gruͤndung,
als auch deſſen Ordnung und Vollendung anbe-
langet. Und alſo verſtehet der Apoſtel zuvorderſt
damit die in dieſem Briefe ſonderlich wiederhol-
te Lehre von Chriſti Perſon und Mittler-Amte,
wie wir die Gerechtigkeit aus ſeiner Erloͤſung
durch den Glauben an ihn allein aus Gnaden
erlangen. Welches uns denn aufs neue ſchon
zum voraus ein Licht giebet zu der Materie des
andern Capitels vom Glauben und den guten
Wercken, daß dieſelbe nemlich keinesweges dem
Evangelio entgegen ſtehe. Und da das Evan-
gelium
von Chriſto ein Wort der Wahrheit
iſt; ſo fuͤhret es auch ſolche Characteres ſeiner
von GOtt geſchehenen Offenbarung mit ſich,
wodurch zuvorderſt die Vernunft, wenn ſie ſich
erleuchten laͤſſet, kan zur voͤlligen Uberzeugung
und zur ehrerbietigen Bewunderung, die gantze
Seele aber zum Glauben an Chriſtum gebracht,
und daruͤber mit lauter Gnade und Wahrheit
erfuͤllet werden. Wenn Paulus dieſes Worts
der Wahrheit
Eph. 1, 13. gedencket, ſo nen-
net er es zu mehrer Erlaͤuterung das Evangeli-
um von unſerer Seligkeit.

5. Das Werck, welches GOtt durch das
Wort der Wahrheit verrichtete, und die Wohl-
that,
welche es mit ſich fuͤhrete, war die Wie-
dergeburt:
dazu folgende Stuͤcke gehoͤreten:

a. Die gnaͤdige und kraͤftige Berufung, die
durch das Evangelium zum Reiche GOttes
geſchehen war.
b. Die wuͤrckliche Bekehrung von der Fin-
ſterniß zum Lichte, von der Gewalt des Teu-
fels zu dem lebendigen GOtt: und alſo die
wahre Wiedergeburt, dadurch die vorher
unglaͤubigen Juden waren zu gantz andern
Menſchen worden, von Hertzen Muth, Sinn
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gierigſt ergriffen, ſich zuverſichtlich zugeeig-
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Bekehrung, oder Wiedergeburt ſo gar genau
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bey der Bekehrung auf eine ſolche Aenderung
des Hertzens ankoͤmmt, dadurch der Glau-
be
in dem Menſchen gewircket wird, dieſer
aber ſich ſofort an das Mittler-Amt Chriſti
und an ſeine uns erworbene Gerechtigkeit
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[437/0439] Cap. 1. v. 16-18. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. ſterniß, wie der ſelige Lutherus die Griechi- ſchen Worte nicht uneben gegeben hat, ſind von dem Lichte der Sonnen hergenommen, welches zwar an ſich auch unveraͤnderlich iſt, uns aber doch bald den Tag bald die Nacht machet. Welches ſich aber im geiſtlichen Verſtande bey GOtt gar nicht findet. Es laſſen ſich auch die Griechiſchen Worte gar wohl ohne alles Abſehen auf das, was wir vom Lichte und Finſterniß an den himm- liſchen Coͤrpern haben, verſtehen: daß nemlich damit geſaget werde, GOtt ſey ſo gar unveraͤn- derlich, daß ſich auch nicht einmal eine Abſchat- tung, oder die geringſte Anzeigung, der Veraͤnderung bey ihm finde. Siehe Mal. 3, 6. da es nach dem Hebraͤiſchen heißt: ich bin der HErr, der ich mich nicht veraͤndere. Son- derlich gehoͤret hieher der Ort Johannis 1 Ep. 1, 5. GOTT iſt ein Licht, und in ihm iſt keine Finſterniß. Dazu die ſchoͤne Applica- tion koͤmmt: So wir ſagen, daß wir Ge- meinſchaft mit ihm haben, und wandeln im Finſterniß, ſo luͤgen wir und thun nicht die Wahrheit. So wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht iſt iſt. u. f. V. 18. Er hat uns gezeuget nach ſeinem Willen durch das Wort der Wahrheit, aufdaß wir waͤren Erſtlinge ſeiner Crea- turen. Anmerckungen. 1. Was der Apoſtel von den guten und vollkommenen Gaben insgemein geſaget hatte, das erlaͤutert er nun mit der Haupt-Gabe der Wiedergeburt; als wodurch wir aller uͤbrigen Gaben zugleich mit theilhaftig werden. 2. Dieſen kurtzen aber nachdruͤcklichen, Text etwas genauer zu erwegen, ſo haben wir darinnen folgende Stuͤcke zu betrachten: erſtlich das Principium, oder was GOtt zu der alhier geprieſenen Wohlthat bewogen habe: her- nach was er dazu fuͤr ein Gnaden-Mittel ge- brauchet: ferner worinnen gedachte Wohlthat beſtanden: und denn wozu ſie gedien ſey. 3. Was GOtt bewogen habe, das iſt ſein freyer Wille, und darinnen ſein gnaͤdiges Wohlgefallen. Denn das Wort βουληϑεὶς drucket Paulus ſonſt aus durch die Worte ἐυδο- κία τοῦ ϑελήματος, Wohlgefallen des Wil- lens Eph. 1, 8. auch durch die Worte ϐουλὴ τοῦ ϑελήματος, Rath des Willens. Es fuͤhret demnach Jacobus mit dieſem Worte, auch mit den uͤbrigen Worten, ſeine Leſer auf einen lau- tern Evangeliſchen Glaubens-Grund, mit Hindanſetzung aller unſerer eignen Verdienſte. Nach welchem Sinne man hernach auch Cap. 2. die Worte von dem Glauben und von den Wer- cken zu erklaͤren hat. Da der Apoſtel alhier von der Wiedergeburt, die eine neue Schoͤpfung iſt, redet, ſo mag er mit dem Worte ροουληϑεὶς, wol geſehen haben auf die Worte von der erſten Schoͤpfung des Menſchen, da es nach dem He- braͤiſchen heißt: wir wollen Menſchen ma- chen. 1 B. Moſ. 1, 26. 4. Das Gnaden-Mittel, das GOtt zur Erzeigung der in der Wiedergeburt beſtehenden Haupt-Wohlthat gebrauchet hat, iſt λόγος ἀλη- ϑείας, das Wort der Wahrheit, welches iſt der gantze Rath GOttes von unſerer Se- ligkeit, was ſowol unſers Heyls Gruͤndung, als auch deſſen Ordnung und Vollendung anbe- langet. Und alſo verſtehet der Apoſtel zuvorderſt damit die in dieſem Briefe ſonderlich wiederhol- te Lehre von Chriſti Perſon und Mittler-Amte, wie wir die Gerechtigkeit aus ſeiner Erloͤſung durch den Glauben an ihn allein aus Gnaden erlangen. Welches uns denn aufs neue ſchon zum voraus ein Licht giebet zu der Materie des andern Capitels vom Glauben und den guten Wercken, daß dieſelbe nemlich keinesweges dem Evangelio entgegen ſtehe. Und da das Evan- gelium von Chriſto ein Wort der Wahrheit iſt; ſo fuͤhret es auch ſolche Characteres ſeiner von GOtt geſchehenen Offenbarung mit ſich, wodurch zuvorderſt die Vernunft, wenn ſie ſich erleuchten laͤſſet, kan zur voͤlligen Uberzeugung und zur ehrerbietigen Bewunderung, die gantze Seele aber zum Glauben an Chriſtum gebracht, und daruͤber mit lauter Gnade und Wahrheit erfuͤllet werden. Wenn Paulus dieſes Worts der Wahrheit Eph. 1, 13. gedencket, ſo nen- net er es zu mehrer Erlaͤuterung das Evangeli- um von unſerer Seligkeit. 5. Das Werck, welches GOtt durch das Wort der Wahrheit verrichtete, und die Wohl- that, welche es mit ſich fuͤhrete, war die Wie- dergeburt: dazu folgende Stuͤcke gehoͤreten: a. Die gnaͤdige und kraͤftige Berufung, die durch das Evangelium zum Reiche GOttes geſchehen war. b. Die wuͤrckliche Bekehrung von der Fin- ſterniß zum Lichte, von der Gewalt des Teu- fels zu dem lebendigen GOtt: und alſo die wahre Wiedergeburt, dadurch die vorher unglaͤubigen Juden waren zu gantz andern Menſchen worden, von Hertzen Muth, Sinn und allen Kraͤften. Und alſo die Anzuͤndung des Glaubens, als eines geiſtlichen Lebens und geiſtlichen Lichts in der Seelen. Daher in dieſer Bekehrung auch die wahre Erleuch- tung entſtanden war. c. Die Rechtfertigung, da ſie durch den an- gezuͤndeten Glauben an Chriſtum Chriſti Verſoͤhnopfer, und die daher entſtehende Ge- rechtigkeit, hatten heylſamlich erkannt, be- gierigſt ergriffen, ſich zuverſichtlich zugeeig- net, und alſo Vergebung der Suͤnden, Le- ben und Seligkeit empfangen. Denn dieſe Wohlthat der Rechtfertigung iſt mit der Bekehrung, oder Wiedergeburt ſo gar genau verbunden, daß ſie kaum in den Gedancken davon kan unterſchieden werden: ſintemal es bey der Bekehrung auf eine ſolche Aenderung des Hertzens ankoͤmmt, dadurch der Glau- be in dem Menſchen gewircket wird, dieſer aber ſich ſofort an das Mittler-Amt Chriſti und an ſeine uns erworbene Gerechtigkeit haͤlt, und ſich dieſelbe zueignet. Und ſolcher- geſtalt bekommen durch den Nachdruck dieſes Worts die etwas ſchweren Ausdruͤcke im letztern J i i 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/439>, abgerufen am 22.11.2024.