Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Cap. 1 v. 1-2 [Spaltenumbruch]
16. so wird ihnen denn auch daher ihr recht-schaffnes Christenthum auch leichte, also, daß sie dasselbe aus den Gnaden-Kräften des Heiligen Geistes in aller Lust mit aller Wil- ligkeit auf eine recht Evangelische Art füh- ren können. Da es denn billig heißt: ie län- ger ie lieber! Und da das Christenthum nach dem Namen JEsu auf lauter Heyl gehet, so ist es auch ein gesegneter und seliger Stand, und zwar nicht allein aufs künftige im ewigen Leben, sondern auch bereits alhier im Reiche der Gnaden. V. 2. Meine lieben Brüder, achtet es eitel Anmerckungen. 1. Der Connexion wegen ist dieses zu 2. Der Bruder-Name stehet alhier, wie 3. Wer den rechten Nutzen aus diesem Brie- 4. Der Apostel hebet die Tractation in 5. Von den Anfechtungen ist folgendes a. Es werden alhier dadurch die Leiden verstan- den, welche den Gläubigen um Christi Wil- len gemeiniglich zu aller Zeit, auch ausser den grossen Verfolgungen, äusserlich zugefüget wurden. b. Diese Anfechtungen waren von mancherley Art, theils schwerere, theils leichtere; da man bald an seinem guten Namen mit Läste- rungen, bald an seinen Gütern durch Ungerech- tigkeit und Raub, bald an seinem Leibe zugleich mit Ketten und Banden, oder Verjagung an- [Spaltenumbruch] gegriffen wurde. Darauf siehet der Apostel, wenn er die Anfechtungen nennet poikilous, mancherley. c. Diese Anfechtungen haben den Namen ton peirasmon, der Versuchungen. Denn da- durch wurden die Christen geprüfet ob sie rech- ter Art wären, oder nicht: gleichwie das Gold im Feuer geprüfet und bewähret wird 1 Pet. 1, 6, 7. Und also waren in den Leiden die Proben abzulegen, ob man rechtschaffen sey, oder nicht. d. Und mit solchen Anfechtungen wurden sie nach der Bedeutung des Worts peoipesete, oft wider alles vermuthen, und noch viel mehr ohn alles verschulden, also befallen, daß sie da- mit recht umgeben waren, und, wo sie nur hin- sahen, lauter Leiden vor und um sich hatten. Wie denn selten ein Leiden allein ist. Dabey doch aber auch GOtt so treue ist, daß er ei- nen nicht läßt versuchet werden über Vermögen sondern machet, daß die Versuchung ein solches Ende gewinne, daß man sie könne ertragen. 1 Cor. 10, v. 13. 6. Nun fordert der Apostel, daß man die a. Die Leiden für Freude halten heißt sie ansehen, als eine solche Sache, dabey man gegenwärtig ausser dem innerlichen Zeug- niß der Kindschaft auch von aussen von seinem Gnaden-Stande bey GOTT, und daher auch von der künftigen ewigen Freude und Herrlichkeit, versichert wird; und sie daher nicht allein mit Geduld sondern auch mit Freuden, über sich nehmen. b. Dieweil aber dieses eine recht wichtige Sache ist, die Leiden also anzusehen, und es da- hin zu bringen, so gebrauchet der Apostel diese Auf- munterung dazu. Denn siehet man das Creutz von vorne an, so hat es gleichsam ein fürchterliches Gesicht, welches einen leichtlich schrecken kan. Daher Paulus Hebr. 12, 11. spricht: Alle Züch- tigung, wenn sie da ist, düncket sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit seyn. Aber darnach wird sie geben eine friedsa- me Frucht der Gerechtigkeit denen, die da- durch geübet sind. c. Daß aber doch nichts desto weniger die Leiden mit Freuden erduldet werden können, be- weiset der Apostel mit dem Exempel eben derselben Hebräer, an welche Jacobus schrieb, wenn er c. 10, 34. spricht: Jhr habet mit meinen Banden Mitleiden gehabt, und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, als die ihr wisset, daß ihr bey euch selbst eine bes- sere und bleibende Habe im Himmel habet. d. Welcher gestalt unser Heyland dazu seine Jünger erwecket hat, das sehe man unter andern sonderlich Matth. 5, 10. 11. 12. da es heißt: Selig sind, die um Gerechtigkeit willen ver- folget werden: denn das Himmelreich ist ihr! Selig seyd ihr, wenn euch die Men- schen
Richtige und erbauliche Cap. 1 v. 1-2 [Spaltenumbruch]
16. ſo wird ihnen denn auch daher ihr recht-ſchaffnes Chriſtenthum auch leichte, alſo, daß ſie daſſelbe aus den Gnaden-Kraͤften des Heiligen Geiſtes in aller Luſt mit aller Wil- ligkeit auf eine recht Evangeliſche Art fuͤh- ren koͤnnen. Da es denn billig heißt: ie laͤn- ger ie lieber! Und da das Chriſtenthum nach dem Namen JEſu auf lauter Heyl gehet, ſo iſt es auch ein geſegneter und ſeliger Stand, und zwar nicht allein aufs kuͤnftige im ewigen Leben, ſondern auch bereits alhier im Reiche der Gnaden. V. 2. Meine lieben Bruͤder, achtet es eitel Anmerckungen. 1. Der Connexion wegen iſt dieſes zu 2. Der Bruder-Name ſtehet alhier, wie 3. Wer den rechten Nutzen aus dieſem Bꝛie- 4. Der Apoſtel hebet die Tractation in 5. Von den Anfechtungen iſt folgendes a. Es werden alhier dadurch die Leiden verſtan- den, welche den Glaͤubigen um Chriſti Wil- len gemeiniglich zu aller Zeit, auch auſſer den groſſen Verfolgungen, aͤuſſerlich zugefuͤget wurden. b. Dieſe Anfechtungen waren von mancherley Art, theils ſchwerere, theils leichtere; da man bald an ſeinem guten Namen mit Laͤſte- rungen, bald an ſeinen Guͤtern durch Ungerech- tigkeit und Raub, bald an ſeinem Leibe zugleich mit Ketten und Banden, oder Verjagung an- [Spaltenumbruch] gegriffen wurde. Darauf ſiehet der Apoſtel, wenn er die Anfechtungen nennet ποικίλους, mancherley. c. Dieſe Anfechtungen haben den Namen τῶν πειρασμῶν, der Verſuchungen. Denn da- durch wurden die Chriſten gepruͤfet ob ſie rech- ter Art waͤren, oder nicht: gleichwie das Gold im Feuer gepruͤfet und bewaͤhret wird 1 Pet. 1, 6, 7. Und alſo waren in den Leiden die Proben abzulegen, ob man rechtſchaffen ſey, oder nicht. d. Und mit ſolchen Anfechtungen wurden ſie nach der Bedeutung des Worts πεοιπέσητε, oft wider alles vermuthen, und noch viel mehr ohn alles verſchulden, alſo befallen, daß ſie da- mit recht umgeben waren, und, wo ſie nur hin- ſahen, lauter Leiden vor und um ſich hatten. Wie denn ſelten ein Leiden allein iſt. Dabey doch aber auch GOtt ſo treue iſt, daß er ei- nen nicht laͤßt verſuchet werden uͤber Vermoͤgen ſondern machet, daß die Verſuchung ein ſolches Ende gewinne, daß man ſie koͤnne ertragen. 1 Cor. 10, v. 13. 6. Nun fordert der Apoſtel, daß man die a. Die Leiden fuͤr Freude halten heißt ſie anſehen, als eine ſolche Sache, dabey man gegenwaͤrtig auſſer dem innerlichen Zeug- niß der Kindſchaft auch von auſſen von ſeinem Gnaden-Stande bey GOTT, und daher auch von der kuͤnftigen ewigen Freude und Herrlichkeit, verſichert wird; und ſie daher nicht allein mit Geduld ſondern auch mit Freuden, uͤber ſich nehmen. b. Dieweil aber dieſes eine recht wichtige Sache iſt, die Leiden alſo anzuſehen, und es da- hin zu bringen, ſo gebrauchet der Apoſtel dieſe Auf- munterung dazu. Denn ſiehet man das Creutz von vorne an, ſo hat es gleichſam ein fuͤrchterliches Geſicht, welches einen leichtlich ſchrecken kan. Daher Paulus Hebr. 12, 11. ſpricht: Alle Zuͤch- tigung, wenn ſie da iſt, duͤncket ſie uns nicht Freude, ſondern Traurigkeit ſeyn. Aber darnach wird ſie geben eine friedſa- me Frucht der Gerechtigkeit denen, die da- durch geuͤbet ſind. c. Daß aber doch nichts deſto weniger die Leiden mit Freuden erduldet werden koͤnnen, be- weiſet der Apoſtel mit dem Exempel eben derſelben Hebraͤer, an welche Jacobus ſchrieb, wenn er c. 10, 34. ſpricht: Jhr habet mit meinen Banden Mitleiden gehabt, und den Raub eurer Guͤter mit Freuden erduldet, als die ihr wiſſet, daß ihr bey euch ſelbſt eine beſ- ſere und bleibende Habe im Himmel habet. d. Welcher geſtalt unſer Heyland dazu ſeine Juͤnger erwecket hat, das ſehe man unter andern ſonderlich Matth. 5, 10. 11. 12. da es heißt: Selig ſind, die um Gerechtigkeit willen ver- folget werden: denn das Himmelreich iſt ihr! Selig ſeyd ihr, wenn euch die Men- ſchen
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Richtige und erbauliche Cap. 1 v. 1-2
16. ſo wird ihnen denn auch daher ihr recht-
ſchaffnes Chriſtenthum auch leichte, alſo, daß
ſie daſſelbe aus den Gnaden-Kraͤften des
Heiligen Geiſtes in aller Luſt mit aller Wil-
ligkeit auf eine recht Evangeliſche Art fuͤh-
ren koͤnnen. Da es denn billig heißt: ie laͤn-
ger ie lieber! Und da das Chriſtenthum nach
dem Namen JEſu auf lauter Heyl gehet, ſo
iſt es auch ein geſegneter und ſeliger Stand,
und zwar nicht allein aufs kuͤnftige im ewigen
Leben, ſondern auch bereits alhier im Reiche der
Gnaden.
V. 2.
Meine lieben Bruͤder, achtet es eitel
Freude, wenn ihr in mancherley Anfech-
tung fallet.
Anmerckungen.
1. Der Connexion wegen iſt dieſes zu
mercken: Es hatte der Apoſtel den Glaͤubigen in
dem vorhergehenden Gruß Freude angewuͤnſchet.
Da ſie ſich nun aber guten Theils in mancherley
Truͤbſal befinden mochten; ſo zeiget er darauf
an, wie daß dieſe der Freude gar nicht entgegen
ſtehen ſolle.
2. Der Bruder-Name ſtehet alhier, wie
leichtlich zu erachten iſt, nicht, nach bloſſer Judi-
ſchen Redens-Art, von Leuten, die in dem Bande
von einerley Nation und Religion ſtunden:
ſondern im Evangeliſchen Verſtande, von denen,
welche in der Ordnung der Widergeburt durch
den Glauben zur wahren Kindſchaft GOttes
gekommen waren. Und weil denn dieſe geiſtliche
Bruͤderſchaft die wahre Bruder-Liebe in ſich hiel-
te, ſo hat der ſelige Lutherus daher das allein
geſetzte Wort ἀδελφοὶ, Bruͤder, wie hier, alſo
auch anderwaͤrtig, mit dem Zuſatze des Worts,
lieben uͤberſetzet.
3. Wer den rechten Nutzen aus dieſem Bꝛie-
fe Jacobi haben will, der ſehe dahin, daß er moͤge
zur wahren Kindſchaft GOttes gelangen, oder
darinn immer mehr beveſtiget werden, um in die-
ſer Ordnung auch mit allen glaͤubigen Gliedern
Chriſti in der wahren Bruder-Liebe zu ſte-
hen.
4. Der Apoſtel hebet die Tractation in
dieſem Briefe nicht an mit einer Glaubens-Leh-
re von CHriſto, weil die Glaͤubigen darinnen
ſchon wohl gegruͤndet waren: ſondern von einer
Aufmunterung unter allerhand Leiden, damit
ſie ſich umgeben befunden.
5. Von den Anfechtungen iſt folgendes
zu mercken:
a. Es werden alhier dadurch die Leiden verſtan-
den, welche den Glaͤubigen um Chriſti Wil-
len gemeiniglich zu aller Zeit, auch auſſer den
groſſen Verfolgungen, aͤuſſerlich zugefuͤget
wurden.
b. Dieſe Anfechtungen waren von mancherley
Art, theils ſchwerere, theils leichtere; da
man bald an ſeinem guten Namen mit Laͤſte-
rungen, bald an ſeinen Guͤtern durch Ungerech-
tigkeit und Raub, bald an ſeinem Leibe zugleich
mit Ketten und Banden, oder Verjagung an-
gegriffen wurde. Darauf ſiehet der Apoſtel,
wenn er die Anfechtungen nennet ποικίλους,
mancherley.
c. Dieſe Anfechtungen haben den Namen τῶν
πειρασμῶν, der Verſuchungen. Denn da-
durch wurden die Chriſten gepruͤfet ob ſie rech-
ter Art waͤren, oder nicht: gleichwie das Gold
im Feuer gepruͤfet und bewaͤhret wird 1 Pet. 1,
6, 7. Und alſo waren in den Leiden die Proben
abzulegen, ob man rechtſchaffen ſey, oder
nicht.
d. Und mit ſolchen Anfechtungen wurden ſie
nach der Bedeutung des Worts πεοιπέσητε,
oft wider alles vermuthen, und noch viel mehr
ohn alles verſchulden, alſo befallen, daß ſie da-
mit recht umgeben waren, und, wo ſie nur hin-
ſahen, lauter Leiden vor und um ſich hatten.
Wie denn ſelten ein Leiden allein iſt. Dabey
doch aber auch GOtt ſo treue iſt, daß er ei-
nen nicht laͤßt verſuchet werden uͤber
Vermoͤgen ſondern machet, daß die
Verſuchung ein ſolches Ende gewinne,
daß man ſie koͤnne ertragen. 1 Cor. 10,
v. 13.
6. Nun fordert der Apoſtel, daß man die
Anfechtung fuͤr eitel, das iſt, lauter Freude hal-
ten ſolle: dazu man folgende Puncte zu erwegen
hat:
a. Die Leiden fuͤr Freude halten
heißt ſie anſehen, als eine ſolche Sache, dabey
man gegenwaͤrtig auſſer dem innerlichen Zeug-
niß der Kindſchaft auch von auſſen von ſeinem
Gnaden-Stande bey GOTT, und daher
auch von der kuͤnftigen ewigen Freude und
Herrlichkeit, verſichert wird; und ſie daher nicht
allein mit Geduld ſondern auch mit Freuden,
uͤber ſich nehmen.
b. Dieweil aber dieſes eine recht wichtige
Sache iſt, die Leiden alſo anzuſehen, und es da-
hin zu bringen, ſo gebrauchet der Apoſtel dieſe Auf-
munterung dazu. Denn ſiehet man das Creutz
von vorne an, ſo hat es gleichſam ein fuͤrchterliches
Geſicht, welches einen leichtlich ſchrecken kan.
Daher Paulus Hebr. 12, 11. ſpricht: Alle Zuͤch-
tigung, wenn ſie da iſt, duͤncket ſie uns
nicht Freude, ſondern Traurigkeit ſeyn.
Aber darnach wird ſie geben eine friedſa-
me Frucht der Gerechtigkeit denen, die da-
durch geuͤbet ſind.
c. Daß aber doch nichts deſto weniger die
Leiden mit Freuden erduldet werden koͤnnen, be-
weiſet der Apoſtel mit dem Exempel eben derſelben
Hebraͤer, an welche Jacobus ſchrieb, wenn er
c. 10, 34. ſpricht: Jhr habet mit meinen
Banden Mitleiden gehabt, und den Raub
eurer Guͤter mit Freuden erduldet, als die
ihr wiſſet, daß ihr bey euch ſelbſt eine beſ-
ſere und bleibende Habe im Himmel
habet.
d. Welcher geſtalt unſer Heyland dazu
ſeine Juͤnger erwecket hat, das ſehe man unter
andern ſonderlich Matth. 5, 10. 11. 12. da es heißt:
Selig ſind, die um Gerechtigkeit willen ver-
folget werden: denn das Himmelreich iſt
ihr! Selig ſeyd ihr, wenn euch die Men-
ſchen
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