[Spaltenumbruch]auf der Welt gewandelt haben, allermeist aber bey euch.
4. Rechtschaffne Zuhörer sind ihren Leh- rern ihre Fürbitte schuldig, und zwar so viel mehr, so viel getreuer sie sind. Paulus fordert sie auch sonst in seinen Briefen, sonderlich Eph. 6, 18. 19.
V. 19.
Jch ermahne euch aber zum Uberfluß, solches zuthun (für mich zu beten) auf daß ich aufs schierste (desto eher) wieder zu euch komme (Gr. euch wider hergestellet und gleich- sam geschencket werde.)
Anmerckung.
Das Wort perissoteros, desto fleißiger kan man zu dem Worte, ermahne, oder zu den Worten solches zuthun, ziehen. Doch ist wol die erste Construction die füglichste. Daß Pau- li Reise nach Orient vor sich gegangen, ist oben aus seinem Lebens-Laufe zu ersehen.
V. 20. 21.
GOTT aber des Friedens, (der durch Christum versöhnet und daher hochgeneiget ist, seine gläubige Glieder mit dem Frieden und allen übrigen Heyls-Gütern der Besitzung nach immer reichlicher zu beseligen) der (zur Bezeugung der Gültigkeit des durch seinen Tod gebrachten Löse- gelds) von den Todten, aus geführet hat den (so wol seiner Person, als seinem Reiche und sei- ner Heerde nach) grossen Hirten der Schafe, durch das Blut des ewigen Testaments (vermöge seines Todes, welcher, da er seine Voll- gültigkeit zur Erlösung gehabt, die Auferstehung von Rechts wegen sofort nach sich gezogen hat) unsers HErrn JEsu Christi, der mache euch (immer mehr und mehr zu aller Beharrung mit Darreichung immer mehrerer Kraft) fertig in allem (innerlichen und äusserlichen) guten Wercke (das seine rechte Güte aus der Gnade habe) zu thun (mit aller Bereitwilligkeit und Lust) seinen Willen, und schaffe in euch, was vor ihm gefällig ist, durch JEsum Christ (in Ansehung seines Versöhnopfers; wie denn auch die Wirckung des Vaters zugleich die Wirckung des Sohnes ist, die durch ihn geschie- het:) welchem (dem Vater mit dem Sohne in der wesentlichen Gemeinschaft des Heiligen Gei- stes) sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit (in alle Tiefen und Längen der Ewigkeit) Amen!
Anmerckungen.
1. Mit dem Worte Friede wird sonderlich gesehen auf das Werck der Versöhnung Chri- sti, wodurch der Friede zwischen GOtt und dem menschlichen Geschlecht wieder hergestellet ist, al- so daß GOtt in Christo an den Menschen, die er in ihm findet, zu seinen grossen Ehren ein Wohl- [Spaltenumbruch]
gefallen hat, und sie auch mit ihm und in ihm Frie- de haben, als seine versöhnete Kinder, und solches Friedens mit allen übrigen Heyls-Gütern in der Ordnung der Bekehrung und Rechtfertigung ge- niessen Röm. 5, 1. daher die Engel, als himmli- sche Heerolde bey der Geburt Christi, als des rechten Friedens-Fürsten Jes. 9, 6. zur frölichen Botschaft ausposauneten und sprachen: Ehre sey GOtt in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen. Luc. 2, 14. Siehe Röm. 15, 33. Der GOtt des Frie- dens sey mit euch allen Amen! und Röm. 16, 20. Der GOtt des Friedens trete den Sa- tan unter eure Füsse in kurtzem!
2. Der Hirten-Name ist einer von den angenehmsten und nachdrücklichsten unsers lieb- sten Heylandes. Denn er gehet auf sein dreyfa- ches Mittler-Amt: auf das Hohepriesterliche, weil er ein solcher Hirte ist, der für seine Schafe das Leben gelassen und sie erlöset hat: auf das Prophetische, weil er sie führet auf die grüne Weide seines Worts: auf das Königliche, weil er sie schützet und regieret, daß sie Niemand kan aus seiner Hand reissen. Joh. 10, 28. 29. sie auch mit Ehren crönet und zu seinen Reichs-Genossen machet Offenb. 3, 21.
3. Er ist o poimen der Hirte, o megas, der einzige und rechte grosse, der da zum Meßia ver- heissen ist Ezech. 34. Der da groß ist in Ansehung seiner Person, da er ist wahrer GOtt und Mensch zugleich; in Ansehung seines Amts, da er die Schafe sich selbst durch sein Blut erkaufet und zum Eigenthum erworben hat, dessen also die Schafe eigen sind; in Ansehung der Heerde, wel- che sich über das gantze menschliche Geschlecht unter allen Völckern erstrecket; auch in Ansehung der unzehlbaren Unter-Hirten, deren Ertzhirte und Haupt er ist 1 Pet. 5, 4.
4. Dieser grosse Hirte der Schafe hat sein für sie gelassenes Leben selbst wieder genom- men in Ansehung seiner wahren Gottheit, und ist also aus eigner göttlichen Macht und Kraft von den Todten siegreich auferstanden Joh. 2, 19. u. f. c. 10, 17. 18. c. 25. Es hat ihn aber auch der Vater auferwecket, nicht allein weil er mit ihm ei- nes göttlichen Wesens, und also die göttliche Auferstehungs-Kraft des Sohnes auch des Va- ters ist, sondern auch zur Bezeugung dessen, daß des Sohnes Tod zur völligen Versöhnung gül- tig gewesen und angenommen worden, und also die richterliche Gerechtigkeit selbst die loslassung des Bürgen erfodert habe.
5. Das alhier gedachte Testament ist der in Christo mit dem menschlichen Geschlechte zur Erlösung gleich nach dem Falle aufgerichtete Gnaden-Bund, der Bund des Friedens. Wel- cher ein ewiges Testament heißt, weil er durch alle Oeconomien, durch die alte und neue, und in der neuen durch alle periodos in die unendli- che Ewigkeit gehet, und also ewig veste stehet.
6. Das Blut dieses ewigen Bundes ist das
unter
G g g 2
Cap. 13. v. 19. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]auf der Welt gewandelt haben, allermeiſt aber bey euch.
4. Rechtſchaffne Zuhoͤrer ſind ihren Leh- rern ihre Fuͤrbitte ſchuldig, und zwar ſo viel mehr, ſo viel getreuer ſie ſind. Paulus fordert ſie auch ſonſt in ſeinen Briefen, ſonderlich Eph. 6, 18. 19.
V. 19.
Jch ermahne euch aber zum Uberfluß, ſolches zuthun (fuͤr mich zu beten) auf daß ich aufs ſchierſte (deſto eher) wieder zu euch komme (Gr. euch wider hergeſtellet und gleich- ſam geſchencket werde.)
Anmerckung.
Das Wort περισσοτέρως, deſto fleißiger kan man zu dem Worte, ermahne, oder zu den Worten ſolches zuthun, ziehen. Doch iſt wol die erſte Conſtruction die fuͤglichſte. Daß Pau- li Reiſe nach Orient vor ſich gegangen, iſt oben aus ſeinem Lebens-Laufe zu erſehen.
V. 20. 21.
GOTT aber des Friedens, (der durch Chriſtum verſoͤhnet und daher hochgeneiget iſt, ſeine glaͤubige Glieder mit dem Frieden und allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern der Beſitzung nach immer reichlicher zu beſeligen) der (zur Bezeugung der Guͤltigkeit des durch ſeinen Tod gebrachten Loͤſe- gelds) von den Todten, aus gefuͤhret hat den (ſo wol ſeiner Perſon, als ſeinem Reiche und ſei- ner Heerde nach) groſſen Hirten der Schafe, durch das Blut des ewigen Teſtaments (vermoͤge ſeines Todes, welcher, da er ſeine Voll- guͤltigkeit zur Erloͤſung gehabt, die Auferſtehung von Rechts wegen ſofort nach ſich gezogen hat) unſers HErrn JEſu Chriſti, der mache euch (immer mehr und mehr zu aller Beharrung mit Darreichung immer mehrerer Kraft) fertig in allem (innerlichen und aͤuſſerlichen) guten Wercke (das ſeine rechte Guͤte aus der Gnade habe) zu thun (mit aller Bereitwilligkeit und Luſt) ſeinen Willen, und ſchaffe in euch, was vor ihm gefaͤllig iſt, durch JEſum Chriſt (in Anſehung ſeines Verſoͤhnopfers; wie denn auch die Wirckung des Vaters zugleich die Wirckung des Sohnes iſt, die durch ihn geſchie- het:) welchem (dem Vater mit dem Sohne in der weſentlichen Gemeinſchaft des Heiligen Gei- ſtes) ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit (in alle Tiefen und Laͤngen der Ewigkeit) Amen!
Anmerckungen.
1. Mit dem Worte Friede wird ſonderlich geſehen auf das Werck der Verſoͤhnung Chri- ſti, wodurch der Friede zwiſchen GOtt und dem menſchlichen Geſchlecht wieder hergeſtellet iſt, al- ſo daß GOtt in Chriſto an den Menſchen, die er in ihm findet, zu ſeinen groſſen Ehren ein Wohl- [Spaltenumbruch]
gefallen hat, und ſie auch mit ihm und in ihm Frie- de haben, als ſeine verſoͤhnete Kinder, und ſolches Friedens mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern in der Ordnung der Bekehrung und Rechtfertigung ge- nieſſen Roͤm. 5, 1. daher die Engel, als himmli- ſche Heerolde bey der Geburt Chriſti, als des rechten Friedens-Fuͤrſten Jeſ. 9, 6. zur froͤlichen Botſchaft auspoſauneten und ſprachen: Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe, Friede auf Erden, und den Menſchen ein Wohlgefallen. Luc. 2, 14. Siehe Roͤm. 15, 33. Der GOtt des Frie- dens ſey mit euch allen Amen! und Roͤm. 16, 20. Der GOtt des Friedens trete den Sa- tan unter eure Fuͤſſe in kurtzem!
2. Der Hirten-Name iſt einer von den angenehmſten und nachdruͤcklichſten unſers lieb- ſten Heylandes. Denn er gehet auf ſein dreyfa- ches Mittler-Amt: auf das Hoheprieſterliche, weil er ein ſolcher Hirte iſt, der fuͤr ſeine Schafe das Leben gelaſſen und ſie erloͤſet hat: auf das Prophetiſche, weil er ſie fuͤhret auf die gruͤne Weide ſeines Worts: auf das Koͤnigliche, weil er ſie ſchuͤtzet und regieret, daß ſie Niemand kan aus ſeiner Hand reiſſen. Joh. 10, 28. 29. ſie auch mit Ehren croͤnet und zu ſeinen Reichs-Genoſſen machet Offenb. 3, 21.
3. Er iſt ὁ ποιμὴν der Hirte, ὁ μέγας, der einzige und rechte groſſe, der da zum Meßia ver- heiſſen iſt Ezech. 34. Der da groß iſt in Anſehung ſeiner Perſon, da er iſt wahrer GOtt und Menſch zugleich; in Anſehung ſeines Amts, da er die Schafe ſich ſelbſt durch ſein Blut erkaufet und zum Eigenthum erworben hat, deſſen alſo die Schafe eigen ſind; in Anſehung der Heerde, wel- che ſich uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht unter allen Voͤlckern erſtrecket; auch in Anſehung der unzehlbaren Unter-Hirten, deren Ertzhirte und Haupt er iſt 1 Pet. 5, 4.
4. Dieſer groſſe Hirte der Schafe hat ſein fuͤr ſie gelaſſenes Leben ſelbſt wieder genom- men in Anſehung ſeiner wahren Gottheit, und iſt alſo aus eigner goͤttlichen Macht und Kraft von den Todten ſiegreich auferſtanden Joh. 2, 19. u. f. c. 10, 17. 18. c. 25. Es hat ihn aber auch der Vater auferwecket, nicht allein weil er mit ihm ei- nes goͤttlichen Weſens, und alſo die goͤttliche Auferſtehungs-Kraft des Sohnes auch des Va- ters iſt, ſondern auch zur Bezeugung deſſen, daß des Sohnes Tod zur voͤlligen Verſoͤhnung guͤl- tig geweſen und angenommen worden, und alſo die richterliche Gerechtigkeit ſelbſt die loslaſſung des Buͤrgen erfodert habe.
5. Das alhier gedachte Teſtament iſt der in Chriſto mit dem menſchlichen Geſchlechte zur Erloͤſung gleich nach dem Falle aufgerichtete Gnaden-Bund, der Bund des Friedens. Wel- cher ein ewiges Teſtament heißt, weil er durch alle Oeconomien, durch die alte und neue, und in der neuen durch alle periodos in die unendli- che Ewigkeit gehet, und alſo ewig veſte ſtehet.
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[419/0421]
Cap. 13. v. 19. an die Hebraͤer.
auf der Welt gewandelt haben, allermeiſt
aber bey euch.
4. Rechtſchaffne Zuhoͤrer ſind ihren Leh-
rern ihre Fuͤrbitte ſchuldig, und zwar ſo viel
mehr, ſo viel getreuer ſie ſind. Paulus fordert
ſie auch ſonſt in ſeinen Briefen, ſonderlich Eph.
6, 18. 19.
V. 19.
Jch ermahne euch aber zum Uberfluß,
ſolches zuthun (fuͤr mich zu beten) auf daß
ich aufs ſchierſte (deſto eher) wieder zu euch
komme (Gr. euch wider hergeſtellet und gleich-
ſam geſchencket werde.)
Anmerckung.
Das Wort περισσοτέρως, deſto fleißiger
kan man zu dem Worte, ermahne, oder zu den
Worten ſolches zuthun, ziehen. Doch iſt wol
die erſte Conſtruction die fuͤglichſte. Daß Pau-
li Reiſe nach Orient vor ſich gegangen, iſt oben
aus ſeinem Lebens-Laufe zu erſehen.
V. 20. 21.
GOTT aber des Friedens, (der durch
Chriſtum verſoͤhnet und daher hochgeneiget iſt,
ſeine glaͤubige Glieder mit dem Frieden und allen
uͤbrigen Heyls-Guͤtern der Beſitzung nach immer
reichlicher zu beſeligen) der (zur Bezeugung der
Guͤltigkeit des durch ſeinen Tod gebrachten Loͤſe-
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(ſo wol ſeiner Perſon, als ſeinem Reiche und ſei-
ner Heerde nach) groſſen Hirten der Schafe,
durch das Blut des ewigen Teſtaments
(vermoͤge ſeines Todes, welcher, da er ſeine Voll-
guͤltigkeit zur Erloͤſung gehabt, die Auferſtehung
von Rechts wegen ſofort nach ſich gezogen hat)
unſers HErrn JEſu Chriſti, der mache
euch (immer mehr und mehr zu aller Beharrung
mit Darreichung immer mehrerer Kraft) fertig
in allem (innerlichen und aͤuſſerlichen) guten
Wercke (das ſeine rechte Guͤte aus der Gnade
habe) zu thun (mit aller Bereitwilligkeit und
Luſt) ſeinen Willen, und ſchaffe in euch,
was vor ihm gefaͤllig iſt, durch JEſum
Chriſt (in Anſehung ſeines Verſoͤhnopfers; wie
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Wirckung des Sohnes iſt, die durch ihn geſchie-
het:) welchem (dem Vater mit dem Sohne in
der weſentlichen Gemeinſchaft des Heiligen Gei-
ſtes) ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit
(in alle Tiefen und Laͤngen der Ewigkeit)
Amen!
Anmerckungen.
1. Mit dem Worte Friede wird ſonderlich
geſehen auf das Werck der Verſoͤhnung Chri-
ſti, wodurch der Friede zwiſchen GOtt und dem
menſchlichen Geſchlecht wieder hergeſtellet iſt, al-
ſo daß GOtt in Chriſto an den Menſchen, die er
in ihm findet, zu ſeinen groſſen Ehren ein Wohl-
gefallen hat, und ſie auch mit ihm und in ihm Frie-
de haben, als ſeine verſoͤhnete Kinder, und ſolches
Friedens mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern in der
Ordnung der Bekehrung und Rechtfertigung ge-
nieſſen Roͤm. 5, 1. daher die Engel, als himmli-
ſche Heerolde bey der Geburt Chriſti, als des
rechten Friedens-Fuͤrſten Jeſ. 9, 6. zur froͤlichen
Botſchaft auspoſauneten und ſprachen: Ehre
ſey GOtt in der Hoͤhe, Friede auf Erden,
und den Menſchen ein Wohlgefallen. Luc.
2, 14. Siehe Roͤm. 15, 33. Der GOtt des Frie-
dens ſey mit euch allen Amen! und Roͤm. 16,
20. Der GOtt des Friedens trete den Sa-
tan unter eure Fuͤſſe in kurtzem!
2. Der Hirten-Name iſt einer von den
angenehmſten und nachdruͤcklichſten unſers lieb-
ſten Heylandes. Denn er gehet auf ſein dreyfa-
ches Mittler-Amt: auf das Hoheprieſterliche,
weil er ein ſolcher Hirte iſt, der fuͤr ſeine Schafe
das Leben gelaſſen und ſie erloͤſet hat: auf das
Prophetiſche, weil er ſie fuͤhret auf die gruͤne
Weide ſeines Worts: auf das Koͤnigliche, weil
er ſie ſchuͤtzet und regieret, daß ſie Niemand kan
aus ſeiner Hand reiſſen. Joh. 10, 28. 29. ſie auch
mit Ehren croͤnet und zu ſeinen Reichs-Genoſſen
machet Offenb. 3, 21.
3. Er iſt ὁ ποιμὴν der Hirte, ὁ μέγας, der
einzige und rechte groſſe, der da zum Meßia ver-
heiſſen iſt Ezech. 34. Der da groß iſt in Anſehung
ſeiner Perſon, da er iſt wahrer GOtt und Menſch
zugleich; in Anſehung ſeines Amts, da er die
Schafe ſich ſelbſt durch ſein Blut erkaufet und
zum Eigenthum erworben hat, deſſen alſo die
Schafe eigen ſind; in Anſehung der Heerde, wel-
che ſich uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht
unter allen Voͤlckern erſtrecket; auch in Anſehung
der unzehlbaren Unter-Hirten, deren Ertzhirte
und Haupt er iſt 1 Pet. 5, 4.
4. Dieſer groſſe Hirte der Schafe hat
ſein fuͤr ſie gelaſſenes Leben ſelbſt wieder genom-
men in Anſehung ſeiner wahren Gottheit, und iſt
alſo aus eigner goͤttlichen Macht und Kraft von
den Todten ſiegreich auferſtanden Joh. 2, 19. u. f.
c. 10, 17. 18. c. 25. Es hat ihn aber auch der
Vater auferwecket, nicht allein weil er mit ihm ei-
nes goͤttlichen Weſens, und alſo die goͤttliche
Auferſtehungs-Kraft des Sohnes auch des Va-
ters iſt, ſondern auch zur Bezeugung deſſen, daß
des Sohnes Tod zur voͤlligen Verſoͤhnung guͤl-
tig geweſen und angenommen worden, und alſo
die richterliche Gerechtigkeit ſelbſt die loslaſſung
des Buͤrgen erfodert habe.
5. Das alhier gedachte Teſtament iſt der
in Chriſto mit dem menſchlichen Geſchlechte zur
Erloͤſung gleich nach dem Falle aufgerichtete
Gnaden-Bund, der Bund des Friedens. Wel-
cher ein ewiges Teſtament heißt, weil er durch
alle Oeconomien, durch die alte und neue, und
in der neuen durch alle periodos in die unendli-
che Ewigkeit gehet, und alſo ewig veſte ſtehet.
6. Das Blut dieſes ewigen Bundes iſt das
unter
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/421>, abgerufen am 26.06.2024.
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