Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 4. v. 17. 18. C. 5. v. 1.
[Spaltenumbruch]
seine Stimme mit grosser Majestät und Kraft er- heben? Die Posaune GOttes ist eine besonders helle und majestätische Posaune, wie die siebente seyn wird, welche GOtt selbst durch die Engel wird erschallen lassen. Zu dem Feld Geschrey kan mit gerechnet werden, was Matth. 25, 6. ste- het: Zu Mitter nacht ward ein Geschrey: siehe der Bräutigam kömmt! gehet aus ihm entgegen. Da stunden diese (kluge) Jungfrauen alle auf, und schmücketen ihre Lampen.
9. Wir erkennen aber aus diesen vortrefli- chen Lehren von der Zukunft Christi, von der Auferstehung der Todten, vom jüngsten Gerichte, und vom ewigen Leben die rechte Vortreflichkeit und rechte göttliche Eigenschaft der von GOtt geoffenbareten Religion, wie hoch und wichtig und wie heilsam und kräftig sie sey, die Gemüther zu bewegen und in eine heilige Ehrfurcht gegen GOtt und in eine getreue Wahr- nehmung ihrer selbst zu setzen. Wohl dem, der sich dieselbe Betrachtung dazu dienen läßt, nach der Ermahnung Christi Luc. 21, 34-36. und 2 Ep. Pet. 3, 11.
V. 17.
Darnach wir, die wir (in unsern Nach- kommen) leben uud überbleiben (und also in der Zukunft Christi lebendig erfunden werden) werden (nicht erst sterben, sondern an statt des- sen in einem Augenblick also verwandelt werden, daß das verweßliche wird anziehen das unverweß- liche 1 Cor. 15, 51-54. und demnach) zugleich (ohne einen Vorzug der Zeit nach zu haben) mit denselben (auferwecket in verklärten Leibern Phil. 3, 21.) hingerücket werden in den Wol- cken (als auf einem Triumph-Wagen Ps. 104, 3. gleichwie also ehemals Elias 2 B. Kön. 2, 11. und nachmals Christus selbst aufgefahren Apost. [Spaltenumbruch]
Gesch. 1, 9-11. und damit zum Gerichte kommen wird Dan. 7, 13. Matth. 24, 30. Offenb. 1, 7. 10, 1.) dem HErrn (dem Richter der Lebendigen und der Todten) entgegen (als die klugen Jung- frauen ihrem Bräutigam Matth. 25, 1. u. s. f.) in die Luft (welche die verklärte Leiber gar leicht- lich tragen wird, da sie selbst eine dünne Materie ist, und die an den auferweckten schon verklärten, und an den lebendig erfundenen schon verwandel- ten Leiber von der Subtilität, Herrlichkeit und Leichtigkeit sind, daß sie keines vesten Bodens mehr gebrauchen:) und werden also (wenn die- ses geschehen, und darauf auch das Gericht, wo- bey sie gleichsam Beysitzer seyn werden Matth. 19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. wird gehalten seyn) bey dem HErrn seyn allezeit (da wir nach der Hochzeit des Lammes vor ihm in seines Vaters Haus, dar- innen viele Wohnungen sind, werden eingefüh- ret und aller Herlichkeit vollkommen theilhaftig worden seyn Matth. 25, 1. u. s. f. Offenb. 19, 7. 8. Siehe auch Joh. 14, 2. 17, 24. Röm. 8, 17. 2 Tim. 2, 12. Offenb. 3, 21.
V. 18.
So tröstet euch nun mit diesen Wor- ten (und den darinnen begriffenen so gar herrli- chen und tröstlichen Sachen) unter einander (also daß unter andern geistlichen Materien auch diese euch zum Christlichen und Trostvollen Ge- spräche diene, es auch ein ieder für sich zur Stär- ckung seines Glaubens und der Lebendigen Hoff- nung, oft und wohl bey sich selbst erwege: inson- derheit wenn auch die eurigen selig in Christo ab- sterben und es mit euch selbst zum Sterben kömmt: sintemal wir an statt einer so gar groben, verweß- lichen und so vieler Kranckheit und so manchem Ungemach unterworfenen Leibes einen verklärten überkommen und nach Leib und Seel zur ewigen Herrlichkeit werden erhaben werden.)
Das Fünfte Capitel, Darinnen Der Apostel aus der vorhergehenden Lehre von der Zu- kunft Christi eine Ermahnung zur würdigen Vorbereitung ziehet/ wie sol- ches den Gläubigen/ als Kindern des Lichts anstehe/ ihnen auch sonst noch andere zum thätigen Christenthum gehörige Erinnerungen giebt/ und den Brief mit einem Segens-Wunsche beschliesset.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
VOn den Zeiten aber (den Jahren nach) und Stunden kai ton kai- ron, und von der besondern de- termination und Bezeichnung in den Jahren) lieben Brüder, ist nicht noth euch zu schreiben, (gleichwie uns Aposteln selbst solches so gar genau vorher zu wissen und zu determiniren von GOTT nicht gegeben ist.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Nichts ist gemeiners, als daß der Mensch mit einigem Fürwitz darauf fällt, daß er die Zeit des Jüngsten Tages gern ausrechnen, oder doch genau wissen wolte. Da uns doch sol- ches bey unserer Schwachheit weder nöthig, noch nützlich ist. Und eben so stehet es auch um den Tag und die Stunde unsers Todes. Laret unus dies, ut observemus omnes: es bleibet
uns
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v. 17. 18. C. 5. v. 1.
[Spaltenumbruch]
ſeine Stimme mit groſſer Majeſtaͤt und Kraft er- heben? Die Poſaune GOttes iſt eine beſonders helle und majeſtaͤtiſche Poſaune, wie die ſiebente ſeyn wird, welche GOtt ſelbſt durch die Engel wird erſchallen laſſen. Zu dem Feld Geſchrey kan mit gerechnet werden, was Matth. 25, 6. ſte- het: Zu Mitter nacht ward ein Geſchrey: ſiehe der Braͤutigam koͤmmt! gehet aus ihm entgegen. Da ſtunden dieſe (kluge) Jungfrauen alle auf, und ſchmuͤcketen ihre Lampen.
9. Wir erkennen aber aus dieſen vortrefli- chen Lehren von der Zukunft Chriſti, von der Auferſtehung der Todten, vom juͤngſten Gerichte, und vom ewigen Leben die rechte Vortreflichkeit und rechte goͤttliche Eigenſchaft der von GOtt geoffenbareten Religion, wie hoch und wichtig und wie heilſam und kraͤftig ſie ſey, die Gemuͤther zu bewegen und in eine heilige Ehrfurcht gegen GOtt und in eine getreue Wahr- nehmung ihrer ſelbſt zu ſetzen. Wohl dem, der ſich dieſelbe Betrachtung dazu dienen laͤßt, nach der Ermahnung Chriſti Luc. 21, 34-36. und 2 Ep. Pet. 3, 11.
V. 17.
Darnach wir, die wir (in unſern Nach- kommen) leben uud uͤberbleiben (und alſo in der Zukunft Chriſti lebendig erfunden werden) werden (nicht erſt ſterben, ſondern an ſtatt deſ- ſen in einem Augenblick alſo verwandelt werden, daß das verweßliche wird anziehen das unverweß- liche 1 Cor. 15, 51-54. und demnach) zugleich (ohne einen Vorzug der Zeit nach zu haben) mit denſelben (auferwecket in verklaͤrten Leibern Phil. 3, 21.) hingeruͤcket werden in den Wol- cken (als auf einem Triumph-Wagen Pſ. 104, 3. gleichwie alſo ehemals Elias 2 B. Koͤn. 2, 11. und nachmals Chriſtus ſelbſt aufgefahren Apoſt. [Spaltenumbruch]
Geſch. 1, 9-11. und damit zum Gerichte kommen wird Dan. 7, 13. Matth. 24, 30. Offenb. 1, 7. 10, 1.) dem HErrn (dem Richter der Lebendigen und der Todten) entgegen (als die klugen Jung- frauen ihrem Braͤutigam Matth. 25, 1. u. ſ. f.) in die Luft (welche die verklaͤrte Leiber gar leicht- lich tragen wird, da ſie ſelbſt eine duͤnne Materie iſt, und die an den auferweckten ſchon verklaͤrten, und an den lebendig erfundenen ſchon verwandel- ten Leiber von der Subtilitaͤt, Herrlichkeit und Leichtigkeit ſind, daß ſie keines veſten Bodens mehr gebrauchen:) und werden alſo (wenn die- ſes geſchehen, und darauf auch das Gericht, wo- bey ſie gleichſam Beyſitzer ſeyn werden Matth. 19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. wird gehalten ſeyn) bey dem HErrn ſeyn allezeit (da wir nach der Hochzeit des Lammes vor ihm in ſeines Vaters Haus, dar- innen viele Wohnungen ſind, werden eingefuͤh- ret und aller Herlichkeit vollkommen theilhaftig worden ſeyn Matth. 25, 1. u. ſ. f. Offenb. 19, 7. 8. Siehe auch Joh. 14, 2. 17, 24. Roͤm. 8, 17. 2 Tim. 2, 12. Offenb. 3, 21.
V. 18.
So troͤſtet euch nun mit dieſen Wor- ten (und den darinnen begriffenen ſo gar herrli- chen und troͤſtlichen Sachen) unter einander (alſo daß unter andern geiſtlichen Materien auch dieſe euch zum Chriſtlichen und Troſtvollen Ge- ſpraͤche diene, es auch ein ieder fuͤr ſich zur Staͤr- ckung ſeines Glaubens und der Lebendigen Hoff- nung, oft und wohl bey ſich ſelbſt erwege: inſon- derheit wenn auch die eurigen ſelig in Chriſto ab- ſterben und es mit euch ſelbſt zum Sterben koͤmmt: ſintemal wir an ſtatt einer ſo gar groben, verweß- lichen und ſo vieler Kranckheit und ſo manchem Ungemach unterworfenen Leibes einen verklaͤrten uͤberkommen und nach Leib und Seel zur ewigen Herrlichkeit werden erhaben werden.)
Das Fuͤnfte Capitel, Darinnen Der Apoſtel aus der vorhergehenden Lehre von der Zu- kunft Chriſti eine Ermahnung zur wuͤrdigen Vorbereitung ziehet/ wie ſol- ches den Glaͤubigen/ als Kindern des Lichts anſtehe/ ihnen auch ſonſt noch andere zum thaͤtigen Chriſtenthum gehoͤrige Erinnerungen giebt/ und den Brief mit einem Segens-Wunſche beſchlieſſet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
VOn den Zeiten aber (den Jahren nach) und Stunden καὶ τῶν και- ρῶν, und von der beſondern de- termination und Bezeichnung in den Jahren) lieben Bruͤder, iſt nicht noth euch zu ſchreiben, (gleichwie uns Apoſteln ſelbſt ſolches ſo gar genau vorher zu wiſſen und zu determiniren von GOTT nicht gegeben iſt.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Nichts iſt gemeiners, als daß der Menſch mit einigem Fuͤrwitz darauf faͤllt, daß er die Zeit des Juͤngſten Tages gern ausrechnen, oder doch genau wiſſen wolte. Da uns doch ſol- ches bey unſerer Schwachheit weder noͤthig, noch nuͤtzlich iſt. Und eben ſo ſtehet es auch um den Tag und die Stunde unſers Todes. Laret unus dies, ut obſervemus omnes: es bleibet
uns
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[34/0036]
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v. 17. 18. C. 5. v. 1.
ſeine Stimme mit groſſer Majeſtaͤt und Kraft er-
heben? Die Poſaune GOttes iſt eine beſonders
helle und majeſtaͤtiſche Poſaune, wie die ſiebente
ſeyn wird, welche GOtt ſelbſt durch die Engel
wird erſchallen laſſen. Zu dem Feld Geſchrey
kan mit gerechnet werden, was Matth. 25, 6. ſte-
het: Zu Mitter nacht ward ein Geſchrey:
ſiehe der Braͤutigam koͤmmt! gehet aus
ihm entgegen. Da ſtunden dieſe (kluge)
Jungfrauen alle auf, und ſchmuͤcketen
ihre Lampen.
9. Wir erkennen aber aus dieſen vortrefli-
chen Lehren von der Zukunft Chriſti, von der
Auferſtehung der Todten, vom juͤngſten
Gerichte, und vom ewigen Leben die rechte
Vortreflichkeit und rechte goͤttliche Eigenſchaft
der von GOtt geoffenbareten Religion, wie
hoch und wichtig und wie heilſam und kraͤftig ſie
ſey, die Gemuͤther zu bewegen und in eine heilige
Ehrfurcht gegen GOtt und in eine getreue Wahr-
nehmung ihrer ſelbſt zu ſetzen. Wohl dem, der
ſich dieſelbe Betrachtung dazu dienen laͤßt, nach
der Ermahnung Chriſti Luc. 21, 34-36. und 2 Ep.
Pet. 3, 11.
V. 17.
Darnach wir, die wir (in unſern Nach-
kommen) leben uud uͤberbleiben (und alſo in
der Zukunft Chriſti lebendig erfunden werden)
werden (nicht erſt ſterben, ſondern an ſtatt deſ-
ſen in einem Augenblick alſo verwandelt werden,
daß das verweßliche wird anziehen das unverweß-
liche 1 Cor. 15, 51-54. und demnach) zugleich
(ohne einen Vorzug der Zeit nach zu haben) mit
denſelben (auferwecket in verklaͤrten Leibern
Phil. 3, 21.) hingeruͤcket werden in den Wol-
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und nachmals Chriſtus ſelbſt aufgefahren Apoſt.
Geſch. 1, 9-11. und damit zum Gerichte kommen
wird Dan. 7, 13. Matth. 24, 30. Offenb. 1, 7.
10, 1.) dem HErrn (dem Richter der Lebendigen
und der Todten) entgegen (als die klugen Jung-
frauen ihrem Braͤutigam Matth. 25, 1. u. ſ. f.)
in die Luft (welche die verklaͤrte Leiber gar leicht-
lich tragen wird, da ſie ſelbſt eine duͤnne Materie
iſt, und die an den auferweckten ſchon verklaͤrten,
und an den lebendig erfundenen ſchon verwandel-
ten Leiber von der Subtilitaͤt, Herrlichkeit und
Leichtigkeit ſind, daß ſie keines veſten Bodens
mehr gebrauchen:) und werden alſo (wenn die-
ſes geſchehen, und darauf auch das Gericht, wo-
bey ſie gleichſam Beyſitzer ſeyn werden Matth.
19, 28. 1 Cor. 6, 2. 3. wird gehalten ſeyn) bey dem
HErrn ſeyn allezeit (da wir nach der Hochzeit
des Lammes vor ihm in ſeines Vaters Haus, dar-
innen viele Wohnungen ſind, werden eingefuͤh-
ret und aller Herlichkeit vollkommen theilhaftig
worden ſeyn Matth. 25, 1. u. ſ. f. Offenb. 19, 7. 8.
Siehe auch Joh. 14, 2. 17, 24. Roͤm. 8, 17.
2 Tim. 2, 12. Offenb. 3, 21.
V. 18.
So troͤſtet euch nun mit dieſen Wor-
ten (und den darinnen begriffenen ſo gar herrli-
chen und troͤſtlichen Sachen) unter einander
(alſo daß unter andern geiſtlichen Materien auch
dieſe euch zum Chriſtlichen und Troſtvollen Ge-
ſpraͤche diene, es auch ein ieder fuͤr ſich zur Staͤr-
ckung ſeines Glaubens und der Lebendigen Hoff-
nung, oft und wohl bey ſich ſelbſt erwege: inſon-
derheit wenn auch die eurigen ſelig in Chriſto ab-
ſterben und es mit euch ſelbſt zum Sterben koͤmmt:
ſintemal wir an ſtatt einer ſo gar groben, verweß-
lichen und ſo vieler Kranckheit und ſo manchem
Ungemach unterworfenen Leibes einen verklaͤrten
uͤberkommen und nach Leib und Seel zur ewigen
Herrlichkeit werden erhaben werden.)
Das Fuͤnfte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel aus der vorhergehenden Lehre von der Zu-
kunft Chriſti eine Ermahnung zur wuͤrdigen Vorbereitung ziehet/ wie ſol-
ches den Glaͤubigen/ als Kindern des Lichts anſtehe/ ihnen auch ſonſt noch
andere zum thaͤtigen Chriſtenthum gehoͤrige Erinnerungen giebt/ und den
Brief mit einem Segens-Wunſche beſchlieſſet.
V. 1.
VOn den Zeiten aber (den Jahren
nach) und Stunden καὶ τῶν και-
ρῶν, und von der beſondern de-
termination und Bezeichnung
in den Jahren) lieben Bruͤder,
iſt nicht noth euch zu ſchreiben, (gleichwie
uns Apoſteln ſelbſt ſolches ſo gar genau vorher zu
wiſſen und zu determiniren von GOTT nicht
gegeben iſt.)
Anmerckungen.
1. Nichts iſt gemeiners, als daß der
Menſch mit einigem Fuͤrwitz darauf faͤllt, daß
er die Zeit des Juͤngſten Tages gern ausrechnen,
oder doch genau wiſſen wolte. Da uns doch ſol-
ches bey unſerer Schwachheit weder noͤthig, noch
nuͤtzlich iſt. Und eben ſo ſtehet es auch um den
Tag und die Stunde unſers Todes. Laret unus
dies, ut obſervemus omnes: es bleibet
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/36>, abgerufen am 27.07.2024.
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