[Spaltenumbruch]
und Vollkommenheit zur Vollkommenmachung und immerwährenden Beständigkeit.
6. Die Worte dia` tou legontos pros 'au- ton, durch den, der zu ihm, oder von ihm, (wie Paulus das legein mit der particula pros auch eben gebrauchet c. 1, 7. 8.) saget, sind von dem Zeugnisse Davids zu verstehen; als dadurch es geoffenbaret worden, was sonst verborgen war, nemlich daß GOtt das Meßianische Prie- sterthum mit einem Eidschwur verordnet habe.
7. Bey dem Eidschwure ist zu mercken die beschworne Sache und der Eid selbst. Die be- schworne, oder mit einem Eide versicherte Sa- che ist, daß das Meßianische Priesterthum ein ewiges und kein Levitisches, sondern ein gantz an- ders, oder nach Melchisedechischer Art einge- richtetes Priesterthum seyn solte. Der Eid selbst lieget in den Worten: der HERR hat ge- schworen und wird ihn nicht gereuen, nem- lich des Eidschwures, und der damit bestätigten Verheissung, daß er die beschworne Sache ie- mals ändern solte, wie er das Levitische Prie- sterthum verändert und abgethan hat. Der for- mul des Eides gedencket der Apostel nicht, weil sie lieget in den Worten: der HErr hat ge- schworen: nemlich bey sich selbst, 1 B. Mos. 22, 16. so wahr er lebet, wie es heißt Ezech. 33, 11. oder bey seiner Heiligkeit, so wahr er ein heiliger GOtt ist, Amos 4, 2. welcher Eidschwur denn eben damit und dabey geschehen ist, da GOtt durch David die Sache, davon die Rede ist, mit einer solchen Betheurung geoffenbaret und verheissen hat.
8. Das bessere Testament ist die Oe- conomie Meßiä und seines Gnadenreichs, des- sen Ausrichtung vorher v. 19. die Einführung einer bessern Hoffnung ist genennet worden.
9. Das Wort egguos, welches der selige Lutherus durch Ausrichter übersetzet hat, heißt eigentlich soviel, als bey uns Teutschen das Wort Bürge, bey den Lateinern sponsor, fide- jussor. Es hat aber dieses Wort vieles auf sich, und haben wir diesen Ort davon soviel mehr zu mercken, weil er der eintzige im neuen Testamen- te ist, darinnen wir das Wort ausdrücklich gese- tzet finden.
9. Um den Nachdruck dieses Orts und Worts einzusehen, haben wir von der Sponsi- on, oder von der Bürgschaft CHristi zu mercken, daß sie der Grund ist von dem gan- tzen Wercke der Erlösung, und schon von Ewig- keit geschehen. Denn da der Hochgelobte Drey- einige GOtt, vermöge seiner Allwissenheit, den Fall des menschlichen Geschlechts vorher gese- hen, so hat sich dabey der Sohn GOttes ins Mittel geleget, und sich selbst zum Mittler und Erlöser dargestellet, und, um das Mittler- Amt zur Wiederbringung auszuführen, sich zur Menschwerdung erkläret. Welches denn im Rathe der Hochgelobten Dreyeinigkeit für gut gefunden und angenommen, also daß daher der Schluß gefasset worden, zur Sendung und Salbung des Sohnes zum Erlöser und zur Se- ligmachung aller derer, welche sich durch die [Spaltenumbruch]
kräftige Wirckung des Heiligen Geistes in die Heyls-Ordnung, und darinn zum Glauben an Christum würden bringen lassen. Und solcher- gestalt ist egguos, ein Bürge, eben soviel, als mesites, ein Mittler zwischen GOtt und Men- schen, 1 Tim. 2, 5. und in diesem Briefe an die Hebräer c. 8, 6. c. 9, 15. c. 12, 24. Man hat hie- bey im Grund-Texte zu conferiren den Ort Hiob 33, 23. 24.
V. 23. 24. 25.
Und jener (bey dem Levitischen Gottes- dienste) sind viele, die Priester wurden, darum daß sie der Tod nicht (Priester) bleiben ließ: Dieser aber (der Meßias) dar- um daß er ewig bleibet, (nach der Kraft sei- nes unendlichen Lebens v. 16.) hat er ein un- vergängliches Priesterthum (aparabaton, ein solches, welches des darzwischen kommenden Todes wegen nicht von einem auf den andern kömmt, sondern das da bey ihm ewiglich bleibet.) Daher er auch selig machen (teleiosin, die wahre Vollkommenmachung nach v. 11. zuwege bringen, oder vollkommen selig machen) kan immerdar (eis t[fremdsprachliches Material] panteles, gantz und voll- kömmlich, daß nichts daran fehlet, und von uns an eignen Verdiensten nichts hinzugethan werden darf, und folglich auch auf ewig) die durch ihn (als den eintzigen und wahren Mitt- ler: siehe v. 22.) zu GOtt kommen, (sich zu GOtt nahen, v. 19. sowol ihm im heiligen Prie- sterlichen Schmuck zu dienen, als auch bey sol- chem ihrem Dienste, in der Gemeinschaft mit GOtt, der durch das Opfer Christi verdienten und geschenckten Seligkeit zu geniessen,) und le- bet immerdar, (daher auch der eintzige und vollkommene Hohepriester ist, der keines Nach- folgers und Mitheylandes bedarf,) und bittet für sie, (im Gegenbilde von der Fürbitte der Priester des alten Testaments, welche sie als ein Stück ihres Amts, bey dem Eingange ins Heilige, wie der Hohepriester bey dem ins Al- lerheiligste, verrichteten, also daß sie sich dazu auch der äusserlichen Ceremonie des das Gebet repraesentirenden Rauchwercks bedieneten. Siehe Offenb. 5, 8. c. 8, 3. 4. Ps. 141, 2. Deß- gleichen 2 Buch Mos. 30, 7. 3 Buch Mos. 16. 4 B. Mos. 16, 17.)
Anmerckungen.
1. Die immerwährende hohepriesterliche Fürbitte Christi ist zwar eigentlich, aber doch also zu verstehen, wie es sich zum Stande der Er- höhung schicket. Der Nachdruck solcher Fürbitte zeiget sich sonderlich in der Frucht derselben, nemlich in Mittheilung der Gnade zur Vergebung der Sünde und allem übrigen göttlichen Segen.
2. Wenn ein Gläubiger betet, so hat er sich allezeit die Fürbitte Christi recht zuversichtlich vorzustellen, und sich gleichsam mit seinem Glau- ben darinnen zu lagern. Denn auf diese Art kan er sich wider die Anfechtung von der Unwür- digkeit und Untüchtigkeit seines Gebets wafnen, und der Erhörung so viel gewisser werden.
3. Wah-
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 20-25.
[Spaltenumbruch]
und Vollkommenheit zur Vollkommenmachung und immerwaͤhrenden Beſtaͤndigkeit.
6. Die Worte δια` τοῦ λέγοντος πρός ᾽αυ- τὸν, durch den, der zu ihm, oder von ihm, (wie Paulus das λέγειν mit der particula πρὸς auch eben gebrauchet c. 1, 7. 8.) ſaget, ſind von dem Zeugniſſe Davids zu verſtehen; als dadurch es geoffenbaret worden, was ſonſt verborgen war, nemlich daß GOtt das Meßianiſche Prie- ſterthum mit einem Eidſchwur verordnet habe.
7. Bey dem Eidſchwure iſt zu mercken die beſchworne Sache und der Eid ſelbſt. Die be- ſchworne, oder mit einem Eide verſicherte Sa- che iſt, daß das Meßianiſche Prieſterthum ein ewiges und kein Levitiſches, ſondern ein gantz an- ders, oder nach Melchiſedechiſcher Art einge- richtetes Prieſterthum ſeyn ſolte. Der Eid ſelbſt lieget in den Worten: der HERR hat ge- ſchworen und wird ihn nicht gereuen, nem- lich des Eidſchwures, und der damit beſtaͤtigten Verheiſſung, daß er die beſchworne Sache ie- mals aͤndern ſolte, wie er das Levitiſche Prie- ſterthum veraͤndert und abgethan hat. Der for- mul des Eides gedencket der Apoſtel nicht, weil ſie lieget in den Worten: der HErr hat ge- ſchworen: nemlich bey ſich ſelbſt, 1 B. Moſ. 22, 16. ſo wahr er lebet, wie es heißt Ezech. 33, 11. oder bey ſeiner Heiligkeit, ſo wahr er ein heiliger GOtt iſt, Amos 4, 2. welcher Eidſchwur denn eben damit und dabey geſchehen iſt, da GOtt durch David die Sache, davon die Rede iſt, mit einer ſolchen Betheurung geoffenbaret und verheiſſen hat.
8. Das beſſere Teſtament iſt die Oe- conomie Meßiaͤ und ſeines Gnadenreichs, deſ- ſen Ausrichtung vorher v. 19. die Einfuͤhrung einer beſſern Hoffnung iſt genennet worden.
9. Das Wort ἔγγυος, welches der ſelige Lutherus durch Ausrichter uͤberſetzet hat, heißt eigentlich ſoviel, als bey uns Teutſchen das Wort Buͤrge, bey den Lateinern ſponſor, fide- juſſor. Es hat aber dieſes Wort vieles auf ſich, und haben wir dieſen Ort davon ſoviel mehr zu mercken, weil er der eintzige im neuen Teſtamen- te iſt, darinnen wir das Wort ausdruͤcklich geſe- tzet finden.
9. Um den Nachdruck dieſes Orts und Worts einzuſehen, haben wir von der Sponſi- on, oder von der Buͤrgſchaft CHriſti zu mercken, daß ſie der Grund iſt von dem gan- tzen Wercke der Erloͤſung, und ſchon von Ewig- keit geſchehen. Denn da der Hochgelobte Drey- einige GOtt, vermoͤge ſeiner Allwiſſenheit, den Fall des menſchlichen Geſchlechts vorher geſe- hen, ſo hat ſich dabey der Sohn GOttes ins Mittel geleget, und ſich ſelbſt zum Mittler und Erloͤſer dargeſtellet, und, um das Mittler- Amt zur Wiederbringung auszufuͤhren, ſich zur Menſchwerdung erklaͤret. Welches denn im Rathe der Hochgelobten Dreyeinigkeit fuͤr gut gefunden und angenommen, alſo daß daher der Schluß gefaſſet worden, zur Sendung und Salbung des Sohnes zum Erloͤſer und zur Se- ligmachung aller derer, welche ſich durch die [Spaltenumbruch]
kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes in die Heyls-Ordnung, und darinn zum Glauben an Chriſtum wuͤrden bringen laſſen. Und ſolcher- geſtalt iſt ἔγγυος, ein Buͤrge, eben ſoviel, als μεσίτης, ein Mittler zwiſchen GOtt und Men- ſchen, 1 Tim. 2, 5. und in dieſem Briefe an die Hebraͤer c. 8, 6. c. 9, 15. c. 12, 24. Man hat hie- bey im Grund-Texte zu conferiren den Ort Hiob 33, 23. 24.
V. 23. 24. 25.
Und jener (bey dem Levitiſchen Gottes- dienſte) ſind viele, die Prieſter wurden, darum daß ſie der Tod nicht (Prieſter) bleiben ließ: Dieſer aber (der Meßias) dar- um daß er ewig bleibet, (nach der Kraft ſei- nes unendlichen Lebens v. 16.) hat er ein un- vergaͤngliches Prieſterthum (ἀπαϱάβατον, ein ſolches, welches des darzwiſchen kommenden Todes wegen nicht von einem auf den andern koͤmmt, ſondern das da bey ihm ewiglich bleibet.) Daher er auch ſelig machen (τελείωσιν, die wahre Vollkommenmachung nach v. 11. zuwege bringen, oder vollkommen ſelig machen) kan immerdar (εἰς τ[fremdsprachliches Material] ϖαντελὲς, gantz und voll- koͤmmlich, daß nichts daran fehlet, und von uns an eignen Verdienſten nichts hinzugethan werden darf, und folglich auch auf ewig) die durch ihn (als den eintzigen und wahren Mitt- ler: ſiehe v. 22.) zu GOtt kommen, (ſich zu GOtt nahen, v. 19. ſowol ihm im heiligen Prie- ſterlichen Schmuck zu dienen, als auch bey ſol- chem ihrem Dienſte, in der Gemeinſchaft mit GOtt, der durch das Opfer Chriſti verdienten und geſchenckten Seligkeit zu genieſſen,) und le- bet immerdar, (daher auch der eintzige und vollkommene Hoheprieſter iſt, der keines Nach- folgers und Mitheylandes bedarf,) und bittet fuͤr ſie, (im Gegenbilde von der Fuͤrbitte der Prieſter des alten Teſtaments, welche ſie als ein Stuͤck ihres Amts, bey dem Eingange ins Heilige, wie der Hoheprieſter bey dem ins Al- lerheiligſte, verrichteten, alſo daß ſie ſich dazu auch der aͤuſſerlichen Ceremonie des das Gebet repræſentirenden Rauchwercks bedieneten. Siehe Offenb. 5, 8. c. 8, 3. 4. Pſ. 141, 2. Deß- gleichen 2 Buch Moſ. 30, 7. 3 Buch Moſ. 16. 4 B. Moſ. 16, 17.)
Anmerckungen.
1. Die immerwaͤhrende hoheprieſterliche Fuͤrbitte Chriſti iſt zwar eigentlich, aber doch alſo zu verſtehen, wie es ſich zum Stande der Er- hoͤhung ſchicket. Der Nachdruck ſolcher Fuͤrbitte zeiget ſich ſonderlich in der Frucht derſelben, nemlich in Mittheilung der Gnade zur Vergebung der Suͤnde und allem uͤbrigen goͤttlichen Segen.
2. Wenn ein Glaͤubiger betet, ſo hat er ſich allezeit die Fuͤrbitte Chriſti recht zuverſichtlich vorzuſtellen, und ſich gleichſam mit ſeinem Glau- ben darinnen zu lagern. Denn auf dieſe Art kan er ſich wider die Anfechtung von der Unwuͤr- digkeit und Untuͤchtigkeit ſeines Gebets wafnen, und der Erhoͤrung ſo viel gewiſſer werden.
3. Wah-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0334"n="332"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 20-25.</hi></fw><lb/><cb/>
und Vollkommenheit zur Vollkommenmachung<lb/>
und immerwaͤhrenden Beſtaͤndigkeit.</p><lb/><p>6. Die Worte δια`τοῦλέγοντοςπρός᾽αυ-<lb/>τὸν, <hirendition="#fr">durch den, der zu ihm, oder von ihm,</hi><lb/>
(wie Paulus das λέγειν mit der <hirendition="#aq">particula</hi>πρὸς<lb/>
auch eben gebrauchet c. 1, 7. 8.) <hirendition="#fr">ſaget,</hi>ſind von<lb/>
dem Zeugniſſe Davids zu verſtehen; als dadurch<lb/>
es geoffenbaret worden, was ſonſt verborgen<lb/>
war, nemlich daß GOtt das Meßianiſche Prie-<lb/>ſterthum mit einem Eidſchwur verordnet habe.</p><lb/><p>7. Bey dem Eidſchwure iſt zu mercken die<lb/>
beſchworne Sache und der Eid ſelbſt. Die be-<lb/>ſchworne, oder mit einem Eide verſicherte Sa-<lb/>
che iſt, daß das Meßianiſche Prieſterthum ein<lb/>
ewiges und kein Levitiſches, ſondern ein gantz an-<lb/>
ders, oder nach Melchiſedechiſcher Art einge-<lb/>
richtetes Prieſterthum ſeyn ſolte. Der Eid ſelbſt<lb/>
lieget in den Worten: <hirendition="#fr">der HERR hat ge-<lb/>ſchworen und wird ihn nicht gereuen,</hi> nem-<lb/>
lich des Eidſchwures, und der damit beſtaͤtigten<lb/>
Verheiſſung, daß er die beſchworne Sache ie-<lb/>
mals aͤndern ſolte, wie er das Levitiſche Prie-<lb/>ſterthum veraͤndert und abgethan hat. Der <hirendition="#aq">for-<lb/>
mul</hi> des Eides gedencket der Apoſtel nicht, weil<lb/>ſie lieget in den Worten: <hirendition="#fr">der HErr hat ge-<lb/>ſchworen:</hi> nemlich <hirendition="#fr">bey ſich ſelbſt,</hi> 1 B. Moſ.<lb/>
22, 16. <hirendition="#fr">ſo wahr er lebet,</hi> wie es heißt Ezech.<lb/>
33, 11. oder bey <hirendition="#fr">ſeiner Heiligkeit,</hi>ſo wahr er ein<lb/>
heiliger GOtt iſt, Amos 4, 2. welcher Eidſchwur<lb/>
denn eben damit und dabey geſchehen iſt, da<lb/>
GOtt durch David die Sache, davon die Rede<lb/>
iſt, mit einer ſolchen Betheurung geoffenbaret<lb/>
und verheiſſen hat.</p><lb/><p>8. Das <hirendition="#fr">beſſere Teſtament</hi> iſt die <hirendition="#aq">Oe-<lb/>
conomie</hi> Meßiaͤ und ſeines Gnadenreichs, deſ-<lb/>ſen Ausrichtung vorher v. 19. die <hirendition="#fr">Einfuͤhrung<lb/>
einer beſſern Hoffnung</hi> iſt genennet worden.</p><lb/><p>9. Das Wort ἔγγυος, welches der ſelige<lb/><hirendition="#aq">Lutherus</hi> durch <hirendition="#fr">Ausrichter</hi> uͤberſetzet hat, heißt<lb/>
eigentlich ſoviel, als bey uns Teutſchen das<lb/>
Wort <hirendition="#fr">Buͤrge,</hi> bey den Lateinern <hirendition="#aq"><hirendition="#i">ſponſor, fide-<lb/>
juſſor.</hi></hi> Es hat aber dieſes Wort vieles auf ſich,<lb/>
und haben wir dieſen Ort davon ſoviel mehr zu<lb/>
mercken, weil er der eintzige im neuen Teſtamen-<lb/>
te iſt, darinnen wir das Wort ausdruͤcklich geſe-<lb/>
tzet finden.</p><lb/><p>9. Um den Nachdruck dieſes Orts und<lb/>
Worts einzuſehen, haben wir von der <hirendition="#aq">Sponſi-<lb/>
on,</hi> oder von der <hirendition="#fr">Buͤrgſchaft</hi> CHriſti zu<lb/>
mercken, daß ſie der <hirendition="#fr">Grund</hi> iſt von dem gan-<lb/>
tzen Wercke der Erloͤſung, und ſchon von <hirendition="#fr">Ewig-<lb/>
keit</hi> geſchehen. Denn da der Hochgelobte Drey-<lb/>
einige GOtt, vermoͤge ſeiner Allwiſſenheit, den<lb/>
Fall des menſchlichen Geſchlechts vorher geſe-<lb/>
hen, ſo hat ſich dabey der Sohn GOttes <hirendition="#fr">ins<lb/>
Mittel geleget,</hi> und ſich ſelbſt zum <hirendition="#fr">Mittler</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Erloͤſer</hi> dargeſtellet, und, um das Mittler-<lb/>
Amt zur Wiederbringung auszufuͤhren, ſich zur<lb/>
Menſchwerdung erklaͤret. Welches denn im<lb/>
Rathe der Hochgelobten Dreyeinigkeit fuͤr gut<lb/>
gefunden und angenommen, alſo daß daher der<lb/>
Schluß gefaſſet worden, zur Sendung und<lb/>
Salbung des Sohnes zum Erloͤſer und zur Se-<lb/>
ligmachung aller derer, welche ſich durch die<lb/><cb/>
kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes in die<lb/>
Heyls-Ordnung, und darinn zum Glauben an<lb/>
Chriſtum wuͤrden bringen laſſen. Und ſolcher-<lb/>
geſtalt iſt ἔγγυος, ein <hirendition="#fr">Buͤrge,</hi> eben ſoviel, als<lb/>μεσίτης, ein <hirendition="#fr">Mittler</hi> zwiſchen GOtt und Men-<lb/>ſchen, 1 Tim. 2, 5. und in dieſem Briefe an die<lb/>
Hebraͤer c. 8, 6. c. 9, 15. c. 12, 24. Man hat hie-<lb/>
bey im Grund-Texte zu <hirendition="#aq">conferir</hi>en den Ort<lb/>
Hiob 33, 23. 24.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 23. 24. 25.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Und jener</hi> (bey dem Levitiſchen Gottes-<lb/>
dienſte) <hirendition="#fr">ſind viele, die Prieſter wurden,<lb/>
darum daß ſie der Tod nicht</hi> (Prieſter)<lb/><hirendition="#fr">bleiben ließ: Dieſer aber</hi> (der Meßias) <hirendition="#fr">dar-<lb/>
um daß er ewig bleibet,</hi> (nach der Kraft ſei-<lb/>
nes unendlichen Lebens v. 16.) <hirendition="#fr">hat er ein un-<lb/>
vergaͤngliches Prieſterthum</hi> (ἀπαϱάβατον, ein<lb/>ſolches, welches des darzwiſchen kommenden<lb/>
Todes wegen nicht von einem auf den andern<lb/>
koͤmmt, ſondern das da bey ihm ewiglich bleibet.)<lb/><hirendition="#fr">Daher er auch ſelig machen</hi> (τελείωσιν, die<lb/>
wahre Vollkommenmachung nach v. 11. zuwege<lb/>
bringen, oder vollkommen ſelig machen) <hirendition="#fr">kan<lb/>
immerdar</hi> (εἰςτ<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"/></foreign>ϖαντελὲς, gantz und voll-<lb/>
koͤmmlich, daß nichts daran fehlet, und von<lb/>
uns an eignen Verdienſten nichts hinzugethan<lb/>
werden darf, und folglich auch auf ewig) <hirendition="#fr">die<lb/>
durch ihn</hi> (als den eintzigen und wahren Mitt-<lb/>
ler: ſiehe v. 22.) <hirendition="#fr">zu GOtt kommen,</hi> (ſich zu<lb/>
GOtt nahen, v. 19. ſowol ihm im heiligen Prie-<lb/>ſterlichen Schmuck zu dienen, als auch bey ſol-<lb/>
chem ihrem Dienſte, in der Gemeinſchaft mit<lb/>
GOtt, der durch das Opfer Chriſti verdienten<lb/>
und geſchenckten Seligkeit zu genieſſen,) <hirendition="#fr">und le-<lb/>
bet immerdar,</hi> (daher auch der eintzige und<lb/>
vollkommene Hoheprieſter iſt, der keines Nach-<lb/>
folgers und Mitheylandes bedarf,) <hirendition="#fr">und bittet<lb/>
fuͤr ſie,</hi> (im Gegenbilde von der Fuͤrbitte der<lb/>
Prieſter des alten Teſtaments, welche ſie als<lb/>
ein Stuͤck ihres Amts, bey dem Eingange ins<lb/>
Heilige, wie der Hoheprieſter bey dem ins Al-<lb/>
lerheiligſte, verrichteten, alſo daß ſie ſich dazu<lb/>
auch der aͤuſſerlichen Ceremonie des das Gebet<lb/><hirendition="#aq">repræſentir</hi>enden Rauchwercks bedieneten.<lb/>
Siehe Offenb. 5, 8. c. 8, 3. 4. Pſ. 141, 2. Deß-<lb/>
gleichen 2 Buch Moſ. 30, 7. 3 Buch Moſ. 16.<lb/>
4 B. Moſ. 16, 17.)</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Die immerwaͤhrende hoheprieſterliche<lb/><hirendition="#fr">Fuͤrbitte</hi> Chriſti iſt zwar eigentlich, aber doch<lb/>
alſo zu verſtehen, wie es ſich zum Stande der Er-<lb/>
hoͤhung ſchicket. Der <hirendition="#fr">Nachdruck</hi>ſolcher<lb/>
Fuͤrbitte zeiget ſich ſonderlich in der <hirendition="#fr">Frucht</hi><lb/>
derſelben, nemlich in <hirendition="#fr">Mittheilung</hi> der Gnade<lb/>
zur Vergebung der Suͤnde und allem uͤbrigen<lb/>
goͤttlichen Segen.</p><lb/><p>2. Wenn ein Glaͤubiger betet, ſo hat er ſich<lb/>
allezeit die <hirendition="#fr">Fuͤrbitte</hi> Chriſti recht zuverſichtlich<lb/>
vorzuſtellen, und ſich gleichſam mit ſeinem Glau-<lb/>
ben darinnen zu lagern. Denn auf dieſe Art<lb/>
kan er ſich wider die Anfechtung von der Unwuͤr-<lb/>
digkeit und Untuͤchtigkeit ſeines Gebets wafnen,<lb/>
und der Erhoͤrung ſo viel gewiſſer werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">3. Wah-</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[332/0334]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 7. v. 20-25.
und Vollkommenheit zur Vollkommenmachung
und immerwaͤhrenden Beſtaͤndigkeit.
6. Die Worte δια` τοῦ λέγοντος πρός ᾽αυ-
τὸν, durch den, der zu ihm, oder von ihm,
(wie Paulus das λέγειν mit der particula πρὸς
auch eben gebrauchet c. 1, 7. 8.) ſaget, ſind von
dem Zeugniſſe Davids zu verſtehen; als dadurch
es geoffenbaret worden, was ſonſt verborgen
war, nemlich daß GOtt das Meßianiſche Prie-
ſterthum mit einem Eidſchwur verordnet habe.
7. Bey dem Eidſchwure iſt zu mercken die
beſchworne Sache und der Eid ſelbſt. Die be-
ſchworne, oder mit einem Eide verſicherte Sa-
che iſt, daß das Meßianiſche Prieſterthum ein
ewiges und kein Levitiſches, ſondern ein gantz an-
ders, oder nach Melchiſedechiſcher Art einge-
richtetes Prieſterthum ſeyn ſolte. Der Eid ſelbſt
lieget in den Worten: der HERR hat ge-
ſchworen und wird ihn nicht gereuen, nem-
lich des Eidſchwures, und der damit beſtaͤtigten
Verheiſſung, daß er die beſchworne Sache ie-
mals aͤndern ſolte, wie er das Levitiſche Prie-
ſterthum veraͤndert und abgethan hat. Der for-
mul des Eides gedencket der Apoſtel nicht, weil
ſie lieget in den Worten: der HErr hat ge-
ſchworen: nemlich bey ſich ſelbſt, 1 B. Moſ.
22, 16. ſo wahr er lebet, wie es heißt Ezech.
33, 11. oder bey ſeiner Heiligkeit, ſo wahr er ein
heiliger GOtt iſt, Amos 4, 2. welcher Eidſchwur
denn eben damit und dabey geſchehen iſt, da
GOtt durch David die Sache, davon die Rede
iſt, mit einer ſolchen Betheurung geoffenbaret
und verheiſſen hat.
8. Das beſſere Teſtament iſt die Oe-
conomie Meßiaͤ und ſeines Gnadenreichs, deſ-
ſen Ausrichtung vorher v. 19. die Einfuͤhrung
einer beſſern Hoffnung iſt genennet worden.
9. Das Wort ἔγγυος, welches der ſelige
Lutherus durch Ausrichter uͤberſetzet hat, heißt
eigentlich ſoviel, als bey uns Teutſchen das
Wort Buͤrge, bey den Lateinern ſponſor, fide-
juſſor. Es hat aber dieſes Wort vieles auf ſich,
und haben wir dieſen Ort davon ſoviel mehr zu
mercken, weil er der eintzige im neuen Teſtamen-
te iſt, darinnen wir das Wort ausdruͤcklich geſe-
tzet finden.
9. Um den Nachdruck dieſes Orts und
Worts einzuſehen, haben wir von der Sponſi-
on, oder von der Buͤrgſchaft CHriſti zu
mercken, daß ſie der Grund iſt von dem gan-
tzen Wercke der Erloͤſung, und ſchon von Ewig-
keit geſchehen. Denn da der Hochgelobte Drey-
einige GOtt, vermoͤge ſeiner Allwiſſenheit, den
Fall des menſchlichen Geſchlechts vorher geſe-
hen, ſo hat ſich dabey der Sohn GOttes ins
Mittel geleget, und ſich ſelbſt zum Mittler
und Erloͤſer dargeſtellet, und, um das Mittler-
Amt zur Wiederbringung auszufuͤhren, ſich zur
Menſchwerdung erklaͤret. Welches denn im
Rathe der Hochgelobten Dreyeinigkeit fuͤr gut
gefunden und angenommen, alſo daß daher der
Schluß gefaſſet worden, zur Sendung und
Salbung des Sohnes zum Erloͤſer und zur Se-
ligmachung aller derer, welche ſich durch die
kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes in die
Heyls-Ordnung, und darinn zum Glauben an
Chriſtum wuͤrden bringen laſſen. Und ſolcher-
geſtalt iſt ἔγγυος, ein Buͤrge, eben ſoviel, als
μεσίτης, ein Mittler zwiſchen GOtt und Men-
ſchen, 1 Tim. 2, 5. und in dieſem Briefe an die
Hebraͤer c. 8, 6. c. 9, 15. c. 12, 24. Man hat hie-
bey im Grund-Texte zu conferiren den Ort
Hiob 33, 23. 24.
V. 23. 24. 25.
Und jener (bey dem Levitiſchen Gottes-
dienſte) ſind viele, die Prieſter wurden,
darum daß ſie der Tod nicht (Prieſter)
bleiben ließ: Dieſer aber (der Meßias) dar-
um daß er ewig bleibet, (nach der Kraft ſei-
nes unendlichen Lebens v. 16.) hat er ein un-
vergaͤngliches Prieſterthum (ἀπαϱάβατον, ein
ſolches, welches des darzwiſchen kommenden
Todes wegen nicht von einem auf den andern
koͤmmt, ſondern das da bey ihm ewiglich bleibet.)
Daher er auch ſelig machen (τελείωσιν, die
wahre Vollkommenmachung nach v. 11. zuwege
bringen, oder vollkommen ſelig machen) kan
immerdar (εἰς τ_ ϖαντελὲς, gantz und voll-
koͤmmlich, daß nichts daran fehlet, und von
uns an eignen Verdienſten nichts hinzugethan
werden darf, und folglich auch auf ewig) die
durch ihn (als den eintzigen und wahren Mitt-
ler: ſiehe v. 22.) zu GOtt kommen, (ſich zu
GOtt nahen, v. 19. ſowol ihm im heiligen Prie-
ſterlichen Schmuck zu dienen, als auch bey ſol-
chem ihrem Dienſte, in der Gemeinſchaft mit
GOtt, der durch das Opfer Chriſti verdienten
und geſchenckten Seligkeit zu genieſſen,) und le-
bet immerdar, (daher auch der eintzige und
vollkommene Hoheprieſter iſt, der keines Nach-
folgers und Mitheylandes bedarf,) und bittet
fuͤr ſie, (im Gegenbilde von der Fuͤrbitte der
Prieſter des alten Teſtaments, welche ſie als
ein Stuͤck ihres Amts, bey dem Eingange ins
Heilige, wie der Hoheprieſter bey dem ins Al-
lerheiligſte, verrichteten, alſo daß ſie ſich dazu
auch der aͤuſſerlichen Ceremonie des das Gebet
repræſentirenden Rauchwercks bedieneten.
Siehe Offenb. 5, 8. c. 8, 3. 4. Pſ. 141, 2. Deß-
gleichen 2 Buch Moſ. 30, 7. 3 Buch Moſ. 16.
4 B. Moſ. 16, 17.)
Anmerckungen.
1. Die immerwaͤhrende hoheprieſterliche
Fuͤrbitte Chriſti iſt zwar eigentlich, aber doch
alſo zu verſtehen, wie es ſich zum Stande der Er-
hoͤhung ſchicket. Der Nachdruck ſolcher
Fuͤrbitte zeiget ſich ſonderlich in der Frucht
derſelben, nemlich in Mittheilung der Gnade
zur Vergebung der Suͤnde und allem uͤbrigen
goͤttlichen Segen.
2. Wenn ein Glaͤubiger betet, ſo hat er ſich
allezeit die Fuͤrbitte Chriſti recht zuverſichtlich
vorzuſtellen, und ſich gleichſam mit ſeinem Glau-
ben darinnen zu lagern. Denn auf dieſe Art
kan er ſich wider die Anfechtung von der Unwuͤr-
digkeit und Untuͤchtigkeit ſeines Gebets wafnen,
und der Erhoͤrung ſo viel gewiſſer werden.
3. Wah-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/334>, abgerufen am 20.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.