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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6.
[Spaltenumbruch] tung statt finde bey einem beharrlich Gott-
losen
ohne die Aenderung und Heiligung seines
Willens. Welches doch so unmöglich und so
ungereimt ist, als wenn man einem leiblicher
weise Todten
ein helles Gesicht, oder den
rechten Gebrauch seiner Augen zueignen wolte.
Darum erleuchtet seyn alhier so viel ist, als
bekehret und in der Ordnung der wahren Be-
kehrung wie von der Finsternisse zum Lichte, al-
so auch von der beherrschenden Gewalt des Sa-
tans zu GOTT und dem Stande der Gnaden,
und darinn zum Glauben, der ein göttliches
Leben und ein göttliches Licht in der Seele ist, ge-
bracht seyn. Diß erleuchtet seyn heißt unten
c. 10, 26. Die Erkenntniß der Wahrheit
empfangen haben.
Petrus 2 Ep. c. 2, 20.
nennet es entflohen seyn dem Unflat der
Welt durch die Erkenntniß GOttes und
des Heylandes JEsu Christi.
Es ist hierbey
auch das Wörtlein apax, einmal, wohl zu
mercken. Denn es zeiget nicht sowol die Ord-
nung
an, daß es nach derselben zum ersten mal
geschehen, als den Nachdruck, daß es wahr-
haftig und recht geschehen sey. Jn welchem
Verstande es auch stehet 1 Pet. 4, 20. Da GOtt
apax, einsmals harrete und Geduld hat-
te.
Und Jud. v. 3. 5. Daß ihr ob den Glau-
ben kämpfet, der
apax, einmal den Heili-
gen vorgegeben ist. Jch will euch aber er-
innern, daß ihr wisset
apax, auf einmal
diß
u. s. w. Siehe auch Ps. 89, 36. Jch ha-
be einst geschworen bey meiner Heiligkeit,
ich will David nicht lügen.

4. Was die himmlische Gabe sey, wel-
che die Gläubigen geschmecket haben, ist leichtlich
zu erachten. Denn so bald der Verstand zum
Lichte kömmt, so bald kömmt auch der Wille
zur Kraft,
zur Besitzung der Gnade GOttes
und also zu derselben Geschmack. Es bestehet
demnach die himmlische Gabe in den Heyls-
Gütern,
welche der Mensch durch den in der
Erleuchtung angezündeten Glauben ergreiffet,
besitzet, geniesset, und in ihrer Kraft erfähret, als
da sind die Gerechtigkeit JEsu Christi, die
Vergebung der Sünde,
die Kindschaft
GOttes, der Friede in und mit GOtt, die
geistliche Freyheit
von dem Fluche und Joche
des Gesetzes, wie auch von der Herrschaft und
Strafe der Sünden und von der Gewalt des
Satans u. s. w. Diese mannichfaltige Gaben
heissen eine himmlische Gabe, weil sie als die
vielfache gute Gabe vom Himmel kömmt,
vom Vater des Lichts, und uns auch himm-
lisch gesinnet machet
Jac. 1, 17. Col. 3, 1. 2.
auch als die Erstlinge uns das Recht giebet
zum völligen Erbe und zur völligen Erndte
des ewigen Lebens im Himmel. Röm. 8, 23.
Unten Hebr. 10, 34. heißt es; bey sich selbst ei-
ne bessere und bleibende Habe im Himmel
haben.
Und da diese Gaben nicht ohne Chri-
stum sind, und er selbst die beste himmlische Ga-
be ist Joh. 3, 16. c. 4, 10. die Hebräer seiner
selbst auch theilhaftig worden waren c. 3, 14. so
verstehet man auch billig Christum selbst
[Spaltenumbruch] durch diese himmlische Gabe; als der da den
Glaubigen alles in allen ist 1 Cor. 1, 30. Col. 3,
11. Und wenn denn von dieser himmlischen Gabe
gesaget wird, daß die Gläubigen sie geschmecket
haben,
so wird durch das Schmecken nicht et-
wa nur ein solches Kosten verstanden, dadurch
man die Natur eines Dinges nur einiger mas-
sen prüfet, ohne sie recht zu geniessen, sondern
ein eigentlicher Genuß, den man bey Besitzung
desselben in der Erfahrung gehabt hat: als wel-
chen Verstand der gantze Context mit sich brin-
get, wie auch der Parallel-Ort 1 Pet. 2, 3. aus
Ps. 34. schmecket und sehet, daß der HErr
freundlich ist.
Und ob denn gleich des Ge-
schmacks nur insgemein gedacht wird, so ist es
doch aus der Sache selbst und aus den Paral-
lel-
Oertern offenbar, daß es ein angeneh-
mer, süsser
und der Seelen recht seliger Ge-
schmack
sey, davon man mit Wahrheit sagen
kan; je länger, je lieber! Ein solcher Ge-
schmack, dadurch, als eine rechte Erfahrung,
man geübte Sinne bekömmt zum Unterscheide
des Guten und des Bösen, der Wahrheit und
der Jrrthümer. Hebr. 5, 14. Welchen Paulus
nennet pasan aisthesin, allen Geschmack, o-
der alle Erfahrung, darinnen die Liebe reichli-
cher wird. Phil. 1, 9. Welcher Geschmack aber
bey niemanden rechter Art ist, es sey denn, daß
ihm die arge Welt, und was dazu gehöret, un-
geschmackt, widrig und bitter geworden sey.
Denn wem diese noch schmecket, dem ist der
Schmack dergestalt verdorben, daß ihm eckelt
vor der himmlischen Gabe, mehr als den eigen-
willigen Jsraeliten vor dem Manna.

5. Die mit dem Geschmack der himmli-
schen Gabe verknüpfte noch mehrere Seligkeit
heisset, theilhaftig worden seyn des Heiligen
Geistes.
Dadurch verstanden wird die Salbung,
Einwohnung, Regierung und Leitung,

auch Versiegelung nebst der Freude des Hei-
ligen Geistes,
welche er bey dem Geschmack
der himmlischen Gabe erwecket, nach 1 Cor. 2, 27.
1 Cor. 3, 16. 17. Röm. 8, 14. c. 14, 17. 2 Cor. 1, 22.
Eph. 1, 13. Welche Theilhaftigwerdung des Hei-
ligen Geistes in der Apostolischen Kirche bey vie-
len auch die ausserordentliche Wunder-Ga-
ben
mit sich führete: wie unter andern sonderlich
1 Cor. 12. und 14. zu sehen ist. Da nun die Gläu-
bigen des Heiligen Geistes solcher gestalt waren
theilhaftig worden, so ist kein Zweifel, daß sie ver-
möge der wahren Erleuchtung nicht solten eine
hinlängliche Erkenntniß von dem Geheimniß der
Heiligen Dreyeinigkeit und dabey von der Per-
son, und von dem Amte des Heiligen Geistes
überkommen haben: als welches mit zu dem vor-
her berührten andern Stück der ersten Grund-
Lehre, nemlich zu dem Glauben an GOTT,
gehörete.

6. Es führte nun diese Gnaden-Gabe von
der Theilhaftigwerdung des Heiligen Geistes auch
diese mit sich, daß die Gläubigen schmeckten das
gütige Wort GOttes. Da denn das
Wort GOttes
ist das Wort des Evangelii:
als welches an sich selbst und in seinen Verheissun-

gen

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6.
[Spaltenumbruch] tung ſtatt finde bey einem beharrlich Gott-
loſen
ohne die Aenderung und Heiligung ſeines
Willens. Welches doch ſo unmoͤglich und ſo
ungereimt iſt, als wenn man einem leiblicher
weiſe Todten
ein helles Geſicht, oder den
rechten Gebrauch ſeiner Augen zueignen wolte.
Darum erleuchtet ſeyn alhier ſo viel iſt, als
bekehret und in der Ordnung der wahren Be-
kehrung wie von der Finſterniſſe zum Lichte, al-
ſo auch von der beherrſchenden Gewalt des Sa-
tans zu GOTT und dem Stande der Gnaden,
und darinn zum Glauben, der ein goͤttliches
Leben und ein goͤttliches Licht in der Seele iſt, ge-
bracht ſeyn. Diß erleuchtet ſeyn heißt unten
c. 10, 26. Die Erkenntniß der Wahrheit
empfangen haben.
Petrus 2 Ep. c. 2, 20.
nennet es entflohen ſeyn dem Unflat der
Welt durch die Erkenntniß GOttes und
des Heylandes JEſu Chriſti.
Es iſt hierbey
auch das Woͤrtlein ἅπαξ, einmal, wohl zu
mercken. Denn es zeiget nicht ſowol die Ord-
nung
an, daß es nach derſelben zum erſten mal
geſchehen, als den Nachdruck, daß es wahr-
haftig und recht geſchehen ſey. Jn welchem
Verſtande es auch ſtehet 1 Pet. 4, 20. Da GOtt
ἅπαξ, einsmals harrete und Geduld hat-
te.
Und Jud. v. 3. 5. Daß ihr ob den Glau-
ben kaͤmpfet, der
ἅπαξ, einmal den Heili-
gen vorgegeben iſt. Jch will euch aber er-
innern, daß ihr wiſſet
ἅπαξ, auf einmal
diß
u. ſ. w. Siehe auch Pſ. 89, 36. Jch ha-
be einſt geſchworen bey meiner Heiligkeit,
ich will David nicht luͤgen.

4. Was die himmliſche Gabe ſey, wel-
che die Glaͤubigen geſchmecket haben, iſt leichtlich
zu erachten. Denn ſo bald der Verſtand zum
Lichte koͤmmt, ſo bald koͤmmt auch der Wille
zur Kraft,
zur Beſitzung der Gnade GOttes
und alſo zu derſelben Geſchmack. Es beſtehet
demnach die himmliſche Gabe in den Heyls-
Guͤtern,
welche der Menſch durch den in der
Erleuchtung angezuͤndeten Glauben ergreiffet,
beſitzet, genieſſet, und in ihrer Kraft erfaͤhret, als
da ſind die Gerechtigkeit JEſu Chriſti, die
Vergebung der Suͤnde,
die Kindſchaft
GOttes, der Friede in und mit GOtt, die
geiſtliche Freyheit
von dem Fluche und Joche
des Geſetzes, wie auch von der Herrſchaft und
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Satans u. ſ. w. Dieſe mannichfaltige Gaben
heiſſen eine himmliſche Gabe, weil ſie als die
vielfache gute Gabe vom Himmel koͤmmt,
vom Vater des Lichts, und uns auch himm-
liſch geſinnet machet
Jac. 1, 17. Col. 3, 1. 2.
auch als die Erſtlinge uns das Recht giebet
zum voͤlligen Erbe und zur voͤlligen Erndte
des ewigen Lebens im Himmel. Roͤm. 8, 23.
Unten Hebr. 10, 34. heißt es; bey ſich ſelbſt ei-
ne beſſere und bleibende Habe im Himmel
haben.
Und da dieſe Gaben nicht ohne Chri-
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be iſt Joh. 3, 16. c. 4, 10. die Hebraͤer ſeiner
ſelbſt auch theilhaftig worden waren c. 3, 14. ſo
verſtehet man auch billig Chriſtum ſelbſt
[Spaltenumbruch] durch dieſe himmliſche Gabe; als der da den
Glaubigen alles in allen iſt 1 Cor. 1, 30. Col. 3,
11. Und wenn denn von dieſer himmliſchen Gabe
geſaget wird, daß die Glaͤubigen ſie geſchmecket
haben,
ſo wird durch das Schmecken nicht et-
wa nur ein ſolches Koſten verſtanden, dadurch
man die Natur eines Dinges nur einiger maſ-
ſen pruͤfet, ohne ſie recht zu genieſſen, ſondern
ein eigentlicher Genuß, den man bey Beſitzung
deſſelben in der Erfahrung gehabt hat: als wel-
chen Verſtand der gantze Context mit ſich brin-
get, wie auch der Parallel-Ort 1 Pet. 2, 3. aus
Pſ. 34. ſchmecket und ſehet, daß der HErr
freundlich iſt.
Und ob denn gleich des Ge-
ſchmacks nur insgemein gedacht wird, ſo iſt es
doch aus der Sache ſelbſt und aus den Paral-
lel-
Oertern offenbar, daß es ein angeneh-
mer, ſuͤſſer
und der Seelen recht ſeliger Ge-
ſchmack
ſey, davon man mit Wahrheit ſagen
kan; je laͤnger, je lieber! Ein ſolcher Ge-
ſchmack, dadurch, als eine rechte Erfahrung,
man geuͤbte Sinne bekoͤmmt zum Unterſcheide
des Guten und des Boͤſen, der Wahrheit und
der Jrrthuͤmer. Hebr. 5, 14. Welchen Paulus
nennet πᾶσαν ἄισθησιν, allen Geſchmack, o-
der alle Erfahrung, darinnen die Liebe reichli-
cher wird. Phil. 1, 9. Welcher Geſchmack aber
bey niemanden rechter Art iſt, es ſey denn, daß
ihm die arge Welt, und was dazu gehoͤret, un-
geſchmackt, widrig und bitter geworden ſey.
Denn wem dieſe noch ſchmecket, dem iſt der
Schmack dergeſtalt verdorben, daß ihm eckelt
vor der himmliſchen Gabe, mehr als den eigen-
willigen Jſraeliten vor dem Manna.

5. Die mit dem Geſchmack der himmli-
ſchen Gabe verknuͤpfte noch mehrere Seligkeit
heiſſet, theilhaftig worden ſeyn des Heiligen
Geiſtes.
Daduꝛch verſtanden wird die Salbung,
Einwohnung, Regierung und Leitung,

auch Verſiegelung nebſt der Freude des Hei-
ligen Geiſtes,
welche er bey dem Geſchmack
der himmliſchen Gabe erwecket, nach 1 Cor. 2, 27.
1 Cor. 3, 16. 17. Roͤm. 8, 14. c. 14, 17. 2 Cor. 1, 22.
Eph. 1, 13. Welche Theilhaftigwerdung des Hei-
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1 Cor. 12. und 14. zu ſehen iſt. Da nun die Glaͤu-
bigen des Heiligen Geiſtes ſolcher geſtalt waren
theilhaftig worden, ſo iſt kein Zweifel, daß ſie ver-
moͤge der wahren Erleuchtung nicht ſolten eine
hinlaͤngliche Erkenntniß von dem Geheimniß der
Heiligen Dreyeinigkeit und dabey von der Per-
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uͤberkommen haben: als welches mit zu dem vor-
her beruͤhrten andern Stuͤck der erſten Grund-
Lehre, nemlich zu dem Glauben an GOTT,
gehoͤrete.

6. Es fuͤhrte nun dieſe Gnaden-Gabe von
der Theilhaftigwerdung des Heiligen Geiſtes auch
dieſe mit ſich, daß die Glaͤubigen ſchmeckten das
guͤtige Wort GOttes. Da denn das
Wort GOttes
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[310/0312] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6. tung ſtatt finde bey einem beharrlich Gott- loſen ohne die Aenderung und Heiligung ſeines Willens. Welches doch ſo unmoͤglich und ſo ungereimt iſt, als wenn man einem leiblicher weiſe Todten ein helles Geſicht, oder den rechten Gebrauch ſeiner Augen zueignen wolte. Darum erleuchtet ſeyn alhier ſo viel iſt, als bekehret und in der Ordnung der wahren Be- kehrung wie von der Finſterniſſe zum Lichte, al- ſo auch von der beherrſchenden Gewalt des Sa- tans zu GOTT und dem Stande der Gnaden, und darinn zum Glauben, der ein goͤttliches Leben und ein goͤttliches Licht in der Seele iſt, ge- bracht ſeyn. Diß erleuchtet ſeyn heißt unten c. 10, 26. Die Erkenntniß der Wahrheit empfangen haben. Petrus 2 Ep. c. 2, 20. nennet es entflohen ſeyn dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß GOttes und des Heylandes JEſu Chriſti. Es iſt hierbey auch das Woͤrtlein ἅπαξ, einmal, wohl zu mercken. Denn es zeiget nicht ſowol die Ord- nung an, daß es nach derſelben zum erſten mal geſchehen, als den Nachdruck, daß es wahr- haftig und recht geſchehen ſey. Jn welchem Verſtande es auch ſtehet 1 Pet. 4, 20. Da GOtt ἅπαξ, einsmals harrete und Geduld hat- te. Und Jud. v. 3. 5. Daß ihr ob den Glau- ben kaͤmpfet, der ἅπαξ, einmal den Heili- gen vorgegeben iſt. Jch will euch aber er- innern, daß ihr wiſſet ἅπαξ, auf einmal diß u. ſ. w. Siehe auch Pſ. 89, 36. Jch ha- be einſt geſchworen bey meiner Heiligkeit, ich will David nicht luͤgen. 4. Was die himmliſche Gabe ſey, wel- che die Glaͤubigen geſchmecket haben, iſt leichtlich zu erachten. Denn ſo bald der Verſtand zum Lichte koͤmmt, ſo bald koͤmmt auch der Wille zur Kraft, zur Beſitzung der Gnade GOttes und alſo zu derſelben Geſchmack. Es beſtehet demnach die himmliſche Gabe in den Heyls- Guͤtern, welche der Menſch durch den in der Erleuchtung angezuͤndeten Glauben ergreiffet, beſitzet, genieſſet, und in ihrer Kraft erfaͤhret, als da ſind die Gerechtigkeit JEſu Chriſti, die Vergebung der Suͤnde, die Kindſchaft GOttes, der Friede in und mit GOtt, die geiſtliche Freyheit von dem Fluche und Joche des Geſetzes, wie auch von der Herrſchaft und Strafe der Suͤnden und von der Gewalt des Satans u. ſ. w. Dieſe mannichfaltige Gaben heiſſen eine himmliſche Gabe, weil ſie als die vielfache gute Gabe vom Himmel koͤmmt, vom Vater des Lichts, und uns auch himm- liſch geſinnet machet Jac. 1, 17. Col. 3, 1. 2. auch als die Erſtlinge uns das Recht giebet zum voͤlligen Erbe und zur voͤlligen Erndte des ewigen Lebens im Himmel. Roͤm. 8, 23. Unten Hebr. 10, 34. heißt es; bey ſich ſelbſt ei- ne beſſere und bleibende Habe im Himmel haben. Und da dieſe Gaben nicht ohne Chri- ſtum ſind, und er ſelbſt die beſte himmliſche Ga- be iſt Joh. 3, 16. c. 4, 10. die Hebraͤer ſeiner ſelbſt auch theilhaftig worden waren c. 3, 14. ſo verſtehet man auch billig Chriſtum ſelbſt durch dieſe himmliſche Gabe; als der da den Glaubigen alles in allen iſt 1 Cor. 1, 30. Col. 3, 11. Und wenn denn von dieſer himmliſchen Gabe geſaget wird, daß die Glaͤubigen ſie geſchmecket haben, ſo wird durch das Schmecken nicht et- wa nur ein ſolches Koſten verſtanden, dadurch man die Natur eines Dinges nur einiger maſ- ſen pruͤfet, ohne ſie recht zu genieſſen, ſondern ein eigentlicher Genuß, den man bey Beſitzung deſſelben in der Erfahrung gehabt hat: als wel- chen Verſtand der gantze Context mit ſich brin- get, wie auch der Parallel-Ort 1 Pet. 2, 3. aus Pſ. 34. ſchmecket und ſehet, daß der HErr freundlich iſt. Und ob denn gleich des Ge- ſchmacks nur insgemein gedacht wird, ſo iſt es doch aus der Sache ſelbſt und aus den Paral- lel-Oertern offenbar, daß es ein angeneh- mer, ſuͤſſer und der Seelen recht ſeliger Ge- ſchmack ſey, davon man mit Wahrheit ſagen kan; je laͤnger, je lieber! Ein ſolcher Ge- ſchmack, dadurch, als eine rechte Erfahrung, man geuͤbte Sinne bekoͤmmt zum Unterſcheide des Guten und des Boͤſen, der Wahrheit und der Jrrthuͤmer. Hebr. 5, 14. Welchen Paulus nennet πᾶσαν ἄισθησιν, allen Geſchmack, o- der alle Erfahrung, darinnen die Liebe reichli- cher wird. Phil. 1, 9. Welcher Geſchmack aber bey niemanden rechter Art iſt, es ſey denn, daß ihm die arge Welt, und was dazu gehoͤret, un- geſchmackt, widrig und bitter geworden ſey. Denn wem dieſe noch ſchmecket, dem iſt der Schmack dergeſtalt verdorben, daß ihm eckelt vor der himmliſchen Gabe, mehr als den eigen- willigen Jſraeliten vor dem Manna. 5. Die mit dem Geſchmack der himmli- ſchen Gabe verknuͤpfte noch mehrere Seligkeit heiſſet, theilhaftig worden ſeyn des Heiligen Geiſtes. Daduꝛch verſtanden wird die Salbung, Einwohnung, Regierung und Leitung, auch Verſiegelung nebſt der Freude des Hei- ligen Geiſtes, welche er bey dem Geſchmack der himmliſchen Gabe erwecket, nach 1 Cor. 2, 27. 1 Cor. 3, 16. 17. Roͤm. 8, 14. c. 14, 17. 2 Cor. 1, 22. Eph. 1, 13. Welche Theilhaftigwerdung des Hei- ligen Geiſtes in der Apoſtoliſchen Kirche bey vie- len auch die auſſerordentliche Wunder-Ga- ben mit ſich fuͤhrete: wie unter andern ſonderlich 1 Cor. 12. und 14. zu ſehen iſt. Da nun die Glaͤu- bigen des Heiligen Geiſtes ſolcher geſtalt waren theilhaftig worden, ſo iſt kein Zweifel, daß ſie ver- moͤge der wahren Erleuchtung nicht ſolten eine hinlaͤngliche Erkenntniß von dem Geheimniß der Heiligen Dreyeinigkeit und dabey von der Per- ſon, und von dem Amte des Heiligen Geiſtes uͤberkommen haben: als welches mit zu dem vor- her beruͤhrten andern Stuͤck der erſten Grund- Lehre, nemlich zu dem Glauben an GOTT, gehoͤrete. 6. Es fuͤhrte nun dieſe Gnaden-Gabe von der Theilhaftigwerdung des Heiligen Geiſtes auch dieſe mit ſich, daß die Glaͤubigen ſchmeckten das guͤtige Wort GOttes. Da denn das Wort GOttes iſt das Wort des Evangelii: als welches an ſich ſelbſt und in ſeinen Verheiſſun- gen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/312>, abgerufen am 27.11.2024.