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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 3. 4. 5. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] 19, 16. u. f. Es konten doch aber auch solche, wel-
che durch gerichtlichen Ausspruch eines gewaltsa-
men Todes sturben, durch den Glauben an den
Meßiam, der ihnen, wie schon gedacht, auch in den
täglichen Opfern, und sonderlich durch die Opfer
am hohen Versöhnungs-Tage, ausser den Ver-
heissungen, vorgestellet war, die Vergebung ih-
rer Sünde erlangen.

5. Gleichwie der Hohepriester, weil er sich
selbst mit Schwachheit umgeben fand, also daß
ihm die Sünde immer anklebte c. 12, 1. nicht Ur-
sache hatte, sich über andere Sünder zu erheben,
sondern an dem Exempel anderer sein eignes Bild
sahe, und daher mit ihnen billig nach der Geduld,
Langmuth, und Liebe verfuhr, und sich mitleidig
erwiese: also hat auch ein Evangelischer Lehrer,
ob er wol eines unsträflichen Wandels seyn muß,
doch, in Erwegung seiner eigenen verderbten Na-
tur, mit allen Sündern bey dem oft nöthigen Ernst
sich in einem recht Evangelischen Geiste liebreich
und mitleidig zu erweisen, also daß der Affect der
Erbarmung auch mitten im Ernst bey ihm herr-
sche, als wodurch er den gesegnetesten Eingang in
die Gewissen der Zuhörer findet. Jst doch auch
Christus selbst, ob er wol ohne alle eigene Sünde
war, also mit den Seelen umgegangen. Und ob
gleich durch den Hohenpriester eigentlich Christus
vorgestellet worden, und, was von jenem gesaget
wird, eigentlich auf Christum zu appliciren ist:
so gilt die Application doch auch billig auf einen
ieden Lehrer, ja auf einen ieden Christen, gegen
seinen Nächsten, da er mit den Priestern des al-
ten Testaments von einerley sündlichen Natur ist.

V. 3.

Darum muß er, gleichwie für das
Volck, also auch für sich selbst opfern für
die Sünde.

Anmerckungen.

1. Es war zwar in gewissen Fällen ein
Opfer für die Priester, sonderlich für den Hohen,
verordnet, nach 3 B. Mos. 4, 3. u. f. es siehet aber
der Apostel sonderlich auf den Ort c. 16, 6. u. f.
da gehandelt wird von dem Opfer, welches der
Hohepriester am jährlichen hohen Versöhnungs-
Feste zuvorderst für sich selbst und sein Haus, und
denn auch für das gantze Volck bringen muste.

2. Nun war zwar der Hohepriester nebst
dem gantzen Geschlechte der Priester schon mit
unter dem Volcke begriffen, daß also das Opfer
für das Volck auch hätte für ihn und die Seini-
gen mitgelten können: weil doch aber für diese
und ihn selbst noch ein besonders Opfer war ver-
ordnet worden, so ist damit ohne Zweifel angezei-
get, daß man zwar den Hohenpriester Amts hal-
ber, da er den Meßiam repraesentirte, hoch und
wehrt zu halten habe, aber doch nicht gar zu hoch
setzen, noch ihme einige eigene Würdigkeit, nach
derselben das Volck bey GOtt zu versöhnen, zu-
schreiben solle: dahin einige wohl leichtlich hätten
verfallen mögen: wie man siehet, was disfalls
im Pabstthum geschiehet.

3. Und solchergestalt stellet Paulus das
[Spaltenumbruch] Vorbild Christi am Levitischen Hohenpriester
nicht allein nach seiner Gleichheit, sondern auch
nach seiner Ungleichheit vor, um damit den gros-
sen Vorzug Christi zu erweisen. Davon man
sonderlich sehe c. 7, 26. 27. 28.

V. 4.

Und niemand nimmt ihm selbst die
Ehre
(also daß er in eigener Wahl ohne göttli-
che Verordnung und Beruf sich das Amt eines
Hohenpriesters mit recht zueignen könne) son-
dern der auch berufen sey von GOtt
(der
nach dem von GOtt geordneten Successions-
Recht dazu gelanget) gleichwie Aaron (nach
der ersten göttlichen Verordnung dazu gelanget
ist; der übernimmt die Würde solches Amts.)

Anmerckungen.

1. Der Apostel will hiermit anzeigen, daß
unser Heyland zu seinem Hohenpriesterlichen
Amte einen göttlichen Beruf gehabt habe,
nicht weniger, ja noch vielmehr, als Aaron und
seine Nachkommen.

2. Das Hohepriesterthum war eine sehr
hohe Würde, und der Hohepriester das Haupt
des gantzen Volckes, ehe die königliche Digni-
t
ät aufkam: und bey dieser blieb doch der Hohe-
Priester auch hernach nebst dem Könige in dem
grössesten Ansehen. Welches aber nicht sowol
auf seine Person, als auf die Person des Meßiä
ging, welchen er repraesentirte.

3. Diese hohe Ehren-Stelle liessen sich etli-
che wider die göttliche Ordnung und Berufung
gelüsten: aber es bekam ihnen sehr übel. Als die
Rotte Cora, Dathan und Abiram das Hohe-
priesterthum dem Aaron mißgönneten, und sich
daher wider ihn und Mosen empöreten, wurden
sie lebendig von der Erden verschlungen 4 B
Mos. 16. Und als sich der König Usia an das Prie-
sterthum vergriff, wurde und blieb er von GOtt
mit Außsatz geschlagen bis an sein Ende 2 Chronc.
26, 16. u. f. Zwar ist es unter dem andern Tempel,
sonderlich zur letzten Zeit, mehrmal geschehen,
daß einige sich unrechtmäßiger Weise in das Ho-
hepriesterthum eingedrungen; aber unter göttli-
cher Ungnade, welche sich in manchen Straf-
Gerichten, und sonderlich zu letzt, nach gehäuf-
ten andern Sünden, in gäntzlicher Zerstörung des
Tempels hervor gethan haben.

4. Was alhier vom Aarone gesaget wird,
das gilt auch von seinen Nachkommen, nemlich
daß allemal der älteste Priester in der Familie Aa-
ronis dem daraus genommenen Hohenpriester
im Amte folgete, nach der göttlichen Verord-
nung, 2 B. Mos. 28. 1. u. f. 3 B. Mos. 8. 4 B.
Mos. 3. 1 Chron. 24, 13.

V. 5.

Also auch Christus hat sich nicht selbst
in die Ehre gesetzet, daß er Hoherpriester
würde, sondern der zu ihm gesaget hat,

(der Vater) du bist mein Sohn, heute ha-
be ich dich gezeuget.
(Ps. 2, 7. der hat ihn
dazu verordnet.)

Anmerckungen.

1. Christus ist zu betrachten nach dem Un-

ter-
P p

Cap. 5. v. 3. 4. 5. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] 19, 16. u. f. Es konten doch aber auch ſolche, wel-
che durch gerichtlichen Ausſpruch eines gewaltſa-
men Todes ſturben, durch den Glauben an den
Meßiam, der ihnen, wie ſchon gedacht, auch in den
taͤglichen Opfern, und ſonderlich durch die Opfer
am hohen Verſoͤhnungs-Tage, auſſer den Ver-
heiſſungen, vorgeſtellet war, die Vergebung ih-
rer Suͤnde erlangen.

5. Gleichwie der Hoheprieſter, weil er ſich
ſelbſt mit Schwachheit umgeben fand, alſo daß
ihm die Suͤnde immer anklebte c. 12, 1. nicht Ur-
ſache hatte, ſich uͤber andere Suͤnder zu erheben,
ſondern an dem Exempel anderer ſein eignes Bild
ſahe, und daher mit ihnen billig nach der Geduld,
Langmuth, und Liebe verfuhr, und ſich mitleidig
erwieſe: alſo hat auch ein Evangeliſcher Lehrer,
ob er wol eines unſtraͤflichen Wandels ſeyn muß,
doch, in Erwegung ſeiner eigenen verderbten Na-
tur, mit allen Suͤndern bey dem oft noͤthigen Ernſt
ſich in einem recht Evangeliſchen Geiſte liebreich
und mitleidig zu erweiſen, alſo daß der Affect der
Erbarmung auch mitten im Ernſt bey ihm herr-
ſche, als wodurch er den geſegneteſten Eingang in
die Gewiſſen der Zuhoͤrer findet. Jſt doch auch
Chriſtus ſelbſt, ob er wol ohne alle eigene Suͤnde
war, alſo mit den Seelen umgegangen. Und ob
gleich durch den Hohenprieſter eigentlich Chriſtus
vorgeſtellet worden, und, was von jenem geſaget
wird, eigentlich auf Chriſtum zu appliciren iſt:
ſo gilt die Application doch auch billig auf einen
ieden Lehrer, ja auf einen ieden Chriſten, gegen
ſeinen Naͤchſten, da er mit den Prieſtern des al-
ten Teſtaments von einerley ſuͤndlichen Natur iſt.

V. 3.

Darum muß er, gleichwie fuͤr das
Volck, alſo auch fuͤr ſich ſelbſt opfern fuͤr
die Suͤnde.

Anmerckungen.

1. Es war zwar in gewiſſen Faͤllen ein
Opfer fuͤr die Prieſter, ſonderlich fuͤr den Hohen,
verordnet, nach 3 B. Moſ. 4, 3. u. f. es ſiehet aber
der Apoſtel ſonderlich auf den Ort c. 16, 6. u. f.
da gehandelt wird von dem Opfer, welches der
Hoheprieſter am jaͤhrlichen hohen Verſoͤhnungs-
Feſte zuvorderſt fuͤr ſich ſelbſt und ſein Haus, und
denn auch fuͤr das gantze Volck bringen muſte.

2. Nun war zwar der Hoheprieſter nebſt
dem gantzen Geſchlechte der Prieſter ſchon mit
unter dem Volcke begriffen, daß alſo das Opfer
fuͤr das Volck auch haͤtte fuͤr ihn und die Seini-
gen mitgelten koͤnnen: weil doch aber fuͤr dieſe
und ihn ſelbſt noch ein beſonders Opfer war ver-
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get, daß man zwar den Hohenprieſter Amts hal-
ber, da er den Meßiam repræſentirte, hoch und
wehrt zu halten habe, aber doch nicht gar zu hoch
ſetzen, noch ihme einige eigene Wuͤrdigkeit, nach
derſelben das Volck bey GOtt zu verſoͤhnen, zu-
ſchreiben ſolle: dahin einige wohl leichtlich haͤtten
verfallen moͤgen: wie man ſiehet, was disfalls
im Pabſtthum geſchiehet.

3. Und ſolchergeſtalt ſtellet Paulus das
[Spaltenumbruch] Vorbild Chriſti am Levitiſchen Hohenprieſter
nicht allein nach ſeiner Gleichheit, ſondern auch
nach ſeiner Ungleichheit vor, um damit den groſ-
ſen Vorzug Chriſti zu erweiſen. Davon man
ſonderlich ſehe c. 7, 26. 27. 28.

V. 4.

Und niemand nimmt ihm ſelbſt die
Ehre
(alſo daß er in eigener Wahl ohne goͤttli-
che Verordnung und Beruf ſich das Amt eines
Hohenprieſters mit recht zueignen koͤnne) ſon-
dern der auch berufen ſey von GOtt
(der
nach dem von GOtt geordneten Succeſſions-
Recht dazu gelanget) gleichwie Aaron (nach
der erſten goͤttlichen Verordnung dazu gelanget
iſt; der uͤbernimmt die Wuͤrde ſolches Amts.)

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel will hiermit anzeigen, daß
unſer Heyland zu ſeinem Hohenprieſterlichen
Amte einen goͤttlichen Beruf gehabt habe,
nicht weniger, ja noch vielmehr, als Aaron und
ſeine Nachkommen.

2. Das Hoheprieſterthum war eine ſehr
hohe Wuͤrde, und der Hoheprieſter das Haupt
des gantzen Volckes, ehe die koͤnigliche Digni-
t
aͤt aufkam: und bey dieſer blieb doch der Hohe-
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che wider die goͤttliche Ordnung und Berufung
geluͤſten: aber es bekam ihnen ſehr uͤbel. Als die
Rotte Cora, Dathan und Abiram das Hohe-
prieſterthum dem Aaron mißgoͤnneten, und ſich
daher wider ihn und Moſen empoͤreten, wurden
ſie lebendig von der Erden verſchlungen 4 B
Moſ. 16. Und als ſich der Koͤnig Uſia an das Prie-
ſterthum vergriff, wurde und blieb er von GOtt
mit Außſatz geſchlagen bis an ſein Ende 2 Chronc.
26, 16. u. f. Zwar iſt es unter dem andern Tempel,
ſonderlich zur letzten Zeit, mehrmal geſchehen,
daß einige ſich unrechtmaͤßiger Weiſe in das Ho-
heprieſterthum eingedrungen; aber unter goͤttli-
cher Ungnade, welche ſich in manchen Straf-
Gerichten, und ſonderlich zu letzt, nach gehaͤuf-
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4. Was alhier vom Aarone geſaget wird,
das gilt auch von ſeinen Nachkommen, nemlich
daß allemal der aͤlteſte Prieſter in der Familie Aa-
ronis dem daraus genommenen Hohenprieſter
im Amte folgete, nach der goͤttlichen Verord-
nung, 2 B. Moſ. 28. 1. u. f. 3 B. Moſ. 8. 4 B.
Moſ. 3. 1 Chron. 24, 13.

V. 5.

Alſo auch Chriſtus hat ſich nicht ſelbſt
in die Ehre geſetzet, daß er Hoherprieſter
wuͤrde, ſondern der zu ihm geſaget hat,

(der Vater) du biſt mein Sohn, heute ha-
be ich dich gezeuget.
(Pſ. 2, 7. der hat ihn
dazu verordnet.)

Anmerckungen.

1. Chriſtus iſt zu betrachten nach dem Un-

ter-
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[297/0299] Cap. 5. v. 3. 4. 5. an die Hebraͤer. 19, 16. u. f. Es konten doch aber auch ſolche, wel- che durch gerichtlichen Ausſpruch eines gewaltſa- men Todes ſturben, durch den Glauben an den Meßiam, der ihnen, wie ſchon gedacht, auch in den taͤglichen Opfern, und ſonderlich durch die Opfer am hohen Verſoͤhnungs-Tage, auſſer den Ver- heiſſungen, vorgeſtellet war, die Vergebung ih- rer Suͤnde erlangen. 5. Gleichwie der Hoheprieſter, weil er ſich ſelbſt mit Schwachheit umgeben fand, alſo daß ihm die Suͤnde immer anklebte c. 12, 1. nicht Ur- ſache hatte, ſich uͤber andere Suͤnder zu erheben, ſondern an dem Exempel anderer ſein eignes Bild ſahe, und daher mit ihnen billig nach der Geduld, Langmuth, und Liebe verfuhr, und ſich mitleidig erwieſe: alſo hat auch ein Evangeliſcher Lehrer, ob er wol eines unſtraͤflichen Wandels ſeyn muß, doch, in Erwegung ſeiner eigenen verderbten Na- tur, mit allen Suͤndern bey dem oft noͤthigen Ernſt ſich in einem recht Evangeliſchen Geiſte liebreich und mitleidig zu erweiſen, alſo daß der Affect der Erbarmung auch mitten im Ernſt bey ihm herr- ſche, als wodurch er den geſegneteſten Eingang in die Gewiſſen der Zuhoͤrer findet. Jſt doch auch Chriſtus ſelbſt, ob er wol ohne alle eigene Suͤnde war, alſo mit den Seelen umgegangen. Und ob gleich durch den Hohenprieſter eigentlich Chriſtus vorgeſtellet worden, und, was von jenem geſaget wird, eigentlich auf Chriſtum zu appliciren iſt: ſo gilt die Application doch auch billig auf einen ieden Lehrer, ja auf einen ieden Chriſten, gegen ſeinen Naͤchſten, da er mit den Prieſtern des al- ten Teſtaments von einerley ſuͤndlichen Natur iſt. V. 3. Darum muß er, gleichwie fuͤr das Volck, alſo auch fuͤr ſich ſelbſt opfern fuͤr die Suͤnde. Anmerckungen. 1. Es war zwar in gewiſſen Faͤllen ein Opfer fuͤr die Prieſter, ſonderlich fuͤr den Hohen, verordnet, nach 3 B. Moſ. 4, 3. u. f. es ſiehet aber der Apoſtel ſonderlich auf den Ort c. 16, 6. u. f. da gehandelt wird von dem Opfer, welches der Hoheprieſter am jaͤhrlichen hohen Verſoͤhnungs- Feſte zuvorderſt fuͤr ſich ſelbſt und ſein Haus, und denn auch fuͤr das gantze Volck bringen muſte. 2. Nun war zwar der Hoheprieſter nebſt dem gantzen Geſchlechte der Prieſter ſchon mit unter dem Volcke begriffen, daß alſo das Opfer fuͤr das Volck auch haͤtte fuͤr ihn und die Seini- gen mitgelten koͤnnen: weil doch aber fuͤr dieſe und ihn ſelbſt noch ein beſonders Opfer war ver- ordnet worden, ſo iſt damit ohne Zweifel angezei- get, daß man zwar den Hohenprieſter Amts hal- ber, da er den Meßiam repræſentirte, hoch und wehrt zu halten habe, aber doch nicht gar zu hoch ſetzen, noch ihme einige eigene Wuͤrdigkeit, nach derſelben das Volck bey GOtt zu verſoͤhnen, zu- ſchreiben ſolle: dahin einige wohl leichtlich haͤtten verfallen moͤgen: wie man ſiehet, was disfalls im Pabſtthum geſchiehet. 3. Und ſolchergeſtalt ſtellet Paulus das Vorbild Chriſti am Levitiſchen Hohenprieſter nicht allein nach ſeiner Gleichheit, ſondern auch nach ſeiner Ungleichheit vor, um damit den groſ- ſen Vorzug Chriſti zu erweiſen. Davon man ſonderlich ſehe c. 7, 26. 27. 28. V. 4. Und niemand nimmt ihm ſelbſt die Ehre (alſo daß er in eigener Wahl ohne goͤttli- che Verordnung und Beruf ſich das Amt eines Hohenprieſters mit recht zueignen koͤnne) ſon- dern der auch berufen ſey von GOtt (der nach dem von GOtt geordneten Succeſſions- Recht dazu gelanget) gleichwie Aaron (nach der erſten goͤttlichen Verordnung dazu gelanget iſt; der uͤbernimmt die Wuͤrde ſolches Amts.) Anmerckungen. 1. Der Apoſtel will hiermit anzeigen, daß unſer Heyland zu ſeinem Hohenprieſterlichen Amte einen goͤttlichen Beruf gehabt habe, nicht weniger, ja noch vielmehr, als Aaron und ſeine Nachkommen. 2. Das Hoheprieſterthum war eine ſehr hohe Wuͤrde, und der Hoheprieſter das Haupt des gantzen Volckes, ehe die koͤnigliche Digni- taͤt aufkam: und bey dieſer blieb doch der Hohe- Prieſter auch hernach nebſt dem Koͤnige in dem groͤſſeſten Anſehen. Welches aber nicht ſowol auf ſeine Perſon, als auf die Perſon des Meßiaͤ ging, welchen er repræſentirte. 3. Dieſe hohe Ehren-Stelle lieſſen ſich etli- che wider die goͤttliche Ordnung und Berufung geluͤſten: aber es bekam ihnen ſehr uͤbel. Als die Rotte Cora, Dathan und Abiram das Hohe- prieſterthum dem Aaron mißgoͤnneten, und ſich daher wider ihn und Moſen empoͤreten, wurden ſie lebendig von der Erden verſchlungen 4 B Moſ. 16. Und als ſich der Koͤnig Uſia an das Prie- ſterthum vergriff, wurde und blieb er von GOtt mit Außſatz geſchlagen bis an ſein Ende 2 Chronc. 26, 16. u. f. Zwar iſt es unter dem andern Tempel, ſonderlich zur letzten Zeit, mehrmal geſchehen, daß einige ſich unrechtmaͤßiger Weiſe in das Ho- heprieſterthum eingedrungen; aber unter goͤttli- cher Ungnade, welche ſich in manchen Straf- Gerichten, und ſonderlich zu letzt, nach gehaͤuf- ten andern Suͤnden, in gaͤntzlicher Zerſtoͤrung des Tempels hervor gethan haben. 4. Was alhier vom Aarone geſaget wird, das gilt auch von ſeinen Nachkommen, nemlich daß allemal der aͤlteſte Prieſter in der Familie Aa- ronis dem daraus genommenen Hohenprieſter im Amte folgete, nach der goͤttlichen Verord- nung, 2 B. Moſ. 28. 1. u. f. 3 B. Moſ. 8. 4 B. Moſ. 3. 1 Chron. 24, 13. V. 5. Alſo auch Chriſtus hat ſich nicht ſelbſt in die Ehre geſetzet, daß er Hoherprieſter wuͤrde, ſondern der zu ihm geſaget hat, (der Vater) du biſt mein Sohn, heute ha- be ich dich gezeuget. (Pſ. 2, 7. der hat ihn dazu verordnet.) Anmerckungen. 1. Chriſtus iſt zu betrachten nach dem Un- ter- P p

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/299>, abgerufen am 23.11.2024.