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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 4. v. 12. 13. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] genommenen Warnung bestättiget hatte; so
that er dazu noch einen neuen gedoppelten Be-
wegungs-Grund, welchen er von der Kraft
des göttlichen Worts und von der Allgegen-
wart und Allwissenheit GOttes hernimmt: wo-
durch er denn die weiter vorhergehende und ih-
res Nachdrucks wegen wiederhohlte Worte,
wie man die Stimme GOttes, welche er durch
sein Wort noch heute erschallen lasse, ohne alle
zur Verhärtung führende Widersetzlichkeit zu
hören habe. Gleichwie er nun vorher in den
Worten seine Stimme, c. 3, 7. 15. c. 4, 7. GOtt
und die Stimme seines Worts zusammen ge-
setzet hatte; so führet er auch v. 12. und 13. auf
beydes, auf das Wort GOttes und auf GOtt
selbst;
und siehet dabey sonderlich auf den Sohn
GOttes,
als das wesentliche und selbständige
Wort GOttes, welcher seine Stimme, logon
akoes, ehemals an die Jsraeliten ergehen lassen
und im fünf und neuntzigsten Psalm dieselbe auch
an die Menschen auf die Zeit des N. Testaments,
und darunter sonderlich an das Jüdische Volck
gerichtet hatte. Da es nun überhaupt also um
den Verstand dieser beyden Verse stehet; so
haben wir nun den Nachdruck der darinnen vor-
kommenden Redens-Arten noch insonderheit
kürtzlich zu erwegen.

4. Das Leben, welches dem göttlichen
Worte zugeschrieben wird, ist desselben lebendi-
ge und wirckende Kraft, welche es hat von dem
besondern Einflusse des Heiligen Geistes, der
sich dessen, als eines ordentlichen Mittels im
Wercke unserer Seligkeit bedienet: wie denn
auch daher diese lebendige Kraft durch das dabey
gesetzte Wort energes, kräftig, erläutert wird.

5. Von dieser lebendigen Kraft des
göttlichen Worts hat man folgende Schrift-
Stellen sonderlich zu erwegen.

Psalm 19, 8. u. f. Das Gesetz des HErrn
ist ohne Wandel und erquicket die Seele:
das Zeugniß des HErrn ist gewiß und ma-
chet die Albern weise. Die Befehle des
HErrn sind richtig und erfreuen das Hertz.
Die Gebote des HErrn sind lauter und er-
leuchten die Augen - - sie sind köstlicher
denn Gold und viel feines Goldes; sie sind
süsser, denn Honig und Honigseim.
u. f. Ps.
119, 92. Wo dein Gesetz nicht mein Trost ge-
wesen wäre, so wäre ich vergangen in mei-
nem Elende. v. 105. Dein Wort ist meines
Fusses Leuchte und ein Licht auf meinen
Wegen.
u. s. w.

Jes. 55, 10. 11. Gleichwie der Regen
und Schnee vom Himmel fällt, und nicht
wieder dahin kömmt, sondern feuchtet die
Erde, und machet sie fruchtbar und wach-
send, daß sie giebet Samen zu säen und
Brodt zu essen; also soll das Wort, das aus
meinem Munde gehet, auch seyn
u. f.

Jer. 23, 29. Jst nicht mein Wort, wie
ein Feuer, spricht der HErr, und wie ein
Hammer, der Felsen zerschmeisset?
Siehe
auch v. 22.

Joh. 6, 63. Die Worte, die ich rede, sind
[Spaltenumbruch] Geist und Leben.
c. 17, 20. Jch bitte auch
für die, welche durch ihr
(der Jünger) Wort
an mich gläuben werden.
Ap. Gesch. 2, 37.
Da sie das hörten, ging es ihnen durchs
Hertz
u. s. w.

Röm. 1, 16. Das Evangelium ist eine
Kraft GOttes selig zu machen.
u. f.

Jac. 1, 18. GOtt hat uns gezeuget nach
seinem Willen durch das Wort der Wahr-
heit
u. f.

1 Petr. 1, 23. Die da wiedergeboren
sind, nicht aus vergänglichem, sondern un-
vergänglichem Samen, nemlich aus dem
lebendigen Worte GOttes, das da ewiglich
bleibet.

6. Da nun GOttes Wort von einer so le-
bendigen Kraft ist; so ist leichtlich zu erachten,
daß es, seinem wahren Sinne nach, kein todter
Buchstabe
sey, ob es gleich, so fern es geschrie-
ben ist, in Buchstaben verfasset ist. Und da
solches nicht einmal vom Gesetze kan gesaget wer-
den, als welches zwar tödtet, das ist, den geistli-
chen Tod entdecket, und den ewigen andräuet,
aber auch darinn sich an sich selbst lebendig er-
weiset, 2 Cor. 3, 6. so kan es noch vielweniger
vom Evangelio gesaget werden. Es kömmt aber
bey einem ieden Leser und Zuhörer auf die auf-
richtige Prüfung an, ob man das an sich selbst
so kräftige Wort GOttes auch bey sich selbst zur
rechten Kraft kommen lassen, oder es bey sich-
durch Ungehorsam ersticket habe.

7. Jn Ansehung dieser grossen Kraft wird
das Wort GOttes mit einem Schwerdte ver-
glichen, und damit bezeuget, wie daß das Wort
GOttes nicht weniger, ja noch viel schneller
und empfindlicher, durch die Seele zur innig-
sten Rührung und Uberzeugung dringe, als ein
leibliches Schwerdt in und durch den Cörper:
und daß es auch zum geistlichen Streite höchst
nöthig sey, um damit theils sich wider alle An-
läufe des Teufels zu vertheidigen, theils auch
damit die geistliche Feinde selbst anzugreifen und
zu überwinden. Auf welches Haupt-Stück der
geistlichen Waffen Paulus sahe, wenn er 2 Cor.
10, 4. 5. schrieb: Die Waffen unserer Ritter-
schaft sind nicht fleischlich, sondern mäch-
tig vor GOtt, zu verstören die Bevestun-
gen, damit wir verstören die Anschläge und
alle Höhe
u. f.

8. Solcher kräftigen Wirckung wegen wird
das Wort GOttes auch Eph. 6. 17. ausdrück-
lich ein Schwerdt genennet; und zwar ein
Schwerdt des Geistes, das ist ein solches geist-
liches Schwerdt, welches uns der heilige Geist
in seinem Worte selbst an die Hand giebet und
recht zu führen lehret. Wie es denn bey einem
guten Schwerdte nicht allein auf dessen Stär-
cke und Güte, welches meistentheils in der
Schärfe bestehet, sondern auch auf desselben
geschickten Gebrauch ankömmt. Unser Heyland
gebrauchte dieses Schwerdt selbst, wie auch sei-
ne Apostel, wenn sie, zumal gegen die Feinde
der Wahrheit, so oft sagten: Gegraptai; es
stehet geschrieben.

9. Und
O o 2

C. 4. v. 12. 13. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] genommenen Warnung beſtaͤttiget hatte; ſo
that er dazu noch einen neuen gedoppelten Be-
wegungs-Grund, welchen er von der Kraft
des goͤttlichen Worts und von der Allgegen-
wart und Allwiſſenheit GOttes hernimmt: wo-
durch er denn die weiter vorhergehende und ih-
res Nachdrucks wegen wiederhohlte Worte,
wie man die Stimme GOttes, welche er durch
ſein Wort noch heute erſchallen laſſe, ohne alle
zur Verhaͤrtung fuͤhrende Widerſetzlichkeit zu
hoͤren habe. Gleichwie er nun vorher in den
Worten ſeine Stimme, c. 3, 7. 15. c. 4, 7. GOtt
und die Stimme ſeines Worts zuſammen ge-
ſetzet hatte; ſo fuͤhret er auch v. 12. und 13. auf
beydes, auf das Wort GOttes und auf GOtt
ſelbſt;
und ſiehet dabey ſonderlich auf den Sohn
GOttes,
als das weſentliche und ſelbſtaͤndige
Wort GOttes, welcher ſeine Stimme, λόγον
ἀκοῆς, ehemals an die Jſraeliten ergehen laſſen
und im fuͤnf und neuntzigſten Pſalm dieſelbe auch
an die Menſchen auf die Zeit des N. Teſtaments,
und darunter ſonderlich an das Juͤdiſche Volck
gerichtet hatte. Da es nun uͤberhaupt alſo um
den Verſtand dieſer beyden Verſe ſtehet; ſo
haben wir nun den Nachdruck der darinnen vor-
kommenden Redens-Arten noch inſonderheit
kuͤrtzlich zu erwegen.

4. Das Leben, welches dem goͤttlichen
Worte zugeſchrieben wird, iſt deſſelben lebendi-
ge und wirckende Kraft, welche es hat von dem
beſondern Einfluſſe des Heiligen Geiſtes, der
ſich deſſen, als eines ordentlichen Mittels im
Wercke unſerer Seligkeit bedienet: wie denn
auch daher dieſe lebendige Kraft durch das dabey
geſetzte Wort ἐνεργὴς, kraͤftig, erlaͤutert wird.

5. Von dieſer lebendigen Kraft des
goͤttlichen Worts hat man folgende Schrift-
Stellen ſonderlich zu erwegen.

Pſalm 19, 8. u. f. Das Geſetz des HErrn
iſt ohne Wandel und erquicket die Seele:
das Zeugniß des HErrn iſt gewiß und ma-
chet die Albern weiſe. Die Befehle des
HErrn ſind richtig und erfreuen das Hertz.
Die Gebote des HErrn ſind lauter und er-
leuchten die Augen ‒ ‒ ſie ſind koͤſtlicher
denn Gold und viel feines Goldes; ſie ſind
ſuͤſſer, denn Honig und Honigſeim.
u. f. Pſ.
119, 92. Wo dein Geſetz nicht mein Troſt ge-
weſen waͤre, ſo waͤre ich vergangen in mei-
nem Elende. v. 105. Dein Wort iſt meines
Fuſſes Leuchte und ein Licht auf meinen
Wegen.
u. ſ. w.

Jeſ. 55, 10. 11. Gleichwie der Regen
und Schnee vom Himmel faͤllt, und nicht
wieder dahin koͤmmt, ſondern feuchtet die
Erde, und machet ſie fruchtbar und wach-
ſend, daß ſie giebet Samen zu ſaͤen und
Brodt zu eſſen; alſo ſoll das Wort, das aus
meinem Munde gehet, auch ſeyn
u. f.

Jer. 23, 29. Jſt nicht mein Wort, wie
ein Feuer, ſpricht der HErr, und wie ein
Hammer, der Felſen zerſchmeiſſet?
Siehe
auch v. 22.

Joh. 6, 63. Die Worte, die ich rede, ſind
[Spaltenumbruch] Geiſt und Leben.
c. 17, 20. Jch bitte auch
fuͤr die, welche durch ihr
(der Juͤnger) Wort
an mich glaͤuben werden.
Ap. Geſch. 2, 37.
Da ſie das hoͤrten, ging es ihnen durchs
Hertz
u. ſ. w.

Roͤm. 1, 16. Das Evangelium iſt eine
Kraft GOttes ſelig zu machen.
u. f.

Jac. 1, 18. GOtt hat uns gezeuget nach
ſeinem Willen durch das Wort der Wahr-
heit
u. f.

1 Petr. 1, 23. Die da wiedergeboren
ſind, nicht aus vergaͤnglichem, ſondern un-
vergaͤnglichem Samen, nemlich aus dem
lebendigen Worte GOttes, das da ewiglich
bleibet.

6. Da nun GOttes Wort von einer ſo le-
bendigen Kraft iſt; ſo iſt leichtlich zu erachten,
daß es, ſeinem wahren Sinne nach, kein todter
Buchſtabe
ſey, ob es gleich, ſo fern es geſchrie-
ben iſt, in Buchſtaben verfaſſet iſt. Und da
ſolches nicht einmal vom Geſetze kan geſaget wer-
den, als welches zwar toͤdtet, das iſt, den geiſtli-
chen Tod entdecket, und den ewigen andraͤuet,
aber auch darinn ſich an ſich ſelbſt lebendig er-
weiſet, 2 Cor. 3, 6. ſo kan es noch vielweniger
vom Evangelio geſaget werden. Es koͤmmt aber
bey einem ieden Leſer und Zuhoͤrer auf die auf-
richtige Pruͤfung an, ob man das an ſich ſelbſt
ſo kraͤftige Wort GOttes auch bey ſich ſelbſt zur
rechten Kraft kommen laſſen, oder es bey ſich-
durch Ungehorſam erſticket habe.

7. Jn Anſehung dieſer groſſen Kraft wird
das Wort GOttes mit einem Schwerdte ver-
glichen, und damit bezeuget, wie daß das Wort
GOttes nicht weniger, ja noch viel ſchneller
und empfindlicher, durch die Seele zur innig-
ſten Ruͤhrung und Uberzeugung dringe, als ein
leibliches Schwerdt in und durch den Coͤrper:
und daß es auch zum geiſtlichen Streite hoͤchſt
noͤthig ſey, um damit theils ſich wider alle An-
laͤufe des Teufels zu vertheidigen, theils auch
damit die geiſtliche Feinde ſelbſt anzugreifen und
zu uͤberwinden. Auf welches Haupt-Stuͤck der
geiſtlichen Waffen Paulus ſahe, wenn er 2 Cor.
10, 4. 5. ſchrieb: Die Waffen unſerer Ritter-
ſchaft ſind nicht fleiſchlich, ſondern maͤch-
tig vor GOtt, zu verſtoͤren die Beveſtun-
gen, damit wir verſtoͤren die Anſchlaͤge und
alle Hoͤhe
u. f.

8. Solcher kraͤftigen Wirckung wegen wird
das Wort GOttes auch Eph. 6. 17. ausdruͤck-
lich ein Schwerdt genennet; und zwar ein
Schwerdt des Geiſtes, das iſt ein ſolches geiſt-
liches Schwerdt, welches uns der heilige Geiſt
in ſeinem Worte ſelbſt an die Hand giebet und
recht zu fuͤhren lehret. Wie es denn bey einem
guten Schwerdte nicht allein auf deſſen Staͤr-
cke und Guͤte, welches meiſtentheils in der
Schaͤrfe beſtehet, ſondern auch auf deſſelben
geſchickten Gebrauch ankoͤmmt. Unſer Heyland
gebrauchte dieſes Schwerdt ſelbſt, wie auch ſei-
ne Apoſtel, wenn ſie, zumal gegen die Feinde
der Wahrheit, ſo oft ſagten: Γέγραπται; es
ſtehet geſchrieben.

9. Und
O o 2
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[291/0293] C. 4. v. 12. 13. an die Hebraͤer. genommenen Warnung beſtaͤttiget hatte; ſo that er dazu noch einen neuen gedoppelten Be- wegungs-Grund, welchen er von der Kraft des goͤttlichen Worts und von der Allgegen- wart und Allwiſſenheit GOttes hernimmt: wo- durch er denn die weiter vorhergehende und ih- res Nachdrucks wegen wiederhohlte Worte, wie man die Stimme GOttes, welche er durch ſein Wort noch heute erſchallen laſſe, ohne alle zur Verhaͤrtung fuͤhrende Widerſetzlichkeit zu hoͤren habe. Gleichwie er nun vorher in den Worten ſeine Stimme, c. 3, 7. 15. c. 4, 7. GOtt und die Stimme ſeines Worts zuſammen ge- ſetzet hatte; ſo fuͤhret er auch v. 12. und 13. auf beydes, auf das Wort GOttes und auf GOtt ſelbſt; und ſiehet dabey ſonderlich auf den Sohn GOttes, als das weſentliche und ſelbſtaͤndige Wort GOttes, welcher ſeine Stimme, λόγον ἀκοῆς, ehemals an die Jſraeliten ergehen laſſen und im fuͤnf und neuntzigſten Pſalm dieſelbe auch an die Menſchen auf die Zeit des N. Teſtaments, und darunter ſonderlich an das Juͤdiſche Volck gerichtet hatte. Da es nun uͤberhaupt alſo um den Verſtand dieſer beyden Verſe ſtehet; ſo haben wir nun den Nachdruck der darinnen vor- kommenden Redens-Arten noch inſonderheit kuͤrtzlich zu erwegen. 4. Das Leben, welches dem goͤttlichen Worte zugeſchrieben wird, iſt deſſelben lebendi- ge und wirckende Kraft, welche es hat von dem beſondern Einfluſſe des Heiligen Geiſtes, der ſich deſſen, als eines ordentlichen Mittels im Wercke unſerer Seligkeit bedienet: wie denn auch daher dieſe lebendige Kraft durch das dabey geſetzte Wort ἐνεργὴς, kraͤftig, erlaͤutert wird. 5. Von dieſer lebendigen Kraft des goͤttlichen Worts hat man folgende Schrift- Stellen ſonderlich zu erwegen. Pſalm 19, 8. u. f. Das Geſetz des HErrn iſt ohne Wandel und erquicket die Seele: das Zeugniß des HErrn iſt gewiß und ma- chet die Albern weiſe. Die Befehle des HErrn ſind richtig und erfreuen das Hertz. Die Gebote des HErrn ſind lauter und er- leuchten die Augen ‒ ‒ ſie ſind koͤſtlicher denn Gold und viel feines Goldes; ſie ſind ſuͤſſer, denn Honig und Honigſeim. u. f. Pſ. 119, 92. Wo dein Geſetz nicht mein Troſt ge- weſen waͤre, ſo waͤre ich vergangen in mei- nem Elende. v. 105. Dein Wort iſt meines Fuſſes Leuchte und ein Licht auf meinen Wegen. u. ſ. w. Jeſ. 55, 10. 11. Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel faͤllt, und nicht wieder dahin koͤmmt, ſondern feuchtet die Erde, und machet ſie fruchtbar und wach- ſend, daß ſie giebet Samen zu ſaͤen und Brodt zu eſſen; alſo ſoll das Wort, das aus meinem Munde gehet, auch ſeyn u. f. Jer. 23, 29. Jſt nicht mein Wort, wie ein Feuer, ſpricht der HErr, und wie ein Hammer, der Felſen zerſchmeiſſet? Siehe auch v. 22. Joh. 6, 63. Die Worte, die ich rede, ſind Geiſt und Leben. c. 17, 20. Jch bitte auch fuͤr die, welche durch ihr (der Juͤnger) Wort an mich glaͤuben werden. Ap. Geſch. 2, 37. Da ſie das hoͤrten, ging es ihnen durchs Hertz u. ſ. w. Roͤm. 1, 16. Das Evangelium iſt eine Kraft GOttes ſelig zu machen. u. f. Jac. 1, 18. GOtt hat uns gezeuget nach ſeinem Willen durch das Wort der Wahr- heit u. f. 1 Petr. 1, 23. Die da wiedergeboren ſind, nicht aus vergaͤnglichem, ſondern un- vergaͤnglichem Samen, nemlich aus dem lebendigen Worte GOttes, das da ewiglich bleibet. 6. Da nun GOttes Wort von einer ſo le- bendigen Kraft iſt; ſo iſt leichtlich zu erachten, daß es, ſeinem wahren Sinne nach, kein todter Buchſtabe ſey, ob es gleich, ſo fern es geſchrie- ben iſt, in Buchſtaben verfaſſet iſt. Und da ſolches nicht einmal vom Geſetze kan geſaget wer- den, als welches zwar toͤdtet, das iſt, den geiſtli- chen Tod entdecket, und den ewigen andraͤuet, aber auch darinn ſich an ſich ſelbſt lebendig er- weiſet, 2 Cor. 3, 6. ſo kan es noch vielweniger vom Evangelio geſaget werden. Es koͤmmt aber bey einem ieden Leſer und Zuhoͤrer auf die auf- richtige Pruͤfung an, ob man das an ſich ſelbſt ſo kraͤftige Wort GOttes auch bey ſich ſelbſt zur rechten Kraft kommen laſſen, oder es bey ſich- durch Ungehorſam erſticket habe. 7. Jn Anſehung dieſer groſſen Kraft wird das Wort GOttes mit einem Schwerdte ver- glichen, und damit bezeuget, wie daß das Wort GOttes nicht weniger, ja noch viel ſchneller und empfindlicher, durch die Seele zur innig- ſten Ruͤhrung und Uberzeugung dringe, als ein leibliches Schwerdt in und durch den Coͤrper: und daß es auch zum geiſtlichen Streite hoͤchſt noͤthig ſey, um damit theils ſich wider alle An- laͤufe des Teufels zu vertheidigen, theils auch damit die geiſtliche Feinde ſelbſt anzugreifen und zu uͤberwinden. Auf welches Haupt-Stuͤck der geiſtlichen Waffen Paulus ſahe, wenn er 2 Cor. 10, 4. 5. ſchrieb: Die Waffen unſerer Ritter- ſchaft ſind nicht fleiſchlich, ſondern maͤch- tig vor GOtt, zu verſtoͤren die Beveſtun- gen, damit wir verſtoͤren die Anſchlaͤge und alle Hoͤhe u. f. 8. Solcher kraͤftigen Wirckung wegen wird das Wort GOttes auch Eph. 6. 17. ausdruͤck- lich ein Schwerdt genennet; und zwar ein Schwerdt des Geiſtes, das iſt ein ſolches geiſt- liches Schwerdt, welches uns der heilige Geiſt in ſeinem Worte ſelbſt an die Hand giebet und recht zu fuͤhren lehret. Wie es denn bey einem guten Schwerdte nicht allein auf deſſen Staͤr- cke und Guͤte, welches meiſtentheils in der Schaͤrfe beſtehet, ſondern auch auf deſſelben geſchickten Gebrauch ankoͤmmt. Unſer Heyland gebrauchte dieſes Schwerdt ſelbſt, wie auch ſei- ne Apoſtel, wenn ſie, zumal gegen die Feinde der Wahrheit, ſo oft ſagten: Γέγραπται; es ſtehet geſchrieben. 9. Und O o 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/293>, abgerufen am 23.11.2024.