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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 2. 3. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] das Wort der Predigt (logos tes akoes,
das gehörete Wort, nemlich des Evangelii,)
half jenen nichts (zum Eingange in die Ruhe)
da nicht gläubeten die, so es höreten, (me
sugkekrammenos te pisei tois akousasin, weil
es bey denen, die es gehöret hatten, nicht mit
dem Glauben vermischet war.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit
dem vorhergehenden ist diese. Der Apostel erwei-
set, warum man sich bemühen soll um den Ein-
gang in die Ruhe: und wird der Erweis herge-
nommen von dem empfangenen Evangelio.

2. Ob die Jsraeliten gleich solche Verheis-
sungen gehabt haben, die auf äusserliche und zeit-
liche Dinge, und darunter sonderlich auf das
gelobte Land gingen: so sind sie doch dabey auch
zugleich auf geistliche und ewige Güter gewiesen,
da ihnen der Meßias so ofte verheissen und gleich-
sam vor Augen gemahlet worden, nicht allein
in Evangelischen Verheissungen, sondern auch
in so vielen Levitischen und andern Vorbildern;
davon ihnen der Heilige Geist einen Aufschluß
nach dem andern gegeben hat. Darum Petrus
Ap. Gesch. 15, 11. mit Rechtsprach: Wir gläu-
ben durch die Gnade des HErrn JESU
CHristi selig zu werden, gleicherweise wie
auch sie,
die Väter.

3. Hat GOtt gleich im alten Testamente
viele unmittelbare Offenbarungen gegeben; so
sind sie doch nur eigentlich denen geschehen, wel-
che dadurch von GOTT unmittelbar instruiret
worden, von GOttes wegen diß und das vorzu-
tragen: dabey aber ist doch logos akoes, das
Wort, das da verkündiget wurde, und äusser-
lich anzuhören war, das ordentliche Gnaden-
Mittel zum Glauben und zur Bekehrung ge-
wesen.

4. Das Evangelium ist zwar eine Kraft
GOttes, oder von kräftiger Wirckung zur Se-
ligkeit, Röm. 1, 16. aber es wird doch dadurch
niemand zum Glauben gezwungen; sondern der
Mensch behält seinen freyen Willen, der anklo-
pfenden Gnade Platz zu lassen, oder nicht. Da-
her noch itzo bey vielen der Zweck nicht erhalten
wird, wie es ehemals ging bey den Jsraeliten.

5. Da die Redens-Art sugkekrammenos
te pistei to~is akousasin, auf eine Vermischung
des Worts mit dem Glauben
gehet; so wird
dadurch eine solche gläubige Annehmung, Zueig-
nung und Anwendung verstanden, dadurch das
Wort GOttes in uns gepflantzet wird, also daß
wir dadurch wiedergeboren werden, und das
Wort gleichsam zu unserer Natur wird, und uns
zur geistlichen Nahrung dienet: gleichwie natür-
liche Speise und der Tranck dem Leibe. Was
nun der Mund, oder Magen, ist der Speise,
das ist der Glaube dem Worte GOttes; denn
er nimmt es an und ein, verdauet es gleichsam in
sich, (welches der neue Mensch thut durch den
Glauben,) und vereiniget sich dadurch mit dem
Worte dergestalt, daß, gleichwie der Glaube
des neuen Menschen Eigenschaft ist, und zur
[Spaltenumbruch] neuen Natur gehöret, also durch den Glauben
das Wort GOttes auch gleichsam mit in solche
Natur verwandelt wird. Welches denn heißt
aus GOTT geboren, und der görtlichen
Natur theilhaftig seyn.
1 Joh. 5, 4. 2 Pet.
1. v. 4.

6. Von solcher Vermischung des Worts
mit dem Glauben und desselben Verwandelung
in die Natur des neuen Menschen spricht unser
Heyland Joh. 15, 7. So ihr in mir bleibet,
und meine Worte in euch bleiben
u. s. w. und
Petrus Ep. 1. c. 2, 2. 3. Seyd begierig nach
der vernünftigen lautern Milch als die ietzt
gebornen Kindlein, auf daß ihr durch die-
selbe zunehmet: so ihr anders geschmecket
habt, daß der HERR freundlich ist.
Gleich-
wie eine Speise, so bald sie auf der Zunge zum
Geschmack kömmt, sich mit unserer Natur ver-
einiget, und der beste Nahrungs-Saft davon
schon durch die Zunge empfunden und im Ma-
gen noch mehr digeriret wird: also gehet es auch
mit dem Worte GOttes. Die rechte Zueignung
und Vermischung, oder Vereinigung, mit unse-
rer Seelen bringet den seligen Gesehmack, und
dieser vermehret die Zueignung. Man sehe auch
Hebr. 2, 1. da eines solchen vorbeyfahrens und
vorbeyfliessens vom Worte GOttes gedacht
wird, welches der Vermischung entgegen ste-
het, und welches eben so viel ist, als das Wort
mit dem Glauben nicht vereinigen.

7. Paulus gedencket auch einer Vermi-
schung des Worts, aber einer solchen, dadurch
es also verderbet und entkräftet wird, als ein
gutes Getränck mit untergegossenen und dazu un-
dienlichen Wasser, wenn er 2 Cor. 2, 17. spricht:
Wir sind nicht, wie etlicher viele, die das
Wort GOttes verfälschen.
Diese Vermi-
schung aber des Worts mit dem Glauben gehö-
ret zur Ordnung des Heyls, und ist zur Anrich-
tung und stärckenden Nahrung des neuen Men-
schen nothwendig.

V. 3.

Denn wir, die wir glauben, (und durch
den Glauben schon in die geistliche Ruhe, oder in
den Frieden mit GOtt gesetzet sind, Matth. 11, 28.
Röm. 5, 1. c. 14, 17.) gehen in die Ruhe, (aus
der geistlichen in die ewige Offenb. 14, 13.) wie
er
(der Heilige Geist durch den David im fünf
und neunzigsten Psa m c. 3, 7.) spricht: Daß
ich schwur in meinem Zorn, sie solten zu
meiner Ruhe nicht kommen: und zwar da
die Wercke von Anbeginn der Welt wa-
ren gemachet.
(Gr. und zwar zu der Ruhe
von den Wercken, welche von der Grundlegung
der Welt geschehen sind.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieses Verses mit
dem Vorhergehenden ist diese. Nachdem der
Apostel gesaget hatte, daß die Jsraeliten um ih-
res Unglaubens willen der Verheissung nicht
theilhaftig worden; so erweiset er die Nothwen-
digkeit des Glaubens damit, daß er im Gegen-

bilde
N n 3

Cap. 4. v. 2. 3. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] das Wort der Predigt (λόγος τῆς ἀκοῆς,
das gehoͤrete Wort, nemlich des Evangelii,)
half jenen nichts (zum Eingange in die Ruhe)
da nicht glaͤubeten die, ſo es hoͤreten, (μή
συγκεκραμμένος τῇ πίςει τοῖς ἀκούσασιν, weil
es bey denen, die es gehoͤret hatten, nicht mit
dem Glauben vermiſchet war.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit
dem vorhergehenden iſt dieſe. Der Apoſtel erwei-
ſet, warum man ſich bemuͤhen ſoll um den Ein-
gang in die Ruhe: und wird der Erweis herge-
nommen von dem empfangenen Evangelio.

2. Ob die Jſraeliten gleich ſolche Verheiſ-
ſungen gehabt haben, die auf aͤuſſerliche und zeit-
liche Dinge, und darunter ſonderlich auf das
gelobte Land gingen: ſo ſind ſie doch dabey auch
zugleich auf geiſtliche und ewige Guͤter gewieſen,
da ihnen der Meßias ſo ofte verheiſſen und gleich-
ſam vor Augen gemahlet worden, nicht allein
in Evangeliſchen Verheiſſungen, ſondern auch
in ſo vielen Levitiſchen und andern Vorbildern;
davon ihnen der Heilige Geiſt einen Aufſchluß
nach dem andern gegeben hat. Darum Petrus
Ap. Geſch. 15, 11. mit Rechtſprach: Wir glaͤu-
ben durch die Gnade des HErrn JESU
CHriſti ſelig zu werden, gleicherweiſe wie
auch ſie,
die Vaͤter.

3. Hat GOtt gleich im alten Teſtamente
viele unmittelbare Offenbarungen gegeben; ſo
ſind ſie doch nur eigentlich denen geſchehen, wel-
che dadurch von GOTT unmittelbar inſtruiret
worden, von GOttes wegen diß und das vorzu-
tragen: dabey aber iſt doch λόγος ἀκοῆς, das
Wort, das da verkuͤndiget wurde, und aͤuſſer-
lich anzuhoͤren war, das ordentliche Gnaden-
Mittel zum Glauben und zur Bekehrung ge-
weſen.

4. Das Evangelium iſt zwar eine Kraft
GOttes, oder von kraͤftiger Wirckung zur Se-
ligkeit, Roͤm. 1, 16. aber es wird doch dadurch
niemand zum Glauben gezwungen; ſondern der
Menſch behaͤlt ſeinen freyen Willen, der anklo-
pfenden Gnade Platz zu laſſen, oder nicht. Da-
her noch itzo bey vielen der Zweck nicht erhalten
wird, wie es ehemals ging bey den Jſraeliten.

5. Da die Redens-Art συγκεκραμμένος
τῇ πιστει το῀ις ἀκούσασιν, auf eine Vermiſchung
des Worts mit dem Glauben
gehet; ſo wird
dadurch eine ſolche glaͤubige Annehmung, Zueig-
nung und Anwendung verſtanden, dadurch das
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wir dadurch wiedergeboren werden, und das
Wort gleichſam zu unſerer Natur wird, und uns
zur geiſtlichen Nahrung dienet: gleichwie natuͤr-
liche Speiſe und der Tranck dem Leibe. Was
nun der Mund, oder Magen, iſt der Speiſe,
das iſt der Glaube dem Worte GOttes; denn
er nimmt es an und ein, verdauet es gleichſam in
ſich, (welches der neue Menſch thut durch den
Glauben,) und vereiniget ſich dadurch mit dem
Worte dergeſtalt, daß, gleichwie der Glaube
des neuen Menſchen Eigenſchaft iſt, und zur
[Spaltenumbruch] neuen Natur gehoͤret, alſo durch den Glauben
das Wort GOttes auch gleichſam mit in ſolche
Natur verwandelt wird. Welches denn heißt
aus GOTT geboren, und der goͤrtlichen
Natur theilhaftig ſeyn.
1 Joh. 5, 4. 2 Pet.
1. v. 4.

6. Von ſolcher Vermiſchung des Worts
mit dem Glauben und deſſelben Verwandelung
in die Natur des neuen Menſchen ſpricht unſer
Heyland Joh. 15, 7. So ihr in mir bleibet,
und meine Worte in euch bleiben
u. ſ. w. und
Petrus Ep. 1. c. 2, 2. 3. Seyd begierig nach
der vernuͤnftigen lautern Milch als die ietzt
gebornen Kindlein, auf daß ihr durch die-
ſelbe zunehmet: ſo ihr anders geſchmecket
habt, daß der HERR freundlich iſt.
Gleich-
wie eine Speiſe, ſo bald ſie auf der Zunge zum
Geſchmack koͤmmt, ſich mit unſerer Natur ver-
einiget, und der beſte Nahrungs-Saft davon
ſchon durch die Zunge empfunden und im Ma-
gen noch mehr digeriret wird: alſo gehet es auch
mit dem Worte GOttes. Die rechte Zueignung
und Vermiſchung, oder Vereinigung, mit unſe-
rer Seelen bringet den ſeligen Geſehmack, und
dieſer vermehret die Zueignung. Man ſehe auch
Hebr. 2, 1. da eines ſolchen vorbeyfahrens und
vorbeyflieſſens vom Worte GOttes gedacht
wird, welches der Vermiſchung entgegen ſte-
het, und welches eben ſo viel iſt, als das Wort
mit dem Glauben nicht vereinigen.

7. Paulus gedencket auch einer Vermi-
ſchung des Worts, aber einer ſolchen, dadurch
es alſo verderbet und entkraͤftet wird, als ein
gutes Getraͤnck mit untergegoſſenen und dazu un-
dienlichen Waſſer, wenn er 2 Cor. 2, 17. ſpricht:
Wir ſind nicht, wie etlicher viele, die das
Wort GOttes verfaͤlſchen.
Dieſe Vermi-
ſchung aber des Worts mit dem Glauben gehoͤ-
ret zur Ordnung des Heyls, und iſt zur Anrich-
tung und ſtaͤrckenden Nahrung des neuen Men-
ſchen nothwendig.

V. 3.

Denn wir, die wir glauben, (und durch
den Glauben ſchon in die geiſtliche Ruhe, oder in
den Frieden mit GOtt geſetzet ſind, Matth. 11, 28.
Roͤm. 5, 1. c. 14, 17.) gehen in die Ruhe, (aus
der geiſtlichen in die ewige Offenb. 14, 13.) wie
er
(der Heilige Geiſt durch den David im fuͤnf
und neunzigſten Pſa m c. 3, 7.) ſpricht: Daß
ich ſchwur in meinem Zorn, ſie ſolten zu
meiner Ruhe nicht kommen: und zwar da
die Wercke von Anbeginn der Welt wa-
ren gemachet.
(Gr. und zwar zu der Ruhe
von den Wercken, welche von der Grundlegung
der Welt geſchehen ſind.)

Anmerckungen.

1. Die Verbindung dieſes Verſes mit
dem Vorhergehenden iſt dieſe. Nachdem der
Apoſtel geſaget hatte, daß die Jſraeliten um ih-
res Unglaubens willen der Verheiſſung nicht
theilhaftig worden; ſo erweiſet er die Nothwen-
digkeit des Glaubens damit, daß er im Gegen-

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N n 3
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[285/0287] Cap. 4. v. 2. 3. an die Hebraͤer. das Wort der Predigt (λόγος τῆς ἀκοῆς, das gehoͤrete Wort, nemlich des Evangelii,) half jenen nichts (zum Eingange in die Ruhe) da nicht glaͤubeten die, ſo es hoͤreten, (μή συγκεκραμμένος τῇ πίςει τοῖς ἀκούσασιν, weil es bey denen, die es gehoͤret hatten, nicht mit dem Glauben vermiſchet war.) Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden iſt dieſe. Der Apoſtel erwei- ſet, warum man ſich bemuͤhen ſoll um den Ein- gang in die Ruhe: und wird der Erweis herge- nommen von dem empfangenen Evangelio. 2. Ob die Jſraeliten gleich ſolche Verheiſ- ſungen gehabt haben, die auf aͤuſſerliche und zeit- liche Dinge, und darunter ſonderlich auf das gelobte Land gingen: ſo ſind ſie doch dabey auch zugleich auf geiſtliche und ewige Guͤter gewieſen, da ihnen der Meßias ſo ofte verheiſſen und gleich- ſam vor Augen gemahlet worden, nicht allein in Evangeliſchen Verheiſſungen, ſondern auch in ſo vielen Levitiſchen und andern Vorbildern; davon ihnen der Heilige Geiſt einen Aufſchluß nach dem andern gegeben hat. Darum Petrus Ap. Geſch. 15, 11. mit Rechtſprach: Wir glaͤu- ben durch die Gnade des HErrn JESU CHriſti ſelig zu werden, gleicherweiſe wie auch ſie, die Vaͤter. 3. Hat GOtt gleich im alten Teſtamente viele unmittelbare Offenbarungen gegeben; ſo ſind ſie doch nur eigentlich denen geſchehen, wel- che dadurch von GOTT unmittelbar inſtruiret worden, von GOttes wegen diß und das vorzu- tragen: dabey aber iſt doch λόγος ἀκοῆς, das Wort, das da verkuͤndiget wurde, und aͤuſſer- lich anzuhoͤren war, das ordentliche Gnaden- Mittel zum Glauben und zur Bekehrung ge- weſen. 4. Das Evangelium iſt zwar eine Kraft GOttes, oder von kraͤftiger Wirckung zur Se- ligkeit, Roͤm. 1, 16. aber es wird doch dadurch niemand zum Glauben gezwungen; ſondern der Menſch behaͤlt ſeinen freyen Willen, der anklo- pfenden Gnade Platz zu laſſen, oder nicht. Da- her noch itzo bey vielen der Zweck nicht erhalten wird, wie es ehemals ging bey den Jſraeliten. 5. Da die Redens-Art συγκεκραμμένος τῇ πιστει το῀ις ἀκούσασιν, auf eine Vermiſchung des Worts mit dem Glauben gehet; ſo wird dadurch eine ſolche glaͤubige Annehmung, Zueig- nung und Anwendung verſtanden, dadurch das Wort GOttes in uns gepflantzet wird, alſo daß wir dadurch wiedergeboren werden, und das Wort gleichſam zu unſerer Natur wird, und uns zur geiſtlichen Nahrung dienet: gleichwie natuͤr- liche Speiſe und der Tranck dem Leibe. Was nun der Mund, oder Magen, iſt der Speiſe, das iſt der Glaube dem Worte GOttes; denn er nimmt es an und ein, verdauet es gleichſam in ſich, (welches der neue Menſch thut durch den Glauben,) und vereiniget ſich dadurch mit dem Worte dergeſtalt, daß, gleichwie der Glaube des neuen Menſchen Eigenſchaft iſt, und zur neuen Natur gehoͤret, alſo durch den Glauben das Wort GOttes auch gleichſam mit in ſolche Natur verwandelt wird. Welches denn heißt aus GOTT geboren, und der goͤrtlichen Natur theilhaftig ſeyn. 1 Joh. 5, 4. 2 Pet. 1. v. 4. 6. Von ſolcher Vermiſchung des Worts mit dem Glauben und deſſelben Verwandelung in die Natur des neuen Menſchen ſpricht unſer Heyland Joh. 15, 7. So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben u. ſ. w. und Petrus Ep. 1. c. 2, 2. 3. Seyd begierig nach der vernuͤnftigen lautern Milch als die ietzt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch die- ſelbe zunehmet: ſo ihr anders geſchmecket habt, daß der HERR freundlich iſt. Gleich- wie eine Speiſe, ſo bald ſie auf der Zunge zum Geſchmack koͤmmt, ſich mit unſerer Natur ver- einiget, und der beſte Nahrungs-Saft davon ſchon durch die Zunge empfunden und im Ma- gen noch mehr digeriret wird: alſo gehet es auch mit dem Worte GOttes. Die rechte Zueignung und Vermiſchung, oder Vereinigung, mit unſe- rer Seelen bringet den ſeligen Geſehmack, und dieſer vermehret die Zueignung. Man ſehe auch Hebr. 2, 1. da eines ſolchen vorbeyfahrens und vorbeyflieſſens vom Worte GOttes gedacht wird, welches der Vermiſchung entgegen ſte- het, und welches eben ſo viel iſt, als das Wort mit dem Glauben nicht vereinigen. 7. Paulus gedencket auch einer Vermi- ſchung des Worts, aber einer ſolchen, dadurch es alſo verderbet und entkraͤftet wird, als ein gutes Getraͤnck mit untergegoſſenen und dazu un- dienlichen Waſſer, wenn er 2 Cor. 2, 17. ſpricht: Wir ſind nicht, wie etlicher viele, die das Wort GOttes verfaͤlſchen. Dieſe Vermi- ſchung aber des Worts mit dem Glauben gehoͤ- ret zur Ordnung des Heyls, und iſt zur Anrich- tung und ſtaͤrckenden Nahrung des neuen Men- ſchen nothwendig. V. 3. Denn wir, die wir glauben, (und durch den Glauben ſchon in die geiſtliche Ruhe, oder in den Frieden mit GOtt geſetzet ſind, Matth. 11, 28. Roͤm. 5, 1. c. 14, 17.) gehen in die Ruhe, (aus der geiſtlichen in die ewige Offenb. 14, 13.) wie er (der Heilige Geiſt durch den David im fuͤnf und neunzigſten Pſa m c. 3, 7.) ſpricht: Daß ich ſchwur in meinem Zorn, ſie ſolten zu meiner Ruhe nicht kommen: und zwar da die Wercke von Anbeginn der Welt wa- ren gemachet. (Gr. und zwar zu der Ruhe von den Wercken, welche von der Grundlegung der Welt geſchehen ſind.) Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem Vorhergehenden iſt dieſe. Nachdem der Apoſtel geſaget hatte, daß die Jſraeliten um ih- res Unglaubens willen der Verheiſſung nicht theilhaftig worden; ſo erweiſet er die Nothwen- digkeit des Glaubens damit, daß er im Gegen- bilde N n 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/287>, abgerufen am 23.11.2024.