Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 1. 2. [Spaltenumbruch]
aller guten Wercke. Darum auch unser HeylandMarc. 16, 16. spricht: Wer da glaubet, wird selig werden; wer aber nicht glaubet, soll verdammet werden. 2. Ob gleich der Unglaube, da die Jsraeliten Das Vierte Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apostel die fernere Application des aus dem fünf und neunzigsten Psalm angeführten Orts also machet/ daß er anzeiget/ er füh- re noch auf eine andere/ nemlich geistliche/ Ruhe: zu welcher immer mehr einzugehen er ermahnet/ und die Bewegungs-Gründe von der Kraft des göttlichen Worts/ und von dem Hohenpriester-Amte Christi hernimmt. V. 1. SO lasset uns nun fürchten (und Anmerckungen. 1. Obgleich die kindliche Furcht von der 2. Es kan zwar ein Gläubiger vermöge sei- 3. Es soll nicht allein keiner für sich dahin- 4. Da dem Menschen nichts vergnüglicher 5. Wenn ein absolutum decretum wä- 6. Wir haben zwar das ewige Leben aus 7. Jm übrigen ist von dem Worte doke, V. 2. Denn es ist uns auch verkündiget, das
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 1. 2. [Spaltenumbruch]
aller guten Wercke. Darum auch unſer HeylandMarc. 16, 16. ſpricht: Wer da glaubet, wird ſelig werden; wer aber nicht glaubet, ſoll verdammet werden. 2. Ob gleich der Unglaube, da die Jſraeliten Das Vierte Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apoſtel die fernere Application des aus dem fuͤnf und neunzigſten Pſalm angefuͤhrten Orts alſo machet/ daß er anzeiget/ er fuͤh- re noch auf eine andere/ nemlich geiſtliche/ Ruhe: zu welcher immer mehr einzugehen er ermahnet/ und die Bewegungs-Gruͤnde von der Kraft des goͤttlichen Worts/ und von dem Hohenprieſter-Amte Chriſti hernimmt. V. 1. SO laſſet uns nun fuͤrchten (und Anmerckungen. 1. Obgleich die kindliche Furcht von der 2. Es kan zwar ein Glaͤubiger vermoͤge ſei- 3. Es ſoll nicht allein keiner fuͤr ſich dahin- 4. Da dem Menſchen nichts vergnuͤglicher 5. Wenn ein abſolutum decretum waͤ- 6. Wir haben zwar das ewige Leben aus 7. Jm uͤbrigen iſt von dem Worte δοκῇ, V. 2. Denn es iſt uns auch verkuͤndiget, das
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Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 4. v. 1. 2.
aller guten Wercke. Darum auch unſer Heyland
Marc. 16, 16. ſpricht: Wer da glaubet, wird
ſelig werden; wer aber nicht glaubet, ſoll
verdammet werden.
2. Ob gleich der Unglaube, da die Jſraeliten
GOtt nach ſeiner ſo theuren Verheiſſung nicht
zutraueten, daß er ſie ins gelobte Land fuͤhren
wuͤrde, ihnen an dem Eingange hinderlich war:
ſo iſt doch vermuthlich noch mancher, der ſich die-
ſe Zuͤchtigung GOttes hat zur gruͤndlichen Beſſe-
rung dienen laſſen, ſelig worden: gleichwie wol
mancher von denen, welchen GOtt den aͤuſſerli-
chen Eingang angedeien laſſen, unſelig geſtorben
ſeyn mag.
Das Vierte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel die fernere Application des aus dem fuͤnf und
neunzigſten Pſalm angefuͤhrten Orts alſo machet/ daß er anzeiget/ er fuͤh-
re noch auf eine andere/ nemlich geiſtliche/ Ruhe: zu welcher immer mehr
einzugehen er ermahnet/ und die Bewegungs-Gruͤnde von der Kraft
des goͤttlichen Worts/ und von dem Hohenprieſter-Amte
Chriſti hernimmt.
V. 1.
SO laſſet uns nun fuͤrchten (und
aus heylſamer Furcht unſer wohl
wahrnehmen,) daß wir die Ver-
heiſſung einzukommen zu ſei-
ner Ruhe (zu der Ruhe, wel-
che unter der leiblichen im gelobten Lande vorge-
bildet iſt, nemlich zu der geiſtlichen und ſonder-
lich zu der ewigen) nicht verſaͤumen (durch
Unglauben und Verletzung des Gewiſſens,) und
unſer keiner dahinten (oder zuruͤck) bleibe,
(wie die Jſraeliten in der Wuͤſten und die thoͤ-
richten Jungfrauen, die bey der Ankunft des
Braͤutigams unbereitet waren, zur Hochzeit des
Lammes mit einzugehen. Matth. 25, 1. u. f.)
Anmerckungen.
1. Obgleich die kindliche Furcht von der
knechtiſchen weit unterſchieden iſt, ſo iſt ſie doch
nicht ohne eine heilige Sorgfalt fuͤr unſer
Heyl; und zwar eine ſolche, vermoͤge welcher
ein Menſch allen Fleiß anwendet, das Ende ſei-
nes Glaubens, der Seelen Seligkeit, zu erlangen:
ſondern darinnen muß ſie ſich vielmehr erweiſen.
Dahingegen ohne eine ſolche Furcht weder ein
gutes Gewiſſen, noch der Glaube bewahret wird.
2. Es kan zwar ein Glaͤubiger vermoͤge ſei-
nes Glaubens und ſeines veſten Vorſatzes von
der Beharrung ſeiner Seligkeit allerdinge ge-
wiß ſeyn: da doch aber dieſe Gewißheit eine ge-
wiſſe Ordnung erfordert, und uns allerley Hin-
derungen koͤnnen und pflegen in den Weg ge-
worfen zu werden, wir auch noch die Erbſuͤnde
an uns haben, welche uns immer anklebet, und
uns traͤge machet, ſo muͤſſen wir nicht ohne ſol-
che Furcht vor dem Ruͤckfall bleiben, dadurch
wir angetrieben werden, uͤber uns ſelbſt zu wa-
chen, und in der Heyls-Ordnung beſtaͤndig zu
verharren.
3. Es ſoll nicht allein keiner fuͤr ſich dahin-
ten bleiben, ſondern ein ieder ſoll auch, ſo viel ihm
moͤglich iſt, dahin ſehen, daß, wenn andere zu-
ruͤck bleiben, er ſie durch hertzliche Ermahnung
und durch ſein gutes Exempel, nach c. 3. v. 23.
zum Laufe reitze, und mit ſich fuͤhre.
4. Da dem Menſchen nichts vergnuͤglicher
iſt und ſeyn kan, als eine wahre Ruhe und der
Friede der Seele mit GOtt und in GOtt; als
darinnen dieſes Leben einen Vorſchmack des
ewigen Lebens hat: ſo wird der Stand der ewi-
gen Seligkeit gar fuͤglich unter dem Worte Ru-
he vorgeſtellet: gleichwie hingegen die Unruhe
ein recht unſeliger Zuſtand iſt.
5. Wenn ein abſolutum decretum waͤ-
re, und der Menſch vermoͤge deſſelben aus dem
Stande der Gnade nicht verfallen, noch ſeines
ewigen Heyls verluſtig werden koͤnte, ſo wuͤrde
Paulus mit dieſen und ſo vielen andern Worten
dieſes Briefes ſich nicht ſo ſehr bemuͤhet haben,
die Glaͤubigen vor dem Ruͤckfall zu warnen, und
zu der Beharrung zu ermahnen.
6. Wir haben zwar das ewige Leben aus
der Verheiſſung, und aus Gnaden, alſo daß es
mit dem Glauben, der es eigentlich mit der Ver-
heiſſung zu thun hat, ohne alles unſer Verdienſt,
erlanget werden muß: allein da der Glaube oh-
ne ein gutes Gewiſſen nicht behalten wird, und
zur Bewahrung des guten Gewiſſens die getreue
Ausuͤbung aller Pflichten des Chriſtenthums
gehoͤret, ſo hat man dahin zu ſehen, daß unſer
Wandel vor GOtt nicht allein zuverſichtlich,
ſondern auch heilig ſey.
7. Jm uͤbrigen iſt von dem Worte δοκῇ,
welches in der teutſchen Uberſetzung nicht ausge-
drucket iſt, zu mercken, daß es ſich am fuͤglichſten
uͤberſetzen laſſe durch das Anſehen habe, nem-
lich ein ſolches Anſehen vom zuruͤckbleiben, dabey
ſich auch wircklich die That findet.
V. 2.
Denn es iſt uns auch verkuͤndiget,
(das Evangelium vom Eingange in die Ruhe,)
gleichwie jenen (den alten Jſraeliten:) aber
das
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