[Spaltenumbruch]
Gottesdienste. Und solcher gestalt war er der rechte Baumeister und das Oberhaupt von dem gantzen Hause der Jsraelitischen Kirche: davon hingegen Moses nur ein Glied war: ob er wol, weil er den Meßiam vorbildete, dabey auch den Unter-Baumeister abgeben muste.
3. Hierauf siehet der Apostel: und also machet er zwar einen gemeinen Satz von dem, wie man ein Haus und desselben Baumeister an- zusehen habe: allein das Absehen ist in der Ap- plication auf Christum und auf die Judische Kirche, davon Moses selbst ein Glied und also ein Stück solches Hauses war, gerichtet: wie denn daher der Vers sich mit diesen Worten an- hebet: dieser ist grösser Ehren werth, denn Moses. Die Worte am Hause sind in der teutschen Version überflüßig, da das Wort oikou, so vom Comparativo regieret wird, damit aus- gedrucket ist, wenn es heißt: denn das Haus.
V. 4.
Denn ein iegliches Haus (es sey ein geist- liches, oder ein leibliches) wird von iemand (der dessen Baumeister ist) bereitet (gebauet und eingerichtet; und also dependiret das Haus von ihm, nicht er aber vom Hause: daher er denn, wegen der Independentz vom Hause, grösser, oder vollkommner und edler ist, als das von ihm dependirende Haus) der aber alles (die Welt, und alles, was darinnen ist, und also auch die Ju- dische und Christliche Kirche) bereitet (gründet, bauet und vollführet) das ist GOtt (sintemal allen Dingen ihr Wesen geben, ein bloß göttli- ches Werck ist. Da nun der Sohn GOttes al- les bereitet hat, so ist er wahrer GOtt; und dem- nach unendlich höher und grösser, denn Moses mit der gantzen von ihm bereiteten Judischen Kirche.)
V. 5. 6.
Und Moses war zwar treu in seinem (GOttes, das ist, des Meßiä) gantzen Hause, als ein Knecht (desselben, als eines Baumei- sters) zum Zeugniß deß, das gesagt solte werden (von den Propheten nach ihm, und von Christo selbst und seinen Aposteln, anbelangend die auf die Person, das Amt und das Reich des Meßiä gehende Geheimnisse: davon hat er be- reits gezeuget; und das ist für Mosen Ehre und Würde genug) Christus aber (nemlich erweiset sich treu nach v. 2. 5.) als ein Sohn (nemlich GOttes, und also auch als ein von einem blossen Diener des Hauses und Haus-Herrns weit un- terschiedener Eigenthums-Herr des Hauses) über sein (eignes) Haus (davon er Baumeister und selbst der HErr ist) welches Haus (oder Kirche des neuen Testaments) sind (und bleiben) wir (aus den Judenthum zu Christo bekehrete, und bleiben es auch, doch in gewisser Ordnung, nem- lich) so wir anders das Vertrauen und den Ruhm (den zuversichtlichen Trost und die Freu- digkeit) der Hoffnung (von dem durch Chri- stum erworbenen und gewiß zu erlangenden ewi- gen Leben) bis ans Ende (unsers Lebens) vest [Spaltenumbruch]
behalten (und nicht wieder zu dem ausser Christo recht blinden Judenthum fallen, nach c. 6, 4. u. f. 10, 26. 32.)
Anmerckungen.
1. Weil Moses ein vielfaches Zeugniß ab- geleget hatte von dem gantzen zu unserer Seligkeit geoffenbareten Rathe GOttes und von den zu der Person und dem Amte des Meßiä gehörenden Geheimnissen, so hat sich auch unser Heyland mit seinen Aposteln immer auf solche Zeugnisse Mosis und der übrigen Propheten bezogen.
2. Die Dinge, die da solten gesaget werden, erforderten ein gläubiges hören und annehmen. Und weil denn Moses 5 B c. 18, 15. 18. 19. bezeuget, daß der Meßias, als der gros- se Prophet, würde von GOttes wegen reden und den Rath GOttes vortragen, und daß man ihn hören solle: so scheinet Paulus sonderlich auf die- sen Ort gesehen zu haben; als darinnen Moses ein gar nachdrückliches Zeugniß von den Meßia und seinem Prophetischen Mittler-Amte abgele- get hat: wenn es daselbst heißt: Einen Pro- pheten wie mich (der auch ein Mittler, aber der rechte sey) wird der HErr dein GOTT dir erwecken aus dir und aus deinen Brü- dern, dem solt ihr gehorchen. - - - Jch will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern, und meine Worte in seinen Mund geben, der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und wer meine Worte nicht hö- ren wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ichs fodern.
3. Da Moses nur ein Knecht und ein Haushalter war im Hause GOttes, oder der Ju- dischen Kirche, ja selbst ein Glied davon: so ist hingegen Christus der Sohn, und also auch der rechte und eintzige Erbe nach der menschlichen Na- tur, und der rechte Eigenthums-HErr über das- selbige gewesen. Darum es von Mose heißt: ein Diener in seinem Hause; aber von Christo: der Sohn über das Haus. Und dazu hat er an der Kirche des neuen Testaments ein neues Haus, oder geistliches Gebäude aufge- richtet: daher wir so viel mehr verbunden sind, von Mose zu Christo zu gehen, und uns die Zeug- nisse Mosis zur Bevestigung des Glaubens an Christum dienen zu lassen. Welches sonderlich zu Pauli Zeiten eine den zu Christo bekehrten und noch immer zu sehr an Mose hangenden Juden gar nöthige Lection war. Hinter den Worten von Christo widerholet man füglich diese Worte ist getreu nach v. 2. und 5.
4. Von dem, daß die Kirche des neuen Te- staments, und darinnen insonderheit ein ieder Gläubiger ein Haus und Tempel GOt- tes ist, sehe man Matth. 16, 18. Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen mei- ne Gemeine, und die Pforten der Höllen sollen sie nicht überwältigen. 1 Cor. 3, 16. Wisset ihr nicht, daß ihr GOttes Tempel seyd und der Geist GOttes in euch woh- net? u. s. w. c. 6, 19. Wisset ihr nicht, daß
euer
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C. 3. v. 3-6. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
Gottesdienſte. Und ſolcher geſtalt war er der rechte Baumeiſter und das Oberhaupt von dem gantzen Hauſe der Jſraelitiſchen Kirche: davon hingegen Moſes nur ein Glied war: ob er wol, weil er den Meßiam vorbildete, dabey auch den Unter-Baumeiſter abgeben muſte.
3. Hierauf ſiehet der Apoſtel: und alſo machet er zwar einen gemeinen Satz von dem, wie man ein Haus und deſſelben Baumeiſter an- zuſehen habe: allein das Abſehen iſt in der Ap- plication auf Chriſtum und auf die Judiſche Kirche, davon Moſes ſelbſt ein Glied und alſo ein Stuͤck ſolches Hauſes war, gerichtet: wie denn daher der Vers ſich mit dieſen Worten an- hebet: dieſer iſt groͤſſer Ehren werth, denn Moſes. Die Worte am Hauſe ſind in der teutſchen Verſion uͤberfluͤßig, da das Wort ὀίϰου, ſo vom Comparativo regieret wird, damit aus- gedrucket iſt, wenn es heißt: denn das Haus.
V. 4.
Denn ein iegliches Haus (es ſey ein geiſt- liches, oder ein leibliches) wird von iemand (der deſſen Baumeiſter iſt) bereitet (gebauet und eingerichtet; und alſo dependiret das Haus von ihm, nicht er aber vom Hauſe: daher er denn, wegen der Independentz vom Hauſe, groͤſſer, oder vollkommner und edler iſt, als das von ihm dependirende Haus) der aber alles (die Welt, und alles, was darinnen iſt, und alſo auch die Ju- diſche und Chriſtliche Kirche) bereitet (gruͤndet, bauet und vollfuͤhret) das iſt GOtt (ſintemal allen Dingen ihr Weſen geben, ein bloß goͤttli- ches Werck iſt. Da nun der Sohn GOttes al- les bereitet hat, ſo iſt er wahrer GOtt; und dem- nach unendlich hoͤher und groͤſſer, denn Moſes mit der gantzen von ihm bereiteten Judiſchen Kirche.)
V. 5. 6.
Und Moſes war zwar treu in ſeinem (GOttes, das iſt, des Meßiaͤ) gantzen Hauſe, als ein Knecht (deſſelben, als eines Baumei- ſters) zum Zeugniß deß, das geſagt ſolte werden (von den Propheten nach ihm, und von Chriſto ſelbſt und ſeinen Apoſteln, anbelangend die auf die Perſon, das Amt und das Reich des Meßiaͤ gehende Geheimniſſe: davon hat er be- reits gezeuget; und das iſt fuͤr Moſen Ehre und Wuͤrde genug) Chriſtus aber (nemlich erweiſet ſich treu nach v. 2. 5.) als ein Sohn (nemlich GOttes, und alſo auch als ein von einem bloſſen Diener des Hauſes und Haus-Herrns weit un- terſchiedener Eigenthums-Herr des Hauſes) uͤber ſein (eignes) Haus (davon er Baumeiſter und ſelbſt der HErr iſt) welches Haus (oder Kirche des neuen Teſtaments) ſind (und bleiben) wir (aus den Judenthum zu Chriſto bekehrete, und bleiben es auch, doch in gewiſſer Ordnung, nem- lich) ſo wir anders das Vertrauen und den Ruhm (den zuverſichtlichen Troſt und die Freu- digkeit) der Hoffnung (von dem durch Chri- ſtum erworbenen und gewiß zu erlangenden ewi- gen Leben) bis ans Ende (unſers Lebens) veſt [Spaltenumbruch]
behalten (und nicht wieder zu dem auſſer Chriſto recht blinden Judenthum fallen, nach c. 6, 4. u. f. 10, 26. 32.)
Anmerckungen.
1. Weil Moſes ein vielfaches Zeugniß ab- geleget hatte von dem gantzen zu unſerer Seligkeit geoffenbareten Rathe GOttes und von den zu der Perſon und dem Amte des Meßiaͤ gehoͤrenden Geheimniſſen, ſo hat ſich auch unſer Heyland mit ſeinen Apoſteln immer auf ſolche Zeugniſſe Moſis und der uͤbrigen Propheten bezogen.
2. Die Dinge, die da ſolten geſaget werden, erforderten ein glaͤubiges hoͤren und annehmen. Und weil denn Moſes 5 B c. 18, 15. 18. 19. bezeuget, daß der Meßias, als der groſ- ſe Prophet, wuͤrde von GOttes wegen reden und den Rath GOttes vortragen, und daß man ihn hoͤren ſolle: ſo ſcheinet Paulus ſonderlich auf die- ſen Ort geſehen zu haben; als darinnen Moſes ein gar nachdruͤckliches Zeugniß von den Meßia und ſeinem Prophetiſchen Mittler-Amte abgele- get hat: wenn es daſelbſt heißt: Einen Pro- pheten wie mich (der auch ein Mittler, aber der rechte ſey) wird der HErr dein GOTT dir erwecken aus dir und aus deinen Bruͤ- dern, dem ſolt ihr gehorchen. ‒ ‒ ‒ Jch will ihnen einen Propheten, wie du biſt, erwecken aus ihren Bruͤdern, und meine Worte in ſeinen Mund geben, der ſoll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und wer meine Worte nicht hoͤ- ren wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ichs fodern.
3. Da Moſes nur ein Knecht und ein Haushalter war im Hauſe GOttes, oder der Ju- diſchen Kirche, ja ſelbſt ein Glied davon: ſo iſt hingegen Chriſtus der Sohn, und alſo auch der rechte und eintzige Erbe nach der menſchlichen Na- tur, und der rechte Eigenthums-HErr uͤber daſ- ſelbige geweſen. Darum es von Moſe heißt: ein Diener in ſeinem Hauſe; aber von Chriſto: der Sohn uͤber das Haus. Und dazu hat er an der Kirche des neuen Teſtaments ein neues Haus, oder geiſtliches Gebaͤude aufge- richtet: daher wir ſo viel mehr verbunden ſind, von Moſe zu Chriſto zu gehen, und uns die Zeug- niſſe Moſis zur Beveſtigung des Glaubens an Chriſtum dienen zu laſſen. Welches ſonderlich zu Pauli Zeiten eine den zu Chriſto bekehrten und noch immer zu ſehr an Moſe hangenden Juden gar noͤthige Lection war. Hinter den Worten von Chriſto widerholet man fuͤglich dieſe Worte iſt getreu nach v. 2. und 5.
4. Von dem, daß die Kirche des neuen Te- ſtaments, und darinnen inſonderheit ein ieder Glaͤubiger ein Haus und Tempel GOt- tes iſt, ſehe man Matth. 16, 18. Du biſt Petrus, und auf dieſen Felſen will ich bauen mei- ne Gemeine, und die Pforten der Hoͤllen ſollen ſie nicht uͤberwaͤltigen. 1 Cor. 3, 16. Wiſſet ihr nicht, daß ihr GOttes Tempel ſeyd und der Geiſt GOttes in euch woh- net? u. ſ. w. c. 6, 19. Wiſſet ihr nicht, daß
euer
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[275/0277]
C. 3. v. 3-6. an die Hebraͤer.
Gottesdienſte. Und ſolcher geſtalt war er der
rechte Baumeiſter und das Oberhaupt von dem
gantzen Hauſe der Jſraelitiſchen Kirche: davon
hingegen Moſes nur ein Glied war: ob er wol,
weil er den Meßiam vorbildete, dabey auch den
Unter-Baumeiſter abgeben muſte.
3. Hierauf ſiehet der Apoſtel: und alſo
machet er zwar einen gemeinen Satz von dem,
wie man ein Haus und deſſelben Baumeiſter an-
zuſehen habe: allein das Abſehen iſt in der Ap-
plication auf Chriſtum und auf die Judiſche
Kirche, davon Moſes ſelbſt ein Glied und alſo
ein Stuͤck ſolches Hauſes war, gerichtet: wie
denn daher der Vers ſich mit dieſen Worten an-
hebet: dieſer iſt groͤſſer Ehren werth, denn
Moſes. Die Worte am Hauſe ſind in der
teutſchen Verſion uͤberfluͤßig, da das Wort ὀίϰου,
ſo vom Comparativo regieret wird, damit aus-
gedrucket iſt, wenn es heißt: denn das Haus.
V. 4.
Denn ein iegliches Haus (es ſey ein geiſt-
liches, oder ein leibliches) wird von iemand
(der deſſen Baumeiſter iſt) bereitet (gebauet
und eingerichtet; und alſo dependiret das Haus
von ihm, nicht er aber vom Hauſe: daher er denn,
wegen der Independentz vom Hauſe, groͤſſer,
oder vollkommner und edler iſt, als das von ihm
dependirende Haus) der aber alles (die Welt,
und alles, was darinnen iſt, und alſo auch die Ju-
diſche und Chriſtliche Kirche) bereitet (gruͤndet,
bauet und vollfuͤhret) das iſt GOtt (ſintemal
allen Dingen ihr Weſen geben, ein bloß goͤttli-
ches Werck iſt. Da nun der Sohn GOttes al-
les bereitet hat, ſo iſt er wahrer GOtt; und dem-
nach unendlich hoͤher und groͤſſer, denn Moſes
mit der gantzen von ihm bereiteten Judiſchen
Kirche.)
V. 5. 6.
Und Moſes war zwar treu in ſeinem
(GOttes, das iſt, des Meßiaͤ) gantzen Hauſe,
als ein Knecht (deſſelben, als eines Baumei-
ſters) zum Zeugniß deß, das geſagt ſolte
werden (von den Propheten nach ihm, und von
Chriſto ſelbſt und ſeinen Apoſteln, anbelangend
die auf die Perſon, das Amt und das Reich des
Meßiaͤ gehende Geheimniſſe: davon hat er be-
reits gezeuget; und das iſt fuͤr Moſen Ehre und
Wuͤrde genug) Chriſtus aber (nemlich erweiſet
ſich treu nach v. 2. 5.) als ein Sohn (nemlich
GOttes, und alſo auch als ein von einem bloſſen
Diener des Hauſes und Haus-Herrns weit un-
terſchiedener Eigenthums-Herr des Hauſes) uͤber
ſein (eignes) Haus (davon er Baumeiſter und
ſelbſt der HErr iſt) welches Haus (oder Kirche
des neuen Teſtaments) ſind (und bleiben) wir
(aus den Judenthum zu Chriſto bekehrete, und
bleiben es auch, doch in gewiſſer Ordnung, nem-
lich) ſo wir anders das Vertrauen und den
Ruhm (den zuverſichtlichen Troſt und die Freu-
digkeit) der Hoffnung (von dem durch Chri-
ſtum erworbenen und gewiß zu erlangenden ewi-
gen Leben) bis ans Ende (unſers Lebens) veſt
behalten (und nicht wieder zu dem auſſer Chriſto
recht blinden Judenthum fallen, nach c. 6, 4. u. f.
10, 26. 32.)
Anmerckungen.
1. Weil Moſes ein vielfaches Zeugniß ab-
geleget hatte von dem gantzen zu unſerer Seligkeit
geoffenbareten Rathe GOttes und von den zu der
Perſon und dem Amte des Meßiaͤ gehoͤrenden
Geheimniſſen, ſo hat ſich auch unſer Heyland mit
ſeinen Apoſteln immer auf ſolche Zeugniſſe Moſis
und der uͤbrigen Propheten bezogen.
2. Die Dinge, die da ſolten geſaget
werden, erforderten ein glaͤubiges hoͤren und
annehmen. Und weil denn Moſes 5 B c. 18,
15. 18. 19. bezeuget, daß der Meßias, als der groſ-
ſe Prophet, wuͤrde von GOttes wegen reden und
den Rath GOttes vortragen, und daß man ihn
hoͤren ſolle: ſo ſcheinet Paulus ſonderlich auf die-
ſen Ort geſehen zu haben; als darinnen Moſes
ein gar nachdruͤckliches Zeugniß von den Meßia
und ſeinem Prophetiſchen Mittler-Amte abgele-
get hat: wenn es daſelbſt heißt: Einen Pro-
pheten wie mich (der auch ein Mittler, aber
der rechte ſey) wird der HErr dein GOTT
dir erwecken aus dir und aus deinen Bruͤ-
dern, dem ſolt ihr gehorchen. ‒ ‒ ‒ Jch
will ihnen einen Propheten, wie du biſt,
erwecken aus ihren Bruͤdern, und meine
Worte in ſeinen Mund geben, der ſoll zu
ihnen reden alles, was ich ihm gebieten
werde. Und wer meine Worte nicht hoͤ-
ren wird, die er in meinem Namen reden
wird, von dem will ichs fodern.
3. Da Moſes nur ein Knecht und ein
Haushalter war im Hauſe GOttes, oder der Ju-
diſchen Kirche, ja ſelbſt ein Glied davon: ſo iſt
hingegen Chriſtus der Sohn, und alſo auch der
rechte und eintzige Erbe nach der menſchlichen Na-
tur, und der rechte Eigenthums-HErr uͤber daſ-
ſelbige geweſen. Darum es von Moſe heißt:
ein Diener in ſeinem Hauſe; aber von
Chriſto: der Sohn uͤber das Haus. Und
dazu hat er an der Kirche des neuen Teſtaments
ein neues Haus, oder geiſtliches Gebaͤude aufge-
richtet: daher wir ſo viel mehr verbunden ſind,
von Moſe zu Chriſto zu gehen, und uns die Zeug-
niſſe Moſis zur Beveſtigung des Glaubens an
Chriſtum dienen zu laſſen. Welches ſonderlich
zu Pauli Zeiten eine den zu Chriſto bekehrten und
noch immer zu ſehr an Moſe hangenden Juden
gar noͤthige Lection war. Hinter den Worten
von Chriſto widerholet man fuͤglich dieſe Worte
iſt getreu nach v. 2. und 5.
4. Von dem, daß die Kirche des neuen Te-
ſtaments, und darinnen inſonderheit ein ieder
Glaͤubiger ein Haus und Tempel GOt-
tes iſt, ſehe man Matth. 16, 18. Du biſt Petrus,
und auf dieſen Felſen will ich bauen mei-
ne Gemeine, und die Pforten der Hoͤllen
ſollen ſie nicht uͤberwaͤltigen. 1 Cor. 3, 16.
Wiſſet ihr nicht, daß ihr GOttes Tempel
ſeyd und der Geiſt GOttes in euch woh-
net? u. ſ. w. c. 6, 19. Wiſſet ihr nicht, daß
euer
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/277>, abgerufen am 23.11.2024.
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