Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 3. v. 1. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] Versuchungen sollen zu ihm gehen und um Hülfe
zu ihm schreyen. Welche reichlich und nach
Proportion der Versuchungen hinlänglich zu
leisten er ist dunatos mächtig: also daß Paulus
aus der Erfahrung solcher Hülfs-Leistung mit
Wahrheit sagen konte Röm. 8, 37. Jn dem
allen überwinden wir weit um deßwillen,
oder durch den, der uns geliebet hat.
Und
Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den,
der mich mächtig machet, Christum.

[Spaltenumbruch]

5. Es ist dieser Spruch gar trostreich für
alle Versuchte und Betrübte. Und obwol unser
Heyland ohne Sünde versucher ist, so kömmt er
uns doch mit seinem verdienstl[ic]hen Leiden und
mit seiner wircklichen Hülfe auch in solchen Ver-
suchungen, die bey uns von der Sünden entstehen,
zu Hülfe: sintemal er unsere Sündeüber sich ge-
nommen hat. Darum kan und soll man in aller
Versuchung getrost zu ihm gehen. Siehe C.
4, 15. 16.

Das Dritte Capitel,
Darinnen
Der Apostel die Hebräer ermahnet, Christi, als eines so
treuen Hohen-Priesters/ wie er ihn vorgestellet hat/ und in der Verglei-
chung mit Mose noch ferner vorstellet/ mit gläubiger und beharrlicher Ap-
plication
wohl wahrzunehmen/ und sich vor der dem alten Judischen
Volcke ehemals wiederfahrnen Verstockung wohl
zu hüten.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

DErohalben (da es eine solche Be-
schaffenheit hat mit Christo, daß
er unser Hoher-Priester worden,
auch bereit ist, uns in allen Versu-
chungen wie mit seinem Versöhn-
Opfer und Verdienste, also auch mit der Mitthei-
lung seiner Kraft zu Hülfe zu kommen) ihr hei-
ligen Brüder
(die ihr der durch ihn geschehenen
Versöhnung und Heiligung in der Ordnung
wahrer Bekehrung theilhaftig worden seyd c. 2, 11.)
die ihr mit berufen seyd durch den himmli-
schen Beruf
(also daß ihr, da er durch das Evan-
gelium unter allen andern auch an euch gekommen
ist, ihn aus seiner Gnaden-Kraft auch wircklich
angenommen habet) nehmet wahr (mit gläu-
biger Betrachtung, andächtiger Hochachtung
und getreuer auch beständiger Zueignung) des
Apostels
(des in die Welt gesandten grossen
Propheten, und dabey zugleich auch) Ho-
hen-Priesters, den wir
(also) bekennen,
(daß wir von seinem Namen auch Christen genen-
net werden) Christi JEsu.

Anmerckungen.

1. Zwar sind alle Menschen in Ansehung
der Natur, welche sie mit Christo von Adam her
gemein haben, Brüder Christi, als eines ihnen
in allen gleichen und wahren Menschen, nach c. 2,
11. 12. Allein in besonderer Application zu be-
sonderer Würde sind es die wircklich Bekehrten
und Gläubigen: von welchen alhier die Rede
ist. Denn diese sind heilige Brüder, geheiliget
oder versöhnet und gerecht gemacht durch Chri-
stum, auch bereits dem guten Anfange und Fort-
gange nach erneuert durch seinen Geist.

[Spaltenumbruch]

2. Und eben damit waren sie auch des
himmlischen Berufs theilhaftig worden. Der
Beruf geschahe durch die Predigt des Evangelii
und war allgemein: und also ging er zuvorderst
allenthalben an die Judische Nation, und von
dieser an alle übrige Völcker. Und ob nun gleich
die meisten Juden solcher Berufungs-Gnade
wiederstunden; so wurde sie doch von vielen an-
genommen.

3. Himmlisch war dieser Beruf; als der
vom Himmel kam, mit himmlischen Dingen
umging, oder solche verkündigte, auch zum Him-
mel führete und himmlisch gesinnet machete.
Denn er hält uns vor das vorgesteckte Ziel und
das Kleinod, dem wir nachzujagen haben. Phil.
3, 14. Siehe auch 1 Pet. 1, 15.

4. Es werden unserm Heylande alhier
zweene Namen gegeben, der Name eines Apo-
stels,
und eines Hohen-Priesters. Jener
Name gehet überhaupt auf das Mittler-Amt
Christi, sonderlich auf das Prophetische, dazu
er von seinem himmlischen Vater in die Welt ge-
sandt war: sintemal er von dieser Sendung,
als ein Abgesandter GOttes solchen Namen
führet. Wie er denn von sich selbst Joh. 20, 21.
spricht: Gleichwie mich der Vater gesandt
hat
apesalke, zum Apostel gemachet hat, so
sende ich euch.
Siehe auch Gal. 4, 4. Des-
gleichen Matth. 10, 40. Wer euch aufnimmt,
der nimmt mich auf, und wer mich auf-
nimmt, der nimmt den auf, der mich ge-
sandt hat.
Von dem Amts-Namen Hoher-
Priester
siehe c. 2, 17.

5. Unter dem Worte omologias, der Be-
kenntniß,
den wir bekennen, wird zuvorderst auf
den Glauben gesehen; sintemal von einer gläu-
bigen Bekenntniß die Rede ist, welche aus dem

Glau-
M m

C. 3. v. 1. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] Verſuchungen ſollen zu ihm gehen und um Huͤlfe
zu ihm ſchreyen. Welche reichlich und nach
Proportion der Verſuchungen hinlaͤnglich zu
leiſten er iſt δυνατὸς maͤchtig: alſo daß Paulus
aus der Erfahrung ſolcher Huͤlfs-Leiſtung mit
Wahrheit ſagen konte Roͤm. 8, 37. Jn dem
allen uͤberwinden wir weit um deßwillen,
oder durch den, der uns geliebet hat.
Und
Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den,
der mich maͤchtig machet, Chriſtum.

[Spaltenumbruch]

5. Es iſt dieſer Spruch gar troſtreich fuͤr
alle Verſuchte und Betruͤbte. Und obwol unſer
Heyland ohne Suͤnde verſucher iſt, ſo koͤmmt er
uns doch mit ſeinem verdienſtl[ic]hen Leiden und
mit ſeiner wircklichen Huͤlfe auch in ſolchen Ver-
ſuchungen, die bey uns von der Suͤnden entſtehen,
zu Huͤlfe: ſintemal er unſere Suͤndeuͤber ſich ge-
nommen hat. Darum kan und ſoll man in aller
Verſuchung getroſt zu ihm gehen. Siehe C.
4, 15. 16.

Das Dritte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel die Hebraͤer ermahnet, Chriſti, als eines ſo
treuen Hohen-Prieſters/ wie er ihn vorgeſtellet hat/ und in der Verglei-
chung mit Moſe noch ferner vorſtellet/ mit glaͤubiger und beharrlicher Ap-
plication
wohl wahrzunehmen/ und ſich vor der dem alten Judiſchen
Volcke ehemals wiederfahrnen Verſtockung wohl
zu huͤten.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

DErohalben (da es eine ſolche Be-
ſchaffenheit hat mit Chriſto, daß
er unſer Hoher-Prieſter worden,
auch bereit iſt, uns in allen Verſu-
chungen wie mit ſeinem Verſoͤhn-
Opfer und Verdienſte, alſo auch mit der Mitthei-
lung ſeiner Kraft zu Huͤlfe zu kommen) ihr hei-
ligen Bruͤder
(die ihr der durch ihn geſchehenen
Verſoͤhnung und Heiligung in der Ordnung
wahrer Bekehrung theilhaftig worden ſeyd c. 2, 11.)
die ihr mit berufen ſeyd durch den himmli-
ſchen Beruf
(alſo daß ihr, da er durch das Evan-
gelium unter allen andern auch an euch gekommen
iſt, ihn aus ſeiner Gnaden-Kraft auch wircklich
angenommen habet) nehmet wahr (mit glaͤu-
biger Betrachtung, andaͤchtiger Hochachtung
und getreuer auch beſtaͤndiger Zueignung) des
Apoſtels
(des in die Welt geſandten groſſen
Propheten, und dabey zugleich auch) Ho-
hen-Prieſters, den wir
(alſo) bekennen,
(daß wir von ſeinem Namen auch Chriſten genen-
net werden) Chriſti JEſu.

Anmerckungen.

1. Zwar ſind alle Menſchen in Anſehung
der Natur, welche ſie mit Chriſto von Adam her
gemein haben, Bruͤder Chriſti, als eines ihnen
in allen gleichen und wahren Menſchen, nach c. 2,
11. 12. Allein in beſonderer Application zu be-
ſonderer Wuͤrde ſind es die wircklich Bekehrten
und Glaͤubigen: von welchen alhier die Rede
iſt. Denn dieſe ſind heilige Bruͤder, geheiliget
oder verſoͤhnet und gerecht gemacht durch Chri-
ſtum, auch bereits dem guten Anfange und Fort-
gange nach erneuert durch ſeinen Geiſt.

[Spaltenumbruch]

2. Und eben damit waren ſie auch des
himmliſchen Berufs theilhaftig worden. Der
Beruf geſchahe durch die Predigt des Evangelii
und war allgemein: und alſo ging er zuvorderſt
allenthalben an die Judiſche Nation, und von
dieſer an alle uͤbrige Voͤlcker. Und ob nun gleich
die meiſten Juden ſolcher Berufungs-Gnade
wiederſtunden; ſo wurde ſie doch von vielen an-
genommen.

3. Himmliſch war dieſer Beruf; als der
vom Himmel kam, mit himmliſchen Dingen
umging, oder ſolche verkuͤndigte, auch zum Him-
mel fuͤhrete und himmliſch geſinnet machete.
Denn er haͤlt uns vor das vorgeſteckte Ziel und
das Kleinod, dem wir nachzujagen haben. Phil.
3, 14. Siehe auch 1 Pet. 1, 15.

4. Es werden unſerm Heylande alhier
zweene Namen gegeben, der Name eines Apo-
ſtels,
und eines Hohen-Prieſters. Jener
Name gehet uͤberhaupt auf das Mittler-Amt
Chriſti, ſonderlich auf das Prophetiſche, dazu
er von ſeinem himmliſchen Vater in die Welt ge-
ſandt war: ſintemal er von dieſer Sendung,
als ein Abgeſandter GOttes ſolchen Namen
fuͤhret. Wie er denn von ſich ſelbſt Joh. 20, 21.
ſpricht: Gleichwie mich der Vater geſandt
hat
ἀπέςαλκε, zum Apoſtel gemachet hat, ſo
ſende ich euch.
Siehe auch Gal. 4, 4. Des-
gleichen Matth. 10, 40. Wer euch aufnimmt,
der nimmt mich auf, und wer mich auf-
nimmt, der nimmt den auf, der mich ge-
ſandt hat.
Von dem Amts-Namen Hoher-
Prieſter
ſiehe c. 2, 17.

5. Unter dem Worte ὁμολογίας, der Be-
kenntniß,
den wir bekennen, wird zuvorderſt auf
den Glauben geſehen; ſintemal von einer glaͤu-
bigen Bekenntniß die Rede iſt, welche aus dem

Glau-
M m
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0275" n="273"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 3. v. 1. an die Hebra&#x0364;er.</hi></fw><lb/><cb/>
Ver&#x017F;uchungen &#x017F;ollen zu ihm gehen und um Hu&#x0364;lfe<lb/>
zu ihm &#x017F;chreyen. Welche reichlich und nach<lb/><hi rendition="#aq">Proportion</hi> der Ver&#x017F;uchungen hinla&#x0364;nglich zu<lb/>
lei&#x017F;ten er i&#x017F;t &#x03B4;&#x03C5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C4;&#x1F78;&#x03C2; <hi rendition="#fr">ma&#x0364;chtig:</hi> al&#x017F;o daß Paulus<lb/>
aus der Erfahrung &#x017F;olcher Hu&#x0364;lfs-Lei&#x017F;tung mit<lb/>
Wahrheit &#x017F;agen konte Ro&#x0364;m. 8, 37. <hi rendition="#fr">Jn dem<lb/>
allen u&#x0364;berwinden wir weit um deßwillen,<lb/>
oder durch den, der uns geliebet hat.</hi> Und<lb/>
Phil. 4, 13. <hi rendition="#fr">Jch vermag alles durch den,<lb/>
der mich ma&#x0364;chtig machet, Chri&#x017F;tum.</hi></p><lb/>
              <cb/>
              <p>5. Es i&#x017F;t die&#x017F;er Spruch gar tro&#x017F;treich fu&#x0364;r<lb/>
alle Ver&#x017F;uchte und Betru&#x0364;bte. Und obwol un&#x017F;er<lb/>
Heyland ohne Su&#x0364;nde ver&#x017F;ucher i&#x017F;t, &#x017F;o ko&#x0364;mmt er<lb/>
uns doch mit &#x017F;einem verdien&#x017F;tl<supplied>ic</supplied>hen Leiden und<lb/>
mit &#x017F;einer wircklichen Hu&#x0364;lfe auch in &#x017F;olchen Ver-<lb/>
&#x017F;uchungen, die bey uns von der Su&#x0364;nden ent&#x017F;tehen,<lb/>
zu Hu&#x0364;lfe: &#x017F;intemal er un&#x017F;ere Su&#x0364;ndeu&#x0364;ber &#x017F;ich ge-<lb/>
nommen hat. Darum kan und &#x017F;oll man in aller<lb/>
Ver&#x017F;uchung getro&#x017F;t zu ihm gehen. Siehe C.<lb/>
4, 15. 16.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Das Dritte Capitel,</hi><lb/>
Darinnen<lb/>
Der Apo&#x017F;tel die Hebra&#x0364;er ermahnet, Chri&#x017F;ti, als eines &#x017F;o<lb/>
treuen Hohen-Prie&#x017F;ters/ wie er ihn vorge&#x017F;tellet hat/ und in der Verglei-<lb/>
chung mit Mo&#x017F;e noch ferner vor&#x017F;tellet/ mit gla&#x0364;ubiger und beharrlicher <hi rendition="#aq">Ap-<lb/>
plication</hi> wohl wahrzunehmen/ und &#x017F;ich vor der dem alten Judi&#x017F;chen<lb/>
Volcke ehemals wiederfahrnen Ver&#x017F;tockung wohl<lb/>
zu hu&#x0364;ten.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 1.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">D</hi>Erohalben</hi> (da es eine &#x017F;olche Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit hat mit Chri&#x017F;to, daß<lb/>
er un&#x017F;er Hoher-Prie&#x017F;ter worden,<lb/>
auch bereit i&#x017F;t, uns in allen Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen wie mit &#x017F;einem Ver&#x017F;o&#x0364;hn-<lb/>
Opfer und Verdien&#x017F;te, al&#x017F;o auch mit der Mitthei-<lb/>
lung &#x017F;einer Kraft zu Hu&#x0364;lfe zu kommen) <hi rendition="#fr">ihr hei-<lb/>
ligen Bru&#x0364;der</hi> (die ihr der durch ihn ge&#x017F;chehenen<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung und Heiligung in der Ordnung<lb/>
wahrer Bekehrung theilhaftig worden &#x017F;eyd c. 2, 11.)<lb/><hi rendition="#fr">die ihr mit berufen &#x017F;eyd durch den himmli-<lb/>
&#x017F;chen Beruf</hi> (al&#x017F;o daß ihr, da er durch das Evan-<lb/>
gelium unter allen andern auch an euch gekommen<lb/>
i&#x017F;t, ihn aus &#x017F;einer Gnaden-Kraft auch wircklich<lb/>
angenommen habet) <hi rendition="#fr">nehmet wahr</hi> (mit gla&#x0364;u-<lb/>
biger Betrachtung, anda&#x0364;chtiger Hochachtung<lb/>
und getreuer auch be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Zueignung) <hi rendition="#fr">des<lb/>
Apo&#x017F;tels</hi> (des in die Welt ge&#x017F;andten gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Propheten, und dabey zugleich auch) <hi rendition="#fr">Ho-<lb/>
hen-Prie&#x017F;ters, den wir</hi> (al&#x017F;o) <hi rendition="#fr">bekennen,</hi><lb/>
(daß wir von &#x017F;einem Namen auch Chri&#x017F;ten genen-<lb/>
net werden) <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ti JE&#x017F;u.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Zwar &#x017F;ind alle Men&#x017F;chen in An&#x017F;ehung<lb/>
der Natur, welche &#x017F;ie mit Chri&#x017F;to von Adam her<lb/>
gemein haben, <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;der Chri&#x017F;ti,</hi> als eines ihnen<lb/>
in allen gleichen und wahren Men&#x017F;chen, nach c. 2,<lb/>
11. 12. Allein in be&#x017F;onderer <hi rendition="#aq">Application</hi> zu be-<lb/>
&#x017F;onderer Wu&#x0364;rde &#x017F;ind es die wircklich Bekehrten<lb/>
und <hi rendition="#fr">Gla&#x0364;ubigen:</hi> von welchen alhier die Rede<lb/>
i&#x017F;t. Denn die&#x017F;e &#x017F;ind <hi rendition="#fr">heilige Bru&#x0364;der,</hi> geheiliget<lb/>
oder ver&#x017F;o&#x0364;hnet und gerecht gemacht durch Chri-<lb/>
&#x017F;tum, auch bereits dem guten Anfange und Fort-<lb/>
gange nach erneuert durch &#x017F;einen Gei&#x017F;t.</p><lb/>
              <cb/>
              <p>2. Und eben damit waren &#x017F;ie auch des<lb/>
himmli&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Berufs</hi> theilhaftig worden. Der<lb/>
Beruf ge&#x017F;chahe durch die Predigt des Evangelii<lb/>
und war allgemein: und al&#x017F;o ging er zuvorder&#x017F;t<lb/>
allenthalben an die Judi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Nation,</hi> und von<lb/>
die&#x017F;er an alle u&#x0364;brige Vo&#x0364;lcker. Und ob nun gleich<lb/>
die mei&#x017F;ten Juden &#x017F;olcher Berufungs-Gnade<lb/>
wieder&#x017F;tunden; &#x017F;o wurde &#x017F;ie doch von vielen an-<lb/>
genommen.</p><lb/>
              <p>3. <hi rendition="#fr">Himmli&#x017F;ch</hi> war die&#x017F;er Beruf; als der<lb/>
vom Himmel kam, mit himmli&#x017F;chen Dingen<lb/>
umging, oder &#x017F;olche verku&#x0364;ndigte, auch zum Him-<lb/>
mel fu&#x0364;hrete und himmli&#x017F;ch ge&#x017F;innet machete.<lb/>
Denn er ha&#x0364;lt uns vor das vorge&#x017F;teckte Ziel und<lb/>
das Kleinod, dem wir nachzujagen haben. Phil.<lb/>
3, 14. Siehe auch 1 Pet. 1, 15.</p><lb/>
              <p>4. Es werden un&#x017F;erm Heylande alhier<lb/>
zweene Namen gegeben, der Name eines <hi rendition="#fr">Apo-<lb/>
&#x017F;tels,</hi> und eines <hi rendition="#fr">Hohen-Prie&#x017F;ters.</hi> Jener<lb/>
Name gehet u&#x0364;berhaupt auf das Mittler-Amt<lb/>
Chri&#x017F;ti, &#x017F;onderlich auf das <hi rendition="#fr">Propheti&#x017F;che,</hi> dazu<lb/>
er von &#x017F;einem himmli&#x017F;chen Vater in die Welt ge-<lb/>
&#x017F;andt war: &#x017F;intemal er von die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Sendung,</hi><lb/>
als ein <hi rendition="#fr">Abge&#x017F;andter</hi> GOttes &#x017F;olchen Namen<lb/>
fu&#x0364;hret. Wie er denn von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t Joh. 20, 21.<lb/>
&#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Gleichwie mich der Vater ge&#x017F;andt<lb/>
hat</hi> &#x1F00;&#x03C0;&#x03AD;&#x03C2;&#x03B1;&#x03BB;&#x03BA;&#x03B5;, zum Apo&#x017F;tel gemachet hat, <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
&#x017F;ende ich euch.</hi> Siehe auch Gal. 4, 4. Des-<lb/>
gleichen Matth. 10, 40. <hi rendition="#fr">Wer euch aufnimmt,<lb/>
der nimmt mich auf, und wer mich auf-<lb/>
nimmt, der nimmt den auf, der mich ge-<lb/>
&#x017F;andt hat.</hi> Von dem Amts-Namen <hi rendition="#fr">Hoher-<lb/>
Prie&#x017F;ter</hi> &#x017F;iehe c. 2, 17.</p><lb/>
              <p>5. Unter dem Worte &#x1F41;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BF;&#x03B3;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;, der <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
kenntniß,</hi> den wir bekennen, wird zuvorder&#x017F;t auf<lb/>
den <hi rendition="#fr">Glauben</hi> ge&#x017F;ehen; &#x017F;intemal von einer gla&#x0364;u-<lb/>
bigen Bekenntniß die Rede i&#x017F;t, welche aus dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m</fw><fw place="bottom" type="catch">Glau-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0275] C. 3. v. 1. an die Hebraͤer. Verſuchungen ſollen zu ihm gehen und um Huͤlfe zu ihm ſchreyen. Welche reichlich und nach Proportion der Verſuchungen hinlaͤnglich zu leiſten er iſt δυνατὸς maͤchtig: alſo daß Paulus aus der Erfahrung ſolcher Huͤlfs-Leiſtung mit Wahrheit ſagen konte Roͤm. 8, 37. Jn dem allen uͤberwinden wir weit um deßwillen, oder durch den, der uns geliebet hat. Und Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, Chriſtum. 5. Es iſt dieſer Spruch gar troſtreich fuͤr alle Verſuchte und Betruͤbte. Und obwol unſer Heyland ohne Suͤnde verſucher iſt, ſo koͤmmt er uns doch mit ſeinem verdienſtlichen Leiden und mit ſeiner wircklichen Huͤlfe auch in ſolchen Ver- ſuchungen, die bey uns von der Suͤnden entſtehen, zu Huͤlfe: ſintemal er unſere Suͤndeuͤber ſich ge- nommen hat. Darum kan und ſoll man in aller Verſuchung getroſt zu ihm gehen. Siehe C. 4, 15. 16. Das Dritte Capitel, Darinnen Der Apoſtel die Hebraͤer ermahnet, Chriſti, als eines ſo treuen Hohen-Prieſters/ wie er ihn vorgeſtellet hat/ und in der Verglei- chung mit Moſe noch ferner vorſtellet/ mit glaͤubiger und beharrlicher Ap- plication wohl wahrzunehmen/ und ſich vor der dem alten Judiſchen Volcke ehemals wiederfahrnen Verſtockung wohl zu huͤten. V. 1. DErohalben (da es eine ſolche Be- ſchaffenheit hat mit Chriſto, daß er unſer Hoher-Prieſter worden, auch bereit iſt, uns in allen Verſu- chungen wie mit ſeinem Verſoͤhn- Opfer und Verdienſte, alſo auch mit der Mitthei- lung ſeiner Kraft zu Huͤlfe zu kommen) ihr hei- ligen Bruͤder (die ihr der durch ihn geſchehenen Verſoͤhnung und Heiligung in der Ordnung wahrer Bekehrung theilhaftig worden ſeyd c. 2, 11.) die ihr mit berufen ſeyd durch den himmli- ſchen Beruf (alſo daß ihr, da er durch das Evan- gelium unter allen andern auch an euch gekommen iſt, ihn aus ſeiner Gnaden-Kraft auch wircklich angenommen habet) nehmet wahr (mit glaͤu- biger Betrachtung, andaͤchtiger Hochachtung und getreuer auch beſtaͤndiger Zueignung) des Apoſtels (des in die Welt geſandten groſſen Propheten, und dabey zugleich auch) Ho- hen-Prieſters, den wir (alſo) bekennen, (daß wir von ſeinem Namen auch Chriſten genen- net werden) Chriſti JEſu. Anmerckungen. 1. Zwar ſind alle Menſchen in Anſehung der Natur, welche ſie mit Chriſto von Adam her gemein haben, Bruͤder Chriſti, als eines ihnen in allen gleichen und wahren Menſchen, nach c. 2, 11. 12. Allein in beſonderer Application zu be- ſonderer Wuͤrde ſind es die wircklich Bekehrten und Glaͤubigen: von welchen alhier die Rede iſt. Denn dieſe ſind heilige Bruͤder, geheiliget oder verſoͤhnet und gerecht gemacht durch Chri- ſtum, auch bereits dem guten Anfange und Fort- gange nach erneuert durch ſeinen Geiſt. 2. Und eben damit waren ſie auch des himmliſchen Berufs theilhaftig worden. Der Beruf geſchahe durch die Predigt des Evangelii und war allgemein: und alſo ging er zuvorderſt allenthalben an die Judiſche Nation, und von dieſer an alle uͤbrige Voͤlcker. Und ob nun gleich die meiſten Juden ſolcher Berufungs-Gnade wiederſtunden; ſo wurde ſie doch von vielen an- genommen. 3. Himmliſch war dieſer Beruf; als der vom Himmel kam, mit himmliſchen Dingen umging, oder ſolche verkuͤndigte, auch zum Him- mel fuͤhrete und himmliſch geſinnet machete. Denn er haͤlt uns vor das vorgeſteckte Ziel und das Kleinod, dem wir nachzujagen haben. Phil. 3, 14. Siehe auch 1 Pet. 1, 15. 4. Es werden unſerm Heylande alhier zweene Namen gegeben, der Name eines Apo- ſtels, und eines Hohen-Prieſters. Jener Name gehet uͤberhaupt auf das Mittler-Amt Chriſti, ſonderlich auf das Prophetiſche, dazu er von ſeinem himmliſchen Vater in die Welt ge- ſandt war: ſintemal er von dieſer Sendung, als ein Abgeſandter GOttes ſolchen Namen fuͤhret. Wie er denn von ſich ſelbſt Joh. 20, 21. ſpricht: Gleichwie mich der Vater geſandt hat ἀπέςαλκε, zum Apoſtel gemachet hat, ſo ſende ich euch. Siehe auch Gal. 4, 4. Des- gleichen Matth. 10, 40. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich auf- nimmt, der nimmt den auf, der mich ge- ſandt hat. Von dem Amts-Namen Hoher- Prieſter ſiehe c. 2, 17. 5. Unter dem Worte ὁμολογίας, der Be- kenntniß, den wir bekennen, wird zuvorderſt auf den Glauben geſehen; ſintemal von einer glaͤu- bigen Bekenntniß die Rede iſt, welche aus dem Glau- M m

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/275
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/275>, abgerufen am 20.05.2024.