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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli C. 2. v. 5-7.
[Spaltenumbruch] neuen Testaments eine grössere Seligkeit mit sich
führe, als die des alten, und auch eine genauere
Wahrnehmung unserer selbst erfordere, nemlich
weil, da jene guten theils von den Engeln, oder
durch sie, verwaltet worden, sie unter der Admi-
nistration
des Sohnes GOttes selbst, der vor
den Engeln einen unendlichen Vorzug hat,
stehe.

2. Die Worte von der zukünftigen Welt
sind alhier nach der alten Judischen Redens-Art zu
verstehen: nach welcher man gewohnet war, die Zei-
ten vor dem Meßia [fremdsprachliches Material] diese Welt, und die
unter dem Meßia, als dazumal noch künftige, [fremdsprachliches Material]
die künftige Welt zu nennen. Nun war
zwar zu Pauli Zeiten die neue Oeconomie schon
angegangen: allein weil gleichwol der Tempel
mit dem Levitischen Gottesdienste noch stunde,
und also in so fern die völlige Aufrichtung und
Ausbreitung des Reichs Christi noch bevorstun-
de, und Paulus in diesem Briefe mit Juden es zu
thun hatte; so behielte er nicht unfüglich ihre ge-
wöhnliche Redens-Art. Dabey behält doch das
Reich des Meßiä selbst seine unterschiedene Oe-
conomie
n, also daß in Ansehung des gegenwär-
tigen Reichs der Gnaden das künftige Reich der
Herrlichkeit heißt aion ekei~nos, jene, oder die
künftige Welt Luc. 20, 35. Hebr. 6, 5.

3. Wenn es nun heißt, GOTT habe die
künftige Welt, das ist, das gegenwärtige Reich
des Meßiä, nicht den Engeln unterworfen,
sondern dem Meßiä selbst, wie hernach folget:
so wird damit nicht undeutlich angezeiget, daß die
vorige Welt, oder die Judische Kirche vor dem
Meßia, den Engeln auf gewisse Art unterworfen
gewesen. Und da fraget es sich denn, wie solches
geschehen sey? Dieses läßt sich nicht wohl so ei-
gentlich erklären, weil wir davon keine deutliche
Anzeigung im alten Testamente finden. Jndessen
mag doch, ausser der durch den Dienst der Engel
geschehenen Gesetzgebung, vieles geschehen seyn,
welches nicht aufgezeichnet ist; zumal da der un-
sichtbaren Engel ihr Dienst und Verrichtung
auch mehrentheils unsichtbar gewesen. Und kan
solche ihre Verrichtung in Ansehung der Kirche
eine Unterwerfung genennet werden, weil sich
GOtt, und in besonderer Zueignung der uner-
schaffne Engel des Bundes, der Meßias, der er-
schaffnen Engel auf eine meist unsichtbare Weise
bedienet hat, die Judische Kirche zu regieren, und
ihr theils viel gutes, theils auch die auf die Uber-
tretungen gehörige Strafen wiederfahren lassen.
Darauf David sahe, wenn er Ps. 103, 25. sprach:
Lobet den HERREN, ihr starcken Engel,
die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man
höre die Stimme seines Worts.
Wie sie dem
Volcke GOttes zur Strafe und auch zum Schutz
gedienet, sehe man sonderlich 2 Sam. 24, 16.
2 Kön. 6, 17. Jes. 37, 36. Besonderer Geschichte
bey einzeln Personen zu geschweigen, zum Exem-
pel bey dem Elia 1 Kön. 19, 5. 7. Wem es aber
doch zu dunckel bleibet, wie von den Engeln könne
gesaget, oder vorausgesetzet werden, daß ihnen
die alte Judische Kirche unterworfen gewesen, der
kan die verneinende Worte, daß die Kirche des
[Spaltenumbruch] neuen Bundes den Engeln nicht unterworfen sey,
also annehmen, daß damit nur bloß auf den Vor-
zug, welchen der Meßias nach der menschlichen
Natur vor den Engeln habe, sey gesehen worden,
ohne deßwegen den Engeln in der alten Oecono-
mie
etwas besonders beyzulegen.

V. 6. 7.

Es bezeuget aber (daß das Reich des
Meßiä nicht den Engeln, sondern ihm selbst un-
tergeben sey) einer (euch wohlbekannter Heili-
ger und vom Geiste GOttes angetriebner Scri-
bent, nemlich David) an einem Ort, (im ach-
ten Psalm v. 5.) und spricht (vor grosser Ver-
wunderung:) Was ist der Mensch (der Mes-
sias auch seiner menschlichen Natur nach) daß
du sein gedenckest
(nemlich also, daß du ihm
alles unterwirfst?) Und des Menschen Sohn
(wie GOttes Sohn, der Meßias, in der Evan-
gelischen Historie gar oft genennet wird) daß
du ihn heimsuchest
(mit einer so hohen Gna-
de ansiehest und so hoch würdigest?) Du hast
ihn eine kleine Zeit
(im Stande der Erniedri-
gung) der Engel mangeln lassen, (niedriger
und geringer werden lassen, als die Engel, also
daß er auch der Stärckung eines Engels am
Oelberge gebrauchet hat Luc. 22, 43.) mit
Preiß und Ehren hast du ihn gekrönet

(durch die Auferweckung, Aufnehmung in den
Himmel und Setzung zu deiner Rechten in der
Herrlichkeit) und hast ihn gesetzet über die
Wercke deiner Hände
(hast ihm alle Macht
gegeben im Himmel und auf Erden Matth. 28,
18.) alles hast du unterthan zu seinen Füs-
sen
(also daß er die in der persönlichen Vereini-
gung beyder Naturen der menschlichen schon
mitgetheilte Königliche Majestät durch die Er-
höhung zur Rechten GOttes in voller Kraft
durch seine allgemeine Herrschaft erwiesen
hat.)

Anmerckungen.

1. Daß der achte Psalm vom Meßia han-
dele, sonderlich nach dem Stande der Ernie-
drigung
und Erhöhung, das ist aus dieser
Allegation offenbar. Und eben dieses bekräf-
tiget unser Heyland selbst Matth. 21, 16. da er
sich bey dem Zujauchzen der jungen Kinder dar-
auf bezog, und sprach: Habt ihr nicht ge-
lesen:
(nemlich Ps. 8, 2.) Aus dem Munde der
unmündigen und Säuglinge hast du ein
Lob zubereitet.
Deßgleichen auch Paulus
1 Cor. 15, 27. Er hat ihm alles unter seine
Füsse gethan
u. s. w. Siehe auch Eph. 1, 22.
So ist es an sich offenbar, daß die Erhöhung
über alles niemanden zukommen kan, als dem
Sohne GOttes, nach der menschlichen Na-
tur.

2. Man siehet aus dieser und den übrigen
Allegationibus Pauli, wie reichlich die Lohre
von Christo in den Schriften des alten Testa-
ments, und sonderlich in den Psalmen vorkom-
me, und wie eben dieses der alten Judischen
Kirche gantz bekannt gewesen sey, also daß Chri-
stus und die Apostel sich so getrost darauf haben

beziehen

Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 5-7.
[Spaltenumbruch] neuen Teſtaments eine groͤſſere Seligkeit mit ſich
fuͤhre, als die des alten, und auch eine genauere
Wahrnehmung unſerer ſelbſt erfordere, nemlich
weil, da jene guten theils von den Engeln, oder
durch ſie, verwaltet worden, ſie unter der Admi-
niſtration
des Sohnes GOttes ſelbſt, der vor
den Engeln einen unendlichen Vorzug hat,
ſtehe.

2. Die Worte von der zukuͤnftigen Welt
ſind alhier nach der alten Judiſchen Redens-Art zu
verſtehen: nach welcher man gewohnet war, die Zei-
ten vor dem Meßia [fremdsprachliches Material] dieſe Welt, und die
unter dem Meßia, als dazumal noch kuͤnftige, [fremdsprachliches Material]
die kuͤnftige Welt zu nennen. Nun war
zwar zu Pauli Zeiten die neue Oeconomie ſchon
angegangen: allein weil gleichwol der Tempel
mit dem Levitiſchen Gottesdienſte noch ſtunde,
und alſo in ſo fern die voͤllige Aufrichtung und
Ausbreitung des Reichs Chriſti noch bevorſtun-
de, und Paulus in dieſem Briefe mit Juden es zu
thun hatte; ſo behielte er nicht unfuͤglich ihre ge-
woͤhnliche Redens-Art. Dabey behaͤlt doch das
Reich des Meßiaͤ ſelbſt ſeine unterſchiedene Oe-
conomie
n, alſo daß in Anſehung des gegenwaͤr-
tigen Reichs der Gnaden das kuͤnftige Reich der
Herrlichkeit heißt αἰών ἐκει῀νος, jene, oder die
kuͤnftige Welt Luc. 20, 35. Hebr. 6, 5.

3. Wenn es nun heißt, GOTT habe die
kuͤnftige Welt, das iſt, das gegenwaͤrtige Reich
des Meßiaͤ, nicht den Engeln unterworfen,
ſondern dem Meßiaͤ ſelbſt, wie hernach folget:
ſo wird damit nicht undeutlich angezeiget, daß die
vorige Welt, oder die Judiſche Kirche vor dem
Meßia, den Engeln auf gewiſſe Art unterworfen
geweſen. Und da fraget es ſich denn, wie ſolches
geſchehen ſey? Dieſes laͤßt ſich nicht wohl ſo ei-
gentlich erklaͤren, weil wir davon keine deutliche
Anzeigung im alten Teſtamente finden. Jndeſſen
mag doch, auſſer der durch den Dienſt der Engel
geſchehenen Geſetzgebung, vieles geſchehen ſeyn,
welches nicht aufgezeichnet iſt; zumal da der un-
ſichtbaren Engel ihr Dienſt und Verrichtung
auch mehrentheils unſichtbar geweſen. Und kan
ſolche ihre Verrichtung in Anſehung der Kirche
eine Unterwerfung genennet werden, weil ſich
GOtt, und in beſonderer Zueignung der uner-
ſchaffne Engel des Bundes, der Meßias, der er-
ſchaffnen Engel auf eine meiſt unſichtbare Weiſe
bedienet hat, die Judiſche Kirche zu regieren, und
ihr theils viel gutes, theils auch die auf die Uber-
tretungen gehoͤrige Strafen wiederfahren laſſen.
Darauf David ſahe, wenn er Pſ. 103, 25. ſprach:
Lobet den HERREN, ihr ſtarcken Engel,
die ihr ſeinen Befehl ausrichtet, daß man
hoͤre die Stimme ſeines Worts.
Wie ſie dem
Volcke GOttes zur Strafe und auch zum Schutz
gedienet, ſehe man ſonderlich 2 Sam. 24, 16.
2 Koͤn. 6, 17. Jeſ. 37, 36. Beſonderer Geſchichte
bey einzeln Perſonen zu geſchweigen, zum Exem-
pel bey dem Elia 1 Koͤn. 19, 5. 7. Wem es aber
doch zu dunckel bleibet, wie von den Engeln koͤnne
geſaget, oder vorausgeſetzet werden, daß ihnen
die alte Judiſche Kirche unterworfen geweſen, der
kan die verneinende Worte, daß die Kirche des
[Spaltenumbruch] neuen Bundes den Engeln nicht unterworfen ſey,
alſo annehmen, daß damit nur bloß auf den Vor-
zug, welchen der Meßias nach der menſchlichen
Natur vor den Engeln habe, ſey geſehen worden,
ohne deßwegen den Engeln in der alten Oecono-
mie
etwas beſonders beyzulegen.

V. 6. 7.

Es bezeuget aber (daß das Reich des
Meßiaͤ nicht den Engeln, ſondern ihm ſelbſt un-
tergeben ſey) einer (euch wohlbekannter Heili-
ger und vom Geiſte GOttes angetriebner Scri-
bent, nemlich David) an einem Ort, (im ach-
ten Pſalm v. 5.) und ſpricht (vor groſſer Ver-
wunderung:) Was iſt der Menſch (der Meſ-
ſias auch ſeiner menſchlichen Natur nach) daß
du ſein gedenckeſt
(nemlich alſo, daß du ihm
alles unterwirfſt?) Und des Menſchen Sohn
(wie GOttes Sohn, der Meßias, in der Evan-
geliſchen Hiſtorie gar oft genennet wird) daß
du ihn heimſucheſt
(mit einer ſo hohen Gna-
de anſieheſt und ſo hoch wuͤrdigeſt?) Du haſt
ihn eine kleine Zeit
(im Stande der Erniedri-
gung) der Engel mangeln laſſen, (niedriger
und geringer werden laſſen, als die Engel, alſo
daß er auch der Staͤrckung eines Engels am
Oelberge gebrauchet hat Luc. 22, 43.) mit
Preiß und Ehren haſt du ihn gekroͤnet

(durch die Auferweckung, Aufnehmung in den
Himmel und Setzung zu deiner Rechten in der
Herrlichkeit) und haſt ihn geſetzet uͤber die
Wercke deiner Haͤnde
(haſt ihm alle Macht
gegeben im Himmel und auf Erden Matth. 28,
18.) alles haſt du unterthan zu ſeinen Fuͤſ-
ſen
(alſo daß er die in der perſoͤnlichen Vereini-
gung beyder Naturen der menſchlichen ſchon
mitgetheilte Koͤnigliche Majeſtaͤt durch die Er-
hoͤhung zur Rechten GOttes in voller Kraft
durch ſeine allgemeine Herrſchaft erwieſen
hat.)

Anmerckungen.

1. Daß der achte Pſalm vom Meßia han-
dele, ſonderlich nach dem Stande der Ernie-
drigung
und Erhoͤhung, das iſt aus dieſer
Allegation offenbar. Und eben dieſes bekraͤf-
tiget unſer Heyland ſelbſt Matth. 21, 16. da er
ſich bey dem Zujauchzen der jungen Kinder dar-
auf bezog, und ſprach: Habt ihr nicht ge-
leſen:
(nemlich Pſ. 8, 2.) Aus dem Munde der
unmuͤndigen und Saͤuglinge haſt du ein
Lob zubereitet.
Deßgleichen auch Paulus
1 Cor. 15, 27. Er hat ihm alles unter ſeine
Fuͤſſe gethan
u. ſ. w. Siehe auch Eph. 1, 22.
So iſt es an ſich offenbar, daß die Erhoͤhung
uͤber alles niemanden zukommen kan, als dem
Sohne GOttes, nach der menſchlichen Na-
tur.

2. Man ſiehet aus dieſer und den uͤbrigen
Allegationibus Pauli, wie reichlich die Lohre
von Chriſto in den Schriften des alten Teſta-
ments, und ſonderlich in den Pſalmen vorkom-
me, und wie eben dieſes der alten Judiſchen
Kirche gantz bekannt geweſen ſey, alſo daß Chri-
ſtus und die Apoſtel ſich ſo getroſt darauf haben

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[262/0264] Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 5-7. neuen Teſtaments eine groͤſſere Seligkeit mit ſich fuͤhre, als die des alten, und auch eine genauere Wahrnehmung unſerer ſelbſt erfordere, nemlich weil, da jene guten theils von den Engeln, oder durch ſie, verwaltet worden, ſie unter der Admi- niſtration des Sohnes GOttes ſelbſt, der vor den Engeln einen unendlichen Vorzug hat, ſtehe. 2. Die Worte von der zukuͤnftigen Welt ſind alhier nach der alten Judiſchen Redens-Art zu verſtehen: nach welcher man gewohnet war, die Zei- ten vor dem Meßia _ dieſe Welt, und die unter dem Meßia, als dazumal noch kuͤnftige, _ die kuͤnftige Welt zu nennen. Nun war zwar zu Pauli Zeiten die neue Oeconomie ſchon angegangen: allein weil gleichwol der Tempel mit dem Levitiſchen Gottesdienſte noch ſtunde, und alſo in ſo fern die voͤllige Aufrichtung und Ausbreitung des Reichs Chriſti noch bevorſtun- de, und Paulus in dieſem Briefe mit Juden es zu thun hatte; ſo behielte er nicht unfuͤglich ihre ge- woͤhnliche Redens-Art. Dabey behaͤlt doch das Reich des Meßiaͤ ſelbſt ſeine unterſchiedene Oe- conomien, alſo daß in Anſehung des gegenwaͤr- tigen Reichs der Gnaden das kuͤnftige Reich der Herrlichkeit heißt αἰών ἐκει῀νος, jene, oder die kuͤnftige Welt Luc. 20, 35. Hebr. 6, 5. 3. Wenn es nun heißt, GOTT habe die kuͤnftige Welt, das iſt, das gegenwaͤrtige Reich des Meßiaͤ, nicht den Engeln unterworfen, ſondern dem Meßiaͤ ſelbſt, wie hernach folget: ſo wird damit nicht undeutlich angezeiget, daß die vorige Welt, oder die Judiſche Kirche vor dem Meßia, den Engeln auf gewiſſe Art unterworfen geweſen. Und da fraget es ſich denn, wie ſolches geſchehen ſey? Dieſes laͤßt ſich nicht wohl ſo ei- gentlich erklaͤren, weil wir davon keine deutliche Anzeigung im alten Teſtamente finden. Jndeſſen mag doch, auſſer der durch den Dienſt der Engel geſchehenen Geſetzgebung, vieles geſchehen ſeyn, welches nicht aufgezeichnet iſt; zumal da der un- ſichtbaren Engel ihr Dienſt und Verrichtung auch mehrentheils unſichtbar geweſen. Und kan ſolche ihre Verrichtung in Anſehung der Kirche eine Unterwerfung genennet werden, weil ſich GOtt, und in beſonderer Zueignung der uner- ſchaffne Engel des Bundes, der Meßias, der er- ſchaffnen Engel auf eine meiſt unſichtbare Weiſe bedienet hat, die Judiſche Kirche zu regieren, und ihr theils viel gutes, theils auch die auf die Uber- tretungen gehoͤrige Strafen wiederfahren laſſen. Darauf David ſahe, wenn er Pſ. 103, 25. ſprach: Lobet den HERREN, ihr ſtarcken Engel, die ihr ſeinen Befehl ausrichtet, daß man hoͤre die Stimme ſeines Worts. Wie ſie dem Volcke GOttes zur Strafe und auch zum Schutz gedienet, ſehe man ſonderlich 2 Sam. 24, 16. 2 Koͤn. 6, 17. Jeſ. 37, 36. Beſonderer Geſchichte bey einzeln Perſonen zu geſchweigen, zum Exem- pel bey dem Elia 1 Koͤn. 19, 5. 7. Wem es aber doch zu dunckel bleibet, wie von den Engeln koͤnne geſaget, oder vorausgeſetzet werden, daß ihnen die alte Judiſche Kirche unterworfen geweſen, der kan die verneinende Worte, daß die Kirche des neuen Bundes den Engeln nicht unterworfen ſey, alſo annehmen, daß damit nur bloß auf den Vor- zug, welchen der Meßias nach der menſchlichen Natur vor den Engeln habe, ſey geſehen worden, ohne deßwegen den Engeln in der alten Oecono- mie etwas beſonders beyzulegen. V. 6. 7. Es bezeuget aber (daß das Reich des Meßiaͤ nicht den Engeln, ſondern ihm ſelbſt un- tergeben ſey) einer (euch wohlbekannter Heili- ger und vom Geiſte GOttes angetriebner Scri- bent, nemlich David) an einem Ort, (im ach- ten Pſalm v. 5.) und ſpricht (vor groſſer Ver- wunderung:) Was iſt der Menſch (der Meſ- ſias auch ſeiner menſchlichen Natur nach) daß du ſein gedenckeſt (nemlich alſo, daß du ihm alles unterwirfſt?) Und des Menſchen Sohn (wie GOttes Sohn, der Meßias, in der Evan- geliſchen Hiſtorie gar oft genennet wird) daß du ihn heimſucheſt (mit einer ſo hohen Gna- de anſieheſt und ſo hoch wuͤrdigeſt?) Du haſt ihn eine kleine Zeit (im Stande der Erniedri- gung) der Engel mangeln laſſen, (niedriger und geringer werden laſſen, als die Engel, alſo daß er auch der Staͤrckung eines Engels am Oelberge gebrauchet hat Luc. 22, 43.) mit Preiß und Ehren haſt du ihn gekroͤnet (durch die Auferweckung, Aufnehmung in den Himmel und Setzung zu deiner Rechten in der Herrlichkeit) und haſt ihn geſetzet uͤber die Wercke deiner Haͤnde (haſt ihm alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden Matth. 28, 18.) alles haſt du unterthan zu ſeinen Fuͤſ- ſen (alſo daß er die in der perſoͤnlichen Vereini- gung beyder Naturen der menſchlichen ſchon mitgetheilte Koͤnigliche Majeſtaͤt durch die Er- hoͤhung zur Rechten GOttes in voller Kraft durch ſeine allgemeine Herrſchaft erwieſen hat.) Anmerckungen. 1. Daß der achte Pſalm vom Meßia han- dele, ſonderlich nach dem Stande der Ernie- drigung und Erhoͤhung, das iſt aus dieſer Allegation offenbar. Und eben dieſes bekraͤf- tiget unſer Heyland ſelbſt Matth. 21, 16. da er ſich bey dem Zujauchzen der jungen Kinder dar- auf bezog, und ſprach: Habt ihr nicht ge- leſen: (nemlich Pſ. 8, 2.) Aus dem Munde der unmuͤndigen und Saͤuglinge haſt du ein Lob zubereitet. Deßgleichen auch Paulus 1 Cor. 15, 27. Er hat ihm alles unter ſeine Fuͤſſe gethan u. ſ. w. Siehe auch Eph. 1, 22. So iſt es an ſich offenbar, daß die Erhoͤhung uͤber alles niemanden zukommen kan, als dem Sohne GOttes, nach der menſchlichen Na- tur. 2. Man ſiehet aus dieſer und den uͤbrigen Allegationibus Pauli, wie reichlich die Lohre von Chriſto in den Schriften des alten Teſta- ments, und ſonderlich in den Pſalmen vorkom- me, und wie eben dieſes der alten Judiſchen Kirche gantz bekannt geweſen ſey, alſo daß Chri- ſtus und die Apoſtel ſich ſo getroſt darauf haben beziehen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/264>, abgerufen am 23.11.2024.