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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 2. v. 14. an den Titum.
[Spaltenumbruch] den todten Wercken, zu dienen dem le-
bendigen GOtt.
1 Joh. 1, 9. So wir unsere
Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht,
daß er uns die Sünde vergiebet, und rei-
niget uns von aller Untugend.
Offenb. 1, 5.
Er hat uns geliebet und gewaschen von
den Sünden mit seinem Blute.
Siehe C.
5, 9. Und also ist ein reines, oder gereinigtes
Hertze
ein solches Hertze, welches in der Ord-
nung der Bekehrung die Vergebung der Sünden
empfangen hat. Matth. 5, 8. 1 Tim. 1, 5. C. 3, 9.
2 Tim. 2, 22. 1 Pet. 1, 22. Und eben diese Wohl-
that der Reinigung oder Rechtfertigung wird un-
ter dem geschenckten reinen und weissen Kleide
vorgestellet Offenb. 19, 8.

9. Und weil diese Reinigung dergestalt von
GOTT geschiehet, daß sich der Mensch dieselbe
durch den Glauben auch selbst appliciren muß,
so heißt es davon Offenb. 7, 14. Diese sinds,
die kommen sind aus grossem Trübsal, und
haben ihre Kleider gewaschen, und haben
ihre Kleider helle gemachet im Blute des
Lammes.
Siehe Jes. 1, 16. Waschet euch,
reiniget euch, thut euer böses Wesen von
meinen Augen - - Wenn eure Sünde gleich
Blut, roth ist, soll sie doch Schnee-weiß
werden
u. f.

10. Da aber die Reinigung von Sünden,
welche in deroselben Vergebung und Rechtferti-
gung bestehet, unmöglich anders statt findet, und
behält, als in der Ordnung der Wiedergeburt,
oder wahren Bekehrung und Erneuerung; so
wird in dem Worte reinigen auch allerdinge mit
auf dieses Stücke der Application gesehen. Und
daher kömmt es, daß in unterschiedlichen andern
Schrift-Stellen unter dem Worte der Reini-
gung uns sonderlich die wahre Bekehrung und Er-
neuerung anbefohlen wird: wie Jes. 1, 16. zu
sehen ist. Siehe Jac. 4, 8. Reiniget die
Hände, ihr Sünder, und machet die Her-
tzen keusch ihr Wanckelmüthigen.
2 Cor. 7, 1.
Dieweil wir solche Verheissungen haben,
meine Lieben, so lasset uns von aller Be-
fleckung des Geistes und des Fleisches uns
reinigen und fortfahren mit der Heiligung
in der Furcht GOttes.
Desgleichen 2 Tim.
2, 21. Und weil es auch bey dieser Reinigung
nebst der Treue des Menschen sonderlich auf die
kräftige Gnaden-Wirckung GOttes ankömmt,
so spricht davon unser Heyland Joh. 15, 2. Ei-
nen ieglichen Reben an mir, der nicht
Frucht bringet, wird der Vater wegneh-
men: und einen ieglichen, der da Frucht
bringet, wird er reinigen, daß er mehr
Frucht bringe.
Und also sind katharoi, die
Reinen,
diejenigen, welche gerechtfertiget
sind, und sich dabey der Heiligung befleißigen
Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. 11. C. 15, 3. Tit. 1, 15.
Die denn auch sowol in Ansehung der Vergebung
der Sünden, als eines guten Gewissens, ein rei-
nes
Hertz und Gewissen haben 1 Tim. 1, 5. C. 3,
9. 2 Tim. 1, 3. C. 2, 22. 1 Pet. 1, 22.

11. Die Gereinigten heissen denn nun laos
periousios, ein Volck des Eigenthums.
[Spaltenumbruch] Welche Worte genommen sind aus der Grie-
chischen Ubersetzung, des Orts 2 B. Mos. 19, 5. 6.
da es heißt: Werdet ihr meiner Stimme
gehorchen, und meinen Bund halten, so
sollet ihr mein Eigenthum seyn
[fremdsprachliches Material], vor
allen Völckern, und ihr sollt mir ein Prie-
sterliches Königreich und ein heiliges
Volck seyn.
Siehe auch 5 B. Mos. 7, 6. C.
14, 2. C. 26, 18. Ps. 135, 4. Es lieget denn in dem
Worte, Eigenthum, dem Nachdrucke nach, die
Bedeutung einer besondern Fürtreflichkeit,
nach welcher etwas vor andern gewürdiget, lieb
und werth gehalten, und einem zugeeignet wird.
Petrus spricht davon 1 Ep. c. 2, 9. Jhr seyd
das auserwehlte Geschlecht, das Königli-
che Priesterthum, - - das Volck des Eigen-
thums, daß ihr verkündigen sollt die Tu-
gend
(Kraft, kräftige Wirckung) dessen, der
euch berufen hat von der Finsterniß zu sei-
nem wunderbaren Lichte.
Welches Volck
des Eigenthums sonst heissen die Auserwehlten,
die Kinder GOTTES und des Lichts, die
Schafe und Heerde JEsu Christi, die Er-
ben GOttes und Mit-Erben Christi die
Braut des Lammes, der geistliche Leib
Christi,
des Haupts. Aus welchen herrlichen
Ehren-Namen man siehet, was es sey, GOtt ein
Volck des Eigenthums seyn, und mit dazu gehö-
ren. Und dazu reiniget er uns eauto, ihm
selbst,
daß wir ihm anhangen und in seiner seli-
gen Vereinigung und Gemeinschaft bleiben.

12. Gleichwie nun die Reinigung schon an
sich mit auf die Heiligung gehet, und, in so fern
sie von GOtt geschiehet, eine Mittheilung der
dazu nöthigen Gnaden-Kräfte mit sich führet:
also erweiset sie sich vermöge derselben geschäftig
in guten Wercken: als darinnen das Volck des
Eigenthums sich recht fleißig und eiferig erwei-
set, und daher heißt zelotes kalon ergon, wel-
cher Worte Nachdruck dieser ist, daß man in den
guten Wercken beweise eine Willigkeit, einen
Ernst und eine Beständigkeit. Matth. 5, 16.
heißt es: sein Licht leuchten lassen vor den
Leuten, daß sie die guten Wercke sehen,
und den Vater im Himmel preisen.
Joh.
15, 2. viele Früchte bringen, als ein frucht-
barer Rebe an dem Weinstock: und als ein
Baum, an den Wasserbächen gepflantzet Ps. 1, 3.
Und Eph. 2, 10. geschaffen und zubereitet
seyn zu guten Wercken, daß man darinn
wandeln solle.
1 Tim. 6, 18. reich seyn an gu-
ten Wercken.
Tit. 3, 8. 14. sich im Stande
guter Wercke erfinden lassen.
Gute Wer-
cke aber geschehen mehr innerlich, als äusserlich:
brechen aber aus der Fülle des Hertzens äusser-
lich aus, als wahre Früchte des Geistes, und
bestehen nach der ersten und andern Tafel des
Gesetzes in den Pflichten der Liebe gegen GOtt,
uns selbst und den Nächsten. Daß man aber
damit vor GOTT nichts verdiene, siehet man
auch aus diesem Texte, da der Grund unserer
Seligkeit eintzig und allein in der heylsamen
Gnade GOttes und in der Erlösung und Ver-
dienste Christi gesetzet wird.

V. 15.
D d 3

C. 2. v. 14. an den Titum.
[Spaltenumbruch] den todten Wercken, zu dienen dem le-
bendigen GOtt.
1 Joh. 1, 9. So wir unſere
Suͤnde bekennen, ſo iſt er treu und gerecht,
daß er uns die Suͤnde vergiebet, und rei-
niget uns von aller Untugend.
Offenb. 1, 5.
Er hat uns geliebet und gewaſchen von
den Suͤnden mit ſeinem Blute.
Siehe C.
5, 9. Und alſo iſt ein reines, oder gereinigtes
Hertze
ein ſolches Hertze, welches in der Ord-
nung der Bekehrung die Vergebung der Suͤnden
empfangen hat. Matth. 5, 8. 1 Tim. 1, 5. C. 3, 9.
2 Tim. 2, 22. 1 Pet. 1, 22. Und eben dieſe Wohl-
that der Reinigung oder Rechtfertigung wird un-
ter dem geſchenckten reinen und weiſſen Kleide
vorgeſtellet Offenb. 19, 8.

9. Und weil dieſe Reinigung dergeſtalt von
GOTT geſchiehet, daß ſich der Menſch dieſelbe
durch den Glauben auch ſelbſt appliciren muß,
ſo heißt es davon Offenb. 7, 14. Dieſe ſinds,
die kommen ſind aus groſſem Truͤbſal, und
haben ihre Kleider gewaſchen, und haben
ihre Kleider helle gemachet im Blute des
Lammes.
Siehe Jeſ. 1, 16. Waſchet euch,
reiniget euch, thut euer boͤſes Weſen von
meinen Augen ‒ ‒ Wenn eure Suͤnde gleich
Blut, roth iſt, ſoll ſie doch Schnee-weiß
werden
u. f.

10. Da aber die Reinigung von Suͤnden,
welche in deroſelben Vergebung und Rechtferti-
gung beſtehet, unmoͤglich anders ſtatt findet, und
behaͤlt, als in der Ordnung der Wiedergeburt,
oder wahren Bekehrung und Erneuerung; ſo
wird in dem Worte reinigen auch allerdinge mit
auf dieſes Stuͤcke der Application geſehen. Und
daher koͤmmt es, daß in unterſchiedlichen andern
Schrift-Stellen unter dem Worte der Reini-
gung uns ſonderlich die wahre Bekehrung und Er-
neuerung anbefohlen wird: wie Jeſ. 1, 16. zu
ſehen iſt. Siehe Jac. 4, 8. Reiniget die
Haͤnde, ihr Suͤnder, und machet die Her-
tzen keuſch ihr Wanckelmuͤthigen.
2 Cor. 7, 1.
Dieweil wir ſolche Verheiſſungen haben,
meine Lieben, ſo laſſet uns von aller Be-
fleckung des Geiſtes und des Fleiſches uns
reinigen und fortfahren mit der Heiligung
in der Furcht GOttes.
Desgleichen 2 Tim.
2, 21. Und weil es auch bey dieſer Reinigung
nebſt der Treue des Menſchen ſonderlich auf die
kraͤftige Gnaden-Wirckung GOttes ankoͤmmt,
ſo ſpricht davon unſer Heyland Joh. 15, 2. Ei-
nen ieglichen Reben an mir, der nicht
Frucht bringet, wird der Vater wegneh-
men: und einen ieglichen, der da Frucht
bringet, wird er reinigen, daß er mehr
Frucht bringe.
Und alſo ſind καϑαροὶ, die
Reinen,
diejenigen, welche gerechtfertiget
ſind, und ſich dabey der Heiligung befleißigen
Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. 11. C. 15, 3. Tit. 1, 15.
Die denn auch ſowol in Anſehung der Vergebung
der Suͤnden, als eines guten Gewiſſens, ein rei-
nes
Hertz und Gewiſſen haben 1 Tim. 1, 5. C. 3,
9. 2 Tim. 1, 3. C. 2, 22. 1 Pet. 1, 22.

11. Die Gereinigten heiſſen denn nun λαὸς
περιούσιος, ein Volck des Eigenthums.
[Spaltenumbruch] Welche Worte genommen ſind aus der Grie-
chiſchen Uberſetzung, des Orts 2 B. Moſ. 19, 5. 6.
da es heißt: Werdet ihr meiner Stimme
gehorchen, und meinen Bund halten, ſo
ſollet ihr mein Eigenthum ſeyn
[fremdsprachliches Material], vor
allen Voͤlckern, und ihr ſollt mir ein Prie-
ſterliches Koͤnigreich und ein heiliges
Volck ſeyn.
Siehe auch 5 B. Moſ. 7, 6. C.
14, 2. C. 26, 18. Pſ. 135, 4. Es lieget denn in dem
Worte, Eigenthum, dem Nachdrucke nach, die
Bedeutung einer beſondern Fuͤrtreflichkeit,
nach welcher etwas vor andern gewuͤrdiget, lieb
und werth gehalten, und einem zugeeignet wird.
Petrus ſpricht davon 1 Ep. c. 2, 9. Jhr ſeyd
das auserwehlte Geſchlecht, das Koͤnigli-
che Prieſterthum, ‒ ‒ das Volck des Eigen-
thums, daß ihr verkuͤndigen ſollt die Tu-
gend
(Kraft, kraͤftige Wirckung) deſſen, der
euch berufen hat von der Finſterniß zu ſei-
nem wunderbaren Lichte.
Welches Volck
des Eigenthums ſonſt heiſſen die Auserwehlten,
die Kinder GOTTES und des Lichts, die
Schafe und Heerde JEſu Chriſti, die Er-
ben GOttes und Mit-Erben Chriſti die
Braut des Lammes, der geiſtliche Leib
Chriſti,
des Haupts. Aus welchen herrlichen
Ehren-Namen man ſiehet, was es ſey, GOtt ein
Volck des Eigenthums ſeyn, und mit dazu gehoͤ-
ren. Und dazu reiniget er uns ἑαυτῷ, ihm
ſelbſt,
daß wir ihm anhangen und in ſeiner ſeli-
gen Vereinigung und Gemeinſchaft bleiben.

12. Gleichwie nun die Reinigung ſchon an
ſich mit auf die Heiligung gehet, und, in ſo fern
ſie von GOtt geſchiehet, eine Mittheilung der
dazu noͤthigen Gnaden-Kraͤfte mit ſich fuͤhret:
alſo erweiſet ſie ſich vermoͤge derſelben geſchaͤftig
in guten Wercken: als darinnen das Volck des
Eigenthums ſich recht fleißig und eiferig erwei-
ſet, und daher heißt ζηλωτὴς καλῶν ἔργων, wel-
cher Worte Nachdruck dieſer iſt, daß man in den
guten Wercken beweiſe eine Willigkeit, einen
Ernſt und eine Beſtaͤndigkeit. Matth. 5, 16.
heißt es: ſein Licht leuchten laſſen vor den
Leuten, daß ſie die guten Wercke ſehen,
und den Vater im Himmel preiſen.
Joh.
15, 2. viele Fruͤchte bringen, als ein frucht-
barer Rebe an dem Weinſtock: und als ein
Baum, an den Waſſerbaͤchen gepflantzet Pſ. 1, 3.
Und Eph. 2, 10. geſchaffen und zubereitet
ſeyn zu guten Wercken, daß man darinn
wandeln ſolle.
1 Tim. 6, 18. reich ſeyn an gu-
ten Wercken.
Tit. 3, 8. 14. ſich im Stande
guter Wercke erfinden laſſen.
Gute Wer-
cke aber geſchehen mehr innerlich, als aͤuſſerlich:
brechen aber aus der Fuͤlle des Hertzens aͤuſſer-
lich aus, als wahre Fruͤchte des Geiſtes, und
beſtehen nach der erſten und andern Tafel des
Geſetzes in den Pflichten der Liebe gegen GOtt,
uns ſelbſt und den Naͤchſten. Daß man aber
damit vor GOTT nichts verdiene, ſiehet man
auch aus dieſem Texte, da der Grund unſerer
Seligkeit eintzig und allein in der heylſamen
Gnade GOttes und in der Erloͤſung und Ver-
dienſte Chriſti geſetzet wird.

V. 15.
D d 3
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[213/0215] C. 2. v. 14. an den Titum. den todten Wercken, zu dienen dem le- bendigen GOtt. 1 Joh. 1, 9. So wir unſere Suͤnde bekennen, ſo iſt er treu und gerecht, daß er uns die Suͤnde vergiebet, und rei- niget uns von aller Untugend. Offenb. 1, 5. Er hat uns geliebet und gewaſchen von den Suͤnden mit ſeinem Blute. Siehe C. 5, 9. Und alſo iſt ein reines, oder gereinigtes Hertze ein ſolches Hertze, welches in der Ord- nung der Bekehrung die Vergebung der Suͤnden empfangen hat. Matth. 5, 8. 1 Tim. 1, 5. C. 3, 9. 2 Tim. 2, 22. 1 Pet. 1, 22. Und eben dieſe Wohl- that der Reinigung oder Rechtfertigung wird un- ter dem geſchenckten reinen und weiſſen Kleide vorgeſtellet Offenb. 19, 8. 9. Und weil dieſe Reinigung dergeſtalt von GOTT geſchiehet, daß ſich der Menſch dieſelbe durch den Glauben auch ſelbſt appliciren muß, ſo heißt es davon Offenb. 7, 14. Dieſe ſinds, die kommen ſind aus groſſem Truͤbſal, und haben ihre Kleider gewaſchen, und haben ihre Kleider helle gemachet im Blute des Lammes. Siehe Jeſ. 1, 16. Waſchet euch, reiniget euch, thut euer boͤſes Weſen von meinen Augen ‒ ‒ Wenn eure Suͤnde gleich Blut, roth iſt, ſoll ſie doch Schnee-weiß werden u. f. 10. Da aber die Reinigung von Suͤnden, welche in deroſelben Vergebung und Rechtferti- gung beſtehet, unmoͤglich anders ſtatt findet, und behaͤlt, als in der Ordnung der Wiedergeburt, oder wahren Bekehrung und Erneuerung; ſo wird in dem Worte reinigen auch allerdinge mit auf dieſes Stuͤcke der Application geſehen. Und daher koͤmmt es, daß in unterſchiedlichen andern Schrift-Stellen unter dem Worte der Reini- gung uns ſonderlich die wahre Bekehrung und Er- neuerung anbefohlen wird: wie Jeſ. 1, 16. zu ſehen iſt. Siehe Jac. 4, 8. Reiniget die Haͤnde, ihr Suͤnder, und machet die Her- tzen keuſch ihr Wanckelmuͤthigen. 2 Cor. 7, 1. Dieweil wir ſolche Verheiſſungen haben, meine Lieben, ſo laſſet uns von aller Be- fleckung des Geiſtes und des Fleiſches uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht GOttes. Desgleichen 2 Tim. 2, 21. Und weil es auch bey dieſer Reinigung nebſt der Treue des Menſchen ſonderlich auf die kraͤftige Gnaden-Wirckung GOttes ankoͤmmt, ſo ſpricht davon unſer Heyland Joh. 15, 2. Ei- nen ieglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, wird der Vater wegneh- men: und einen ieglichen, der da Frucht bringet, wird er reinigen, daß er mehr Frucht bringe. Und alſo ſind καϑαροὶ, die Reinen, diejenigen, welche gerechtfertiget ſind, und ſich dabey der Heiligung befleißigen Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. 11. C. 15, 3. Tit. 1, 15. Die denn auch ſowol in Anſehung der Vergebung der Suͤnden, als eines guten Gewiſſens, ein rei- nes Hertz und Gewiſſen haben 1 Tim. 1, 5. C. 3, 9. 2 Tim. 1, 3. C. 2, 22. 1 Pet. 1, 22. 11. Die Gereinigten heiſſen denn nun λαὸς περιούσιος, ein Volck des Eigenthums. Welche Worte genommen ſind aus der Grie- chiſchen Uberſetzung, des Orts 2 B. Moſ. 19, 5. 6. da es heißt: Werdet ihr meiner Stimme gehorchen, und meinen Bund halten, ſo ſollet ihr mein Eigenthum ſeyn _ , vor allen Voͤlckern, und ihr ſollt mir ein Prie- ſterliches Koͤnigreich und ein heiliges Volck ſeyn. Siehe auch 5 B. Moſ. 7, 6. C. 14, 2. C. 26, 18. Pſ. 135, 4. Es lieget denn in dem Worte, Eigenthum, dem Nachdrucke nach, die Bedeutung einer beſondern Fuͤrtreflichkeit, nach welcher etwas vor andern gewuͤrdiget, lieb und werth gehalten, und einem zugeeignet wird. Petrus ſpricht davon 1 Ep. c. 2, 9. Jhr ſeyd das auserwehlte Geſchlecht, das Koͤnigli- che Prieſterthum, ‒ ‒ das Volck des Eigen- thums, daß ihr verkuͤndigen ſollt die Tu- gend (Kraft, kraͤftige Wirckung) deſſen, der euch berufen hat von der Finſterniß zu ſei- nem wunderbaren Lichte. Welches Volck des Eigenthums ſonſt heiſſen die Auserwehlten, die Kinder GOTTES und des Lichts, die Schafe und Heerde JEſu Chriſti, die Er- ben GOttes und Mit-Erben Chriſti die Braut des Lammes, der geiſtliche Leib Chriſti, des Haupts. Aus welchen herrlichen Ehren-Namen man ſiehet, was es ſey, GOtt ein Volck des Eigenthums ſeyn, und mit dazu gehoͤ- ren. Und dazu reiniget er uns ἑαυτῷ, ihm ſelbſt, daß wir ihm anhangen und in ſeiner ſeli- gen Vereinigung und Gemeinſchaft bleiben. 12. Gleichwie nun die Reinigung ſchon an ſich mit auf die Heiligung gehet, und, in ſo fern ſie von GOtt geſchiehet, eine Mittheilung der dazu noͤthigen Gnaden-Kraͤfte mit ſich fuͤhret: alſo erweiſet ſie ſich vermoͤge derſelben geſchaͤftig in guten Wercken: als darinnen das Volck des Eigenthums ſich recht fleißig und eiferig erwei- ſet, und daher heißt ζηλωτὴς καλῶν ἔργων, wel- cher Worte Nachdruck dieſer iſt, daß man in den guten Wercken beweiſe eine Willigkeit, einen Ernſt und eine Beſtaͤndigkeit. Matth. 5, 16. heißt es: ſein Licht leuchten laſſen vor den Leuten, daß ſie die guten Wercke ſehen, und den Vater im Himmel preiſen. Joh. 15, 2. viele Fruͤchte bringen, als ein frucht- barer Rebe an dem Weinſtock: und als ein Baum, an den Waſſerbaͤchen gepflantzet Pſ. 1, 3. Und Eph. 2, 10. geſchaffen und zubereitet ſeyn zu guten Wercken, daß man darinn wandeln ſolle. 1 Tim. 6, 18. reich ſeyn an gu- ten Wercken. Tit. 3, 8. 14. ſich im Stande guter Wercke erfinden laſſen. Gute Wer- cke aber geſchehen mehr innerlich, als aͤuſſerlich: brechen aber aus der Fuͤlle des Hertzens aͤuſſer- lich aus, als wahre Fruͤchte des Geiſtes, und beſtehen nach der erſten und andern Tafel des Geſetzes in den Pflichten der Liebe gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten. Daß man aber damit vor GOTT nichts verdiene, ſiehet man auch aus dieſem Texte, da der Grund unſerer Seligkeit eintzig und allein in der heylſamen Gnade GOttes und in der Erloͤſung und Ver- dienſte Chriſti geſetzet wird. V. 15. D d 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/215>, abgerufen am 23.11.2024.