Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 2. v. 15-20. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] deren eben so arge Vorfahren so feindselig mit
den Propheten umgegangen, als mit dem Meßia,
JEsu, und seinen Aposteln. Man sehe davon
Matth. 23, 34. 37. aus welchem Orte erhellet, daß
durch die getödteten Propheten, davon Paulus
redet, auch solche Zeugen der Wahrheit verstan-
den werden, welche GOtt in den letztern Zeiten zu
ihnen gesandt hat. Jmgleichen Apost. Gesch. 7,
51. 52. Jhr halsstarrigen und unbeschnit-
tenen an Hertzen und Ohren! Jhr wider-
strebet allezeit dem Heiligen Geist, wie
eure Väter, also auch ihr! welche Pro-
pheten haben eure Väter nicht verfolget
und sie getödtet, die zuvor verkündiget
die Zukunft dieses Gerechten, welches ihr
nun Verräther und Mörder worden
seyd?

3. Jn der heiligen Schrift wird etwas zu-
weilen viel gelinder ausgedrucket, als es sich in
der That selbst verhält; welches denn in einem
besondern Absehen auf die Menschen, davon die
Rede ist, geschiehet. Also stehet alhie, daß die
Juden, welche JEsum und die Propheten getöd-
tet, GOTT nicht gefallen haben: da der
Verstand ist, daß sie, als solche, welche des Höch-
sten Verbrechens der beleidigten göttlichen Ma-
jestät schuldig waren, theosugei~s, GOttes Feinde
und ein Greuel im höchsten Grad gewesen sind.
Weil sie aber dabey so verblendet waren, daß sie
meyneten, sie thäten GOtt einen Dienst daran
Joh. 16, 2. so spricht Paulus dagegen, daß sie
GOtt nicht gefallen haben.

4. Man hüte sich, daß man ja keinem Men-
schen zuwider sey, und ihn hasse, am wenigsten
GOtt ergebne Seelen. Denn man wird da-
durch recht zum Satan, und häufet über sich sol-
che Schuld, welche die größten Straf-Gerichte
GOttes nach sich ziehet: zumal wenn dabey, wie
es wol oft geschehen mag, und man von den Ju-
den weiß, die Sünde wider den Heiligen Geist
mit begangen wird: gleichwie der Apostel mit
folgenden Worten deutlich gnug anzeiget, wenn
er also fortfähret:

V. 16.

Wehren uns zu sagen (das Evangeli-
um zu verkündigen) den Heyden, damit sie se-
lig würden,
(wie es denn eine Kraft GOttes ist
zur Seligkeit allen Gläubigen Röm. 1, 16.) auf-
daß sie
(daraus denn erfolget, daß sie) ihre
Sünde erfüllen alle wege
(wie vor zeiten,
also auch itzo) denn der Zorn (GOttes in den
Straf-Gerichten) ist schon endlich über sie
kommen
(da ihnen die gäntzliche Zerstörung und
Aufhebung ihres Gottesdienstes und ihrer Re-
public
bevorstehet.)

Anmerckungen.

1. Der höchste Grad der Sünde ist, wenn
man unter der falschen Einbildung, daß man
GOtt recht diene, nicht allein seine eigene Selig-
keit nicht suchet, sondern auch noch dazu andere
verhindert, daß sie selig werden. Welches eben
die Sünde wider den Heiligen Geist ist; als die
wider das Lehr- und Straf-Amt des Heiligen
[Spaltenumbruch] Geistes läuft; zumal wenn bey der falschen Mey-
nung sich eine bessere Uberzeugung mit kräftiger
Bestrafung des Gewissens gefunden hat, aber
nicht ist angenommen worden.

2. Die Juden haben es den Cananitern, ih-
ren Vorfahren im gelobten Lande, nach gethan.
Denn gleichwie diese, als das Maaß ihrer Sün-
den erfüllet war 1 Buch Mos. 15, 16. guten
theils ausgerottet wurden: also ist es den Juden
auch ergangen durch die Zerstörung Jerusalems
und die Zerstreuung unter alle Völcter: wie es
ihnen unser Heyland vorher gesaget hatte. Und
darauf siehet alhier Paulus. Denn da ist der
Zorn, das ist die Straf-Gerechtigkeit GOttes
gegangen eis telos zum Ende, und hat es mit
der Jüdischen Kirche und Republic ein detrübtes
Ende gemacht. Und weil solche Zeit immer nä-
her heran ruckte, so spricht Paulus, sie sey
schon gekommen Siehe auch Dan. 9, 27.

V. 17. 18.

Wir aber, lieben Brüder, nachdem
wir eurer eine weile beraubet gewesen sind

(aporphanisthenues, da gleichsam der Vater von
den Kindern geschieden ist) nach dem Ange-
sicht, nicht nach dem Hertzen, haben wir
desto mehr geeilet euer Angesicht zu sehen,

(um uns an der innern Gestalt eures Gemüths
zu erqvicken) mit grossem Verlangen. Siehe
auch Röm. 1, 9. seqq. 1 Cor. 16, 7. Darum
haben wir wollen zu euch kommen (ich
Paulus) zweymal
([a]pax kai dis, ein und das
andere mal, etliche mal wie Phil. 4, 16.) und
Satanas hat uns
(auf GOttes Zulassung)
verhindert (indem er hie und da durch die, welche
er beherrschet, solche Unruhe und Gefahr bey vie-
len erweckten Seelen erreget hat, um welcher
willen meine Gegenwart ist nöthig gewesen.
Siehe auch Röm. 1, 13. 15, 22.)

Anmerckungen.

1. Daß der Apostel seiner selbst namentlich
gedencket, daß kömmt daher, weil, da das Verlan-
gen in so weit erfüllet worden, daß er Timothe-
um, wie wir in der Einleitung gesehen haben, und
auch bey dem Anfange des dritten Capitels sehen
werden, zu ihnen senden können, er für sich hat
müssen zurück bleiben.

2. Hat ein Apostel Christi im Wercke des
HErrn können verhindert werden; so dürfen sich
getreue Knechte GOttes darüber nicht verwun-
dern, wenn ihnen dergleichen in manchen Stü-
cken ihres Amts auch widerfähret, also daß sie ih-
ren guten Zweck nicht erreichen können.

V. 19. 20.

Denn (um den Grund unsers Verlangens
nach euch zu bezeugen) wer ist unsere Hoffnung
(des im Segen mit gutem Erfolg geführten Amts
und des von GOtt zu empfangenden Gnaden-
Lohns) oder Freude (die Ursache, deswegen ich
mich in GOtt zu freuen habe) oder Crone des
Ruhms
(eine solche Zierde meines Amts, als
eine Crone einem Königlichen Haupte ist: und
daher eine Crone tes kaukheseos des Ruhms und

der
C 2

C. 2. v. 15-20. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] deren eben ſo arge Vorfahren ſo feindſelig mit
den Propheten umgegangen, als mit dem Meßia,
JEſu, und ſeinen Apoſteln. Man ſehe davon
Matth. 23, 34. 37. aus welchem Orte erhellet, daß
durch die getoͤdteten Propheten, davon Paulus
redet, auch ſolche Zeugen der Wahrheit verſtan-
den werden, welche GOtt in den letztern Zeiten zu
ihnen geſandt hat. Jmgleichen Apoſt. Geſch. 7,
51. 52. Jhr halsſtarrigen und unbeſchnit-
tenen an Hertzen und Ohren! Jhr wider-
ſtrebet allezeit dem Heiligen Geiſt, wie
eure Vaͤter, alſo auch ihr! welche Pro-
pheten haben eure Vaͤter nicht verfolget
und ſie getoͤdtet, die zuvor verkuͤndiget
die Zukunft dieſes Gerechten, welches ihr
nun Verraͤther und Moͤrder worden
ſeyd?

3. Jn der heiligen Schrift wird etwas zu-
weilen viel gelinder ausgedrucket, als es ſich in
der That ſelbſt verhaͤlt; welches denn in einem
beſondern Abſehen auf die Menſchen, davon die
Rede iſt, geſchiehet. Alſo ſtehet alhie, daß die
Juden, welche JEſum und die Propheten getoͤd-
tet, GOTT nicht gefallen haben: da der
Verſtand iſt, daß ſie, als ſolche, welche des Hoͤch-
ſten Verbrechens der beleidigten goͤttlichen Ma-
jeſtaͤt ſchuldig waren, ϑεοςυγει῀ς, GOttes Feinde
und ein Greuel im hoͤchſten Grad geweſen ſind.
Weil ſie aber dabey ſo verblendet waren, daß ſie
meyneten, ſie thaͤten GOtt einen Dienſt daran
Joh. 16, 2. ſo ſpricht Paulus dagegen, daß ſie
GOtt nicht gefallen haben.

4. Man huͤte ſich, daß man ja keinem Men-
ſchen zuwider ſey, und ihn haſſe, am wenigſten
GOtt ergebne Seelen. Denn man wird da-
durch recht zum Satan, und haͤufet uͤber ſich ſol-
che Schuld, welche die groͤßten Straf-Gerichte
GOttes nach ſich ziehet: zumal wenn dabey, wie
es wol oft geſchehen mag, und man von den Ju-
den weiß, die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt
mit begangen wird: gleichwie der Apoſtel mit
folgenden Worten deutlich gnug anzeiget, wenn
er alſo fortfaͤhret:

V. 16.

Wehren uns zu ſagen (das Evangeli-
um zu verkuͤndigen) den Heyden, damit ſie ſe-
lig wuͤrden,
(wie es denn eine Kraft GOttes iſt
zur Seligkeit allen Glaͤubigen Roͤm. 1, 16.) auf-
daß ſie
(daraus denn erfolget, daß ſie) ihre
Suͤnde erfuͤllen alle wege
(wie vor zeiten,
alſo auch itzo) denn der Zorn (GOttes in den
Straf-Gerichten) iſt ſchon endlich uͤber ſie
kommen
(da ihnen die gaͤntzliche Zerſtoͤrung und
Aufhebung ihres Gottesdienſtes und ihrer Re-
public
bevorſtehet.)

Anmerckungen.

1. Der hoͤchſte Grad der Suͤnde iſt, wenn
man unter der falſchen Einbildung, daß man
GOtt recht diene, nicht allein ſeine eigene Selig-
keit nicht ſuchet, ſondern auch noch dazu andere
verhindert, daß ſie ſelig werden. Welches eben
die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt iſt; als die
wider das Lehr- und Straf-Amt des Heiligen
[Spaltenumbruch] Geiſtes laͤuft; zumal wenn bey der falſchen Mey-
nung ſich eine beſſere Uberzeugung mit kraͤftiger
Beſtrafung des Gewiſſens gefunden hat, aber
nicht iſt angenommen worden.

2. Die Juden haben es den Cananitern, ih-
ren Vorfahren im gelobten Lande, nach gethan.
Denn gleichwie dieſe, als das Maaß ihrer Suͤn-
den erfuͤllet war 1 Buch Moſ. 15, 16. guten
theils ausgerottet wurden: alſo iſt es den Juden
auch ergangen durch die Zerſtoͤrung Jeruſalems
und die Zerſtreuung unter alle Voͤlcter: wie es
ihnen unſer Heyland vorher geſaget hatte. Und
darauf ſiehet alhier Paulus. Denn da iſt der
Zorn, das iſt die Straf-Gerechtigkeit GOttes
gegangen ἐις τέλος zum Ende, und hat es mit
der Juͤdiſchen Kirche und Republic ein detruͤbtes
Ende gemacht. Und weil ſolche Zeit immer naͤ-
her heran ruckte, ſo ſpricht Paulus, ſie ſey
ſchon gekommen Siehe auch Dan. 9, 27.

V. 17. 18.

Wir aber, lieben Bruͤder, nachdem
wir eurer eine weile beraubet geweſen ſind

(ἀϖορϕανισϑένυες, da gleichſam der Vater von
den Kindern geſchieden iſt) nach dem Ange-
ſicht, nicht nach dem Hertzen, haben wir
deſto mehr geeilet euer Angeſicht zu ſehen,

(um uns an der innern Geſtalt eures Gemuͤths
zu erqvicken) mit groſſem Verlangen. Siehe
auch Roͤm. 1, 9. ſeqq. 1 Cor. 16, 7. Darum
haben wir wollen zu euch kommen (ich
Paulus) zweymal
([ἃ]παξ καὶ δις, ein und das
andere mal, etliche mal wie Phil. 4, 16.) und
Satanas hat uns
(auf GOttes Zulaſſung)
verhindert (indem er hie und da durch die, welche
er beherrſchet, ſolche Unruhe und Gefahr bey vie-
len erweckten Seelen erreget hat, um welcher
willen meine Gegenwart iſt noͤthig geweſen.
Siehe auch Roͤm. 1, 13. 15, 22.)

Anmerckungen.

1. Daß der Apoſtel ſeiner ſelbſt namentlich
gedencket, daß koͤmmt daher, weil, da das Verlan-
gen in ſo weit erfuͤllet worden, daß er Timothe-
um, wie wir in der Einleitung geſehen haben, und
auch bey dem Anfange des dritten Capitels ſehen
werden, zu ihnen ſenden koͤnnen, er fuͤr ſich hat
muͤſſen zuruͤck bleiben.

2. Hat ein Apoſtel Chriſti im Wercke des
HErrn koͤnnen verhindert werden; ſo duͤrfen ſich
getreue Knechte GOttes daruͤber nicht verwun-
dern, wenn ihnen dergleichen in manchen Stuͤ-
cken ihres Amts auch widerfaͤhret, alſo daß ſie ih-
ren guten Zweck nicht erreichen koͤnnen.

V. 19. 20.

Denn (um den Grund unſers Verlangens
nach euch zu bezeugen) wer iſt unſere Hoffnung
(des im Segen mit gutem Erfolg gefuͤhrten Amts
und des von GOtt zu empfangenden Gnaden-
Lohns) oder Freude (die Urſache, deswegen ich
mich in GOtt zu freuen habe) oder Crone des
Ruhms
(eine ſolche Zierde meines Amts, als
eine Crone einem Koͤniglichen Haupte iſt: und
daher eine Crone τῆς καυχησεως des Ruhms und

der
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0021" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 2. v. 15-20. an die The&#x017F;&#x017F;alonicher.</hi></fw><lb/><cb/>
deren eben &#x017F;o arge Vorfahren &#x017F;o feind&#x017F;elig mit<lb/>
den Propheten umgegangen, als mit dem Meßia,<lb/>
JE&#x017F;u, und &#x017F;einen Apo&#x017F;teln. Man &#x017F;ehe davon<lb/>
Matth. 23, 34. 37. aus welchem Orte erhellet, daß<lb/>
durch die geto&#x0364;dteten Propheten, davon Paulus<lb/>
redet, auch &#x017F;olche Zeugen der Wahrheit ver&#x017F;tan-<lb/>
den werden, welche GOtt in den letztern Zeiten zu<lb/>
ihnen ge&#x017F;andt hat. Jmgleichen Apo&#x017F;t. Ge&#x017F;ch. 7,<lb/>
51. 52. <hi rendition="#fr">Jhr hals&#x017F;tarrigen und unbe&#x017F;chnit-<lb/>
tenen an Hertzen und Ohren! Jhr wider-<lb/>
&#x017F;trebet allezeit dem Heiligen Gei&#x017F;t, wie<lb/>
eure Va&#x0364;ter, al&#x017F;o auch ihr! welche Pro-<lb/>
pheten haben eure Va&#x0364;ter nicht verfolget<lb/>
und &#x017F;ie geto&#x0364;dtet, die zuvor verku&#x0364;ndiget<lb/>
die Zukunft die&#x017F;es Gerechten, welches ihr<lb/>
nun Verra&#x0364;ther und Mo&#x0364;rder worden<lb/>
&#x017F;eyd?</hi></p><lb/>
              <p>3. Jn der heiligen Schrift wird etwas zu-<lb/>
weilen viel gelinder ausgedrucket, als es &#x017F;ich in<lb/>
der That &#x017F;elb&#x017F;t verha&#x0364;lt; welches denn in einem<lb/>
be&#x017F;ondern Ab&#x017F;ehen auf die Men&#x017F;chen, davon die<lb/>
Rede i&#x017F;t, ge&#x017F;chiehet. Al&#x017F;o &#x017F;tehet alhie, daß die<lb/>
Juden, welche JE&#x017F;um und die Propheten geto&#x0364;d-<lb/>
tet, <hi rendition="#fr">GOTT nicht gefallen haben:</hi> da der<lb/>
Ver&#x017F;tand i&#x017F;t, daß &#x017F;ie, als &#x017F;olche, welche des Ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten Verbrechens der beleidigten go&#x0364;ttlichen Ma-<lb/>
je&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;chuldig waren, &#x03D1;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C2;&#x03C5;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;&#x1FC0;&#x03C2;, GOttes Feinde<lb/>
und ein Greuel im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad gewe&#x017F;en &#x017F;ind.<lb/>
Weil &#x017F;ie aber dabey &#x017F;o verblendet waren, daß &#x017F;ie<lb/>
meyneten, &#x017F;ie tha&#x0364;ten GOtt einen Dien&#x017F;t daran<lb/>
Joh. 16, 2. &#x017F;o &#x017F;pricht Paulus dagegen, <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie<lb/>
GOtt nicht gefallen haben.</hi></p><lb/>
              <p>4. Man hu&#x0364;te &#x017F;ich, daß man ja keinem Men-<lb/>
&#x017F;chen zuwider &#x017F;ey, und ihn ha&#x017F;&#x017F;e, am wenig&#x017F;ten<lb/>
GOtt ergebne Seelen. Denn man wird da-<lb/>
durch recht zum Satan, und ha&#x0364;ufet u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;ol-<lb/>
che Schuld, welche die gro&#x0364;ßten Straf-Gerichte<lb/>
GOttes nach &#x017F;ich ziehet: zumal wenn dabey, wie<lb/>
es wol oft ge&#x017F;chehen mag, und man von den Ju-<lb/>
den weiß, die Su&#x0364;nde wider den Heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
mit begangen wird: gleichwie der Apo&#x017F;tel mit<lb/>
folgenden Worten deutlich gnug anzeiget, wenn<lb/>
er al&#x017F;o fortfa&#x0364;hret:</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wehren uns zu &#x017F;agen</hi> (das Evangeli-<lb/>
um zu verku&#x0364;ndigen) <hi rendition="#fr">den Heyden, damit &#x017F;ie &#x017F;e-<lb/>
lig wu&#x0364;rden,</hi> (wie es denn eine Kraft GOttes i&#x017F;t<lb/>
zur Seligkeit allen Gla&#x0364;ubigen Ro&#x0364;m. 1, 16.) <hi rendition="#fr">auf-<lb/>
daß &#x017F;ie</hi> (daraus denn erfolget, daß &#x017F;ie) <hi rendition="#fr">ihre<lb/>
Su&#x0364;nde erfu&#x0364;llen alle wege</hi> (wie vor zeiten,<lb/>
al&#x017F;o auch itzo) <hi rendition="#fr">denn der Zorn</hi> (GOttes in den<lb/>
Straf-Gerichten) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t &#x017F;chon endlich u&#x0364;ber &#x017F;ie<lb/>
kommen</hi> (da ihnen die ga&#x0364;ntzliche Zer&#x017F;to&#x0364;rung und<lb/>
Aufhebung ihres Gottesdien&#x017F;tes und ihrer <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
public</hi> bevor&#x017F;tehet.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Der ho&#x0364;ch&#x017F;te Grad der Su&#x0364;nde i&#x017F;t, wenn<lb/>
man unter der fal&#x017F;chen Einbildung, daß man<lb/>
GOtt recht diene, nicht allein &#x017F;eine eigene Selig-<lb/>
keit nicht &#x017F;uchet, &#x017F;ondern auch noch dazu andere<lb/>
verhindert, daß &#x017F;ie &#x017F;elig werden. Welches eben<lb/>
die Su&#x0364;nde wider den Heiligen Gei&#x017F;t i&#x017F;t; als die<lb/>
wider das Lehr- und Straf-Amt des Heiligen<lb/><cb/>
Gei&#x017F;tes la&#x0364;uft; zumal wenn bey der fal&#x017F;chen Mey-<lb/>
nung &#x017F;ich eine be&#x017F;&#x017F;ere Uberzeugung mit kra&#x0364;ftiger<lb/>
Be&#x017F;trafung des Gewi&#x017F;&#x017F;ens gefunden hat, aber<lb/>
nicht i&#x017F;t angenommen worden.</p><lb/>
              <p>2. Die Juden haben es den Cananitern, ih-<lb/>
ren Vorfahren im gelobten Lande, nach gethan.<lb/>
Denn gleichwie die&#x017F;e, als das Maaß ihrer Su&#x0364;n-<lb/>
den erfu&#x0364;llet war 1 Buch Mo&#x017F;. 15, 16. guten<lb/>
theils ausgerottet wurden: al&#x017F;o i&#x017F;t es den Juden<lb/>
auch ergangen durch die Zer&#x017F;to&#x0364;rung Jeru&#x017F;alems<lb/>
und die Zer&#x017F;treuung unter alle Vo&#x0364;lcter: wie es<lb/>
ihnen un&#x017F;er Heyland vorher ge&#x017F;aget hatte. Und<lb/>
darauf &#x017F;iehet alhier Paulus. Denn da i&#x017F;t der<lb/>
Zorn, das i&#x017F;t die Straf-Gerechtigkeit GOttes<lb/>
gegangen &#x1F10;&#x03B9;&#x03C2; &#x03C4;&#x03AD;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2; zum Ende, und hat es mit<lb/>
der Ju&#x0364;di&#x017F;chen Kirche und <hi rendition="#aq">Republic</hi> ein detru&#x0364;btes<lb/>
Ende gemacht. Und weil &#x017F;olche Zeit immer na&#x0364;-<lb/>
her heran ruckte, &#x017F;o &#x017F;pricht Paulus, &#x017F;ie &#x017F;ey<lb/>
&#x017F;chon gekommen Siehe auch Dan. 9, 27.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 17. 18.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wir aber, lieben Bru&#x0364;der, nachdem<lb/>
wir eurer eine weile beraubet gewe&#x017F;en &#x017F;ind</hi><lb/>
(&#x1F00;&#x03D6;&#x03BF;&#x03C1;&#x03D5;&#x03B1;&#x03BD;&#x03B9;&#x03C3;&#x03D1;&#x03AD;&#x03BD;&#x03C5;&#x03B5;&#x03C2;, da gleich&#x017F;am der Vater von<lb/>
den Kindern ge&#x017F;chieden i&#x017F;t) <hi rendition="#fr">nach dem Ange-<lb/>
&#x017F;icht, nicht nach dem Hertzen, haben wir<lb/>
de&#x017F;to mehr geeilet euer Ange&#x017F;icht zu &#x017F;ehen,</hi><lb/>
(um uns an der innern Ge&#x017F;talt eures Gemu&#x0364;ths<lb/>
zu erqvicken) <hi rendition="#fr">mit gro&#x017F;&#x017F;em Verlangen.</hi> Siehe<lb/>
auch Ro&#x0364;m. 1, 9. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> 1 Cor. 16, 7. <hi rendition="#fr">Darum<lb/>
haben wir wollen zu euch kommen (ich<lb/>
Paulus) zweymal</hi> (<supplied>&#x1F03;</supplied>&#x03C0;&#x03B1;&#x03BE; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03B4;&#x03B9;&#x03C2;, ein und das<lb/>
andere mal, etliche mal wie Phil. 4, 16.) <hi rendition="#fr">und<lb/>
Satanas hat uns</hi> (auf GOttes Zula&#x017F;&#x017F;ung)<lb/><hi rendition="#fr">verhindert</hi> (indem er hie und da durch die, welche<lb/>
er beherr&#x017F;chet, &#x017F;olche Unruhe und Gefahr bey vie-<lb/>
len erweckten Seelen erreget hat, um welcher<lb/>
willen meine Gegenwart i&#x017F;t no&#x0364;thig gewe&#x017F;en.<lb/>
Siehe auch Ro&#x0364;m. 1, 13. 15, 22.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Daß der Apo&#x017F;tel &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t namentlich<lb/>
gedencket, daß ko&#x0364;mmt daher, weil, da das Verlan-<lb/>
gen in &#x017F;o weit erfu&#x0364;llet worden, daß er Timothe-<lb/>
um, wie wir in der Einleitung ge&#x017F;ehen haben, und<lb/>
auch bey dem Anfange des dritten Capitels &#x017F;ehen<lb/>
werden, zu ihnen &#x017F;enden ko&#x0364;nnen, er fu&#x0364;r &#x017F;ich hat<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zuru&#x0364;ck bleiben.</p><lb/>
              <p>2. Hat ein Apo&#x017F;tel Chri&#x017F;ti im Wercke des<lb/>
HErrn ko&#x0364;nnen verhindert werden; &#x017F;o du&#x0364;rfen &#x017F;ich<lb/>
getreue Knechte GOttes daru&#x0364;ber nicht verwun-<lb/>
dern, wenn ihnen dergleichen in manchen Stu&#x0364;-<lb/>
cken ihres Amts auch widerfa&#x0364;hret, al&#x017F;o daß &#x017F;ie ih-<lb/>
ren guten Zweck nicht erreichen ko&#x0364;nnen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 19. 20.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn</hi> (um den Grund un&#x017F;ers Verlangens<lb/>
nach euch zu bezeugen) <hi rendition="#fr">wer i&#x017F;t un&#x017F;ere Hoffnung</hi><lb/>
(des im Segen mit gutem Erfolg gefu&#x0364;hrten Amts<lb/>
und des von GOtt zu empfangenden Gnaden-<lb/>
Lohns) <hi rendition="#fr">oder Freude</hi> (die Ur&#x017F;ache, deswegen ich<lb/>
mich in GOtt zu freuen habe) <hi rendition="#fr">oder Crone des<lb/>
Ruhms</hi> (eine &#x017F;olche Zierde meines Amts, als<lb/>
eine Crone einem Ko&#x0364;niglichen Haupte i&#x017F;t: und<lb/>
daher eine Crone &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;&#x03C5;&#x03C7;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2; des Ruhms und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0021] C. 2. v. 15-20. an die Theſſalonicher. deren eben ſo arge Vorfahren ſo feindſelig mit den Propheten umgegangen, als mit dem Meßia, JEſu, und ſeinen Apoſteln. Man ſehe davon Matth. 23, 34. 37. aus welchem Orte erhellet, daß durch die getoͤdteten Propheten, davon Paulus redet, auch ſolche Zeugen der Wahrheit verſtan- den werden, welche GOtt in den letztern Zeiten zu ihnen geſandt hat. Jmgleichen Apoſt. Geſch. 7, 51. 52. Jhr halsſtarrigen und unbeſchnit- tenen an Hertzen und Ohren! Jhr wider- ſtrebet allezeit dem Heiligen Geiſt, wie eure Vaͤter, alſo auch ihr! welche Pro- pheten haben eure Vaͤter nicht verfolget und ſie getoͤdtet, die zuvor verkuͤndiget die Zukunft dieſes Gerechten, welches ihr nun Verraͤther und Moͤrder worden ſeyd? 3. Jn der heiligen Schrift wird etwas zu- weilen viel gelinder ausgedrucket, als es ſich in der That ſelbſt verhaͤlt; welches denn in einem beſondern Abſehen auf die Menſchen, davon die Rede iſt, geſchiehet. Alſo ſtehet alhie, daß die Juden, welche JEſum und die Propheten getoͤd- tet, GOTT nicht gefallen haben: da der Verſtand iſt, daß ſie, als ſolche, welche des Hoͤch- ſten Verbrechens der beleidigten goͤttlichen Ma- jeſtaͤt ſchuldig waren, ϑεοςυγει῀ς, GOttes Feinde und ein Greuel im hoͤchſten Grad geweſen ſind. Weil ſie aber dabey ſo verblendet waren, daß ſie meyneten, ſie thaͤten GOtt einen Dienſt daran Joh. 16, 2. ſo ſpricht Paulus dagegen, daß ſie GOtt nicht gefallen haben. 4. Man huͤte ſich, daß man ja keinem Men- ſchen zuwider ſey, und ihn haſſe, am wenigſten GOtt ergebne Seelen. Denn man wird da- durch recht zum Satan, und haͤufet uͤber ſich ſol- che Schuld, welche die groͤßten Straf-Gerichte GOttes nach ſich ziehet: zumal wenn dabey, wie es wol oft geſchehen mag, und man von den Ju- den weiß, die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt mit begangen wird: gleichwie der Apoſtel mit folgenden Worten deutlich gnug anzeiget, wenn er alſo fortfaͤhret: V. 16. Wehren uns zu ſagen (das Evangeli- um zu verkuͤndigen) den Heyden, damit ſie ſe- lig wuͤrden, (wie es denn eine Kraft GOttes iſt zur Seligkeit allen Glaͤubigen Roͤm. 1, 16.) auf- daß ſie (daraus denn erfolget, daß ſie) ihre Suͤnde erfuͤllen alle wege (wie vor zeiten, alſo auch itzo) denn der Zorn (GOttes in den Straf-Gerichten) iſt ſchon endlich uͤber ſie kommen (da ihnen die gaͤntzliche Zerſtoͤrung und Aufhebung ihres Gottesdienſtes und ihrer Re- public bevorſtehet.) Anmerckungen. 1. Der hoͤchſte Grad der Suͤnde iſt, wenn man unter der falſchen Einbildung, daß man GOtt recht diene, nicht allein ſeine eigene Selig- keit nicht ſuchet, ſondern auch noch dazu andere verhindert, daß ſie ſelig werden. Welches eben die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt iſt; als die wider das Lehr- und Straf-Amt des Heiligen Geiſtes laͤuft; zumal wenn bey der falſchen Mey- nung ſich eine beſſere Uberzeugung mit kraͤftiger Beſtrafung des Gewiſſens gefunden hat, aber nicht iſt angenommen worden. 2. Die Juden haben es den Cananitern, ih- ren Vorfahren im gelobten Lande, nach gethan. Denn gleichwie dieſe, als das Maaß ihrer Suͤn- den erfuͤllet war 1 Buch Moſ. 15, 16. guten theils ausgerottet wurden: alſo iſt es den Juden auch ergangen durch die Zerſtoͤrung Jeruſalems und die Zerſtreuung unter alle Voͤlcter: wie es ihnen unſer Heyland vorher geſaget hatte. Und darauf ſiehet alhier Paulus. Denn da iſt der Zorn, das iſt die Straf-Gerechtigkeit GOttes gegangen ἐις τέλος zum Ende, und hat es mit der Juͤdiſchen Kirche und Republic ein detruͤbtes Ende gemacht. Und weil ſolche Zeit immer naͤ- her heran ruckte, ſo ſpricht Paulus, ſie ſey ſchon gekommen Siehe auch Dan. 9, 27. V. 17. 18. Wir aber, lieben Bruͤder, nachdem wir eurer eine weile beraubet geweſen ſind (ἀϖορϕανισϑένυες, da gleichſam der Vater von den Kindern geſchieden iſt) nach dem Ange- ſicht, nicht nach dem Hertzen, haben wir deſto mehr geeilet euer Angeſicht zu ſehen, (um uns an der innern Geſtalt eures Gemuͤths zu erqvicken) mit groſſem Verlangen. Siehe auch Roͤm. 1, 9. ſeqq. 1 Cor. 16, 7. Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich Paulus) zweymal (ἃπαξ καὶ δις, ein und das andere mal, etliche mal wie Phil. 4, 16.) und Satanas hat uns (auf GOttes Zulaſſung) verhindert (indem er hie und da durch die, welche er beherrſchet, ſolche Unruhe und Gefahr bey vie- len erweckten Seelen erreget hat, um welcher willen meine Gegenwart iſt noͤthig geweſen. Siehe auch Roͤm. 1, 13. 15, 22.) Anmerckungen. 1. Daß der Apoſtel ſeiner ſelbſt namentlich gedencket, daß koͤmmt daher, weil, da das Verlan- gen in ſo weit erfuͤllet worden, daß er Timothe- um, wie wir in der Einleitung geſehen haben, und auch bey dem Anfange des dritten Capitels ſehen werden, zu ihnen ſenden koͤnnen, er fuͤr ſich hat muͤſſen zuruͤck bleiben. 2. Hat ein Apoſtel Chriſti im Wercke des HErrn koͤnnen verhindert werden; ſo duͤrfen ſich getreue Knechte GOttes daruͤber nicht verwun- dern, wenn ihnen dergleichen in manchen Stuͤ- cken ihres Amts auch widerfaͤhret, alſo daß ſie ih- ren guten Zweck nicht erreichen koͤnnen. V. 19. 20. Denn (um den Grund unſers Verlangens nach euch zu bezeugen) wer iſt unſere Hoffnung (des im Segen mit gutem Erfolg gefuͤhrten Amts und des von GOtt zu empfangenden Gnaden- Lohns) oder Freude (die Urſache, deswegen ich mich in GOtt zu freuen habe) oder Crone des Ruhms (eine ſolche Zierde meines Amts, als eine Crone einem Koͤniglichen Haupte iſt: und daher eine Crone τῆς καυχησεως des Ruhms und der C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/21
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/21>, abgerufen am 25.11.2024.