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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung
des Briefes Pauli
an den Titum.
I. Historische Nachricht
von diesem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Die Person Titi §. I.
Der Ort, wo dieser Brief geschrieben §. II.
Die Zeit dieses geschriebenen Briefes §. III.
Die Veranlassung dazu §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Jnnhalt §. V.
Die vornehmsten Materien §. VI.
Die Oerter und Redens-Arten von besonderm Nachdruck
§. VII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Person Titi: davon folgen-
des zu mercken:

1. Der vormalige Zustand.
Er war ein Grieche oder Heyde,
von heydnischen Eltern geboren.

2. Die Bekehrung zu Christo. Wel-
che vermuthlich durch Pauli Dienst geschehen ist,
weil dieser ihn nennet seinen recht schaffnen
Sohn, nach ihrer beyder Glauben.
C. 1, 4.
Wenn aber und wo er bekehret worden, läßt sich
nicht sagen. Siehe auch 2 Cor. 8, 23. da ihm
das Zeugniß eines gemeinschaftlichen Gehülfen
gegeben wird.

3. Der vielfältige Umgang mit Pau-
lo,
der ihn, als einen treuen Gehülfen, ofte um
sich gehabt. Davon sich in seinen Briefen sol-
gende Nachricht findet:

a. Als Paulus im Jahr Christi 49. von Antio-
chia nach Jerusalem ging, um von dem Zu-
stande der Antiochenischen Kirche mit den
Aposteln und den Aeltesten daselbst eine Confe-
rentz zu halten und einen Schluß zu fassen, wie
man mit den aus den Heyden bekehrten in An-
sehung der Mosaischen Satzungen, sonderlich
der Beschneidung, es halten solte; da hat er
Titum mit sich genommen: wie aus Gal. 2,
2. 3. zu ersehen ist. Da denn dieser in seiner
Freyheit, sich nicht beschneiden zu lassen, bestär-
cket worden. Apost. Gesch. 15.
b. Als Paulus im Jahr Christi 56. oder 57. den
ersten Brief an die Corinthier geschrieben hatte,
so hat er hernach auch Titum zu ihnen gesandt,
um sich ihres Zustandes zu erkundigen, ihren
geistlichen Wohlstand, und dabey eine Bey-
steuer für die Gemeine im jüdischen Lande zu
befördern. Er war auch zu Corinthen sehr
wohl aufgenommen, kam auch zu Paulo in
Macedonien, und brachte ihm von dem ver-
besserten Zustande der Corinthier eine erfreu-
[Spaltenumbruch] liche Nachricht; wodurch Paulus sehr erqvi-
cket wurde. 2 Cor. 7, 6. 13. 14. 15.
c. Als Paulus auf der Reise in Macedonien von
Ephesus nach Troade kam, vermeynte er da-
selbst Titum zu finden, mit dem Bericht von
den Corinthiern. Da er ihn aber daselbst
nicht fand, und dar Corinthier wegen in so viel
grössere Sorgen gerieth, ging er von dannen,
ob thm gleich eine Thür daselbst im HErrn
aufgeihan war, ohne Verzug nach Macedo-
nien; alwo denn Titus mit zuvorgedachter
erfreulichen Nachricht zu ihm gekommen, und
dadurch zur Schreibung des andern Briefes
an die Corinthier Gelegenheit gegeben. 2 Cor.
6, 12. 13.
d. Und mit diesem andern Briefe schickte der
Apostel Titum wieder zurück nach Corinthus,
und trug ihm auf, das daselbst schon angefan-
gene Werck der Beysteuer gegen seine Ankunft
vollends zu Stande zu bringen. 2 Cor. 8, 6.
16. 7. 23. 12, 18. Ob nun Titus nach 2 Cor.
8, 16. 18. 19. 22. als der dritte mit den zweyen
ungenannten Brüdern und Gehülfen die ge-
sammlete Gabe nach Jerusalem in dem Geleite
Pauli mit überbracht habe, läßt sich nicht ge-
wisse sagen. Es ist aber vermuthlich; auch daß
er hernach von dannen nebst Luca mit ihm nach
Rom gegangen sey.
e. Als Paulus, nach seiner Befreyung aus dem
ersten Gefängniß, von Rom nach Orient ging
und unter weges das Evangelium auf der Jnsel
Creta predigte, und damit hin und wieder vie-
len Eingang funde, sich aber alda nicht lange
aufhalten konte, und Titum bey sich hatte,
ließ er ihn daselbst, um die Städte oder die dar-
innen gepflantzten Kirchen hin und her mit
Aeltesten zu besetzen. Tit. 1, 5.
f. Als Paulus darauf in Macedonien der getreu-
en Dienste des Titi benöthiget war, schrieb er
den
B b
Erklaͤrung
des Briefes Pauli
an den Titum.
I. Hiſtoriſche Nachricht
von dieſem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Die Perſon Titi §. I.
Der Ort, wo dieſer Brief geſchrieben §. II.
Die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes §. III.
Die Veranlaſſung dazu §. IV.
[Spaltenumbruch]
Der Jnnhalt §. V.
Die vornehmſten Materien §. VI.
Die Oerter und Redens-Arten von beſonderm Nachdruck
§. VII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Perſon Titi: davon folgen-
des zu mercken:

1. Der vormalige Zuſtand.
Er war ein Grieche oder Heyde,
von heydniſchen Eltern geboren.

2. Die Bekehrung zu Chriſto. Wel-
che vermuthlich durch Pauli Dienſt geſchehen iſt,
weil dieſer ihn nennet ſeinen recht ſchaffnen
Sohn, nach ihrer beyder Glauben.
C. 1, 4.
Wenn aber und wo er bekehret worden, laͤßt ſich
nicht ſagen. Siehe auch 2 Cor. 8, 23. da ihm
das Zeugniß eines gemeinſchaftlichen Gehuͤlfen
gegeben wird.

3. Der vielfaͤltige Umgang mit Pau-
lo,
der ihn, als einen treuen Gehuͤlfen, ofte um
ſich gehabt. Davon ſich in ſeinen Briefen ſol-
gende Nachricht findet:

a. Als Paulus im Jahr Chriſti 49. von Antio-
chia nach Jeruſalem ging, um von dem Zu-
ſtande der Antiocheniſchen Kirche mit den
Apoſteln und den Aelteſten daſelbſt eine Confe-
rentz zu halten und einen Schluß zu faſſen, wie
man mit den aus den Heyden bekehrten in An-
ſehung der Moſaiſchen Satzungen, ſonderlich
der Beſchneidung, es halten ſolte; da hat er
Titum mit ſich genommen: wie aus Gal. 2,
2. 3. zu erſehen iſt. Da denn dieſer in ſeiner
Freyheit, ſich nicht beſchneiden zu laſſen, beſtaͤr-
cket worden. Apoſt. Geſch. 15.
b. Als Paulus im Jahr Chriſti 56. oder 57. den
erſten Brief an die Corinthier geſchrieben hatte,
ſo hat er hernach auch Titum zu ihnen geſandt,
um ſich ihres Zuſtandes zu erkundigen, ihren
geiſtlichen Wohlſtand, und dabey eine Bey-
ſteuer fuͤr die Gemeine im juͤdiſchen Lande zu
befoͤrdern. Er war auch zu Corinthen ſehr
wohl aufgenommen, kam auch zu Paulo in
Macedonien, und brachte ihm von dem ver-
beſſerten Zuſtande der Corinthier eine erfreu-
[Spaltenumbruch] liche Nachricht; wodurch Paulus ſehr erqvi-
cket wurde. 2 Cor. 7, 6. 13. 14. 15.
c. Als Paulus auf der Reiſe in Macedonien von
Epheſus nach Troade kam, vermeynte er da-
ſelbſt Titum zu finden, mit dem Bericht von
den Corinthiern. Da er ihn aber daſelbſt
nicht fand, und dar Corinthier wegen in ſo viel
groͤſſere Sorgen gerieth, ging er von dannen,
ob thm gleich eine Thuͤr daſelbſt im HErrn
aufgeihan war, ohne Verzug nach Macedo-
nien; alwo denn Titus mit zuvorgedachter
erfreulichen Nachricht zu ihm gekommen, und
dadurch zur Schreibung des andern Briefes
an die Corinthier Gelegenheit gegeben. 2 Cor.
6, 12. 13.
d. Und mit dieſem andern Briefe ſchickte der
Apoſtel Titum wieder zuruͤck nach Corinthus,
und trug ihm auf, das daſelbſt ſchon angefan-
gene Werck der Beyſteuer gegen ſeine Ankunft
vollends zu Stande zu bringen. 2 Cor. 8, 6.
16. 7. 23. 12, 18. Ob nun Titus nach 2 Cor.
8, 16. 18. 19. 22. als der dritte mit den zweyen
ungenannten Bruͤdern und Gehuͤlfen die ge-
ſammlete Gabe nach Jeruſalem in dem Geleite
Pauli mit uͤberbracht habe, laͤßt ſich nicht ge-
wiſſe ſagen. Es iſt aber vermuthlich; auch daß
er hernach von dannen nebſt Luca mit ihm nach
Rom gegangen ſey.
e. Als Paulus, nach ſeiner Befreyung aus dem
erſten Gefaͤngniß, von Rom nach Orient ging
und unter weges das Evangelium auf der Jnſel
Creta predigte, und damit hin und wieder vie-
len Eingang funde, ſich aber alda nicht lange
aufhalten konte, und Titum bey ſich hatte,
ließ er ihn daſelbſt, um die Staͤdte oder die dar-
innen gepflantzten Kirchen hin und her mit
Aelteſten zu beſetzen. Tit. 1, 5.
f. Als Paulus darauf in Macedonien der getreu-
en Dienſte des Titi benoͤthiget war, ſchrieb er
den
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[193/0195] Erklaͤrung des Briefes Pauli an den Titum. I. Hiſtoriſche Nachricht von dieſem Briefe. Jnnhalt. Die Perſon Titi §. I. Der Ort, wo dieſer Brief geſchrieben §. II. Die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes §. III. Die Veranlaſſung dazu §. IV. Der Jnnhalt §. V. Die vornehmſten Materien §. VI. Die Oerter und Redens-Arten von beſonderm Nachdruck §. VII. §. I. DJe Perſon Titi: davon folgen- des zu mercken: 1. Der vormalige Zuſtand. Er war ein Grieche oder Heyde, von heydniſchen Eltern geboren. 2. Die Bekehrung zu Chriſto. Wel- che vermuthlich durch Pauli Dienſt geſchehen iſt, weil dieſer ihn nennet ſeinen recht ſchaffnen Sohn, nach ihrer beyder Glauben. C. 1, 4. Wenn aber und wo er bekehret worden, laͤßt ſich nicht ſagen. Siehe auch 2 Cor. 8, 23. da ihm das Zeugniß eines gemeinſchaftlichen Gehuͤlfen gegeben wird. 3. Der vielfaͤltige Umgang mit Pau- lo, der ihn, als einen treuen Gehuͤlfen, ofte um ſich gehabt. Davon ſich in ſeinen Briefen ſol- gende Nachricht findet: a. Als Paulus im Jahr Chriſti 49. von Antio- chia nach Jeruſalem ging, um von dem Zu- ſtande der Antiocheniſchen Kirche mit den Apoſteln und den Aelteſten daſelbſt eine Confe- rentz zu halten und einen Schluß zu faſſen, wie man mit den aus den Heyden bekehrten in An- ſehung der Moſaiſchen Satzungen, ſonderlich der Beſchneidung, es halten ſolte; da hat er Titum mit ſich genommen: wie aus Gal. 2, 2. 3. zu erſehen iſt. Da denn dieſer in ſeiner Freyheit, ſich nicht beſchneiden zu laſſen, beſtaͤr- cket worden. Apoſt. Geſch. 15. b. Als Paulus im Jahr Chriſti 56. oder 57. den erſten Brief an die Corinthier geſchrieben hatte, ſo hat er hernach auch Titum zu ihnen geſandt, um ſich ihres Zuſtandes zu erkundigen, ihren geiſtlichen Wohlſtand, und dabey eine Bey- ſteuer fuͤr die Gemeine im juͤdiſchen Lande zu befoͤrdern. Er war auch zu Corinthen ſehr wohl aufgenommen, kam auch zu Paulo in Macedonien, und brachte ihm von dem ver- beſſerten Zuſtande der Corinthier eine erfreu- liche Nachricht; wodurch Paulus ſehr erqvi- cket wurde. 2 Cor. 7, 6. 13. 14. 15. c. Als Paulus auf der Reiſe in Macedonien von Epheſus nach Troade kam, vermeynte er da- ſelbſt Titum zu finden, mit dem Bericht von den Corinthiern. Da er ihn aber daſelbſt nicht fand, und dar Corinthier wegen in ſo viel groͤſſere Sorgen gerieth, ging er von dannen, ob thm gleich eine Thuͤr daſelbſt im HErrn aufgeihan war, ohne Verzug nach Macedo- nien; alwo denn Titus mit zuvorgedachter erfreulichen Nachricht zu ihm gekommen, und dadurch zur Schreibung des andern Briefes an die Corinthier Gelegenheit gegeben. 2 Cor. 6, 12. 13. d. Und mit dieſem andern Briefe ſchickte der Apoſtel Titum wieder zuruͤck nach Corinthus, und trug ihm auf, das daſelbſt ſchon angefan- gene Werck der Beyſteuer gegen ſeine Ankunft vollends zu Stande zu bringen. 2 Cor. 8, 6. 16. 7. 23. 12, 18. Ob nun Titus nach 2 Cor. 8, 16. 18. 19. 22. als der dritte mit den zweyen ungenannten Bruͤdern und Gehuͤlfen die ge- ſammlete Gabe nach Jeruſalem in dem Geleite Pauli mit uͤberbracht habe, laͤßt ſich nicht ge- wiſſe ſagen. Es iſt aber vermuthlich; auch daß er hernach von dannen nebſt Luca mit ihm nach Rom gegangen ſey. e. Als Paulus, nach ſeiner Befreyung aus dem erſten Gefaͤngniß, von Rom nach Orient ging und unter weges das Evangelium auf der Jnſel Creta predigte, und damit hin und wieder vie- len Eingang funde, ſich aber alda nicht lange aufhalten konte, und Titum bey ſich hatte, ließ er ihn daſelbſt, um die Staͤdte oder die dar- innen gepflantzten Kirchen hin und her mit Aelteſten zu beſetzen. Tit. 1, 5. f. Als Paulus darauf in Macedonien der getreu- en Dienſte des Titi benoͤthiget war, ſchrieb er den B b

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/195>, abgerufen am 22.11.2024.