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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 2. v. 8-12. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] ches ich auch empfangen habe, daß Chri-
stus gestorben ist für unsere Sünde nach
der Schrift, und daß er begraben sey,
und daß er auferstanden sey am dritten
Tage nach der Schrift.

3. Jst nun der Versöhnungs-Tod
Christi als der Grund unsers Heyls und Glau-
bens, tröstlich und kräftig. So ist gewiß die
Auferstehung Christi in so fern noch tröstlicher
und kräftiger, da sie dem Tode zur Versöhnung
den rechten Nachdruck zur Erweckung und zur
Stärckung unsers Glaubens giebt. Denn daß
der Tod Christi zu unserer Erlösung gültig gewe-
sen und das dadurch für uns gebrachte Löse-Geld
im Gerichte GOttes angenommen worden, das ist
durch die so herrliche Erweckung und Auferste-
hung Christi genugsam bezeuget worden; als
dadurch der Bürge, nachdem er sich erwürgen
lassen, wieder auf freyen Fuß gestellet ist.

4. Diese Auferstehung Christi solte nun
Timotheus im Gedächtniß halten. Sind
nun die Verba memoriae und notitiae, die
Worte, welche auf das Andencken und erkennen
gehen, in der heiligen Schrift von grossem Nach-
drucke; so findet sich dieser gewiß insonderheit an
diesem Orte. Denn im Gedächtniß halten heißt
alhier so viel als daran mit gläubigem Hertzen der-
gestalt hangen, daß man seinen Glauben darauf
gründe, seine lebendige Hoffnung darauf setze, und
daraus eine beständige Nahrung für den neuen
Menschen ziehe, und sich damit in allen Leiden trö-
ste, in der gewissen Versicherung der Gnade und
Kindschaft und auch einer solchen künftigen Erb-
schaft bey GOtt, dazu auch der Leib selbst, in
der Gleichförmigkeit des verklärten Leibes Christi,
mit gelangen werde. 1 Cor. 15. 2 Cor. 4, 14. 1 Pet. 1, 3.

5. Da nun die Auferstehung Christi von
solcher Kraft ist, so ist leicht zuerachten, daß Pau-
lus, da er seinen Tod vor Augen sahe, dieselbe in
einem recht kräftigen Andencken gehabt habe,
und daß er Timotheum damit auch in allen schon
gegenwärtigen und gegen die noch künftigen Lei-
den hat ermuntern wollen. Wie er denn daher
also fortfähret.

V. 9.

Uber welchem ich mich leide bis an
die Bande
(ausser vieler andern Trübsal, die mir
noch sonst auf mancherley Art zugefüget worden)
als ein Ubelthäter (wie Christo selbst wider-
fahren ist Luc. 23. 32. 33. 39.) aber GOttes
Wort ist nicht gebunden
(sondern behält
auch bey meinen Banden seinen freyen Lauf Phil. 1,
7. 12. 13.)

Anmerckung.

Gleichwie das, daß Christus für uns den
Tod erlitten, und auferstanden eine solche Ge-
schicht ist, die so wahrhaftig sie vorgegangen, so
voller Geheimniß sie auch ist; also ist auch dieses
ein rechtes Geheimniß des Creutzes Christi, daß
die Boten des Friedens, welcher Dienst die Welt
für die grösseste Wohlthat aufnehmen solte, bis an
die Bande sind verfolget worden; und daß noch
itzo auch mitten in der Evangelischen Kirche selbst
bey den unevangelischen Menschen einer so viel
[Spaltenumbruch] mehrere Verfolgungen, oder doch zum wenigsten
böse Nachreden der Lehre halber hat, ie lauterer
er das Evangelium verkündiget. So gar unleid-
lich ist der verkehrten Welt das lautere und in
rechter Ordnung verkündigte Evangelium!

V. 10.

Darum dulde ichs alles um der aus-
erwehlten willen, auf daß auch sie die
Seligkeit erlangen in Christo JEsu mit
ewiger Herrlichkeit,
(um sie mit meinem Exem-
pel auf gleiche Beharrung unter den Leiden zu
weisen; da sie hingegen, wofern ich würde weich
werden und den Muth sincken lassen, sich daran
sehr ärgern würden. So hat demnach meine
Geduld zum Grunde die Auferstehung Christi,
und zum Zweck, durch mein Exempel auch die
Seligkeit bey andern zu befordern. Siehe auch
Eph. 3. 1, 13. c. 4, 1. Col. 1, 24.)

Anmerckungen.

1. Paulus unterscheidet die Soligkeit von
der ewigen Herrlichkeit, weil sich die Seligkeit
schon alhier im Reiche der Gnaden würcklich an-
hebet, und damit der Grund der ewigen Herrlich-
keit geleget wird.

2. Wir erlangen die Seligkeit nicht allein
von CHristo, und um Christi willen, sondern
auch in CHristo, das ist, in der Ordnung der
Vereinigung und Gemeinschaft mit Christo.
Welche Paulinische so sehr oft gebrauchte Re-
dens-Art ihres Nachdrucks wegen wohl zu mer-
cken ist.

V. 11. 12.

Das ist ie gewißlich wahr (pistos o lo-
gos, ein Wort, eine Sache, darauf man trau-
en und bauen kan, siehe dergleichen 1 Tim. 1, 15.
c. 3, 1. 4, 7.) sterben wir mit (leiden wir um
Christi willen und also mit ihm bis an die Bande
ja werden gar in den Tod dahin gegeben) so wer-
den wir auch mit leben
(zum ewigen Leben
auch dem in den Tod dahin gegebenen Leibe nach
wieder erwecket werden:) V. 12. Dulden wir
(in solcher Gemeinschaft der Leiden) so werden
wir mit herrschen
(zu einer solchen Seligkeit
gelangen, welche eine königliche Würde mit sich
führet:) verleugnen wir (ihn und sein Evan-
gelium mit dem Unglauben des Hertzens und mit
der Absagung des Mundes, auch mit einem dem
Evangelio gantz entgegen stehenden Leben) so
wird er uns auch verleugnen
(für die Sei-
nigen nicht erkennen, sondern als Abtrünnige
auf ewig von sich weisen; da er hingegen die treu-
en Bekenner auch für die Seinigen bekennen
wird. Matth. 10. 32, 33. Offenb. 3, 6.)

Anmerckungen.

1. Die Worte pist[o]s [o] logos gehen sonst
auf das nachfolgende. Weil aber alhier die
folgenden Worte mit der von Luthero aus-
gelassenen particula denn gesetzet sind, und
dazu mit den vorhergehenden auf einerley Sache
gehen, nemlich daß auf die erduldete Leiden werde
eine grosse Seligkeit erfolgen; so lassen sie sich al-
hier füglich mit auf das vorhergehende ziehen.
Auf welche Art denn die letzten Worte mit der
particula denn ein Erweis und eine Erläute-

rung

C. 2. v. 8-12. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] ches ich auch empfangen habe, daß Chri-
ſtus geſtorben iſt fuͤr unſere Suͤnde nach
der Schrift, und daß er begraben ſey,
und daß er auferſtanden ſey am dritten
Tage nach der Schrift.

3. Jſt nun der Verſoͤhnungs-Tod
Chriſti als der Grund unſers Heyls und Glau-
bens, troͤſtlich und kraͤftig. So iſt gewiß die
Auferſtehung Chriſti in ſo fern noch troͤſtlicher
und kraͤftiger, da ſie dem Tode zur Verſoͤhnung
den rechten Nachdruck zur Erweckung und zur
Staͤrckung unſers Glaubens giebt. Denn daß
der Tod Chriſti zu unſerer Erloͤſung guͤltig gewe-
ſen und das dadurch fuͤr uns gebrachte Loͤſe-Geld
im Gerichte GOttes angenommen worden, das iſt
durch die ſo herrliche Erweckung und Auferſte-
hung Chriſti genugſam bezeuget worden; als
dadurch der Buͤrge, nachdem er ſich erwuͤrgen
laſſen, wieder auf freyen Fuß geſtellet iſt.

4. Dieſe Auferſtehung Chriſti ſolte nun
Timotheus im Gedaͤchtniß halten. Sind
nun die Verba memoriæ und notitiæ, die
Worte, welche auf das Andencken und erkennen
gehen, in der heiligen Schrift von groſſem Nach-
drucke; ſo findet ſich dieſer gewiß inſonderheit an
dieſem Orte. Denn im Gedaͤchtniß halten heißt
alhier ſo viel als daran mit glaͤubigem Hertzen der-
geſtalt hangen, daß man ſeinen Glauben darauf
gruͤnde, ſeine lebendige Hoffnung darauf ſetze, und
daraus eine beſtaͤndige Nahrung fuͤr den neuen
Menſchen ziehe, und ſich damit in allen Leiden troͤ-
ſte, in der gewiſſen Verſicherung der Gnade und
Kindſchaft und auch einer ſolchen kuͤnftigen Erb-
ſchaft bey GOtt, dazu auch der Leib ſelbſt, in
der Gleichfoͤrmigkeit des verklaͤrten Leibes Chriſti,
mit gelangen werde. 1 Cor. 15. 2 Cor. 4, 14. 1 Pet. 1, 3.

5. Da nun die Auferſtehung Chriſti von
ſolcher Kraft iſt, ſo iſt leicht zuerachten, daß Pau-
lus, da er ſeinen Tod vor Augen ſahe, dieſelbe in
einem recht kraͤftigen Andencken gehabt habe,
und daß er Timotheum damit auch in allen ſchon
gegenwaͤrtigen und gegen die noch kuͤnftigen Lei-
den hat ermuntern wollen. Wie er denn daher
alſo fortfaͤhret.

V. 9.

Uber welchem ich mich leide bis an
die Bande
(auſſer vieler andern Truͤbſal, die mir
noch ſonſt auf mancherley Art zugefuͤget worden)
als ein Ubelthaͤter (wie Chriſto ſelbſt wider-
fahren iſt Luc. 23. 32. 33. 39.) aber GOttes
Wort iſt nicht gebunden
(ſondern behaͤlt
auch bey meinen Banden ſeinen freyen Lauf Phil. 1,
7. 12. 13.)

Anmerckung.

Gleichwie das, daß Chriſtus fuͤr uns den
Tod erlitten, und auferſtanden eine ſolche Ge-
ſchicht iſt, die ſo wahrhaftig ſie vorgegangen, ſo
voller Geheimniß ſie auch iſt; alſo iſt auch dieſes
ein rechtes Geheimniß des Creutzes Chriſti, daß
die Boten des Friedens, welcher Dienſt die Welt
fuͤr die groͤſſeſte Wohlthat aufnehmen ſolte, bis an
die Bande ſind verfolget worden; und daß noch
itzo auch mitten in der Evangeliſchen Kirche ſelbſt
bey den unevangeliſchen Menſchen einer ſo viel
[Spaltenumbruch] mehrere Verfolgungen, oder doch zum wenigſten
boͤſe Nachreden der Lehre halber hat, ie lauterer
er das Evangelium verkuͤndiget. So gar unleid-
lich iſt der verkehrten Welt das lautere und in
rechter Ordnung verkuͤndigte Evangelium!

V. 10.

Darum dulde ichs alles um der aus-
erwehlten willen, auf daß auch ſie die
Seligkeit erlangen in Chriſto JEſu mit
ewiger Herrlichkeit,
(um ſie mit meinem Exem-
pel auf gleiche Beharrung unter den Leiden zu
weiſen; da ſie hingegen, wofern ich wuͤrde weich
werden und den Muth ſincken laſſen, ſich daran
ſehr aͤrgern wuͤrden. So hat demnach meine
Geduld zum Grunde die Auferſtehung Chriſti,
und zum Zweck, durch mein Exempel auch die
Seligkeit bey andern zu befordern. Siehe auch
Eph. 3. 1, 13. c. 4, 1. Col. 1, 24.)

Anmerckungen.

1. Paulus unterſcheidet die Soligkeit von
der ewigen Herrlichkeit, weil ſich die Seligkeit
ſchon alhier im Reiche der Gnaden wuͤrcklich an-
hebet, und damit der Grund der ewigen Herrlich-
keit geleget wird.

2. Wir erlangen die Seligkeit nicht allein
von CHriſto, und um Chriſti willen, ſondern
auch in CHriſto, das iſt, in der Ordnung der
Vereinigung und Gemeinſchaft mit Chriſto.
Welche Pauliniſche ſo ſehr oft gebrauchte Re-
dens-Art ihres Nachdrucks wegen wohl zu mer-
cken iſt.

V. 11. 12.

Das iſt ie gewißlich wahr (πιστὸς ὁ λό-
γος, ein Wort, eine Sache, darauf man trau-
en und bauen kan, ſiehe dergleichen 1 Tim. 1, 15.
c. 3, 1. 4, 7.) ſterben wir mit (leiden wir um
Chriſti willen und alſo mit ihm bis an die Bande
ja werden gar in den Tod dahin gegeben) ſo wer-
den wir auch mit leben
(zum ewigen Leben
auch dem in den Tod dahin gegebenen Leibe nach
wieder erwecket werden:) V. 12. Dulden wir
(in ſolcher Gemeinſchaft der Leiden) ſo werden
wir mit herrſchen
(zu einer ſolchen Seligkeit
gelangen, welche eine koͤnigliche Wuͤrde mit ſich
fuͤhret:) verleugnen wir (ihn und ſein Evan-
gelium mit dem Unglauben des Hertzens und mit
der Abſagung des Mundes, auch mit einem dem
Evangelio gantz entgegen ſtehenden Leben) ſo
wird er uns auch verleugnen
(fuͤr die Sei-
nigen nicht erkennen, ſondern als Abtruͤnnige
auf ewig von ſich weiſen; da er hingegen die treu-
en Bekenner auch fuͤr die Seinigen bekennen
wird. Matth. 10. 32, 33. Offenb. 3, 6.)

Anmerckungen.

1. Die Worte πιστ[ὸ]ς [ὁ] λόγος gehen ſonſt
auf das nachfolgende. Weil aber alhier die
folgenden Worte mit der von Luthero aus-
gelaſſenen particula denn geſetzet ſind, und
dazu mit den vorhergehenden auf einerley Sache
gehen, nemlich daß auf die erduldete Leiden werde
eine groſſe Seligkeit erfolgen; ſo laſſen ſie ſich al-
hier fuͤglich mit auf das vorhergehende ziehen.
Auf welche Art denn die letzten Worte mit der
particula denn ein Erweis und eine Erlaͤute-

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[159/0161] C. 2. v. 8-12. an den Timotheum. ches ich auch empfangen habe, daß Chri- ſtus geſtorben iſt fuͤr unſere Suͤnde nach der Schrift, und daß er begraben ſey, und daß er auferſtanden ſey am dritten Tage nach der Schrift. 3. Jſt nun der Verſoͤhnungs-Tod Chriſti als der Grund unſers Heyls und Glau- bens, troͤſtlich und kraͤftig. So iſt gewiß die Auferſtehung Chriſti in ſo fern noch troͤſtlicher und kraͤftiger, da ſie dem Tode zur Verſoͤhnung den rechten Nachdruck zur Erweckung und zur Staͤrckung unſers Glaubens giebt. Denn daß der Tod Chriſti zu unſerer Erloͤſung guͤltig gewe- ſen und das dadurch fuͤr uns gebrachte Loͤſe-Geld im Gerichte GOttes angenommen worden, das iſt durch die ſo herrliche Erweckung und Auferſte- hung Chriſti genugſam bezeuget worden; als dadurch der Buͤrge, nachdem er ſich erwuͤrgen laſſen, wieder auf freyen Fuß geſtellet iſt. 4. Dieſe Auferſtehung Chriſti ſolte nun Timotheus im Gedaͤchtniß halten. Sind nun die Verba memoriæ und notitiæ, die Worte, welche auf das Andencken und erkennen gehen, in der heiligen Schrift von groſſem Nach- drucke; ſo findet ſich dieſer gewiß inſonderheit an dieſem Orte. Denn im Gedaͤchtniß halten heißt alhier ſo viel als daran mit glaͤubigem Hertzen der- geſtalt hangen, daß man ſeinen Glauben darauf gruͤnde, ſeine lebendige Hoffnung darauf ſetze, und daraus eine beſtaͤndige Nahrung fuͤr den neuen Menſchen ziehe, und ſich damit in allen Leiden troͤ- ſte, in der gewiſſen Verſicherung der Gnade und Kindſchaft und auch einer ſolchen kuͤnftigen Erb- ſchaft bey GOtt, dazu auch der Leib ſelbſt, in der Gleichfoͤrmigkeit des verklaͤrten Leibes Chriſti, mit gelangen werde. 1 Cor. 15. 2 Cor. 4, 14. 1 Pet. 1, 3. 5. Da nun die Auferſtehung Chriſti von ſolcher Kraft iſt, ſo iſt leicht zuerachten, daß Pau- lus, da er ſeinen Tod vor Augen ſahe, dieſelbe in einem recht kraͤftigen Andencken gehabt habe, und daß er Timotheum damit auch in allen ſchon gegenwaͤrtigen und gegen die noch kuͤnftigen Lei- den hat ermuntern wollen. Wie er denn daher alſo fortfaͤhret. V. 9. Uber welchem ich mich leide bis an die Bande (auſſer vieler andern Truͤbſal, die mir noch ſonſt auf mancherley Art zugefuͤget worden) als ein Ubelthaͤter (wie Chriſto ſelbſt wider- fahren iſt Luc. 23. 32. 33. 39.) aber GOttes Wort iſt nicht gebunden (ſondern behaͤlt auch bey meinen Banden ſeinen freyen Lauf Phil. 1, 7. 12. 13.) Anmerckung. Gleichwie das, daß Chriſtus fuͤr uns den Tod erlitten, und auferſtanden eine ſolche Ge- ſchicht iſt, die ſo wahrhaftig ſie vorgegangen, ſo voller Geheimniß ſie auch iſt; alſo iſt auch dieſes ein rechtes Geheimniß des Creutzes Chriſti, daß die Boten des Friedens, welcher Dienſt die Welt fuͤr die groͤſſeſte Wohlthat aufnehmen ſolte, bis an die Bande ſind verfolget worden; und daß noch itzo auch mitten in der Evangeliſchen Kirche ſelbſt bey den unevangeliſchen Menſchen einer ſo viel mehrere Verfolgungen, oder doch zum wenigſten boͤſe Nachreden der Lehre halber hat, ie lauterer er das Evangelium verkuͤndiget. So gar unleid- lich iſt der verkehrten Welt das lautere und in rechter Ordnung verkuͤndigte Evangelium! V. 10. Darum dulde ichs alles um der aus- erwehlten willen, auf daß auch ſie die Seligkeit erlangen in Chriſto JEſu mit ewiger Herrlichkeit, (um ſie mit meinem Exem- pel auf gleiche Beharrung unter den Leiden zu weiſen; da ſie hingegen, wofern ich wuͤrde weich werden und den Muth ſincken laſſen, ſich daran ſehr aͤrgern wuͤrden. So hat demnach meine Geduld zum Grunde die Auferſtehung Chriſti, und zum Zweck, durch mein Exempel auch die Seligkeit bey andern zu befordern. Siehe auch Eph. 3. 1, 13. c. 4, 1. Col. 1, 24.) Anmerckungen. 1. Paulus unterſcheidet die Soligkeit von der ewigen Herrlichkeit, weil ſich die Seligkeit ſchon alhier im Reiche der Gnaden wuͤrcklich an- hebet, und damit der Grund der ewigen Herrlich- keit geleget wird. 2. Wir erlangen die Seligkeit nicht allein von CHriſto, und um Chriſti willen, ſondern auch in CHriſto, das iſt, in der Ordnung der Vereinigung und Gemeinſchaft mit Chriſto. Welche Pauliniſche ſo ſehr oft gebrauchte Re- dens-Art ihres Nachdrucks wegen wohl zu mer- cken iſt. V. 11. 12. Das iſt ie gewißlich wahr (πιστὸς ὁ λό- γος, ein Wort, eine Sache, darauf man trau- en und bauen kan, ſiehe dergleichen 1 Tim. 1, 15. c. 3, 1. 4, 7.) ſterben wir mit (leiden wir um Chriſti willen und alſo mit ihm bis an die Bande ja werden gar in den Tod dahin gegeben) ſo wer- den wir auch mit leben (zum ewigen Leben auch dem in den Tod dahin gegebenen Leibe nach wieder erwecket werden:) V. 12. Dulden wir (in ſolcher Gemeinſchaft der Leiden) ſo werden wir mit herrſchen (zu einer ſolchen Seligkeit gelangen, welche eine koͤnigliche Wuͤrde mit ſich fuͤhret:) verleugnen wir (ihn und ſein Evan- gelium mit dem Unglauben des Hertzens und mit der Abſagung des Mundes, auch mit einem dem Evangelio gantz entgegen ſtehenden Leben) ſo wird er uns auch verleugnen (fuͤr die Sei- nigen nicht erkennen, ſondern als Abtruͤnnige auf ewig von ſich weiſen; da er hingegen die treu- en Bekenner auch fuͤr die Seinigen bekennen wird. Matth. 10. 32, 33. Offenb. 3, 6.) Anmerckungen. 1. Die Worte πιστὸς ὁ λόγος gehen ſonſt auf das nachfolgende. Weil aber alhier die folgenden Worte mit der von Luthero aus- gelaſſenen particula denn geſetzet ſind, und dazu mit den vorhergehenden auf einerley Sache gehen, nemlich daß auf die erduldete Leiden werde eine groſſe Seligkeit erfolgen; ſo laſſen ſie ſich al- hier fuͤglich mit auf das vorhergehende ziehen. Auf welche Art denn die letzten Worte mit der particula denn ein Erweis und eine Erlaͤute- rung

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/161>, abgerufen am 23.11.2024.