Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 4. v. 8-11. [Spaltenumbruch]
Kindschaft GOttes: als welche bereits einStand, zwar noch sehr unvollkommner, aber doch wahrhaftiger und würcklicher Seligkeit ist: darinnen man auch des zeitlichen Lebens schon froh wird, auch mitten unter allerley Creutz und Leiden: sintemal einem dieses dadurch gar leicht und erträglich, ja wol gar zur Materie der Freude wird. So hat man auch diesen grossen Vortheil von der die wahre Weisheit mit in sich haltenden Gottseligkeit, daß man sich in allem dem, was einem sonst begegnet, es sey was widriges, oder angenehmes, wohl zu finden, und alles in rechter Ordnung zum rechten Zweck zu gebrauchen weiß. Auf welche Art denn ei- nes gottseligen Menschen Leben eines theils schon in der Schwachheit richtig und weise, und an- dern theils frölich und freudig ist: wie es die rechte Application des Gesetzes und des Evan- gelii mit sich bringet. Und also wird es einem Gottseligen leichter selig, als einem Gottlosen verdammet zu werden. Und was führet nicht bey uns Teutschen das liebliche Wort, gottse- lig, Gottseligkeit für einen Nachdruck mit sich; nemlich der auf lauter Seligkeit gehet! V. 10. Denn dazu (um der Verheissung, welche Anmerckungen. 1. Das geduldige und freudige Leiden der 2. Das Wort Heyland stehet alhier von 3. Das Wort Heyland stehet alhier auch 4. Man nennet das, daß GOtt ist ein Hey- V. 11. Solches (alles, was bisher vorgestellet daß
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v. 8-11. [Spaltenumbruch]
Kindſchaft GOttes: als welche bereits einStand, zwar noch ſehr unvollkommner, aber doch wahrhaftiger und wuͤrcklicher Seligkeit iſt: darinnen man auch des zeitlichen Lebens ſchon froh wird, auch mitten unter allerley Creutz und Leiden: ſintemal einem dieſes dadurch gar leicht und ertraͤglich, ja wol gar zur Materie der Freude wird. So hat man auch dieſen groſſen Vortheil von der die wahre Weisheit mit in ſich haltenden Gottſeligkeit, daß man ſich in allem dem, was einem ſonſt begegnet, es ſey was widriges, oder angenehmes, wohl zu finden, und alles in rechter Ordnung zum rechten Zweck zu gebrauchen weiß. Auf welche Art denn ei- nes gottſeligen Menſchen Leben eines theils ſchon in der Schwachheit richtig und weiſe, und an- dern theils froͤlich und freudig iſt: wie es die rechte Application des Geſetzes und des Evan- gelii mit ſich bringet. Und alſo wird es einem Gottſeligen leichter ſelig, als einem Gottloſen verdammet zu werden. Und was fuͤhret nicht bey uns Teutſchen das liebliche Wort, gottſe- lig, Gottſeligkeit fuͤr einen Nachdruck mit ſich; nemlich der auf lauter Seligkeit gehet! V. 10. Denn dazu (um der Verheiſſung, welche Anmerckungen. 1. Das geduldige und freudige Leiden der 2. Das Wort Heyland ſtehet alhier von 3. Das Wort Heyland ſtehet alhier auch 4. Man nennet das, daß GOtt iſt ein Hey- V. 11. Solches (alles, was bisher vorgeſtellet daß
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Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v. 8-11.
Kindſchaft GOttes: als welche bereits ein
Stand, zwar noch ſehr unvollkommner, aber
doch wahrhaftiger und wuͤrcklicher Seligkeit iſt:
darinnen man auch des zeitlichen Lebens ſchon
froh wird, auch mitten unter allerley Creutz und
Leiden: ſintemal einem dieſes dadurch gar leicht
und ertraͤglich, ja wol gar zur Materie der
Freude wird. So hat man auch dieſen groſſen
Vortheil von der die wahre Weisheit mit in ſich
haltenden Gottſeligkeit, daß man ſich in allem
dem, was einem ſonſt begegnet, es ſey was
widriges, oder angenehmes, wohl zu finden,
und alles in rechter Ordnung zum rechten Zweck
zu gebrauchen weiß. Auf welche Art denn ei-
nes gottſeligen Menſchen Leben eines theils ſchon
in der Schwachheit richtig und weiſe, und an-
dern theils froͤlich und freudig iſt: wie es die
rechte Application des Geſetzes und des Evan-
gelii mit ſich bringet. Und alſo wird es einem
Gottſeligen leichter ſelig, als einem Gottloſen
verdammet zu werden. Und was fuͤhret nicht
bey uns Teutſchen das liebliche Wort, gottſe-
lig, Gottſeligkeit fuͤr einen Nachdruck mit
ſich; nemlich der auf lauter Seligkeit gehet!
V. 10.
Denn dazu (um der Verheiſſung, welche
die Gottſeligen vom ewigen Leben vor ſich ha-
ben) arbeiten wir auch (laſſen wir uns billig
unſer Amt und Wahrnehmung unſers eigenen
Heyls mit allem Ernſt angelegen ſeyn, Ap. Geſ.
20, 35. 1 Cor. 16, 16. Col. 1, 29.) und werden
geſchmaͤhet, (nehmen in dieſer Welt gern und
geduldig allerley Schmach und Leiden uͤber uns)
daß wir auf dem lebendigen GOtt gehof-
fet haben, (und noch hoffen. c. 3, 15. Welche
Hoffnung der Grund iſt unſerer Arbeit und Ge-
duld; dazu denn die Verheiſſung von der kuͤnf-
tigen ſo herrlichen Gnaden-Belohnung einen
kraͤftigen Antrieb nach dem andern giebet:)
Welcher iſt ein Heyland aller Menſchen,
(als der da will, daß alle ſelig werden, und zur
Erkenntniß der Wahrheit kommen. c. 2, 4. der
nicht will, daß jemand verlohren werde, ſon-
dern daß ſich iederman zur Buſſe bekehre 2 Pet.
3, 19. der nicht will den Tod des Suͤnders, ſon-
dern daß er ſich bekehre und lebe, Ezech. 18, 23.
32. c. 33, 11.) ſonderlich aber der Glaͤubigen,
(als bey welchen der gnaͤdige und allgemeine
Wille GOttes in der Ordnung der wahren Be-
kehrung und des Glaubens zur rechten Zuei-
gnung koͤmmt.)
Anmerckungen.
1. Das geduldige und freudige Leiden der
Chriſten iſt ein gewiſſer Character von der goͤtt-
lichen Wahrheit der Chriſtlichen Religion.
Denn wo ſie davon, und von der ewigen Selig-
keit, darauf ſie fuͤhret, nicht gewiß waͤren, war-
um ſolten ſie denn ſo viele Leiden mit ſolcher Ge-
duld und Freudigkeit uͤber ſich nehmen: welche
Art des Leidens, nemlich in aller Glaubens-
Freudigkeit, ſchon an ſich ſelbſt einen Vorſchmack
von der kuͤnftigen Herrlichkeit mit ſich fuͤhret,
und das, was der Natur ſchwer, ja unmoͤglich
iſt, nicht allein moͤglich, ſondern auch leichte ma-
chet und verſuͤſſet.
2. Das Wort Heyland ſtehet alhier von
dem Dreyeinigen GOTT unſers Heils, wie
1 Tim. 1, 1. c. 2, 3. 4. Tit. 2, 3. 10. c. 3. 4.
Jud. v. 25. iedoch mit einer ſonderbaren Ab-
ſicht, wie auf das durch den Sohn GOttes von
dem Vater und heiligen Geiſte gewirckte Heyl,
alſo auch auf ihn, unſern HErrn JEſum Chri-
ſtum ſelbſt; der auch daher dieſen Namen mit
beſonderer Zueignung fuͤhret. Matth. 1, 21. Luc. 1,
31. Ap. Geſ. 4, 12.
3. Das Wort Heyland ſtehet alhier auch
in Anſehung aller Menſchen in ſeinem eigent-
lichen Verſtande, der auf das geiſtliche und e-
wige Heyl gehet; wie es der Text und Context,
darinnen von der ewigen Seligkeit, und der da-
hin gehenden lebendigen Hoffnung die Rede iſt,
mit ſich bringet, und es auch der eigentliche
Nachdruck erfordert: nach welchem Paulus c.
2, 4. ſpricht: GOtt wolle, daß allen Men-
ſchen geholffen werde, σωϑῆναι, daß ſie ſe-
lig werden. Gleich wie GOtt die gantze Welt,
oder das menſchliche Geſchlecht geliebet hat, und
ihr ſeinen Sohn zum Heylande geſand Joh. 3,
16. 1 Joh. 4, 16. der auch als der Heyland al-
ler Voͤlcker Luc. 2, 31. die Verſoͤhnung wor-
den iſt fuͤr aller Welt Suͤnde. 1 Joh. 2, 2. ſo iſt
er mit allem Ernſte ein Heyland aller Menſchen.
Da er nun aber den Menſchen zur Seligkeit die
Ordnung des Glaubens geſetzet hat, und die
wenigſten dieſe Ordnung eingehen, ſo iſt er denn
freylich mit einer beſondern Zuneignung ein Hey-
land der Glaͤubigen. Jndeſſen iſt es doch ge-
wiß, daß er nicht allein ſelig machen will, die da
glauben; ſondern er will auch, daß alle glaͤu-
ben; die doch aber dabey zum Unglauben und
Verwerfung der Heyls-Mittel ihren freyen
Willen behalten.
4. Man nennet das, daß GOtt iſt ein Hey-
land aller Menſchen, nicht unfuͤglich volunta-
tem antecedentem; conſequentem aber,
daß er ein Heyland der Glaͤubigen iſt. Denn
ob gleich von GOTT nicht geſaget werden kan,
daß der Zeit nach etwas in ihm vorhergehe, o-
der nachfolge: ſo bringet doch die hoͤchſte Voll-
kommenheit GOttes, und inſonderheit die Weis-
heit und Gerechtigkeit, auch die freye Natur der
Menſchen es alſo mit ſich, daß er nach einer ge-
wiſſen Ordnung mit ihnen handele. Denn nach
dieſer ſpricht er gleichſam antecedenter: Wer
glaubet, der ſoll ſelig werden. Da nun in
GOtt iſt die Allwiſſenheit, und dieſe zeiget, wel-
che glauben werden, oder nicht; ſo entſtehet da-
her conſequenter der Schluß von wircklicher
Mittheilung der Seligkeit.
V. 11.
Solches (alles, was bisher vorgeſtellet
iſt) gebeut (verkuͤndige mit rechtem Ernſt und
Nachdruck) und lehre, (trage es vor oͤffentlich
und beſonders, und ſchaͤrfe es ein mit gehoͤriger
Application; welches auch nebſt dir die Pflicht
der uͤbrigen Lehrer iſt: dabey auch die Zuhoͤrer
ihrer Pflicht wahrzunehmen haben, welche iſt,
daß
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