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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 25. 26 an die Römer.
[Spaltenumbruch] terlichen Gerechtigkeit durch das Blut oder
den Versöhnungs-Tod Christi ein Genügen ge-
schehen,) und gerecht mache (der, da er nach
dem temperament der Gerechtigkeit und Gnade
das Versöhn-Opfer statt finden lassen, und das
Löse-Geld angenommen, solches nicht für sich in
seinem Gerichte behalte, sondern es allen, die
solches im wahren Glauben ergreiffen, als ihr
eignes znrechne, und sie solcher gestalt gerecht
mache,) den, der da ist des Glaubens an
JESU.

Anmerckungen.
1. Es kam mit dem gantzen Levitischen,
CHristum und das Christenthum abbildenden,
Gottes-Dienste fürnemlich auf die Stifts-
Hütte,
und hernach auf den Tempel an. Jn
beyden war das innere Gemach, als das aller-
heiligste,
das allerfürnehmste. Jn diesem in-
nersten Theile aber war die Bundes-Lade,
welche die Tafeln des Gesetzes GOttes in sich
hielte, und mit ihrem gar besondern Deckel,
an welchem zu beyden Seiten die Cherubim auf-
gerichtet stunden, den Thron der Majestät Got-
tes praesentirten: wie denn GOTT darnach in
der Wolcken-Seule gleichsam seinen Sitz nahm,
und sich also auf eine gantz besondere Art gegen-
wärtig zeigete. Wenn nun der Hohe-Priester
jährlich am hohen Versöhnungs-Feste mit dem
Opfer-Blute zur Versöhnung ins Allerheiligste
einging, so sprengete er das Blut vor diesem
Throne GOttes; und zwar einmal etwas in die
Höhe und siebenmal niederwärts, damit anzu-
zeigen, daß dieses Opfer-Blut zur Versöhnung
im Himmel angenommen und den Menschen
hienieden auf Erden vollkömmlich zugerechnet
werde. Lev. 16.
2. Das Hauptstücke an der Bundes-Lade
war derselben Deckel: Denn derselbe bedeckte
nicht allein die Lade und die darinnen liegende
Tafeln des Gesetzes, sondern es gehörten zu
demselben die beyden den Thron GOttes formi-
renden Cherubim: sintemal sie mit dem Deckel
aus einer einzigen grossen Masse Goldes also aus-
gearbeitet waren. Davon man unter andern
Lundium in seinem Wercke von den Jüdischen
Heiligthümern nachlesen kan.
3. Es war aber dieser Deckel samt der La-
de und den Cherubim ein Vorbild auf CHri-
stum. Wie nach seiner Person, und darinnen
nach beyden Ramen; also auch nach seinem ho-
henpriesterlichen, prophetischen und königlichen
Amte. Die beyden Naturen in der eintzigen Per-
son CHristi wurden abgebildet durch die gedop-
pelte Materie der Bundes-Lade, nemlich durch
das unverwesliche und köstliche Holtz Schittim,
und durch die güldenen ziemlich dicken Platten,
oder Bleche, womit das Holtzwerck um und um
beleget war. Und da das hohe-priesterliche
Amt
seine Figur darinnen hatte, daß nebst dem
Räuchwercke das Opfer-Blut vor die Lade ge-
bracht und gegen derselben Deckel zur Versöh-
nung des Volcks gesprenget wurde: so wurde
das prophetische vorgestellet durch das in der
Lade enthaltene Gesetz; als welches CHristus
in seinem Hertzen trug, und für uns erfüllete,
[Spaltenumbruch] daß es uns nicht mehr verdammen solte und kön-
te. Psalm 40, 9. Das königliche aber durch
den über der Lade zwischen den Cherubim for-
mir
ten Thron der Majestät.
4. Und da nun besagter Deckel in Anse-
hung dessen, daß vor und gegen denselben durch
die Besprengung des Opfer-Bluts die Versöh-
nung geschahe, genennet wurde [fremdsprachliches Material - fehlt] expia-
torium, placatorium,
Griechisch, ilasterion,
so hat Paulus alhier dieses Wort behalten, und
Lutherus, da er nicht auf den blossen Deckel,
sondern auf den darüber zwischen den Cherubim
praesentirten Thron gesehen, hat es übersetzet
Gnaden-Stul, oder Gnaden-Thron,
wie es nach Hebr. 4, 16. könte gegeben wer-
den.
5. Da nun aber dieser Gnaden-Thron der-
gestalt CHristum abgebildet hat, daß darinnen
auch zugleich GOtt der Vater, der das Ver-
söhn-Opfer annimmt und den Glaubigen zu-
rechnet, vorgestellet worden, so lernet man da-
bey den Nachdruck der Worte Pauli erkennen,
da er 2 Cor. 5, 19. saget: GOTT war in
CHristo und versöhnete die Welt mit ihm
selber, und rechnet ihnen ihre Sünde
nicht zu, und hat unter uns aufgerich-
tet das Wort von der Versöhnung.
6. Sonst ist bey dem Paulinischen Spru-
che Rom. 3, 25. 26. noch unterschiedliches zu
mercken. Zuvorderst dieses, daß in den Wor-
ten vorgestellet zum Gnaden-Stul,, nebst
der durch CHristum geschehenen Erwerbung
des Heils, zugleich auf desselben Application
oder gläubigen Zueignung gesehen werde.
Und eben darum stehet dabey dia pisteos, durch
den Glauben;
als durch welchen in der Zu-
eignung uns CHristus zum Gnaden-Stul
wird.
7. Und wenn bey dem Worte Glauben
des Bluts CHristi gedacht wird, so wird da-
mit das Gegenbild angezeiget, von dem, daß
die siebenfache Sprengung des Opfer-Bluts
vor dem Gnaden-Thron geschahe; und mit dem
Worte Blut wird uns der gantze Versöhnungs-
Tod CHristi angepriesen; als auf welchen sich
der Glaube in der Application verläßt; also
daß er darinnen seinen rechten unbeweglichen
Grund und seine Ruhe hat. Und dieses letztere
ist angedeutet durch die Construction dia pi-
steos en autou aimati, durch den Glauben
in seinem Blute,
also daß das Blut nicht al-
lein ist das Object, worauf der Glaube siehet,
sondern auch das Fundament, worauf er sich
zur sichern Ruhe vestiglich gründet und erbauet.
Wie wir denn solcher Redens-Arten vom Glau-
ben mehr haben, als Gal. 3, 26. Jhr seyd al-
le GOTTES Kinder,
dia tes pisteos en
Khristo Iesou, durch den Glauben an oder in
Christo JEsu.
Und 1 Tim. 3, 13. sich eine
grosse Freudigkeit erwerben
en pistei te en
Khristo Iesou, durch den Glauben in CHri-
sto JEsu,
der in CHristo sein Object, Grund,
Nahrung und Ruhe findet. Jn beyden Ver-
sen stehen die Worte eis (oder pros) endeixin
tes dikaiosunes, zum Beweise der Gerech-
tigkeit:
aber mit dem Unterscheide, daß v. 25.
dabey

Cap. 3, v. 25. 26 an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] terlichen Gerechtigkeit durch das Blut oder
den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti ein Genuͤgen ge-
ſchehen,) und gerecht mache (der, da er nach
dem temperament der Gerechtigkeit und Gnade
das Verſoͤhn-Opfer ſtatt finden laſſen, und das
Loͤſe-Geld angenommen, ſolches nicht fuͤr ſich in
ſeinem Gerichte behalte, ſondern es allen, die
ſolches im wahren Glauben ergreiffen, als ihr
eignes znrechne, und ſie ſolcher geſtalt gerecht
mache,) den, der da iſt des Glaubens an
JESU.

Anmerckungen.
1. Es kam mit dem gantzen Levitiſchen,
CHriſtum und das Chriſtenthum abbildenden,
Gottes-Dienſte fuͤrnemlich auf die Stifts-
Huͤtte,
und hernach auf den Tempel an. Jn
beyden war das innere Gemach, als das aller-
heiligſte,
das allerfuͤrnehmſte. Jn dieſem in-
nerſten Theile aber war die Bundes-Lade,
welche die Tafeln des Geſetzes GOttes in ſich
hielte, und mit ihrem gar beſondern Deckel,
an welchem zu beyden Seiten die Cherubim auf-
gerichtet ſtunden, den Thron der Majeſtaͤt Got-
tes præſentirten: wie denn GOTT darnach in
der Wolcken-Seule gleichſam ſeinen Sitz nahm,
und ſich alſo auf eine gantz beſondere Art gegen-
waͤrtig zeigete. Wenn nun der Hohe-Prieſter
jaͤhrlich am hohen Verſoͤhnungs-Feſte mit dem
Opfer-Blute zur Verſoͤhnung ins Allerheiligſte
einging, ſo ſprengete er das Blut vor dieſem
Throne GOttes; und zwar einmal etwas in die
Hoͤhe und ſiebenmal niederwaͤrts, damit anzu-
zeigen, daß dieſes Opfer-Blut zur Verſoͤhnung
im Himmel angenommen und den Menſchen
hienieden auf Erden vollkoͤmmlich zugerechnet
werde. Lev. 16.
2. Das Hauptſtuͤcke an der Bundes-Lade
war derſelben Deckel: Denn derſelbe bedeckte
nicht allein die Lade und die darinnen liegende
Tafeln des Geſetzes, ſondern es gehoͤrten zu
demſelben die beyden den Thron GOttes formi-
renden Cherubim: ſintemal ſie mit dem Deckel
aus einer einzigen groſſen Maſſe Goldes alſo aus-
gearbeitet waren. Davon man unter andern
Lundium in ſeinem Wercke von den Juͤdiſchen
Heiligthuͤmern nachleſen kan.
3. Es war aber dieſer Deckel ſamt der La-
de und den Cherubim ein Vorbild auf CHri-
ſtum. Wie nach ſeiner Perſon, und darinnen
nach beyden Ramen; alſo auch nach ſeinem ho-
henprieſterlichen, prophetiſchen und koͤniglichen
Amte. Die beyden Naturen in der eintzigen Per-
ſon CHriſti wurden abgebildet durch die gedop-
pelte Materie der Bundes-Lade, nemlich durch
das unverwesliche und koͤſtliche Holtz Schittim,
und durch die guͤldenen ziemlich dicken Platten,
oder Bleche, womit das Holtzwerck um und um
beleget war. Und da das hohe-prieſterliche
Amt
ſeine Figur darinnen hatte, daß nebſt dem
Raͤuchwercke das Opfer-Blut vor die Lade ge-
bracht und gegen derſelben Deckel zur Verſoͤh-
nung des Volcks geſprenget wurde: ſo wurde
das prophetiſche vorgeſtellet durch das in der
Lade enthaltene Geſetz; als welches CHriſtus
in ſeinem Hertzen trug, und fuͤr uns erfuͤllete,
[Spaltenumbruch] daß es uns nicht mehr verdammen ſolte und koͤn-
te. Pſalm 40, 9. Das koͤnigliche aber durch
den uͤber der Lade zwiſchen den Cherubim for-
mir
ten Thron der Majeſtaͤt.
4. Und da nun beſagter Deckel in Anſe-
hung deſſen, daß vor und gegen denſelben durch
die Beſprengung des Opfer-Bluts die Verſoͤh-
nung geſchahe, genennet wurde [fremdsprachliches Material – fehlt] expia-
torium, placatorium,
Griechiſch, ἱλαστήριον,
ſo hat Paulus alhier dieſes Wort behalten, und
Lutherus, da er nicht auf den bloſſen Deckel,
ſondern auf den daruͤber zwiſchen den Cherubim
præſentirten Thron geſehen, hat es uͤberſetzet
Gnaden-Stul, oder Gnaden-Thron,
wie es nach Hebr. 4, 16. koͤnte gegeben wer-
den.
5. Da nun aber dieſer Gnaden-Thron der-
geſtalt CHriſtum abgebildet hat, daß darinnen
auch zugleich GOtt der Vater, der das Ver-
ſoͤhn-Opfer annimmt und den Glaubigen zu-
rechnet, vorgeſtellet worden, ſo lernet man da-
bey den Nachdruck der Worte Pauli erkennen,
da er 2 Cor. 5, 19. ſaget: GOTT war in
CHriſto und verſoͤhnete die Welt mit ihm
ſelber, und rechnet ihnen ihre Suͤnde
nicht zu, und hat unter uns aufgerich-
tet das Wort von der Verſoͤhnung.
6. Sonſt iſt bey dem Pauliniſchen Spru-
che Rom. 3, 25. 26. noch unterſchiedliches zu
mercken. Zuvorderſt dieſes, daß in den Wor-
ten vorgeſtellet zum Gnaden-Stul,, nebſt
der durch CHriſtum geſchehenen Erwerbung
des Heils, zugleich auf deſſelben Application
oder glaͤubigen Zueignung geſehen werde.
Und eben darum ſtehet dabey διά πίστεως, durch
den Glauben;
als durch welchen in der Zu-
eignung uns CHriſtus zum Gnaden-Stul
wird.
7. Und wenn bey dem Worte Glauben
des Bluts CHriſti gedacht wird, ſo wird da-
mit das Gegenbild angezeiget, von dem, daß
die ſiebenfache Sprengung des Opfer-Bluts
vor dem Gnaden-Thron geſchahe; und mit dem
Worte Blut wird uns der gantze Verſoͤhnungs-
Tod CHriſti angeprieſen; als auf welchen ſich
der Glaube in der Application verlaͤßt; alſo
daß er darinnen ſeinen rechten unbeweglichen
Grund und ſeine Ruhe hat. Und dieſes letztere
iſt angedeutet durch die Conſtruction διὰ πί-
στεως ἐν ἀυτοῦ ἅιματι, durch den Glauben
in ſeinem Blute,
alſo daß das Blut nicht al-
lein iſt das Object, worauf der Glaube ſiehet,
ſondern auch das Fundament, worauf er ſich
zur ſichern Ruhe veſtiglich gruͤndet und erbauet.
Wie wir denn ſolcher Redens-Arten vom Glau-
ben mehr haben, als Gal. 3, 26. Jhr ſeyd al-
le GOTTES Kinder,
διά τῆς πίστεως ἐν
Χριστῷ Ιησοῦ, durch den Glauben an oder in
Chriſto JEſu.
Und 1 Tim. 3, 13. ſich eine
groſſe Freudigkeit erwerben
ἐν πίστει τῇ ἐν
Χριστῷ Ιησοῦ, durch den Glauben in CHri-
ſto JEſu,
der in CHriſto ſein Object, Grund,
Nahrung und Ruhe findet. Jn beyden Ver-
ſen ſtehen die Worte ἐις (oder πρὸς) ἔνδειξιν
τῆς δικαιοσύνης, zum Beweiſe der Gerech-
tigkeit:
aber mit dem Unterſcheide, daß v. 25.
dabey
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[55/0083] Cap. 3, v. 25. 26 an die Roͤmer. terlichen Gerechtigkeit durch das Blut oder den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti ein Genuͤgen ge- ſchehen,) und gerecht mache (der, da er nach dem temperament der Gerechtigkeit und Gnade das Verſoͤhn-Opfer ſtatt finden laſſen, und das Loͤſe-Geld angenommen, ſolches nicht fuͤr ſich in ſeinem Gerichte behalte, ſondern es allen, die ſolches im wahren Glauben ergreiffen, als ihr eignes znrechne, und ſie ſolcher geſtalt gerecht mache,) den, der da iſt des Glaubens an JESU. Anmerckungen. 1. Es kam mit dem gantzen Levitiſchen, CHriſtum und das Chriſtenthum abbildenden, Gottes-Dienſte fuͤrnemlich auf die Stifts- Huͤtte, und hernach auf den Tempel an. Jn beyden war das innere Gemach, als das aller- heiligſte, das allerfuͤrnehmſte. Jn dieſem in- nerſten Theile aber war die Bundes-Lade, welche die Tafeln des Geſetzes GOttes in ſich hielte, und mit ihrem gar beſondern Deckel, an welchem zu beyden Seiten die Cherubim auf- gerichtet ſtunden, den Thron der Majeſtaͤt Got- tes præſentirten: wie denn GOTT darnach in der Wolcken-Seule gleichſam ſeinen Sitz nahm, und ſich alſo auf eine gantz beſondere Art gegen- waͤrtig zeigete. Wenn nun der Hohe-Prieſter jaͤhrlich am hohen Verſoͤhnungs-Feſte mit dem Opfer-Blute zur Verſoͤhnung ins Allerheiligſte einging, ſo ſprengete er das Blut vor dieſem Throne GOttes; und zwar einmal etwas in die Hoͤhe und ſiebenmal niederwaͤrts, damit anzu- zeigen, daß dieſes Opfer-Blut zur Verſoͤhnung im Himmel angenommen und den Menſchen hienieden auf Erden vollkoͤmmlich zugerechnet werde. Lev. 16. 2. Das Hauptſtuͤcke an der Bundes-Lade war derſelben Deckel: Denn derſelbe bedeckte nicht allein die Lade und die darinnen liegende Tafeln des Geſetzes, ſondern es gehoͤrten zu demſelben die beyden den Thron GOttes formi- renden Cherubim: ſintemal ſie mit dem Deckel aus einer einzigen groſſen Maſſe Goldes alſo aus- gearbeitet waren. Davon man unter andern Lundium in ſeinem Wercke von den Juͤdiſchen Heiligthuͤmern nachleſen kan. 3. Es war aber dieſer Deckel ſamt der La- de und den Cherubim ein Vorbild auf CHri- ſtum. Wie nach ſeiner Perſon, und darinnen nach beyden Ramen; alſo auch nach ſeinem ho- henprieſterlichen, prophetiſchen und koͤniglichen Amte. Die beyden Naturen in der eintzigen Per- ſon CHriſti wurden abgebildet durch die gedop- pelte Materie der Bundes-Lade, nemlich durch das unverwesliche und koͤſtliche Holtz Schittim, und durch die guͤldenen ziemlich dicken Platten, oder Bleche, womit das Holtzwerck um und um beleget war. Und da das hohe-prieſterliche Amt ſeine Figur darinnen hatte, daß nebſt dem Raͤuchwercke das Opfer-Blut vor die Lade ge- bracht und gegen derſelben Deckel zur Verſoͤh- nung des Volcks geſprenget wurde: ſo wurde das prophetiſche vorgeſtellet durch das in der Lade enthaltene Geſetz; als welches CHriſtus in ſeinem Hertzen trug, und fuͤr uns erfuͤllete, daß es uns nicht mehr verdammen ſolte und koͤn- te. Pſalm 40, 9. Das koͤnigliche aber durch den uͤber der Lade zwiſchen den Cherubim for- mirten Thron der Majeſtaͤt. 4. Und da nun beſagter Deckel in Anſe- hung deſſen, daß vor und gegen denſelben durch die Beſprengung des Opfer-Bluts die Verſoͤh- nung geſchahe, genennet wurde _ expia- torium, placatorium, Griechiſch, ἱλαστήριον, ſo hat Paulus alhier dieſes Wort behalten, und Lutherus, da er nicht auf den bloſſen Deckel, ſondern auf den daruͤber zwiſchen den Cherubim præſentirten Thron geſehen, hat es uͤberſetzet Gnaden-Stul, oder Gnaden-Thron, wie es nach Hebr. 4, 16. koͤnte gegeben wer- den. 5. Da nun aber dieſer Gnaden-Thron der- geſtalt CHriſtum abgebildet hat, daß darinnen auch zugleich GOtt der Vater, der das Ver- ſoͤhn-Opfer annimmt und den Glaubigen zu- rechnet, vorgeſtellet worden, ſo lernet man da- bey den Nachdruck der Worte Pauli erkennen, da er 2 Cor. 5, 19. ſaget: GOTT war in CHriſto und verſoͤhnete die Welt mit ihm ſelber, und rechnet ihnen ihre Suͤnde nicht zu, und hat unter uns aufgerich- tet das Wort von der Verſoͤhnung. 6. Sonſt iſt bey dem Pauliniſchen Spru- che Rom. 3, 25. 26. noch unterſchiedliches zu mercken. Zuvorderſt dieſes, daß in den Wor- ten vorgeſtellet zum Gnaden-Stul,, nebſt der durch CHriſtum geſchehenen Erwerbung des Heils, zugleich auf deſſelben Application oder glaͤubigen Zueignung geſehen werde. Und eben darum ſtehet dabey διά πίστεως, durch den Glauben; als durch welchen in der Zu- eignung uns CHriſtus zum Gnaden-Stul wird. 7. Und wenn bey dem Worte Glauben des Bluts CHriſti gedacht wird, ſo wird da- mit das Gegenbild angezeiget, von dem, daß die ſiebenfache Sprengung des Opfer-Bluts vor dem Gnaden-Thron geſchahe; und mit dem Worte Blut wird uns der gantze Verſoͤhnungs- Tod CHriſti angeprieſen; als auf welchen ſich der Glaube in der Application verlaͤßt; alſo daß er darinnen ſeinen rechten unbeweglichen Grund und ſeine Ruhe hat. Und dieſes letztere iſt angedeutet durch die Conſtruction διὰ πί- στεως ἐν ἀυτοῦ ἅιματι, durch den Glauben in ſeinem Blute, alſo daß das Blut nicht al- lein iſt das Object, worauf der Glaube ſiehet, ſondern auch das Fundament, worauf er ſich zur ſichern Ruhe veſtiglich gruͤndet und erbauet. Wie wir denn ſolcher Redens-Arten vom Glau- ben mehr haben, als Gal. 3, 26. Jhr ſeyd al- le GOTTES Kinder, διά τῆς πίστεως ἐν Χριστῷ Ιησοῦ, durch den Glauben an oder in Chriſto JEſu. Und 1 Tim. 3, 13. ſich eine groſſe Freudigkeit erwerben ἐν πίστει τῇ ἐν Χριστῷ Ιησοῦ, durch den Glauben in CHri- ſto JEſu, der in CHriſto ſein Object, Grund, Nahrung und Ruhe findet. Jn beyden Ver- ſen ſtehen die Worte ἐις (oder πρὸς) ἔνδειξιν τῆς δικαιοσύνης, zum Beweiſe der Gerech- tigkeit: aber mit dem Unterſcheide, daß v. 25. dabey

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/83>, abgerufen am 25.11.2024.