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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] Zeit der Verheissungen gewesen. Diese Ge-
rechtigkeit ist dergstalt offenbaret, nemlich im
Evangelio, ohne Zuthun des Gesetzes, daß sie
nicht etwa zum Theil aus dem Gesetze oder aus
gesetzlichem Gehorsam, und zum Theil aus dem
Evangelio kömmt, sondern sie ist gantz des Evan-
gelii; sintemal, wie zuvor gedacht, das Gesetz
die Sünde nicht wegnimmt mit Schenckung der
Gerechtigkeit, sondern sie nur offenbahret, oder
in ihrer Grösse recht aufdecket) und bezeuget
durch das Gesetz und die Propheten,
(wie
denn diese evangelische Glaubens-Gerechtigkeit
an sich selbst nicht etwas neues ist, welches im Al-
ten Testament gar noch nicht bekant gewesen
wäre; sondern sie ist bereits durch Mosen und
die Propheten, theils in deutlichen Verheissun-
gen, theils in Vorbildern vielfältig bezeuget und
vorher verkündiget worden. Daher auch unser
Heiland selbst spricht Luc. 24, 15-17. O ihr
Thoren und träges Hertzens, zu glauben
allem dem, das die Propheten geredet ha-
ben. Muste nicht Christus solches leiden,
und zu seiner Herrlichkeit eingehen? Und

(thut Lucas hinzu) er sing an von Mose und
allen Propheten, und legete ihnen alle
Schrift aus, die von ihm gesaget war.

Und Petrus spricht mit grosser Freudigkeit Act.
10, 43. Von diesem zeugen alle Propheten,
daß durch seinen Namen alle, die an ihn
glauben, Vergebung der Sünden empfan-
gen sollen.

Anmerckungen.

1. Der Leser hat bey diesem Vers wieder
zurück zu gehen auf den 17. Vers des ersten Ca-
pitels, und sie beyde, nebst dem dort vorherge-
henden 16. Vers zusammen zu halten, so wird
er sehen, wie daß Paulus nun wieder zu dem er-
sten Haupt-Satze und zu der Haupt-Lehre sei-
nes gantzen Briefes kömmt, also, daß er sie im
nachfolgenden mit mehrern abhandelt: Nachdem
er nemlich inzwischen durch den übrigen Theil
des ersten Capitels bis an diesen letztern Ort ge-
zeiget hat, daß Heyden und Juden, ihrem ver-
derbten natürlichen Zustande nach, unter dem
Fluche des Gesetzes liegen.

2. Das Wort Gesetz wird alhier gebrau-
chet erstlich von dem eigentlichen in Geboten
verfasseten Gesetze, hernach von den Schrif-
ten Mosis:
dergleichen Ort auch ist der Gal.
4, 21. Saget mir, die ihr unter dem Gesetz
seyn wollet, habet ihr das Gesetz nicht ge-
höret?
Denn es stehet geschrieben u. s. w. nem-
lich im ersten Buch Mosis cap. 16. und 21.

V. 22.

Jch sage aber von solcher Gerechtig-
keit vor GOtt,
(Gr. Aber die, oder eine sol-
che, Gerechtigkeit GOttes, nemlich ist ietzo
offenbahret, und vormals bezeuget durch das
Gesetz und die Propheten) die da kömmt durch
den Glauben an JEsum Christ
(e dia pi-
seos Iesou Khrisou) zu allen und auf alle (Ju-
den und Heiden) die da glauben, (welche die al-
len erworbene und angebothene Gnade in Chri-
sto durch den wahren Glauben, welchen sie durch
[Spaltenumbruch] solchen Antrag in der Ordnung der Busse in sich
wircken lassen, ergreiffen.) Denn es ist hie kein
Unterscheid
(unter Juden und Heiden, und
bey der rechtfertigenden Gnade, oder zuzurech-
nenden Gerechtigkeit Christi, als wenn sie nur
einigen zugedacht sey, andern aber nicht; son-
dern sie ist allgemein. Davon es mit Recht
heißt cap. 10, 11. 12. Wer an ihn, Christum,
glaubet, wird nicht zuschanden werden.
Es ist hie kein Unterscheid unter Juden
und Grieben: es ist aller zumal Ein HErr,
reich über alle, die ihn anrufen.
Siehe auch
Col. 3, 11.

Anmerckungne.

1. Die Griechischen Worte: dikaiosune
theou, die Gerechtigkeit GOttes, sind c. 1, 17.
wie auch alhier v. 21. 22. 26. und cap. 10, 3.
2 Cor. 5, 21. gar recht von dem seligen Luthero
übersetzet: Die Gerechtigkeit, die vor GOtt
gilt.
Denn der gantze Context zeiget nach dem
Zwecke Pauli an, daß alhier die Rede nicht sey
von der wesentlichen Gerechtigkeit, die GOtt an
sich hat: noch von der, welche er durch den H.
Geist in uns wircket; sondern von der, welche
uns Christus durch seinen Versöhnungs-Tod
erworben hat, und die uns daher aus Gnaden
geschencket und uns als unser eigen zugerechnet
wird, und durch den Glauben muß ergriffen
und zugeeignet werden. Darum sie eine solche
Gerechtigkeit GOttes heißt, welche kömmt
durch den Glauben,
und im Gegensatz auf
unsere eigene Gerechtigkeit, die unmöglich ist,
genennet wird die Gerechtigkeit GOttes, weil
sie uns von GOtt in Christo zubereitet ist und
geschencket wird, auch allein zu unserer Gere cht-
machung vor GOtt gilt: und daher Phil. 3, 9.
heißt: dikaiosune ek theou, die Gerechtigkeit aus,
oder von GOtt, epi te pisei, die dem Glauben,
zugerechnet wird.

2. Die erworbene Gerechtigkeit Christi
ist ein allgemeines Gnaden-Geschenck; weil sie
denn nun ohne Unterscheid allen Glaubigen
zu gut kömmt, wer solte sich denn selbst davon
ausschliessen, und es sich nicht mit glaubigem
Hertzen zueignen?

3. Ein glaubig Hertz haben, ist in der Er-
käntniß seiner Sünden einen Hunger und
Durst nach der Gnade GOttes in Christo in
sich wircken lassen und empfinden, und sich
damit die Gerechtigkeit Christi zur geistlichen
Sättigung und Erquickung zueignen.

V. 23.

Denn sie sind allzu[m]al (Juden und
Heiden ohne allen Unterscheid v. 22.) Sünder,
(Gr. haben gesündiget, ne[m]lich zuvorderst in
Adam, ihrem ersten Stamm-Vater, sintemal
durch einen Menschen die Sünde ist in die Welt
kommen, und der Tod durch die Sünde, und
ist also der Tod zu allen Menschen hindurch ge-
drungen, dieweil sie alle gesündiget haben, oder
in Adam zu Sündern geworden sind c. 5, 12.)
und mangeln des Ruhms, den sie an GOtt
haben sollen,
(als könten sie aus eigener Ge-
rechtigkeit vor GOtt bestehen: Gr. sind be-

rau-

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 22. 23.
[Spaltenumbruch] Zeit der Verheiſſungen geweſen. Dieſe Ge-
rechtigkeit iſt dergſtalt offenbaret, nemlich im
Evangelio, ohne Zuthun des Geſetzes, daß ſie
nicht etwa zum Theil aus dem Geſetze oder aus
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Evangelio koͤmmt, ſondern ſie iſt gantz des Evan-
gelii; ſintemal, wie zuvor gedacht, das Geſetz
die Suͤnde nicht wegnimmt mit Schenckung der
Gerechtigkeit, ſondern ſie nur offenbahret, oder
in ihrer Groͤſſe recht aufdecket) und bezeuget
durch das Geſetz und die Propheten,
(wie
denn dieſe evangeliſche Glaubens-Gerechtigkeit
an ſich ſelbſt nicht etwas neues iſt, welches im Al-
ten Teſtament gar noch nicht bekant geweſen
waͤre; ſondern ſie iſt bereits durch Moſen und
die Propheten, theils in deutlichen Verheiſſun-
gen, theils in Vorbildern vielfaͤltig bezeuget und
vorher verkuͤndiget worden. Daher auch unſer
Heiland ſelbſt ſpricht Luc. 24, 15-17. O ihr
Thoren und traͤges Hertzens, zu glauben
allem dem, das die Propheten geredet ha-
ben. Muſte nicht Chriſtus ſolches leiden,
und zu ſeiner Herrlichkeit eingehen? Und

(thut Lucas hinzu) er ſing an von Moſe und
allen Propheten, und legete ihnen alle
Schrift aus, die von ihm geſaget war.

Und Petrus ſpricht mit groſſer Freudigkeit Act.
10, 43. Von dieſem zeugen alle Propheten,
daß durch ſeinen Namen alle, die an ihn
glauben, Vergebung der Suͤnden empfan-
gen ſollen.

Anmerckungen.

1. Der Leſer hat bey dieſem Vers wieder
zuruͤck zu gehen auf den 17. Vers des erſten Ca-
pitels, und ſie beyde, nebſt dem dort vorherge-
henden 16. Vers zuſammen zu halten, ſo wird
er ſehen, wie daß Paulus nun wieder zu dem er-
ſten Haupt-Satze und zu der Haupt-Lehre ſei-
nes gantzen Briefes koͤmmt, alſo, daß er ſie im
nachfolgenden mit mehrern abhandelt: Nachdem
er nemlich inzwiſchen durch den uͤbrigen Theil
des erſten Capitels bis an dieſen letztern Ort ge-
zeiget hat, daß Heyden und Juden, ihrem ver-
derbten natuͤrlichen Zuſtande nach, unter dem
Fluche des Geſetzes liegen.

2. Das Wort Geſetz wird alhier gebrau-
chet erſtlich von dem eigentlichen in Geboten
verfaſſeten Geſetze, hernach von den Schrif-
ten Moſis:
dergleichen Ort auch iſt der Gal.
4, 21. Saget mir, die ihr unter dem Geſetz
ſeyn wollet, habet ihr das Geſetz nicht ge-
hoͤret?
Denn es ſtehet geſchrieben u. ſ. w. nem-
lich im erſten Buch Moſis cap. 16. und 21.

V. 22.

Jch ſage aber von ſolcher Gerechtig-
keit vor GOtt,
(Gr. Aber die, oder eine ſol-
che, Gerechtigkeit GOttes, nemlich iſt ietzo
offenbahret, und vormals bezeuget durch das
Geſetz und die Propheten) die da koͤmmt durch
den Glauben an JEſum Chriſt
(ἡ διὰ πί-
ςεως Ἰησοῦ Χριςοῦ) zu allen und auf alle (Ju-
den und Heiden) die da glauben, (welche die al-
len erworbene und angebothene Gnade in Chri-
ſto durch den wahren Glauben, welchen ſie durch
[Spaltenumbruch] ſolchen Antrag in der Ordnung der Buſſe in ſich
wircken laſſen, ergreiffen.) Denn es iſt hie kein
Unterſcheid
(unter Juden und Heiden, und
bey der rechtfertigenden Gnade, oder zuzurech-
nenden Gerechtigkeit Chriſti, als wenn ſie nur
einigen zugedacht ſey, andern aber nicht; ſon-
dern ſie iſt allgemein. Davon es mit Recht
heißt cap. 10, 11. 12. Wer an ihn, Chriſtum,
glaubet, wird nicht zuſchanden werden.
Es iſt hie kein Unterſcheid unter Juden
und Grieben: es iſt aller zumal Ein HErr,
reich uͤber alle, die ihn anrufen.
Siehe auch
Col. 3, 11.

Anmerckungne.

1. Die Griechiſchen Worte: δικαιοσύνη
θεοῦ, die Gerechtigkeit GOttes, ſind c. 1, 17.
wie auch alhier v. 21. 22. 26. und cap. 10, 3.
2 Cor. 5, 21. gar recht von dem ſeligen Luthero
uͤberſetzet: Die Gerechtigkeit, die vor GOtt
gilt.
Denn der gantze Context zeiget nach dem
Zwecke Pauli an, daß alhier die Rede nicht ſey
von der weſentlichen Gerechtigkeit, die GOtt an
ſich hat: noch von der, welche er durch den H.
Geiſt in uns wircket; ſondern von der, welche
uns Chriſtus durch ſeinen Verſoͤhnungs-Tod
erworben hat, und die uns daher aus Gnaden
geſchencket und uns als unſer eigen zugerechnet
wird, und durch den Glauben muß ergriffen
und zugeeignet werden. Darum ſie eine ſolche
Gerechtigkeit GOttes heißt, welche koͤmmt
durch den Glauben,
und im Gegenſatz auf
unſere eigene Gerechtigkeit, die unmoͤglich iſt,
genennet wird die Gerechtigkeit GOttes, weil
ſie uns von GOtt in Chriſto zubereitet iſt und
geſchencket wird, auch allein zu unſerer Gere cht-
machung vor GOtt gilt: und daher Phil. 3, 9.
heißt: δικαιοσύνη ἐκ θεοῦ, die Gerechtigkeit aus,
oder von GOtt, ἐπὶ τῆ πιςει, die dem Glauben,
zugerechnet wird.

2. Die erworbene Gerechtigkeit Chriſti
iſt ein allgemeines Gnaden-Geſchenck; weil ſie
denn nun ohne Unterſcheid allen Glaubigen
zu gut koͤmmt, wer ſolte ſich denn ſelbſt davon
ausſchlieſſen, und es ſich nicht mit glaubigem
Hertzen zueignen?

3. Ein glaubig Hertz haben, iſt in der Er-
kaͤntniß ſeiner Suͤnden einen Hunger und
Durſt nach der Gnade GOttes in Chriſto in
ſich wircken laſſen und empfinden, und ſich
damit die Gerechtigkeit Chriſti zur geiſtlichen
Saͤttigung und Erquickung zueignen.

V. 23.

Denn ſie ſind allzu[m]al (Juden und
Heiden ohne allen Unterſcheid v. 22.) Suͤnder,
(Gr. haben geſuͤndiget, ne[m]lich zuvorderſt in
Adam, ihrem erſten Stamm-Vater, ſintemal
durch einen Menſchen die Suͤnde iſt in die Welt
kommen, und der Tod durch die Suͤnde, und
iſt alſo der Tod zu allen Menſchen hindurch ge-
drungen, dieweil ſie alle geſuͤndiget haben, oder
in Adam zu Suͤndern geworden ſind c. 5, 12.)
und mangeln des Ruhms, den ſie an GOtt
haben ſollen,
(als koͤnten ſie aus eigener Ge-
rechtigkeit vor GOtt beſtehen: Gr. ſind be-

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[52/0080] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 22. 23. Zeit der Verheiſſungen geweſen. Dieſe Ge- rechtigkeit iſt dergſtalt offenbaret, nemlich im Evangelio, ohne Zuthun des Geſetzes, daß ſie nicht etwa zum Theil aus dem Geſetze oder aus geſetzlichem Gehorſam, und zum Theil aus dem Evangelio koͤmmt, ſondern ſie iſt gantz des Evan- gelii; ſintemal, wie zuvor gedacht, das Geſetz die Suͤnde nicht wegnimmt mit Schenckung der Gerechtigkeit, ſondern ſie nur offenbahret, oder in ihrer Groͤſſe recht aufdecket) und bezeuget durch das Geſetz und die Propheten, (wie denn dieſe evangeliſche Glaubens-Gerechtigkeit an ſich ſelbſt nicht etwas neues iſt, welches im Al- ten Teſtament gar noch nicht bekant geweſen waͤre; ſondern ſie iſt bereits durch Moſen und die Propheten, theils in deutlichen Verheiſſun- gen, theils in Vorbildern vielfaͤltig bezeuget und vorher verkuͤndiget worden. Daher auch unſer Heiland ſelbſt ſpricht Luc. 24, 15-17. O ihr Thoren und traͤges Hertzens, zu glauben allem dem, das die Propheten geredet ha- ben. Muſte nicht Chriſtus ſolches leiden, und zu ſeiner Herrlichkeit eingehen? Und (thut Lucas hinzu) er ſing an von Moſe und allen Propheten, und legete ihnen alle Schrift aus, die von ihm geſaget war. Und Petrus ſpricht mit groſſer Freudigkeit Act. 10, 43. Von dieſem zeugen alle Propheten, daß durch ſeinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Suͤnden empfan- gen ſollen. Anmerckungen. 1. Der Leſer hat bey dieſem Vers wieder zuruͤck zu gehen auf den 17. Vers des erſten Ca- pitels, und ſie beyde, nebſt dem dort vorherge- henden 16. Vers zuſammen zu halten, ſo wird er ſehen, wie daß Paulus nun wieder zu dem er- ſten Haupt-Satze und zu der Haupt-Lehre ſei- nes gantzen Briefes koͤmmt, alſo, daß er ſie im nachfolgenden mit mehrern abhandelt: Nachdem er nemlich inzwiſchen durch den uͤbrigen Theil des erſten Capitels bis an dieſen letztern Ort ge- zeiget hat, daß Heyden und Juden, ihrem ver- derbten natuͤrlichen Zuſtande nach, unter dem Fluche des Geſetzes liegen. 2. Das Wort Geſetz wird alhier gebrau- chet erſtlich von dem eigentlichen in Geboten verfaſſeten Geſetze, hernach von den Schrif- ten Moſis: dergleichen Ort auch iſt der Gal. 4, 21. Saget mir, die ihr unter dem Geſetz ſeyn wollet, habet ihr das Geſetz nicht ge- hoͤret? Denn es ſtehet geſchrieben u. ſ. w. nem- lich im erſten Buch Moſis cap. 16. und 21. V. 22. Jch ſage aber von ſolcher Gerechtig- keit vor GOtt, (Gr. Aber die, oder eine ſol- che, Gerechtigkeit GOttes, nemlich iſt ietzo offenbahret, und vormals bezeuget durch das Geſetz und die Propheten) die da koͤmmt durch den Glauben an JEſum Chriſt (ἡ διὰ πί- ςεως Ἰησοῦ Χριςοῦ) zu allen und auf alle (Ju- den und Heiden) die da glauben, (welche die al- len erworbene und angebothene Gnade in Chri- ſto durch den wahren Glauben, welchen ſie durch ſolchen Antrag in der Ordnung der Buſſe in ſich wircken laſſen, ergreiffen.) Denn es iſt hie kein Unterſcheid (unter Juden und Heiden, und bey der rechtfertigenden Gnade, oder zuzurech- nenden Gerechtigkeit Chriſti, als wenn ſie nur einigen zugedacht ſey, andern aber nicht; ſon- dern ſie iſt allgemein. Davon es mit Recht heißt cap. 10, 11. 12. Wer an ihn, Chriſtum, glaubet, wird nicht zuſchanden werden. Es iſt hie kein Unterſcheid unter Juden und Grieben: es iſt aller zumal Ein HErr, reich uͤber alle, die ihn anrufen. Siehe auch Col. 3, 11. Anmerckungne. 1. Die Griechiſchen Worte: δικαιοσύνη θεοῦ, die Gerechtigkeit GOttes, ſind c. 1, 17. wie auch alhier v. 21. 22. 26. und cap. 10, 3. 2 Cor. 5, 21. gar recht von dem ſeligen Luthero uͤberſetzet: Die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt. Denn der gantze Context zeiget nach dem Zwecke Pauli an, daß alhier die Rede nicht ſey von der weſentlichen Gerechtigkeit, die GOtt an ſich hat: noch von der, welche er durch den H. Geiſt in uns wircket; ſondern von der, welche uns Chriſtus durch ſeinen Verſoͤhnungs-Tod erworben hat, und die uns daher aus Gnaden geſchencket und uns als unſer eigen zugerechnet wird, und durch den Glauben muß ergriffen und zugeeignet werden. Darum ſie eine ſolche Gerechtigkeit GOttes heißt, welche koͤmmt durch den Glauben, und im Gegenſatz auf unſere eigene Gerechtigkeit, die unmoͤglich iſt, genennet wird die Gerechtigkeit GOttes, weil ſie uns von GOtt in Chriſto zubereitet iſt und geſchencket wird, auch allein zu unſerer Gere cht- machung vor GOtt gilt: und daher Phil. 3, 9. heißt: δικαιοσύνη ἐκ θεοῦ, die Gerechtigkeit aus, oder von GOtt, ἐπὶ τῆ πιςει, die dem Glauben, zugerechnet wird. 2. Die erworbene Gerechtigkeit Chriſti iſt ein allgemeines Gnaden-Geſchenck; weil ſie denn nun ohne Unterſcheid allen Glaubigen zu gut koͤmmt, wer ſolte ſich denn ſelbſt davon ausſchlieſſen, und es ſich nicht mit glaubigem Hertzen zueignen? 3. Ein glaubig Hertz haben, iſt in der Er- kaͤntniß ſeiner Suͤnden einen Hunger und Durſt nach der Gnade GOttes in Chriſto in ſich wircken laſſen und empfinden, und ſich damit die Gerechtigkeit Chriſti zur geiſtlichen Saͤttigung und Erquickung zueignen. V. 23. Denn ſie ſind allzumal (Juden und Heiden ohne allen Unterſcheid v. 22.) Suͤnder, (Gr. haben geſuͤndiget, nemlich zuvorderſt in Adam, ihrem erſten Stamm-Vater, ſintemal durch einen Menſchen die Suͤnde iſt in die Welt kommen, und der Tod durch die Suͤnde, und iſt alſo der Tod zu allen Menſchen hindurch ge- drungen, dieweil ſie alle geſuͤndiget haben, oder in Adam zu Suͤndern geworden ſind c. 5, 12.) und mangeln des Ruhms, den ſie an GOtt haben ſollen, (als koͤnten ſie aus eigener Ge- rechtigkeit vor GOtt beſtehen: Gr. ſind be- rau-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/80>, abgerufen am 22.11.2024.