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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 28. 29.
[Spaltenumbruch] get? Mit Vorstellung, Ermahnung und
Lehre in aller Weisheit,
auch mit aller Ar-
beit und allem Ringen. 4. Zu welchem Zwe-
cke
solches geschehen? Daß er einen ieglichen
Menschen vollkommen in CHristo möchte
darstellen. 5. Aus welchem Vermögen
al-
les bey ihm geschehe? Aus der Wirckung des-
sen, der in ihm kräftig wircket. Welche fünf
Stücke nun insonderheit mit wenigen zu erläu-
tern sind: Denn ob diese Materie gleich an sich
deutlich genug ist, so ist sie doch dabey in Anse-
hung der Lehrer und Zuhörer von einem sol-
chen Nachdrucke, welchen nicht gleich ein ieder
einsiehet.
4. CHristum verkündigte der Apostel al-
so, wie er von ihm nach seiner Person, Stän-
den und Amte auch Reiche in diesem und in an-
dern Briefen zeuget: und dahin ging der Vor-
trag des gantzen Raths GOTTes von dem
Grunde und von der Ordnung des Heils, nach
Ap. Ges. 20, 27. Es muß demnach eines Ev-
angelischen Lehrers Haupt-Werck seyn, daß er
den Seelen CHristum, wie er ist, recht groß
und angenehm mache, und ihnen zuvorderst sei-
ne Gnade zur gründlichen Bekehrung recht an-
preise, unter der Vorstellung, zu was für einer
grossen Seligkeit man durch ihn auf diesem We-
ge gelange.
5. Und da der Apostel das Wort alle drey-
mal setzet, und anzeiget, daß er einem ieden
Menschen,
bey dem er zur Verkündigung Ge-
legenheit finde, CHristum predige, so zeiget er
damit an, daß er es bey dem öffentlichen Vor-
trage nicht gelassen, sondern auch einen ieden
besonders vorgenommen habe. Welches er Ap.
Gesch. 20, 34. nennet ena ekaston, einen ieden
ermahnen.
Es ist zwar wahr, wenn man
spricht: Dic & liberasti animam tuam, sage es,
so hast du deine Seele errettet:
Aber es
kömmt auf das rechte sagen an: ob man es
nicht allein öffentlich, sondern auch besonders,
und also, wie es hätte geschehen sollen, gethan
habe.
6. Paulus hat dazu zuvorderst gebrauchet
alle Treue und allen Ernst, so gar, daß er
die Amts-Verrichtung und Seelen-Sorge nicht
allein eine Arbeit, sondern auch einen Kampf
nennet, der ihm ohne Zweifel oft sauer ange-
kommen ist. Und dazu kam denn noch alle
Weisheit,
die gehörige Art und Weise zu tref-
fen, so wie es sich für eines ieden Zustand schi-
ckete. Die Handlung des Vortrages selbst nen-
net er verkündigen, ermahnen, lehren: da
das mittlere Wort, nouthetei~n sonderlich gehet
auf die Application, welche eine mehrere und
nähere Einschärfung an das Gewissen erfo-
dert.
7. Der Zweck die Darstellung eines
ieglichen Menschen, als vollkommen in
CHristo.
Da insonderheit zu mercken:
a. Die Darstellung: welche alhier, der Zu-
eignung nach, gar schön überein kömmt mit
dem Zwecke CHristi, den er selbst bey dem
Versöhnungs-Amte gehabt hat; davon es
v. 22 heißt: Daß er euch darstellete hei-
[Spaltenumbruch] lig und unsträflich und ohne Tadel vor
ihm selbst.
Es muß ein rechtschaffner Leh-
rer mit CHristo einerley Zweck haben. Da
die Darstellung CHristi aus der Versöhnung
hergeleitet wird, und sonderlich auf die
Rechtfertigung gehet; so gehet die Dar-
stellung Pauli, nach solchem Grunde, noch
in mehrer Application auf das gantze Chri-
stenthum,
und darinnen sonderlich auf die
Erneuerung.
b. Dieser ist teleios vollkommen, der alle
Stücke desselben, ob gleich noch in der Unvoll-
kommenheit, doch nach der Wahrheit an sich
hat, und der darinnen auch bereits zu meh-
rern Kräften gekommen, und also kein jun-
ges Milch-Kind, sondern ein Jüngling
und starcker Mann ist. Davon es heißt
Eph. 4, 13. 14. Daß wir ein Vollkommner
Mann werden, der da sey in der Masse
des vollkommnen Alters CHristi, auf
daß wir nicht mehr Kinder seyn und uns
wägen und wiegen lassen von allerley
Wind der Lehre
u. f. Diesen Vollkom-
menen gehöret die starcke Speise, als
die durch Gewohnheit haben geübte
Sinne zum Unterscheide des Guten und
des Bösen
Hebr. 5, 12. 13. 14.
c. Dazu kömmt die Paulo gewöhnliche Re-
dens-Art: in CHristo JEsu, womit er
anzeiget, wie daß man bey der gedachten Voll-
kommenheit in der Vereinigung und Gemein-
schaft mit CHristo stehe, und daß wie aus der
Kraft CHristi alles rechtschaffne Wesen des
Christenthums habe, also auch an der Ge-
rechtigkeit CHristi die Ersetzung aller noch ü-
brigen Unvollkommenheit finde.
8. Das principium oder der Grund, aus
welchem Paulus alle seine Amts-Verrichtun-
gen herführete, war die Wirckung CHristi,
von welcher er gar nachdrücklich spricht, daß sie
gewircket habe en dunamei, in der Kraft,
und zwar in ihm, und in dieser Ordnung auch
durch ihn. Denn wo ein Lehrer nicht ein
Tempel, und gleichsam eine rechte Werckstatt
des Heiligen Geistes ist, darinnen er wohnen
und wircken könne, so kan er auch unmöglich
ein recht tüchtiges und getreues Werckzeug seyn,
dadurch er wircke. Man siehet demnach, wo-
her das Wort GOttes alle seine Kraft habe,
nemlich von GOTT selbst, der es nicht allein
an sich selbst zu einem kräftigen Samen gema-
chet hat, sondern auch bey der Verkündigung
selbst seinem Worte durch seine kräftige Wir-
ckung den rechten Nachdruck giebet. Daher
man denn auch nicht allein Menschen, sondern
auch GOTT selbst widerstehet, wenn man
das also an das Gewissen gelegte Wort nicht
annimmt. Hieher gehöret, was Paulus saget
Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den,
der mich mächtig machet CHristum.
Sie-
he auch Rom. 15, 18. Jch dürfte nicht etwas
reden, wo dasselbe nicht CHristus durch
mich wirckete, die Heiden zum Gehorsam
zu bringen durch Wort und Werck.
Das
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 28. 29.
[Spaltenumbruch] get? Mit Vorſtellung, Ermahnung und
Lehre in aller Weisheit,
auch mit aller Ar-
beit und allem Ringen. 4. Zu welchem Zwe-
cke
ſolches geſchehen? Daß er einen ieglichen
Menſchen vollkommen in CHriſto moͤchte
darſtellen. 5. Aus welchem Vermoͤgen
al-
les bey ihm geſchehe? Aus der Wirckung deſ-
ſen, der in ihm kraͤftig wircket. Welche fuͤnf
Stuͤcke nun inſonderheit mit wenigen zu erlaͤu-
tern ſind: Denn ob dieſe Materie gleich an ſich
deutlich genug iſt, ſo iſt ſie doch dabey in Anſe-
hung der Lehrer und Zuhoͤrer von einem ſol-
chen Nachdrucke, welchen nicht gleich ein ieder
einſiehet.
4. CHriſtum verkuͤndigte der Apoſtel al-
ſo, wie er von ihm nach ſeiner Perſon, Staͤn-
den und Amte auch Reiche in dieſem und in an-
dern Briefen zeuget: und dahin ging der Vor-
trag des gantzen Raths GOTTes von dem
Grunde und von der Ordnung des Heils, nach
Ap. Geſ. 20, 27. Es muß demnach eines Ev-
angeliſchen Lehrers Haupt-Werck ſeyn, daß er
den Seelen CHriſtum, wie er iſt, recht groß
und angenehm mache, und ihnen zuvorderſt ſei-
ne Gnade zur gruͤndlichen Bekehrung recht an-
preiſe, unter der Vorſtellung, zu was fuͤr einer
groſſen Seligkeit man durch ihn auf dieſem We-
ge gelange.
5. Und da der Apoſtel das Wort alle drey-
mal ſetzet, und anzeiget, daß er einem ieden
Menſchen,
bey dem er zur Verkuͤndigung Ge-
legenheit finde, CHriſtum predige, ſo zeiget er
damit an, daß er es bey dem oͤffentlichen Vor-
trage nicht gelaſſen, ſondern auch einen ieden
beſonders vorgenommen habe. Welches er Ap.
Geſch. 20, 34. nennet ἕνα ἕκαστον, einen ieden
ermahnen.
Es iſt zwar wahr, wenn man
ſpricht: Dic & liberaſti animam tuam, ſage es,
ſo haſt du deine Seele errettet:
Aber es
koͤmmt auf das rechte ſagen an: ob man es
nicht allein oͤffentlich, ſondern auch beſonders,
und alſo, wie es haͤtte geſchehen ſollen, gethan
habe.
6. Paulus hat dazu zuvorderſt gebrauchet
alle Treue und allen Ernſt, ſo gar, daß er
die Amts-Verrichtung und Seelen-Sorge nicht
allein eine Arbeit, ſondern auch einen Kampf
nennet, der ihm ohne Zweifel oft ſauer ange-
kommen iſt. Und dazu kam denn noch alle
Weisheit,
die gehoͤrige Art und Weiſe zu tref-
fen, ſo wie es ſich fuͤr eines ieden Zuſtand ſchi-
ckete. Die Handlung des Vortrages ſelbſt nen-
net er verkuͤndigen, ermahnen, lehren: da
das mittlere Wort, νουϑετει῀ν ſonderlich gehet
auf die Application, welche eine mehrere und
naͤhere Einſchaͤrfung an das Gewiſſen erfo-
dert.
7. Der Zweck die Darſtellung eines
ieglichen Menſchen, als vollkommen in
CHriſto.
Da inſonderheit zu mercken:
a. Die Darſtellung: welche alhier, der Zu-
eignung nach, gar ſchoͤn uͤberein koͤmmt mit
dem Zwecke CHriſti, den er ſelbſt bey dem
Verſoͤhnungs-Amte gehabt hat; davon es
v. 22 heißt: Daß er euch darſtellete hei-
[Spaltenumbruch] lig und unſtraͤflich und ohne Tadel vor
ihm ſelbſt.
Es muß ein rechtſchaffner Leh-
rer mit CHriſto einerley Zweck haben. Da
die Darſtellung CHriſti aus der Verſoͤhnung
hergeleitet wird, und ſonderlich auf die
Rechtfertigung gehet; ſo gehet die Dar-
ſtellung Pauli, nach ſolchem Grunde, noch
in mehrer Application auf das gantze Chri-
ſtenthum,
und darinnen ſonderlich auf die
Erneuerung.
b. Dieſer iſt τέλειος vollkommen, der alle
Stuͤcke deſſelben, ob gleich noch in der Unvoll-
kommenheit, doch nach der Wahrheit an ſich
hat, und der darinnen auch bereits zu meh-
rern Kraͤften gekommen, und alſo kein jun-
ges Milch-Kind, ſondern ein Juͤngling
und ſtarcker Mann iſt. Davon es heißt
Eph. 4, 13. 14. Daß wir ein Vollkommner
Mann werden, der da ſey in der Maſſe
des vollkommnen Alters CHriſti, auf
daß wir nicht mehr Kinder ſeyn und uns
waͤgen und wiegen laſſen von allerley
Wind der Lehre
u. f. Dieſen Vollkom-
menen gehoͤret die ſtarcke Speiſe, als
die durch Gewohnheit haben geuͤbte
Sinne zum Unterſcheide des Guten und
des Boͤſen
Hebr. 5, 12. 13. 14.
c. Dazu koͤmmt die Paulo gewoͤhnliche Re-
dens-Art: in CHriſto JEſu, womit er
anzeiget, wie daß man bey der gedachten Voll-
kommenheit in der Vereinigung und Gemein-
ſchaft mit CHriſto ſtehe, und daß wie aus der
Kraft CHriſti alles rechtſchaffne Weſen des
Chriſtenthums habe, alſo auch an der Ge-
rechtigkeit CHriſti die Erſetzung aller noch uͤ-
brigen Unvollkommenheit finde.
8. Das principium oder der Grund, aus
welchem Paulus alle ſeine Amts-Verrichtun-
gen herfuͤhrete, war die Wirckung CHriſti,
von welcher er gar nachdruͤcklich ſpricht, daß ſie
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und zwar in ihm, und in dieſer Ordnung auch
durch ihn. Denn wo ein Lehrer nicht ein
Tempel, und gleichſam eine rechte Werckſtatt
des Heiligen Geiſtes iſt, darinnen er wohnen
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ein recht tuͤchtiges und getreues Werckzeug ſeyn,
dadurch er wircke. Man ſiehet demnach, wo-
her das Wort GOttes alle ſeine Kraft habe,
nemlich von GOTT ſelbſt, der es nicht allein
an ſich ſelbſt zu einem kraͤftigen Samen gema-
chet hat, ſondern auch bey der Verkuͤndigung
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ckung den rechten Nachdruck giebet. Daher
man denn auch nicht allein Menſchen, ſondern
auch GOTT ſelbſt widerſtehet, wenn man
das alſo an das Gewiſſen gelegte Wort nicht
annimmt. Hieher gehoͤret, was Paulus ſaget
Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den,
der mich maͤchtig machet CHriſtum.
Sie-
he auch Rom. 15, 18. Jch duͤrfte nicht etwas
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[768/0796] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 28. 29. get? Mit Vorſtellung, Ermahnung und Lehre in aller Weisheit, auch mit aller Ar- beit und allem Ringen. 4. Zu welchem Zwe- cke ſolches geſchehen? Daß er einen ieglichen Menſchen vollkommen in CHriſto moͤchte darſtellen. 5. Aus welchem Vermoͤgen al- les bey ihm geſchehe? Aus der Wirckung deſ- ſen, der in ihm kraͤftig wircket. Welche fuͤnf Stuͤcke nun inſonderheit mit wenigen zu erlaͤu- tern ſind: Denn ob dieſe Materie gleich an ſich deutlich genug iſt, ſo iſt ſie doch dabey in Anſe- hung der Lehrer und Zuhoͤrer von einem ſol- chen Nachdrucke, welchen nicht gleich ein ieder einſiehet. 4. CHriſtum verkuͤndigte der Apoſtel al- ſo, wie er von ihm nach ſeiner Perſon, Staͤn- den und Amte auch Reiche in dieſem und in an- dern Briefen zeuget: und dahin ging der Vor- trag des gantzen Raths GOTTes von dem Grunde und von der Ordnung des Heils, nach Ap. Geſ. 20, 27. Es muß demnach eines Ev- angeliſchen Lehrers Haupt-Werck ſeyn, daß er den Seelen CHriſtum, wie er iſt, recht groß und angenehm mache, und ihnen zuvorderſt ſei- ne Gnade zur gruͤndlichen Bekehrung recht an- preiſe, unter der Vorſtellung, zu was fuͤr einer groſſen Seligkeit man durch ihn auf dieſem We- ge gelange. 5. Und da der Apoſtel das Wort alle drey- mal ſetzet, und anzeiget, daß er einem ieden Menſchen, bey dem er zur Verkuͤndigung Ge- legenheit finde, CHriſtum predige, ſo zeiget er damit an, daß er es bey dem oͤffentlichen Vor- trage nicht gelaſſen, ſondern auch einen ieden beſonders vorgenommen habe. Welches er Ap. Geſch. 20, 34. nennet ἕνα ἕκαστον, einen ieden ermahnen. Es iſt zwar wahr, wenn man ſpricht: Dic & liberaſti animam tuam, ſage es, ſo haſt du deine Seele errettet: Aber es koͤmmt auf das rechte ſagen an: ob man es nicht allein oͤffentlich, ſondern auch beſonders, und alſo, wie es haͤtte geſchehen ſollen, gethan habe. 6. Paulus hat dazu zuvorderſt gebrauchet alle Treue und allen Ernſt, ſo gar, daß er die Amts-Verrichtung und Seelen-Sorge nicht allein eine Arbeit, ſondern auch einen Kampf nennet, der ihm ohne Zweifel oft ſauer ange- kommen iſt. Und dazu kam denn noch alle Weisheit, die gehoͤrige Art und Weiſe zu tref- fen, ſo wie es ſich fuͤr eines ieden Zuſtand ſchi- ckete. Die Handlung des Vortrages ſelbſt nen- net er verkuͤndigen, ermahnen, lehren: da das mittlere Wort, νουϑετει῀ν ſonderlich gehet auf die Application, welche eine mehrere und naͤhere Einſchaͤrfung an das Gewiſſen erfo- dert. 7. Der Zweck die Darſtellung eines ieglichen Menſchen, als vollkommen in CHriſto. Da inſonderheit zu mercken: a. Die Darſtellung: welche alhier, der Zu- eignung nach, gar ſchoͤn uͤberein koͤmmt mit dem Zwecke CHriſti, den er ſelbſt bey dem Verſoͤhnungs-Amte gehabt hat; davon es v. 22 heißt: Daß er euch darſtellete hei- lig und unſtraͤflich und ohne Tadel vor ihm ſelbſt. Es muß ein rechtſchaffner Leh- rer mit CHriſto einerley Zweck haben. Da die Darſtellung CHriſti aus der Verſoͤhnung hergeleitet wird, und ſonderlich auf die Rechtfertigung gehet; ſo gehet die Dar- ſtellung Pauli, nach ſolchem Grunde, noch in mehrer Application auf das gantze Chri- ſtenthum, und darinnen ſonderlich auf die Erneuerung. b. Dieſer iſt τέλειος vollkommen, der alle Stuͤcke deſſelben, ob gleich noch in der Unvoll- kommenheit, doch nach der Wahrheit an ſich hat, und der darinnen auch bereits zu meh- rern Kraͤften gekommen, und alſo kein jun- ges Milch-Kind, ſondern ein Juͤngling und ſtarcker Mann iſt. Davon es heißt Eph. 4, 13. 14. Daß wir ein Vollkommner Mann werden, der da ſey in der Maſſe des vollkommnen Alters CHriſti, auf daß wir nicht mehr Kinder ſeyn und uns waͤgen und wiegen laſſen von allerley Wind der Lehre u. f. Dieſen Vollkom- menen gehoͤret die ſtarcke Speiſe, als die durch Gewohnheit haben geuͤbte Sinne zum Unterſcheide des Guten und des Boͤſen Hebr. 5, 12. 13. 14. c. Dazu koͤmmt die Paulo gewoͤhnliche Re- dens-Art: in CHriſto JEſu, womit er anzeiget, wie daß man bey der gedachten Voll- kommenheit in der Vereinigung und Gemein- ſchaft mit CHriſto ſtehe, und daß wie aus der Kraft CHriſti alles rechtſchaffne Weſen des Chriſtenthums habe, alſo auch an der Ge- rechtigkeit CHriſti die Erſetzung aller noch uͤ- brigen Unvollkommenheit finde. 8. Das principium oder der Grund, aus welchem Paulus alle ſeine Amts-Verrichtun- gen herfuͤhrete, war die Wirckung CHriſti, von welcher er gar nachdruͤcklich ſpricht, daß ſie gewircket habe ἐν δυνάμει, in der Kraft, und zwar in ihm, und in dieſer Ordnung auch durch ihn. Denn wo ein Lehrer nicht ein Tempel, und gleichſam eine rechte Werckſtatt des Heiligen Geiſtes iſt, darinnen er wohnen und wircken koͤnne, ſo kan er auch unmoͤglich ein recht tuͤchtiges und getreues Werckzeug ſeyn, dadurch er wircke. Man ſiehet demnach, wo- her das Wort GOttes alle ſeine Kraft habe, nemlich von GOTT ſelbſt, der es nicht allein an ſich ſelbſt zu einem kraͤftigen Samen gema- chet hat, ſondern auch bey der Verkuͤndigung ſelbſt ſeinem Worte durch ſeine kraͤftige Wir- ckung den rechten Nachdruck giebet. Daher man denn auch nicht allein Menſchen, ſondern auch GOTT ſelbſt widerſtehet, wenn man das alſo an das Gewiſſen gelegte Wort nicht annimmt. Hieher gehoͤret, was Paulus ſaget Phil. 4, 13. Jch vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet CHriſtum. Sie- he auch Rom. 15, 18. Jch duͤrfte nicht etwas reden, wo daſſelbe nicht CHriſtus durch mich wirckete, die Heiden zum Gehorſam zu bringen durch Wort und Werck. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/796>, abgerufen am 24.11.2024.