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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, 18-20. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] aus Gnaden zu gewarten habet: sintemal er ge-
saget hat: Warlich ich sage euch, was ihr
gethan habet einem unter diesen meinen
geringsten Brüdern, das habt ihr mir ge-
than!
Von dem Worte Frucht siehe Rom. 15,
28. Tit. 3, 14.

V. 18.

Denn ich habe alles (Gr. ich habe aber
alles dahin, oder empfangen, was ihr mir zuge-
schicket habet) und habe (daran) überflüßig.
Jch bin erfüllet
(habe nun genug, daß ich
nichts mehr bedarf) da ich empfing durch
Epaphroditum, das von euch kam
(als ein)
süsser Geruch, ein angenehm Opfer, GOtt
gefällig.

Anmerckungen.

1. Die ersten Worte apekho de panta,
sind im Teutschen nicht wohl übersetzet durch:
denn ich habe alles, sondern müssen übersetzt
werden: Jch habe aber alles empfangen.
Denn damit bescheiniget der Apostel, daß ihm
durch Epaphroditum alles richtig von den Phi-
lippern sey überliefert worden.

2. Es ist zwar das Absehen der Opfer des
alten Testaments, und des dabey zum süssen
Geruch verordneten Räuchwercks eigentlich
auf das Werck der Versöhnung CHristi ge-
gangen: es läßt sich aber ausser dem nach der
Neben-Absicht GOttes gar wohl auf die geistli-
chen Opfer der versöhnten Christen appliciren.
Daher der Apostel Rom. 15, 16. die Heiden selbst
zu einem geistlichen Opfer machet, wenn er
spricht: Mir ist die Gnade von GOtt ge-
geben, daß ich soll ein Diener Christi seyn
unter die Heiden, zu opfern das Evange-
lium GOttes
(Gr. am Evangelio meinen Got-
tesdienst zu verrichten) auf daß die Heiden ein
Opfer werden, GOtt angenehm, geheili-
get durch den Heiligen Geist.
Siehe auch
auch Rom. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9. Und sonder-
lich Hebr. 13, 16. da es heißt: Wohlzuthun
und mitzutheilen vergesset nicht. Denn
solche Opfer gefallen GOtt wohl.

V. 19.

Mein GOtt aber erfülle (plerosei,
wird erfüllen) alle eure Nothdurft nach sei-
nem Reichthum, in der Herrlichkeit, in
Christo JEsu.

Anmerckungen.
1. Das Wort mein, mein GOtt, ist ein
Glaubens-Wort, damit ein jeder Gläubiger
den allgemeinen einigen GOtt aller Menschen
billig insonderheit als seinen eigenen GOtt an-
siehet, in der Versicherung, daß er auch auf
ihn insonderheit sehe, und mit der Bezeugung,
daß ein ieder insonderheit zu seinem Dienst ver-
flichtet sey. Mein HERR und mein GOtt!
muß ein ieder mit Thoma Joh. 20, 28. und mit
David in seinen Psalmen hin und wieder, gläu-
big sagen können.
2. Weil Paulus den Reichthum der
Liebe GOttes
an sich selbst erfahren hatte, so
[Spaltenumbruch] rühmet er denselben in seinen Briefen so vielmehr,
sonderlich in dem an die Ephesier, da er des
Reichthums der Gnade und der Herrlich-
keit GOttes
fünfmal ausdrücklich gedencket:
nemlich c. 1, 7. 18. c. 2, 7. c. 3, 8. 16.
3. Man behält das Wort plerosei billig
im futuro, er wird erfüllen, als eine Verheis-
sung. Denn eine ausdrückliche Verheissung
hat die Kraft einer Versicherung, und ist also
noch tröstlicher als ein Wunsch. Siehe hiebey
2 Cor. 9, 8.
4. Mit dem Worte en doxe, in der
Herrlichkeit,
siehet der Apostel auf eine solche
Erfüllung der Nothdnrft, oder Wiedervergel-
tung, welche an geistlichen Gütern in der Herr-
lichkeit geschehen würde. Welches einem ge-
wiß nicht wenig zur Gutthätigkeit aufmuntern
soll und kan. Daher Paulus Gal. 6, 9. schrei-
bet: Lasset uns gutes thun, und nicht mü-
de werden. Denn zu seiner Zeit werden
wir auch erndten ohne Aufhören.
5. Die Redens-Art: in dem HErrn,
oder in CHristo JEsu, gehöret, wie schon öfter
gedacht ist, zu den idiotismis und characteribus
des Paulinischen stili; und kömmt sie alhier al-
lein in dem letztern Capitel dieses Briefes zum
sechsten mal vor, und folget v. 21. zum siebenden
mal. Am gegenwärtigen Orte zeiget sie an, daß
wie aller Segen uns von Christo erworben ist,
er auch in Christo mitgetheilet und genossen
werde.
V. 20.

Dem GOTT aber und unserm Va-
ter sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Anmerckungen.
1. Das Wörtlein und stehet alhier, wie
auch sonst bey dergleichen Worten von GOtt,
exegetikos, Erklärungs-weise, und heißt so viel,
als, der da ist, GOtt, der da ist unser Vater,
nemlich in CHristo JEsu, dessen vorher ge-
dacht ist.
2. Es ist aber die doxologie gerichtet nicht
allein auf das nechst vorhergehende, auf die ge-
rühmte Gutthätigkeit der Philipper, sondern
auch überhaupt auf alle in CHristo durch die
kräftige Wirckung des Heiligen Geistes uns er-
zeigete Wohlthaten.
3. Da die unendliche Ewigkeit unserm
menschlichen Begriffe nach in ihrem Lauffe einen
periodum, eine Tiefe und Länge nach der andern
haben wird, so heißt es davon: eis tous aionas
ton aionon, in die Ewigkeiten der Ewig-
keiten.
Denn wenn sich der Mensch die Ewig-
keit vorstellet, und mit seinen Gedancken in die-
selbe sich aufs tiefeste einsencket; so kömmt er
doch damit nicht ans Ende, sondern er kömmt
damit aus einer Tiefe in die andere, und muß
dabey erkennen, wie recht erstaunlich und unbe-
greiflich, aber auch dabey in Ansehung des ewi-
gen Lebens, höchst-erfreulich die Ewigkeit sey.
Und ob uns gleich in dieser Zeitlichkeit die Ewig-
keit unbegreiflich ist; so ist uns doch auch das Ge-
gen-
A a a a a 2

Cap. 4, 18-20. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] aus Gnaden zu gewarten habet: ſintemal er ge-
ſaget hat: Warlich ich ſage euch, was ihr
gethan habet einem unter dieſen meinen
geringſten Bruͤdern, das habt ihr mir ge-
than!
Von dem Worte Frucht ſiehe Rom. 15,
28. Tit. 3, 14.

V. 18.

Denn ich habe alles (Gr. ich habe aber
alles dahin, oder empfangen, was ihr mir zuge-
ſchicket habet) und habe (daran) uͤberfluͤßig.
Jch bin erfuͤllet
(habe nun genug, daß ich
nichts mehr bedarf) da ich empfing durch
Epaphroditum, das von euch kam
(als ein)
ſuͤſſer Geruch, ein angenehm Opfer, GOtt
gefaͤllig.

Anmerckungen.

1. Die erſten Worte ἀπέχω δὲ πάντα,
ſind im Teutſchen nicht wohl uͤberſetzet durch:
denn ich habe alles, ſondern muͤſſen uͤberſetzt
werden: Jch habe aber alles empfangen.
Denn damit beſcheiniget der Apoſtel, daß ihm
durch Epaphroditum alles richtig von den Phi-
lippern ſey uͤberliefert worden.

2. Es iſt zwar das Abſehen der Opfer des
alten Teſtaments, und des dabey zum ſuͤſſen
Geruch verordneten Raͤuchwercks eigentlich
auf das Werck der Verſoͤhnung CHriſti ge-
gangen: es laͤßt ſich aber auſſer dem nach der
Neben-Abſicht GOttes gar wohl auf die geiſtli-
chen Opfer der verſoͤhnten Chriſten appliciren.
Daher der Apoſtel Rom. 15, 16. die Heiden ſelbſt
zu einem geiſtlichen Opfer machet, wenn er
ſpricht: Mir iſt die Gnade von GOtt ge-
geben, daß ich ſoll ein Diener Chriſti ſeyn
unter die Heiden, zu opfern das Evange-
lium GOttes
(Gr. am Evangelio meinen Got-
tesdienſt zu verrichten) auf daß die Heiden ein
Opfer werden, GOtt angenehm, geheili-
get durch den Heiligen Geiſt.
Siehe auch
auch Rom. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9. Und ſonder-
lich Hebr. 13, 16. da es heißt: Wohlzuthun
und mitzutheilen vergeſſet nicht. Denn
ſolche Opfer gefallen GOtt wohl.

V. 19.

Mein GOtt aber erfuͤlle (πληρώσει,
wird erfuͤllen) alle eure Nothdurft nach ſei-
nem Reichthum, in der Herrlichkeit, in
Chriſto JEſu.

Anmerckungen.
1. Das Wort mein, mein GOtt, iſt ein
Glaubens-Wort, damit ein jeder Glaͤubiger
den allgemeinen einigen GOtt aller Menſchen
billig inſonderheit als ſeinen eigenen GOtt an-
ſiehet, in der Verſicherung, daß er auch auf
ihn inſonderheit ſehe, und mit der Bezeugung,
daß ein ieder inſonderheit zu ſeinem Dienſt ver-
flichtet ſey. Mein HERR und mein GOtt!
muß ein ieder mit Thoma Joh. 20, 28. und mit
David in ſeinen Pſalmen hin und wieder, glaͤu-
big ſagen koͤnnen.
2. Weil Paulus den Reichthum der
Liebe GOttes
an ſich ſelbſt erfahren hatte, ſo
[Spaltenumbruch] ruͤhmet er denſelben in ſeinen Briefen ſo vielmehr,
ſonderlich in dem an die Epheſier, da er des
Reichthums der Gnade und der Herrlich-
keit GOttes
fuͤnfmal ausdruͤcklich gedencket:
nemlich c. 1, 7. 18. c. 2, 7. c. 3, 8. 16.
3. Man behaͤlt das Wort πληρώσει billig
im futuro, er wird erfuͤllen, als eine Verheiſ-
ſung. Denn eine ausdruͤckliche Verheiſſung
hat die Kraft einer Verſicherung, und iſt alſo
noch troͤſtlicher als ein Wunſch. Siehe hiebey
2 Cor. 9, 8.
4. Mit dem Worte ἐν δόξῃ, in der
Herrlichkeit,
ſiehet der Apoſtel auf eine ſolche
Erfuͤllung der Nothdnrft, oder Wiedervergel-
tung, welche an geiſtlichen Guͤtern in der Herr-
lichkeit geſchehen wuͤrde. Welches einem ge-
wiß nicht wenig zur Gutthaͤtigkeit aufmuntern
ſoll und kan. Daher Paulus Gal. 6, 9. ſchrei-
bet: Laſſet uns gutes thun, und nicht muͤ-
de werden. Denn zu ſeiner Zeit werden
wir auch erndten ohne Aufhoͤren.
5. Die Redens-Art: in dem HErrn,
oder in CHriſto JEſu, gehoͤret, wie ſchon oͤfter
gedacht iſt, zu den idiotiſmis und characteribus
des Pauliniſchen ſtili; und koͤmmt ſie alhier al-
lein in dem letztern Capitel dieſes Briefes zum
ſechſten mal vor, und folget v. 21. zum ſiebenden
mal. Am gegenwaͤrtigen Orte zeiget ſie an, daß
wie aller Segen uns von Chriſto erworben iſt,
er auch in Chriſto mitgetheilet und genoſſen
werde.
V. 20.

Dem GOTT aber und unſerm Va-
ter ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Anmerckungen.
1. Das Woͤrtlein und ſtehet alhier, wie
auch ſonſt bey dergleichen Worten von GOtt,
ἐξηγητικῶς, Erklaͤrungs-weiſe, und heißt ſo viel,
als, der da iſt, GOtt, der da iſt unſer Vater,
nemlich in CHriſto JEſu, deſſen vorher ge-
dacht iſt.
2. Es iſt aber die doxologie gerichtet nicht
allein auf das nechſt vorhergehende, auf die ge-
ruͤhmte Gutthaͤtigkeit der Philipper, ſondern
auch uͤberhaupt auf alle in CHriſto durch die
kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes uns er-
zeigete Wohlthaten.
3. Da die unendliche Ewigkeit unſerm
menſchlichen Begriffe nach in ihrem Lauffe einen
periodum, eine Tiefe und Laͤnge nach der andern
haben wird, ſo heißt es davon: εἰς τοῦς ἀιῶνας
τῶν ἀιώνων, in die Ewigkeiten der Ewig-
keiten.
Denn wenn ſich der Menſch die Ewig-
keit vorſtellet, und mit ſeinen Gedancken in die-
ſelbe ſich aufs tiefeſte einſencket; ſo koͤmmt er
doch damit nicht ans Ende, ſondern er koͤmmt
damit aus einer Tiefe in die andere, und muß
dabey erkennen, wie recht erſtaunlich und unbe-
greiflich, aber auch dabey in Anſehung des ewi-
gen Lebens, hoͤchſt-erfreulich die Ewigkeit ſey.
Und ob uns gleich in dieſer Zeitlichkeit die Ewig-
keit unbegreiflich iſt; ſo iſt uns doch auch das Ge-
gen-
A a a a a 2
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[739/0767] Cap. 4, 18-20. an die Philipper. aus Gnaden zu gewarten habet: ſintemal er ge- ſaget hat: Warlich ich ſage euch, was ihr gethan habet einem unter dieſen meinen geringſten Bruͤdern, das habt ihr mir ge- than! Von dem Worte Frucht ſiehe Rom. 15, 28. Tit. 3, 14. V. 18. Denn ich habe alles (Gr. ich habe aber alles dahin, oder empfangen, was ihr mir zuge- ſchicket habet) und habe (daran) uͤberfluͤßig. Jch bin erfuͤllet (habe nun genug, daß ich nichts mehr bedarf) da ich empfing durch Epaphroditum, das von euch kam (als ein) ſuͤſſer Geruch, ein angenehm Opfer, GOtt gefaͤllig. Anmerckungen. 1. Die erſten Worte ἀπέχω δὲ πάντα, ſind im Teutſchen nicht wohl uͤberſetzet durch: denn ich habe alles, ſondern muͤſſen uͤberſetzt werden: Jch habe aber alles empfangen. Denn damit beſcheiniget der Apoſtel, daß ihm durch Epaphroditum alles richtig von den Phi- lippern ſey uͤberliefert worden. 2. Es iſt zwar das Abſehen der Opfer des alten Teſtaments, und des dabey zum ſuͤſſen Geruch verordneten Raͤuchwercks eigentlich auf das Werck der Verſoͤhnung CHriſti ge- gangen: es laͤßt ſich aber auſſer dem nach der Neben-Abſicht GOttes gar wohl auf die geiſtli- chen Opfer der verſoͤhnten Chriſten appliciren. Daher der Apoſtel Rom. 15, 16. die Heiden ſelbſt zu einem geiſtlichen Opfer machet, wenn er ſpricht: Mir iſt die Gnade von GOtt ge- geben, daß ich ſoll ein Diener Chriſti ſeyn unter die Heiden, zu opfern das Evange- lium GOttes (Gr. am Evangelio meinen Got- tesdienſt zu verrichten) auf daß die Heiden ein Opfer werden, GOtt angenehm, geheili- get durch den Heiligen Geiſt. Siehe auch auch Rom. 12, 1. 1 Pet. 2, 5. 9. Und ſonder- lich Hebr. 13, 16. da es heißt: Wohlzuthun und mitzutheilen vergeſſet nicht. Denn ſolche Opfer gefallen GOtt wohl. V. 19. Mein GOtt aber erfuͤlle (πληρώσει, wird erfuͤllen) alle eure Nothdurft nach ſei- nem Reichthum, in der Herrlichkeit, in Chriſto JEſu. Anmerckungen. 1. Das Wort mein, mein GOtt, iſt ein Glaubens-Wort, damit ein jeder Glaͤubiger den allgemeinen einigen GOtt aller Menſchen billig inſonderheit als ſeinen eigenen GOtt an- ſiehet, in der Verſicherung, daß er auch auf ihn inſonderheit ſehe, und mit der Bezeugung, daß ein ieder inſonderheit zu ſeinem Dienſt ver- flichtet ſey. Mein HERR und mein GOtt! muß ein ieder mit Thoma Joh. 20, 28. und mit David in ſeinen Pſalmen hin und wieder, glaͤu- big ſagen koͤnnen. 2. Weil Paulus den Reichthum der Liebe GOttes an ſich ſelbſt erfahren hatte, ſo ruͤhmet er denſelben in ſeinen Briefen ſo vielmehr, ſonderlich in dem an die Epheſier, da er des Reichthums der Gnade und der Herrlich- keit GOttes fuͤnfmal ausdruͤcklich gedencket: nemlich c. 1, 7. 18. c. 2, 7. c. 3, 8. 16. 3. Man behaͤlt das Wort πληρώσει billig im futuro, er wird erfuͤllen, als eine Verheiſ- ſung. Denn eine ausdruͤckliche Verheiſſung hat die Kraft einer Verſicherung, und iſt alſo noch troͤſtlicher als ein Wunſch. Siehe hiebey 2 Cor. 9, 8. 4. Mit dem Worte ἐν δόξῃ, in der Herrlichkeit, ſiehet der Apoſtel auf eine ſolche Erfuͤllung der Nothdnrft, oder Wiedervergel- tung, welche an geiſtlichen Guͤtern in der Herr- lichkeit geſchehen wuͤrde. Welches einem ge- wiß nicht wenig zur Gutthaͤtigkeit aufmuntern ſoll und kan. Daher Paulus Gal. 6, 9. ſchrei- bet: Laſſet uns gutes thun, und nicht muͤ- de werden. Denn zu ſeiner Zeit werden wir auch erndten ohne Aufhoͤren. 5. Die Redens-Art: in dem HErrn, oder in CHriſto JEſu, gehoͤret, wie ſchon oͤfter gedacht iſt, zu den idiotiſmis und characteribus des Pauliniſchen ſtili; und koͤmmt ſie alhier al- lein in dem letztern Capitel dieſes Briefes zum ſechſten mal vor, und folget v. 21. zum ſiebenden mal. Am gegenwaͤrtigen Orte zeiget ſie an, daß wie aller Segen uns von Chriſto erworben iſt, er auch in Chriſto mitgetheilet und genoſſen werde. V. 20. Dem GOTT aber und unſerm Va- ter ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Anmerckungen. 1. Das Woͤrtlein und ſtehet alhier, wie auch ſonſt bey dergleichen Worten von GOtt, ἐξηγητικῶς, Erklaͤrungs-weiſe, und heißt ſo viel, als, der da iſt, GOtt, der da iſt unſer Vater, nemlich in CHriſto JEſu, deſſen vorher ge- dacht iſt. 2. Es iſt aber die doxologie gerichtet nicht allein auf das nechſt vorhergehende, auf die ge- ruͤhmte Gutthaͤtigkeit der Philipper, ſondern auch uͤberhaupt auf alle in CHriſto durch die kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes uns er- zeigete Wohlthaten. 3. Da die unendliche Ewigkeit unſerm menſchlichen Begriffe nach in ihrem Lauffe einen periodum, eine Tiefe und Laͤnge nach der andern haben wird, ſo heißt es davon: εἰς τοῦς ἀιῶνας τῶν ἀιώνων, in die Ewigkeiten der Ewig- keiten. Denn wenn ſich der Menſch die Ewig- keit vorſtellet, und mit ſeinen Gedancken in die- ſelbe ſich aufs tiefeſte einſencket; ſo koͤmmt er doch damit nicht ans Ende, ſondern er koͤmmt damit aus einer Tiefe in die andere, und muß dabey erkennen, wie recht erſtaunlich und unbe- greiflich, aber auch dabey in Anſehung des ewi- gen Lebens, hoͤchſt-erfreulich die Ewigkeit ſey. Und ob uns gleich in dieſer Zeitlichkeit die Ewig- keit unbegreiflich iſt; ſo iſt uns doch auch das Ge- gen- A a a a a 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/767>, abgerufen am 24.11.2024.